Wirtschaftsausblick Mai 2017 - Ungarn 25.05.2017 Inhalt Wirtschaftsentwicklung: BIP-Wachstum zieht nach temporärer Abschwächung wieder deutlich an Investitionen: Nach starkem Einbruch in 2016 folgt die Wiederbelebung dank EU-Mittel Konsum: Steigende Löhne und hohe Beschäftigung treiben den Konsum an Außenhandel: Ungarns Wirtschaft bleibt exportstark Wirtschaftswachstum wird wieder dynamischer / Investitionen drehen ins Plus / Von Waldemar Lichter Budapest (GTAI) - Das Wirtschaftswachstum in Ungarn nimmt nach einer kurzen Schwächephase wieder Fahrt auf. Mehr Impulse kommen aus dem Inland, etwa vom kräftig steigenden privaten Konsum. Aber auch Investi­ tionen verleihen der Konjunktur seit Anfang 2017 wieder Antriebskraft. Die steigende Auslandsnachfrage und die Exportstärke der ungarischen Wirtschaft sorgen für hohen Handelsüberschuss. Wirtschaftsentwicklung: BIP-Wachstum zieht nach temporärer Abschwächung wieder deutlich an Das Wachstum der ungarischen Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr deutlich abgeschwächt. Nach einem Plus von 4,0% in 2014 und 3,1% in 2015 nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2016 real um 2,0% zu. Seit Anfang 2017 zieht die Wachstumsdynamik aber wieder an. Nach Angaben des ungarischen Statistikamtes (KSH) nahm das BIP im 1.Quartal 2017 real um 3,7% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Das war der stärkste Quartalsan­ stieg seit Anfang 2014. Für das Gesamtjahr 2017 und auch für 2018 gehen die ungarische Regierung und die EU-Kommission von einer Beschleunigung des BIP-Wachstums aus. Einer der Gründe dafür ist, dass EU-Fördergelder wieder verstärkt flie­ ßen und Investitionen kräftig nach oben treiben. Die EU-Kommission geht in ihrer Frühjahrsprognose vom Mai 2017 für das laufende Jahr und für 2018 vom realen BIP-Wachstum von 3,6 beziehungsweise 3,5% aus, die unga­ rische Regierung sogar von 4,1 und 4,3%. Damit wäre das Wirtschaftswachstum deutlich höher als in den Vorjah­ ren. Einen großen Beitrag zu dieser Entwicklung dürfte die Inlandsnachfrage leisten. Das ist einerseits auf den weiter expandierenden privaten Konsum, der aus steigenden Einkommen der Bevölkerung resultiert, zurückzuführen. Andererseits ziehen die Investitionen wieder deutlich an. Auch der Export wird in den nächsten Jahren wichtige Wachstumsimpulse geben. Seine Zunahme wird jedoch schwächer ausfallen und erst in den Folgejahren, nach Inbetriebnahme neuer Kapazitäten etwa in der Automobilindustrie, wieder stärker anziehen. Die stärkere In­ landsnachfrage lässt einen kräftigeren Anstieg der Importe erwarten. Die Prognosen der EU-Kommission gehen bei den Importen sogar von einer höheren Dynamik als bei den Ausfuhren aus. 1 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK MAI 2017 - UNGARN MKT201705248014.14 Wirtschaftliche Eckdaten Ungarns Indikator 2015 2016 Vergleichsdaten Deutschland 2016 BIP (nominal, Mrd. Euro) 109,7 112,4 3.132,7 BIP pro Kopf (Euro) 11.100 11.500 37.866 Bevölkerung (Mio.) 9,856 9.830 82,7 Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 Euro = Forint) 310,00 311,44 - Quellen: Eurostat, Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank Investitionen: Nach starkem Einbruch in 2016 folgt die Wiederbelebung dank EU-Mittel Nach Berechnungen der EU-Kommission brachen 2016 die Bruttoanlageinvestitionen aufgrund geringer EU-Mit­ telzuflüsse um 15,5% im Vergleich zum Vorjahr ein. Das KSH geht sogar von einem Rückgang von 20% aus, dar­ unter von einem Minus von 6,6% bei Investitionen in Ausrüstungen und von 32% bei Bauinvestitionen. Für 2017 und 2018 rechnet die EU-Kommission aber wieder mit einem deutlichen Plus von 12,8 beziehungsweise 7,2%, da­ von bei Ausrüstungsinvestitionen von 4,0 und 7,0%. Einen positiven Effekt dürfte die zum Jahresanfang 2017 eingeführte Senkung der Körperschaftsteuer von 19 auf 9% haben. Die Regierung will das Investitionsförderpro­ gramm für Großunternehmen fortsetzen. Außerdem soll ein Programm zur Unterstützung ungarischer Zuliefer­ 2 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK MAI 2017 - UNGARN firmen aufgelegt werden. Fortgeführt werden weiterhin Maßnahmen, die zu einem höheren Industrialisierungs­ grad der Wirtschaft beitragen. Ausgewählte Großprojekte in Ungarn Projektbezeichn­ Investitionssumm­ ung e (Mio. Euro) Projektstand Anmerkung/Ansprechpartner Bau des Kernkraft­ werks PAKS 2 (zwei 12.500; ein russi­ Ende März Standort­ Ausführung: Tochterfirma der MVM-Group: scher Kredit von genehmigung erteilt; MVM Paks II Nuclear Power Plant Develop­ Blöcke a 1.200 MW 10 Mrd. Euro vor­ Produktionsstart für ment Private Limited Company; Koordinierung brutto) gesehen 2026 vorgesehen durch Minister ohne Geschäftsbereich Janos Süli Modernisierung der Rund 1,5 Mrd. Eu­ Für 2017 ein Tender für Joint Venture: Kinai-Magyar Vasuti Nonprofit Bahnstrecke Buda­ ro; ungarischer den Hauptauftragneh­ Zrt; Finanzierung zu 85% durch die VR China, pest-Belgrad Abschnitt: 166 km mer geplant 15% durch Ungarn; Zustimmung durch das un­ garische Parlament erteilt Bau eines neuen Rund 1.000 Mercedes-Werks in Fertigstellung bis Ende 2.500 Mitarbeiter: Werk für die flexible Pro­ des Jahrzehnts duktion von Pkw mit Front- und Heckantrieb Kecskemet Bau eines Kfz-Zulie­ Baubeginn 2017, Be­ Produktion unter anderem von Schraubfedern ferwerkes durch 35 Mio. triebsstart ab 2018 ge­ und Stabilisatoren ThyssenKrupp in plant Debrecen Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen Informationen zu EU-Binnenmarktausschreibungen unter http://www.gtai-EU-Ausschreibungen.de . Konsum: Steigende Löhne und hohe Beschäftigung treiben den Konsum an Der private Verbrauch gehört inzwischen zu einer der wichtigsten Stützen der ungarischen Wirtschaft. Der Kon­ sum hat 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 5% zugenommen - so stark wie seit Jahren nicht. Im Zeitraum 1997 bis 2012 stieg der Verbrauch im Schnitt um 2,0% pro Jahr, zwischen 2013 und 2015 belief sich das Plus auf zwi­ schen 0,3 und 3,4% jährlich. Für 2017 geht die Europäische Kommission in ihrer Prognose von einem Plus von 4,8% und für 2018 von 3,3% aus. Zu der positiven Entwicklung tragen vor allem die steigenden Löhne und die günstige Lage am Arbeitsmarkt bei. Die Löhne legten 2016 kräftig zu. Für das Gesamtjahr meldet das KSH eine Steigerung der Nettolöhne um 7,8%. Der Anstiegstrend setzt sich auch 2017 fort, da die Lage auf dem Arbeitsmarkt günstig ist. Die Arbeitslosenquote ging von 11,2% im Jahr 2010 auf 4,5% im 1.Quartal 2017 zurück. Hinzu müssten allerdings die rund 162.000 Arbeit­ nehmer hinzugerechnet werden, die im Rahmen des staatlichen öffentlichen Arbeitsprogramms beschäftigt werden. Außenhandel: Ungarns Wirtschaft bleibt exportstark Die ungarischen Ausfuhren und auch die Einfuhren erreichten 2016 einen neuen Rekord. Die Exporte stiegen dank der hohen Nachfrage nach Fahrzeugen, Maschinen und elektrotechnischen Erzeugnissen auf den Höchst­ 3 www.gtai.de WIRTSCHAFTSAUSBLICK MAI 2017 - UNGARN stand von 93,0 Mrd. Euro. Die Importe beliefen sich auf 83,1 Mrd. Euro. Der Überschuss in der Handelsbilanz leg­ te um 15,6% auf rund 10 Mrd. Euro zu. Für das laufende und das kommende Jahr prognostiziert die Europäische Kommission einen weiteren Anstieg der Exporte von Waren und Dienstleistungen von jeweils über 5%. Die steigende Nachfrage aus dem Ausland und die neuen Produktionskapazitäten, die in nächster Zeit in Betrieb genommen werden, lassen darauf schlie­ ßen. Die Einfuhren dürften sogar noch stärker zulegen, was auf die steigende Inlandsnachfrage, darunter auch die nach Investitionsgütern, zurückzuführen ist. Sollten sich die Prognosen bestätigen, so wird der ungarische Außenhandel 2017 und 2018 neue Höchststände feiern können. Davon dürfte vor allem Deutschland als wich­ tigster Handelspartner Ungarns profitieren. Weitere Informationen (zum Beispiel SWOT-Analyse, Branchenberichte) finden Sie unter http://www.gtai.de/ Ungarn KONTAKT Marlene Bukowski +49 (0)30 200099-260 Ihre Frage an uns Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch teilweise – nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. © 2017 Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bun­ destages. 4 www.gtai.de