MYANMAR

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Tobias Esche
MYANMAR
Unterwegs im Land der weißen Elefanten
2., erweiterte und aktualisierte Auflage 2015
Trescher Verlag
Reinhardtstr. 9
10117 Berlin
http://www.trescher-verlag.de
ISBN 978-3-89794-321-6
Herausgegeben von Bernd Schwenkros und
Detlev von Oppeln
Reihenentwurf und Gesamtgestaltung:
Bernd Chill
Satz und Bildbearbeitung:
Martina Gerber
Lektorat: Sabine Fach
Stadtpläne und Karten: Johann Maria Just,
Martin Kapp, Bernd Chill
Druck: Druckhaus Köthen
Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne
Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt
insbesondere für den Aushang, Vervielfältigungen, Übersetzungen, Nachahmungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Alle Angaben in diesem Reiseführer wurden
sorgfältig recherchiert und überprüft. Dennoch
können Entwicklungen vor Ort dazu führen,
dass einzelne Informationen nicht mehr aktuell
sind. Gerne nehmen wir dazu Ihre Hinweise und
Anregungen entgegen. Bitte schreiben Sie an
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HINWEIS ZUR BENUTZUNG:
Die Seitenzahlen im Inhaltsverzeichnis, Griffleisten, Verweise im Text und das Register sind
mit den dazu gehörigen Texten und Karten
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Land und
Leute
Leseteil
YANGON UND UMGEBUNG
Reiseteil I
Yangon und Umgebung
Reiseteil II
Der Shan-Staat
DER SHAN-STAAT
Reiseteil III
Mandalay und Umgebung
Bagan
Reiseteil
IV
MANDALAY UND UMGEBUNG
Der Süden Myanmars
Reiseteil V
BAGAN
Der Westen
und dievon
Strände
Reisetips
A bis Z
Reisetipps VONAnhang
A BIS Z
DER SÜDEN MYANMARS
Sprachführer
Anhang
DER WESTEN UND DIE STRÄNDE
S.4
Inhalt
Vorwort
Hinweise zur Benutzung
Zeichenlegende
Entfernungstabelle
Das Wichtigste in Kürze
Die schönsten Reiseziele
11
12
12
13
14
18
LAND UND LEUTE
20
Myanmar: Zahlen und Fakten
22
Geographie
Berge und Ebenen
Die großen Flüsse
Natur und Umwelt
Flora und Fauna
Das Land und seine
Bezeichnungen
23
23
24
25
26
29
Die vielen Völker Myanmars
Shan
Kayin (Karen)
Sprache und Ethnizität
Der Status der Frau Feste und Feiertage
32
34
37
40
41
42
Geisterglaube und Buddhismus
Die Verwebung von Geisterglaube
und Buddhismus
Der Geisterglaube im Alltag
Der Buddhismus
Die Darstellung des Buddha
Mönch und Gesellschaft
Der Buddhismus im täglichen
Leben
47
Die Geschichte Myanmars
Überblick
Frühe Besiedlung
Bagan – das erste Großreich
Machtverlagerung von Bagan
nach Innwa
Das Reich der Mon im Süden
Das zweite Großreich entsteht
Die Konbaung-Dynastie
Die Erschaffung von Burma
47
49
52
55
57
63
64
66
69
70
72
74
75
76
78
Inhalt
Die Legende der drei Shan-Brüder 78
Kolonialzeit
80
Widerstand
81
Unabhängigkeit
82
General Ne Win und die
sozialistische Revolution
84
Sozialismus und außenpolitische
Isolation
85
Die Entstehung des SLORC
87
Verspielte Chance: Die Wahlen
von 1990
90
Myanmar und der Verband
südostasiatischer Staaten
(ASEAN)
93
Myanmar und die USA
94
General Khin Nyunt und der
Fahrplan zur Demokratie
95
Drei Könige in Nay Pyi Taw
96
Weder Safran noch Revolution
98
Der Zyklon und
das Referendum
99
Die Wahlen 2010
99
Politik und Wirtschaft
104
Wenn China spuckt, schwimmen
wir
106
Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft
107
Aktuelle wirtschaftliche Lage
110
Bildungswesen
111
Kunst und Kultur
116
Literatur (Dr. Uta Gärtner, Berlin) 116
Musik (Daphne Wolf, Yangon) 121
Fußball und Chinlon
123
Kleidung
124
Thanakha und das Schönheitsideal
125
Essen und Trinken
Bamar-Küche
Westliche Küche
Getränke
131
131
133
133
Reisen im Land
Ah-na-de
134
134
S.5
S.6
Inhalt
Vorgebuchte Reisen
Selbst organisierte Reisen
Kombi-Reisen
Inlandsflüge
Busreisen
Schiffsreisen
Bahnreisen
Reisen per Fahrrad
Auto mit Fahrer
Bekannte Probleme
135
136
137
138
139
140
141
141
141
141
YANGON UND UMGEBUNG
142
Yangon
Orientierung
Stadtgeschichte
Shwedagon Paya
Umgebung der
Shwedagon Paya
Die Downtown
Sehenswertes rund um den
Inya-See
Shopping Malls
Eisenbahnfahrt mit der
Circle Line
Flusshafen und Überfahrt nach
Dala
Museen
Yangon-Informationen
144
144
146
149
156
158
162
167
168
168
169
172
Bago
Soldatenfriedhof Htaukkyant
Geschichte der Stadt
Sehenswüdigkeiten
183
183
183
185
Nay Pyi Taw
Sehenswürdigkeiten
190
191
DER SHAN-STAAT
194
Der Shan-Unionsstaat
Reisehinweise
196
198
Der Inle-See
Anreise
Kalaw
198
198
200
Inhalt
Pindaya
202
Die alte Fürstenstadt
Nyaungshwe
208
Sehenswürdigkeiten am Inle-See 210
Taunggyi
215
Pyin U Lwin
Orientierung
Sehenswürdigkeiten
Im Westen der Stadt
Östlich der Stadt
218
220
220
221
222
Der nördliche Shan-Staat
Anreise
Das Goteik-Viadukt
Hsipaw
227
227
227
228
Lashio
Geschichte
Orientierung
Sehenswürdigkeiten
233
233
234
235
MANDALAY UND UMGEBUNG
240
Mandalay
Geschichte
Orientierung
Mahamuni-Buddha
Palast
Mandalay Hill
Goldenes Kloster
Kuthodaw Paya und Sandamuni
Paya
Kyauktawgyi Paya
Zegyo-Markt
Weitere Sehenswürdigkeiten
Mandalay-Informationen
242
244
246
247
249
251
252
253
255
255
256
258
Ausflüge von Mandalay
Mingun
Innwa
Sagaing
Amarapura
Monywa
Flussfahrt auf dem Chindwin
265
265
271
273
275
278
280
S.7
S.8
Inhalt
Bagan
2229 Bauwerke aus drei
Jahrhunderten
Geschichte
Orientierung
Architektur und Zeitlinie
Konzept und Grenzen des
Stadtstaates Bagan
Besichtigung der Tempel
Bagan-Informationen
284
286
287
289
290
292
293
314
Die Umgebung von Bagan
Mount Popa – der Geisterberg
Sale
320
321
322
Der Süden Myanmars
324
Der Mon-Staat
Geographie und Geschichte
Der Goldene Felsen von
Kyaikhtiyo
Mawlamyine
326
328
329
333
Der Kayin-Staat
Reisen im Kayin-Staat
Hpa-an und Umgebung
Von Hpa-an nach Myawaddy und
zur thailändischen Grenze
343
Die Tanintharyi-Region
Von Mawlamyine nach Süden
Dawei
Myeik
Kawthaung
Myeik-Archipel
345
348
350
355
359
361
Der Westen und die Strände
364
Der Rakhine-Staat
Sittwe
Mrauk U
Konflikte in Rakhine
366
366
367
368
Die Strände im Westen
Pathein
369
370
338
338
339
Inhalt
Chaungtha Beach
Ngwe Saung Beach
Ngapali Beach
370
371
371
REISETIPPS VON A BIS Z
376
Myanmar per Bahn erfahren
Sprachführer
Glossar
Literatur
Myanmar im Internet
Über den Autor
Register
Bildnachweis
Kartenregister
393
400
420
422
425
426
427
432
444
EXTRA
Das Land der Blinden
31
Khun Sa
39
Das Verspechen – ein Märchen
45
Geisterbeschwörung – zu Besuch
bei einem Nat-Pwe
51
Shinpyu – ein Junge wird Mönch
60
Daw Aung San Suu Kyi und die
Generäle
91
Die beiden deutschen Staaten
in Myanmar
101
Viele Nüsse gegen Suu Kyi
109
Was würde Ne Win heute über
Myanmar denken? (Robert Taylor) 113
Wie wird in Myanmar Geld
verdient?
129
Der Nagani-Buchclub
163
Hakenkreuze in Myanmar
182
Eine kurze Geschichte der Welt
207
Das Viereck der Geschichte
225
Die Shan-Prinzessin
232
Die Burma Road – Chinas Weg
nach Westen
238
Das Marionettentheater
(Dr. Axel Bruns, Yangon)
263
Die Familie
269
Die fünfeckigen Tempel
von Bagan
313
Ein Birmane in Berlin
375
S.9
S.10
Grußwort
Grußwort
von Robert Hetkämper, langjähriger Asienkorrespondent der ARD
›Asien ist erstens anders und zweitens anders als man denkt‹. Dieser Satz gilt nirgendwo so sehr wie in Myanmar. Bis noch vor wenigen Jahren als Schurkenstaat
verdammt, ist es heute geradezu das Hätschelkind westlicher Asienpolitik. Unter
der Diktatur des Militärs, die in den internationalen Medien gebetsmühlenhaft
›brutal‹ genannt wurde, litt das Land unter Sanktionen. Wir waren mit der Kamera dabei, als 2003 die USA neue Importverbote gegen Myanmar verhängten:
In den Textilfabriken saßen weinend die arbeitslos gewordenen Frauen an ihren
stillgelegten Nähmaschinen. Die Sanktionen trafen vor allem die Bevölkerung.
Heute strömen Investoren aus dem Westen ins Land und treiben Hotelpreise und
Mieten in die Höhe. Das trifft wieder die noch arme Bevölkerung.
Jahrzehntelang galt es als politisch inkorrekt, in das Goldene Land zu reisen.
Denn Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, im Westen als Ikone der Demokratiebewegung umschwärmt, hatte zum Reiseboykott aufgerufen. Diese zweifellos
mutige und beharrliche Frau im jahrelangen Hausarrest galt als nahezu einzige
Zeugin für den Zustand des Landes. Für Journalisten war es schwierig, sich ein
eigenes Bild zu machen. Die misstrauischen Militärs gewährten nur selten Einreisevisa. Das Resultat war ein undifferenziertes Schwarz-Weiß-Bild.
Die jetzige Demokratisierung des Landes ging letztlich vom Militär selbst aus.
Der möglicherweise gravierendste Faktor war der Verdruss über den wachsenden Einfluss Chinas. Mit Militärhilfe und Investitionen verschaffte sich Peking
mehr und mehr Einfluss in Myanmar. Der vom General zum Zivilisten mutierte Staatspräsident Thein Sein suchte in den USA ein Gegengewicht. Das passte
in eine neue Asienpolitik Washingtons, das den Kontinent nicht der wachsenden Großmacht China allein überlassen will. Ohne Demokratisierung war die
Freundschaft der USA freilich nicht zu haben.
Ab 2012 gewährte die Regierung von Myanmar zunehmend bürgerliche und
wirtschaftliche Freiheit. Die USA belohnten das mit einem Staatsbesuch von
Präsident Obama. Es ist freilich zweifelhaft, ob das Militär schnell auf Macht
und Einfluss verzichten will. Es versteht sich seit seiner Gründung durch
General Aung San, den Vater von Suu
Kyi, als Hüter der Einheit. Und die ist
wegen ethnischer Rivalitäten in diesem
Vielvölkerstaat durchaus nicht selbstverständlich.
Ich empfehle Reisenden mein Credo des Auslandskorrespondenten: ›Liebe das Land, aus dem Du zu berichten
hast. Und versuche, es aus sich selbst
heraus zu verstehen‹. Dieser Reiseführer von Tobias Esche ist dafür eine
großartige Hilfe.
Robert Hetkämper in Yangon
Vorwort
S.11
Vorwort
Seit 1991 fördert Myanmar aktiv den Tourismus, aber erst 2014 reisten über
drei Millionen Besucher in das Land. Vor den allgemeinen Wahlen des Jahres
2010 wurde die Situation in westlichen Medien immer als unfairer Machtkampf
einer bösen Militärregierung gegen Aung San Suu Kyi dargestellt. Stichworte
wie ›ein isoliertes Land‹, ›Vorposten der Tyrannei‹ und obendrein eine ›Gefahr
für die regionale Sicherheit‹ verschreckten viele Reisewillige. Viele Jahre lang
wurde Myanmar von den ganz wenigen Reisenden, die das Land besucht hatten,
überschwänglich gelobt, aber von vielen, die nie dort waren, verdammt.
Zwei Jahrzehnte voller Halbwahrheiten in den westlichen Massenmedien
haben unzählige Interessierte schlecht beraten, aber nun werden Investitionen
getätigt, Straßen verbreitert, und Hilton, Novotel und Accor haben Hotels eröffnet. Der frühere General und Präsident von Myanmar seit 2010, U Thein Sein,
genießt große Sympathie im Land, wenngleich er der sogenannten Militärjunta
der letzten 20 Jahre entstammt und ein führendes Mitglied war.
Über all dem steht nach wie vor eine unvergleichliche Reiseerfahrung, denn
kaum ein Land bietet so vielfältige Eindrücke wie Myanmar. Durch die Öffnung
vormals gesperrter Regionen und Landesgrenzen wurden vielfältige neue Möglichkeiten zur Reisegestaltung geschaffen. Die Strände am Indischen Ozean im
Westen, das kühle Shan-Hochland im Osten, die Zentralebene mit Bauwerken
früherer Reiche, die ehemalige Hauptstadt Yangon mit der Shwedagon und einem unvergleichlichen Bestand an Kolonialbauten und schließlich der tiefe Süden mit dem kaum besuchten Myeik-Archipel in der Andamanensee sind nur
einige der lohnenswertesten Reiseziele.
Eine Aussage zu dem früher als Burma bekannten Land trifft aber weiterhin
zu: Es ist so ursprünglich wie kein anderes Land in Asien, auch wenn es jetzt
Geldautomaten, Mobilfunkabkommen und E-Visa gibt. Die Reisenden der letzten Jahrzehnte waren und sind verzaubert von der Herzlichkeit seiner Bewohner
und den herausragenden Sehenswürdigkeiten. Fast alle Besucher antworten auf
die Frage, was ihnen am besten gefallen hat, dass es die Menschen und ihr Lächeln sind, das den Gast jeden Tag aufs neue willkommen heißt.
Myanmar kann man auch das ›Land der weißen Elefanten‹ nennen. Diese
Tiere haben eine große Bedeutung, die sich aus der Geschichte ergibt: Frühere
Königreiche haben durch die Anwesenheit weißer Elefanten zusätzliche Legitimation erfahren. Der Reisende wird unterwegs oft Abbilder weißer Elefanten
sehen. In der noch jungen Hauptstadt Nay Pyi Taw (etwa: ›Königliche Residenz‹)
sowie in Yangon befinden sich die wenigen lebenden Exemplare, deren Fund in
der Staatspresse ausführlich behandelt worden ist, da deren Existenz als Zeichen
verstanden wurde und im Nachbarland Thailand Begehrlichkeiten geweckt hatte.
Die Großeltern des Autors lebten von 1961 – mit Unterbrechungen – bis 2008
in Myanmar. Im Jahr 1979 fasste der Großvater des Autors seine Eindrücke in
seinem ersten Buch ›Im Land der weißen Elefanten – Burmesische Impressionen‹ zusammen. Im selben Jahr wurde der Autor dieses Reiseführers in Berlin
geboren, seither ist er Myanmar verbunden, was sich im Untertitel dieses Buches ausdrückt.
S.12
Hinweise zur Benutzung
Hinweise zur Benutzung
Im Kapitel Land und Leute (→ S. 20) werden vor allem die lange und wechselvolle
Geschichte Myanmars, der Buddhismus
und der Geisterglaube sowie die ethnische Vielfalt des Landes dargestellt, was
wichtig für ein tieferes Verständnis des
Landes ist.
Myanmar ist fast doppelt so groß wie
Deutschland und grenzt an zwei der bevölkerungsreichsten Länder der Erde: Indien und China; mehr und mehr Gebiete
werden zugänglich gemacht. Der Reiseteil
(→ S. 142) beschreibt die meisten, aber
nicht alle Ziele, die man besuchen kann.
Hinweise zur Anreise, zu Unterkünften
und Restaurants stehen in den Infokästen
am Ende der jeweiligen Kapitel.
Im Anhang finden sich die ausführlichen
Reisetipps von A bis Z (→ S. 376), ein
Kapitel zum Thema Bahnfahren in Myanmar (→ S. 393), ein Sprachführer (→ S.
400), ein Glossar (→ S. 420) sowie ausgewählte Literatur- und Internetempfehlungen (→ S. 422).
Sprache und Eigennamen
Die Sprache Myanmars (Myanma) hat
keine einheitliche lateinische Umschrift.
Es existieren somit leicht unterschiedlich
aussehende, aber dennoch gleichlautende Wörter in lateinischer Umschrift
für Sehenswürdigkeiten, Straßennamen
und dergleichen. Die Stadt Pyin U Lwin
kann auch als Pyin Oo Lwin geschrieben
werden, und der mächtige Ayeyarwaddy-Fluss kann auch Ayeyawady heißen.
Das Wort ›Pagode‹ wird in diesem Buch
nur selten benutzt, da dieser Begriff in
den allermeisten Fällen per Definition
nicht zutreffend ist. Pagoden findet man
in China, damit ist ein mehrstufig überdachtes, offenes Gebäude mit religiösem
Zweck gemeint. In Myanmar wurde der
Begriff ›Pagoda‹ erst mit der Ankunft
der britischen Kolonialmacht geprägt, in
Ermangelung eines Worts für das, was
in Myanmar schon immer als ›Paya‹ bekannt war. So heißt eine wichtige Straße in Yangon auf Englisch ›Shwedagon
Pagoda Road‹, aber auf Myanma ›Shwedagon Paya Lan‹.
Der Begriff Paya beschreibt in Myanmar
buddhistische Andachtsstätten im allgemeinen. Er bezeichnet sowohl den Stupa, den begehbaren Tempel, aber auch
hochgestellte Mönche. Ein Stupa heißt in
Myanmar Zedi; er ist in der Regel massiv und damit nicht begehbar (Ausnahmen gibt es), wohl aber die Anlage um
den Stupa herum. Demgegenüber steht
der Tempel, in dem Buddhastatuen verehrt werden.
Zeichenlegende
f Allgemeine Informationen
h Restaurants
a Straßenverbindungen
z Bars, Diskotheken etc.
b Busverbindungen
m Museen und Galerien
d Schiffsverbindungen
n Feste, Veranstaltungen
j Unterkünfte
4 Möglichkeiten für Trekkingtouren
Entfernungstabelle
S.13
Entfernungstabelle
Strecke von
Yangon
Mandalay
Bagan
Heho
(Inle Airport)
Nyaungshwe
Mawlamyine
nach
Kilometer
Fahrzeit
Flugzeit
Mandalay
691
10h
1 h
Bagan
682
8–9 h
1,5 h
Heho (Inle)
700
11 h
1,5 h
Thandwe
(Ngapali Beach)
528
18–22 h
1h
Myitkyina
1470
Nay Pyi Taw
400
4 h
Golden Rock
176
3 h
Bago
80
1 h
Mawlamyine
299
7 h
Ngwe Saung Beach
232
6 h
Heho (Inle Airport)
323
8 h
Bagan
293
7 h (Schiff 9 h)
Pyin U Lwin
67
2 h
Hsipaw
112
5 h
Kalaw (Inle)
266
7–8 h
Lashio
280
6–7 h
50 min
Mandalay
293
7 h
1 h
Mount Popa
42
1 h
Yangon
682
8–9 h
Sale
40
2 h
Pindaya
70
2 h
Nyaungshwe
30
1 h Taxi
30 000 K
Mandalay
323
8 h
Kalaw
38
1,5 h
Taunggyi
30
1 h
Thanbyuzayat
67
1 h
Hpa-an
50
1 h
2,5 h
1 h
30 min
1 h
50 min
S.14
Das Wichtigste in Kürze
Das Wichtigste in Kürze
Informationen
fünf Werktage und kostet 50 US-Dollar
pro Person, zahlbar mit Kreditkarte. Das
Bestätigungsdokument wird per Email
zugestellt und muss als Ausdruck bis zur
Einreise griffbereit mitgeführt werden.
An den internationalen Flughäfen Yangon (RGN), Mandalay (MDL) und Nay
Pyi Taw (NPT) erhält man mit diesem
Dokument den Visum- und Einreisestempel im Reisepass, jedoch noch nicht an
den Landesgrenzen. Visa für Teilnehmer
von Gruppenreisen organisiert der Veranstalter. Mehr zum Visum → S. 390.
Klima und Reisezeit
Es ist empfehlenswert, nach der Ankunft
Mit Ausnahme des äußersten Nordens in Yangon reichlich Kopien des Reisebefindet sich das Land im Einflussbereich passes, des Visums und des Einreisedes Indischen Monsuns. Es gibt drei Jah- stempels anzufertigen, da diese das
reszeiten: November bis Februar (Win- Einchecken in preisgünstigen Hotels
ter, beste Reisezeit), März bis Mai (heiße vereinfachen und unterwegs abseits
Jahreszeit), Mai bis Oktober (Regenzeit). der Hauptstrecken häufiger von den
Die allerbeste, weil kühlste Zeit, liegt Behörden eingesammelt werden.
zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar, allerdings sind dann auch die meis- Anreise
ten Touristen im Land. In der Regenzeit Jahrelang war die Einreise nach Myanab Mai bis Ende Oktober kann man mar nur auf dem Luftweg über Bangkok
das verregnete Yangon kurz besuchen nach Yangon möglich. Heutzutage gibt
und dann in den niederschlagsärmeren es auch andere Möglichkeiten: Ein anNorden nach Bagan und Mandalay so- genehmer Weg ist die Verbindung mit
wie zum Inle-See reisen. Die Hotelpreise Qatar Airways ab allen großen Städsind dann niedriger und weniger Touris- ten Europas über das Drehkreuz Doha
ten reisen durch das Land.
und weiter nach Yangon in zwei etwa
sechsstündigen Abschnitten. Ansonsten
Visumpflicht
verlässt man Europa entweder in RichEin gültiges Visum, für das die Botschaft tung Bangkok, Singapur oder auch sogar
Myanmars in Berlin zwei bis vier Wo- Viet­nam, um von dort aus zurück nach
chen Bearbeitungszeit benötigt, ist nach Yangon zu fliegen. Neuere Verbindunwie vor zwingend vorgeschrieben. Anru- gen bieten die Strecke Bangkok–Mandafe werden in der Hauptsaison von der lay oder auch Yangon – Chiang Mai und
Botschaft in Berlin fast nie beantwortet. sogar Mae Sot (Thailand)–Mawlamyine
Seit Mitte 2014 gibt es das E-Visa für oder Nun auch die Hauptstadt Nay Pyi
Touristen, es gilt ebenfalls 28 Tage ab Taw aus Kuala Lumpur an.
(einmaliger) Einreise. Dieses wird im Über Land einzureisen ist seit August
Internet auf http://evisa.moip.gov.mm/ 2013 an vier Grenzübergängen mit Thaibeantragt. Die Bearbeitung dauert rund land möglich. Dort werden aber keine
Das staatliche Reisebüro Myanmar Travels and Tours (MTT) ist behilflich bei
Sondergenehmigungen, darüber hinaus
ist es wenig sinnvoll, mit allgemeinen Anfragen dort vorstellig zu werden. Anfragen zu Sondergenehmigungen können
rechtzeitig vor Reisebeginn direkt an Reisebüros in Yangon gerichtet werden. Die
Rezeption des Hotels ist mitunter der beste Ansprechpartner für Fragen rund ums
Reisen und andere organisatorische Dinge.
Das Wichtigste in Kürze
S.15
Visa für Myanmar erteilt, dieses muss
man zuvor an einer Botschaft einholen.
Achtung: Das Touristenvisum (T) gilt
nur für eine einmalige Einreise (S). An
wenigen Grenzorten besonders an den
West- und Nordgrenzen ist eine Einreise über Land in Einzelfällen möglich,
während die anschließende Weiterreise
ins Land erhebliche Vorbereitungen und
Genehmigungen voraussetzt und möglicherweise zu Problemen führt, da die
Beamten vor Ort kaum informiert werden. Mehr dazu → S. 343, 360.
Reisebeschränkungen
Im Westen herrscht in Teilen des Rakhine-Unionsstaats eine angespannte Sicherheitslage aufgrund von Zusammenstößen zwischen den aus Bangladesch
eingewanderten Muslimen (sog. Rohingya) und der buddhistischen Bevölkerung.
Ngapali Beach, Sittwe und Mrauk-U sind
davon nicht betroffen und für Touristen
geöffnet. Vor allem die Grenzgebiete im
Norden, Osten und Süden waren seit
der Unabhängigkeit 1948 für Touristen
aufgrund von Rebellenaktivitäten nicht
zugänglich. Mit dem Systemwechsel ab
2010 wurden erstmals entscheidende
Ergebnisse bei den Verhandlungen mit
verschiedenen Widerstandsorganisationen erzielt, die wohl mittelfristig in eine
stabile Sicherheitslage in diesen Regionen münden werden. Erst im September
2013 wurden vier Grenzübergänge zwischen Thailand und Myanmar eröffnet
und zu Ein- und Ausreiseorten für Touristen erklärt. Weitere Entwicklungen
in anderen Regionen sind zu erwarten,
insbesondere der Grenzübergang nach
und von Indien bei Tamu wird mehr und
mehr von Touristen genutzt, auch wenn
dafür weiterhin eine Genehmigung notwendig ist.
Allerdings befindet sich in diesen Gebieten kaum eine touristische Infrastruktur,
Kinder in Bagan
auch wenn nun erste Regionen für Ausländer geöffnet werden. Erschwerend
kommt hinzu, dass lokale Beamte nie
informiert werden, wenn das Heimatschutzminsterium einzelne Regionen
für Touristen freigibt, so dass man bei
Ankunft dort von den Beamten häufig
sicherheitshalber wieder weggeschickt
wird.
Geld und Währung
Die Landeswährung heißt Kyat (tschat).
Anfang 2015 bekam man für einen Euro etwa 1200 Kyat, für einen Dollar etwa 1050 Kyat. 1000 Schweizer Franken ergaben auf dem Aung-San-Markt
etwas über eine Million Kyat. Der Kyat
wird nicht international gehandelt und
ist nur in Myanmar zu erhalten. Sofort
bei Ankunft am Flughafen Yangon sollte in einer der Wechselstuben Geld getauscht werden. Es existiert schon seit
Jahren kein Zwangsumtausch mehr. Es
gibt nur Scheine, der größte Schein ist
die 10 000-Kyat-Banknote, aber diese
wird noch selten ausgegeben. Man fin-
S.16
Das Wichtigste in Kürze
in US-Dollar an der Hotelbar etwa kann
aufgrund des einfach zu merkenden Kurses 1:1000 auch in Kyat beglichen werden. Wichtig: Kleine US-Dollar-Scheine
mitbringen.US-Dollar müssen druckfrisch
und makellos sein, um Wechselkurseinbußen zu vermeiden, auch wenn die Regierung dieses Gebaren der Wechselstellen
verboten hat. CB-Seriennummern sollten
vermieden werden.
Beträge im Gegenwert von über 10 000
US-Dollar müssen bei der Einreise deklariert werden. Es werden keine Abgaben fällig. Das ausgefüllte Dokument
erweckt nicht den Anschein, als würde
jemals wieder ein Beamter einen Blick
darauf werfen.
Uhrenturm in Yangon
det nun fast landesweit Geldautomaten,
die gängige Kreditkarten (Visa und Mastercard) sowie Maestro-Karten akzeptieren (kein V-Pay!). Man kann täglich
3 x 300 000 Kyat abheben, was etwa
900 US-Dollar entspricht. Jede Transaktion kostet 5000 Kyat Gebühr, was man
während des Geldabhebens per Knopfdruck extra bestätigen muss. Vorsicht
ist angebracht! Unzuverlässige Internetverbindungen und Stromausfälle haben
schon manche Transaktion scheitern lassen, Konten wurden dennoch belastet,
und etliche Karten wurden eingezogen.
Es gibt vereinzelt Berichte, dass die Heimatbank die Karte aufgrund ›ungewöhnlicher Aktivitäten‹ sperren ließ.
Die vormals gängige Praxis, für den gesamten Reiseverlauf ausreichend Bargeld
in US-Dollar und/oder Euro mitzubringen
weicht langsam der Möglichkeit, am Automaten Geld abheben zu können. Im
Land können fast alle Beträge in Kyat
beglichen werden (Ausnahme: Flugtickets). In großen Hotels wird dennoch
der US-Dollar bevorzugt. Eine Rechnung
Kleidung
Sämtliche religiösen Orte, Kirchen eingeschlossen, Tempel und dergleichen sind
ausnahmslos ohne Schuhe und ohne Socken sowie in angemessener Kleidung zu
betreten. Deutliche Hinweisschilder an
den Eingängen werden neuerdings von
Touristen vermehrt ignoriert, was einigen Unmut hervorruft. Falls jemand eine
Buddha-Tätowierung trägt, sollte diese
tunlichst versteckt werden! Daneben
sind T-Shirts mit Abbildern des Buddha
mittlerweile auch ein Grund zur sofortigen Ausweisung geworden.
Gesundheit
Es sind keine Impfungen vorgeschrieben,
die üblichen Vorsorgeimpfungen sollten
aber aufgefrischt werden. Malaria ist ist
in den meisten Gebieten keine Bedrohung, besonders während der Trockenzeiten, aber in manchen Gegenden wie
dem Kachin-Staat sollte man besonders
während der Regenzeit Vorkehrungen
gegen Mücken treffen. Mit der weiteren touristischen Öffnung und damit
einhergehenden Maßnahmen werden
diese Warnungen aber langfristig der Ver-
Das Wichtigste in Kürze
gangenheit angehören. Zum Schutz vor
der Sonne sind eine Kopfbedeckung und
Sonnenmilch (in Myanmar nicht erhältlich) ratsam. Weiterhin sollte man ausreichend Trinkwasser, aber niemals Leitungswasser zu sich nehmen. Neulinge
in Südostasien sollten sich von Straßenständen fernhalten und Milchprodukte
wie Speiseeis und Joghurt meiden. Die
häufigsten Beschwerden sind Erkältungen
durch Klimaanlagen und Magen-DarmErkrankungen.
S.17
samte weitere Reise problemlos organisieren und jedem wird geholfen werden.
Ansprechpartner sind die Rezeptionen
der Hotels und zahlreiche Reisebüros.
Verständigung
Die offizielle Sprache ist Myanma (alt:
Burmesisch/Birmanisch), im Tourismus
ist die wichtigste Fremdsprache Englisch.
Fremdenführer gibt es aber auch mit
Deutsch-, Französisch- oder Italienischkenntnissen. Viele Fahrer sprechen kaum
Englisch. Manche Adressen sollte man
Unterkünfte und Preise
sich im Hotel auf Myanma aufschreiben
Durch viele Hotelneubauten wurde der lassen und natürlich eine Visitenkarte
zwischenzeitlichen Zimmerknappheit des eigenen Hotels immer dabei haben.
während der Hauptreisezeit begegnet.
Dennoch werden kaum Hostels und Mobiltelefone
dergleichen gebaut, da man sich auf Mittlerweile können sich einige SIMden Mittelklasse- sowie den Luxusmarkt Karten deutscher Betreiber (T-Mobile
konzentriert. Die Preise in Myanmar, ver- und E-Plus) in das staatliche Netz MPT
glichen mit Thailand, sind recht hoch. einbuchen. Seit Ende 2014 kann man
Sogenannte Homestays, also Übernach- als Tourist SIM-Karten dreier Anbieter
tungen bei Familien, sind überwiegend problemlos an Straßenständen und in
verboten, es scheint aber mittlerweile Geschäften erwerben: MPT ist der staatein Umdenken einzusetzen. Dennoch liche Anbieter und hat bislang die beste
wird sich der mächtige Hotellobbyver- Netzabdeckung, die dennoch lückenhaft
band nicht so schnell umstimmen lassen. Darüber hinaus dürfen Inhaber eines
Touristenvisums theoretisch nicht privat
übernachten. Einfache und saubere Hotels sind (noch) ab 40 Dollar zu haben,
aber diese sind während der Hochsaison
oft ausgebucht. Unter 40 Dollar etwas zu
finden ist fast unmöglich. Am Flughafen
Yangon gibt es eine Zimmervermittlung.
Individuell oder organisiert?
Eine vorgebuchte Reise hat den Vorteil,
dass vieles bereits organisiert und auch
bezahlt worden ist, so dass man sich
um wenig kümmern muss. Die vorhandene touristische Infrastruktur gibt auch
Individualreisenden viele Möglichkeiten
der Reisegestaltung. Einmal in Yangon
angekommen, lässt sich von dort die ge- Mädchen in Mandalay
S.18
Das Wichtigste in Kürze
ist. Eine SIM kostet 7000 Kyat. SIM-Karten von Oredoo und Telenor kosten etwas weniger, weisen aber bislang eine
schlechte Netzabdeckung auf. SMS ins
oder vom Ausland werden nicht zugestellt (außer bei Roaming). Telefonate
aus dem Hotel ins Ausland werden in USDollar abgerechnet und sind recht teuer.
Vorwahl Deutschland: +49 oder 0049.
Vorwahl Myanmar: +95 oder 0095.
Polizei: 199., Feuerwehr: 191.
Touristenpolizei: +95/(0)1/376166.
International SOS Clinic Yangon: +95/
(0)1/657922, +95/(0)9/420114536.
Australian Embassy Medical Clinic and
Dental Surgery, Unit 206, Golden Hill
Tower, 24–26 Kaba Aye Pagoda Road,
Bahan, +95/(0)1/558353.
Pun Hlaing International Clinic: +95/
(0)1/684323.
Krankenwagen Yangon: +95/(0)1/
295133.
24 h-Notfallnummer der deutschen Botschaft Yangon: +95/(0)9/5023209.
Weitere, ausführliche Informationen im
Kapitel ›Reisen im Land‹ (→ S. 134) und
in den Reisetipps von A bis Z (→ S. 376).
Die schönsten Reiseziele
Eine erste Rundreise durch Myanmar, ob
nun auf eigene Faust oder im Rahmen
einer organisierten Reise, folgt in der
Regel einer kreisförmigen Route nach
links oder nach rechts. Von Yangon (→
S. 142) geht es zum Beispiel in den südlichen Shan-Staat (→ S. 194) mit dem
Inle-See (→ S. 198) und seinen auf dem
See lebenden Bewohnern. Dann folgt der
Herrlicher Strand im Westen des Landes
Besuch der Stadt Mandalay (→ S. 240),
Hder letzten Hauptstadt der KonbaungDynastie vor dem Einmarsch der Briten.
Die letzte Station vor der Rückkehr nach
Yangon und gleichzeitig der Höhepunkt
für die allermeisten Reisenden ist das
Tempelfeld von Bagan (→ S. 284), wie
Mandalay ebenfalls am Ayeyarwaddy gelegen. Unzählige Bauwerke zeugen von
der architektonischen Meisterleistung
und vom Glanz des ersten Großreichs
auf dem Territorium des heutigen Myanmar. Zurück in Yangon hat man die
wichtigsten Stationen passiert,und kann
nun den gesamten Süden einschließlich
seiner enormen Inselwelt (→ S. 324), Teile
des hohen Nordens sowie Ostens oder
Westens erkunden (→ S. 364) oder an
einem der Strände den Urlaub ausklingen lassen (→ S. 369). Besonders entlang der Grenze zu Thailand und den
vier Grenzübergängen gibt es nun eine
Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten,
wobei aber darauf zu achten ist, dass ein
Touristenvisum nur für eine einmalige
Einreise gültig ist. Zudem kann das EVisum (noch) nicht an den Landesgrenzen bearbeitet werden.
Die schönsten Reiseziele
S.19
Ballonfahrt über den Ananda-Tempel in Bagan
Yangon
Shwedagon Paya (→ S. 149), Downtown
(→ S. 158), Sule Paya (→ S. 158), Chinatown (→ S. 159), Bogyoke-Aung-SanMarkt (→ S. 161), Residenz von Aung
San Suu Kyi (→ S. 164), Strand Hotel (→
S. 174), U-Thant-Mausoleum (→ S. 157),
Bago (→ S. 183).
Shan-Staat (Süden)
Handwerksbetriebe (→ S. 257), Marionettentheater (→ S. 256), Mingun (→
S. 265), Innwa (→ S. 271), Sagaing (→
S. 273), U-Bein-Brücke (→ S. 276), Riesenbuddhas von Monywa (→ S. 279),
Flusskreuzfahrt auf dem Ayeyarwaddy
von Mandalay nach Bagan (→ S. 259).
Bagan
Sonnenaufgang über den Tempeln
Kalaw (→ S. 200), Pindaya-Höhle (→ S. von Bagan, dem ersten Territorialreich
202), Inle-See (→ S. 210), Ayethayar- ­Myanmars (→ S. 284).
Weingut (→ S. 217).
Shan-Staat (Norden)
Eisenbahnfahrt von Pyin U Lwin (→ S.
218) zum Goteik-Viadukt (→ S. 227),
Lashio (→ S. 232), Trekking in Hsipaw
und Umgebung (→ S. 228), Grenzübergang nach China bei Muse Namsan (→
S. 234).
Mandalay
Das Goldene Kloster zu Mandalay (→ S.
252), Mandalay Hill (→ S. 251), Nachbau des Königlichen Palastes (→ S. 249),
Süden
Goldener Felsen und Eremiten (→ S.
329), Mawlamyine (→ S. 333) und HpaAn (→ S. 339), Hafenstädte Dawei und
Myeik (→ S. 350, 355), Landesgrenzen
nach und von Thailand (→ S. 343, 360),
Myeik-Archipel (→ S. 361).
Strände
Chaungtha Beach (→ S. 343), Ngwe
Saung Beach (→ S. 344) und Ngapali
Beach (→ S. 344), Maungmakan Beach
bei Dawei (→ S. 352).
LAND UND LEUTE
Es heißt, die Menschen in Myanmar seien Buddhas Lieblingsvolk – der Beweis für diese Behauptung dürfte schwierig sein.
Aber anzweifeln will man sie auch nicht mehr, nachdem man
das Land besucht hat.
Passanten auf der U-Bein-Brücke in Amarapura
S.22
S.22
Zahlen und Fakten
Myanmar: Zahlen und Fakten
Religion: Buddhisten 89%, Christen 4%,
Muslime 4%, Animisten 1%, Andere 2%.
Lebenserwartung: 65 Jahre.
Alphabetisierungsrate: knapp 90%.
Staatsform: Seit März 2011 parlamentarische Präsidialrepublik, anteilige militärische Kontrolle.
Staatsoberhaupt: U Thein Sein, Präsident und Regierungschef.
Mitglied in internationalen OrganisaName: Republik der Union Myanmar.
tionen: ASEAN, BIMSTEC, ILO, IMF,
Sprache: Myanma (alt: Burmesisch, Bir- IMO, Interpol, IOC, UNO, UNESCO,
manisch) als Hauptsprache sowie vie- WHO, WTO.
Landeswährung: Kyat.
le weitere.
Alphabet: Schriftlich dargestellt werden Pro-Kopf-Einkommen: 1300 US-Dollar
die Laute durch ein Alphabet, das auf (2011), 1400 US-Dollar (2012).
südindische Schriften zurückgeht. Das Inflationsrate: 5% (2011), 3% (2012).
Alphabet besteht aus 33 Grund- und Arbeitslosigkeit: 5,4%.
17 Zusatzzeichen. Darüber hinaus gibt Zeitzone: MEZ + 5,5 Std. MESZ +4,5 Std.
es spezielle Grapheme für die Vokale.
Unterschied zu Thailand: 30 Minuten.
Fläche: 678 500 km², Nr. 40 Weltrang- Nationalfeiertag: 4. Januar 1948 (Tag
liste. (Deutschland 357030 km²).
der Unabhängigkeit).
Hauptstadt: Seit 2006: Nay Pyi Taw Internetkennung: mm.
(auch: Naypyidaw). Bis 2006: Yangon
(5 Millionen Einwohner).
Administrative Gliederung: 7 Unionsstaaten, 7 Regionen.
Weitere große Städte: Mandalay (1 Million Einwohner), Mawlamyine (600 000
Einwohner).
Staatsgrenzen: Bangladesch (193 km),
China (2185 km), Indien (1463 km),
Laos (235 km), Thailand (1800 km).
Küstenlinie: 1930 km.
Höchste Erhebung: Khakaborazi (5881
m) ganz im Norden des Landes.
Lange Flüsse: Ayeyarwaddy 2170 km,
Thanlwin (Quelle in Tibet) und Chindwin
Einwohnerzahl: neuester Wert seit Volkszählung 2014: etwa 52 Millionen.
Bevölkerung: Bamar 68%, Shan 9%,
Kayin 7%, Rakhine 4%, Chinesen 3%,
Inder 2%, Mon 2%, Rest 5%. Über 130
ethnische Gruppen.
Eremit am Goldenen Felsen
Geographie
S.23
Geographie
Berge und Ebenen
Gebirgsketten umgeben die Zentralebene in Form eines im Süden geöffnetem
Hufeisens. Im Norden ist der unzugängliche Khakaborazi ein Ausläufer des
Himalaja, und mit 5881 Metern Höhe der größte Berg Myanmars sowie des
festländischen Teils Südostasiens. Derzeit wird geprüft, ob nicht der GanglamRazi noch höher ist. Im Shan-Hochland im Osten der Union befindet sich der
Inle-See als eine der großen Sehenswürdigkeiten. Das Hochland ist von einzelnen Gebirgsketten unterbrochen, der höchste Berg des Shan-Plateaus ist der
Loi Leng mit 2673 Metern, unweit Lashios im nördlichen Shan-Staat. In der
Region Taninthayi im Süden Myanmars bildet der Taninthayi-Yoma eine natürliche Barriere zu Thailand. Im Westen verläuft der Rakhine-Yoma nach Süden
bis zum Ayeyarwaddy-Delta.
Land und Leute
Myanmar ist fast doppelt so groß wie
Deutschland. Es ist das größte Land
auf dem festländischen Teil der elf Länder Südostasiens und das zweitgrößte
Land ganz Südostasiens nach Indonesien. Auf der Landkarte sieht man ein
Land mit großer Nord-Süd-Ausdehnung und einer schmaleren Ost-WestAusdehnung. Zwischen der Nordgrenze
zu China und Indien und der Andamanensee im Süden liegen 2050 Kilometer, während die größte Ost-West-Ausdehnung 935 Kilometer beträgt.
Das Land hat in etwa die Form einer
Raute und die Länge der gemeinsamen
Grenzen mit seinen sechs Nachbarstaaten beläuft sich auf 6129 Kilometer, der
längste Abschnitt ist der zu China mit
2192 Kilometern, während die Grenze zu Laos nur 235 Kilometer lang ist.
Die Kernzone und die sie umgebenden Gebirgsketten haben die Form eines Hufeisens. Diese Unterscheidung
nutzten schon die Briten, um das Land
zu gliedern.
Die sieben Regionen des Landes liegen in der Kernzone, sie werden überGeographische Gliederung
wiegend von der Hauptbevölkerungsgruppe Bamar bewohnt. Sieben Staaten
umgeben die Kernzone und tragen den Namen von je einer Bevölkerungsgruppe.
S.24
Geographie
Am Ayeyarwaddy bei Bagan
Die großen Flüsse
Innerhalb der nach unten offenen Hufeisenform bahnen sich vier Flüsse ihren
Weg nach Süden.
Der wichtigste Fluss Myanmars ist der 2170 Kilometer lange Ayeyarwaddy (alt: Irrawaddi). Dieser entsteht aus dem Zusammenfluss von Malikha und
Maykha etwa 40 Kilometer nördlich von Myitkyina im Kachin-Staat (Myitkyina
bedeutet ›nahe des großen Flusses‹). Über ein Delta mit einer Fläche von rund
15 000 Quadratkilometern fließt der Ayeyarwaddy schließlich ins Meer. Entlang des Flusses findet man die Hauptstädte früherer Reiche. Auf einer Länge
von etwa 1600 Kilometern zwischen Bhamo und Pathein ist der Fluss schiffbar
und wurde im Lauf der Zeit somit einer der Hauptverkehrsstraßen Myanmars.
Der längste Fluss des Landes jedoch ist der Thanlwin (alt: Salween). Von seiner
Gesamtlänge von 2980 Kilometern etwa die Hälfte auf Myanmar. Seine Quelle
liegt im Hochland von Tibet auf 5450 Metern Höhe. Er durchfließt den ShanStaat sowie den Kayah- und den Kayin-Staat, bevor er in den Golf von Mottama
mündet. Er ist nur auf wenigen Hundert Kilometern befahrbar, da er ein ausgesprochener Gebirgsfluss ist. Die Regierungen von China, Myanmar und Thailand
planen, mehr als 14 Staudämme am Thanlwin zur Stromgewinnung zu bauen.
Der Chindwin mündet nördlich von Pakokku bei Bagan nach knappen 1000
Kilometern in den Ayeyarwaddy. Der Sittaung hingegen ist zwar nur etwa 560
Kilometer lang, bildet aber mit seinem Unterlauf eine natürliche Grenze, die die
Bago-Region und den Mon-Staat trennen. Unweit von Kyaikhto mündet der Fluss
ebenfalls in den Golf von Mottama und ist in der Region als Bewässerungsquelle
für die Felder unersetzlich. Beim Überqueren des Sittaung in Richtung Mon-Staat
ändert sich sofort die Landschaft von einer trockenen Ebene hin zu satter, grüner
Vegetation. Im Rakhine-Staat ist der Kaladan auf rund 160 Kilometern schiffbar.
Natur und Umwelt
S.25
Natur und Umwelt
Tschu Tschu Ey – die Plastiktüte
Das größte Ärgernis in Myanmar ist die Verwendung von Plastiktüten, oder genauer gesagt, deren Entsorgung. Überall sieht man sie herumliegen, und wer darauf achtet, wird sehen, wie aus dem fahrenden Zug, Bus oder Auto oder auch
von Spaziergängern ein Plastikrest achtlos fallen gelassen wird. Plastiktüten sind
modern. Beim Einkaufen im Supermarkt steht man vor einem großen Problem,
wenn man eine eigene Tasche mitbringt. Die Plastiktüten, die an der Kasse ausgegeben werden, sind gefüllt mit Einkäufen und werden zum Schluss mit einem
Klebestreifen des Supermarkts verschlossen. Dieser Klebestreifen signalisiert
den Sicherheitsleuten am Eingang, dass alles bezahlt wurde. Wenn man also
Verkehr in Yangons Downtown
Land und Leute
Wenig Industrie und vergleichsweise wenig Autos (Yangon ist nicht Myanmar!)
haben bislang ihren Anteil an einer recht unberührten Umwelt. Eine der größeren
Maßnahmen des Präsidenten war die Einstellung eines chinesisch-finanzierten
Staudammprojekts im Kachin-Staat, dessen Bau schon vor der Inbetriebnahme
neben der Zwangsumsiedlung vieler Menschen nicht zu unterschätzende Folgen
für eine unberührte Naturlandschaft und den gesamten Ayeyarwaddy bis zum
Delta hätte. Demgegenüber aber steht ein immer größer werdender Bedarf an
Energie. Mehr und mehr Hotels und Hochhäuser werden gebaut, die alle mit Klimaanlagen ausgerüstet werden müssen, während die Versorgung mit Elektrizität
schon seit Jahrzehnten unregelmäßig ist. Die Gasreserven vor der Küste werden
überwiegend exportiert, was dringend benötigtes Geld in die Staatskasse spült.
Seit Jahrzehnten werden Wälder abgeholzt, deren Edelhölzer anderswo sehr
gefragt sind. Das Resultat kann man in Teilen des Shan-Staats sehen. Mittlerweile
wurden von der Regierung Plantagen eingerichtet, um den Holzeinschlag planbarer zu machen, aber Profitdenken und Korruption weichen diese Maßnahmen auf.
S.26
Geographie
Schild auf einem Flussschiff: ›Bitte den Müll über Bord werfen‹
mit seiner eigenen Tasche ankommt, muss die Kassiererin den Sicherheitsleuten extra sagen, dass alles bezahlt ist. Sogar eine Schachtel Zigaretten wird in
einer kleinen Plastiktüte überreicht, und der Käufer einer Wasserflasche für unterwegs wird verständnislose Blicke ernten, wenn er die Plastiktüte zurückweist.
Die Flasche einfach so zu tragen ist doch stillos.
In der Bevölkerung gelten Plastiktüten nämlich als schick, wer sie trägt, signalisiert, dass er oder sie es sich leisten kann, im modernen Supermarkt einkaufen zu gehen. Mittlerweile gab es mehrere erfolglose Versuche der Regierung,
die Plastiktüten zu verbieten.
Bevor es Geschirr gab, wurde das Essen auf Blättern der Bananenstaude serviert. Einkäufe wurden in Körben transportiert. Essen vom Restaurant wurde
nicht in Styropor eingepackt, sondern in Blätter eingewickelt, oder man brachte einen Essensbehälter von zu Hause mit. Auf vielen Märkten wird man beobachten können, dass der allseits beliebte Klebreis weiterhin in Blättern verpackt
daherkommt. Das Prinzip, Waren in Blättern zu transportieren, wird heute noch
in den Dörfern angewendet. Das Bananenblatt wird nach der Benutzung einfach
weggeworfen, und nach wenigen Tagen ist davon nichts mehr übrig. Aufgrund
einer hohen Landflucht der Bevölkerung in die vermeintlich reiche Großstadt
Yangon, treffen traditionelle Handlungen auf die moderne Plastiktüte, die nach
Gebrauch einfach fallengelassen wird wie einst das Bananenblatt.
Flora und Fauna
Mehrere Faktoren haben den Pflanzenreichtum in Myanmar begünstigt. Das Land
ist umgeben vom Meer und von den Bergen sowie dem Ayeyarwaddy als Hauptbewässerungsquelle, was zusammen mit dem tropischen Klima die Rahmenbedingungen für eine große Vielfalt an Planzen und Tieren schafft. Darüber hinaus
hat sicher der Buddhismus einen nicht unerheblichen Einfluss darauf, dass alles
Leben, also auch das der Pflanzen, gewürdigt wird. Daher werden in Myanmar,
Flora und Fauna
S.27
Land und Leute
anders als bei uns, auch Tauben und streunende Hunde mit Vorliebe gefüttert.
Auch die relative Abgeschiedenheit des Landes trägt dazu bei, diesen Reichtum
zu bewahren – aber genau das könnte sich womöglich ändern.
Schätzungen zufolge gibt es in Myanmar etliche Tausend Pflanzenarten, unter
ihnen sind etwa 2000 Baumspezies. Zudem soll es 700 Orchideenarten geben.
Zu den wichtigsten Bäumen gehört der Teakbaum (Tectona grandis), dessen
Bedeutung gerade im Holzhandel enorm ist. Auf der Strand Road in Yangon oder
auf den Flüssen des Landes sieht man große Ladungen Teak, die zum nächsten
Hafen transportiert werden, um von dort ins Ausland verschifft zu werden. Als
1988 die Staatskasse beinahe erschöpft war, kamen hochrangige Militärs aus
Thailand mit Geldkoffern nach Myanmar und erhielten im Austausch lukrative
Abholzungslizenzen, die schließlich an favorisierte Firmen in Thailand vergeben
wurden. Die Folgen kann man heute in Teilen des Shan-Staates sehen. Auch findet man in den allermeisten Haushalten Myanmars eine beachtliche Anzahl von
Teakmöbeln – ein Stuhl mittlerer Qualität aus Teak kostet um die 40 Euro. Neben dem Teak ist besonders der Padauk (Pterocarpus macrocarpus) erwähnenswert, dessen Rotfärbung ihm den Namen Rosenholz einbrachte und der ebenfalls
ein beliebtes Holz zur Herstellung besonders schöner Möbel liefert. Seine gelbe
Blüten reifen um die Zeit des Wasserfestes Thingyan heran und werden dann
von den Frauen im Haar getragen.
Unübersehbar aber ist der Bambus (Bambuseae), der in Myanmar mit über
100 Arten vorkommt. Er gehört trotz seiner Größe zu den Gräsern und wird in
unzähligen Bereichen verarbeitet. So kann man auf den Dörfern vielerlei Sichtschutzelemente sehen, die aus Bambus hergestellt wurden, und in einigen Restaurants am oder auf dem Inle-See wird das Mittagessen sehr ansehnlich in halbierten Bambusrohren serviert.
Die Übersicht ›Lists of Trees, Shrubs and Principal Climbers‹ von Chit Ko Ko
und Hundley verweist auch auf den medizinischen Nutzen einiger Pflanzen. Der
Saft einiger Jasminarten wird benutzt,
um Fieber und Erkältungen zu behandeln. Die blassgelbe Magnolie findet
man in der Umgebung von Bagan im
April, und sie wird dort als Grundlage
einer äußerst wohlriechende Parfumessenz verkauft.
Im November wird man in einigen
Gegenden nach Sonnenuntergang den
süßlich-pfefferigen Geruch einer Blüte bemerken, die zu einem in Myanmar
einfach ›Nachtduftblume‹ genannten
Gewächs gehört. Am Geruch allerdings
scheiden sich die Geister, bei einigen
ruft er eine leichte Übelkeit hervor,
dennoch erfüllt er die dunkle Nacht im
kühlen November mit der Aura von etwas Geheimnisvollem.
Alter Baum am Straßenrand
S.28
Geographie
Opium wurde lange Zeit im Goldenen Dreieck angebaut, und Myanmar teilte sich mit Afghanistan die vorderen Plätze auf der Liste der weltweit größten
Opiumproduzenten. Zur Zeit wird der vierte Fünfjahrplan des Opiumersatzprogramms umgesetzt, man versucht die Bauern dazu zu bringen, zum Beispiel
Kartoffeln und auch Buchweizen anzupflanzen, was ein mühseliges Unterfangen ist. Schließlich bringen einige wenige Schlafmohnkapseln mehr Profit als
ein schwerer Sack Kartoffeln.
Nicht zu vergessen sind die Palmen: Die Palme als solche muss immer klassifiziert werden, denn die Palme per se gibt es so nicht. Der Palmzucker und
dessen alkoholisches Derivat Palmschnaps wird beispielsweise aus der Palmyrapalme (Borassus flabellifer) produziert, die bei den Taxifahrern beliebte Betelnuss stammt von der Arecapalme (Areca catechu). Die Kokospalme (Cocos
nucifera) wird unter Zuhilfenahme von Affen abgeerntet, die damit eine wichtige Aufgabe haben, denn erstens schmeckt die Kokosnuss und wird in der Küche vielfach verwendet, und zweitens ist es sehr ungesund, wenn eine überreife
Kokosnuss von der etwa 30 Meter hohen Palme herabfällt und jemanden trifft
oder das Hausdach zerstört. Die großen Wedel der Nipapalme (Nypa fruticans)
hingegen werden zum Decken der Dächer benutzt und werden jährlich erneuert.
Affen in freier Wildbahn wird man vor allem am Mount Popa (→ S. 321) zu
sehen bekommen. Aber Vorsicht ist aus zwei Gründen angebracht: Der überall
herumliegende Kot kann bei Hautkontakt gesundheitsgefährdend sein, da so Hakenwürmer übertragen werden können, und außerdem ist einigen Touristen dort
bereits die Handtasche oder die Kamera blitzschnell geklaut worden und von den
Affen hoch in den Baumwipfeln ausgiebig untersucht worden.
Die schweren Stämme der Teakbäume werden auch heute noch von Arbeitselefanten durch den Wald zum Wasser gezogen, wo sie dann auf Schiffe verladen werden. Neuerdings werden jedoch auch vermehrt Traktoren und anderes
schweres Gerät benutzt, so dass seit neuestem Elefantencamps für touristische
Zwecke entstehen, vor allem in der Gegend um Kalaw im Shan-Staat. Darüber
Gewürzmarkt in Pyin U Lwin
Flora und Fauna
S.29
Das Land und seine Bezeichnungen
Der Vorläufer des Worts Myanmar wurde zum ersten Mal in der monsprachigen
Palastinschrift von König Kyanzittha 1102 als ›mirma‹ belegt und ebenso 1192
in der Taungguni-Inschrift von Minister Singhasur.
Das Land hieß, mit fließenden Grenzen, schon immer Myanmar, allerdings
nicht in englischer Sprache, und da liegt das Problem. Erst die Briten stellten das
Kernland der Bamar unter ihre direkte Kontrolle und unterschieden fortan zwischen der Ebene des Kernlands und den Grenzregionen. Somit wurde Burma,
abgeleitet von Bamar, der Name, den sie der neuen Kolonie gaben. Den Bergvölkern überließen sie die Selbstverwaltung. Die Verfassung von 1947 wurde
in zwei Sprachen veröffentlicht: Myanma und Englisch. Nur in der englischen
Fassung wurde das Land Burma und seine Hauptstadt Rangoon genannt. In der
Myanma-Ausgabe hieß das Land korrekt Myanmar und die Hauptstadt Yangon.
Im Jahr 1989 erließ der damals herrschende Militärrat (SLORC) das ›Gesetz
zur Anpassung von Namen und Bezeichnungen‹. ›Myanmar‹ war nicht der einzige Begriff, der angepasst wurde:
Land und Leute
hinaus aber sollte man als Tourist in Myanmar nicht erwarten, Elefanten oder
gar Tigern in freier Wildbahn zu begegnen. Dennoch befinden sich im noch recht
unerschlossenem hohen Norden Reservate, in denen vielerlei wilde Tiere leben.
Berühmtes Beispiel ist das Hukawing Valley Wildlife Reservat mit einer enormen Anzahl an Tigern, das im Jahr 2004 mit einer Fläche von mehreren Tausend
Quadratkilometern von der Regierung ins Leben gerufen wurde.
Sehr häufig allerdings sieht man Wasserbüffel, die aus dem Leben der Landbevölkerung nicht wegzudenken sind. Nach getaner Arbeit auf dem Feld sieht
man sie sich in sumpfigen Wasserlöchern am Straßenrand entspannen und gemächlich ihre Nahrung wiederkäuen.
Die Burma-Katze gilt als eigene Art und erfreut sich auch in Europa wachsender Beliebtheit. Charakteristisch ist ihr recht schmaler Körperbau, ganz im
Gegensatz zu einem wohlgenährten Stubentiger, und ihre überaus große Anhänglichkeit sowie Verspieltheit. Haustiere wie in Deutschland, also Hunde und
Katzen, sind in Myanmar eher unüblich, aber in letzter Zeit sieht man den einen
oder anderen Hund, der auf den Straßen Gassi geführt wird. Bei den Besitzern
handelt es in solchen Fällen um wohlhabende Leute, die den Hund als eine Art
Statussymbol aus westlichen Fernsehsendungen kopiert haben. Dieser wird daher auch nur vom Personal ausgeführt.
In einigen Reservaten werden Vogelkundler auf ihre Kosten kommen. Nördlich
von Yangon befindet sich das Moeyingyi Wetland Bird Sanctuary, wo man einige der vielen Hundert in Myanmar vorkommenden Vogelarten beobachten kann.
Trotz aller Artenvielfalt an Tieren in Myanmar gilt, dass das Land besser für
Kulturreisen geeignet ist und eher nicht als Safariziel empfohlen werden kann.
Bevor die entfernten Grenzregionen für den Tourismus erschlossen werden, müssen noch viele Jahre vergehen, bis man die dort lebenden wilden Tiger und eventuell den ein oder anderen weißen Elefanten mühelos besichtigen kann. Derzeit
sind solche Reisen beschwerlich und kaum ratsam.
S.30
Geographie
koloniale Bezeichnung
heutige Bezeichnung (Aussprache)
Rangoon (engl.); Rangun (dt.)
Yangon (Jangon),
Hauptstadt von 1886 bis März 2006
Irrawaddy
Ayeyarwady (Eyjarwaddi),
Fluss Myanmars
Karen
Kayin, Teilstaat der Union sowie
Bevölkerung
Prome
Pyay (Pjeh), Stadt
Maymyo
Pyin Oo Lwin, Pyin U Lwin.
Stadt unweit Mandalays
Akyab
Sittwe, Stadt im Rakhine-Staat
Moulmein
Mawlamyine (Molamjein),
Stadt im Mon-Staat
Pagan
Bagan
Pegu
Bago
Mergui
Myeik (Andere Aussprache! Wie das
›Ba‹ in Baby [Säugling])
Arakan
Rakhine (Rackein), Teilstaat der Union
sowie Bevölkerung
Burma (engl.); Birma (dt.)
Myanmar (Mjanmah)
Vor dem Hintergrund der gewaltsam beendeten Demonstrationen von 1988,
des Hausarrests von Aung San Suu Kyi sowie ihre wiederholten Aufrufe, Myanmar mit Sanktionen zu belegen, weigerten sich viele Staaten, diese ›Namensänderung‹ zu akzeptieren und blieben bei Burma. In der BRD wurde Birma, in
der DDR Burma verwendet, in Frankreich Birmanie.
US-Außenministerin Hillary Clinton benutzte anlässlich ihres Besuches im
Dezember 2011 in ihrer Rede das nichtssagende ›this country‹, aber weder Myanmar noch Burma. US-Präsident Barack Obama benutzte im November 2012
in Yangon schließlich beide Begriffe abwechselnd, während aber am Eingang
der Botschaft der USA in Yangon in großen Lettern zu lesen ist: ›Embassy of
the USA, Rangoon, Burma‹. Während ihrer Reise durch Europa 2012 wurde Suu
Kyi, damals bereits Abgeordnete, vom Parlamentspräsidenten aufgefordert, in
ihren auf Englisch gehaltenen Reden das Wort Myanmar anstelle von Burma zu
benutzen. Sie kam der Aufforderung allerdings nicht nach.
Der Begriff Burma und das sich daraus ableitende Birma entstammen dem
Begriff Bama, der die ethnische Mehrheitsgruppe im Land bezeichnet und als
umgangssprachliche Bezeichnung für das Land geläufig war. Das hochsprachliche Myanmar ist eine übergreifende Sprachregelung, die als nachweislich überlieferte Form besser geeignet und 1989 als Landesname eingeführt worden ist. Kein
Shan würde sich als Myanma bezeichnen, wohl aber als ›Bürger von Myanmar‹.
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