soFid Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst Religionsforschung 2010|1 Religionsforschung Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid Religionsforschung Band 2010/1 bearbeitet von Sybille Frickel GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2010 ISSN: Herausgeber: bearbeitet von: Programmierung: Druck u. Vertrieb: 0176-4489 GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften Sybille Frickel Siegfried Schomisch GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0 Printed in Germany Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung von GESIS durch den Bund und die Länder gemeinsam bereitgestellt. © 2010 GESIS. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet. Inhalt Vorwort .................................................................................................................................................7 Sachgebiete 1 Religion in Geschichte und Gegenwart.....................................................................................9 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen........................33 3 Religion in der Gesellschaft.....................................................................................................50 4 Religion im Wirtschaftgeschehen............................................................................................77 5 Religion im Politikgeschehen..................................................................................................80 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion..........................................................120 7 Säkularisierung.......................................................................................................................141 Register Hinweise zur Registerbenutzung.......................................................................................................147 Personenregister.................................................................................................................................149 Sachregister........................................................................................................................................153 Institutionenregister...........................................................................................................................165 Anhang Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur...............................................................................171 Zur Benutzung der Forschungsnachweise.........................................................................................171 soFid Religionsforschung 2010/1 Vorwort 7 Vorwort zum soFid „Religionsforschung“ GESIS bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden. Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die von GESIS produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften – bisher FORIS). Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie hier den vollständigen Text des Dokuments. Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für SOFIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Zur Meldung neuer Projekte steht unter http://www.gesis.org/SOFIS/Erhebung/ permanent ein Fragebogen zur Verfügung. Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt. *** Im soFid „Religionsforschung“ sind Veröffentlichungen und Foschungsprojekte zusammengestellt, die sich mit Religion und sozialem und sozialgeschichtlichem Phänomen beschäftigen ohne Einschränkung auf bestimmte Religionen, Regionen oder historische Epochen. Eventuelle Schwerpunkte oder blinde Flecken können sich als Reflex auf die reale Forschungssituation ergeben. Fachlich werden nur Arbeiten aus den Sozialwissenschaften berücksichtigt. Einzelne Beiträge aus benachbarten Wissenschaften werden ebenfalls einbezogen, sind aber die Ausnahme. soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 1 9 Religion in Geschichte und Gegenwart [1-F] Abu-Eta, Housam, M.A.; Prätor, Sabine, Dr. (Bearbeitung); Bauer, Thomas, Prof.Dr. (Leitung): Die Kultur der Ambiguität: eine andere Geschichte des Islam (Projekt A2 im Forschungsfeld A Normativität) INHALT: Die islamische Kultur scheint geradezu das Idealbeispiel einer zur Gänze von religiösen Normen dominierten Kultur zu sein. Allerdings unterscheidet sich das Islamverständnis der Moderne hierin auffällig von dem der klassischen Zeit (d.h. der Vormoderne bis ins 19. Jh.). Während moderne fundamentalistische Richtungen die möglichst vollständige Geltung religiöser Normen in der gesamten Gesellschaft anstreben und dies für die am stärksten islamgemäße Ordnung halten (und hierin von der westlichen öffentlichen Meinung über den Islam bestätigt werden), bietet ein Blick auf die islamische Kultur der Vormoderne ein weitaus komplexeres Bild. Bereits die Gewinnung der Normen aus den autoritativen religiösen Texten zeigt sich als ein diffiziles Verfahren der Disambiguierung, das zahlreiche subjektive Prozesse und rationale Verfahren einschließt. Dass dieses Verfahren zu einem Nebeneinander konkurrierender Normen führte, wurde akzeptiert (vgl. den vielzitierten Prophetenhadith: "Meinungsverschiedenheiten sind eine Gnade für meine Gemeinde"). Eine solche Ambiguitätstoleranz zeigt sich nicht nur im islamischen Recht, sondern auch in vielen anderen Bereichen der islamischen Wissenschaften (etwa in der Koranexegese und in den Sprachwissenschaften, wo man besonders in der Rhetorik maßgebliche Resultate erzielte), in zahlreichen Gattungen der Literatur, aber auch in der Mentalität der Menschen und in den sozialen Verhältnissen (Toleranz gegenüber religiösen Minderheiten; Wahrnehmung von Fremdheit; hohe soziale Mobilität). Bezeichnend ist auch die weitgehend konfliktfreie Koexistenz religiöser und säkularer Diskurse in der klassischen islamischen Kultur, die in auffälligem Kontrast zur heute postulierten Untrennbarkeit zwischen Islam und weltlicher Sphäre steht. Unter diesen spezifischen Voraussetzungen blieben dem Islam viele der Krisen des Abendlandes erspart, doch liegt hierin auch eine wichtige Ursache für die aktuellen Konflikte zwischen Islam und westlicher Moderne. Der Zusammenstoß des Islam mit einer Kultur, die eine solche Ambiguitätstoleranz kaum kannte und tendenziell ablehnte, musste zu einer Neuformulierung der Grundlagen des Islams in Form modernitätskonformer Ideologien führen, die sich sowohl in ihrer liberalen pro-westlichen Ausprägung als auch in ihrer islamistischen Variante gleichermaßen durch die weitgehende Ablehnung der eigenen kulturellen Tradition auszeichnen. Über die Erforschung kultureller Ambiguität in der islamischen Geschichte hinaus soll in interdisziplinärer Arbeit erprobt werden, in wie weit sich die Erforschung von Ambiguitäts(in)toleranz als kulturgeschichtlich relevanter Ansatz etablieren lässt. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, FB 09 Philologie, Institut für Arabistik und Islamwissenschaft (Schlaunstr. 2, 48143 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected]) 10 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart [2-L] Bader, Erwin (Hrsg.): Weltethos - Weltfrieden - Weltreligionen, (Austria: Forschung und Wissenschaft. Philosophie, 6), Wien: Lit Verl. 2007, 206 S., ISBN: 978-3-8258-0463-3 INHALT: ''Kein Überleben ohne Weltethos' - 'Kein Weltfriede ohne Religionsfriede' - 'Kein Religionsfriede ohne Religionsdialog'' (10) Diese drei Thesen von Hans Küng nehmen die Dreigliedrigkeit des aus einer Ringvorlesung an der Wiener Universität hervorgegangenen Bandes vorweg. Der erste Abschnitt ist eine theoretische Positionierung des Themas Weltethik im Bereich der Wissenschaften, der zweite Abschnitt eine Positionierung im Bereich der Religion, der dritte nimmt einen Vergleich mit der friedensorientierten Praxis vor. Die Initiative Weltethos geht von der Existenz eines Ethos der Menschheit aus. Dabei handelt es sich nicht um ein starres Wertesystem sondern um eine rational reflektierte 'Grundhaltung zur Orientierung hinsichtlich der Ziele und Wege des Handelns von Menschen aller Kulturen der Welt' (11). Mehrere Autoren setzen sich kritisch mit historischen Dokumenten zum Thema Weltethos auseinander. Der Begriff des Weltethos entstammt dem Bereich der Religion, ohne diesen ersetzen zu wollen. Ihm gerecht zu werden, erfordert einen interdisziplinären Ansatz. Dabei sind nicht nur die Theologie, Religion und Ethik, sondern auch die Rechts-, Politik-, Geschichts- und Wirtschaftswissenschaften sowie die Psychologie und Kulturwissenschaften angesprochen. Bader vertritt die These, dass dieses Ethos in einer Welt, in der zahlreiche Religionen und Kulturen aufeinanderprallen, einen entscheidenden Beitrag zur Völkerverständigung leisten kann. Vereinte Kräfte werden auch nötig sein, um den globalen Herausforderungen der Zukunft begegnen zu können. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Hans Küng: Geleitwort (7-8); Erwin Bader: Vorwort (9-14); Günther Gebhardt: Weltethos - Brücke zwischen den Kulturen und Religionen (17-30); Anton Pelinka: Ethik in der Politik (31-38); Rotraud A. Parner: Ethik & Tiefenpsychologie (39-52); Norbert Leser: Wider die Anmaßung der Allwissenheit der Wissenschaft (53-62); Erwin Bader: Weltethos, Philosophie und Religion (63-98); Helmut Schüller: Weltethos und Christentum (101-104); Elsayed Elshahed: Erklärung zum Weltethos, eine islamische Antwort (105-116); Bimal Kundu: Weltethos und Hinduismus 8117-122); Theodor Strohal: Weltethos aus buddhistisch-holistischer Sicht (123-132); Klaus S. Davidowicz: Gedanken zu "Weltethos" und Judentum (133-140); Franz Wundsam: Vom vereinnahmenden zum wertschätzenden Denken (143-160); Christian Friesl: Erfolg mit Verantwortung? (161-174); Josef Riegler: Weltethos und Global Marshall Plan (175-188); Anton Bucher: Weltethos / Konfessioneller Religionsunterricht / Ethikunterricht (189-196); Manfred Welan: Weltrecht und Weltethos (197-204). [3-L] Baer, Alejandro: Spain's Jewish problem: from the "Judeo-Bolshevik conspiracy" to the "Nazi-Zionist State", in: Wolfgang Benz (Hrsg.): 18, Berlin: Metropol-Verl., 2009, S. 89-110 (Standort: UB Bonn(5)-Z92/45; USB Köln(38)-MXG07522) INHALT: Der Verfasser analysiert die sozialgeschichtlichen und kulturellen Determinanten des Umgangs mit den Juden in Spanien. Dabei werden die relevanten Publikationen in den Medien als empirische Basis der Studie genutzt. Es wird argumentiert, dass der Antisemitismus in Spanien weder rein religiös bedingt noch rassistisch ist. Er wird jedoch stark durch frühere Formen des Antisemitismus geprägt, wie die Interpretation der Nachrichten aus dem Nahen Osten zeigt. Der Nahost-Konflikt fördert negative Stereotype und die Medien spielen dabei eine maßgebende Rolle. Der Autor stellt fest, dass die antisemitischen Klischees einen kaum soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 11 wegzudenkenden Bestandteil der Aktivitäten der spanischen Meinungsbilder darstellen. Es wird die These vertreten, dass diese Aktivitäten einen wesentlichen Teil des spanischen Judenproblems darstellen. Ein Versuch, den Antisemitismus zu überwinden, sollte vor allem darauf ansetzen. (ICF) [4-F] Brechenmacher, Thomas, Prof.Dr. (Bearbeitung): Berichte des Apostolischen Nuntius Cesare Orsenigo aus Deutschland 1930 bis 1939 INHALT: Im Frühjahr 1930 trat der lombardische Priester Cesare Orsenigo die Nachfolge Eugenio Pacellis als Apostolischer Nuntius in Berlin an. Orsenigos Aufgabe in Berlin war doppelt schwierig. Das von Pacelli seit 1917 etablierte Niveau der Amtsführung konnte er weder kopieren noch gar erreichen; zudem sah er sich sogleich nach seiner Amtsübernahme mit der sich verschärfenden politischen und wirtschaftlichen Situation in Deutschland konfrontiert. Die Endkrise der Weimarer Republik sowie anschließend die nationalsozialistische Diktatur stellten Anforderungen an den Nuntius, denen auch eine diplomatisch versiertere Persönlichkeit als Orsenigo nur schwer gewachsen gewesen wäre. Orsenigo verblieb trotz vielfacher Kritik an der Art seiner Tätigkeit bis zum Ende des "Dritten Reiches" in Berlin. Durch einen Bombenangriff psychisch schwer angeschlagen, siedelte Orsenigo im Februar 1945 nach Eichstätt über, wo er am 1. April 1946 starb. Im Urteil der Geschichtswissenschaft über Nuntius Cesare Orsenigo überwiegen die kritischen bis negativen Züge, auch bei grundsätzlicher Anerkennung der Schwierigkeiten seiner Aufgabe. Allerdings lag bisher eine nur einseitige Quellenbasis vor, dominierten die Aussagen über Orsenigo, während das Kernstück seiner eigenen Arbeit als Nuntius verschlossen blieb: seine Berichte aus Berlin an das vatikanische Staatssekretariat unter den Kardinälen Pacelli und Maglione zwischen 1930 und 1945. Zwar veröffentlichte Dieter Albrecht 1980 einen Band mit dem Notenwechsel und den Demarchen Orsenigos an die deutsche Reichsregierung, jedoch erscheint hier nur die "amtliche" Seite des Nuntius der Regierung in Berlin gegenüber, während die interne Verständigung zwischen Orsenigo und der politischen Zentrale des Heiligen Stuhls weitgehend dunkel bleibt. Durch die Teilöffnung der vatikanischen Archive für die Zeit des Pontifikates Pius' XI. (1922-1939) hat sich die Quellenlage wesentlich verändert. Zum ersten Mal ist nun das Korpus der Berichte Orsenigos - vorerst bis zum Frühjahr 1939 - vollständig zugänglich. Damit kann ein komplexer Informationsprozess dokumentiert werden, zu dem, neben den Berichten des Nuntius, auch die Anweisungen des Staatssekretariats und seines Leiters Pacelli an Orsenigo, Korrespondenzen des Nuntius und des Kardinalstaatssekretärs mit weiteren kurialen Behörden sowie interne Papiere des Staatssekretariats gehören. Die Berichterstattung aus Deutschland erweist sich als außergewöhnlich dicht; nicht selten schrieb oder telegrafierte Orsenigo mehrfach täglich nach Rom. Die Berichte Orsenigos dokumentieren fast Tag für Tag, in allen Phasen, das Ende der Weimarer Republik und die Geschichte der nationalsozialistischen Diktatur aus dem Blickwinkel der spezifischen Interessen und Wahrnehmungen eines kurialen Diplomaten. Aber nicht nur die Themen mit unmittelbarem Kirchenbezug (Reichskonkordat, Kirchenkampf, Schulfrage, Jugendarbeit, Devisen- und Sittlichkeitsprozesse, Besetzung von Bischofsstühlen usw.), sondern auch die großen allgemeinpolitischen Fragen der Zeit (Nationalsozialismus und Kommunismus, Wirtschaftskrise, Etablierung der Diktatur, Antisemitismus und Judenverfolgung, Außenpolitik Deutschlands usw.) erörtert Orsenigo ausgiebig. Dabei wechseln sich treffende und unzutreffende Urteile, wahre und schlichtweg falsche Informationen, psychologisch feinfühlige und ihr Ziel verfehlende Einschätzungen stets ab. Die Berichterstattung Orsenigos bildete eine der wesentlichen Entscheidungsgrundlagen für die Politik 12 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart des Heiligen Stuhls dem nationalsozialistischen Deutschland gegenüber. Ohne diese Quelle ausführlich zu berücksichtigen, wird zukünftig kein wissenschaftlich fundiertes Urteil über das Verhältnis des Heiligen Stuhls zum nationalsozialistischen Deutschland möglich sein. Kooperationspartner: Deutsches Historisches Institut Rom und Archivio Segreto Vaticano. ZEITRAUM: 1930-1939 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland METHODE: Die Bedeutung der Berichte des Nuntius Orsenigo aus Deutschland rechtfertigt eine kritische Edition: denn allein ein fundierter Kommentar kann die Berichte in einer Weise erschließen, die ein falsches Verständnis und Fehlinterpretationen verhindert. Aus den bisher zugänglichen Jahren 1930 bis 1939 liegen ca. 1.500 Berichte Orsenigos vor. Zusammen mit den darüber hinaus relevanten Dokumenten, besonders den Briefen Pacellis an Orsenigo wird von einem Korpus von ca. 2.000 Stücken auszugehen sein (sowie für die Zeit bis 1945 mit mindestens weiteren 2.000). Dieser Umfang legt ein zweisträngiges Verfahren nahe. Eine digitale Edition, die auf dem Server des Deutschen Historischen Instituts in Rom angesiedelt sein wird, stellt alle Texte in der jeweiligen Originalsprache - in der Regel Italienisch - zur Verfügung und bietet ein weites Spektrum an Abfrage- und Recherchemöglichkeiten an. Parallel zur elektronischen Edition wird in den Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Bonn, ein Band erscheinen, der, für alle Benutzer in Deutschland ohne italienische Sprachkenntnisse, eine umfangreiche, wissenschaftlich kommentierte Auswahl der Berichte Orsenigos in deutscher Übersetzung präsentiert. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Kommission für Zeitgeschichte Forschungsstelle Bonn (Adenauerallee 19, 53111 Bonn) KONTAKT: Institution (Tel. 0228-2674300, e-mail: [email protected]) [5-L] Dahnelt, Rainer: Funktion und Gottesbegriff: der Einfluss der Religionssoziologie auf die Theologie am Beispiel von Niklas Luhmann und Falk Wagner, (Marburger theologische Studien, 104), Leipzig: Evang. Verl.-Anst. 2009, VIII, 263 S., ISBN: 978-3-374-02659-3 INHALT: Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Frage nach der Perspektivitat bei der wissenschaftlichen Untersuchung von Religion. Diese kann entweder aus der Innen- oder aus der Außenperspektive in den Blick genommen werden. Es wird gezeigt, dass diese beiden Perspektiven insbesondere beim Thema der Religion immer wieder in einen Konflikt geraten. Das liegt an der Unbedingtheit religiöser Überzeugungen, die in der Außenperspektive nicht mitzuvollziehen ist. Dennoch gibt es die Außenperspektive, und ihre Kommunikation nimmt ohne Zweifel Einfluss auf die Religion. Denn immer wieder hervorgebrachte externe Anfragen verunsichern die religiöse Kommunikation, decken die Kontingenz der religiösen Entscheidungen und Überzeugungen auf. Metaphysik, Ontologie, Transzendental- und Subjektphilosophie erscheinen nur noch wenig geeignet, einen umfassenden Entwurf von Welt und eine überzeugende Theorie der Perspektivität entwickeln zu können. Statt dessen werden die Themen der Metaphysik unter anderen Vorzeichen auch in anderen Wissenschaften bearbeitet, so nicht zuletzt in der Soziologie. Niklas Luhmanns Entwurf ersetzt den metaphysischen Begriff des Grundes durch den Sinnbegriff. Der Vorteil hierbei ist, dass Kontingenz, die das Erleben der Gegenwart in starkem Maße bestimmt, von Anfang an in den Entwurf einbezogen ist. Es wird gezeigt, dass die Ursache der Inkommensurabilität systematisch nicht nur bei der Theologie liegt, sondern auch bei einer Soziologie, die sich als Universaltheorie versteht. Sie verortet sich im Bereich der Wissenschaftstheorie und legt eine eigene Weltsicht vor, die soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 13 von vorgängigen theoretischen Entscheidungen abh?ngig ist. Eines der zentralen Ergebnisse der Untersuchung liegt in den Parallelen zwischen soziologischer Universaltheorie und theologischem Gottesgedanken. Wenn eine Möglichkeit zur Aufhebung der Inkommensurabilität der internen und externen Perspektiven besteht, dann liegt sie an dieser Stelle. Hier hat sie Wagner auch gesucht. Allerdings ist die Frage nach einer bleibenden Differenz zwischen den Perspektiven weiterhin virulent - in drei verschiedenen Hinsichten: erstens in Bezug auf die religiöse Vorstellung, zweitens in Bezug auf ihre theologische Reflexion und drittens in Bezug auf ihrer beider Vorkommen in der soziologischen Perspektive. Falk Wagners Theologie lässt keinen Weg erkennen, der aus der theologischen Reflexion in die religiöse Vorstellung zurückführt. Luhmanns Abweisung der Versuche, die Systemtheorie subjektivitätstheoretisch zu rezipieren, qualifiziert die theologische Reaktion auf die Systemtheorie als Immunreaktion, d. h. als Versuch, auf die Beobachtungen Luhmanns gerade nicht einzugehen. (ICF2) [6-L] Dingel, Irene; Tietz, Christiane (Hrsg.): Das Friedenspotenzial von Religion, (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beih. 78), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, VIII, 124 S., ISBN: 978-3-525-10091-2 INHALT: "Das Friedenspotenzial von Religion scheint weitaus weniger Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen als das Konfliktpotenzial. Die Beiträge dieses Bandes widmen sich diesem vernachlässigten Thema, indem sie nach jenen Elementen von Religion fragen, die als friedensfördernd angesehen werden können und dazu geeignet sind, entsprechende Potenziale freizusetzen. Dies geschieht aus der Perspektive von Geschichts-, Politik-, Islam- und Religionswissenschaft sowie Theologie und im Hinblick auf verschiedene, in Europa präsente Religionen. Religionskritisch werden gleichzeitig die gewaltfördernden Aspekte von Religion mit reflektiert." (Autorenreferat). Inhalt: Armin Kohnle: Konfliktbereinigung und Gewaltprävention: Die europäischen Religionsfrieden in der frühen Neuzeit (1-19); Klaus von Stosch: Das Friedenspotenzial der östlichen Religionen (21-34); Christiane Tietz: Das Friedenspotenzial des Christentums (35-51); Peter Steinacker: Was heißt Toleranz für die Begegnung der Religionen in einer postsäkularen Gesellschaft? Absolutheitsanspruch und Akzeptanz als Basis von Konvivenz (53-69); Irfan Omar: Jihad und Gewalt im Koran. Zum Friedenspotenzial des Koran und in der Islamischen Tradition (71-99); Andreas Hasenclever und Alexander De Juan: Kriegstreiber und Friedensengel - Die ambivalente Rolle von Religionen in politischen Konflikten (101-118). [7-F] Dorn, Franz, Prof.Dr.; Schnabel-Schüle, Helga, Prof.Dr.; Gerstenmayer, Christina, M.A.; Schmidt, Sebastian, Dr. (Bearbeitung): Katholische und protestantische Armenfürsorge in der Frühen Neuzeit zwischen kirchlicher, staatlicher und kommunaler Zuständigkeit (Teilprojekt B3) INHALT: Die Ausbildung neuer Fürsorgekonzepte im Ancien Régime ist auf das engste verbunden mit dem frühneuzeitlichen Staatsbildungs- und Konfessionalisierungsprozess. Untersucht wird in diesem Teilprojekt, in welchem Maße die Kirche, der werdende Staat sowie kommunale Einrichtungen Einfluss auf die Ausbildung spezifischer Wahrnehmungs- und Deutungskonzepte in (konfessions-)verschiedenen Territorien hatten und wie sich diese auf die soziale Praxis der Armenhilfe auswirkten. In der dritten Förderperiode setzt sich das interdisziplinäre 14 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart Teilprojekt zwei Schwerpunkte: 1. Die Fortführung der Frage, wie sich der Umgang mit Armut und Bettelei unter unterschiedlichen konfessionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen gestaltete. Dabei wird in einer rechtshistorischen Teiluntersuchung die Fokussierung auf den Zusammenhang von Armen und Devianz fortgeführt. Insbesondere wird hier der Frage nachgegangen, inwieweit das Thema Armut vor Gericht überhaupt eine Rolle spielte und inwieweit sich die auf semantischer Ebene feststellbare Kriminalisierung von Vaganten und nichtsesshaften Bedürftigen in den Strafgerichtsakten - und hier vor allem beim Delikttypus der kriminellen Bandenbildung - widerspiegelt. 2. Ein weiterer Schwerpunkt des Teilprojektes liegt in der Untersuchung von Maßnahmen der Armutsprävention im 18. Jahrhundert. Der Vorsorge kommt in modernen theoretischen Überlegungen zu Inklusions- und Exklusionsprozessen innerhalb einer Gesellschaft eine zentrale Bedeutung zu, da gerade sie Aufschluss über die Dauerhaftigkeit von Exklusionen sowie der gesellschaftlichen Einstellung zu diesen Prozessen geben kann und einem dynamischen Armutskonzept Rechnung trägt. In der historischen Teiluntersuchung sollen verschiedene Maßnahmen der Armutsprävention in den Territorien Kurtrier, Kurmainz und Kursachsen sowie in der englischen Grafschaft Essex vergleichend analysiert werden. Zur Prävention von Armut sollen Ideen und Ansätze der Volksaufklärung ebenso in den Blick genommen werden wie neue Entwicklungen im Bereich des Versicherungswesens und neuartiger ländlicher Leih- und Kreditanstalten. Zudem soll diesbezüglich der Frage nachgegangen werden, welche rechtlichen Formen diese Maßnahmen aufweisen und in welcher Rechtstradition diese stehen. Welche Überlegungen wurden beispielsweise in rechtstheoretischen Schriften zu Formen von freiwilliger versus obligatorischer Absicherung angestellt? Welche Eingriffsrechte und Regelungskompetenzen billigte man dabei dem Staat oder privaten Institutionen zu? Darüber hinaus sollen die bereits in der zweiten Förderperiode gewonnenen Ergebnisse in der historischen Teiluntersuchung in einem systematischen Vergleich zu einer Teilprojektsynthese zusammengeführt werden, die den Einfluss der Faktoren Recht und Religion auf die Ausbildung verschiedener Fürsorgepraktiken sowie Lebenslaufperspektiven aufzeigt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Dorn, Franz: Zur Entwicklung der Strafrechtswissenschaft in Deutschland. in: Unrecht und Recht. Kriminalität und Gesellschaft im Wandel von 15002000. Gemeinsame Landesausstellung der rheinland-pfälzischen und saarländischen Archive. Wissenschaftlicher Begleitband. Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung RheinlandPfalz, Bd. 98. Koblenz 2002, S. 168-209.+++Ders.: Zur Armenpflege geistlicher Territorien in der frühen Neuzeit am Beispiel der Erzstifte Köln und Trier. in: Saar, Stefan Chr. et al. (Hrsg.): Recht als Erbe und Aufgabe. Heinz Holzhauer zum 21. April 2005. Berlin 2005, S. 90-111.+++Ders.: Gerechtigkeit, Kommune und Frieden in Ambrogio Lorenzettis Fresken in der Sala della Pace des Palazzo Pubblico von Siena. in: Dorn, Franz'; Schröder, Jan (Hrsg.): Festschrift für Gerd Kleinheyer zum 70. Geburtstag. Heidelberg 2001, S. 127-177.+++Ders.: "Not kennt kein Gebot." Der Notdiebstahl ("Stehlen in rechter Hungersnot") in der frühneuzeitlichen Strafrechtsdogmatik. in: Schmidt, Sebastian (Hrsg.): Arme und ihre Lebensperspektiven in der Frühen Neuzeit. Frankfurt a.M. et al. 2008, S. 207-236.+++Ders.: Von der vertraglichen Selbstverknechtung zum Paragraph 624 BGB. in: Festschrift für Wadle (im Druck).+++Schmidt, Sebastian: "Gott wohlgefällig und den Menschen nutzlich". Zu Gemeinsamkeiten und konfessionsspezifischen Unterschieden frühneuzeitlicher Armenfürsorge. in: Schmidt, Sebastian; Aspelmeier, Jens (Hrsg.): Norm und Praxis der Armenfürsorge in Spätmittelalter und früher Neuzeit. in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Beihefte Bd. 189, 2006, S. 61-90.+++Ders.: Armenfürsorge in Stadt und Land. Maßnahmen gegen Armut und Bettelei in Mainz sowie im Rheingau (17./18. Jh.). in: Bräuer, Helmut (Hrsg.): Arme - ohne Chance? Kommunale Armut und Armutsbekämpfung vom Spätmittelal- soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 15 ter bis zur Gegenwart. Leipzig 2004, S. 71-98.+++Ders.: Religiöse Dimensionen der Armenfürsorge vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert. in: Gestrich, Andreas; Raphael, Lutz (Hrsg.): Inklusion/ Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart. Frankfurt a.M. (u.a.) 2004, S. 385-396.+++Schmidt, Sebastian; Wagner, Alexander: "Gebt den Hußarmen um Gottes willen...". Religiös motivierte Armenfürsorge und Exklusionspolitik gegenüber starken und fremden Bettlern. in: Gestrich, Andreas; Raphael, Lutz (Hrsg.): Inklusion/ Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart. Frankfurt a.M. (u.a.) 2004, S. 479-509.+++Schmidt, Sebastian: Caritas: Die Sorge um Arme und Kranke (Hospitäler; Armenstiftungen; Bettel; das Medizinalwesen). in: Schneider, Bernhard u.a. (Hrsg.): Geschichte des Bistums Trier. Band III: Kirchenreform und Konfessionsstaat. Die frühe Neuzeit (erscheint voraussichtlich Ende 2008).+++Ders.: Die Abschaffung der Armut - das frühneuzeitliche Inklusionsprogramm und seine Exklusionen am Beispiel der Geistlichen Kurfürstentümer Trier, Köln und Mainz. in: Raphael, Lutz; Uerlings, Herbert (Hrsg.): Zwischen Ausschluss und Solidarität. Modi der Inklusion/ Exklusion von Fremden und Armen in Europa seit der Spätantike. Frankfurt a.M. (u.a.) 2008, S. 241-274.++ +Ders.: Religiöse Bildprogramme als Ausdruck kollektiver Einstellungen? Zu widersprüchlichen Repräsentationen des Almosenspendens und ihrer politischen Funktion in der Frühen Neuzeit. in: Archiv für Kulturgeschichte, 89, 2007, H. 2, S. 283-300.+++Ders.: Kinderarmut, Fürsorgemaßnahmen und Lebenslaufperspektiven in den geistlichen Kurfürstentümern. in: Schmidt, Sebastian (Hrsg.): Arme und ihre Lebensperspektiven in der Frühen Neuzeit. Frankfurt a.M. (u.a.) 2008, S. 51-84.+++Ders.: "Scandalös undt intolerabell" - Zur Verwaltungspraxis und Kontrolle frühneuzeitlicher Hospitäler an Mittelrhein und Mosel. in: Ammerer, Gerhard u.a. (Hrsg.): Orte der Verwahrung. Die innere Organisation von Gefängnissen, Hospitälern und Klöstern seit dem Spätmittelalter (Protokoll der internationalen Tagung in Schaan (FL), 27.-30. September 2007, Kloster St. Elisabeth).+++Ders.: 'Pleasing to God and Beneficial to Man'. On the Similarities and Denominational Differences of Early Modern Poor Relief. Übersetzung des Aufsatzes "Gott wohlgefällig und den Menschen nutzlich". Zu Gemeinsamkeiten und konfessionsspezifischen Unterschieden frühneuzeitlicher Armenfürsorge. in: Schmidt, Sebastian; Aspelmeier, Jens (Hrsg.): Norm und Praxis der Armenfürsorge in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Stuttgart 2006, S. 61-90. (Übersetzung des Aufsatzes erscheint in der SFB-Schriftenreihe voraussichtlich 2009).+++Ders.: Vom falschen Bettler zum Sozialschmarotzer - Arbeitswille und Armenfürsorge. in: Unijournal. Zeitschrift der Universität Trier, 2008, Themenh. 34, S. 9-17.+++Ders.: Ein Skandal im Hospital von Münstermaifeld im Jahr 1754. in: Keller, Katrin; Viertel, Gabriele; Diesener, Gerald (Hrsg.): Stadt, Handwerk, Armut. Eine kommentierte Quellensammlung zur Geschichte der Frühen Neuzeit. Helmut Bräuer zum 70. Geburtstag zugeeignet. Leipzig 2008, S. 393-404.+++Schnabel-Schüle, Helga: Kirchenvermögen und soziale Fürsorge. Die konfessionelle Prägung staatlicher Fürsorgepolitik durch den Augsburger Religionsfrieden. in: Hoffmann, Carl A.; Johanns, Markus; Kranz, Annette u.a. (Hrsg.): Als Frieden möglich war. 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden. Begleitband zur Ausstellung im Maximilianmuseum Augsburg. Regensburg 2005, S. 146-151.+++Dies.: Arme Frauen. Bedürftigkeit im Rahmen des Kindstötungsdiskurses. in: Schmidt, Sebastian (Hrsg.): Arme und ihre Lebensperspektiven in der Frühen Neuzeit. Frankfurt a.M. (u.a.) 2008, S. 295-309.+++Wagner, Alexander: Armenfürsorge in Rechtslehre und Rechtsordnungen der frühen Neuzeit. in: Schmidt, Sebastian; Aspelmeier, Jens (Hrsg.): Norm und Praxis der Armenfürsorge in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte - Beihefte Band 189Stuttgart 2006, S. 21-59 (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte - Beihefte Bd. 189). +++Ders.: Konzepte der Armenfürsorge und Bettelbekämpfung und ihre Rezeption zu Beginn des 16. Jahrhunderts. in: 16 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart Duss, Vanessa (u.a.) (Hrsg.): Rechtstransfer in der Geschichte. München 2006, S. 225-251. ARBEITSPAPIERE: Schmidt, Sebastian: "The Dignity of the Poor in Administrative Texts, Legal Commentaries, and Welfare in the Early Modern Period", Vortrag gehalten auf der Tagung "The Dignity of the Poor. Concepts, Practices, Representations" des Deutschen Historischen Institutes in London vom 7.-9. Dezember 2006.+++Alteepping, Sven: Die österreichische Armengesetzgebung vom 16.-18. Jahrhundert, unveröff. Staatsexamensarbeit. Trier 2005.+++Hoor, Christina: Randerscheinungen. Zur Repräsentation von Armut im Historienfilm. Unveröff. Magisterarbeit. Trier 2005. ART: BEGINN: 2009-01 ENDE: 2012-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Trier, SFB 600 Fremdheit und Armut - Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart (Ludwig-Weinspach-Weg 3, 54286 Trier) KONTAKT: Institution (e-mail: [email protected]) [8-L] Dvorák, Johann: David Hume: Wissenschaft und Religion bei Kelsen, in: Tamara Ehs (Hrsg.): Hans Kelsen : eine politikwissenschaftliche Einführung, Wien: WUV Facultas, 2009, S. 133-151 INHALT: Hans Kelsen hat sich immer wieder mit Fragen der modernen Wissenschaft und der modernen Demokratie auseinandergesetzt. Er hat dabei darauf hingewiesen, wie sehr religiöse Einstellungen, theologische Denkmuster und verschiedene metaphysische Elemente das juristische Denken prägen; und er ist bemüht gewesen, die Rechtswissenschaft von religiösen, logischen, metaphysischen Einflüssen zu befreien. Er bewegte sich hierbei in der philosophischen und wissenschaftlichen Tradition der Moderne, die ihre Wurzeln bei Francis Bacon und Thomas Hobbes hatte und in ihrer Fortsetzung von David Hume bis zu Ernst Mach und der wissenschaftlichen Weltauffassung des Wiener Kreises reichte. Im vorliegenden Beitrag werden hierzu folgende Aspekte behandelt: (1) Thomas Hobbes, modernes Denken und radikale Säkularisierung, (2) David Hume über Wissenschaft, Religion und das gute Leben, (3) Hans Kelsen, die Verwissenschaftlichung des Rechts und der Kampf gegen Religion und Metaphysik. (ICI2) [9-L] Ernst, Petra; Lamprecht, Gerald (Hrsg.): Konzeptionen des Jüdischen: kollektive Entwürfe im Wandel, (Schriften des David-HerzogCentrums für Jüdische Studien, Bd. 11), Innsbruck: Studien-Verl. 2009, 478 S., ISBN: 978-37065-4346-0 INHALT: "Kulturen sind keine geschlossenen Systeme. Vielmehr befinden sie sich im stetigen Austausch mit anderen kulturellen Systemen, wobei die Austauschprozesse vor allem in den jeweiligen Grenzbereichen und Kontaktzonen der kulturellen Systeme sichtbar werden. Diesen Prozessen und den damit verbundenen Veränderungen sind auch individuelle und kollektive jüdische Identitätsentwürfe unterworfen. Der vorliegende Band beschäftigt sich mit unterschiedlichen disziplinären Herangehensweisen, vordringlich mit dem kulturellen Austausch zwischen Juden und Nichtjuden, und den daraus resultierenden Phänomenen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Petra Ernst, Gerald Lamprecht: Konzeptionen des Jüdischen Kollektive Entwürfe im Wandel. Einleitende Anmerkungen zum Thema (9-16); I. Konzeptio- soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 17 nen jüdischer Identität - Spurensuche: Philipp Theisohn: Verlorene Stämme - Überlegungen zur Transformation, Funktionalisierung und geistesgeschichtlichen Bewertung eines jüdischchristlichen Verschränkungsnarrativs im 17. Jahrhundert (19-37); Ekaterina Emeliantseva: Situative Religiosität - situative Identität: Die Prager Frankisten auf dem Weg in die bürgerliche Gesellschaft (1760-1849) (38-62); Mariana Hausleitner: Czernowitz ein jüdischer Gedächtnisort? Unterschiedliche Sichtweisen der Zwischenkriegszeit von Juden, Deutschen, Ukrainern und Rumänen (63-91); Kristina Tomovska: Sephardic Jews from Yugoslav Macedonia in the interwar period. "The sounds of transition, the songs of tradition" (92-105); Julia Richers: Zeiten des Umbruchs und der Liminalität. Lebenswelten Budapester Juden im Vormärz (106131); Britta Konz: Ein weiblich-jüdisches "Projekt der Moderne" (132-152); Daniela Neuser: Konzeptionen des Jüdischen in der deutsch-jüdischen Jugendbewegung (153-166); Ulrike Ehret: Catholic Images of the Jews in the Age of Race Science - The Catholic Guild of Israel and its Mission to Jews in London, 1917-1938 (167-186); II. Konzeptionen des Jüdischen in Kunst, Literatur und im Theater: Gunnar Mikosch: Jüdische Identität und christliche Ikonographie: Transformationsprozesse in jüdischen Handschriften des 13. und 14. Jahrhunderts (189-215); Madleen Podewski: Begrenzte Zirkulationen: Zur Positionierung deutsch-jüdischer Zeitschriftenliteratur im literarischen Feld um 1900 (216-230); Douwe Hettema: Identität und Geschichte. Die zeitgeschichtlichen Romane von Kurt Guggenheim (1896-1983) (231-251); Arvi Sepp: Zwischen Deutschtum und Judentum. Identität und Selbstentwurf in Victor Klemperers Tagebüchern der NS-Zeit (252-272); Natalia Shchyhlevska: Todesfuge: Celan, Goethe und die Huzulen (273-290); Susanne Düwell: Konzeptionen jüdischer Identität und deutsch-jüdischer Literatur (Maxim Biller und Doron Rabinovici) (291-305); Katrin Molnár: Papirnik - "... kein Mann aus Fleisch und Blut". Erinnerung, Identität und Differenz im Schreiben von Doron Rabinovici (306-324); Eva Krivanec: "Ich bin doch a Jud. Ich hab' nichts gegen Österreich." Jüdische Figuren im Wiener Unterhaltungstheater während des Ersten Weltkriegs zwischen Stigmatisierung und Vereinnahmung (325-342); Johannes Hofinger: Max Reinhardt: Festspielgründer, Schlossherr, Jude. Auf den Spuren einer jüdischen Identität (343-356); III. Konzeptionen des Jüdischen und kulturelles Gedächtnis: Jens Hoppe: Zusammenarbeit versus Trennung? Das Museum jüdischer Altertümer in Frankfurt am Main zwischen 1900 und 1931 (359-379); Susanne Schönborn: Jüdische Identitäten im Spannungsfeld zwischen Fremd- und Selbstentwurf im Kontext der Walser-Bubis-Debatte 1998 (380-398); Mark Schumacher: "Was keine andere Nation je versucht hat". Geschichtspolitische Wendepunkte in der Debatte um das Denkmal für die ermordeten Juden Europas (399-413); Katrin Pieper: "Jüdisches" ausstellen. Allgemeine Betrachtungen über museale Konzeptionen und Eindrücke im Jüdischen Museum Berlin (414-437); Desanka Schwara: Erinnerung und Gedächtnis: Empfindungen als konditionierendes Potential - zurückhaltende Historiographie (438-457); Christoph Kühberger: Ethik und Erinnerung. Über den Umgang mit jüdischer Vergangenheit (458-473). [10-L] Eßbach, Wolfgang: Europas Religionen, das Erbe der Religionskritik und die kulturelle Globalisierung, in: Boike Rehbein (Hrsg.) ; Klaus-W. West (Hrsg.) ; Hermann Schwengel (Adressat): Globale Rekonfigurationen von Arbeit und Kommunikation : Festschrift zum 60. Geburtstag von Hermann Schwengel, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2009, S. 163-176 INHALT: Der Verfasser widmet sich dem gegenwärtigen Wiederaufstieg der Religionen und deren intellektueller Verarbeitung. Er zeigt Parallelen der gegenwärtigen Situation mit der Zeit 18 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart um 1900 auf. Es stellt sich die Frage, ob Europa sich vor dem Hintergrund der historischen Erfahrung in einer privilegierten Lage befindet, die Vielzahl religiöser Strömungen und möglicher Konflikte vermittelnd zu moderieren. Jenseits der im 20. Jahrhundert vorherrschenden Kunst-, National- und Wissenschaftsreligionen sieht der Verfasser die Möglichkeit einer Verbindung von religiöser Vielfalt und Religionskritik in Europa gegeben. (ICE2) [11-L] Faber, Richard; Lanwerd, Susanne (Hrsg.): Aspekte der Religionswissenschaft, Würzburg: Königshausen u. Neumann 2009, 311 S., ISBN: 978-3-8260-4006-1 INHALT: "Der vorliegende Band präsentiert und analysiert nicht einzelne Religionen, sondern verschiedene soziokulturelle Dimensionen von Religion(en) und die ihnen entsprechenden wissenschaftlichen Zugriffe, samt ihrer Selbstreflexion. Die in den Beiträgen behandelten Gegenstände nehmen nach Möglichkeit aktuelle Bezüge auf. Darüber hinaus erweisen sich stets auch historische Gegenstände per analogiam oder via Verfremdung als manchmal sogar tagespolitisch relevant." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Vorwort (7-9); Susanne Lanwerd: Religionswissenschaft und Geschlechterforschung. Zu Bildern religiöser Differenz (11-28); Christoph Auffarth: Europäische Religionsgeschichte - ein kulturwissenschaftliches Projekt (29-48); Michael Droege: Religionswissenschaft und Religionsjurisprudenz. Ein Versuch über blinde Flecken der disziplindifferenzierten Wissenschaften (49-61); Dorothee Elm von der Osten: 'Vidimus, accepit fabula prisca fider': Zur Theatralisierung mythologischer Erzählungen und religiöser Riten in der römischen Kaiserzeit (63-75); Richard Faber: Exemplarisches zur Religionsliteraturwissenschaft (77-91); Richard Faber: Religionspolitologie oder: Was heißt Theokratie? (93-112); Hilla Frübis: Religion und Nation. Bildkünstlerische Konzeptionen der jüdischen Emanzipationsgeschichte (113-127); Burkhard Gladigow: Religionsökonomie: Zwischen Gütertausch und Gratifikation (129-140); Susanne Heine: Religionspsychologie. Zum Profil einer jungen Disziplin (141-157); Hubert Mohr: Auf der Suche nach der Religionsmedienwissenschaft oder: Wie die audiovisuellen Medien unser heutiges Bild von Religion verändern (159-181); Astrid Reuter: Religion - Identitätsressource von Migranten? Eine religionssoziologische Studie (183-203); Jörg Rüpke: Gibt es "systematische Religionswissenschaft"? Eine historische Lektüre (205-218); Werner Schiffauer: Zur Spiritualität von Arbeitermoscheen. Eine religionsethnologische Fallstudie (219-236); Renate Schlesier: Passagen und Sackgassen. Zur Wissenschaftsgeschichte der antiken griechischen Religion (237250); Wolfgang Stegemann: Religionsphilologie zwischen Exegese und Konstruktion. Das Beispiel der Bibelwissenschaft (251-274); Lorenz Wilkens: LER, Ethik und Religionsunterricht in der religionspädagogischen Diskussion (275-291); Hartmut Zinser: Individuelle Religion, Polyreligiosität und der Markt der Religionen. Überlegungen zur Religionszeitgeschichte (293-311). [12-L] Feichtinger, Walter; Wentker, Sibylle (Hrsg.): Islam, Islamismus und islamischer Extremismus: eine Einführung, (Internationale Sicherheit und Konfliktmanagement, 1), Wien: Böhlau 2008, 252 S., ISBN: 978-3-205-77767-0 INHALT: Ausgehend von einer grob skizzierten Darstellung des Islams, seiner grundlegenden Prinzipien und Glaubensinhalte, liegt der Fokus des Buches auf der Auseinandersetzung mit dem Thema Islamismus und dessen begrifflicher Abgrenzung zum islamischen Fundamenta- soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 19 lismus. Die historische Genese des Islamismus wird ebenso behandelt, wie das Verhältnis von Ideologie und Religion im gegenwärtigen Islamismus. Ein großer Teil des Bandes setzt sich aus der Betrachtung verschiedener islamistischer Organisationen und Gruppierungen zusammen. Fast schon obligatorisch in diesem Kontext werden die ägyptischen Muslimbrüder, die Hamas, die Hisbollah und Al-Kaida behandelt. Einen Exkurs in die ideologische Gedankenwelt des Islamismus stellt die Betrachtung eines der großen islamistischen Vordenker dar: Sayyid Qutb gilt als der einflussreichste islamistische Denker überhaupt. Abschließend widmen sich verschiedene Autoren der Lebenswelt heutiger Muslime in Europa. Vor allem die Studie von Grünwald, in der er sich mit den Jugendunruhen in Frankreich vom Herbst 2005 auseinandersetzt, ist hervorzuheben. Er fragt, inwieweit es sich bei den Unruhen um ein islamistisches Aufbegehren der Jugend handelte und skizziert die Integrationsbedingungen in Frankreich, die wesentlich zur Entstehung des Konfliktes beitrugen. Grünwald kommt zu dem Schluss, dass die Unruhen weder Ausdruck eines islamistischen Aufstandes noch speziell gegen das politische System gerichtet gewesen seien, sondern vielmehr einen Aufruf zu 'mehr Integrationsbereitschaft der französischen Mehrheitsgesellschaft' (215) darstellten. (ZPol, NOMOS) . Inhaltsverzeichnis: Sibylle Wentker: Einleitung: Noch ein Buch über islamischen Fundamentalismus? (9-16); Sibylle Wentker: Grundfragen des Islam (17-32); Sibylle Wentker: Fundamentalismus und Islamismus - Definition und Abgrenzung (33-44); Sibylle Wentker: Historische Entwicklung des Islamismus (45-60); Stephan Rosiny: "Der Islam ist die Lösung" - Zum Verhältnis von Ideologie und Religion im Islamismus (61-76); Benjamin Dörfler: Die Organisation der Muslimbrüder in Ägypten (77-88); Benjamin Dörfler: Der islamistische Denker Sayyid Qutb (89-98); Walter Posch: Islam und Revolution in Iran oder Schiismus als Politik (99-122); Clemens Stiglechner: Die palästinensische Hamas (123-142); Sibylle Wentker: Die libanesische Hizbullah (143-160); Walter Posch: Al-Qaida: Versuch einer Annäherung (161-180); Anon Dengg: Der neue Kopf der Hydra - Zum Entwicklungsstand der Al-Qaida (181-188); Walter Posch: Islam und Islamismus in der Türkei (189-206); Christian Grünewald: Jugendunruhen in Frankreich - sozialer versus islamistischer Hintergrund (207-228); Martina Schmied: Islam in Österreich (229-242). [13-L] Garling, Stephanie: Religion und Differenz: Religionsbegriff(e) in der Entwicklungszusammenarbeit, in: Jürgen Wilhelm (Hrsg.) ; Hartmut Ihne (Hrsg.) ; James D. Wolfensohn (Verf.v.Geleitworten,u.ä): Religion und globale Entwicklung : der Einfluss der Religionen auf die soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklung, Berlin: Berlin Univ. Press, 2009, S. 303-316 INHALT: Die Verfasserin versteht Religion als Diskurskategorie, die einem ständigen Prozess von sozialer Konstruktion unterliegt. Anknüpfend an Catherine Bells Aufsatz "Paradigms behind (and before) the modern concept of religion" arbeitet sie fünf Themen heraus, die zur Vorstellung von Religion beitragen und gleichzeitig aus ihr erwachsen: das Christentum als Prototyp, Irrationalität, Weltreligion, die kulturelle Notwendigkeit und Religion als westliches Konstrukt. Religion ist eine sozial konstruierte Kategorie, wie die Verfasserin am Beispiel der Entwicklungszusammenarbeit zeigt, und verweist auf aktuelle gesellschaftspolitische Aushandlungsprozesse. (ICE2) 20 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart [14-F] Greisiger, Lutz, M.A. (Bearbeitung); Tubach, Jürgen, Prof.Dr.phil. (Betreuung): Geschichte und Identität. Parallelen jüdischer und christlich-syrischer Apokalyptik des 7. Jahrhunderts INHALT: Das 7. Jahrhundert war eine Zeit welterschütternder politischer Umwälzungen. Die Menschen des Nahen Ostens erlebten innerhalb weniger Jahrzehnte einen nie da gewesenen persischen Eroberungszug, ein triumphales byzantinisches 'roll-back' und schließlich die völlig unerwartete Siegesserie der islamischen Araber, die in die Konsolidierung einer neuen politisch-religiösen Macht in der Weltgeschichte mündete. Es kann nicht überraschen, dass es angesichts dieser Ereignisse zu einem Wiederaufleben der literarischen Traditionen der Apokalyptik kam. Sowohl Juden als syrische Christen verfassten eine bemerkenswerte Zahl neuer apokalyptischer Texte, die den Anspruch bestärken sollten, es sei vorherbestimmt, dass die jeweilige Religionsgemeinschaft als letztlich siegreiche Macht aus der Geschichte hervorgehen würde. Sie beschworen die Standhaftigkeit der Gläubigen und festigten die jeweilige Gruppenidentität. In allen Texten wurde die Auffassung propagiert, dass die Zeitgenossen Zeugen der endzeitlichen Drangsal waren, die für die wahren Gläubigen schließlich in eine Periode weltweiten Friedens und paradiesischer Zustände übergehen würde. In den beiden Textgruppen erscheint eine Reihe neuer oder weiterentwickelter mythologischer Motive über die endzeitlichen Ereignisse, die häufig auffällige Ähnlichkeiten aufweisen. Diese Parallelen dürften das Ergebnis interreligiöser Auseinandersetzungen sein. Die Studie wird die Ausformung dieser Motive vergleichend untersuchen, um die Dynamik apokalyptischer Bewegungen in Reaktion auf politische, soziale und religiöse Entwicklungen darzustellen. Schwerpunkt der Untersuchung wird der Einfluss der Interaktion religiöser Gruppen - der jüdischen und christlichen Gemeinden im Nahen Osten - auf diese Dynamik sein. ZEITRAUM: 7. Jahrhundert ART: BEGINN: 2005-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Stipendium INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" (Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Orientalisches Institut Seminar für Christlichen Orient und Byzanz (Mühlweg 15, 06114 Halle) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [15-L] Gründer, René; Schetsche, Michael; Schmied-Knittel, Ina (Hrsg.): Der andere Glaube: europäische Alternativreligionen zwischen heidnischer Spiritualität und christlicher Leitkultur, (Grenzüberschreitungen : Beiträge zur wissenschaftlichen Erforschung aussergewöhnlicher Erfahrungen und Phänomene, Bd. 8), Würzburg: Ergon Verl. 2009, 196 S., ISBN: 978-3-89913-688-3 INHALT: "Die heute vielfach konstatierte Rückkehr der Religion zeigt sich nicht allein als Modernisierung traditioneller Glaubensformen, sondern auch in der wachsenden Popularität religiöser Alternativbewegungen. Wenn diese sich auf ein spirituelles europäisches Erbe berufen, verschmelzen Mythen vorchristlicher Kulturen mit geistesgeschichtlichen Einflüssen der Romantik, mit der Lebensphilosophie und den Traditionen der westlichen Esoterik in markanten religiösen Neubildungen. Der Sammelband vergleicht auf der Basis aktueller Fallstudien aus Italien, Deutschland, Lettland, der Ukraine und den Niederlanden die Entstehungskontexte, Weltbilder, religiösen Normen und sozialen Funktionen solcher eurogenen Alternativreligionen der Gegenwart (wie Wiccatum und Asatru, Göttinnenbewegung oder Satanismus). Als grundlegende Bestimmungselemente für diesen anderen Glauben erweisen sich dabei nicht soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 21 nur erfahrungsreligiöse und weltanschauliche Aspekte, sondern auch eine Dialektik von Selbst- und Fremdausgrenzung inmitten der christlichen Leitkultur. In diesem Kontext bildet 'der andere Glaube' auch einen Prüfstein für den gesellschaftlichen Umgang mit dem Recht auf freie Religionsausübung." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andriy Nakorchevski: Neue ethnische Religionen in der Ukraine (17-40); Gatis Ozolins: Die aktuelle lettische Dievturi-Bewegung (41-56); Hans Thomas Hakl: Das Neuheidentum der römisch-italischen Tradition: Von der Antike in die Gegenwart (57-76); René Gründer: Asatru in Deutschland - Strömungen einer alternativreligiösen Bewegung (77-100); Kathrin Fischer: Das Wiccatum in Deutschland (101-120); Hanneke Minkjan: Die Göttinnenbewegung der 'Foundation Avalon Mystic' (121-144); Dagmar Fügmann: Satanismus im deutschsprachigen Raum (145-166); Renté Gründer, Michael Schetsche, Ina Schmied-Knittel: Der andere Glaube - soziologische Dimensionen eurogener Alternativreligionen (167-194). [16-L] Hase, Thomas; Graul, Johannes; Neef, Katharina; Zimmermann, Judith (Hrsg.): Mauss, Buddhismus, Devianz: Festschrift für Heinz Mürmel zum 65. Geburtstag, Marburg: Diagonal-Verl. 2009, 474 S., ISBN: 978-3-939346-13-5 INHALT: "Diese Arbeit verfolgt das Ziel, Erich Fromms Analyse des Nationalsozialismus vor dem Hintergrund der Theorie- und Methodenentwicklung seines sozialpsychologischen Forschungsansatzes näher zu untersuchen und darzustellen. Durch die Einbeziehung der Ergebnisse zeitgenössischer sozialpsychologischer Untersuchungen aber auch kontrastierender Faschismusanalysen wird Erich Fromms spezifischer Beitrag zu einer politischen Psychologie des Nationalsozialismus herausgearbeitet und auf sein analytisches Potential und seine Aktualität hin untersucht. Mauss, Buddhismus und Devianz - diese Stichworte beschreiben die Hauptarbeitsgebiete des Leipziger Religionswissenschaftlers Heinz Murmel. Die Festschrift enthält Beiträge von Schülern und Kollegen unter anderem zu den Themen: -Theorie der Religionswissenschaft, insbesondere zur Durkheim-Schule; - Buddhismus in verschiedenen Regionen und Epochen; - Abweichende (deviante) religiöse Bewegungen im Wilhelminischen Deutschland; - Ausgewählte Aspekte der Wissenschaftsgeschichte." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jörg Albrecht, Christiane Altmann, Richard Scheringer: Überlegungen zur Religionswissenschaft als deskriptive Wertewissenschaft. In Anlehnung an Heinz Mürmels Rezeption der Durkheim-Schule (19-32); Jörg Albrecht, Christian Espig: Essai sur le zoom Mauss' Eskimo-Studie als Modellschrift der sozialmorphologischen Methode (33-54); Stephan Moebius: Woher kommt die soziale Bindungskraft der Gabe? Über Marcel Mauss' kultur- und religionssoziologische Theorie des Ergriffen-Seins (55-72); Frank Neubert: Alles in der Sprache. Über einen merkwürdigen Satz von Georges Bataille (73-86); Steffen Ritzmann: Die dynamogene Wirkung von Religion. Emile Durkheim über seine Elementaren Formen des religiösen Lebens (87-98); Hubert Seiwert: Post-durkheimianische Religion? Überlegungen zum Kontrast moderner und vormoderner Religion im Anschluss an Charles Taylor (99114); Ute Wegert: Das kollektive Gedächtnis bei den Aleviten (115-136); Max Deeg: Abhayagirivihara - Geschichte und "Geschichte" eines ceylonesischen Klosters (137-154); KarlHeinz Golzio: Der frühe Buddhismus und die Theraväda-Quellen (155-170); Manfred Hutter: Mönche, Religionspolitik und Nationalismus in Burma / Myanmar (171-188); Christoph Kleine: Pluralismus und Pluralität in der japanischen Religionsgeschichte. Am Beispiel nonkonformer buddhistischer Bewegungen des 13. Jahrhunderts (189-216); Madlen Krüger: "Sangha Power!" - Legitimationsstrategien politischer Mönche in Sri Lanka (217-232); Frank Usarski: Merkmale der frühen deutschen Buddhismusrezeption. Ein revidierter systematischer Aufriß 22 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart (233-252); Lysann Vorhof: Religiöse Kulte in Sri Lanka. Die buddhistische Gottheit Devol Deviyo (253-264); Bernadett Bigalke: Warum soll sich ein Theosoph vegetarisch ernähren? Vom "Astralleib" und dem "Magnetismus des Fleisches" (265-282); Daniel Eigner: Miszelle: Ein geistliches Gedicht zur Frage der Feuerbestattung (283-290); Carolin Kosuch: Anarchismus und Devianz in zwei Lebensbildern (291-308); Karsten Lehmann: Christliche Migrantengemeinden in Basel und Leipzig. Ein religionswissenschaftlicher Vergleich zur Geschichte kommunaler Pluralisierungsprozesse (309-330); Katharina Neef: Der Babel-Bibel-Streit und seine Rezeption in der freigeistigen Presse (331-348); Detlef Döring: Studentisches Leben in Leipzig im frühen Vormärz. Eine Skizze auf Grundlage der Briefe des Studenten Heinrich Leberecht Fleischer (349-374); Johannes Graul: "Mit jedem einzelnen Studenten persönliche Fühlung aufnehmen": Joachim Wach als Hochschullehrer in Leipzig (1924-1935) (375-398); Thomas Hase: Die Rationalität religiösen Handelns. Überlegungen zum Begriff des Heilsguts bei Max Weber (399-418); Fritz Heinrich: Kain und Abel als Grundparadigmen einer allgemeinen Gesellschaftslehre auf schiitisch-islamischer Basis. Erwägungen zur Soziologie Ali Schari'atis und ihren Bezügen zum Denken Georges Gurvitchs (419-436); Steffen Dietzsch: Die Welt ist von kreuzartiger Natur (437-450); Peter Schalk: Ist Konvivenz zwischen Religionen möglich? (451-468); Gilda Bartel: Dr. Heinz Mürmel und Die Gabe der Begeisterungsfähigkeit (469-470). [17-F] Held, Marcus, Dipl.-Theol. (Bearbeitung): Visuell-narrative Identität(en) - Studien zum Wandel räumlicher Repräsentationen im lateinischen Christentum und arabischen Islam INHALT: Das Projekt geht es um die Blick- und Visualitätskulturen von lateinischem Christentum und arabischem Islam anhand von Karten. Genauer noch geht es um die Blick- und Visualitätskulturen im Umgang mit dem Eigenen und dem Fremden. Es soll gezeigt werden, wie in Karten sich soziale Praxen niederschlagen und zugleich durch Bildpraxen ein Angebot an die sozialen Praxen gemacht wird. Dazu werden die Strukturen und Praxen der Herstellung und Repräsentation visueller Rationalität und visueller Kommunikation im Umgang mit dem Eigenen und dem Fremden zu untersuchen sein. Spezifische Strukturen und Praxen der Wissensdynamiken als visuell-narrative Identität(en) sollen im Umgang mit dem Eigenen und dem Fremden herausgearbeitet werden. Die dahinter liegenden Globalisierungsdynamiken und Modi des Ausbreitungsverhaltens sind zentraler Interessengegenstand. Die Strukturen und Praxen der visuell-narrativen Identitäten von Christentum und Islam werden nebeneinander in den Blick genommen, da sie sich so in ihrer Eigenart markanter abzeichnen, als wenn sie je einzeln in den Blick genommen und aus sich selbst heraus erklärt werden würden. Ein Beitrag zur Theorie der Weltgesellschaft leistet das Projekt zum einen in historischer Perspektive. Es wird erforscht, wie christliche und islamische Karten als Ausdrucksformen der Globalisierungsprojekte der jeweiligen Zeit vorantreiben. Zum anderen werden in einer soziologischen Perspektive Strukturen und Praxen der visuellen Herstellung und Repräsentation von Globalität erforscht. Es soll anhand von historischem Material ein Beitrag zur Bedeutung der Visualität als Globalitätsdynamik geleistet werden. Ein drittes Moment ist in der Erforschung der Bedeutung von visuell-narrativer Identität(en) als Struktur und Praxis der Herstellung und Repräsentation von Globalität zu sehen. Es soll dabei ausgehend vom historischen Material nach Möglichkeiten und Grenzen einer visuellen Soziologie geforscht werden. ART: BEGINN: 2007-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 23 INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Institut für Weltgesellschaft Graduiertenkolleg 844 "Weltgesellschaft - die Herstellung und Repräsentation von Globalität" (Postfach 100131, 33501 Bielefeld) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0441-798-4654, e-mail: [email protected]) [18-L] Hinterhuber, Eva Maria: Abrahamischer Trialog und Zivilgesellschaften: eine Untersuchung zum sozialintegrativen Potenzial des Dialogs zwischen Juden, Christen und Muslimen, (Maecenata Schriften, Bd. 4), Stuttgart: Lucius u. Lucius 2009, 262 S., ISBN: 978-3-8282-0467-6 INHALT: "Nicht erst im Zuge fundamentalistischer Terroranschläge gilt Religion oft als konfliktträchtig. Gerade der interreligiöse Dialog verfügt jedoch über das Potenzial, positiv auf gesellschaftliche Konfliktlagen einzuwirken, zur wechselseitigen Integration und zum sozialen Zusammenhalt beizutragen. Seine Akteure erfüllen damit originär zivilgesellschaftliche Aufgaben. Die hier vorgelegte Studie geht der Frage nach diesem sozialintegrativen Potenzial zivilgesellschaftlicher Initiativen im Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen in Deutschland auf theoretischer und empirischer Basis nach. Die sozialwissenschaftliche Analyse abrahamischer Projekte und Vereinigungen hierzulande wird durch einen Blick auf Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Österreich, Bosnien-Herzegowina, die Schweiz, die Türkei und Israel ergänzt. Kurze Portraits, in denen ausgewählte Trialog-Initiativen beispielhaft mit ihren Programmen, Profilen und Kontaktdaten vorgestellt werden, vervollständigen die Studie." (Autorenreferat) [19-F] Hohlstein, Michael, Dr.; Hilsebein, Angelika, M.A. (Bearbeitung); Signori, Gabriela, Prof.Dr. (Leitung); Signori, Gabriela, Prof.Dr. (Betreuung): Widerstand gegen die Klosterreform in ordensübergreifender Perspektive (14. und 15. Jahrhundert) (Teilprojekt C12) INHALT: Der Widerstand gegen Reform bildet eine bemerkenswerte Lücke in der Erschließung der spätmittelalterlichen Klosterkultur, eine Lücke, die zu füllen das Teilprojekt anstrebt. ZEITRAUM: 14. und 15. Jahrhundert METHODE: Methodisch kreist das Forschungsvorhaben um die Kernfragen des Konstanzer Forschungsverbundes, der sich in der dritten und letzten Förderungsphase mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen im Spannungsdreieck von Norm, Diskurs und Struktur befasst. Untersuchungsdesign: Querschnitt VERÖFFENTLICHUNGEN: Hilsebein, Angelica: Ich send euch ain pfund haller, das habent euch ze euer person allein. Besitzverhältnisse in spätmittelalterlichen Frauenklöstern. in: Fast, Kirsten, Halbekann, Joachim (Hrsg.): Zwischen Himmel und Erde - Klöster und Pfleghöfe in Esslingen. Petersberg: Imhof 2009, S. 42-46. ISBN 978-3-86568-483-7.+++Signori, Gabriela: Et nec verbo quidem audeat dicere aliquid suum. Eigenbesitz in der Geschichte des abendländischen Mönchtums. in: Felten, Franz; Kehnel, Annette; Weinfurter, Stefan (Hrsg.): Institution und Charisma. Festschrift für Gert Melville. Köln: Böhlau 2009, S. 139-48. ISBN 978-3412-20404-4.+++Hilsebein, Angelica: Das Kloster als Residenz. Leben und Wirken der Königin Agnes von Ungarn in Königsfelden. in: Wissenschaft und Weisheit. Franziskanische Studien zu Theologie, Philosophie und Geschichte (im Druck). ARBEITSPAPIERE: Hilsebein, Angelica; Hohlstein, Michael: Bericht zur Tagung "The Making of a Saint. Catharina of 24 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart Siena, Tommaso Caffarini and Venice", Konstanz, 12.-13. Januar 2009 (Download unter: www.ahf-muenchen.de/Tagungsberichte/Berichte/pdf/2009/170-09.pdf ). ART: BEGINN: 2007-09 ENDE: 2009-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg - SFB 485 "Norm und Symbol - die kulturelle Dimension sozialer und politischer Integration" (Fach D 182, 78457 Konstanz) KONTAKT: Institution (e-mail: [email protected]) [20-F] Klingele, Florian (Bearbeitung); Kaufmann, Matthias, Prof.Dr. (Betreuung): Der Gebrauch von Mariengnadenbildern im Brasilien des 16. bis 18. Jahrhunderts INHALT: Anhand von Mariengnadenbildern sollen Interferenzen - also gegenseitige Beeinflussungen, Transfer- oder Translationsprozesse - zwischen den verschiedenen, in der portugiesischen Kolonie Brasilien zusammentreffenden Kulturen untersucht werden. Bilder sind als Ausgangspunkt einer solchen Untersuchung besonders geeignet, da in ihnen die unmittelbare Verständlichkeit des Bildmediums mit einer relativen Offenheit der Lesart von Bildinhalten auftritt. Interpretationen des Bildes müssen daher zusätzlich vermittelt werden, sind damit aber auch empfänglich für Veränderungen. Das kulturelle und im spezielleren religiöse Umfeld in Brasilien zur Zeit der portugiesischen Kolonie zu untersuchen, scheint besonders ergiebig, weil hier mit dem nachtridentischen Katholizismus der Portugiesen, den westafrikanischen Religionen der Sklaven und den Religionen der indigenen Bevölkerung, unterschiedlichste religiöse Traditionen mit deren jeweiligen spezifischen Traditionen des Bildgebrauchs im religiösen Kontext erstmals aufeinander treffen. Politisch wie sozial ist die Situation geprägt von der Enteignung der indigenen Bevölkerung und der Versklavung der verschleppten Afrikaner durch die portugiesischen Kolonisatoren. Es stellt sich damit auch die Frage, ob und wenn ja, welche - Funktionen die von den Portugiesen verbreiteten Mariengnadenbilder in dieser politischen Situation zu übernehmen hatten. ZEITRAUM: 16. bis 18. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Brasilien ART: BEGINN: 2007-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Stipendium INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" (Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie Seminar für Philosophie (06099 Halle) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [21-F] Kommission für Zeitgeschichte Forschungsstelle Bonn: Zwangsarbeit in Einrichtungen der katholischen Kirche 1939-1945 INHALT: Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz dokumentiert die Kommission für Zeitgeschichte die Rechercheergebnisse der 27 deutschen Bistümer zur Zwangsarbeit in kircheneigenen Einrichtungen zwischen 1939 und 1945, die Entschädigung der Opfer durch den Entschädigungsfonds der katholischen Kirche und die kirchliche Arbeit im Dienste internationaler Versöhnung. GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland VERÖFFENTLICHUNGEN: Hummel, Karl-Joseph; Kösters, Christoph (Hrsg.): Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939-1945. Geschichte und Erinnerung, Entschädigung und Versöh- soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 25 nung. Eine Dokumentation. Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, Bd. 110. Paderborn u.a. 2008. ISBN 978-3-506-75689-3. ART: AUFTRAGGEBER: Deutsche Bischofskonferenz FINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: Kommission für Zeitgeschichte Forschungsstelle Bonn (Adenauerallee 19, 53111 Bonn) KONTAKT: Institution (Tel. 0228-2674300, e-mail: [email protected]) [22-L] Lob-Hüdepohl, Andreas: Das Ethische und das Religiöse: zum Selbstverständnis theologischer Ethik in gesellschaftspolitischen Debatten, (Arbeitspapiere des ICEP, 2/2009), Berlin 2009, 12 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:101:1-2009040714) INHALT: "'Als sich Sünde in Schuld verwandelte, ging etwas verloren. Denn mit dem Wunsch nach Verzeihung verbindet sich immer noch der unsentimentale Wunsch, das anderen zugefügte Leid ungeschehen zu machen. Erst recht beunruhigt uns die Unumkehrbarkeit vergangenen Leidens - jenes Unrecht an den unschuldig Misshandelten, Entwürdigten und Ermordeten, das über jedes Maß menschenmöglicher Wiedergutmachung hinausgeht. Die verlorene Hoffnung auf Resurrektion hinterlässt eine spürbare Leere' (Jürgen Habermas). Diese neue Wertschätzung des Religiösen durch Habermas hat nicht wenige überrascht und irritiert. Denn sie erfolgt genau in jener öffentlichen Debatte, in der eine weltanschaulich plurale, weitgehend säkularisierte Gesellschaft leidenschaftlich über die Herausforderungen moderner Biomedizin diskutiert und sich dabei ihrer moralischen Mindeststandards versichert. Der Diskurs über das Religiöse hat auch nicht wenige Theologen und Ethiker 'auf dem falschen Fuß' erwischt. Denn längst hat sich die theologische Ethik daran gewöhnt, in gesellschaftspolitischen Debatten ihr spezifisch religiöses Erbe weitgehend einzuklammern. Um anschlussfähig zu bleiben an die ethischen Diskurse der Kommissionen und Räte, um mitreden zu können im Konzert einer räsonierenden Öffentlichkeit hat sie sich daran gewöhnt, alle religiösen Imprägnierungen aus ihren Redebeiträgen rechtzeitig auszufiltern - in der gut gemeinten Absicht, einer säkular verfassten Gesellschaft keinesfalls das partikulare Erbe einer Religionsgemeinschaft aufzunötigen oder wenigstens Gehör zu finden und nicht allzu schnell wegen des Verdachts auf fundamentalistische Vernunftblockaden des diskursiven Feldes verwiesen zu werden." (Autorenreferat) [23-F] Löhr, Hermut, Prof.Dr. (Bearbeitung): Der Dekalog als religiöser, ethischer und politischer Basis-Text (Projekt A9 im Forschungsfeld A Normativität) INHALT: Der Dekalog ist vermutlich dasjenige religiös fundierte Corpus ethischer Normen, welches die jüdische und christliche Religion, und die von ihr geprägten Gesellschaften und Staatswesen, seit der Antike wie kein zweites geprägt hat. Seine Wirkungsgeschichte reicht darüber hinaus in den Bereich islamischer Tradition und islamisch geprägter Gesellschaften. Im Dekalog und seiner Geschichte begegnen einander religiöser Offenbarungstext mit identitätsstiftender Funktion, individualethische Normensetzung und Basisaussagen gemeinschaftlicher Moral und staatlicher Gesetzgebung. Um in diesem Spannungsfeld über mehr oder wenige plausible Hypothesen hinaus zu historisch belegbaren Einsichten zu gelangen, welche Konsoziation und Dissoziation von religiösen und politischen Institutionen, Ansprüchen und 26 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart Interessen, Phänomene der Säkularisierung und Sakralisierung differenziert beschreiben, ist eine detaillierte Untersuchung der Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte des Dekalogs geboten. Das Projekt untersucht die antike Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte des Dekalogs und fokussiert die übergreifende Fragestellung des Clusters damit in Bezug auf einen zentralen Text der abendländischen Tradition in exemplarischen und wirkungsgeschichtlich einflussreichen Gesellschaften und Diskursen der Vormoderne. Ausgehend von vorliegenden Vorarbeiten ist die Rezeption des Dekalogs im frühen vorkonstantinischen Christentum sowie im Judentum des Zweiten Tempels und in der tannaitischen und frühamoräischen Periode detailliert und chronologisch und geographisch soweit als möglich differenziert zu erarbeiten. Die Untersuchung leitende Fragestellungen, welche die geläufige, doch heuristisch noch zu grobe Diastase innerjüdisch vs. jüdisch-christlich differenzieren, sind dabei besonders: In welchen Formen kultureller Repräsentation (z.B. Inschriften, literarische Texte, Liturgien) begegnet der Dekalog (oder Teile desselben)? Welche Funktionen und Geltungsansprüche und -bereiche verbinden sich mit diesen Repräsentationen? Welche Verbreitung haben sie, auf welche Rezeptionsbedingungen stoßen sie? Welche Korrelationen zwischen kultureller Repräsentation und Semantik lassen sich beobachten? Treten mediale Spezifika hervor? In welcher Weise bestimmen religiöse oder politische Institutionen Gebrauch und Bedeutung des Dekalogs? Welche Ansprüche werden abgeleitet, welche Sanktionen angeknüpft? In welcher Weise ist der Dekalog identitätsstiftend, abgrenzend oder integrativ? Ist die Geschichte seines Gebrauchs eine Missbrauchsgeschichte? Welche Konkurrenzen zum Dekalog als Normsetzung werden im antiken Kontext erkennbar? Wie wird die Konkurrenz zwischen dem Dekalog und anderen Normen inszeniert und entschieden? Lassen sich daraus Regelhaftigkeiten antiker Normendiskurse und -konflikte ableiten? Welche Rolle spielt der Dekalog im Dialog der Religionen? Wie geht eine Religion mit der Inanspruchnahme des Dekalogs durch die andere um? Befördert der gemeinsame Text die Wahrnehmung des anderen, zwingt er zu umso schärferer Abgrenzung? Gibt es Tendenzen der Differenzierung und Distanzierung? Welchen Stellenwert hat die monotheistische Begründung des Dekalogs? Gibt es Dekalogrezeptionen abgesehen von oder trotz seiner monotheistischen Begründung? Gibt es funktionale oder materiale Konvergenzen mit Normencorpora nicht-monotheistischer Provenienz? Welche hermeneutischen und methodischen Spezifika der bisher mit dem Dekalog in der Antike beschäftigten wissenschaftlichen Disziplinen lässt die Forschungsgeschichte zum Thema erkennen? Welche Fragen wurden bisher gar nicht in den Blick genommen? Welche Deutekategorien sind für einen interdisziplinären Ansatz hilfreich, welche weniger? Die gewählte Themenstellung gehört primär in das Forschungsfeld A "Normativität" des Excellenzclusters, indem sie einen zentralen normsetzenden Text der monotheistischen Weltreligionen in seiner Rezeption und Wirkung untersucht. Es antwortet dabei auf die für das Forschungsfeld als erkenntnisleitend herausgestellten Fragen nach Universalität bzw. Partikularität religiöser Normen, nach ihrer Durchsetzbarkeit und ihrem Geltungsgrund in verschiedenen historischen Kontexten ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, FB 01 Evangelisch-Theologische Fakultät, Neutestamentliches Seminar (Universitätsstr. 13-17, 48143 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 27 [24-L] Millman, Richard: A history of antisemitism in the world, Münster: agenda Verl. 2009, 467 S., ISBN: 978-389688-371-1 INHALT: Die vorliegende "Weltgeschichte" - oder genauer europäische Geschichte - des Antisemitismus und den entsprechenden Widerstands- und Abwehrbewegungen des Judentums umfasst alle großen Epochen (Antike, Mittelalter, Neuzeit und Gegenwart). Der Bogen spannt sich also von den vorchristlichen Kämpfen mit den Heidentum, den Kreuzzügen, der spanischen Inquisition zur Shoah bis zu den gegenwärtigen Formen der Judenfeindschaft bzw. Antisemitismus. Auf Stellungsnahmen großer Persönlichkeiten der Weltgeschichte wird in besonderen Kapiteln nachgegangen: Alexander der Große, Julius Cäsar, Torquemada (der erste große Inquisitor), Napoleon, Goethe, Voltaire, Napoleon, Marx, Lassalle, Churchill, Roosevelt, Stalin, Hitler, Mussolini. Die Studie zeigt, dass den Juden nur ihr "unerschütterlicher" Glaube an ihren Gott, an ihr Sendungsbewusstsein bei gleichzeitiger Assimilationsfähigkeit die Zeiten zu überleben half. Als "Außenseiter" der Weltgesellschaft haben sie durch alle Diskriminierungen und Verfolgungen hindurch durch ihre ständig gefährdete Identität und eine damit verbundene Kreativität die Weltgeschichte wie kein anderes Volk bereichert. (ICA) [25-F] Ngo, Tam (Bearbeitung): Transnational religious networks and protestant conversion among the Hmong in Northern Vietnam INHALT: This study investigates the massive Protestant conversion of the Hmong in Northern Vietnam by situating this conversion - a profound cultural transformation - within the broader social and cultural changes that are reshaping the lives of this people. Locally, as a consequence of Doi Moi, these changes - population increase, dislocation and migration, environmental deterioration, increasing poverty and socio-political and cultural marginality - have created a fertile ground for conversion. Globally, the dynamics of global religious revivals has activated transnational religious networks, which make use of ethnic affinities overseas, and of the organizational and communicative strength of Protestant Churches, to facilitate the Hmong conversion by circulating religious symbols and goods, financing and using evangelical transnational radio broadcasts in vernacular languages. The study's objective is to contribute to our understanding of how globalization enables the socio-cultural and identity transformation of local marginalized ethnic minorities and non-state people. Two research questions are asked. First, in the current marginalized situation, how do the Hmong draw on transnational religious networks to convert to Protestantism? Second, how do transnational religious networks make use of the marginality of the Hmong to convert these people to Christianity? Two hypotheses are therefore formulated. Firstly, the marginalized situation of the Hmong within Vietnam creates favourable conditions for conversion. Secondly, transnational religious networks that are based on ethnic affinities overseas, as well as on the organizational and communicative strengths of international Protestant churches, facilitated the Hmong's choice to convert to Protestantism.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Northern Vietnam ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften (Postfach 2833, 37018 Göttingen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0551-4956-226, Fax: 0551-4956-170, e-mail: [email protected]) 28 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart [26-F] Pauleit, Winfried, Prof.Dr. (Bearbeitung): Religion und Visual Culture INHALT: Die visuelle Gegenwartskultur betont ihre Eigenständigkeit und kann doch zugleich ihr religiöses Erbe nicht leugnen, ihre Herkunft aus kirchlichen Räumen und christlich-abendländischen Traditionen. Sie weiß um ihr Potential der Transzendenz und der Transformation. Sie kann sich sogar selbst als Medium der Errettung der physischen Realität (Kracauer) beschreiben. Doch von der darin fortwirkenden Religion will sie nichts wissen. Wozu auch? Die Bilder haben ihre eigenen Diskurse und Denktraditionen hervorgebracht, da wirkt jeder Verweis auf Religion schnell wie ein autoritäres Gespenst, welches den lustvollen Umgang mit den Bildern stören möchte. Das Feld der Relationen von Religion, Medien, Kultur, Politik und Gesellschaft ist im Begriff, sich neu zu strukturieren. Dabei lässt sich eine Medialisierung des Religiösen ebenso beobachten wie die religiöse Aufladung der Medien. Entscheidend ist, diese Aushandlungsprozesse als politische zu begreifen, die sich zwischen verschiedenen Polen bewegen: zwischen dem Religiösen und Nicht-Religiösen, dem Heiligen und Profanen, zwischen Fundamentalismus und Synkretismus, Transformation und Säkularisierung, Glauben und Wissen, Sinn und Nihilismus. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation, Information -IMKI- (Postfach 330440, 28334 Bremen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0421-218-67720, Fax: 0421-218-7275, e-mail: [email protected]) [27-L] Preußger, Florian: Buddhistische Ethik und positives Recht: Versuch einer systematischen Darstellung möglicher Verbindungen von buddhistischer Ethik und einem Rechtssystem am Beispiel Sri Lankas, in: Verfassung und Recht in Übersee, Jg. 42/2009, H. 3, S. 351-384 (Standort: USB Köln(38)-XF160; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag fragt nach den moralisch-ethischen Anforderungen einer Religion an ein Rechtssystem. Da die Ethik des Buddhismus in Europa noch nicht hinlänglich bekannt ist, wird einleitend in das buddhistische Denken eingeführt. Zur Untersuchung der Verbindung von Recht und Ethik bzw. Recht und ethischer Begründung wird eine Klassifikation nach den Modalkategorien notwendig, möglich und wirklich vorgeschlagen. Die Ausführungen zeigen, dass der Buddhismus eine "Ethik der Selbsttransformation" bzw. Ethik des Individuums ist. Die von Buddha selbst verfassten Regeln stützen diese Interpretation. Damit hat Buddha eher den Menschen und nicht eine Rechtsordnung oder andere Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens im Auge. Es gibt daher für den Autor viele Pfade - demonstriert am Buddhismus in Sri Lanka - , auf den eine buddhistische Ethik Eingang in das Rechtssystem eines Staates bzw. die Verfassung finden kann. (ICA2) [28-L] Riklin, Alois: Die Ringparabel und das Projekt Weltethos, in: Zeitschrift für Politik : Organ der Hochschule für Politik München, N. F., Jg. 56/2009, H. 2, S. 216-221 (Standort: USB Köln(38)-Fa00283; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 29 INHALT: Der Beitrag kommentiert Lessings Ringparabel (Vor grauen Jahren lebt ein Mann im Osten...) aus "Nathan der Weise" hinsichtlich seiner literarischen Vorläufer und dem aufklärerischen Projekt einer toleranten Weltgesellschaft, die auf absolute Wahrheitsansprüche verzichtet. Jeder der Söhne (die drei Weltreligionen Christentum, Judentum, Islam) glaubt im Besitz des echten Rings (der wahren Religion) zu sein und halte der Religion seiner Vorfahren die Treue. Der Richter, der den Streit schlichten soll, kommt zu folgendem bekannten Schluss: "Wohlan! Es eifre jeder seiner unbestochenen, von Vorurteilen freien Liebe nach! Es strebe von euch jeder um die Wette, die Kraft des Steins in seinem Ring an Tag zu legen! Komme dieser Kraft mit Sanftmut, mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, mit innigster Ergebenheit in Gott zu Hülf! Und wenn sich dann der Steine Kräfte bei euren Kindes-Kindeskindern äussern: So lad ich über tausend tausend Jahre sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen als ich, und sprechen." Angesichts des Unheils, das der absolute Wahrheits- und Heilsanspruch aller drei Glaubensbekenntnisse im Lauf der Geschichte angerichtet hat, scheint der Vorschlag Lessings auf den ersten Blick vernünftig. Aber auf den zweiten Blick ist er, obwohl vernünftig, nicht hinreichend. Warum? Der Autor resümiert: Weil der auch interreligiöse Wettbewerb ohne ergänzende Vorkehrungen zum Wettstreit verkommen kann, wenn jeder der Bessere, Frömmere, Gottergebenere, Gottgefälligere, Auserwähltere sein will, auch wenn das nicht der Intention Lessings entsprach. (ICA2) [29-L] Rösel, Jakob: Kennen Hindus und Buddhisten einen gerechten Krieg?, in: Ines-Jacqueline Werkner ; Antonius Liedhegener: Gerechter Krieg - gerechter Frieden : Religionen und friedensethische Legitimationen in aktuellen militärischen Konflikten, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 319-328 INHALT: In der Studie wird gezeigt, dass Buddhisten und Hindus eine Zivilisation der Eindämmung, der zweckrationalen Beschränkung und der Ritualisierung des Krieges entwickelten die ihnen gegenüber dem Islam zum Verhängnis wurde. Dabei werden drei Aspekte aufgezeigt: (1) wie seit ein fast tausend Jahre währendes Repräsentationsschema imperialer Herrschaft und Kriegsführung entstand und wie dieses Schema seit dem achten Jahrhundert von einem auf die Verehrung von Regionalgöttern ausgerichteten Hinduschema ersetzt wurde, (2) wie unter diesen religiösen und politischen Rahmenbedingungen Krieg geführt wurde und was unter diesen Rahmenbedingungen nicht als gerechter, aber als angemessener, standesgemäßer und zweckmäßiger Krieg galt, und (3) weshalb diese Theorie und Praxis des Dharmakonformen Krieges gegenüber einem neuen Aggressor, dem Islam, versagte. (ICF2) [30-F] Sajjad, Mohammad, M.A. (Bearbeitung): Liebe zum Sufi-Meister? Die Debatte um angemessene Emotionen in Nord-Indien (17501830) INHALT: Das Projekt untersucht die Emotionen in der Beziehung zwischen dem Sufi-Lehrer und seinen Schülern im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert in Nord-Indien. Dies war die Zeit der grundlegenden Debatten zwischen Reformisten und Sufis über angemessene und unangemessene Emotionen; diese Auseinandersetzungen schlossen auch andere Praktiken des Ausdrucks der Hingabe, des Respektes und der Liebe zu Lehrer in den Schreinen oder Konventen 30 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart der Sufis ein. Das Projekt zeichnet diese Debatte im Kontext der damaligen sozio-politischen Situation in Nord-Indien nach und verfolgt ihre Verbindung mit den strategischen Zielen der Reformbewegung unter Saiyid Ahmad von Rai Bareilly und Shah Ismail von Delhi. Die Studie geht von der Annahme aus, dass es Gruppen oder Institutionen mit unterschiedlichen emotionalen Standards gab, die entsprechend unterschiedliche Ausdrucksformen von Emotionen propagierten. Ratgeber, Biografien und Briefe von Sufi-Heiligen oder ihren Schülern sowie Sammlungen von Gesprächen sind die Quellen mit denen folgende Fragen beantwortet werden sollen: Auf welcher Basis entschieden die Reformer ob Emotionen angemessen oder unangemessen waren? Formten die sozio-kulturellen Bedingungen die Sichtweisen der Beteiligten auf diese Emotionen? Gab es mit Blick auf die Ausformung der emotionalen Standards eine Wechselbeziehung zwischen den Sufi-Lehrern einerseits und den Institutionen (Schulen und Konvente) und Praktiken andererseits? Wie verhielten sich die Akteure zu den unterschiedlichen Standards? Entsprachen sie ihnen oder leisteten sie Widerstand? Wie verarbeiteten sie die Spannung zwischen Vorschriften und Praktiken? ZEITRAUM: 1750-1830 GEOGRAPHISCHER RAUM: Nord-Indien ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Promotionsstipendium INSTITUTION: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Forschungsbereich Geschichte der Gefühle (Lentzeallee 94, 14195 Berlin) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-82406-644, e-mail: [email protected]) [31-L] Schäfer, Heinrich: The pentecostal movement: social transformation and religious habitus, in: What the world believes : analyses and commentary on the Religion Monitor 2008, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2009, S. 533-583 INHALT: Die Pfingstbewegung ist heute die dynamischste religiöse Kraft weltweit und macht nach nur 100 Jahren bereits ein Drittel des Weltchristentums aus. Dies spricht für eine starke Wachstumsdynamik und lässt die Kraft erahnen, mit der Pfingstkirchen und pfingstlich beeinflusste Christen mittlerweile das Christentum in der Welt repräsentieren und viele Gesellschaften prägen. Der Autor geht in seinem Beitrag zunächst auf das religionssoziologische Verständnis der Pfingstbewegung ein und stellt anschließend ausführlich Daten des Religionsmonitors 2008 vor, welcher zwar keine sozialstrukturellen Daten bietet, um die Erscheinungsformen der Pfingstbewegung statistisch zu operationalisieren. Der Religionsmonitor enthält jedoch Daten über die religiösen Überzeugungen und Praktiken der Akteure, insbesondere im Blick auf die kognitive und emotionale Wahrnehmung und Verarbeitung von spezifischer Raum- und Zeiterfahrung. Der Autor interpretiert diese Daten im Zusammenhang des gesellschaftlichen Raums in verschiedenen Ländern durch den Rückgriff auf die Forschungsliteratur und eigene Feldforschungen. Er fasst dabei die Kategorien "pfingstkirchlich" und "charismatisch" zusammen und kontrastiert sie mit den Protestanten ("evangelisch" und "evangelikal-freikirchlich"). (ICI) [32-L] Schattkowsky, Ralph; Osatschuk, Sergij; Wojtowicz-Huber, Bernadetta: Kirche und Nation: Westpreußen, Galizien und die Bukowina zwischen Völkerfrühling und Erstem Weltkrieg, (Schriftenreihe Studien zur Geschichtsforschung der Neuzeit, Bd. 58), Hamburg: Kovac 2009, 407 S., ISBN: 978-3-8300-4301-0 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart 31 INHALT: Kirche und Nation sind konstitutive Faktoren europäischer Geschichte, deren innere Verbundenheit ein Desiderat neuerer sozialwissenschaftlicher Fragestellungen ist. Die Fallstudien des Buchs liefern einen Beitrag zur Diskussion über die religiöse Verankerung nationaler Identitäten in kulturell-konfessionell heterogenen Regionen und Nationalstaaten des modernen Europa. Sie setzen sich vor allem kritisch mit Thesen der Zurückdrängung von Religiosität in der modernen Welt auseinander. Dabei geht es darum, Kirche und Nation in den Modernisierungsprozess einzuordnen und dabei die Hauptbegegnungsfelder von Kirche und Religion mit Nation und nationaler Bewegung zu identifizieren. Ebenso werden die sich ergebenden Konfliktlinien in ihrer Mehrschichtigkeit nachgezeichnet. Die Autoren betonen, dass ihre Studien nur ein Versuch und eine Orientierung sind, da die verschiedenen Untersuchungsebenen und -dimensionen sich nicht konsequent abgrenzen lassen. Es liegt auf der Hand, dass Modernisierungsprozesse sich auch in anderen Konfliktfeldern widerspiegeln, so wie die Konflikte zwischen den Nationen und Konfessionen eng mit den Auseinandersetzungen innerhalb der Kirchen und der nationalen Bewegungen verbunden sind. (ICA2) [33-F] Shah, Nadeem (Bearbeitung): Göttliche Gefühle: die Debatte über Musik im Islam in Nord-Indien (1750-1830) INHALT: Musik im Islam wird meist mit dem Sufismus assoziiert. Zusammenkünfte der Sufi zum Zwecke des gemeinsamen Erlebens von Musik ('Sama') hatten zum Ziel ekstatische Zustände bei den Gläubigen zu erzeugen um ihnen die Vereinigung mit der ultimativen Realität zu erleichtern. Dieser Versuch einen direkten Kontakt zum Göttlichen herzustellen hat eine sehr starke emotionale Komponente. Debatten in vielen Strömungen des Islams drehten sich um die Kontrolle und das Unterdrücken dieser Emotionen. Sie wurde sowohl für 'halal' (illegal) oder als auch für 'mubah' (zulässig) erklärt, andere wiesen sie strikt als 'haram' (verboten) zurück. Nicht alle Sufi-Orden praktizierten sama und ein strenger Kodex wurde entwickelt um aufkommende Emotionen während der Musikperformance zu unterbinden. Von Mitte des 18. Jahrhunderts an befand sich Nord-Indien im Zustand politischer Instabilität. Interessanterweise entwickelte sich im Gegensatz dazu das kulturelle Leben sehr positiv: Musik wurde immer populärer, neue musikalische Genres und Stile entwickelten sich. Zur selben Zeit formierte sich auch die islamische Reformbewegung in der der 'Naqshbandi' Sufi Orden eine führende Rolle übernahm. Der Orden geißelte Musik als Hort der Dummheit, der Genusssucht und Zügellosigkeit und stellte Ernsthaftigkeit als die wichtigste erstrebenswerte Tugend der in ihren Augen dekadenten Muslim-Gemeinschaft dar. Dieser Versuch der 'Naqshbandis' Gefühle, die im Zusammenhang mit Musik entstehen und ausgedrückt wurden auch mittels theologischer Argumente zu unterdrücken, war nicht erfolgreich und unterlag letztendlich der Kraft der gelebten Tradition von Musik. Mit Zunahme der Intensität der Reformbewegung am Beginn des 19. Jahrhunderts unter der Führung der radikalen 'Tariqa i-Muhammadiya' (Der Weg des Propheten) erfuhr Musik eine radikale und vehemente Ablehnung. Gab es nun einen bewussten Versuch Gefühle zu kultivieren oder neue Emotionen zu schaffen? Kann dieser Versuch im Kontext des sozio-politischen Milieus des indischen Islamreformismus erklärt werden, der darauf zielte vor allem Emotionen des religiösen Patriotismus ('jihad') zu wecken? Plausibler erscheint es die Debatte um Emotionen und Musik im Spiegel der Veränderungen und der Schwingungen in der Zeit zu sehen und sie als Hinweis auf eine starke Tradition einer eigenen Moderne zu werten die unabhängig von Krisenmustern und kolonialer Intervention existierte. ZEITRAUM: 1750-1830 GEOGRAPHISCHER RAUM: Nord-Indien ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Promotionsstipendium 32 soFid Religionsforschung 2010/1 1 Religion in Geschichte und Gegenwart INSTITUTION: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Forschungsbereich Geschichte der Gefühle (Lentzeallee 94, 14195 Berlin) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-82406-652, e-mail: [email protected]) [34-L] Trevithick, Alan: The Theosophical Society and its subaltern acolytes (1880-1986), in: Marburg Journal of Religion, Vol. 13/2008, No. 1, 32 S. (web.uni-marburg.de/religionswissenschaft/journal/mjr/pdf/2008/trevithick2008.pdf) INHALT: "The Theosophical Society (est. 1875), and its associated texts have sometimes been characterized as counter-orientalizing or only partially orientalizing, in the sense of at least departing from 'official' British-Indian Orientalism and providing a critique of that discourse. In somewhat the same vein, the society has also been characterized as playful, self-ironic and/ or postmodernist, and/ or as broadly reformist in not only an anti-colonial but also an anti-patriarchal and pro-or-proto-feminist way. These approaches fail to grapple with the nature of the orientalism that was fundamental to the foundation of the TS, as well as the pronounced entrepreneurial and exploitative aspect of the cult, its strategic and emotional structuring, and the significance of its syncretizing and revitalizationist processes." (author's abstract)| [35-F] Veer, Peter van der, Prof.Dr.; Vorng, Sophorntavy, Dr. (Bearbeitung): Globalization of religious networks (under construction) INHALT: This five year projects aims at developing the comparative study of the globalization of religious networks in Christianity, Buddhism, Hinduism, Daoism and Islam. The focus will be initially on patterns of regional and global expansion from India and China, but the project will not limit itself in geographical terms. Religious movements are connected to patterns of migration that are increasingly globalized. New methodologies have to be developed to be able to study the pathways of religious globalization. Important in this project will be the study of missionaries, missionary societies, their support structure and modes of communication. This has to be studied comparatively across religions. A theme of special interest is the ethnic and religious dynamics in South-East Asia that is affected by the economic and political expansion of China.| GEOGRAPHISCHER RAUM: South-East Asia ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften (Postfach 2833, 37018 Göttingen) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0551-4956-130, Fax: 0551-4956-170, e-mail: [email protected]) soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen 2 33 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen [36-L] Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): What the world believes: analyses and commentary on the Religion Monitor 2008, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung 2009, 751 S., ISBN: 978-3-89204-989-0 INHALT: Contents: Liz Mohn: Preface (9-10); Martin Rieger: Secularization, Privatization or Resacralization? (11-16); Stefan Huber: Religion Monitor 2008: Structuring Principles, Operational Constructs, Interpretive Strategies (17-52); Stefan Huber, Volkhard Krech: The Religious Field between Globalization and Regionalization: Comparative Perspectives (53-94); Karl Gabriel: The Churches in Western Germany: An Asymmetrical Religious Pluralism (97122); Matthias Petzoldt: The State of Religion and Religiosity in Eastern Germany: Socialscientific and Theological Interpretations (123-148); Monika Wohlrab-Sahr: The Stable Third: Non-religiosity in Germany (149-166); Armin Nassehi: Religious Communication: The Consequences of a Qualitative Study for the Sociology of Religion (167-200); Beata Zarzycka: Tradition or Charisma? Religiosity in Poland (201-222); Josi Casanova: Spanish Religiosity: An Interpretative Reading of the Religion Monitor Results for Spain (223-256); Sonja Hegasy: "Fourteen Kilometers from Europe": Islam and Globalization in Morocco (257-270); Klaus Hock: The Omnipresence of the Religious: Religiosity in Nigeria (271-300); Michael von Brück: On the Contemporary Development of Religion(s) in India (301-316); Hans Joas: The Religious Situation in the United States (317-334); Paul M. Zulehner: Spiritual Dynamics? A Comparison of Germany, Austria and Switzerland (337-374); Matthias Koenig: Religiosity in "Laicist" States in Europe: France and Turkey (375-398); Olaf Müller, Detlef Pollack: Churchliness, Religiosity and Spirituality: Western and Eastern European Societies in Times of Religious Diversity (399-416); David Voas: Varieties of Religious Commitment in Great Britain and Australia (417-436); Franz Höllinger: The Experience of Divine Presence: Religious Culture in Brazil, the United States and Western Europe (437-462); Heinrich Schäfer: Latin America: The Dynamics of the Religious Field (463-486); Alfred Dubach: The Religiosity Profile of European Catholicism (489-512); Petra-Angela Ahrens, Claudia Schulz, Gerhard Wegner: Religiosity with a Protestant Profile (513-532); Heinrich Schäfer: The Pentecostal Movement: Social Transformation and Religious Habitus (533-584); Peter Heine, Riem Spielhaus: What do Muslims Believe? (585-606); Anton A. Bucher: Religiosity and Spirituality among Young Adults (607-628); Michael N. Ebertz: The Older the More Devout? Religiosity in the Twilight Years (629-640); Stefan Huber: On Opening the Black Box: Religious Determinants of the Political Relevance of Religiosity (641-662); Heiner Meulemann: Secularization or the Revival of Religion? Worldviews in 22 Societies: Findings and Suggestions of a Cross-sectional Survey (663-690); Hubert Knoblauch, Andreas Graff: Popular Spirituality, or: Where is Hape Kerkeling? (691-712).| [37-L] Brettfeld, Katrin: Schuf Gott am 8. Tag Gewalt?: Religion, Religiosität und deviante Einstellungen und Verhaltensmuster Jugendlicher, Berlin: Wiss. Verl. Berlin 2009, 377 S., ISBN: 978-3-86573434-1 34 soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen INHALT: "Die vorliegende Studie basiert auf zwei repräsentativen Untersuchungen Jugendlicher, die sich mit der Erklärung delinquenten Verhaltens befassen und nimmt dabei die Religiosität junger Christen und Muslime in den Fokus. Im Zentrum stehen die Fragen: 1) Erweist sich die Religiosität eines Menschen im kriminologischen Sinne als relevant, kann sie also deviante Einstellungen und Verhaltensweisen beeinflussen? 2) Können Mechanismen identifiziert werden, die eine Wirkung der Religiosität vermitteln? 3) Erweisen sich die Befunde als unabhängig von der jeweiligen Religionszugehörigkeit? 4) Lassen sich diesbezüglich Interaktionen mit der besonderen Situation der Migration aufzeigen? Es wird auch der - eher auf den Inhalt religiöser Überzeugungen abzielenden - Frage nachgegangen, ob sich innerhalb der religiösen Jugendlichen Subgruppen identifizieren lassen, deren unterschiedliche Interpretation religiöser Lehren dazu führt, dass die Rolle ihrer religiösen Überzeugungen als potentieller Risiko- oder Schutzfaktor delinquenten Handelns davon beeinflusst wird. Als Indikatoren für Delinquenz wurden Einstellungs- und Verhaltensmaße (Prävalenz und Inzidenz) sowie die Klassifizierung als Mehrfach- und/oder Intensivtäter verwendet." (Autorenreferat) [38-F] Bunz, Andreas, Dr.rer.soc.; Bunz, Ulrike, Dipl.oec.soc.; Buß, Eugen, Prof.Dr. (Bearbeitung): Religiosität und Spiritualität in Deutschland INHALT: Das Forschungsprojekt zielt darauf, das Religiositäts- und Spiritualitätsprofil der Deutschen im Allgemeinen und spezieller Führungsgruppen im Besonderen zu erheben. Das Projekt ist als mehrstufiger Forschungsprozess, der verschiedene Module umfasst, aufgebaut. Modul 1: "Spiritualität und Religiosität der Deutschen": Quantitative Repräsentativbefragung in Deutschland, durchgeführt im März 2006 von der GfK Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg, als GfK CLASSIC BUS, 976 Männer und Frauen ab 14 Jahren. Modul 2: Forschungskolloquium "Identität und Religiosität in Deutschland": Im Sommersemester 2006 wird im Rahmen des Forschungskolloquiums erhoben, wie die Einstellungen und Meinungen, die alltagspraktische Bedeutung und Gestaltung von Fragen der Spiritualität und Religiosität unter Studierenden im Hohenheimer Hauptstudium verankert sind. Daneben wird erfasst, wie das soziale Umfeld der Studierenden zu diesen Themen steht. Es werden ca. 60 qualitative Interviews von den Teilnehmenden geführt. Die Ergebnisse werden im Juli 2006 präsentiert. Modul 3: "Einschätzungen gesellschaftlicher Wertgestalter": Qualitative Befragung unter Verantwortungsträgern und Wertgestaltern in Süddeutschland. Für die vertiefende Analyse der Repräsentativbefragung werden Personen befragt, die in verantwortlicher Position stehen und dort gleichsam als Multiplikatoren agieren. Dabei geht es insbesondere darum, von ihnen eine Einschätzung zur geistlichen Stimmungslage in ihrem Verantwortungsbereich zu erhalten. Es werden VertreterInnen aus etwa 14 Gesellschaftsbereichen befragt. Modul 4: "Die Geistliche Elite Deutschlands": Die Ergebnisse der Repräsentativbefragung werden in einer qualitativen Studie prägenden geistlichen Personen und institutionellen Vertretern vorgelegt und deren Einschätzung zur "geistlichen Lage der Nation" erhoben. Befragt werden evangelische und katholische Bischöfe, Theologen und Religionswissenschaftler, Leiter von religiösen Werken, Bewegungen, Netzwerken und Gemeinschaften, Leiter von Einrichtungen mit religiösem/ spirituellem Seminar- und Beratungsangebot sowie Referenten, Trainer und auch prominente Personen des öffentlichen Lebens, die sich zum Glauben bekennen. Modul 5: Die Bedeutung von Spiritualität für Führung und Spitzenmanagement: In verschiedenen Elitestudien findet sich als ein zentrales Thema immer wieder die Dimension der religiösen Prägung in den Identitätskonzepten der Verantwortungsträger. Gerade die Angebote im Seminar- und soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen 35 Coachingbereich für Führungskräfte umfassen mittlerweile eine Vielzahl unterschiedlicher spiritueller Inhalte und Konzepte. Dabei steigen Angebot und Nachfrage nach solchen Trainings, Begleitungsangeboten und Seminaren in jüngster Zeit kontinuierlich. Ziel ist es, Seminarteilnehmer sowie die Verantwortlichen, die die Einführung solcher Seminare und Coachingangebote befürwortet haben, zu befragen. Außerdem wird eine Expertenbefragung mit den Seminarverantwortlichen und -referenten stattfinden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Integrierte Anwendung quantitativer wie qualitativer Verfahren der Befragung, aber auch Gruppendiskussionen und Expertengespräche. ART: BEGINN: 2006-07 ENDE: 2008-07 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Identity Foundation Düsseldorf INSTITUTION: Universität Hohenheim, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung (70593 Stuttgart) KONTAKT: Institution (Tel. 0711-459-22622, e-mail: [email protected]) [39-L] Diehl, Claudia; König, Matthias: Religiosität türkischer Migranten im Generationenverlauf: ein Befund und einige Erklärungsversuche, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 38/2009, H. 4, S. 300-319 (Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Religiosität türkischer Einwanderer zeichnet sich durch eine erstaunlich hohe intergenerationale Stabilität aus. Dieser Beitrag diskutiert existierende theoretische Erklärungsansätze für Religiosität im Generationenverlauf und überprüft sie anhand empirischer Daten der in Deutschland durchgeführten Generations- and Gender Surveys (GGS). Dabei wird gezeigt, dass die klassische Assimilationstheorie und Konzepte der symbolischen oder kompensatorischen Religiosität ebenso wenig eine befriedigende Erklärung dieses Phänomens bieten wie der Hinweis auf die allgemein hohe Wertestabilität in Migrantenfamilien. Weder nimmt die Religiosität zwischen erster und zweiter Generation ab, noch erfährt sie einen Bedeutungswandel hin zu einer primär symbolischen Dimension der Lebensführung. Auch finden sich nur schwache empirische Evidenzen für die Thesen, dass intensive Religiosität eine Domäne der gesellschaftlichen 'Verlierer' ist oder lediglich einen Spezialfall einer generell hohen intergenerationalen Wertestabilität im Migrationskontext darstellt. Abschließend werden daher makrosoziologische Erklärungsansätze entfaltet, die muslimische Religiosität auf die Diversifizierung des islamisch-religiösen Feldes und auf die Salienz von Religion als symbolischer Grenze gegenüber Einwanderern beziehen." (Autorenreferat) [40-L] Elmhorst, Ulf: Jugend und Religion - trägt die Konfirmandenzeit etwas zur Entwicklung individueller religiöser Identität bei?: eine qualitative Studie, Bielefeld 2008, 299 S. (Graue Literatur; deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv? idn=991512545&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=991512545.pdf) INHALT: "Die für diese Dissertation zentrale Fragestellung, ob Konfirmandenunterricht, dem eine fremdreferentielle Weltanschauung zugrunde liegt, etwas zur Entwicklung individueller (religiöser) Identität, die eine in der sog. 'postmodernen' Gesellschaft notwendige selbstrefe- 36 soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen rentielle Identitätskonstruktion meint, beitragen kann, wird hier in jugendsoziologischer, identitätstheoretischer und religionspädagogischer Perspektive diskutiert. Der Ansatz beruht zum einen auf theoretischen Analysen, zum anderen auf qualitativen Erhebungen, bei denen es sich vor allem um zwanzig leitfadengestützte Interviews mit 17-20jährigen Jugendlichen handelt, die in einer kategorialen Vergleichsanalyse mit vorliegenden Untersuchungen interpretiert werden. Es kann festgestellt werden, dass die religionspädagogische Sicht des Identitätsparadigmas, durch die ein spezifisches Angebot zur Bildung Heranwachsender in der Konfirmandenzeit zur Geltung kommt, in den Interviews und den dort deutlich werdenden Sichtweisen von den einzelnen Jugendlichen oft nicht erkannt wird. Wenn die Konfirmandenzeit also zur Entwicklung individueller religiöserIdentität beitragen soll, muss neben der Arbeit an in der Dissertation aufgezeigten Problemzonen wie z.B. dem Problem eines Erfahrungsdefizits, um die semantischen Angebote an der eigenen Erfahrung nachvollziehbar zu machen, dem Problem der öffentlichen Plausibilität der Gottesvorstellung oder dem Problem des gewählten kollektiven Niveaus der Gottesthematisierung auch die Frage nach dem Passungsverhältnis zwischen sich historisch einstellenden Gestalten von Jugend einerseits und den pädagogischen Angeboten andererseits geklärt werden und es müssen Ideen entstehen, die Wege von der institutionalisierten Kontrolle zur individuellen Begleitung ermöglichen, damit durch die Auseinandersetzung mit der individuellen Religiosität der einzelne Jugendliche einen Gewinn in der Qualität seiner individuellen Identitätsarbeit erlangen kann." (Autorenreferat) [41-L] Garmissen, Alexandra von: Sinnstiftende Faktoren, religiöse Werthaltungen und Krankheitsbewältigung bei Frauen mit Brustkrebs, in: Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to history, Vol. 34/2009, No. 4 = No. 130, S. 204-216 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Auf Grundlage teilstrukturierter Interviews (N=256) mit Brustkrebspatientinnen (Erstmanifestation ohne Fernmetastasen) wurden Äußerungen zu Sinnfindung und Religiosität als relevante Strukturelemente im Kontext der Krankheitsbewältigung identifiziert und analysiert. Für einen großen Teil der betroffenen Frauen besteht eine Bewältigungsstrategie aus der Belegung des Krankheitsgeschehens mit Sinnkomponenten. Die Erkrankung - auch und gerade in ihrer Bedrohlichkeit - wird meist in einer verantwortungsorientierten Sichtweise als Chance zur persönlichen Entwicklung und besseren Lebensgestaltung interpretiert. Dabei wird ein Neben- und Miteinander von traditionellen Werthaltungen, aktuellen Formen alternativer Spiritualität und der Inanspruchnahme komplementärer Heilkonzepte als gegenwärtiger Ausdruck von Krankheitsbewältigung im religiösen Bedeutungszusammenhang sichtbar." (Autorenreferat) [42-F] Grossert, Sarah; Henschel, Marika; Pönnighaus, Kirstin (Bearbeitung); Höink, Dominik, M.A. (Leitung): Politisch-nationale Stoffe und geistlich-religiöse Form - das Oratorium vom 18. bis zum 20. Jahrhundert (Projekt B5 im Forschungsfeld B Inszenierung) INHALT: Vor dem Hintergrund des kunstreligiösen Paradigmas entstehen im 19. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum zahlreiche Oratorien mit mythologischen und historischen Sujets soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen 37 aus dem germanischen und nordischen Kulturraum. Begleitet wird diese Entwicklung von der besonders im Zuge der Reichsgründung 1871 gehäuften Entstehung von Oratorienvereinen, die die politische Bedeutung solcher 'weltlicher Oratorien' bis hin zu einem auf den Konnex von 'Thron und Altar' ausgerichteten Kulturprotestantismus evident machen. Dieses im Ganzen noch nicht erschlossene Repertoire der deutschen Oratorien des 19. Jahrhunderts bildet den zentralen Gegenstand des Projekts. Die politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts und ihre Auswirkungen auf bzw. Reflexion in oratorischen Werken markieren das Ende des Untersuchungszeitraums. Das Spektrum reicht dabei von der Instrumentalisierung der Gattung in den totalitären Systemen des Nationalsozialismus und des Stalinismus - zu untersuchen sind dabei die zahlreichen Umarbeitungen von Oratorien in der NS-Zeit (u.a. Hermann Stephanis "Der Feldherr", 1939) sowie der sowjetische Sonderweg, als dessen Bezugspunkt Dimitrij Schostakowitschs 1949 entstandenes "Lied von den Wäldern" gelten kann - bis hin zur Reflexion der Geschehnisse in der Nachkriegszeit, so in Krzysztof Pendereckis "Dies Irae. Oratorium zum Gedächtnis der Ermordeten in Auschwitz". Zu fragen ist zunächst, wie jenseits der großen musikdramatischen Bühnenwerke die Verschränkung von Religion und Politik in der Komposition selbst realisiert wird. Darüberhinaus bietet die Untersuchung der jeweiligen institutionengeschichtlichen Einbindung und des aufführungspraktischen Kontextes einen Ansatzpunkt für eine genauere politische Funktionsbestimmung von Inszenierungen. In einem dritten Schritt ist längsschnittartig die Wirkungsgeschichte der jeweiligen Kompositionen zu beleuchten. Wenngleich die deutschen Oratorien des 19. Jahrhunderts das Zentrum des Forschungsinteresses bilden, so soll dennoch der Rahmen zeitlich, vom 18. bis ins 20. Jahrhundert hinein, und geographisch, unter Einbeziehung der Entwicklungen im gesamten europäischen Raum sowie v.a. auch des Kulturtransfers in die USA, geweitet werden. Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht eine monographische Studie zur Verschränkung von Religion und Politik in den Oratorien des 18. bis 20. Jahrhunderts. Exemplarisch für das 18. Jahrhundert stehen die englischen Israel-Oratorien Georg Friedrich Händels: Zurückgreifend auf den in England seit dem 16. Jahrhundert in politischen Schriften und Dichtungen aller Art verwendeten Topos der Identifikation der Briten mit dem biblischen Volk Israel, komponierte Händel eine Reihe biblischer Oratorien als Reflex auf seine politische Gegenwart (vgl. Ruth Smith 1995). ZEITRAUM: 18. bis 20. Jahrhundert ART: BEGINN: 2008-05 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Leiter (Tel. 0251-83-23354, e-mail: [email protected]) [43-F] Heidbrink, Simone, M.A.; Miczek, Nadja, M.A. (Bearbeitung); Ahn, Gregor, Prof.Dr. (Leitung); Ahn, Gregor, Prof.Dr. (Betreuung): Zwischen Online-Religion und Religion-Online: Konstellationen für Ritualtransfer im Medium Internet (Teilprojekt C2 im Rahmen des Projektbereichs C "Ritualtransfer in den Gesellschaften Europas und des Vorderen Orients") INHALT: Nach der Konzentration auf gruppenspezifische und individualreligiöse Ritualformen in einem Segment westlicher Esoterik (Wicca und Solitaire-Hexen), die die Grenzen des traditionellen Ritualbegriffs zu verdeutlichen half, werden in der zweiten Phase Formen starker Ritualvarianz in bislang unerforschten Konstellationen christlicher Individualreligiosität thematisiert. Methodisch wird dabei konsequent an die Entdeckung des Zusammenhangs von 38 soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen "Patchwork"-/ Individual-Religiosität und Formen starker Ritualveränderung angeknüpft. Erst die Berücksichtigung der emischen Perspektive eröffnet die Möglichkeit, den "Normalfall", d.h. die wechselseitige Verflechtung von Ritualvarianz und -konstanz, anhand von individualreligiösen Konstellationen, wie sie sich auch im Umfeld des Christentums finden, zu analysieren. Für das Überschneidungsfeld von christlicher Religions- bzw. Gruppenzugehörigkeit und individualreligiösen Synthetisierungen sind massive Innovationsschübe von der Integration außerchristlicher Ritualtraditionen bis zum "Design" völlig neuer Rituale signifikant. Aus dem Blickwinkel einer Christentumsgeschichte im Sinne des Konzepts "Europäische Religionsgeschichte" (Gladigow 1995) lässt sich daher selbst im Bereich rezenter christlicher Rituale eine sehr viel höhere Varianz diagnostizieren, als dies traditionelle theologische Interpretationen bislang nahe zu legen schienen. Im Internet ist dieser Prozess wie in keinem anderen Medium dokumentiert. Auf Tausenden von Homepages werden die religiösen Vorstellungen und Ansichten von Mitgliedern der Großkirchen, kleineren Denominationen, in Konkurrenz zu den von Kirchen gegründeten und von diesen als "Sekten" ausgegrenzten Gemeinschaften zum Ausdruck gebracht. So thematisiert das erste von drei inhaltlich eng verknüpften Promotionsvorhaben Rituale individueller Erlösungsprozesse, die von traditionellen kirchlichen Ritualen abweichen und die sich auf den Homepages sog. Online-Churches und sich christlich definierender Individuen finden; ergänzend beschäftigt sich das zweite Dissertationsprojekt mit einer weltweiten innerchristlichen Reformbewegung ("Alternative Worship"), die aus unterschiedlichsten Ritualtraditionen neue eigene Ritualpraktiken entworfen hat und diese nun im Internet propagiert; kontrastiv dazu untersucht das dritte Promotionsprojekt in einer ethnologischen Feldstudie den auch durch das Internet forcierten Import von christlich-transformierten PUjA-Zeremonien nach Europa. Insgesamt sollen damit - unterstützt durch einige weitere in der Grundausstattung angesiedelte Promotions- und Magistervorhaben - die Ritualvarianzen als essentielle Bestandteile der Ritualistik selbst einer sich als so traditional stilisierenden Religion wie dem Christentum aufgewiesen werden. Themenschwerpunkte: C2.1 Rituale individueller Erlösungsprozesse (Bearbeiterin: Nadja Miczek, M.A.); C2.2 Ritualinnovationen der Reformbewegung "Alternative Worship" (Bearbeiterin: Simone Heidbrink, M.A.). METHODE: empirische Analyse von Ritualtexten und Interviews mittels qualitativer, sozialwissenschaftlicher Forschungsmethoden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen. Qualitatives Interview. Standardisierte Befragung, face to face. Standardisierte Befragung, telefonisch. Standardisierte Befragung, online. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Umfangreiche Publikationsliste unter: www.ritualdynamik.de/ritualdynamik/publikationen/alle_publikationen/heidbrink.php abrufbar. ART: ENDE: 2010-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Heidelberg, SFB 619 "Ritualdynamik" - soziokulturelle Prozesse in historischer und kulturvergleichender Perspektive (Im Neuenheimer Feld 330, 69120 Heidelberg); Universität Heidelberg, Philosophische Fakultät, Institut für Religionswissenschaft (Akademiestr. 4-8, 69117 Heidelberg) KONTAKT: Leiter (Tel. 06221-547621, Fax: 06221-547624, e-mail: [email protected]) soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen 39 [44-L] Joas, Hans: The religious situation in the United States, in: What the world believes : analyses and commentary on the Religion Monitor 2008, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2009, S. 317334 INHALT: Der Autor geht im ersten Teil seines Beitrags auf die Frage ein, wie die besondere religiöse Situation in den USA aus historischer Perspektive zu erklären ist und inwiefern sie auf den amerikanischen Weg "The first freedom" verweist. Er nimmt im zweiten Teil anhand von Daten des Religionsmonitors 2008 eine Charakterisierung der Gegenwart vor, indem er die wesentlichen Merkmale und Strukturen von Religion und Religiosität, individuelle Wertorientierungen, den Glauben an Gott und spirituelle Orientierungen beschreibt. Als Hauptergebnis stellt er eine sehr viel höhere Intensität der Religiosität der USA im Vergleich mit Deutschland und fast allen anderen europäischen Ländern fest. Während in Deutschland etwa 18 Prozent der Bevölkerung als hochreligiös einzustufen sind, sind es in den USA 62 Prozent; nur 8 Prozent der US-Amerikaner (gegenüber 28 Prozent der Deutschen) sind nichtreligiös. In Deutschland nehmen 17 Prozent häufig an Gottesdiensten und anderen Formen öffentlicher religiöser Praxis teil, in den USA sind es 52 Prozent. Auch die Häufigkeit des Meditierens unterscheidet sich stark (hohe Werte bei 10 Prozent der Deutschen und bei 34 Prozent der USAmerikaner). Nahe beieinander liegen die beiden Länder lediglich bei den Fragen, die sich auf "religiöse Reflexivität" bzw. "religiösen Pluralismus" beziehen. Der Autor diskutiert abschließend mögliche Szenarien von Religion und Konfessionszugehörigkeit in den USA für die Zukunft. (ICI) [45-L] Knieps-Port le Roi, Thomas: Wie heilig ist die Familie?: zum Einfluss religiöser und ethnischer Faktoren auf die Familie, in: Olaf Kapella (Hrsg.) ; Christiane Rille-Pfeiffer (Hrsg.) ; Marina Rupp (Hrsg.) ; Norbert F. Schneider (Hrsg.): Die Vielfalt der Familie : Tagungsband zum 3. Europäischen Fachkongress Familienforschung, Opladen: B. Budrich, 2009, S. 77-92 INHALT: "Der Vortrag beschäftigt sich mit dem Einfluss religiöser und ethischer Anschauungen auf herrschende Familienbilder und die heutige Familienwirklichkeit. Dabei wird konkret von dem Familienbild ausgegangen, das durch das Christentum als der bislang dominierenden Sozialisierungsinstanz im europäischen Raum geprägt wurde. In einem ersten Schritt wird nach dem so genannten 'Leitbild von Ehe und Familie' gefragt, das die christlichen Kirchen heute propagieren und das trotz unterschiedlicher Akzentuierungen zwischen den Konfessionen und einer gewissen Variationsbreite innerhalb der Traditionen um einige gemeinsame grundsätzliche Positionen kreist (z.B. normative Fundierung der Familie in ehelicher Treue und Dauerhaftigkeit). In einem zweiten Schritt wird untersucht, ob und in welcher Weise das kirchliche Leitbild heutiger Familienrealität entspricht. In einem dritten Schritt wird abschließend eine Situationsbestimmung von Familie und Religion versucht, wobei insbesondere gefragt wird, inwieweit religiöse Anschauungen und Praktiken Entlastung, Hilfestellung und Orientierung für die Bewältigung des alltäglichen Familienlebens bieten können." (Autorenreferat) 40 soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen [46-L] Knöll, Stefanie: "Hochzeit im Himmel": Sinnstiftung und Trost beim Tod von Kindern und Jugendlichen in der Frühen Neuzeit, in: Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to history, Vol. 34/2009, No. 4 = No. 130, S. 247-258 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Trotz des Kinderreichtums und der ständig drohenden Gefahren, war der Tod von Kindern und Jugendlichen auch in Mittelalter und früher Neuzeit ein harter Schicksalsschlag für die Eltern. Dabei war die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes, der das Unglück eines so vorzeitigen Todes zulässt, eine immer wieder gestellte. Der Beitrag geht der Frage nach, welchen Trost Kirche und Gesellschaft zu spenden suchten und auf welche Art und Weise dem vorzeitigen Tod Sinn verliehen wurde. Im Zentrum stehen diverse Texte und Objekte, die anlässlich der Trauerfeier für den 1598 im Alter von 14 Jahren verstorbenen Grafen Wilhelm Ernst von Waldeck entstanden sind." (Autorenreferat) [47-F] Kurth, Stefan, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Bochinger, Christoph, Prof.Dr. (Betreuung): Individualsynkretistische Religiosität. Formen, Genese und Wandel im biographischen Kontext. Eine religionswissenschaftliche Untersuchung INHALT: Gegenstand der Untersuchung sind gegenwärtige Formen und Wandlungsprozesse individualsynkretistischer Religiosität von Erwachsenen in ihrem biographischen und sozialen Kontext. Die zentralen Fragen lauten im Einzelnen: 1. Welche Formen und Konstellationen individualsynkretistischer Religiosität können unterschieden werden? 2. Welche Rolle spielen soziale Kontexte für die Herausbildung, die Aufrechterhaltung und den Wandel individualsynkretistischer Religiosität? 3. Welche Formen emischer Deutung und Legitimation finden sich für individuelle Synkretismen und ihren biographischen Wandel? 4. Welche Konstitutions- und Wandlungsprozesse individualsynkretistischer Religiosität können beschrieben werden? GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Religionswissenschaft; Religionssoziologie; Wissenssoziologie; Biographieforschung; rekonstruktive Sozialforschung. Untersuchungsdesign: Querschnitt (Fragebogen); biographisch (Interviews) DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 15; Teilnehmer von Religionskursen einer großen süddeutschen Volkshochschule). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: ca. 120; Teilnehmer von Religionskursen einer großen süddeutschen Volkshochschule im Frühjahrshalbjahr 2004; Auswahlverfahren: Fragebogen; theoretische Kriterien). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Kurth, Stefan: Individualsynkretismus. Formen, Genese und Wandel moderner Religiosität im biographischen Kontext. Eine religionswissenschaftliche Untersuchung. Bayreuth, Univ., Diss., 2008. ART: BEGINN: 2003-09 ENDE: 2008-05 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Fachgruppe Religion Lehrstuhl für Religionswissenschaft II mit besonderer Berücksichtigung der religiösen Gegenwartskultur (95440 Bayreuth) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0921-55-4157, e-mail: [email protected]) soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen 41 [48-F] Lienau, Anna-Katharina (Bearbeitung); Grethlein, Christian, Prof.Dr.theol. (Betreuung): Gebet im Internet INHALT: Rekonstruktion von Gebeten in Internet-Chatrooms. ZEITRAUM: 2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: Inhaltsangaben von Gebeten mittels der religiös theoretischen Hermeneutik von Theo Sundermeier; Leitfadengestützte Interviews als Netz-Kommunikation. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen. Qualitatives Interview. Standardisierte Befragung, online. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Münster, FB 01 Evangelisch-Theologische Fakultät, Seminar für Praktische Theologie und Religionspädagogik (Universitätsstr. 13-17, 48143 Münster) KONTAKT: Betreuer (e-mail: [email protected]) [49-L] Mink, Peter-Josef: Die Religiosität von Männern: eine qualitativ-empirische Untersuchung von Männern der Jahrgänge 1945 bis 1955, (Religion und Biographie, Bd. 19), Berlin: Lit Verl. 2009, IV, 226 S., ISBN: 978-3-8258-1834-0 INHALT: "Die vorliegende Studie geht der Frage nach, wie Männer einer bestimmten Alterskohorte nach einer in ihrer Kindheit und Jugend milieuchristlich erfolgten Sozialisation heute Status und Bedeutung der Religion und Religiosität in ihrem Leben einschätzen. Die Untersuchung ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten theoretischen geht es um die theologische Grundlegung der gesamten Untersuchung. Dies geschieht durch die Rezeption der zentralen Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils zur Dignität des einzelnen Menschen in der Welt und in der Kirche und durch die Rezeption der theologischen Anthropologie, wie sie vor allem von Karl Rahner entwickelt wurde. Die anknüpfenden methodologischen Ausführungen stellen die empirischen Verfahren vor, die die Option der Würde des Einzelnen in die Forschungspraxis transferieren. Die Biographieforschung liefert die Methoden, die der Verfasser bei seinen Erhebungen und der Analyse anwendet. Dabei kann er sich auf Studien stützen, die bereits in der theologischen Frauenforschung vorgelegt wurden. Im zweiten empirischen Teil steht zunächst die Anlage unserer Untersuchung im Zentrum, wobei die Ausführungen zum Fragehorizont von besonderer Bedeutung sind. Daran schließen sich - in der chronologischen Folge ihrer Entstehung - die Analysen der vier Interviews an. Den objektiven Daten zum Lebensweg des Befragten folgt jeweils eine ausführliche strukturelle Beschreibung, die am Interview entlang geht und auf inhaltliche und formale Zusammenhänge achtet. Der nächste Analyseschritt besteht in der sogenannten analytischen Abstraktion. Schließlich bildet der Entwurf eines religiösen Porträts den Zielpunkt der individuellen Analyse. Wenn er abschließend relevante Erkenntnisse vorlegt, die aus den lebensgeschichtlichen Erzählungen für die Frage nach der Religiosität gewonnen werden können, geht es nicht etwa - wie durch die Hintertür - um die Entwicklung einer Typologie, sondern lediglich um das Aufzeigen von Berührungspunkten, die sich aus der analytischen Beschäftigung mit den Interviews ergeben." (Textauszug) 42 soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen [50-F] Moser, Márcia Elisa, M.A. (Bearbeitung): Religiös-identitäre Versuche der Aneignung und Einbindung: queer-religiöse Konzepte und ihre argumentativen Strategien (Arbeitstitel) INHALT: In der Promotion werden rezente religiöse Auseinandersetzungen um die Verwobenheit religiöser, sexueller und geschlechtlicher Identitäten verhandelt. Aus der Perspektive religiöser Subjekte werden Spannungsfelder zwischen diesen identitären Ebenen herausgearbeitet und in einem weiteren Schritt Harmonisierungsstrategien, z.B. Formen religiöser Neudeutungen, in den Blick genommen. Das besondere Interesse gilt hier individuellen Lösungen einzelner religiöser Akteure. Anhand des Materials (religiöse Quellen und Befragungen) soll analysiert werden, über welche Prozesse und argumentativen Strategien sich Konzepte sexueller, geschlechtlicher und religiöser Identität wechselseitig konstituieren und stabilisieren. Mit schwulen/ lesbischen/ queeren Positionen formulieren sich religiöse Perspektiven, welche aus normativ-religiöser Sicht negiert werden und veranschaulichen, wie sich religiöser Wandel über die Inanspruchnahme und Aneignungen religiös marginalisierter Identitäten vollziehen kann. Diese Positionen sind z.B. geprägt von biographischen Narrationen, welche in Religionsgeschichte - religiöse Geschichten - integriert werden oder über diese deutbar und verstehbar werden. Jene Positionen, die sich im Rahmen der Buchreligionen begründen reflektieren zudem meist auch Fragen um den autoritären Charakter und die Auslegung der normativen oder heiligen Schriften. Das Interesse und der Gegenstand der Promotion verknüpfen drei Arbeitsfelder, deren theoretische, methodische und begriffliche Grundlagen im Rahmen jüngerer religionswissenschaftlicher Forschung in Entwicklung stehen: 1. religiöse Gegenwart(skultur) in Europa und Nordamerika; 2. Perspektiven und Positionen einzelner, religiöser Subjekte; 3. Verständnis von 'Religion' als einer interdependenten Kategorie. Fragestellung und Gegenstand der Promotion bewegen sich im Feld aktueller Ansätze innerhalb der Religionswissenschaft, welche die Disziplin in ihren soziologischen, sozialwissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Kompetenzen, hier mit besonderem Blick auf gender- und queertheoretische Ansätze, weiterentwickeln wollen. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskategorie" (Sophienstr. 22a, 10178 Berlin); Freie Universität Berlin, FB Geschichts- und Kulturwissenschaften, Institut für Religionswissenschaft (Altensteinstr. 40, 14195 Berlin) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]) [51-F] Negele, Eva, Dipl.-Soz.; Keuschnigg, Marc, Dipl.-Soz.; Schmid, Christian, Dipl.-Soz.; Ganser, Christian, Dipl.-Soz. (Bearbeitung): Empirische Religionsforschung INHALT: Im Rahmen der Methodenausbildung wird in München und im Münchner Umland im März 2008 eine schriftliche Bevölkerungsumfrage zum Thema Religion durchgeführt. Ziel der Studie ist sowohl die Erfassung der Bedeutung von Religion für die Befragten als auch die Analyse von Einflussfaktoren auf die Religiosität. Im Zentrum steht dabei neben individualisierungstheoretischen Ansätzen insbesondere die ökonomische Theorie zur Erklärung religiösen Verhaltens, da hierzu für Deutschland erst wenig empirische Ergebnisse vorliegen. Es ist daher geplant, die Ergebnisse der Studie auch als Grundlage für ein größer angelegtes zukünftiges Forschungsprojekt zu nutzen. GEOGRAPHISCHER RAUM: München und Umland soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen 43 METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 542 -realisiert-; Münchner Wohnbevölkerung -volljährig-; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Negele, Eva; Gernand, Lukas: Ergebnisbericht zur Münchner Religionsstudie 2008. München, 14 S. ART: BEGINN: 2008-03 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof. Braun (Konradstr. 6, 80801 München); Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie Lehrbereich Organisationssoziologie, Bildungssoziologie, Soziologie sozialer Ungleichheit (Konradstr. 6, 80801 München) KONTAKT: Negele, E. (Tel. 089-21806215 e-mail: [email protected]); Keuschnigg, M. (Tel. 089-21806215, e-mail: [email protected]); Ganser, C. (Tel. 089-21806216, e-mail: [email protected]) [52-L] Neufeld, Olga: Fromm in der fremden Heimat: Identitätssuche bei russlanddeutschen Baptisten in Folge der Konfrontation mit der Dominanzkultur Deutschland, Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation 2007, 104 S., ISBN: 978-3-88939-882-6 INHALT: "Wer sind die russlanddeutschen Baptisten und welche Rolle spielen sie heute in unserer Gesellschaft? In der vorliegenden Studie führt die Autorin den Leser durch einen geschichtlichen Rückblick in die Thematik dieser eigenständigen Aussiedlergruppe ein, stellt deren Grundsätze detailliert dar und analysiert die biografische Bedeutung der Religion für den Einzelnen. Hierbei verweist sie auf die Entstehung möglicher Generationskonflikte, da das Wertesystem des Elternhauses dem der aufnehmenden Gesellschaft oft diametral gegenübersteht. Welche Herausforderungen entstehen daraus für die jeweilige Generation und wie kommt es zu einer gelungenen Identitätsbildung? Dieser Frage wird abschließend ebenso nachgegangen wie der Überlegung, inwiefern die Maßstäbe dieser Personengruppe relevant sein könnten für die heutige Wertedebatte in Deutschland." (Autorenreferat) [53-F] Owetschkin, Dimitrij, Dr.; Riediger, Julia, M.A. (Bearbeitung); Tenfelde, Klaus, Prof.Dr. (Leitung): Religöse Sozialisation in der Nachkriegszeit INHALT: Immer schon unterlagen das Maß und die Formen religiösen Verhaltens, religiöser Wertorientierung, erheblichen Schwankungen. In Deutschland blieb religiöse Orientierung auch in der Nachkriegszeit zunächst sehr bedeutend, aber spätestens seit den 1960er Jahren ist ein unvergleichlicher Rückgang an Religiosität zu beobachten. Das betraf, mit ganz unterschiedlichen Ursachen, sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR, und es hält bis heute durchaus im Unterschied etwa zu den USA, den südamerikanischen und anderen Ländern anscheinend an. Die religionswissenschaftliche Forschung vermutet, dass sich eine der wichtigsten Ursachen für diese Entwicklung mit den Veränderungen in der familiären und pfarrgemeindlichen Religiosität namentlich in der Erziehungsphase der Kinder verbindet. In dem Band wird dieser These in einer Reihe von Beiträgen nachgegangen. ZEITRAUM: Nachkriegszeit 44 soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Bochum, Institut für soziale Bewegungen -ISB- (Clemensstr. 17-19, 44789 Bochum) KONTAKT: Mittag, Jürgen (Dr. Tel. 0234-32-26920, e-mail: [email protected]) [54-F] Owetschkin, Dimitrij, Dr. (Bearbeitung): Konfessionsverschiedene Ehen als Instanzen der religiösen Sozialisation. Zur Tradierung des Religiösen in (bi)konfessionellen Kontexten INHALT: In mehrkonfessionellen Gesellschaften stellen konfessionsverschiedene Ehen ein besonderes Phänomen dar. Sie sind ein Indikator für den Stellenwert des Konfessionellen in der religiösen Identität und in den Wechselbeziehungen der Gesellschaftsmitglieder. Da die Tradierung des Religiösen vorwiegend in konfessionellen Kontexten stattfindet, haben dieser Stellenwert und seine Änderungen eine sozialisatorische Relevanz. Das Projekt, das 2009 begonnen wurde, untersucht die Auswirkungen der Konfessionsverschiedenheit auf die religiöse Sozialisation in interkonfessionellen Familien der Bundesrepublik, die unter diesem Aspekt in der historischen und sozialwissenschaftlichen Forschung bislang wenig Beachtung gefunden haben, und umfasst die Zeit vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1970er Jahre. Im Vordergrund steht dabei die Frage, ob die Sozialisation in einer konfessionsverschiedenen Familie zu einer (Re-)Konfessionalisierung oder eher zu einer Entkonfessionalisierung führte und inwieweit sie eine Reflexion der Konfessionalität förderte. Im Zusammenhang damit werden Phasen in der Entwicklung der gemischtkonfessionellen Eheschließungen in Deutschland im 20. Jahrhundert sowie der Einfluss verschiedener Sozialisationsbedingungen und -faktoren auf die spätere Bereitschaft zu solchen Ehen verfolgt. Außerdem richtet sich das Augenmerk auf den Wandel der kirchlichen Haltung gegenüber dem Problem der konfessionsverschiedenen Ehen und Familien. ZEITRAUM: vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1970er Jahre GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland METHODE: Die Untersuchung wird sowohl auf der Makro- als auch auf der Meso- und Mikroebenen durchgeführt und kombiniert quantitative und qualitative Ansätze. ART: BEGINN: 2009-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Bochum, Institut für soziale Bewegungen -ISB- (Clemensstr. 17-19, 44789 Bochum) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0234-32-22541, e-mail: [email protected]) [55-F] Riediger, Julia, M.A. (Bearbeitung); Tenfelde, Klaus, Prof.Dr. (Leitung): Religiöse Sozialisation in Arbeiterfamilien in der Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien nach 1945. Ruhrgebiet und Südwales im Vergleich (Teilprojekt A im Forschungsbereich I Religion und Sozialisation) INHALT: In diesem Projekt sollen Prozesse der Tradierung von religiösen und kirchlichen Inhalten, Deutungen und Normen in Arbeiterfamilien in der Bundesrepublik und Großbritannien analysiert werden. Die bisherigen sozialgeschichtlichen und sozialwissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiet der religiösen Sozialisation in der Arbeiterfamilie erweisen sich als unzureichend und nur beschränkt verallgemeinerbar, denn es wurde weder systematisch noch vergleichend untersucht. Im Mittelpunkt des Projekts stehen Auswirkungen des sozialen und soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen 45 religiösen Wandels in Westeuropa nach 1945 auf die religiöse Sozialisation und Erziehung der Kinder in der Arbeiterschaft. Es sollen die jeweiligen nationalen und konfessionellen Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten in den Sozialisationsmustern der Eltern- und Kindergeneration, die Zusammenhänge zwischen den religiösen Praktiken der Erzieher und der späteren Religiosität der Kinder sowie zwischen der gewandelten Rolle und Stellung der Frau bei der Vermittlung von Religiosität in der Familie und den Entkirchlichungsprozessen herausgearbeitet werden. Das Projekt beschränkt sich auf zwei industrielle Ballungsräume (das Ruhrgebiet und Südwales) und auf die Zeit bis Mitte der 1970er Jahre. ZEITRAUM: 1945-1975 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Ruhrgebiet; Großbritannien, Südwales METHODE: Das Projekt basiert sowohl auf archivalischen (kirchlich-konfessionelle Überlieferung) als auch auf gedruckten (Statistiken, Umfragen, empirische Studien, Biographien und Autobiographien) Quellen und stellt einen Beitrag zur historischen Sozialisationsforschung dar. VERÖFFENTLICHUNGEN: Riediger, Julia; Owetschkin, Dimitrij: Religion und Sozialisation. Bericht über Projekte im Rahmen der DFG-Forschergruppe "Transformation der Religion in der Moderne. in: Mitteilungsblatt des ISB, 38/2008, S. 219 ff. ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Bochum, DFG-Forschergruppe "Transformation der Religion in der Moderne - Religion und Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts" (GA 6/146, 44780 Bochum); Universität Bochum, Institut für soziale Bewegungen -ISB- (Clemensstr. 17-19, 44789 Bochum) KONTAKT: Riediger, Julia (Tel. 0234-32-24686, e-mail: [email protected]) [56-F] Sagel, Irina, Dipl.-Soz.Wiss. (Bearbeitung): Einstellung junger Katholikinnen und Katholiken zu tradierten Familienleitbildern INHALT: In der folgenden Jugendwertstudie sollen die Einstellungen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Institution Ehe und Familie untersucht werden. Die Ausgangshypothese dieser Erhebung basiert auf der sogenannten "Diskrepanzthese", wonach das traditionelle Familienleitbild der katholischen Kirche von dem praktizierten Familienleben in der Realität abweichen soll. Im Rahmen dieser Erhebung sollen die Einstellungen katholischer Jugendlicher und junger Erwachsener zur Religion, Ehe und Familie erfasst werden. Das Ziel dieser Untersuchung ist zu ermitteln, ob die jungen Christen das traditionelle Familienleitbild hinsichtlich der Partnerschaft/ Ehe, Familiengründung sowie der innerfamilialen Rollenverteilung bestätigen oder ablehnen. Die Fragebogenstudie soll ca. 500 katholische Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 21 Jahren, sowie deren Eltern erfassen. Da Kinder in der Regel stark von ihrer Herkunftsfamilie geprägt werden, bietet die zusätzliche Elternbefragung gleichzeitig die Möglichkeit zu überprüfen, wie sich das elterliche Erziehungsverhalten auf die Einstellung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Eheschließung und Familiengründung auswirkt. Die Fragebogenkonzipierung erfolgte nach den Erhebungsinstrumenten des Religionsmonitors 2008, der Shell - Jugendstudie 2006, des Beziehungs- und Familienentwicklungspanels von PAIRFAM sowie der BzgA - Jugendsexualität 2006. Zurzeit befindet sich das Projekt im Pretest, in dem eine Befragung zur ausgewählten Stichprobe in den katholischen Jugendgruppen stattfindet. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe 46 soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen INSTITUTION: Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft -ZFG- (Marktplatz 4, 85072 Eichstätt) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 08421-93-1146, Fax: 08421-907593, e-mail: [email protected]) [57-F] Scheer, Monique, Dr.rer.soc. (Bearbeitung): Religiöser Enthusiasmus: emotionale Praktiken bei 'erweckten' Protestanten in den USA und Deutschland INHALT: Der Begriff "Enthusiasmus" bezeichnet einen intensiven Gefühlszustand, der im Ausdruck eine Grenze überschreitet: Er ist außergewöhnlich. Der oder die Begeisterte deutet ihn meist positiv; Dritte, die ihn beobachten, können mit Sympathie reagieren ("mitgerissen" werden) oder sich mit Antipathie davon distanzieren. Starke Emotionen sind ein umstrittenes Feld, und diese Studie beschäftigt sich mit beiden Reaktionen. "Enthusiasmus" hat seine Ursprünge im religiösen Bereich, der Schwerpunkt dieser Untersuchung. Von der "heart religion" des anglo-amerikanischen Puritanismus und der "Herzensfrömmigkeit" des deutschen Pietismus werden Gefühle zunehmend zur wichtigen Ressource religiöser Erfahrung im protestantischen Raum. Emotion ist zentral bei der Serie von transatlantischen "Erweckungen", die das 19. Jahrhundert durchziehen. Zentrale Fragen dieser Untersuchung sind: Wie und was schöpften Enthusiasten aus der Macht, die starke Emotionen boten? Wie wurden sie gelenkt, geformt, genutzt? Wie haben sie sich gegen den Vorwurf der "Schwärmerei" verteidigt? Welche Theorien des Selbst und der Emotion lagen ihren Erfahrungen und Diskursen zugrunde? In wie fern lieferten diese Erfahrungen und Diskurse die Vorlage für diejenigen nicht-religiöser Enthusiasmen? GEOGRAPHISCHER RAUM: USA, Deutschland ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Forschungsbereich Geschichte der Gefühle (Lentzeallee 94, 14195 Berlin) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-82406-371, e-mail: [email protected] [58-F] Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen: Qualitative Studie im Rahmen des Bertelsmann-Religionsmonitors 2009 INHALT: Der Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung ist die bisher umfangreichste international vergleichende empirische Studie zur individuellen Religiosität. Die Befragung ergänzt diese große (quantifizierende) Studie um eine leitfadengestützte Befragung türkeistämmiger Muslime im Ruhrgebiet. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, insbesondere Ruhrgebiet ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen (Altendorfer Str. 3, 45127 Essen) KONTAKT: Institution (Tel. 0201-3198-0, Fax: 0201-3198-333, e-mail: [email protected]) soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen 47 [59-L] Tietze, Nikola: Muslimische Religiosität und Allgemeinwohlvorstellungen unter Männern in Deutschland und Frankreich: der Umgang mit Negativzuscheibungen in zwei verschiedenen nationalen Kontexten, in: Lydia Potts (Hrsg.) ; Jan Kühnemund (Hrsg.): Mann wird man : geschlechtliche Identitäten im Spannungsfeld von Migration und Islam, Bielefeld: transcript Verl., 2008, S. 133149 INHALT: Die Autorin möchte mit ihren Ausführungen zu den Selbstbeschreibungen und Gemeinschaftserzählungen junger muslimischer Männer in Deutschland und Frankreich einen Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung über ihre Religiosität leisten. Zwei empirische Studien dienen als Grundlage, um die Ausprägungen des Glaubens unter Männern im Islam der Diaspora zu beschreiben. Die erste Untersuchung geht auf Interviews zurück, welche die Autorin zwischen 1995 und 1998 in drei, von sozio-ökonomischer Prekarität gekennzeichneten Stadtteilen in Frankreich und Deutschland durchgeführt hat. Die zweite Studie bezieht sich auf zwischen 2005 und 2006 zustande gekommene Gespräche mit Studenten und Hochschulabsolventen in den beiden Ländern. Sie betrifft ein soziales Milieu. das sich (im Unterschied zum Milieu der ersten Studie) durch einen Bildungsaufstieg auszeichnet. In Frankreich setzten sich in beiden Fällen die Untersuchungsgruppen aus Söhnen zusammen, die in - aus einem der nordafrikanischen Staaten eingewanderten - Familien groß geworden sind. In der Bundesrepublik waren die Gesprächspartner in beiden Fällen ausschließlich türkischer Herkunft. Die vorgenommene Abstraktion von den sozialen und einwanderungsgeschichtlichen Unterschieden zwischen den in den beiden Studien befragten Personen findet ihre Begründung in dem Erkenntnisinteresse an der Ausgestaltung muslimischer Religiosität. Im Zentrum der Überlegungen steht die Analyse von Glaubenserzählungen und ihre vielgestaltigen Ausprägungen. (ICI2) [60-L] Valk, Pille; Bertram-Troost, Gerdien; Friederici, Markus; Béraud, Céline (Hrsg.): Teenagers' perspectives on the role of religion in their lives, schools and societies: a European quantitative study, (Religious diversity and education in Europe, Vol. 7), Münster: Waxmann 2009, 448 S., ISBN: 978-3-8309-2118-9 INHALT: "Religion is on the European agenda again.The secularisation paradigm has lost its explanatory power and the newly coined term 'post-secularism' is used to describe the realisation that in the current social transformation, religion cannot be ignored any longer. The quantitative study presented in this book is part of the research effort by the REDCo project. REDCo is the abbreviation for 'Religion in Education. A contribution to Dialogue or a factor of Conflict in transforming societies of European countries'. The project brought together nine research teams from eight European countries: England, Estonia, France, Germany, the Netherlands, Norway, Russia and Spain.The research involved interdisciplinary cooperation between specialists in the different academic fields of education, religious education, sociology, political science, anthropology, psychology, theology and religious studies. The book offers valuable interpretations and inspirations on the question how the students in the 14-16 year age group in Europe see the (ir)relevance of religions for dialogue and conflict in their daily lives, in the school environment and in society as a whole. The young respondents of the quantitative study are clearly aware that the diversity of religious and non-religious worldviews is the reality of the European contexts they have to manage within. Most of them are convinced that religion must be addressed in schools, as it is too important a factor in social 48 soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen life, and for the coexistence of people from different cultural and religious backgrounds throughout Europe, to be ignored." (author's abstract). Contents: Wolfram Weisse: Quantitative Study in the Context of the REDCo Project - a Foreword (9-12); Markus Friederici: From the Research Question to the Sampling (13-22); Céline Béraud: Who to Survey? Considerations on Sampling (23-27); Gerdien Bertram-Troost, Siebren Miedema: Semantic Differences in European Research Cooperation from a Methodological and Theoretical Perspective Translation and Terminology (29-39); Pille Valk: The Process of the Quantitative Study (4147); Ursula McKenna, Sean Neill, Robert Jackson: Personal Worldviews, Dialogue and Tolerance - Students' Views on Religious Education in England (49-70); Pille Valk: English Religious Education through Estonian Eyes (71-73); Ina ter Avest, Cok Bakker: Response to the English National Report (74-78); Olga Schihalejev: Options beside 'and no Religion too' Perspectives of Estonian Youth (79-120); Fedor Kozyrev: How Different after the Shared Past? Russian and Estonian Youth Views about Religion (121-126); Robert Jackson, Sean Neill: Commentary on 'Options beside and 'no Religion too' - Perspectives of Estonian Youth' (127-129); Céline Béraud, Bérengère Massignon, Séverine Mathieu, Jean-Paul Willaime: The School - an Appropriate Institution in France for Acquiring Knowledge on Religious Diversity and Experiencing it Firsthand? (131-163); F. Javier Roson Lorente Two Sides of the Coin French and Spanish Approaches to Religion in the School (164-166); Marie von der Lippe: The French Situation from a Norwegian Point of View (167-171); Dan-Paul Jozsa, Thorsten Knauth, Wolfram Weisse: Religion in School - a Comparative Study of Hamburg and North Rhine-Westphalia (173-211); Geir Skeie: 'Religion in School - a Comparative Study of Hamburg and North Rhine-Westphalia'. Commenting Chapter from a Norwegian Perspective (212-215); Ina ter Avest, Cok Bakker: Response to the German National Report on the REDCo Questionnaire (216-219); Gerdien Bertram-Troost, Siebren Miedema, Ina ter Avest, Cok Bakker: Dutch Pupils' Views on Religion in School and Society Report on a Quantitative Research (221-260); Sean Neill: Commentary on 'Dutch Pupils' Views on Religion in School and Society: Report on a Quantitative Research' (261-263); Dan-Paul Jozsa, Thorsten Knauth, Wolfram Weisse: Views of Students on Religion in Education in the Netherlands - Perspectives from Hamburg and North Rhine-Westphalia (264-267); Geir Skeie, Marie von der Lippe: Does Religion Matter to Young People in Norwegian Schools? (269-301); Jean-Paul Willaime: French Views on the Results of the Norwegian Survey (302-305); Dan-Paul Jozsa, Thorsten Knauth, Wolfram Weisse: Teenagers, Religions and Schools in Norway: Comments from a German Perspective (306-309); Fedor Kozyrev, Pille Valk: Saint-Petersburg Students' Views about Religion in Education. Results of the Quantitative Survey (311-349); Olga Schihalejev: Comments on Russia from an Estonian Perspective (350-353); F. Javier Roson Lorente: Schooling and Religion - some References to the Russian and Spanish Contexts (354-356); F. Javier Roson Lorente, Aurora Alvarez Veinguer: Spanish Youth Facing Religious Diversity at School. Findings from a Quantitative Study (357-388); Céline Béraud: The French Viewpoint an the Spanish Report (389-391); Vladimir Fedorov: The Findings of the REDCo Project in Spain as Read by a Russian Researcher (392-396); Céline Béraud: The Role of Religion in Students' Lives and their Surroundings (397-408); Gerdien BertramTroost: How do European Pupils See Religion in School? (409-422); Pille Valk: How do European Students see the Impact of Religion in Society? (423-435).| [61-F] Weiß, Jana; Henze, Tobias (Bearbeitung); Bungert, Heike, Prof.Dr. (Leitung): Religion und 'Civil Religion' in US-amerikanischen patriotischen Feiertagen, 1945-1990/92 (Projekt B12 im Forschungsfeld B Inszenierung) soFid Religionsforschung 2010/1 2 Religiöses Denken und religiöse Ausdrucksformen im Leben der Menschen 49 INHALT: Die enge Verbindung von Religion und Politik in den USA wird seit Robert Bellahs einflussreichem Aufsatz von 1967 meist unter dem Begriff Civil Religion gefasst. Unter Civil Religion versteht man laut Bellah "a collection of beliefs, symbols, and rituals with respect to sacred things and institutionalized in a collectivity", die auf jüdisch-christlichen Symbolen, Metaphern, Ritualen und Wertvorstellungen beruhen. Civil Religion verheißt den Vereinigten Staaten und ihrem Regierungssystem einen göttlichen Ursprung ("God's own country"), eine göttliche Mission und göttlichen Schutz ("manifest destiny"). Während aber die prägnante Präsenz dieser religiösen Symbole, Werte und Verhaltensweisen relativ unumstritten ist (John F. Wilson), wird über die genaue Definition weiterhin debattiert. Im Gegensatz zu Bellahs Verständnis der Civil Religion als einer transzendentalen universalen Religion der Nation, wird diese u.a. auch als Volksreligion oder als religiöse Legitimierung der Nation verstanden. Hier möchte das vorliegende Projekt ansetzen, indem es das hauptsächlich von (Religions)soziologInnen und TheologInnen diskutierte Konzept anhand eines konkreten Beispiels auf seine Brauchbarkeit für HistorikerInnen überprüft und zu einer griffigeren und interdisziplinären Definition von Civil Religion gelangen will. Diese soll das Konzept nicht länger normativprognostisch, sondern analytisch begreifen und Raum für verschiedene Versionen einer Civil Religion lassen. Als Grundlage der Analyse sollen die nationalen Feiertage dienen. An nationalen Feiertagen manifestiert sich Civil Religion besonders, da an ihnen die nationale Identität und Mission bekräftigt wird und die zivilreligiösen Vorstellungen in Ritualen aktiviert werden. Zudem zeigen Umfragen, dass die Mehrheit der US-amerikanischen Bevölkerung Feiertage als sowohl religiös als auch patriotisch empfindet. Übergreifende Studien zur Entwicklung von Festtagen insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fehlen allerdings, obwohl Feiertage und Civil Religion auf den Kalten Krieg, auf die zunehmend striktere Trennung von Staat und Kirche, auf die verstärkte Einwanderung nicht-christlicher und nichtjüdischer MigrantInnen sowie auf die Säkularisierung und Wiederkehr der Religion zwischen 1945 und 1990/92 reagieren mussten. Das vorliegende Projekt will diesen bisher vernachlässigten Zeitraum genauer untersuchen. Zum einen sollen dabei regelmäßig wiederkehrende Feiertage untersucht werden, und zwar sowohl etablierte Festtage wie der Unabhängigkeitstag, der Memorial Day und Thanksgiving als auch neu eingerichtete Feiertage wie der 1968 national eingeführte Columbus Day und der nach 15jährigem Kampf 1983 beschlossene Martin Luther King Day. Zudem soll ein kurzer Blick geworfen werden auf vom Präsidenten unregelmäßig ausgerufene Tage wie den seit 1952 bestehenden National Prayer Day oder den 1916/1949 ins Leben gerufenen National Flag Day. Zum anderen werden große Jubiläen wichtiger, zivilreligiös konnotierter politischer Ereignisse der US-amerikanischen Geschichte in den Blick genommen, wie das 350jährige Jubiläum der europäischen Besiedlung von Jamestown 1957, die Hundertjahrfeier der Bewahrung der Union/ Nation und der Abschaffung der Sklaverei im Bürgerkrieg 1961 bis 1965 sowie der 200. Geburtstag der Nationsgründung in der Unabhängigkeitserklärung 1976 bzw. der Verfassung 1987-89. ZEITRAUM: 19451990/92 GEOGRAPHISCHER RAUM: USA ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, FB 08 Geschichte, Philosophie, Historisches Seminar Professur für Neuere und Neueste Geschichte, insb. Nordamerikanische Geschichte (Domplatz 20-22, 48143 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected]) 50 3 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft Religion in der Gesellschaft [62-L] Bielefeld, Heiner: Das Islambild in Deutschland: zum öffentlichen Umgang mit der Angst vor dem Islam, in: Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.): Islamfeindlichkeit : wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 167-200 INHALT: Im vorliegenden Beitrag erörtert der Autor die Ursachen für die verbreitete Skepsis gegenüber dem Islam und macht Vorschläge für einen angemessenen Umgang mit den bestehenden Ängsten. Im ersten Abschnitt verweist der Verfasser auf die Ergebnisse von empirischen Studien und stellt eine Vielfalt von Motiven für das Unbehagen vor dem Islam. Im zweiten Teil arbeitet der Autor Elemente einer aufgeklärten Diskussionskultur über den Islam heraus: Verzicht auf monokausale Erklärungen, Überwindung kulturessentialistischer Vorstellungen von einem zeitlosen Wesen des Islam, Miteinbeziehung der Ideen der Aufklärung. Im dritten Abschnitt wendet sich der Verfasser dem Begriff der Islamophobie zu und grenzt ihn von berechtigter Islamkritik ab. Im vierten Abschnitt zieht der Autor drei Schlussfolgerungen: (1) Der Islam ist als selbstverständlicher Bestandteil der deutschen Gesellschaft aufzufassen. (2) Als Fairness-Gebot hat eine differenzierte Wahrnehmung stattzufinden. (3) Als selbstverständliche Grundlage des Zusammenlebens hat für alle das Grundgesetz zu gelten. (ICC2) [63-L] Bourdieu, Pierre: Religion, (Schriften / Pierre Bourdieu, Bd. 13 / Schriften zur Kultursoziologie, 5), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2009, 278 S., ISBN: 978-3-86764-195-1 INHALT: Bourdieus Schriften zur Religion sind thematisch einigermaßen abgrenzbar: Nur zwei "theoretische" Arbeiten Anfang der siebziger Jahre, eine große empirische Studie und zwei daran angeschlossene, zu Artikeln umgearbeitete Vorträge Anfang der achtziger Jahre gehören in diesen engeren Zusammenhang, ein Ausschnitt aus einem Vortrag über die "Ökonomie der symbolischen Güter", gut ein Jahrzehnt später, nimmt diesen Faden noch einmal auf. Eröffnet werden die vorliegenden Schriften zur Religionssoziologie von "Une Interpretation de la theorie de la religion selon Max Weber" (1971), gefolgt von "Genese et structure du champ religieux". 1982 publiziert Bourdieu zusammen mit Monique de Saint-Martin die umfangreiche Studie "La sainte famille. L'episcopat francais dans le champ de pouvoir", dann im Jahr 1994 noch das "Lachen der Bischöfe". Die Arbeiten machen deutlich, dass erst die Religionssoziologie den Sprung vom "Habitus" zum "Feld", zu einer Konzeption des sozialen Raums, die Fragen des Verhältnisses von "Handlungslogik" und "Strukturlogik" am Ende zusammenbringt - mit ihr werden nicht nur die geradezu "physikalischen" Kräfteverhältnisse sichtbar, die den sozialen Raum durchziehen, sondern sie liefert auch grundlegende Einsichten über die "Gravitationsgesetze" symbolischer Macht, die sich, hier wie anderswo, immer wieder als sozial bewirkt zu erkennen gibt. (ICA2) soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 51 [64-L] Brugger, Winfried; Karayanni, Michael (Hrsg.): Religion in the public sphere: a comparative analysis of German, Israeli, American and international law, (Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht, Bd. 190), Berlin: Springer 2007, XVI, 467 S., ISBN: 978-3-540-73355-3 INHALT: "How closely connected should church and state be? May a state recognize or endorse the rote and meaning of religion at all? Can it treat distinct religious groups differently? This book seeks to address these questions and more through a portrayal and comparison of the legal systems of Germany, Israel, France, and the United States.Some of the authors of this contributed work also consider the issue of church and state from an international law perspective. Their analyses are structured from both a state-institutional as well as from a fundamental rights and human right perspective." (authors abstract). Contents: Matthias Koenig: Religion and Public Order in Modern Nation-States: Institutional Varieties and Contemporary Transformations (3-17); Winfried Brugger: On the Relationship between Structural Norms and Constitutional Rights in Church-State-Relations (21-86); Shimon Shetreet: The Model of State and Church Relations and Its Impact an the Protection of Freedom of Conscience and Religion: A Comparative Analysis and a Case Study of Israel (87-161); Christian Walter: From the Acceptance of Interdenominational Christian Schools to the Inadmissibility of Christian Crosses in the Public Schools (165-180); Hans Michael Heinig: The Headscarf of a Muslim Teacher in German Public Schools (181-197); Dagmar Richter: Religious Garments in Public Schools in Separation Systems: France and the United States of America (199-242); Jochen A. Frowein: Religion and Religious Symbols in European and International Law (243252); Frances Raday: Claiming Equal Religious Personhood: Women of the Wall's Constitutional Saga (255-298); Barak Medina: Does the Establishment of Religion Justify Regulating Religious Activities? - The Israeli Experience (299-332); Michael Karayanni: The "Other" Religion and State Conflict in Israel: On the Nature of Religious Accommodations for the Palestinian-Arab Minority (333-377); Ruth Gavison: Days of Worship and Days of Rest: A View from Israel (379-414); Ofra G. Golan: Human Rights and Religious Duties: Informed Consent to Medical Treatment under Jewish Law (415-434); Mark S. Weiner: Neutrality Between Church and State: Mission Impossible? (437-452); Edward J. Eberle:A Comment an Mark Weiner's "Neutrality Between Churchand State: Mission Impossible" (453-461).| [65-L] Brunner, José; Lavi, Shai (Hrsg.): Juden und Muslime in Deutschland: Recht, Religion, Identität, (Tel Aviver Jahrbuch für Deutsche Geschichte, 37 (2009)), Göttingen: Wallstein 2009, 311 S., ISBN: 978-3-8353-0407-9 INHALT: "In seiner Gesamtheit illustriert und analysiert dieses Jahrbuch auf vielfältige Weise, wie die Wechselbeziehungen zwischen Mehrheit und Minderheiten auf beiden Seiten ein vieldeutiges Selbstverständnis schaffen, das immer mehr Elemente enthält, als es auf den ersten Blick erscheinen mag, und das sich immer auf komplexe Weise im Spannungsfeld Orient-Okzident positioniert. So wird untersucht, wie die Präsenz von Juden und Muslimen in Deutschland im Bewusstsein aller, die in dieser Begegnung involviert sind, eine doppelte Herausforderung darstellt. Zum einen zwingt diese Begegnung die Minderheiten, Wege der Integration, Anpassung oder Absonderung zu suchen, die es ihnen erlauben, entweder ihre traditionelle Identität innerhalb einer modernen deutschen Gesellschaft beizubehalten oder eine neue, ihrer Auffassung der abendländischen Moderne entsprechende Identität durch wechselseitige Beziehungen - oder ablehnende Reaktionen - zu entwickeln bzw. anzunehmen." (Textauszug). 52 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft Inhaltsverzeichnis: José Brunner, Shai Lavi: Editorial (9-22); S. N. Eisenstadt: Minorities, the Formation and Transformation of Nation-States, and Intercivilizational Relations Jewish and Christian Minorities in Germany (23-31); Shulamit Volkov: Jewish Emancipation, Liberalism and the Challenge of Pluralism in Modern Germany (32-43); Elmielech (Melech) Westreich: The Response of Jewish Law to Modern Science and State Laws in German-Speaking Countries in the Nineteenth Century (44-62); Yossef Schwartz: On Two Sides of the Judeo-Christian Anti-Muslim Front Franz Rosenzweig and Muhammad Asad (63-80); Aischa Ahmed: "Die Sichtbarkeit ist eine Falle" - Arabische Präsenzen, Völkerschauen und die Frage der gesellschaftlich Anderen in Deutschland (1896-1927) (81-102); David Motadel: Islamische Bürgerlichkeit - Das soziokulturelle Milieu der muslimischen Minderheit in Berlin 1918-1939 (103-121); Ursula Wokoeck: Wie lässt sich die Geschichte der Muslime in Deutschland vor 1945 erzählen (122-146); Nikola Tietze: Polyphonie der Religionssemantiken - Muslimische Religionspraxis in bundesdeutscher Rechtsprechung sowie Staats- und Verwaltungspolitik (147-163); Shai Lavi: Unequal Rites - Jews, Muslims and the History of Ritual Slaughter in Germany (164-184); Schirin Amir-Mozami: Islam und Geschlecht unter liberal-säkularer Regierungsführung - Die Deutsche Islam Konferenz (185-208); Gilad Margalit: On Being Other in Post-Holocaust Germany - German-Turkish Intellectuals and the German Past (209-232); Karen Körber: Puschkin oder Thora? Der Wandel der jüdischen Gemeinden in Deutschland (233-254); Uriya Shavit: "Sheikh Google" - The Role of Advanced Media Technologies in Constructing the Identity of Muslim-Arab Germans (255-274); Zvi Tauber: Jakob Hessing, Der Traum und der Tod - Über das Werk Heinrich Heines, 2008 (275-280); Yfaat Weiss: David Bankier, Hitler, die Schoah und die deutsche Gesellschaft. Mittäterschaft und Mitwissen, Jerusalem 2007 (281-287); Dan Tamir: Gilad Margalit, Guilt, Suffering and Memory: Germany Remembers Its Dead of the Second World War, Haifa 2007 (288-291); Mushe Zuckermann: Hanna Yablonka, Abseits der Gleise - Die Misrachim und die Schoah, Tel Aviv 2008 (292-298) Tamar Gazit: Life under Nazi Rule: The Jewish Community of Breslau, 19331941, Based on Documents and the Diaries of Dr. Willy Cohn (299-304); Sharon Livne: Education and Reeducation: Victim and Perpetrator in Youth and Children's Newspapers in Postwar Germany (1945-1952) (305-308). [66-F] Carol, Sarah, Dipl.-Soz.; Kavacik, Zuhal, M.A. (Bearbeitung); Koopmans, Ruud, Prof.Dr. (Leitung): Finding a place for Islam in Europe: cultural interactions between Muslim immigrants and receiving societies (EURISLAM) INHALT: The central research question of this project is: how have different traditions of national identity, citizenship, and church-state relations affected European immigration countries' incorporation of Islam, and what are the consequences of these approaches for patterns of cultural distance and interaction between Muslim immigrants and their descendants, and the receiving society? We answer this question by focusing on three specific research questions: 1. What are the differences between European immigration countries in how they deal with cultural and religious differences of immigrant groups in general, and of Muslims in particular? This question has two aspects. First, the more formal aspect of legislation and jurisprudence, which we will address by way of gathering a systematic set of cross-national indicators using secondary sources. Secondly, cultural relations are also affected importantly by how conceptions of national identity, citizenship, church-state relations, and the position of Islam in relation to these, are framed and contested in the public sphere. 2. To what extent do we find diffe- soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 53 rences across immigration countries in cultural distance and patterns of interaction between various Muslim immigrant groups and the receiving society population? On the one hand, we will focus here on attitudes, norms, and values, particularly those relating to democratic norms, gender relations and family values, ethnic, religious, and receiving society identification, and attitudes towards relations across ethnic and religious boundaries. On the other hand, we will look at cultural and religious resources and practices, such as language proficiency, adherence to various religious practices, interethnic and interreligious partnerships and marriages, the frequency and quality of interethnic and interreligious relationships with neighbours, friends, and colleagues, and memberships in social and political organisations of the own ethnic and religious group as well as of the receiving society. 3. To what extent can cross-national differences in cultural distance and patterns of interethnic and interreligious interaction be explained by the different approaches that immigration countries have followed towards the management of cultural difference in general and Islam in particular? The research focuses on the six numerically most important destination countries of Muslims during the period until 1980: France, Germany, the United Kingdom, the Netherlands, Belgium, and Switzerland. The following four immigrant groups will be studied: Moroccans, Turks, Pakistani, and Muslims from the former Yugoslavia (primarily from Bosnia, Kosovo, and Macedonia).| GEOGRAPHISCHER RAUM: Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Schweiz METHODE: We build here on theories of opportunity structures. We propose that institutional and discursive opportunity structures are also relevant to explain the attitudes and behaviours of individual citizens, in this case of immigrants from a Muslim background, as well as of members of the receiving society population towards these immigrants. The relevant opportunity structures in the case at hand are state policies and legal frameworks relating to citizenship, cultural difference, and church-state relations (institutional opportunity structures, workpackage 1), as well as informal notions of national and European identities, and norms regarding gender relations, freedom of expression, and secularism that inform public debates surrounding the position of Islam and the integration of immigrants from a Muslim background (discursive opportunity structures, workpackage 2). Key to facilitating our theoretical contribution is that our knowledge will be derived from a systematic cross-national and cross-group comparison. Methodologically, our proposed research promises advances over existing work in at least four ways. First, by way of its combination of three levels of analysis (macro-structural, meso-organisational, and micro-individual) in an integrated theoretical framework. Second, we combine different methodologies, thus allowing for a triangulation of research findings and a combination of quantitative and qualitative insights: retrieval of secondary data (set of indicators on the cultural rights dimension of citizenship) (workpackage 1); media content analysis (workpackage 2); a large-scale, representative survey of several groups (workpackages 3 and 4); focus groups (workpackage 5); and interviews with policy-makers and Muslim spokespersons (workpackage 6). Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Stichprobe: 6.000; articles in printmedia). Gruppendiskussion. Qualitatives Interview. Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 7.210; host society -RDD-, migrants -onomastics-). Indicators -WP I- (sec. sources e.g. policy documents and jurisprudence). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts; Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. ART: BEGINN: 2009-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Europäische Union 54 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH Schwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Abt. Migration, Integration, Transnationalisierung (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin) KONTAKT: Carol, Sarah (Tel. 030-25491-456, e-mail: [email protected]); Kavacik, Zuhal (e-mail: [email protected]) [67-F] Daniel, Anna, M.A.; Schäfer, Franka, M.A. (Bearbeitung); Hillebrandt, Frank, Priv.Doz. Dr.; Wienold, Hanns, Prof.Dr. (Leitung): Thematisierungsformen des Religiösen in den wichtigsten soziologischen Modernitätsnarrativen der Gegenwart (Projekt A10 im Forschungsfeld A Normativität) INHALT: Wie kaum ein anderer firmiert der Begriff der "Moderne" als zentraler Angelpunkt der Entstehung der Soziologie als Wissenschaft, die sich um eine Beschreibung der Gegenwartsgesellschaft bemüht. Dabei ist zu beobachten, dass der Begriff der Moderne in der gegenwärtigen sozialwissenschaftlichen Diskussion zur Beschreibung und Analyse der Gegenwartsgesellschaft nicht mehr unreflektiert verwendet wird. Die unterschiedlichen Narrative der Moderne, die sich heute nicht nur auf Europa, sondern auch auf andere Weltregionen beziehen und darauf abzielen, die kennzeichnenden Merkmale der Gegenwartsgesellschaft zu bestimmen und mögliche Entwicklungslinien aufzuzeigen, stehen vor neuen Herausforderungen wie etwa neue Kriege, neue Formen der Gewalt, Wachstumsprobleme, Globalisierung, Krise des Nationalstaates, Kämpfe um kulturelle Differenz, zunehmende soziale Ungleichheit. Die Formen der theoretischen Bewältigung dieser Herausforderungen machen sich vor allem an einer Kritik des Begriffs der Moderne fest, die nicht selten mit einer Aufwertung des Religiösen verbunden ist. Damit wird auch das eng mit dem klassischen Begriff der Moderne implizierte Verständnis des Religiösen, in dem dieses als säkularisierter Bereich unter diversen anderen gesehen wird, immer deutlicher revidiert. Wie die gegenwärtige Soziologie das Verhältnis von Religion und Gesellschaft fasst, ist folglich nicht so klar, wie es die klassische Variante der Modernisierungstheorien suggeriert. Deshalb steht im Zentrum des Forschungsprojektes die wissenssoziologische Frage, wie in verschiedenen soziologischen Modernitätsnarrativen das Religiöse thematisiert wird. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie (Scharnhorststr. 121, 48151 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Hillebrandt, Frank (Dr. Tel. 0251-83-23197, e-mail: [email protected]) [68-F] Didero, Maike, M.A. (Bearbeitung); Pfaffenbach, Carmella, Prof.Dr. (Leitung): Der Einfluss des deutschen Islambildes auf die Alltagsgestaltung und raumbezogene Identitätsbildung muslimischer Araber in Nordrhein-Westfalen INHALT: Bislang ist kaum bekannt, wie der in Deutschland häufig negativ konnotierte Islamdiskurs auf hier lebende Personen mit entsprechendem Migrationshintergrund aus mehrheitlich muslimischen Ländern wirkt und für sie alltags- und identitätsrelevant wird. Vorliegende empirische Studien zu Muslimen in Deutschland bezogen sich meist nur auf türkeistämmige Mi- soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 55 granten. Das geplante Projekt wird sich dagegen auf Marokkaner als die numerisch größte arabisch-muslimische Community in Nordrhein-Westfalen beziehen. Dabei wird zum einen das in Deutschland vorherrschende Islambild diskursanalytisch untersucht. Zum anderen werden durch qualitative Interviews und unter Einbeziehung des biographischen Hintergrundes identitäts- und alltagsrelevante Bezüge auf den Islamdiskurs herausgearbeitet. GEOGRAPHISCHER RAUM: Nordrhein-Westfalen (Aachen, Köln, Bonn) METHODE: Qualitative Sozialforschung/ Diskurstheorien, Handlungstheorien. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 40; Personen mit marokkanischem Migrationshintergrund). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2010-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Technische Hochschule Aachen, Fak. für Georessourcen und Materialtechnik, Geographisches Institut Lehr- und Forschungsgebiet Kulturgeographie, insb. Stadt- und Bevölkerungsgeographie (Templergraben 55, 52056 Aachen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0241-80-97793, e-mail: [email protected]) [69-F] Friedrichs, Nils, M.A.; Yendell, Alexander, M.A.; Rosta, Gergely, Ph.D.; Müller, Olaf, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Pollack, Detlef, Prof.Dr. (Leitung): Die Legitimität des religiösen Pluralismus: Wahrnehmung und Akzeptanz religiöser Vielfalt in der europäischen Bevölkerung INHALT: Das Projekt konzentriert sich auf die Untersuchung ausgewählter europäischer Gesellschaften in der Gegenwart und stellt im Einzelnen folgende Fragen: 1. Wird die zunehmende Pluralität des Religiösen als eine Art kultureller Bereicherung empfunden, welche die eigene religiöse Identität anzureichern vermag, aus der der einzelne seine religiösen Sinndeutungen und Praktiken auswählt und die er zur Formulierung seiner eigenen Sinn- und Deutungssysteme produktiv heranzieht? Oder dominieren andere Reaktionsweisen, wie zum Beispiel Abgrenzungsbemühungen, Bedrohungsgefühle oder Simplifizierungstendenzen? 2. Führt die Erfahrung zunehmender religiöser Pluralität zu einer verstärkten Rückwendung auf die Wurzeln der eigenen religiösen Identität? Nimmt die Identifikation mit spezifisch christlichen Werten zu? Werden auf der semantischen Ebene der eigenen religiösen Tradition zunehmend positive Kennzeichen zugeordnet und der fremden zunehmend negative? Kommt es zu einer Aufwertung des Christentums und zu einer Abwertung des Islam? Nimmt die Bereitschaft zu, sich innerhalb der eigenen Religionsgemeinschaft zu engagieren? Wie steht es mit der Akzeptanz einer christlichen Leitkultur? 3. Hat die wachsende Pluralisierung des Religiösen zur Folge, dass die Differenz zwischen dem Religiösen und Säkularen, zwischen Religion und Politik, Kirche und Staat, Religion und Wissenschaft, Religion und Recht, also die modernen Grundprinzipien der funktionalen Differenzierung, stärker betont werden? 4. Wie wird der Umgang mit religiösen Konflikten (wie bspw. um den Bau von Moscheen, die Stellung der Frau oder den Religionsunterricht) auf der politischen und rechtlichen Ebene bewertet? ZEITRAUM: 2010 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Niederlande, Dänemark, Portugal METHODE: Das Projekt nimmt sich vor, diesen Fragen auf Basis einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage nachzugehen. Um Zeitvergleiche zu ermöglichen, soll sich der Fragebogen inhaltlich teilweise an Studien anschließen, die vom Antragsteller in den Jahren 2000/2002 und 2006 durchgeführt wurden. Darüber hinaus sollen aus den Erfahrungen dieser Studien heraus 56 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft auch neue, innovative Konzepte und Indikatoren Eingang finden. Da zu erwarten ist, dass die individuellen Einstellungen zu den oben angesprochenen Themenbereichen in Abhängigkeit von der jeweiligen religiösen Orientierung und auch vom sozialen Status einer Person differieren werden, soll in den Analysen zum einen nach verschiedenen Religiositätstypen (orthodoxer Christ, liberaler Christ, neureligiöser Synkretist, Agnostiker, kirchenkritischer Religiöser, Atheist), zum anderen nach unterschiedlichen sozio-demographischen Merkmalen (Alter, Geschlecht, Bildung, Einkommen, subjektive Schichteinstufung) unterschieden werden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 2.000; Gesamtbevölkerung 18+ in Deutschland; Auswahlverfahren: ADM). Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 4.000; Gesamtbevölkerung 18+ in Frankreich, Niederlande, Dänemark, Portugal; Auswahlverfahren: Zufall, Quota). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie Prof.Dr. Pollack (Scharnhorststr. 121, 48151 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Müller, Olaf (Tel. 0251-83-23384, e-mail: [email protected]) [70-L] Greilsammer, Ilan: Le "statu quo" entre religieux et non-religieux en Israel : un arrangement d'esprit fédéaliste, in: Thomas Fleiner (Hrsg.): Federalism: a tool for conflict management in multicultural societies with regard to the conflicts in the Near East : a la mémoire de Jean Nordmann ; Jean Nordmann Colloquium on Federal Co-Existence in the Near East (March 14th to March 17th 2004), Münster: Lit Verl., 2008, S. 133-142 INHALT: Die israelische Gesellschaft ist, so der Verfasser, gespalten. Eine Form der sozialen Differenzierung stellen die Beziehungen zwischen Arabern und Israelis dar. Es wird der Frage nachgegangen, ob die Kluft, die die religiöse Welt der Araber von der laizistischen Welt der Israelis trennt, zu überbrücken ist. Lange Zeit wurde versucht, die Spannungen mit Hilfe der Mäßigung aller Akteure unter Kontrolle zu halten. Diese Versuche bieten jedoch keine Dauerlösung. Die Israelis sind ihrerseits auch nicht homogen: Der zivilen Religion des laizistischen Zionismus steht die traditionelle Religion praktizierender Juden entgegen. In diesem Kontext wird der Wandel der Beziehungen zwischen den einzelnen religiösen Gruppen analysiert. Der Autor vertritt die These, dass eine mögliche Lösung die Institutionalisierung eines föderalistischen Typus sein könnte, der zwei Schlüsselelemente des Föderalismus impliziert: Die Zentralität und die Autonomie. (ICF2) [71-F] Joas, Hans, Prof.Dr.; Rüpke, Jörg, Prof.Dr. (Leitung): Kolleg-Forschergruppe: "Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive" INHALT: Die Kolleg-Forschergruppe will die bekannte Modernitätsdiagnose einer umfassenden Individualisierung aus dezidiert religionsgeschichtlichem Blickwinkel thematisieren und überprüfen. Dabei steht besonders die Frage im Vordergrund, ob individuelle Spielräume religiösen Handelns zu einer (Neu-)Gestaltung religiöser Traditionen führen und inwiefern dies soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 57 seinerseits die religiöse Reflexion auf Individualität verändert - und zwar sowohl innerhalb wie außerhalb der westlich-"okzidentalen" Moderne. Von dieser Untersuchung verspricht sich die Forschergruppe zugleich kritische Rückschlüsse auf die Tragfähigkeit modernitätstheoretischer Modelle: Pauschale Theorien über Individualisierung und entsprechende universalgeschichtliche Konstruktionen sollen gezielt dadurch korrigiert werden, dass die historischen Bedingungen und Formen von (Ent-)Individualisierungsschüben Berücksichtigung finden. Besonderes Augenmerk ist dabei auf die genaue Gestalt und die lebensweltliche Verbreitung religiöser Individualitätskonzeptezu richten, so dass sich in dichter Kommunikation zwischen historischen und religionswissenschaftlichen Disziplinen neue Quellen für die Religionsgeschichte erschließen lassen und herkömmliche Paradigmen für die Beschreibung von Religionen, religiöser Erfahrung und religiösem Wandel einer geschichtssensiblen Überprüfung unterzogen werden können. Jenseits eurozentrischer und "modernistischer" Engführungen also will die Kolleg-Forschergruppe den Zusammenhang von religiöser Individualität und Individualisierungsprozessen in zeitlicher Tiefe und geographischer Breite neu untersuchen, indem sie die "Bindestrich"- Disziplinen der Religionswissenschaften (Religionsphilosophie, -soziologie, -psychologie, -geschichte) in einen intensiven Austausch untereinander bringt und den Fellows zugleich den Raum bietet, einschlägige eigene Forschungen voranzutreiben. Damit wird sie einerseits zu einem differenzierteren Bild religiöser Individualisierung in der Moderne beitragen und andererseits - eben unter ausdrücklichem Einschluss auch des vormodernen und außereuropäischen Raums - innovative historische Perspektiven auf die Dynamik religiöser Traditionen eröffnen. Um die eben umrissenen Forschungsziele zu erreichen, werden auf methodischer Ebene zwei wichtige Annahmen getroffen: Zum einen wird Individualisierung nicht als kontinuierlicher Prozess aufgefasst, sondern als ein sich in "Schüben" abspielendes historisches Geschehen, das weder linear und bruchlos vonstatten geht noch als - im geschichtsphilosophischen Sinne - notwendig zu begreifen ist. Diese Vorannahme bedeutet allerdings keineswegs, dass die zu beobachtenden Akteure nicht auch auf frühere Durchbrüche, Schübe und Modellvorstellungen religiöser Individualität zurückgreifen und so neue Motive unter historisch benennbaren Voraussetzungen artikulieren. Zum zweiten wird die historische Untersuchung sich nicht vornehmlich am schillernden Individualisierungstheorem als solchem abarbeiten, sondern - ohne den erläuterten theoretischen Anspruch aufgeben zu müssen - gezielt auf den Bereich der Religion richten. Gerade hier nämlich lassen sich die anfangs angesprochenen "großen Erzählungen" an einem konkreten Gegenstand relativieren und korrigieren: Den Thesen etwa, "achsenzeitliche" Entwürfe universalistisch orientierter Religionen oder die reformatorische Radikalisierung persönlicher Heilssorge hätten "das Individuum" zur Geltung gebracht, wird im Zuge dieser Vorgehensweise mit einiger Vorsicht zu begegnen sein. Ausgangspunkt ist lediglich die übergeordnete Annahme, dass die Untersuchung von Religion als einem umfassenden Symbolisierungsmedium für den Zusammenhang von Individuum, Gesellschaft und übergreifendem Ganzen methodisch besonders geeignet ist, um ein Verständnis auch größererhistorischer Prozesse zu ermöglichen. In diesem Sinne vom Unterscheidungszwang der Individualisierungsthese in "gute" und "schlechte" Religion entlastet, kann der Blick so auf die unterschiedlichsten Formen und Funktionen gerichtet werden, in denen sich der Anspruch auf Individualität als kreative Variation religiöser Traditionen zu erkennen gibt. Nicht mehr nur der "große Einzelne", sondern auch die Spielräume sprachlicher Kompetenz, ritueller Performanz, ästhetischen Ausdrucks, sozialer Distinktion und der hierdurch vermittelten religiösen Erfahrung werden in ihrer Bedeutung für größere Gruppen und längere historische Entwicklungslinien erschlossen und darin zum Gegenstand religions-, kultur- und sozialwissenschaftlicher Forschung - dies nicht zuletzt auch deswegen, weil gegenüber monokausalen oder monothematischen Verkürzungen die vielfältigen Wechselbezüge 58 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft zwischen religiöser Individualisierung und anderen Formen sozialer Differenzierung herauszuarbeiten bleiben. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien (Am Hügel 1, 99084 Erfurt) KONTAKT: Joas, Hans (Prof.Dr. Tel. 0361-737-2801, Fax: 0361-737-2809, e-mail: [email protected]); Rüpke, Jörg (Prof.Dr. Tel. 0361-737-2871, Fax: 0361-737-2873, e-mail: [email protected]) [72-L] Krause, Boris; Gabriel, Karl; Feiter, Reinhard; Müller, Klaus: Religiosität und Kirchlichkeit im Spiegel soziologischer Theorie und Empirie: Studie im Auftrag der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, (Forum Religion & Sozialkultur : Abteilung A, Religions- und Kirchensoziologische Texte, Bd. 18), Münster: Lit Verl. 2009, X, 163 S., ISBN: 978-3-643-10111-2 INHALT: Der erste Teil der vorliegenden Studie enthält einen Überblick über die gegenwärtig dominanten Gesellschaftstheorien und ihr Bezug zur Religion im Anschluss an Thomas Luckmann/Peter L. Berger, Ulrich Oevermann, Pierre Bourdieu, Niklas Luhmann und Michel Foucault. Der zweite Teil stellt die wichtigsten Forschungsergebnisse verschiedener religionssoziologischer Positionen und theoretischer Ansätze dar, die im gegenwärtigen religionssoziologischen und -philosophischen Diskurs eine besondere Relevanz haben. Rezipiert werden die Positionen von Franz-Xaver Kaufmann, José Casanova, Jürgen Habermas und Hans Joas. Innerhalb beider Theorie-Teile sind den Ausführungen zu den Einzelpositionen jeweils einleitende Kurzeinführungen vorangestellt, die einen ersten inhaltlichen Eindruck verschaffen. Der dritte Teil der Studie dokumentiert die wichtigsten Ergebnisse kirchensoziologischer Forschung hinsichtlich kirchlicher Veränderungen als Gegenstand der Soziologie. Innerhalb der Begutachtungen von insgesamt zehn Forschungsprojekten schließen sich Erläuterungen von Projektfragestellung und -ziel, die Darstellung verfahrensmethodischer Aspekte sowie die Präsentation der Hauptergebnisse an. Den Schluss der einzelnen Untersuchungen bilden jeweils kritisch würdigende Anmerkungen. (ICI) [73-L] Krauss, Hartmut: Islam, Islamismus, muslimische Gegengesellschaft: eine kritische Bestandsaufnahme, Osnabrück: Hintergrund-Verl. 2008, 451 S., ISBN: 978-3-00-024512-1 INHALT: Die islamische Herrschaftskultur ist spätestens seit dem Ende des Kalten Krieges zu einer welt- und gesellschaftspolitischen Herausforderung geworden. Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stehen daher folgende Fragen: Was sind die gesellschafts- und subjektprägenden Konstitutionsmerkmale des Islam und welche herrschaftsverändernden und -begründenden Inhalte weist diese vormoderne Vorschriftenreligion in ihrer orthodoxen Kerngestalt auf? Ist der Islamismus eine Verfälschung oder eine radikalisierende Modifizierung des orthodoxen Islam im Kontext der Auseinandersetzung mit der westlichen Moderne? Inwieweit stellt die Masseneinwanderung streng gläubiger Muslime eine tendenzielle Gefährdung der säkular-demokratischen Gesellschaftsordnungen Westeuropas dar und in welcher Form zeichnen sich die Konturen einer muslimischen Gegengesellschaft ab? Der Autor betrachtet den Islam vor allem als ein objektives religiös-weltanschauliches System von Behauptungen, Normen, soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 59 Vorschriften und Handlungsaufforderungen, das ein kulturspezifisches Gefüge zwischenmenschlicher Herrschaftsbeziehungen vor- und festschreibt. Die wesentlichen Manifestationsformen dieses objektiven Systems sind (1) der Koran, (2) die Sunna des Propheten Mohammed, seiner engsten Umgebung und der frühmuslimischen Gemeinde, (3) das primär aus Koran und Sunna abgeleitete islamische Recht (Scharia) in Form von vier Rechtsschulen und (4) die dominanten Auslegungsdogmen der Religionsgelehrten. (ICI2) [74-L] Kreutziger, Jörg: Fundamentalismus unter türkischen Jugendlichen in Deutschland: Signale für ein Integrationsdefizit, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 89 S., ISBN: 978-3-8364-6825-1 INHALT: Der Begriff "Fundamentalismus" wird eher diffus verwendet und dient häufig polemischen, wenn nicht sogar diskriminierenden Absichten. So wird der islamische Fundamentalismus mit dem Islam an sich eng in Verbindung gebracht und damit ein neues "Angstbild" kreiert. Der Autor möchte mit der vorliegenden Studie einen Beitrag für eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema des islamischen Fundamentalismus in Deutschland leisten, da es das Verhältnis und das miteinander Leben von Muslimen und Deutschen entscheidend mitbestimmt. Grundlage sind zwei Studien zum Fundamentalismus unter türkischen Jugendlichen in Deutschland. Absicht ist es, das muslimische Leben in Deutschland von der Fundamentalismus-Fixierung zu lösen und auf Probleme aufmerksam zu machen, die für diese Gruppe als Teil in der multikulturellen Gesellschaft nach wie vor bestehen. Dabei wird auf Defizite der Integration aufmerksam gemacht, die Jugendlichen Gründe liefern, islamistische Gedanken zu artikulieren. Daher wird abschließend die grundsätzliche Frage erörtert, ob der islamische Fundamentalismus nicht eher ein Thema für die Sozialarbeit und Sozialpädagogik sein muss und wie ein gelingendes Miteinander aus dieser Perspektive zu gestalten ist. (ICA2) [75-L] Krizek, Petr: Bürgergesellschaft und Katholische Kirche in Tschechien: Entstehung und Entwicklung der Bürgergesellschaft in Tschechien nach 1989 als Herausforderung für die tschechische katholische Kirche, Eichstätt 2008, 233 S. (Graue Literatur; deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv? idn=991910389&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=991910389.pdf) INHALT: "Nach der politischen Wende von 1989 wurde die 'Bürgergesellschaft' in der früheren Tschechoslowakei zu einem beliebten Begriff. Man sah sich vor die Aufgabe gestellt, ein nicht totalitäres Gesellschaftsmodell zu entwickeln bzw. zu erneuern. Weil der demokratische Westen der Mehrheit der tschechischen Bevölkerung schon immer ein Vorbild politischer Gerechtigkeit gewesen war und die Tschechoslowakei auf eine zwanzigjährige demokratische Tradition in der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg zurückgreifen konnte, lag die Entscheidung für das liberal-demokratische und kapitalistische Modell auf der Hand. In diesem Zusammenhang kamen dann ganz natürlich die Diskussionen um die wiederherzustellende Bürgergesellschaft auf. Der politische und gesellschaftliche Wandel in Tschechien seit November 1989 hatte auch eine radikale Umstellung aller gesellschaftlichen Subsysteme zur Folge, die katholische Kirche nicht ausgenommen. Nach vielen Jahren des Wirkens in der Unfreiheit, bekam sie nun die Chance frei und ungehindert zu agieren. Es zeigt sich jedoch, dass der Einstieg der tschechischen Kirche in die freiheitlichen demokratischen und pluralistischen gesellschaftlichen Verhältnisse nicht immer und überall gelingt. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich 60 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft mit den beiden genannten Größen - der Bürgergesellschaft und der tschechischen katholischen Kirche. Sie beide stellen ihr Materialobjekt dar. Das Ziel der Arbeit ist ein Doppeltes: Zum einen will sie das Konzept der Bürgergesellschaft als das anzustrebende und trotzdem nie endgültig erreichbare Ziel des Transformationsprozesses, sowie als Instrument für eine demokratische und produktive Entwicklung der modernen Gesellschaft analysieren. Sie will nachfragen, ob und inwiefern in diesem Konzept ein Sozialethos aufscheint, das mit den Grundsätzen der Katholischen Gesellschaftslehre kongruent wäre. Zum anderen soll die Arbeit untersuchen, ob, wo und wie die katholische Kirche in Tschechien ihren Platz in diesem Konzept gefunden hat bzw. finden kann. Von diesem doppelten Ziel her reflektiert die Arbeit im ersten Kapitel in einer systematischen Weise die Strukturmerkmale der modernen Gesellschaft und ihre Konsequenzen für die weitere gesellschaftliche Entwicklung, einschließlich der Konsequenzen im Bereich Religion und Kirche. Das zweite Kapitel verortet den Begriff der Bürgergesellschaft als einen Begriff, der für die Überwindung diverser Probleme unserer hoch entwickelten, ausdifferenzierten und individualisierten Gesellschaft eine Lösung bieten kann. Eine kritische Bewertung des vorher entwickelten Begriffs der Bürgergesellschaft aus der Sicht der Katholischen Gesellschaftslehre wird im dritten Kapitel der Arbeit vorgenommen. Verglichen werden dabei in einem ersten Schritt die Menschenbilder, die den beiden Konzepten zugrunde liegen. In einem zweiten Schritt werden dann die drei traditionellen Sozialprinzipien der Katholischen Gesellschaftslehre und die strukturbildenden Prinzipien der Bürgergesellschaft nebeneinander gestellt. In einem letzten Schritt wird eine Parallele zwischen dem dualen Ansatz der Katholischen Gesellschaftslehre im Hinblick auf die Strukturund Gesinnungsreform und dem Akzent der Bürgergesellschaftstheorie auf den Bürgersinn und den strukturellen Aufbau der civil society gezogen. Ein abschließendes Resümee, das nicht nur das dritte Kapitel, sondern die ganze erste Hälfte der Arbeit beendet, zeigt aufgrund des durchgeführten Vergleichs eine starke Affinität zwischen dem in der Arbeit entwickelten Konzept der Bürgergesellschaft und der Katholischen Gesellschaftslehre und bescheinigt dem erarbeiteten Konzept eine hohe sozialethische Relevanz. Diese Schlussfolgerung führt dann konsequenterweise zu der Verpflichtung der katholischen Kirche, ein solches Modell der Bürgergesellschaft anzumahnen und einzuklagen, zu unterstützen, befürworten und ermutigen. Anknüpfend an die theoretischen Ausführungen in den ersten drei Kapiteln wird im Folgenden die Einbindung der katholischen Kirche in den Prozess der Entstehung und der Stabilisierung der Bürgergesellschaft in Tschechien fokusiert. Im vierten Kapitel wird zuerst in einem historischen Rückblick das bürgerschaftliche Engagement in Böhmen und Mähren vor 1989 erörtert. Eine analytische Arbeitsweise charakterisiert das fünfte Kapitel, das als das Herzstück der Arbeit bezeichnet werden kann. Von einer Analyse des aktuellen Zustands der tschechischen Bürgergesellschaft ausgehend konzentriert sich der Text auf die aktuelle Positionierung der katholischen Kirche in der tschechischen Bürgergesellschaft. Das abschließende sechste Kapitel stellt einen Ausblick in die Zukunft dar. Unter dem sozialethischen Gesichtspunkt werden hier zehn Thesen zum Bezug der tschechischen Kirche auf die Bürgergesellschaft entfaltet. Diese Thesen können als eine Empfehlung an die tschechische katholische Kirche bzw. als eine Ermunterung zu einem stärkeren Engagement in der tschechischen Bürgergesellschaft verstanden werden." (Autorenreferat) soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 61 [76-L] Lauterbach, Burkhart; Lottermoser, Stephanie: Fremdkörper Moschee?: zum Umgang mit islamischen Kulturimporten in westeuropäischen Großstädten, (Kulturtransfer, Bd. 5), Würzburg: Königshausen u. Neumann 2009, 180 S., ISBN: 978-3-8260-3984-3 INHALT: Angesichts des in die nächsten Runden gehenden sogenannten "Münchner Moscheestreits" versammelt das vorliegende, in ein kulturwissenschaftliches Problemfeld einführende Buch zwei Fallstudien zum Umgang mit islamischen Kulturimporten in westeuropäischen Großstädten. Die erste Fallstudie befasst sich mit der touristischen Verwertung bereits bestehender britischer und französischer Moscheen aus historischer und gegenwartsbezogener Perspektive; die zweite Fallstudie setzt sich mit dem Münchner Moscheeprojekt auseinander und geht der Frage nach, ob die Moscheen in München eine Kultur der Exklusion darstellen. Für beide Fälle wird festgestellt, dass ein Kulturtransfer stattfindet, der entweder von freundlichem Empfang oder von aggressiver Abwehr begleitet wird, und dass eine je spezifische Transferkultur entsteht. Die Fallstudien ergänzen sich dadurch, dass der München-Teil jene Phase des Entstehungskontextes einer Moschee im Einzelnen ausleuchtet, welcher sich in den beiden anderen Fällen nicht mehr oder nur unzureichend bestimmen lässt. Nicht zuletzt ergänzen sich beide Fallstudien dadurch, dass die Konfrontation mit den Londoner und Pariser Entwicklungen dazu einlädt, das Münchner Geschehen zu extrapolieren und die Frage nach den "letzten Tagen von Europa" aufzuwerfen. (ICI2) [77-L] Liedhegener, Antonius; Kremp, Werner (Hrsg.): Civil society, civic engagement and catholicism in the U.S., (Atlantische Texte, Bd. 27), Trier: Wissenschaftl. Verl. Trier 2007, 280 S., ISBN: 978-3-88476-960-7 INHALT: "In May 2004 a first comparative conference on American and German Catholicism was held in Berlin at the Katholische Akademie. Three major points surfaced after that conference. First, there was a mutual interest to continue the transatlantic dialogue on Catholicism. Second, from a German perspective, the religious vitality of American Catholicism and its role in the public square are of special interest. And third, further mutual exchange on a scientific and practical level is needed. The Symposium of 2006 and the articles collected in this book aim to contribute to the larger endeavor of fostering the internationalization of research on religion and Catholicism." (author's abstract). Contents: Antonius Liedhegener: Civic Engagement by Religion. American Civil Society and the Catholic Case in Prespective. An Introduction (3-18); John Farina: A Fresh Moment of Dialogue. Religion and Liberalism Revisited (19-30); Mark Chaves: Congregations' Significance to American Civic Life (31-44); Corwin E. Smidt: Faith-Based Initiatives: A New Chance or a Political Threat to American Civil Society? (45-62); Frank Adloff: Civil Society, Civic Engagement, and Religion: Findings and Research Problems in Germany and the U.S. (63-94); Margaret O'Brien Steinfels: Catholic Civic Engagement: Recent Debates and Positions within the Catholic Church (95108); Gerald P. Fogarty, S.J.: Volunteerism in the Land of Voluntarism: The American Catholic Church (109-118); James D. Davidson, Mark McCormick: Catholics and Civic Engagement: Empirical Findings at the Individual Level (119-134); Meghan Davis, Antonius Liedhegener: Catholic Civic Engagement at the Local Level. The Parish and Beyond (135160); Bryan T. Froehle: Organizing Volunteering? National Catholic Organizations and Civic Engagement (161-202); Martin Kaiser: Volunteering as a Topic of Intercultural Learning. Experiences from German-American Exchange Programs (203-212); Andreas Henkelmann: 62 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft "CrossingOver": A Project Supporting the Dialogue on the Catholic Church and Parish Life in the United States and Germany (213-216); Bryan T. Froehle: Parish Planning Processes and Catholic Volunteering in the U.S. (217-232); Jeffry Odell Korgen: State Catholic Conferences, Local Bishops, and Volunteer Leaders: A Pastoral Reflection on Catholic Legislative Advocacy on the Diocesan Level (233-240); Antonius Liedhegener: Still Something Special? The Recent Debate on Civil Society and Religion in the U.S. and the Catholic Tradition (241256); John Farina: The Future of Catholic Civic Engagement (257-274).| [78-L] Liedtke, Rainer; Weber, Klaus (Hrsg.): Religion und Philanthropie in den europäischen Zivilgesellschaften: Entwicklungen im 19. und 20. Jahrhundert, Paderborn: Schöningh 2009, 205 S., ISBN: 978-3-506-76384-6 INHALT: "In den letzten zwei Jahrzehnten hat der Begriff 'Zivilgesellschaft' in verschiedenen sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschungsfeldern zwar Konjunktur, ist aber keineswegs eindeutig definiert. Philanthropie und organisierte Wohlfahrt sind dabei als gestaltende Elemente zivilgesellschaftlicher Formationen identifiziert, aber bislang unterbewertet worden, und irrigerweise wird Religion von vielen Wissenschaftlern noch immer als Antagonist der Zivilgesellschaft verstanden. Der vorliegende Band macht einerseits die vielfältigen Beziehungen zwischen organisierter Religion, privater Religiosität und philanthropischem Engagement deutlich. Andererseits verdeutlicht er, dass Religion und Philanthropie bzw. Wohltätigkeit wichtige Antriebskräfte bei der Entwicklung zivilgesellschaftlicher Strukturen und Aktivitäten waren. Die Beiträge erörtern dies in verschiedenen nationalen europäischen Kontexten, in transnationaler Perspektive und kulturübergreifend auch für die japanische Gesellschaft." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rainer Liedtke, Klaus Weber: Einleitung: Zivilgesellschaften im Spannungsfeld von Religion, Staat und Philanthropie (9-18); Klaus Weber: "Wohlfahrt", "Philanthropie" und "Caritas": Deutschland, Frankreich und Großbritannien im begriffsgeschichtlichen Vergleich (19-37); Thomas David, Janick Marina Schaufelbuehl: Protestantische Wohltätigkeit und der Wohlfahrtsstaat in der Schweiz, 1850-1914 (38-54); Keir Waddington: "Not for ourselves, but for others": Die Rhetorik der Wohltätigkeit und der sozialen Zurschaustellung (55-71); Bettina Hitzer: Zivilgesellschaft und Konflikt: Protestantische Philanthropie im Deutschland des 19. Jahrhunderts (72-88); Céline Leglaive-Perani: Die Société philanthropique: Zwei Jahrhunderte Wohltätigkeit inmitten der Gesellschaft, 17802007 (89-103); Pauline Prévost-Marcilhacy: Jüdisches Mäzenatentum im Frankreich des 19. und 20. Jahrhunderts: Aus dem privaten in den öffentlichen Raum (104-120); Ralf Roth: Aufstieg und Krise des Stiftungswesens in Frankfurt am Main: Zur strukturellen Entwicklung eines kommunalen Stiftungsnetzwerkes im 19. und 20. Jahrhundert (121-137); Tobias Brinkmann: Zivilgesellschaft transnational: Jüdische Hilfsorganisationen und jüdische Massenmigration aus Osteuropa in Deutschland, 1868-1914 (138-157); Christian Topalov: Verständigung durch Missverständnis: Die britischen Vorbilder klerikaler und laizistischer Philanthropen in Frankreich, 1870-1918 (158-173); Shusaku Kanazawa: Wohltätigkeit und westlicher Einfluss im Japan der Meiji-Zeit, 1868-1912 (174-200). [79-F] Müller, Olaf, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Pollack, Detlef, Prof.Dr.; Pickel, Gert, Prof.Dr. (Leitung): Kirche und Religion im erweiterten Europa soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 63 INHALT: Das Projekt will mit der Untersuchung der gesellschaftlichen Bedeutung von Religion eine der kulturellen Voraussetzungen für den Prozess der europäischen Erweiterung beleuchten. In diesem Zusammenhang soll vor allem danach gefragt werden, in welchen Ländern West- und Osteuropas Tendenzen einer Säkularisierung festzustellen sind, und in welchen Gesellschaften Religion noch eine bedeutende Rolle spielt bzw. sogar im Aufschwung begriffen ist. Säkularisierung wird dabei allgemein als Prozess verstanden, "durch den Teile der Gesellschaft und Ausschnitte aus der Kultur aus der Herrschaft religiöser Institutionen und Symbole entlassen werden" (Berger 1973: 103). Die Bedeutung von Religion in der Gesellschaft wird auf vier verschiedenen Ebenen untersucht: Auf der Individualebene werden das Ausmaß und die Entwicklung der Kirchlichkeit und Religiosität der Menschen analysiert. Weiterhin wird erfasst, inwieweit das Prinzip der Emanzipation der gesellschaftlichen Teilbereiche von der Vorherrschaft religiöser Vorgaben und Normen in der europäischen Bevölkerung akzeptiert ist. Schließlich wird nach dem Einfluss religiöser Bindungen und Traditionen auf das Denken und Handeln der Menschen gefragt. Die Bedeutung von Religion auf der Gruppenebene wird anhand der Entwicklung außerkirchlicher religiöser Zirkel und Netzwerke erfasst. Hierbei stehen sowohl die Analyse der individuellen Motivationen für das Engagement in solchen religiösen Gruppen, als auch der Aktivitäten und Ziele der Gruppen im Mittelpunkt des Interesses. In Bezug auf die Organisationsebene wird danach gefragt, in welchem Maße die großen Kirchen von den veränderten Bedingungen der Moderne betroffen sind, und inwieweit sie auf diese Herausforderungen mit einer Tendenz zur "internen Verweltlichung" reagieren. Insbesondere sollen hier Veränderungen des Selbstverständnisses und des Tätigkeitsprofils im Sinne des Wandels von der "Überzeugungs- zur Dienstleistungsorganisation" (Ebertz 1998) untersucht werden. Auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene werden die Verwendung religiöser Symbole in öffentlichen Räumen und bei öffentlichen Anlässen sowie die Bezugnahmen auf nationale religiöse Traditionen bzw. religiöse Prinzipien in grundlegenden Verfassungstexten bzw. in wichtigen öffentlichen Verlautbarungen untersucht. Darüber hinaus ist es ein weiteres Ziel dieses Projektes, mögliche Faktoren zu identifizieren, die die Entwicklung hinsichtlich der gesellschaftlichen Bedeutung von Religion bestimmen. Hierbei sollen vor allem der Einfluss von Modernisierungsprozessen, der Effekt politischer Repression im Sozialismus in Osteuropa, die Bedeutung der nationalen konfessionellen Tradition und das Gewicht der staatlichen Regulierung des religiösen Sektors als Einflussfaktoren religiöser Vitalität in Europa analysiert werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa METHODE: Die Untersuchungen werden sowohl quantitative (systematisch-vergleichende Auswertung internationaler Bevölkerungsumfragen, Omnibus-Einschaltung in ausgewählten europäischen Ländern) als auch qualitative (Dokumentenanalysen) Verfahren beinhalten. Die quantitativen Analysen werden dabei auf der Mikro-(Individualdatenanalyse) wie auch auf der Makroebene (Aggregatdatenanalysen) durchgeführt. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 4.957; Gesamtbevölkerung 18+; Auswahlverfahren: Quota, Zufall). Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 4.143; Gesamtbevölkerung 18+; Auswahlverfahren: Quota, Zufall). Sekundäranalyse von Individualdaten (Herkunft der Daten: ISSP, EVS/ WVS, PCEND 2000-02, Aufbruch, ESS). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. VERÖFFENTLICHUNGEN: Pickel, G.: Secularization as a European fate? Results from the church and religion in an enlarged Europe project 2006. in: Pickel, G.; Müller, O. (Hrsg.): Church and religion in contemporary Europe. Results from empirical and comparative research. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, pp. 89-122.+++Pollack, D.; Müller, O.: Grenzen der Pluralisierung. Wie die Deutschen über die 'neue religiöse Vielfalt' denken. in: Pollack, D.: Rückkehr des Religiösen? Tübingen: Mohr Siebeck 2009, S. 170-179. ARBEITS- 64 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft PAPIERE: Pollack, D.; Pickel, G.; Müller, O.: Church and religion in an enlarged Europe: cumulated codebook. Frankfurt/ Oder: Europa-Univ. Viadrina 2006.+++Müller, Olaf: In defense of what? Religious pluralism and perceptions of cultural threat: West and East Germans' reactions. Unveröff. Manuskript. 2007. ART: BEGINN: 2004-09 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen Stiftung INSTITUTION: Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster); Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie Prof.Dr. Pollack (Scharnhorststr. 121, 48151 Münster); Universität Leipzig, Theologische Fakultät, Institut für Praktische Theologie Abt. Religions- und Kirchensoziologie (Otto-Schill-Str. 2, 04109 Leipzig) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0251-83-23384, e-mail: [email protected]) [80-L] Potts, Lydia; Kühnemund, Jan (Hrsg.): Mann wird man: geschlechtliche Identitäten im Spannungsfeld von Migration und Islam, (Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung, 3), Bielefeld: transcript Verl. 2008, 232 S., ISBN: 978-3-89942-992-3 INHALT: "Junge muslimische Männer sind die neuen Sündenböcke in den westlichen Gesellschaften - sie werden dämonisiert und sensationalisiert. Das seit dem '11. September' gesteigerte Interesse an muslimisch-migrantischen Geschlechterbeziehungen gilt vornehmlich dem Stereotyp des 'aggressiven und patriarchalen Migranten'. Die Frage nach der konkreten Bedeutung von Migration und Religion für die Transformation und (Re-)Konstruktion männlicher Identitäten wird nicht gestellt. Dieser Band schließt die Lücke in der deutschsprachigen Forschung und bringt interdisziplinäre Forschungsergebnisse zu den Schnittstellen von 'Migration und Männlichkeit' sowie 'Maskulinität und Islam' zusammen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Lydia Potts, Jan Kühnemund: Einführung: Migration, Islam und Maskulinitäten (7-18); Katherine Pratt Ewing: Stigmatisierte Männlichkeit: Muslimische Geschlechterbeziehungen und kulturelle Staatsbürgerschaft in Europa (19-38); Paul Scheibellhofer: Die Lokalisierung des Globalen Patriarchen: zur diskursiven Produktion des "türkisch-muslimischen Mannes" in Deutschland (39-52); Barbara Mennel: Globales Migrationskino, der Ghetto-Flaneur und Thomas Arslans 'Geschwister' (53-64); Katrin Huxel: Männlichkeit kontextualisieren - eine intersektionelle Analyse (65-78); Kaya Swanhilt Haeger: Repräsentationen von Männlichkeiten: Bekir, der "andere" Mann - eine Einzelfallanalyse (79-92); Ümit Gürkan Buyurucu: "Haben wir dich auch schon zum Mann gemacht?" Über das Volk der Männer (93-104); Michael Tunc: "Viele türkische Väter fliehen von zu Hause" - mehrfache ethnische Zugehörigkeiten und Vaterschaft im Spannungsfeld von hegemonialer und progressiver Männlichkeit (105-132); Nikola Tietze: Muslimische Religiosität und Allgemeinwohlvorstellungen unter Männern in Deutschland und Frankreich: der Umgang mit Negativzuschreibungen in zwei verschiedenen nationalen Kontexten (133-152); Haci-Halil Uslucan: Risiken und Ressourcen in der Sozialisation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund (153-176); Mohammed A. Baobaid: Einstellungen muslimischer Männer zu familialer Gewalt gegen Frauen und Kinder - eine explorative Studie (177-202); Hakan Aslan: Herausforderungen: Adoleszente Männlichkeit und pädagogische Praxis (203-208); Dursun Tan: Von Löwen und Straßenmädchen Konstruktionen und Störungen männlicher Identitäten von Jugendlichen in der Migrationsgesellschaft (209-228). soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 65 [81-L] Rehfuss, Katrin: Muslime = Fremde?: eine Studie zu sozialen Konstruktionsprozessen, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 95 S., ISBN: 978-3-8364-9583-7 INHALT: "Muslimische MigrantInnen sind seit Ende der 1990er Jahre verstärkt in den Blick der deutschen Öffentlichkeit gerückt. Dies zeigt sich beispielsweise in den Debatten über Kopftuch tragende Lehrerinnen und über Moscheebauten. Dem Buch liegt die Annahme zugrunde, dass muslimische Migrantinnen in ihrer religiösen Identität nicht nur 'sichtbarer' geworden sind, sondern dass sich in der deutschen Mehrheitsgesellschaft eine Tendenz zur Konstruktion von Muslimen als 'Fremde' zeigt. Die Autorin Katrin Rehfuss geht der Frage nach, wie LehrerInnen als eine spezifische Gruppe auf dieses gesellschaftliche Deutungsangebot reagieren. Welche Strategien des Umgangs mit dieser potenziellen Fremdheit können identifiziert werden und wie werden diese plausibilisiert? Dazu führte sie Guppendiskussionen durch, deren Auswertung in die Konstruktion von vier Typen mündet, mit denen unterschiedliche Haltungen gegenüber Muslimen erfasst werden können." (Autorenreferat) [82-L] Reuter, Astrid: Religion - Identitätsressource von Migranten?: eine religionssoziologische Studie, in: Richard Faber (Hrsg.) ; Susanne Lanwerd (Hrsg.): Aspekte der Religionswissenschaft, Würzburg: Königshausen u. Neumann, 2009, S. 183-203 INHALT: In der vorliegenden Studie wird die muslimische Migration nach Deutschland und Frankreich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts analysiert, um exemplarisch Entwicklungsdynamiken von Religionen im Prozess ihrer Migration nach Europa aufzuzeigen. Es wird die Bedeutung herausgearbeitet, die den religionskulturellen, soziopolitischen, ökonomischen und nicht zuletzt rechtlichen Rahmen der jeweils aufnehmenden Gesellschaften für den Gestaltwandel von Religionen im Prozess ihrer Migration zukommt. Zu diesen Rahmenkonstellationen gehören z. B. die kollektiven Identitätskonstruktionen der Aufnahmegesellschaften sowie die Vorstellungen, die sich diese von den immigrierenden Kulturen bzw. Religionen machen. Dabei sind, wie die Gegenüberstellung christlicher Okzident/islamischer Orient zeigt, Selbstbild und Fremdbild nicht selten spiegelbildlich aufeinander bezogen. Der Beitrag ist in drei Teile gegliedert: An allgemeine Überlegungen zum Thema Migration, Generation und Religion schließt sich ein knapper historisch-statistischer Überblick über die muslimische Migration nach Deutschland und Frankreich an. Im dritten Teil werden die Entwicklungslogiken religiöser Selbstthematisierung von muslimischen Migrantinnen und Migranten sowie die Dynamiken des (Form-) Wandels religiöser Institutionen im Prozess der Migration beleuchtet. (ICI2) [83-L] Roßteutscher, Sigrid: Religion, Zivilgesellschaft, Demokratie: eine international vergleichende Studie zur Natur religiöser Märkte und der demokratischen Rolle religiöser Zivilgesellschaften, (Studien zur Wahl- und Einstellungsforschung, Bd. 12), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2009, 457 S., ISBN: 978-3-8329-4232-8 INHALT: Die Untersuchung geht der Frage nach, welche Rolle Religionen, auch verschiedene Konfessionen im Vergleich, für die Zukunft von Zivilgesellschaft und Demokratie spielen. 66 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft Sie fragt nach der Verflechtung von Religion, Zivilgesellschaft und Demokratie und regionallokaler Ebene. Die Datenbasis beruht auf einer Vollerhebung von Vereinen in ausgewählten europäischen Kommunen. Sind protestantische Vereine und Netzwerke ein besserer Nährboden für die Demokratie als katholische Organisationen? Brauchen auch Religionen den Wettbewerb des freien Marktes ohne staatliche Einmischung, um sich kraftvoll und lebendig zu entfalten? Das Buch untersucht die demokratische und sozial integrative Wirkung katholischer, lutherischer, calvinistischer und säkularer Organisationsformen in Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden, Dänemark, Spanien und Schottland. Dargestellt wird die gesellschaftliche und demokratische Rolle von Religion und Kirche seit den Zeiten der Reformation bis heute. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die demokratieförderliche oder aber hemmende Wirkung von Religion und Konfession als Bestandteil europäischer Zivilgesellschaften am Beginn des 21. Jahrhunderts. Auf der Basis einer international vergleichenden Organisationsstudie kontrastiert das Buch ökonomische Theorien der Religion mit dem klassischen Säkularisierungsparadigma, sowie Sozialkapitalansätze mit Organisationstheorien, die behaupten dass die kleine, dezentral organisierte Organisationsform des Protestantismus der großen, zentralistischen und hierarchischen Organisationsstruktur des Katholizismus überlegen sei. Tatsächlich sind calvinistische Vereine katholischen Vereinen in Rekrutierung und Sozialkapitalbildung überlegen, weil sie größer, hierarchischen, arbeitsteiliger und wohlhabender sind als katholische Vereine. (ICE2) [84-L] Schirrmacher, Christine: Ehrenmord: ein Verbrechen zwischen Migration und Tradition - rechtliche, soziologische und religiöse Aspekte, (Schweizerzeit Schriftenreihe, Nr. 50), Flaach: Schweizerzeit 2008, 36 S., ISBN: 3-907983-50-5 INHALT: Auch in den westlichen Ländern sind nahöstliche Auffassungen weiblicher und männlicher Geschlechterrollenidentität wie auch die Ehrenmorde selbst zu einem Thema von Bedeutung geworden. Die vorliegende Studie versucht zunächst, mit den kulturell-religiös begründeten Normen von Zuwanderergemeinschaften vertraut zu machen. Besonders gefährdet sind "Gesellschaften im Umbruch", in denen Frauen etwa beginnen, am Arbeitsprozess teilzunehmen und dadurch mehr Rechte und Freiheiten einfordern. Der "Transfer" in eine postmoderne, individualistische Industriegesellschaft scheint viele Bevölkerungsgruppen zu verstärktem Festhalten an Traditionen zu veranlassen. Aus der Sicht der Autorin darf der fundierten Auseinandersetzung über die Grenzen kultureller Toleranz einerseits, über konkrete Menschenrechtsverletzungen andererseits nicht ausgewichen werden. Viel spricht darüber hinaus dafür, bei einem Ehrenmord nicht nur den Täter mit in das Urteil einzubeziehen - wie jüngst im Ehrenmordprozess um Hatun Sürücü geschehen, in dem zunächst nur der Täter selbst verurteilt worden ist -, sondern die gesamte, durch Beschluss, Planung, Anstiftung, Verdeckung und Beihilfe zur Ausführung beteiligte Familie. Mit der Bestrafung endet die Palette an Maßnahmen jedoch nicht. Eine aktive Erziehung zur Gleichberechtigung der Geschlechter, zur Anerkennung des Gewaltmonopols des Staates und die Vermittlung demokratischer Werte sollten bereits im Kindergartenalter beginnen, damit Gleichgültigkeit und Ignoranz keine Chance haben. (ICA2) soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 67 [85-L] Schneider, Heinrich: Der christlich-muslimische Dialog: Voraussetzungen - Erfahrungen - Probleme, (Schriftenreihe des DDr.-Herbert-Batliner-Europainstitutes, 13), Wien: Böhlau 2007, 180 S., ISBN: 978-3-205-77689-5 INHALT: Schneider, emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Universität Wien, will den christlich-muslimischen Dialog ohne eine einseitige Stellungnahme mit seinen konkreten Erfahrungen bereichern. Sein Buch möchte er als eine erweiterte Form des Essays verstanden wissen, aufgezeigt werden die oft theologisch begründeten inhaltlichen Probleme dieses Dialogs innerhalb ihrer sozialen, kulturellen und politischen Kontexte. Schneider legt damit den Ansatz zu einer interdisziplinären Analyse vor. Die ihr zu Grunde liegenden Erfahrungen beziehen sich allerdings überwiegend auf Diskussionen zwischen Katholiken und Schiiten. Schneider behandelt dabei die Frage, ob der Dialog der Religionen zu Zeiten des Kampfes der Kulturen ein absurdes Projekt sei. Er berichtet von Begegnungen in Teheran und fragt in diesem Zusammenhang nach der Gläubigkeit als Bedingung für den Dialog. Ein Schlüsselproblem für einen erfolgreichen Dialog der Religionen sieht er im islamischen Verständnis vom Verhältnis der Würde des Menschen zur Macht Gottes. Religiöse Fragenstellungen werden außerdem von ihm mit aktuellen politischen Themen wie der Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Islamismus oder den Problemen bei der Integration der europäischen Muslime in eine säkulare Gesellschaft kontrastiert. Schneider schreibt abschließend, dass auch christliche Dogmen (wie das der Trinität) den interreligiösen Dialog vor große Schwierigkeiten stellten, dieser aber trotzdem als Pflicht und Wagnis zu begreifen sei. (ZPol, NOMOS) [86-L] Schneiders, Thorsten Gerald (Hrsg.): Islamfeindlichkeit: wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 483 S., ISBN: 978-3-531-16257-7 INHALT: "'Islamkritik' ist eines der Schlagworte unserer Zeit. Doch dahinter verstecken sich oftmals nur pure Ressentiments. Zugleich lässt sich unter Muslimen eine dogmatische Verteidigungshaltung beobachten, bei der bisweilen jede Kritik von vornherein in den Wind geschlagen wird. Beide Extreme dominieren zu häufig die öffentlichen Diskussionen. Der vorliegende Band 'Islamfeindlichkeit' einerseits und der dazugehörige Band 'Islamverherrlichung' andererseits nehmen sie daher kritisch in den Blick: Band 1 spürt jene geistigen Strömungen auf, die antiislamische Einstellungen in Deutschland fördern. Band 2 spricht theologische Herausforderungen und Missstände in der hiesigen muslimischen Gesellschaft an - allerdings ohne Pauschalisierung, Populismus und Polemik. Das Gesamtwerk ist somit ein Appell an die Vernunft und hat überdies dokumentarischen Charakter. In diesem Buch nun beleuchten renommierte Autoren verschiedene Aspekte vom europäischen Islamhass vergangener Jahrhunderte bis zur heutigen Hetze im Cyberspace. Ferner geht es um die Auseinandersetzung mit prominenten Protagonisten der 'Islamkritik' wie Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla Kelek, Hans-Peter Raddatz und anderen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thorsten Gerald Schneiders: Einleitung (9-15); Kapitel I: Ausgangspunkte islamfeindlichen Denkens in der deutschen Gesellschaft: Thomas Naumann: Feindbild Islam - Historische und theologische Gründe einer europäischen Angst (19-36); Claudio Lange: Die älteste Karikatur Muhammads - Antiislamische Propaganda in Kirchen als frühes Fundament der Islamfeindlichkeit (37-59); Almut Höfert: Die "Türkengefahr" in der Frühen Neuzeit: Apokalyptischer Feind und Objekt des ethnographischen Blicks (61-70); Gerdien Jonker: Europäische Erzählmuster über den Is- 68 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft lam - Wie alte Feindbilder in Geschichtsschulbüchern die Generationen überdauern (71-83); Hamid Tafazoli: "Sie meinen, die Christen hätten einen falschen Glauben (...)." Zum Islambild in der deutschen Literatur am Beispiel einiger Persienberichte des 17. Jahrhunderts (8598); Kai Hafez: Mediengesellschaft - Wissensgesellschaft? Gesellschaftliche Entstehungsbedingungen des Islambildes deutscher Medien (99-117); Werner Ruf: Muslime in den internationalen Beziehungen - das neue Feindbild (119-126); Dieter Oberndörfer: Einwanderung wider Willen - Deutschland zwischen historischer Abwehrhaltung und unausweichlicher Öffnung gegenüber (muslimischen) Fremden (127-142); Kapitel II: Zur aktuellen Lage der Islamfeindlichkeit: Jürgen Leibold: Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie - Fakten zum gegenwärtigen Verhältnis genereller und spezifischer Vorurteile (145-154); Mario Peucker: Islamfeindlichkeit - die empirischen Grundlagen (155-165); Heiner Bielefeldt: Das Islambild in Deutschland - Zum öffentlichen Umgang mit der Angst vor dem Islam (167-200); Navid Kermani: "Und tötet sie, wo immer ihr sie findet" - Zur Missachtung des textuellen und historischen Kontexts bei der Verwendung von Koranzitaten (201-207); Y. Michal Bodemann und Gökce Yurdakul: Deutsche Türken, jüdische Narrative und Fremdenangst: Strategien der Anerkennung (209-237); Stefan Muckel: Zur christlich-abendländischen Tradition als Problem für den Islam in deutschen Verfassungen und Gesetzen (239-257); Jochen Hippler: Gestörte Kommunikation - Wie grundlegende Fehler im internationalen Dialog zwischen westlich und muslimisch geprägten Gesellschaften gegenseitige Ressentiments schüren (259-268); Monika Schröttle: Gewalt gegen Frauen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland - Diskurse zwischen Skandalisierung und Bagatellisierung (269-287); Yasemin Karakasoglu: Islam als Störfaktor in der Schule - Anmerkungen zum pädagogischen Umgang mit orthodoxen Positionen und Alltagskonflikten (289-304); Siegfried Jäger: Pressefreiheit und Rassismus: Der Karikaturenstreit in der deutschen Presse - Ergebnisse einer Diskursanalyse (305-322); Franc Wagner: "Die passen sich nicht an" - Exkurs über sprachliche Mechanismen der Ausgrenzung von Muslimen (323-329); Markus Gerhold: Islam-bashing für jedermann - Leserbriefe und Onlinekommentare als Orte privater Stimmungsmache (331-338); Kapitel III: Institutionalisierte Islamfeindlichkeit: Sabine Schiffer: Grenzenloser Hass im Internet - Wie "islamkritische" Aktivisten in Weblogs argumentieren (341-362); Mohammed Shakush: Der Islam im Spiegel der Politik von CDU und CSU - Aspekte einer komplizierten Beziehung (363376); Wolf-Dieter Just: Der Islam und die Evangelische Kirche in Deutschland - "Klarheit und gute Nachbarschaft"? (377-388); Jobst Paul: Die katholische Kirche auf dem Weg zur 'robusten Ökumene'? Vernunft und Glaube in Regensburg (389-400); Kapitel IV: Personelle Islamfeindlichkeit: Thorsten Gerald Schneiders: Die Schattenseite der Islamkritik - Darlegung und Analyse der Argumentationsstrategien von Henryk M. Broder, Ralph Giordano, Necla Kelek, Alice Schwarzer und anderen (403-432); Birgit Rommelspacher: Islamkritik und antimuslimische Positionen - am Beispiel von Necla Kelek und Seyran Ates (433-455); Martin Riexinger: Hans-Peter Raddatz: Islamkritiker und Geistesverwandter des Islamismus (457467); Micha Brumlik: Das halbierte Humanum - Wie Ralph Giordano zum Ausländerfeind wurde (469-475). [87-F] Schnettler, Bernt, Dr. (Bearbeitung); Moebius, Stephan, Prof.Dr. (Leitung): Religion in der Gegenwart. Theorie und Forschung INHALT: Der in Kooperation mit Bernt Schnettler geplante Sammelband soll einen Überblick über aktuelle Ansätze sozial- und kulturwissenschaftlicher Forschung und Theorie zur Religion in der Gegenwart geben. Um deren Grundlegungen besser nachzuvollziehen, werden ne- soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 69 ben den gegenwärtigen Analysen ebenso unmittelbare 'neoklassische' Vorläufer vorgestellt. Nach der Phase einer beklagenswerten Reduktion auf eine vornehmlich kirchensoziologische Betrachtung verliehen diese der von den Klassikern der Sozialwissenschaften grundgelegten Ausrichtung eine neue Bedeutung: Religion wird als soziales Phänomen in seinen vielfältigen Funktionen und Bedeutungen für das Individuum und die menschliche Gemeinschaft untersucht. Wie die Beiträge zeigen werden, hat die sozial- und kulturwissenschaftliche Beschäftigung mit der Religion in den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen. Dabei handelt es sich nicht einfach um einen Aufmerksamkeitszuwachs der Wissenschaft. Hier reflektiert sich vielmehr ein gesellschaftlicher und kultureller Wandel, in dessen Zuge Religion am Anfang des 21. Jahrhunderts in seinen zahlreichen und wachsenden Gestalten und Ausdrucksformen eine - weithin ungeahnte - Renaissance erfahren hat. Der Band folgt dem Schema, das an dem Schaffen bestimmter Wissenschaftler und deren für die Religionsforschung und -theorie relevanter Werke orientiert ist. ART: BEGINN: 2007-10 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien (Am Hügel 1, 99084 Erfurt) KONTAKT: Leiter (Tel. +43-0316-380-7081, e-mail: [email protected]) [88-L] Schramm, Luise: Das Verhältnis von Religion und Individualität bei Georg Simmel, (Leipziger theologische Beiträge, Bd. 3), Leipzig: Ed. Kirchhof u. Franke 2006, 80 S., ISBN: 3-933816-32-7 INHALT: "Die vorliegende religionssoziologische Untersuchung erschließt die Religionstheorie Georg Simmels vor dem Hintergrund seines Individualitätsverständnisses. Im Anschluss an die Skizze des Simmelschen soziologischen und kulturwissenschaftlichen Ansatzes wird sein Verständnis von Individualität und ihre Problematik in der Moderne erläutert. Schließlich untersucht die Verfasserin Simmels Religionstheorie - vor allem wie er sie in der Schrift Die Religion von 1912 niedergelegt hat - im Hinblick darauf, was sie zur Lösung dieser Problematik beiträgt. Aus dem so bestimmten Verhältnis von Religion und Individualität werden in einem Ausblick mögliche Konsequenzen für die gegenwärtige Theologie aufgezeigt." (Autorenreferat) [89-L] Schröder, Bernd; Kraus, Wolfgang (Hrsg.): Religion im öffentlichen Raum: deutsche und französische Perspektiven, (Frankreich-Forum, Bd. 8), Bielefeld: transcript Verl. 2009, 473 S., ISBN: 978-3-89942-922-0 INHALT: "Laizität hier, 'hinkende' Trennung von Staat und Kirche da - diese beiden Schlagworte zeigen an, dass 'Religion' und die Religionen im öffentlichen Leben in Frankreich und Deutschland einen sehr unterschiedlichen Stellenwert haben. Kaum ein anderes Thema wird in beiden Ländern so kontrovers gehandelt. Der Band zeichnet diese Unterschiede nach: Deutsche und französische Autoren behandeln die Fragen, welche Rolle Religionen in ethischen Debatten, im kulturellen Leben, in der Schule spielen, welches Gewicht den christlichen Kirchen, dem Islam und dem Judentum zukommt - und nicht zuletzt, welcher Art die Kontakte zwischen Religionsgemeinschaften in Frankreich und Deutschland sind." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: 1. Vorwort der Herausgeber (11-14); 2. Themenschwerpunkt: Re- 70 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft ligion im öffentlichen Raum. Deutsche und französische Perspektiven: Sektion 1: Religion und Öffentlichkeit - Zonen der Interferenz: Karl Gabriel: Pluralisierung und Individualisierung von Religion - Tendenzen und Reaktionen in Religionsgemeinschaften und Gesellschaft (19-35); Jean-Pierre Bastian: Pluralisation et individualisation de la religion: analyse des recompositions religieuses en Alsace (37-45); Michael Germann: Religion und Staat in der Bundesrepublik Deutschland: rechtliche Maßgaben (47-66); Francis Messner: Le droit des religions en France (67-87); Bernd Schröder: Religion' als Gegenstand schulischer Bildung? Konzeptionen und Erfahrungen aus Deutschland (89-105); Mireille Estivalezes: L'enseignement sur les religions à l'école en France (107-118); Stefan Grotefeld: Religion und ihr Beitrag zu ethischen Streitfragen - Beispiele und Einschätzungen (119-138); Denis Müller: La contribution éthique de la religion dans l'espace public francophone (139-156); Georg Langenhorst: Religion' als Thema der deutschen Gegenwartskultur - Literarische Perspektiven in Epik und Lyrik (157-172); Myriam Watthee-Delmotte: La religion en tant que sujet littéraire exemples de la littérature contemporaine francaise (173-189); Sektion 2: Religionsgemeinschaften im Vergleich: Michael N. Ebertz: Katholische Kirche in Deutschland - Von der Glaubensgemeinschaft zur Dienstleistungsorganisation (193-218); Emile Poulat: L'Eglise catholique dans l'espace public francais (219-229); Michael Nüchtern: Innere Entwicklungen, öffentliche Wahrnehmungen und Herausforderungen der evangelische(n) Kirche(n) in Deutschland (231-245); Elisabeth Parmentier: Les Eglises protestantes en France: développements, prises de conscience publiques et défis (247-261); Johannes Heil: Juden, Judentum und Antisemitismus in Deutschland nach der Shoa (263-286); Patrick Cabanel: Judaisme et antisémitisme dans la France contemporaine (287-300); Nikola Tietze: Die Muslime Frankreichs: ein gegenwartsgeschichtlicher Überblick (301-317); Sektion 3: Grenzüberschreitende Kooperation in Religionsgemeinschaften und Religionswissenschaften: Andrea Häuser: Die Konferenz der Kirchen am Rhein - La Conférence des Eglises riveraines du Rhin (321-330); Gerald Rosenfeld: Les relations entre les communautés juives des deux cotés du Rhin (331333); Wolfgang Kraus: Septuaginta Deutsch (LXX.D): Probleme und Perspektiven einer Übersetzung der griechischen Bibel ins Deutsche (335-345); Eberhard Bons: Graeca veritas. Von der Ablehnung der Septuaginta im Altertum zur Neubegründung der Septuagintaforschung in Frankreich unter Marguerite Harl (347-364); Berndt Hamm: Grenzüberschreitender Glaube. Die Martin-Bucer-Briefedition als internationaler Zugang zu einem untypischen Reformator (365-382); 3. Rezensionen (385-458). [90-F] Simon, Katrin (Bearbeitung): Islamische Diskurse in den USA INHALT: In der Arbeit werden Strategien der Selbstverortung amerikanischer Muslime sowohl innerhalb der US-muslimischen Community als auch innerhalb der nichtmuslimischen amerikanischen Mehrheitsgesellschaft untersucht, wobei die identitätskonstituierende Faktoren wie Rasse/ Ethnizität, Klasse, Gender, Alter im Zentrum des Forschungsinteresses stehen. Diese Arbeit möchte die gesellschaftspolitische Selbstverortung von Muslimen in den USA analysieren, indem sie anhand dreier exemplarischer Themenfelder die dazu in der muslimischen Community stattfindenden Diskurse nachzeichnet. Damit soll die Frage geklärt werden, ob es ungeachtet deren inneren Heterogenität dennoch dominierende Meinungen zu bestimmten Themen gibt, die auf die Community als Ganze prägend wirken, so dass der Islam in seiner Funktion als normative Kraft und Referenzrahmen zumindest in Teilbereichen als gesellschaftspolitisches Integrationsmoment wirkt. Gegenstand der Untersuchung sind hierbei die soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 71 Protagonisten, die die Diskurse der amerikanischen Muslime gestalten, die Foren, auf denen dies geschieht, sowie die aus den Diskursen resultierenden Standpunkte. In den USA leben je nach Schätzung sechs bis acht Millionen Muslime. Da verwundert es nicht, dass politische Debatten, die in einem religiösen Kontext stets auch theologische Debatten sind, lebhaft geführt werden. Im Fokus des Forschungsinteresses stehen in dieser Arbeit Protagonisten mit mindestens nationaler Reichweite. Neben einer Auswahl an nationalen Organisationen und Verbänden sowie den zahlreichen an den Diskursen beteiligten muslimischen WissenschaftlerInnen in den USA sollen auch neuere und im Hinblick auf ihren Einfluss auf die muslimische Jugend zunehmend wichtige Protagonisten wie charismatische religiöse Führer und Stars aus der islamischen Musikszene berücksichtigt werden. Besondere Beachtung wird ferner die Genderdimension erhalten, da sowohl feministische als auch homo- und transsexuelle muslimische Bewegungen in den USA im Vergleich zu anderen Ländern vergleichsweise offensiv auftreten. Als "Wedge Issues" werden im amerikanischen Kontext kontroverse, populistisch verwertbare Themen wie Homosexualität oder Einwanderung bezeichnet, die soziale und politische Gruppen dazu benutzen, die Öffentlichkeit und konkurrierende Gruppen in mehrere Lager zu "spalten" (to wedge) und gleichzeitig die eigene, meist selbst diverse Anhängerschaft auf eine gemeinsame Agenda zu verpflichten. Ausgehend von der Annahme, dass amerikanische 'Wedge Issues' für muslimische Amerikaner eine ebenso große Bedeutung hinsichtlich ihrer gesellschaftspolitischen Selbstverortung haben wie für die nichtmuslimische Mehrheitsgesellschaft - und genau dies legen Umfragen unter amerikanischen Muslimen nahe (MAPS 2001, 2004) -, soll in dieser Arbeit der Fokus beispielhaft auf drei Debatten gelegt werden, die die amerikanische Öffentlichkeit seit vielen Jahren auf der Ebene politischer und religiöser Institutionen sowie in den Medien führt: Neben den für Muslime wichtigen Themen der amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik sowie der Debatte um die moralischen Werte soll als dritte Debatte die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit analysiert werden, die gerade für afroamerikanische Muslime, zunehmend aber auch für Latino-Muslime und muslimische Feministinnen ein Dreh- und Angelpunkt ihres islamischen Selbstverständnisses darstellt. GEOGRAPHISCHER RAUM: USA ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Heinrich Böll Stiftung e.V. INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Geschichts- und Kulturwissenschaften, Berlin Graduate School Muslim Cultures & Societies (Altensteinstr. 48, 14195 Berlin) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]) [91-F] Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen: Islamfeindlichkeit vs. religiöse Akzeptanz: Die Wahrnehmung des Islams und die soziale Teilhabe der Muslime in Bulgarien und Mazedonien INHALT: Das Projekt soll den Zusammenhang zwischen sozialer Teilhabe der Muslime und der Entstehung von Islamfeindlichkeit in den Mehrheitsgesellschaften Bulgariens und Mazedoniens einer vergleichenden Analyse unterziehen. Ziel der Untersuchung ist die Herausarbeitung des Zusammenhangs der Wahrnehmung des Islam, des gesellschaftlich konstruierten Islambilds und der Chancen gesellschaftlicher Partizipation der Muslime in den beiden Gesellschaften. Als theoretischer Rahmen der Studie dient die von Pierre Bourdieu ausgearbeitete These über den Zusammenhang zwischen der objektiven Positionierung des Individuums und der sozialen Gruppen im sozialen Feld einerseits und der subjektiven Wahrnehmung des Einzelnen und der Gruppen seitens der Mehrheitsgesellschaft andererseits. Das Projekt soll auch 72 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft die historische Perspektive der Ablehnung bzw. Akzeptanz der Muslime einschließen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bulgarien, Mazedonien METHODE: Geplant ist die Anwendung eines analogen methodischen Instrumentariums in Bulgarien und Mazedonien, wobei quantitative und qualitativ-hermeneutische Forschungsstrategien kombiniert werden. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen (Altendorfer Str. 3, 45127 Essen) KONTAKT: Institution (Tel. 0201-3198-0, Fax: 0201-3198-333, e-mail: [email protected]) [92-L] Tanner, Erwin: Die muslimische Minderheit und ihre Religion: strukturrechtliche und institutionsrechtliche Grundfragen im Bereich des Religionsrechts der Schweizerischen Eidgenossenschaft, (Publications de l'Institut du Fédéralisme Fribourg Suisse : Études et colloques, Vol. 49), Wien: Lit Verl. 2008, LIX, 315 S., ISBN: 978-3-03735-248-9 INHALT: Die Studie gliedert sich in drei Teile mit 7 Hauptabschnitten. Einleitend geht der Verfasser der Frage nach der Stärke der Gruppe der Muslime und Musliminnen innerhalb der Bevölkerung der einzelnen Kantone und der ganzen Schweiz, nach ihrer Stellung innerhalb der dort bestehenden religiösen Kollektivkräfte und nach ihrer nationalen Zusammensetzung nach. Dann analysiert er ihre Qualifikation als religiöse Minderheit, eine Frage, welche die Bestimmung der Begriffe "Religion" und "Minderheit" voraussetzt. Anschließend werden zum einen die Leitlinien der Schweizerischen Eidgenossenschaft für den Umgang des Staates mit dem Islam und zum anderen mit die Leitlinien der islamischen Religion für den Umgang der Muslime und Musliminnen mit der hiesigen Staatsform untersucht. Vor diesem Hintergrund werden analysiert erstens die Rahmenrechtsregeln der Schweizerischen Eidgenossenschaft für eine faire Integration der islamischen Gemeinschaft in ihr bestehendes System der institutionellen Zuordnung der Religionsgemeinschaften zum Staat, zweitens die Möglichkeit der Verleihung einer staatsnahen Organisationsform bzw. des Status einer öffentlichrechtlichen Körperschaft an die islamische Gemeinschaft und drittens die Meinung der in der Schweiz lebenden Muslime und Musliminnen zur Art und Weise der organisatorischen Integration der islamischen Gemeinschaft in dieses System und nach den möglichen Gründen für ihre Meinung. Zum Schluss werden die Ergebnisse der Untersuchung zusammengefasst. (ICF2) [93-L] Tietze, Nikola: Die Muslime Frankreichs: ein gegenwartsgeschichtlicher Überblick, in: Bernd Schröder (Hrsg.) ; Wolfgang Kraus (Hrsg.): Religion im öffentlichen Raum : deutsche und französische Perspektiven, Bielefeld: transcript Verl., 2009, S. 301-317 INHALT: Der Tränengas-Unfall in der im Großraum von Paris liegenden Moschee "Clichy-sousBois" und die damit verbundenen Reaktionen verdeutlichen die sozialstrukturellen Merkmale der muslimischen Bevölkerung in Frankreich, die spannungsreiche Vielfältigkeit der islamischen Organisationslandschaft und nicht zuletzt das Verhältnis zwischen dem französischen Staat und den Muslimen. Diese Aspekte werden im vorliegenden Beitrag anhand einer Darstellung der Geschichte der Muslime in Frankreich seit den 1950er Jahren näher ausgeführt. soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 73 Es werden dabei drei Phasen unterschieden, die das Selbstverständnis der Gläubigen und gleichzeitig die staatliche Perspektive auf die Muslime sowie die allgemein vorherrschenden Zuschreibungen in den gesellschaftlichen Beziehungen im Laufe dieser Geschichte differenzieren. Die Analyse dieser Entwicklungen hat zum Ziel, einen Einblick sowohl in die Strukturen und Tendenzen des organisierten Islam in Frankreich als auch in die aktuellen islampolitischen Konflikte zu geben, die das Verhältnis Muslime zum französischen Staat kennzeichnen. (ICI2) [94-L] Traunmüller, Richard: Religion und Sozialintegration: eine empirische Analyse der religiösen Grundlagen sozialen Kapitals, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 19/2009, H. 3, S. 435-468 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; dx.doi.org/10.1007/s11609-009-0100-5) INHALT: "Dieser Beitrag widmet sich der systematischen empirischen Analyse des Einflusses von Religion auf Sozialkapital in der Bundesrepublik Deutschland. Als abhängige Variablen werden neben der Einbindung in formelle Netzwerke zivilgesellschaftlichen Engagements und informelle Freundschafts- und Verwandtschaftsnetzwerke auch deren identitäts- und statusüberbrückende Potenziale berücksichtigt. Die auf der Datengrundlage des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) ermittelten Ergebnisse legen nahe, dass sowohl subjektive Religiosität als auch öffentliche religiöse Praxis einen positiven Einfluss auf strukturelle Aspekte der Sozialintegration in Deutschland ausüben. Dabei lassen sich jedoch zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den religiösen Traditionen - Katholizismus, Protestantismus, anderen christlichen Religionen und Islam - ausmachen. Während etwa regelmäßiger Gottesdienstbesuch für alle Religionen mit einem größeren Freundschaftsnetzwerk einhergeht und zu häufigeren Treffen mit Freunden und Nachbarn führt, wird die Einbindung in formelle Netzwerke zivilgesellschaftlichen Engagements vornehmlich in christlichen Konfessionen und hier insbesondere im Protestantismus gefördert. Allerdings zeichnet sich keine der betrachteten religiösen Traditionen durch besondere identitäts- oder statusüberbrückende Wirkungen aus." (Autorenreferat) [95-L] Traunmüller, Richard: Religion als Ressource sozialen Zusammenhalts?: eine empirische Analyse der religiösen Grundlagen sozialen Kapitals in Deutschland, (SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research, 144), Berlin 2008, 36 S. (Graue Literatur; www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.90639.de/diw_sp0144.pdf) INHALT: "Dieser Beitrag widmet sich der systematischen empirischen Analyse des Einflusses von Religion auf Sozialkapital in der Bundesrepublik Deutschland. Als abhängige Variablen werden neben der Einbindung in formelle Netzwerke zivilgesellschaftlichen Engagements und informelle Freundschafts- und Verwandtschaftsnetzwerke auch deren identitäts- und statusüberbrückenden Potentiale berücksichtigt. Die auf der Datengrundlage des Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) ermittelten Ergebnisse legen nahe, dass sowohl subjektive Religiosität als auch öffentliche religiöse Praxis einen positiven Einfluss auf strukturelle Aspekte der Sozialintegration in Deutschland ausüben. Dabei lassen sich jedoch zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den religiösen Traditionen ausmachen. Während etwa regelmäßiger Gottes- 74 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft dienstbesuch für alle Religionen mit einem größeren Freundschaftsnetzwerk einhergeht und zu häufigerem Treffen mit Freunden und Nachbarn führt, wird die Einbindung in formelle Netzwerke zivilgesellschaftlichen Engagements vornehmlich in christlichen Konfessionen und hier insbesondere im Protestantismus gefördert. Allerdings zeichnet sich keine der betrachteten religiösen Traditionen durch besondere identitäts- oder statusüberbrückende Wirkungen aus." (Autorenreferat) [96-L] Widmer, Thomas; Strebel, Felix; Landert, Charles; Brägger, Martina; Rüesch, Peter; Burla, Laila; Wyssmüller, Chantal; Dahinden, Janine; Endrass, Jérôme; Laubacher, Arja; Urbaniok, Frank; Rossegger, Astrid: Studie zur Stellung der muslimischen Bevölkerung im Kanton Zürich, Zürich 2008, 210 S. (Graue Literatur; www.sk.zh.ch/internet/sk/de/mm/2008/324.ContentList.0005.Document.pdf) INHALT: Der vorliegende Bericht zeigt verschiedene Berührungspunkte zwischen dem Staat und der muslimischen Bevölkerung im Kanton Zürich auf. Eingehend untersucht werden die Bereiche Bildung, Gesundheit, Sozialhilfe und Strafvollzug. Weitere Themen bilden Bestattung, Leben im Alter, Anstellung in der öffentlichen Verwaltung und Gebetsräume, wobei in allen Bereichen sowohl die Seite der Musliminnen und Muslime als auch die staatliche Seite berücksichtigt wird. Der Bericht basiert auf einer Studie, die als Antwort auf ein Postulat des Kantonsrats die Situation der muslimischen Bevölkerung im Kanton Zürich untersucht. Es wird gezeigt, dass die Themenfelder unterschiedliche Schnittstellen zwischen der muslimischen Religionsausübung und der staatlichen Tätigkeit aufweisen und folgende übergreifende Spannungsfelder erkennen lassen: "Gleichbehandlung versus Bedürfnisgerechtigkeit", "Integration versus Segregation" und "öffentliche versus private Zuständigkeit". Grundsätzlich wird bei den untersuchten Schnittstellen keine systematische Benachteiligung festgestellt, aber es wird auf Defizite hingewiesen, die mit konkreten Maßnahmen angegangen werden sollten. Aus den übergreifenden Erkenntnissen der Teilstudien werden handlungsrelevante Empfehlungen an die verschiedenen Adressaten abgeleitet. (ICI2) [97-L] Wilhelm, Jürgen; Ihne, Hartmut (Hrsg.): Religion und globale Entwicklung: der Einfluss der Religionen auf die soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklung, Berlin: Berlin Univ. Press 2009, 362 S., ISBN: 978-3-940432-52-0 INHALT: "Die Fragestellungen des vorliegenden Bandes umfassen im Wesentlichen sechs Themenkomplexe: In der Einführung werden übergeordnete Aspekte des Verhältnisses von Religion und Entwicklung diskutiert. Das erste Kapitel behandelt den Begriff "Entwicklung" aus der Perspektive unterschiedlicher Religionen. Im Anschluss daran wird im zweiten Kapitel die gesellschaftliche Rolle der Religion im Zeitalter der Globalisierung beleuchtet, woran sich die Problematik von Religionen und Konflikten anschließt. Mit starkem Anwendungsbezug untersuchen das vierte Kapitel regionale Aspekte von Religion in der Entwicklungspolitik sowie das fünfte die Rolle der Religion in der praktischen Entwicklungszusammenarbeit. Das Buch möchte einen Beitrag zur Beschreibung und Entschlüsselung der Komplexität des Zusammenspiels von Religion und Entwicklung leisten. Es ist hervorgegangen aus dem internationalen Symposium 'Religion und Entwicklung', veranstaltet vom Deutschen Entwicklungsdienst (DED) und InWEnt am 4. Dezember 2008 in Bonn anlässlich des 45-jährigen Jubiläums des Deutschen Entwicklungsdienstes. Wir haben es erweitert um mehrere Beiträge, zu- soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft 75 mal international tätiger Wissenschaftler und Praktiker." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Jürgen Wilhelm: Die Ambivalenz religiöser Einflüsse auf friedlichen Wandel und globale Entwicklung (14-24); Uwe Runge: Religiöse Einflüsse auf Gesellschaften der Gegenwart (2539); Jamal Malik: Islam und Entwicklung (40-50); Habitus Clemens Six: Hinduismus und Entwicklung - Sozioökonomische Auswirkungen eines religiösen (51-63); Mirjam WeibergSalzmann: Die Rolle des Buddhismus in Entwicklungs- und Transformationsprozessen (6488); Jürgen Thiesbonenkamp: Das Konzept von Entwicklung aus biblisch-christlicher Perspektive (89-113); Johann Figl: Säkularisierung (114-122); Clemens Six: Zwischen Welthegemonie und Vielfalt der Moderne - Religion in den internationalen Beziehungen (123-135); Gerald Faschingeder: In doppeltem Auftrag - Religion und Bildung als intervenierende Variable in gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen (136-148); Hartmut Ihne: Religion, Rationalität und Entwicklungsethik (149-169); Andreas Hasenclever: Getting Religion Right - Zur Rolle von Religionen in politischen Konflikten (170-186); Wolfgang Kaiser: Entwicklungszusammenarbeit, Religionen und Konflikte (187-193); Monika Schimmelpfennig, Matthias Ries: Religion als friedensförderndes Element in der Entwicklungszusammenarbeit (194200); Jeremy Milgrom: Looking for the Street Lamp instead of the Coin - A Realistic Assessment of Interfaith Dialog's Contribution to Resolving the Israeli-Palestinian Conflict (201211); José Sanchez Otero Das Verhältnis von Religion und Entwicklung - Exemplarisch dargestellt anhand der Theologie der Befreiung (212-228); Julia Leininger: Religion und Demokratisierung am Beispiel islamischer Akteure in Mali - Implikationen für internationale Demokratieförderung (229-248); Ingrid El Masry: Humanentwicklung, Islam und Globalisierung im arabischen Raum (250-260); Katherine Marshall: From Confrontation to Partnership - Religion and Global Development at the World Bank (261-295); Wilfried Stehen: Religion Potential menschlicher Entwicklung (296-302); Stephanie Garling: Religion und Differenz Religionsbegriff(e) in der Entwicklungszusammenarbeit (303-316); Anne-Marie Holenstein: Religion in der Entwicklungszusammenarbeit - Zum Umgang mit einem unterschätzten Faktor (317-328); Hans-Dietrich Lehmann: Religion in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (329-338). [98-F] Williams, Emyr; Jong, Eelke de; Stegmüller, Daniel, M.A.; Jozefiak, Margarete, M.A.; Tienen, Marike van; Reitsman, Jan; Janssen, Jacques (Bearbeitung); Roßteutscher, Sigrid, Prof.Dr.; Francis, Leslie, Prof.Dr.; Scheepers, Peer, Prof.Dr.; Schilderman, Hans, Prof.Dr. (Leitung): European Research Religious Sources of Solidarity (EURESOURCE) INHALT: Das EURESOURCE-Programm besteht aus insgesamt fünf Teilprojekten mit Sitz an den Universitäten in Nimwegen (NL), Warwick (UK) und Frankfurt am Main (D) und wird von Prof.Dr. Peer Scheepers, Prof.Dr. Hans Schilderman (NL), Prof.Dr. Leslie Francis (UK) und Prof.Dr. Sigrid Roßteutscher (D) u.a. geleitet. Im Zentrum dieses internationalen Projekts steht die Untersuchung der Rolle von Religion bei der Produktion gesellschaftlicher Solidarität. Individuelle Religion und religiöse Institutionen werden dabei in ihrem Wirken auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen betrachtet: a) Solidarität im persönlichen Umfeld von Familie und Freunden, b) zivilgesellschaftliche Solidarität im Umfeld von Freiwilligenorganisationen und c) gesamtgesellschaftliche Solidarität auf den Ebenen von Nationen und Europäischer Union. Die unter c) ansässigen Frankfurter Teilprojekte befassen sich mit dem Einfluss von Religion auf Einstellungen zu Wohlfahrtsstaaten (Daniel Stegmüller) und dem Einfluss von Religion auf Einstellungen zur Europäischen Union (Margarete Jozefiak). 76 soFid Religionsforschung 2010/1 3 Religion in der Gesellschaft ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: NORFACE im Rahmen der Forschungsreihe "Re-emergence of Religion as a Social Force in Europe?" INSTITUTION: Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse Professur für Soziologie, insb. soziale Konflikte und sozialer Wandel (Robert-Mayer-Str. 5, 60054 Frankfurt am Main) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 069-798-22473, Fax: 069-798-28026, e-mail: [email protected]) soFid Religionsforschung 2010/1 4 Religion im Wirtschaftgeschehen 4 77 Religion im Wirtschaftgeschehen [99-L] Buchholz, René: Enjoy capitalism: zur Erosion der Demokratie im totalen Markt ; ein politisch-theologischer Essay, Würzburg: Echter 2009, 205 S., ISBN: 978-3-429-03097-1 INHALT: "Die aktuellen gesellschaftlichen Widersprüche und Zumutungen nehmen Formen an, die pointierte Stellungnahmen provozieren. Der Groll darüber wächst, dass die Ökonomie eine Gewalt über das Leben und Denken gewonnen hat, die ihr nicht zusteht. Dass Wirtschaft und eine davon abhängige Politik überwiegend als quasi naturhafte, schicksalhafte Größen erfahren werden, ist für eine demokratische Gesellschaft bedrohlich. Im Rückgriff auf Motive der Kritischen Theorie sowie der jüdischen und christlichen Traditionen unterzieht der Autor die Situation einer differenzierten, scharfen Analyse. Ihr perspektivisches Potenzial: Vom Menschen Gemachtes darf nicht Gewalt über Menschen erringen." (Autorenreferat) [100-L] Deutschmann, Christoph: Capitalism and religion: an unorthodox view, in: Detlef Junker (Hrsg.) ; Wilfried Mausbach (Hrsg.) ; Martin Thunert (Hrsg.): State and market in a globalized world : transatlantic perspectives, Darmstadt: Winter, 2009, S. 135-146 INHALT: Der Beitrag rekapituliert zunächst Max Webers Charakterisierung des modernen Kapitalismus als eine "entzauberte", nicht-religiöse Gesellschaftsordnung, zum anderen dann Thomas Luckmanns These, dass sich jenseits der etablierten Kirchen ein weltweiter "Markt" für "erste und letzte Sinnfragen" in den letzten Dekaden entwickelt hat. Der Autor diskutiert vor diesem Hintergrund die These von der "Renaissance der Religion". Mit Rückgriff auf Georg Simmel wird die These vertreten, dass in kapitalistischen Gesellschaften das Geld quasi-religiöse Funktionen übernommen hat. Weder Christentum, noch Islam, New Age oder die "zivile Bürgergesellschaft" integrieren die moderne Weltgesellschaft, sondern der "stumme Zwang" der Märkte und die "Macht des Geldes". Die "Marktgesellschaft" mit dem Glauben an die "unsichtbare Hand" und die "selbstheilenden" Kräfte des Marktes hat für den Autor insgesamt den Status einer "Ersatzreligion", ähnlich dem Marxismus-Leninismus im vergangenen Jahrhundert. (ICA) [101-L] Hase, Thomas: Die Rationalität religiösen Handelns: Überlegungen zum Begriff des Heilsguts bei Max Weber, in: Thomas Hase (Hrsg.) ; Johannes Graul (Hrsg.) ; Katharina Neef (Hrsg.) ; Judith Zimmermann (Hrsg.) ; Heinz Mürmel (Adressat): Mauss, Buddhismus, Devianz : Festschrift für Heinz Mürmel zum 65. Geburtstag, Marburg: Diagonal-Verl., 2009, S. 399-417 INHALT: Im Kontext der Auseinandersetzung mit der Person Max Weber wird dargelegt, welche werkgeschichtlichen Gesichtspunkte dafür sprechen, ihn als Avantgardisten der Religionsökonomik zu charakterisieren. Vor diesem Hintergrund wird der Begriff der Religionsökonomik genauer gefasst, d. h. es werden die verschiedenen Gegenstandsbereiche unterschieden, die in der laufenden Diskussion unter diesem Namen verhandelt werden, und im Kontext religionswissenschaftlicher Fragestellungen verortet. Anschließend wird auf die spezielle, den 78 soFid Religionsforschung 2010/1 4 Religion im Wirtschaftgeschehen Wirtschaftswissenschaften entlehnte Begrifflichkeit eingegangen, die Weber zur Analyse des Gegenstands Religion heranzieht. Im Zentrum stehen der Begriff des Heilsguts. Es wird argumentiert, dass Max Weber ein Vordenker der modernen Religionsökonomie im engeren Sinn, also der religious economics gewesen ist. (ICF2) [102-F] Hirschle, Jochen, Dr. (Bearbeitung): Ökonomisches Wachstum, religiöser Wandel und Konsumgesellschaften INHALT: Innerhalb des Projekts wird der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und religiösem Wandel untersucht. Dabei steht die Frage im Vordergrund, in welcher Weise die Zunahme der Kaufkraft der Bevölkerung und damit die Durchsetzung von Konsumpraktiken als soziale Routineaktivitäten mit der Verdrängung von tradierten Verhaltensweisen zusammenhängt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa METHODE: Das Projekt ist empirisch orientiert. Die Analyse erfolgt auf Grundlage von Sekundäranalysen mit verschiedenen Datensätzen. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hirschle, Jochen: Ireland's economic miracle and its religious decline. in: HASG - Working Paper, Nr. 9. See: www.fernuni-hagen.de/imperia/md/content/soziologie/soz4/hasg_9.pdf . ART: BEGINN: 2009-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, Fak. für Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Arbeitsbereich Soziologie IV Soziologische Gegenwartsdiagnosen (58084 Hagen) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 02331-9874744, e-mail: [email protected]) [103-L] Mayer, Jean-Francois: Salvation goods and the religious market in the cultic milieu, in: Jörg Stolz (Hrsg.): Salvation goods and religious markets : theory and applications, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 257273, ISBN: 978-3-03911-211-1 (Standort: UB Koblenz(Kob7)-SO/T20081383) INHALT: Der Beitrag untersucht die Ausgestaltung des religiösen Marktes im Bereich des Kultes in der Schweiz. So wird anhand einiger konkreter Beispiele die wirtschaftliche Orientierung des kultischen Milieus verdeutlicht, beispielsweise der Mystery Park von E. von Däniken nahe Interlaken, die Esoterikmesse Lebenskraft oder die esoterische Zeitschrift Recto-Verseau. Das Konzept des religiösen Marktes tritt im Kultbereich offen zutage, der eindeutig nach der kommerziellen Logik funktioniert: Hier werden religiöse oder spirituelle Güter gekauft und verkauft; man findet spirituelle Unternehmer und Kunden ebenso wie die Phänomene der Standardisierung, des Wettbewerbs und der Innovation. (ICG2) [104-L] Thiede, Werner: Ethik und Wirtschaft - ein Spannungsverhältnis?: theologische Grundsatzüberlegungen, in: Ethica : Wissenschaft und Verantwortung, Jg. 17/2009, H. 3, S. 233-253 INHALT: "Anhand der Geschichte vom reichen Jüngling werden mit Blick auf die heutige Situation drei wirtschaftsethische Grundmodelle unterschieden. Modell A ist das eines tatsächlichen Spannungsverhältnisses zwischen Ethik und Wirtschaft: Hier wird nach krass egoisti- soFid Religionsforschung 2010/1 4 Religion im Wirtschaftgeschehen 79 schen Wertmaßstäben gewirtschaftet und nur am Rande nach sozialethischer Orientierung gefragt. Beim Modell B geht es um den Versuch, Ethik und Wirtschaft in ein positives, konstruktives Verhältnis zueinander zu bringen: Da kommt ein Sozialethos in den Blick, das im weitesten Sinn von Spiritualität oder Religiosität zeugt und sich weiter ausdifferenzieren lässt. Demgegenüber tut sich bei Jesus noch ein drittes Modell C auf: Es bezieht die vertikale Dimension radikal in die ethische Orientierung mit ein - mit wiederum anderen Konsequenzen. Somit ergibt sich ein hermeneutisches Grundraster, das in der gegenwärtigen Lage zur Orientierung hilfreich und erhellend sein kann." (Autorenreferat) 80 5 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen Religion im Politikgeschehen [105-L] Amir-Moazami, Schirin: Islam und Geschlecht unter liberal-säkularer Regierungsführung: die Deutsche Islam Konferenz, in: José Brunner (Hrsg.) ; Shai Lavi: Juden und Muslime in Deutschland : Recht, Religion, Identität, Göttingen: Wallstein, 2009, S. 185-205 (Standort: USB Köln(38)-XE240) INHALT: Die Verfasserin untersucht, wie der Begriff der individuellen Freiheit in einem von Bundesinnenministerium im Jahr 2006 ins Leben gerufenen institutionalisierten Dialog zwischen dem Staat und den Muslimen Deutschlands als eine Norm verwendet wird, die das Verhalten muslimischer Frauen nach westlichen Prämissen prägen soll. Sie zeigt, dass dieser Dialog unter anderem darauf zielt, Geschlechterbeziehungen westlichen Musters zwar nicht per Gesetz zu erzwingen, doch im Gespräch zu fordern - so zum Beispiel, wenn beim dritten Haupttreffen der Deutschen Islam Konferenz im März 2008 den Muslimen die Identifikation nicht nur mit Verfassungsprinzipien, sondern auch mit der "deutschen Wertegesellschaft" abverlangt wird. Die Forderung, die Intimsphäre muslimischer Frauen müsse sich den Prinzipien einer sich als freiheitlich verstehenden säkularen Ordnung angleichen, ist durchaus disziplinierend angelegt. (ICE2) [106-L] Bäcker, Carsten: Staat, Kirche und Wissenschaft: theologische Fakultäten und das Neutralitätsgebot, in: Der Staat : Zeitschrift für Staatslehre und Verfassungsgeschichte, deutsches und europäisches öffentliches Recht, Bd. 48/2009, H. 3, S. 327-353 (Standort: USB Köln(38)-FHM XF7; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; dx.doi.org/10.3790/staa.48.3.327) INHALT: "Gegenstand des Artikels ist die Frage nach der verfassungsrechtlichen Zulässigkeit theologischer Fakultäten, die im Zentrum des Verhältnisses von Staat, Kirche und Wissenschaft steht. Das Bundesverfassungsgericht hat in dieser Frage kürzlich die Ansicht vertreten, theologische Fakultäten seien grundsätzlich verfassungsrechtlich zulässig. Eine Berücksichtigung des fundamentalen verfassungsrechtlichen Gebots der religiös-weltanschaulichen Neutralität des Staates, welches das Verhältnis von Staat und Kirche unter dem Grundgesetz prägt, führt dagegen zu einer differenzierteren Beschreibung der Bedingungen der Zulässigkeit theologischer Fakultäten: Theologische Fakultäten sind nur insoweit verfassungsrechtlich zulässig, wie die mit ihnen bewirkte Beeinträchtigung des Neutralitätsgebots durch eine Abwägung mit dem verfassungsrechtlich garantierten Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften gerechtfertigt werden kann." (Autorenreferat) [107-L] Basedau, Matthias; Körner, Peter: Zur ambivalenten Rolle von Religion in afrikanischen Gewaltkonflikten, (Forschung DSF, No. 18), Osnabrück 2009, 47 S. (Graue Literatur; www.bundesstiftung-friedensforschung.de/pdf-docs/berichtbasedau.pdf) INHALT: "Die Rolle von Religion in subsaharischen Gewaltkonflikten stellt ein weitgehend vernachlässigtes Forschungsfeld dar, besonders was generalisierende empirische Studien angeht. Eine von der DSF finanzierte Pilotstudie zur Ambivalenz von Religion in Gewaltkonflikten - soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 81 der ein umfangreicheres Vorhaben folgen soll - näherte sich der Thematik zunächst auf Grundlage einer umfangreichen Bibliographie, der Würdigung des Forschungsstandes und der Entwicklung von Forschungshypothesen an. Mittels der Analyse von vier Variablenclustern, nämlich a) konfliktspezifischen Merkmalen (wie Dauer, Intensität, Konfliktprävalenz), b) klassischen risk factors (wie Armut, ethnische Zersplitterung, vorherige Konflikte), c) religionsdemographischen Merkmalen (wie Anteile und Polarisierungsgrad von Gruppen) und d) Variablen, welche die Rolle von Religion in Gewaltkonflikten beschreiben (wie religiös motivierte Gewalt- oder Friedensaufrufe/ Friedensinitiativen, Überlappung von religiösen Identitäten mit Konfliktlinien, Verbindungen von Konfliktparteien und religiösen Organisationen) wurden qualitative fact sheets für 28 Konfliktfälle erstellt und in einer Datenbank erfasst, um sie auch für Korrelationsanalysen und makroqualitative Vergleichsverfahren analysefähig zu machen. Auf der deskriptiven Ebene bestätigen die Datenbankanalysen eindrucksvoll die Ambivalenz religiöser Faktoren in Gewaltkonflikten: In 19 von 28 Fällen konnten eskalierende und deeskalierende Elemente entdeckt werden, in sechs weiteren Fällen ausschließlich Deeskalation. Religion spielt damit in insgesamt 25 der 28 Fälle und damit weitaus häufiger eine Rolle als gemeinhin angenommen, auch wenn theologische Inhalte bzw. Ideen in maximal acht Fällen als Teilursachen in Betracht kommen (v.a. Sudan, Nordnigeria und Somalia). Bivariate Analysen und makroqualitative Vergleiche zeigen, dass zahlreiche religiöse Variablen einen signifikanten Einfluss auf die Konfliktwahrscheinlichkeit nach 1990 bzw. auf das Andauern des Konflikts haben (bei der Konfliktintensität sind die Ergebnisse nicht robust und für die Konfliktdauer gibt es keine Zusammenhänge). Die Überlappung religiöser und anderer Identitäten erweist sich als ähnlich einflussreich und signifikant wie Verbindungen von religiösen Organisationen und Konfliktparteien sowie der eskalierende Gebrauch religiöser Ideen durch religiöse und politische Führer (v.a. Gewaltaufrufe). Obwohl Friedensaufrufe und -initiativen häufiger beobachtbar sind, kann für sie - ebenso wie für die Existenz interreligiöser Netzwerke - kein positiver Einfluss auf Frieden festgestellt werden. Nicht-religiöse Risikofaktoren ergeben dagegen starke Zusammenhänge (v.a. Einkommen, vorheriger Konflikt, ethnische Fragmentierung), die insgesamt etwas stärker sind als die Korrelationen mit religiösen Faktoren. Unterstützung gibt es schließlich für eine 'Mobilisierungsthese': Makroqualitative Vergleiche zeigen, dass religiös begründete Gewaltaufrufe besonders dann wahrscheinlich sind, wenn religiöse mit anderen sozialen Identitäten und den Konfliktlinien parallel verlaufen und Beziehungen zwischen den Konfliktparteien und religiösen Organisationen bestehen. Allerdings muss die Vorläufigkeit der Ergebnisse betont werden, da multivariate (makroqualitative) Verfahren sowie komplexere quantitative Analysen bislang nur teilweise realisiert werden konnten und sich einige der Ergebnisse als insignifikant erweisen könnten, sobald diese durchgeführt werden. Zukünftige Forschung sollte weiter die Erhebung theoretisch relevanter, aber nicht einfach verfügbarer Informationen einschließen, und im Bereich der Forschungsstrategien eine Kombination von vergleichenden Fallstudien und makroqualitativen sowie quantitativen, multivariaten Verfahren anstreben. Nur eine stärkere Durchdringung der Thematik kann die notwendige Voraussetzung schaffen, um gezielt praktische Empfehlung für die Konfliktprävention und -lösung zu geben." (Autorenreferat) 82 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen [108-L] Basedau, Matthias: Religion und Gewaltkonflikt im subsaharischen Afrika: zur Rolle religiöser Faktoren in Benin und der Elfenbeinküste, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Sonderheft, 2009, H. 43, S. 150-177 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-FHM-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Friedensforschung hat den Einfluss von Religion in subsaharischen Gewaltkonflikten bislang kaum systematisch untersucht. Ein Vergleich von Benin und der Elfenbeinküste - die sich bezüglich religionsdemographischer Kerndaten sowie dem weiteren Risikoprofil ähneln, aber im Eskalationsniveau sehr deutlich unterschiedlich sind - zeigt eine größere Wirkung nicht-religiöser Faktoren auf Konflikte. Religiöse Faktoren üben jedoch einen verstärkenden Einfluss aus. Insbesondere zeigt sich eine Interaktion mit nicht-religiösen Faktoren, bei welcher politische Eliten und Gewaltgruppen in machtpolitischen Auseinandersetzungen eine zentrale Rolle bei der Mobilisierung religiöser und anderer Identitäten spielen." (Autorenreferat) [109-F] Benzing, Tobias, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Ziebertz, Hans-Georg, Prof.Dr.theol.Dr.rer.soc. (Leitung): Religion und Menschenrechte INHALT: Explorative Studie zur Einstellung christlicher, muslimischer und religiös nicht-gebundener SchülerInnen zu: 1. Religion (zu religiösen Symbolen wie Gott, Jesus, Muhammed, und religiöse Praxis), 2. Wertorientierungen und 3. Menschenrechten und deren Zusammenhang. GEOGRAPHISCHER RAUM: NRW, Bayern METHODE: Quantitativ-empirische Fragebogenuntersuchung. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2006-10 ENDE: 2009-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Würzburg, Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Praktische Theologie Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts (Paradeplatz 4, 97070 Würzburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0931-313131, e-mail: [email protected]) [110-L] Bizeul, Yves: Glaube und Politik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 313 S., ISBN: 978-3-531-168647 INHALT: Gegenstand des Buches ist die Untersuchung der Relevanz sowohl des religiösen wie auch des politischen Glaubens für die Politik. Der Autor geht dabei von der Tatsache aus, dass die Politik selten aus rein zweckrationalem Handeln besteht. Politische Überzeugungen entstehen nur begrenzt aus der Kraft der besseren Argumente im politischen Diskurs oder aus der Fähigkeit, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Neben den auf Diskurs- und Zweckrationalität beruhenden Legitimationsmitteln spielen vor allem nicht reflektierte vorpolitische Überzeugungen eine bedeutende Rolle sowohl bei der Stabilisierung eines politischen Systems als auch bei der politischen Mobilisierung. Sowohl das religiöse als auch das politische soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 83 belief system sind treibende Kräfte der Politik. Beide entstehen aus ihren jeweiligen sozialökonomischen Kontexten und aus der Sehnsucht des Einzelnen nach Sinn und Orientierung in einer unüberschaubaren Welt. Religiöse wie auch politische belief systems gehen dabei leicht ineinander über und können dabei ihre Gestalt ändern. In den Anfängen dominierte in der Politik ein Mix aus religiösem und politischem Glauben, bevor sich in der Moderne ein politischer Glaube mit ausgeprägten religiösen Zügen als "Surrogat" durchsetzen konnte. Heute sind entweder die beiden Glaubensarten gleichzeitig wirksam - so im Iran und zum Teil auch in den USA - oder beide finden kaum noch Beachtung - so in den neuen Bundesländern bzw. in Ungarn. Insgesamt sieht der Autor in der Erosion der großen religiösen und politischen belief systems aus der Vergangenheit die Ursache die Krisentendenzen und pathologischen Züge der Spätmoderne. (ICA2) [111-F] Böhne, Simone (Bearbeitung): Religionsfreiheit in Deutschland, Schweden und Dänemark. Verfassungsrechtliche Normen und die Lösung religiöser Konflikte INHALT: Die Gesellschaften der Länder Deutschland, Schweden und Dänemark verändern sich seit einigen Jahren spürbar in ihrer religiösen Zusammensetzung. Von homogenen, über Jahrhunderte hinweg christlich geprägten Gesellschaften, in denen Staat und Kirche/n über einen nahezu identischen Mitgliederbestand verfügten, entwickeln sie sich nunmehr zu heterogenen, pluralistischen Gesellschaften, in denen einem zunehmend indifferenten Christsein eine umso entschiedenere Anhängerschaft anderer Religionen gegenübertritt. Im Zuge dieser Entwicklung wird das Grundrecht der Religionsfreiheit immer bewusster wahrgenommen und diskutiert, wie etwa die öffentlichen Reaktionen auf das sog. Kopftuch-Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Deutschland zeigen. In Schweden führten die beschriebenen Veränderungen bereits zu einer umfassenden Reform des Verhältnisses zwischen Staat und Religionsgemeinschaften zum Jahr 2000, wodurch auch die Staatskircheneigenschaft der Schwedischen Kirche aufgehoben wurde. Angesichts der möglichen integrativen Wirkung der Religion auf der einen, sowie einer ebenso möglichen dissoziativen Wirkung insbesondere "fremder" Religionen auf der anderen Seite werden aber auch in Dänemark und Deutschland unterschiedlichste Erwartungen an den Staat herangetragen. Der durch seine Verfassung zur Neutralität gegenüber Religionsgemeinschaften verpflichtete deutsche Staat muss sich fragen lassen, wie neutral ein Staat sich in entscheidenden Situationen wirklich verhalten könne, ob er sich dementsprechend "neutral" verhalte und - wenn ja - ob es sich ein Staat in dieser Situation überhaupt noch leisten könne, gegenüber den Überzeugungen und den Lebensformen seiner Bürger eine neutrale Haltung einzunehmen. Der dänische Staat wiederum, dessen Volkskirche nach wie vor in der Form einer Staatskirche geführt wird, sieht sich zunehmend der eindeutigen Forderung ausgesetzt, Religion endlich zu dem zu machen, was sie sein sollte: eine "private Angelegenheit". Das Dissertationsvorhaben untersucht die in diesem Spannungsverhältnis de constitutione lata entscheidenden verfassungsrechtlichen Vorgaben zur Gewährung der Religionsfreiheit durch die Staaten. Wie und in welchem Umfang wird durch diese drei, in christlich geprägten Gesellschaften entstandenen und unterschiedlichste staatskirchenrechtliche Systeme normierenden Verfassungen Religionsfreiheit garantiert? Die Analyse konzentriert sich dabei auf die durch den Vergleich der drei Länder besonders hervortretenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Freiheitsgewährung. Zunächst ist hierfür der historische und gesellschaftliche Kontext der einschlägigen Normen darzustellen. Der Schwerpunkt dieses Teils der Arbeit liegt auf den Entwicklungen und Ereignissen, die zur Genese der heu- 84 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen tigen Normen geführt haben, sowie einer Beschreibung der Religiosität der Bevölkerung der untersuchten Länder. Der anschließenden Darlegung der staatskirchenrechtlichen Systeme in den untersuchten Ländern folgt der erste Hauptteil der Arbeit: der Vergleich von Gehalt und Grenzen der Religionsfreiheit nach den verfassungsrechtlichen Normen dieser Länder. Bei der Bestimmung des Gehalts dieses Grundrechts ist zunächst das Problem der Ausfüllung sog. unbestimmter Verfassungsbegriffe, wie "Religion", "Glaube" und "Gottesdienst", darzustellen. Anschließend werden die jeweils gewährten Freiheiten bestimmt und abschließend deren Grenzen herausgearbeitet. Der zweite Hauptteil der Dissertation behandelt den Bezug der soeben bestimmten Religionsfreiheit zu den Verfassungsgrundsätzen der religionsrechtlichen Parität und Neutralität sowie dem Demokratieprinzip, die alle zum Grundrecht der Religionsfreiheit in einem besonderen Verhältnis.der gegenseitigen Förderung bei gleichzeitiger Beschränkung stehen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Schweden, Dänemark METHODE: Das Grundrecht der Religionsfreiheit in Deutschland, Schweden und Dänemark soll verfassungsvergleichend untersucht werden. Dafür sollen die in den verschiedenen Ländern gewährten Rechte zunächst herausgearbeitet und in ihrem landesspezifischen Zusammenhang verstanden anschließend verglichen werden. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Greifswald, Graduiertenkolleg 619 "Kontaktzone Mare Balticum: Fremdheit und Integration im Ostseeraum" (Domstr. 9a, 17487 Greifswald) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected]) [112-F] Breitmeier, Helmut, Prof.Dr. (Leitung): Die globale Norm der Religionsfreiheit: Weltreligionen im Diskurs INHALT: Das Forschungsprojekt beleuchtet den Nexus Religion und Weltpolitik. Erst seit wenigen Jahren widmet sich die politikwissenschaftliche Forschung den Zusammenhängen von Religion und gewaltsamen Konflikten. Demgegenüber fokussiert das Projekt den friedlichen Beitrag religiöser Glaubensgemeinschaften zur Verwirklichung und Einhaltung globaler Normen. Ausgangspunkt bildet das bedrohte Menschenrecht der Religions- und Glaubensfreiheit. Warum die Religionsfreiheit so stark verletzt wird, bleibt noch weitgehend ungeklärt. Wenig Beachtung fand auch die Rolle des interreligiösen Dialogs als einem möglichen Instrument, das den Schutz der Religionsfreiheit beeinflussen und der Normverletzung entgegenwirken kann. In dem Projekt wird versucht, einen verständigungsorientierten Diskurs zwischen Christentum, Islam und Judentum zu isolieren. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Breitmeier, H.: The global norm of religious freedom: approaches to compliance in a multicultural world. 5th ECPR General Conference, 10.-12.09.2009, Potsdam. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, Fak. für Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Lehrgebiet Politikwissenschaft II Internationale Politik (58084 Hagen) KONTAKT: Leiter (Tel. 02331-987-2753, e-mail: [email protected]) soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 85 [113-F] Bugiel, Daniel Sebastian; Preuschaft, Menno, M.A. (Bearbeitung); Kalisch, Muhammad, Prof.Dr.rer.pol.Dr.phil.habil.; Stosch, Klaus von, Prof.Dr.theol.; Werbick, Jürgen, Prof.Dr.theol. (Leitung): Vergleichende Studie zu Strategien der Pazifizierung religiöser Geltungsansprüche (Projekt D12 im Forschungsfeld D Gewalt) INHALT: Gegenwärtig findet eine Diskussion darüber statt, inwieweit nicht nur religionsexternsoziale Faktoren für das Gewaltförmigwerden religiöser Traditionen verantwortlich sind, sondern vorrangig religionsinterne Dispositionen. Im Vordergrund steht die Behauptung, dass als unbedingt geltend gemachte Wahrheitsansprüche sich als gegen konkurrierende Wahrheitsansprüche gerichtet verstehen müssen und deren Delegitimation betreiben, dass sie damit auch eine politisch-gesellschaftliche Dynamik entwickeln können, konkurrierenden Glaubensgemeinschaften das Existenzrecht gewaltsam streitig zu machen. In monotheistischen Religionen sind aber auch Strategien entwickelt worden, eigene Glaubensüberzeugungen nicht als gegen andere Religionssysteme gerichtet auszuformulieren, sondern sich aus religionsinternen Gründen positiv auf deren religiöse Geltungsansprüche zu beziehen. Das Forschungsprojekt soll solche Strategien nachzeichnen und evaluieren. Gegenstand der Untersuchungen sind religiöse Selbstthematisierungsmodelle in Christentum und Islam, die es ermöglichen: 1. die eigenen normativen Geltungen als Wahrheitsansprüche auszuformulieren, so dass auch die Weigerung "der Anderen", die eigenen Geltungsansprüche vorbehaltlos anzuerkennen, wiederum aus innertheologischen Gründen hingenommen werden kann; 2. die religionsinterne Vergewisserungsdynamik soweit zu kontrollieren, dass sie sich nicht gewaltförmig gegen als Verunsicherung wahrgenommene Tendenzen und Einflüsse wehren muss. Untersucht werden Strategien einer komparativen Religionstheologie sowie theologische Versuche in Islam und Christentum, Erschütterungen und Relativierungen der religionsinternen Vergewisserung produktiv zu verarbeiten. Zu prüfen ist, inwieweit solche Modelle die gegenwärtige Kritik am Gewaltpotential monotheistischer Religionen relativieren können und inwieweit sie auf Grund einer nachvollziehbaren binnentheologischen Legitimation geeignet sind, das Selbstverständnis der jeweiligen religiösen Traditionen mitzubestimmen. Die Erarbeitung dieser Studien soll vernetzt erfolgen. Internationale Symposien sollen die Möglichkeit bieten, mit vergleichbaren Forschungsprojekten im Kontakt zu bleiben. Sie sollen darüber hinaus durch den Forschungsaustausch mit anderen Disziplinen (insbesondere Religionswissenschaft und Religionssoziologie) die "Rahmenfrage" klären helfen, welche Bedingungen gegeben sein müssen, damit die jeweiligen religionsinternen Reflexions- und Selbstthematisierungspotentiale zum Tragen kommen können und welche sozialen oder religiösen Systemzustände dies eher verhindern. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, Centrum für Religiöse Studien -CRS- (Schlossplatz 2, 48149 Münster); Universität Münster, FB 02 Katholisch-Theologische Fakultät, Seminar für Fundamentaltheologie (Johannisstr. 8-10, 48143 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Kalisch, Muhammad (Prof.Dr.Dr. e-mail: [email protected]) 86 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen [114-L] Casanova, José: Europas Angst vor der Religion, Berlin: Berlin Univ. Press 2009, 133 S., ISBN: 978-3-94043247-6 INHALT: Die drei Essays des Buchs machen deutlichen, dass das Problem des Verhältnisses von Religion und Demokratie kein intrinsisches Problem der Religion ist, sondern eher ein Problem der verbreiteten, säkularistischen Annahmen über Religion, Demokratie und ihre Beziehungen zueinander. Zumindest in Europa gibt es heute wenig Evidenz dafür, dass Religion als solche ein Problem für europäische Demokratien ist, vielmehr ist es die selbstverständliche Annahme, dass eine Demokratie säkular zu sein habe, die für den Autor problematisch ist und die dazu tendiert, Religion zu einem Problem zu machen. Dieses Argument wird in drei Schritten entwickelt. Erstens wird eine schematische Darstellung der Annahmen oder Vorurteile über das richtige Funktionieren der modernen, säkularen europäischen Demokratien geboten, die der Autor für problematisch hält. Zweitens werden diese vorwiegend normativen Annahmen mit den vergangenen und aktuellen empirischen Realitäten europäischer Demokratien kontrastiert. Schließlich zeigt ein Blick auf die gegenwärtigen Debatten in Europa, in denen Religion wieder zu einer umstrittenen Angelegenheit geworden ist, dass Religion nicht so sehr aufgrund des undemokratischen Charakters bestimmter religiöser Praktiken und/ oder Überzeugungen zum Problem oder zur vermeintlichen Bedrohung wird, sondern eher aufgrund säkularer Annahmen über den angemessenen Ort der Religion in modernen säkularen demokratischen Gesellschaften. (ICA2) [115-L] Dantschke, Claudia: Zwischen Feindbild und Partner: Die extreme Rechte und der Islamismus, in: Stephan Braun (Hrsg.) ; Alexander Geisler (Hrsg.) ; Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten : Hintergründe - Analysen - Antworten, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 440-460 INHALT: Sieht man einmal von den Bemühungen der islamistischen Muslim-Markt-Betreiber ab, auf ihrer Suche nach Kronzeugen für ihre anti-israelischen und anti-amerikanischen Verschwörungstheorien auch im rechtsextremen und rechts-esoterischen Lager zu fischen, so muss man feststellen, dass sich die Rechten wesentlich stärker mit dem Islam und dem Islamismus auseinandersetzen als umgekehrt. Selbst dort, wo es bisher zur engsten Verbrüderung zwischen den braunen und grünen Kameraden gekommen war, in der internationalen revisionistischen Szene, bröckelt das Bündnis zunehmend. Das liegt zum einen daran, dass die Szene der rechten Holocaustleugner und -Relativierer durch Strafverfolgungen und die biologische Uhr arg dezimiert wurde, zum anderen aber auch an der ernüchternden Erkenntnis auf Seiten der Rechten, für die Islamisten nur "Bauern in einem Schachspiel" zu sein. Das Wissen um die ambivalenten Diskurse und vielfältigen Strömungen des rechten Lagers, von den Neonazis bis zur Neuen Rechten, von den Esoterikern bis zu den Revisionisten, ist sowohl bei den konservativen Muslimen als auch bei den Islamisten eher dürftig. Nach wie vor findet deshalb ein Ideologietransfer statt, da nur selten die politische Herkunft entsprechender Pamphlete hinterfragt wird. Das betrifft vor allem antiamerikanische und antiisraelische Verschwörungsliteratur aus der rechtsesoterischen Szene, auch wenn die Islamisten längst die Kapitalismus-, Globalisierungs- und Zionismuskritik der radikalen Linken als gewinnbringender erkannt haben. War die Linke noch bis Ende der 80er Jahre aufgrund ihres Atheismus der Hauptfeind der Islamisten, so führt der Kampf gegen den US-Imperialismus Teile beider Szenen inzwischen zusammen. (ICF2) soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 87 [116-L] Danz, Christian; Schüßler, Werner; Sturm, Erdmann (Hrsg.): Religion und Politik, , Bd. 4/2008Berlin: Lit Verl. 2009, 218 S., ISBN: 978-3-643-50012-0 INHALT: Inhaltsverzeichnis: Christian Danz: Religion und Politik. Einführung in das Thema (713); Erdmann Sturm: Tillichs religiöser Sozialismus im Rahmen seines theologischen und philosophischen Denkens (15-34); Stefan Vogt: Die Sozialistische Entscheidung. Paul Tillich und die sozialdemokratische Junge Rechte in der Weimarer Republik (35-52); Hartmut Ruddies: Paul Tillich, Karl Barth und der religiöse Sozialismus (53-66); A. James Reimer: Paul Tillich and Carl Schmitt. The Political Nature of Theology (67-80); Jean Richard: Religion et politique. Points de vue mystique et prophetique (81-98); Ronald H. Stone: On the Boundary of Utopia and Politics (99-110); Werner Schüßler: Power and the Human Condition. Philosophico-Theological Reflections on the Nature of Power according to Tillich, Jaspers, and Rahner (111-124); Frank Schulz-Nieswandt: Paul Tillichs Onto(theo)logie der Daseinsbewältigung und die Fundierung der Wissenschaft von der Sozialpolitik (125-138); Kleinere Beiträge: Reinhold Mokrosch: Warum Tillich sich nicht auf Schelling berufen kann, aber dennoch ohne Schelling nicht denkbar ist (139-148); Tillich-Text: Kyrill Ukolov: Edition von Paul Tillichs russischem Aufsatz "Dialektische Theologie" (1925) (149-174); Bericht: Robison B. James/John Starkey/Lon Weaver: Analytical Report on Papers Delivered in Two Tillich Meetings, San Diego, CA, November, 2007 (175-188). [117-L] Denz, Rebekka: Bundistinnen: Frauen im Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund ("Bund") dargestellt anhand der jiddischen Biographiensammlung "Doires Bundistn", (Pri ha-Pardes, Bd. 5), Potsdam: Univ.-Verl. Potsdam 2009, 169 S., ISBN: 978-3-940793-58-4 INHALT: "Pri ha-Pardes (Früchte des Obstgartens) ist eine Reihe der Vereinigung für Jüdische Studien e.V., welche in Verbindung mit dem Zentrum für Jüdische Studien der Universität Potsdam publiziert wird. Pri ha-Pardes möchte kleineren wissenschaftlichen Studien, Forschungen am Rande der großen Disziplinen und exzellenten Masterarbeiten eine Publikationsplattform bieten. Im fünften Band der Reihe Pri ha-Pardes skizziert Rebekka Denz die Geschichte von Frauen im Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund ('Bund') seit seiner Gründung 1897 bis zum Jahr 1939. Durch das Prisma der gewählten Hauptquelle-die Frauenbiographien der 'Doires Bundistn', einer jiddischsprachigen Biographiensammlung verfasst von Mitgliedern des 'Bund' -werden das Mitwirken und die Bedeutung von Frauen in dieser sozialistischen, jiddischistischen Bewegung Ost(mittel)europas dargestellt. Zudem wird ein erster Versuch unternommen, diesen Teil der bundischen Parteigeschichtsschreibung hinsichtlich ihrer (Re-) Konstruktionsprinzipien zu lesen. Die Arbeit gliedert sich dabei analog zum bundischen Selbstverständnis und der geographischen Verschiebung seines Hauptwirkungsfeldes in zwei Teile: Frauen im 'Russischen Bund' (1897-1917) und Frauen im 'Polnischen Bund' (19181939). Die Auswirkungen der unterschiedlichen historischen Kontexte auf Lebensweltliche Aspekte, Tätigkeiten in Bewegung und Partei sowie Tendenzen der Lebensgestaltung der Bundistinnen werden anhand von drei Vergleichskapiteln aufgezeigt; weitere Einzelkapitel behandeln zeitspezifische Aspekte. Die Instabilität der Lebensverhältnisse für die Mitglieder im illegalen 'Russischen Bund' bzw. die größere Stabilität in der Zeit des 'Bund' in Polen als legale Partei bilden wichtige, bislang vernachlässigte Faktoren bei der Betrachtung der weiblichen Lebensmuster." (Autorenreferat) 88 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen [118-L] Eitler, Pascal: "Gott ist tot - Gott ist rot": Max Horkheimer und die Politisierung der Religion um 1968, (Historische Politikforschung, Bd. 17), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2009, 400 S., ISBN: 978-3-593-38868-7 INHALT: Die vorliegende Arbeit zeigt, dass eine im Sinne der Säkularisierungsthese eindeutige Unterscheidung zwischen Politik und Religion keineswegs selbstverständlich ist. Im Rahmen der öffentlichen Debatte um die Politisierung der Religion, der Kirche und der Theologie, so die These, wurde in den späten 1960er und 1970er Jahren und eine Reihe von "klassischen", scheinbar konstitutiven Unterscheidungen zwischen Politik und Religion - "Welt" und "Kirche" oder "Wissen" und "Glauben" -teilweise beziehungsweise mittelfristig verabschiedet, delegitimiert oder relativiert. Die Politische Theologie offerierte in dieser Zeit und etablierte in dieser Hinsicht und mit dem sogenannten "Dialog zwischen Christentum und Marxismus" einen neuartigen Bezugsrahmen, innerhalb dessen die ehedem verhältnismäßig eindeutige Grenze zwischen Politik und Religion massiv an Homogenität und Stabilität verlor. Die Arbeit zeigt dies an der "Fallgeschichte" Max Horkheimers durch die Beantwortung der Frage: War Religion um 1968 tatsächlich das "ganz Andere" (Horkheimer) der Politik? Rekonstruiert und analysiert wird in erster Linie, auf welche Weise, unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen Politik und Religion zwischen Mitte der sechziger und Mitte der siebziger Jahre miteinander identifiziert oder voneinander differenziert wurden. Inhaltsanalytisch werden die entscheidenden Deutungsmuster, Leitbegriffe und Argumentationsweisen identifiziert, die die politische und die religiöse Kommunikation in diesem Zeitraum prägte. (ICA2) [119-L] Faber, Richard: Religionspolitologie oder: Was heißt Theokratie?, in: Richard Faber (Hrsg.) ; Susanne Lanwerd (Hrsg.): Aspekte der Religionswissenschaft, Würzburg: Königshausen u. Neumann, 2009, S. 93112 INHALT: Eine Verfassungslehre muss dem Autor zufolge historisch-soziologisch gefasst werden, was dennoch erlaubt, eine "Politische Theologie" weiterzuentwickeln, wenn auch eine nicht auf Wissenssoziologie reduzierte Theologie. Nach einer solchen Wissenssoziologie, die noch Carl Schmitt vertritt, entspricht in der Neuzeit, der absoluten Monarchie der Theismus, der konstitutionellen Monarchie der Deismus und der Demokratie der Atheismus. Insgesamt entspricht der Geschichte der Verfassungen die Verfallsgeschichte des Gottesglaubens. Dementsprechend liegt das Ideal einer affirmativen "Politischen Theologie" in der Theokratie, die vom gegenrevolutionären Traditionalismus mit der legitimen Monarchie identifiziert wird: dem "Gottesgnadentum". Die Reflektionen des Autors beziehen sich unter anderem auf die charismatische Herrschaft als eine besondere Form von Theokratie, auf den Cäsaropapismus und die Hierokratie, auf die Entwicklung vom theokratischen zum soziokratischen Etatismus, auf den Gegensatz zwischen Prophetismus und Monarchismus, auf das Verhältnis von Anarchismus, Marxismus und Theologie sowie auf die politische Christologie im Gegensatz zur politischen Mythologie. (ICI2) soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 89 [120-L] Frech, Siegfried; Behringer, Jeannette (Hrsg.): Dialoge wagen: zum Verhältnis von politischer Bildung und Religion, (Didaktische Reihe), Schwalbach am Taunus: Wochenschau Verl. 2009, 349 S., ISBN: 978-3-89974-478-1 INHALT: "Die Vitalität der Religionen kann man seit geraumer Zeit an drei Erscheinungen beobachten: die Zunahme der Religiosität in der privaten Lebensorientierung, die fundamentalistische Zuspitzung vor allem in der islamischen Welt und die politische Indienstnahme der Religion für terroristisch motivierte Gewalttaten. Eine fachlich solide Analyse dieser Phänomene kann der politischen Bildung nur gelingen, wenn sie sich dabei auf Wissensbestände der Religionswissenschaft und -pädagogik bezieht. Vieles spricht dafür, dass die politische Bildung die Religion als Politikum wieder stärker in den Blick nehmen sollte. Angesichts der politischen Relevanz der Religion ist ein neuer Dialog zwischen Politik- und Religionswissenschaft und ihren Didaktikern längst überfällig. Die gegenseitige Ergänzung didaktischer Konzepte, die Etablierung eines gemeinsamen Forschungsfeldes, das die politischen Implikationen neuer Formen von Religion in den Blick nimmt, und schließlich das 'Sorgenthema' fundamentalistischer und freiheitsfeindlicher Weltbilder sind drei Felder, die sich für einen fruchtbaren Dialog anbieten." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Siegfried Frech, Ingo Juchler: Einleitung: Politik und Religion - eine vernachlässigte Frage der Politikdidaktik (12-33); Manfred Brocker: Der politisierte Fundamentalismus (34-52); Silvia Kuske: Islamismus in Deutschland (53-65); Harald Müller: Der "Clash of Civilizations" und seine Schwächen (6683); Andreas Hasenclever: Religionen - Brandbeschleuniger oder Friedensstifter? (84-107); Markus A. Weingardt: Der Dialog von Religionen: Wundermittel, Placebo oder Gift? (108124); Heiner Geißler: Die politische Botschaft des Evangeliums (125-144); Rolf Schieder: Die politische Dimension des Religionsunterrichts (145-161); Wolfgang Sander: Fremde Verwandte - Zum Verhältnis von Religionsunterricht und politischer Bildung (162-178); Bernhard Sutor: Religions- und Politikunterricht. Gemeinsamkeiten und Unterschiede (179-197); Thomas Goll: Religions- und Politikunterricht. Verbindendes und Trennendes (198-211); Ingo Juchler: Das spannungsreiche Verhältnis von Politik und Religion. Dargestellt am Beispiel von Fjodor Dostojewskijs Großinquisitor (212-233); Timo Weber-Blaser: Kultur und Entwicklung: Der Konfuzianismus als Entwicklungsfaktor (234-251); Lothar Kuld: "Früher wäre ich wohl kaum dazu gekommen, mich mit einem Obdachlosen zu unterhalten." Wirkungen des Sozialprojekts "Compassion" (252-265); Alfred Holzbrecher: Heterogenität - Diversität - Subjektorientierung. Zur Didaktik interkultureller Bildung (266-296); Iris Häuser: "...mehr als nur Gäste". Demokratisches Zusammenleben mit Muslimen in Baden-Württemberg (297-313); Helga Gisbertz, Jeannette Behringer: Werte im Überfluss? Aufgabe und Beitrag der Erwachsenenbildung zur Wertereflexion (314-334). [121-F] Große Kracht, Hermann-Josef, Dr. (Bearbeitung); Hoffmann, Stefan-Ludwig, Dr.phil. (Leitung): Zwischen Integralismus und Zivilreligion. Die 'Katholische Aktion' in Deutschland im Vergleich mit Frankreich und Polen (1945-1965) INHALT: In dem Projekt werden am Beispiel katholischer Laiengruppierungen in der Gründungs- und Konsolidierungsphase der Bundesrepublik die religiös-kulturellen Akzeptanzrahmen säkularisierter, rechtsstaatlicher Herrschaft untersucht. Analysiert werden die gesellschaftlichen und politischen Ordnungsvorstellungen katholischer Laien, die sich zwischen 1945 und etwa 1965 dem Geist der Actio Catholica, einer weltweiten päpstlichen Mobilisie- 90 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen rungskampagne zur "Verchristlichung der Gesellschaft", verpflichtet fühlten. Das Projekt soll einen Beitrag liefern sowohl zur Geschichte des deutschen Katholizismus zwischen Kriegsende und Zweitem Vatikanischem Konzil (1962-1965) als auch zur inneren Gründungs- und Integrationsgeschichte der Bundesrepublik. Untersucht wird die Transformationsgeschichte des westdeutschen Laienkatholizismus von einer defensiven, liberalismuskritischen und milieugebundenen Konfessionsgruppe hin zu einem mehrheitsorientierten "Konsenskatholizismus" in der frühen Bundesrepublik. Der Vergleich mit zeitgleichen Veränderungsprozessen innerhalb des Laienkatholizismus in Frankreich und Polen soll darüber hinaus die politisch-weltanschaulichen Integrations- bzw. Abschottungsprozesse des europäischen Katholizismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter unterschiedlichen politischen Systembedingungen im allgemeinen Kontext des Kalten Krieges in den Blick nehmen. INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0331-28991-57, Fax: 0331-28991-40, e-mail: [email protected]) [122-L] Hasenclever, Andreas: Getting Religion Right: zur Rolle von Religionen in politischen Konflikten, in: Jürgen Wilhelm (Hrsg.) ; Hartmut Ihne (Hrsg.) ; James D. Wolfensohn (Verf.v.Geleitworten,u.ä): Religion und globale Entwicklung : der Einfluss der Religionen auf die soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklung, Berlin: Berlin Univ. Press, 2009, S. 170-186 INHALT: Der Verfasser zeigt in einem ersten Schritt, dass die Rolle von Religionen in Gewaltkonflikten häufig überschätzt wird. Die religiöse Dimension vieler Gewaltkonflikte ist austauschbar. In einem zweiten Schritt wird argumentiert, dass religiöse Differenzen gleichwohl das Eskalationsrisiko politischer und ökonomischer Konflikte verschärfen können. Gleichwohl kann die Instrumentalisierung religiöser Überzeugungen bei geeigneter Instrumentalisierungsprophylaxe scheitern. In einem dritten Schritt wird anhand von Beispielen gezeigt, dass Glaubensgemeinschaften sich immer wieder aktiv für eine friedliche Bearbeitung von Konflikten und das Ende kriegerischer Auseinandersetzungen engagieren (Mosambik, Philippinen, Südafrika). (ICE2) [123-L] Holike, Christine: Islam und Geschlechterpolitiken in Indonesien: der Einzug der Scharia in die regionale Gesetzgebung, Berlin: regiospectra Verl. 2008, 101 S., ISBN: 978-3-940132-04-8 INHALT: Ohne die tiefe Verankerung des Islam in der indonesischen Bevölkerung und ohne seine Wahrnehmung als gemeinschaftsbildendes Element wäre das Aufkommen der syariat Islam in Indonesien nicht möglich. Dabei steht es außer Zweifel, dass die Propagierung der syariat Islam in Indonesien auch einen lokal verorteten Ausdruck des globalen modernistisch-islamischen Revivals darstellt. Dessen dezidiertes Ziel ist es, den Islam in die politischen Prozesse zu integrieren und ihn zur Grundlage politischen Handelns zu machen - sowohl auf der regierungspolitischen als auch auf der gesellschaftspolitischen Ebene. Doch noch ist in Indonesien dieser Diskurs weit entfernt davon, mainstream zu sein. Viel eher handelt es sich um einen aufstrebenden Diskurs, der sich u.a. über die Propagierung einer bestimmten Lesart der syariat Islam zu etablieren sucht. Im postkolonialen Indonesien legte insbesondere das Suhar- soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 91 to-Regime Wert auf die Inszenierung, Interpretation und Reproduktion der Weiblichkeit als Hüterin und Nährerin der nationalen und einheitlichen Gemeinschaft Indonesiens. Mit Hilfe dieser Konzeption wurde die zentral staatliche Kontrolle nicht nur legitimiert, sondern immer wieder auch diskursiv hergestellt. Doch das alte Regime gilt nicht mehr als legitim. Vor dem Hintergrund der Elitenfragmentierung im Kontext der Otonomi Daerah ist nun der Raum für neue und alte Akteure sowie für eine Neubesetzung des Frauenbildes geöffnet. Die mit der Propagierung der syariat Islam transportierten Weiblichkeitsentwürfe sowie die mit ihr in Zusammenhang stehende Praxis der Gewalt gegen Frauen, stellt eine Synthese dieser Momente dar. Wie aussichtsreich es ist, den islamisierten Diskurs um Weiblichkeit von Fragen der Herrschaftsbildung zu befreien, hängt von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt davon, ob und wie sehr sich das modernistische Revival in der indonesischen Politik behaupten wird - sei es in institutioneller oder diskursiver Form. Auch die Frage, ob es künftigen Regierungen gelingen wird, militante Gruppierungen durch Patronage geprägte Strukturen der Hegemoniebildung loszulösen, spielt dabei eine Rolle. (ICF2) [124-L] Hosseini, Said: Die "Partei der Kasernen": der Aufstieg der Wächterarmee, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 54/2009, H. 8, S. 80-88 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Nach dem Sturz des Schah-Regimes 1979 entschlossen sich einige kleine islamische Organisationen die an dem Grundgedanken des "politischen Islams" Khomeinischer Prägung festhielten, mit Waffengewalt den jungen islamischen Staat gegen "konterrevolutionäre Bestrebungen" zu verteidigen - zuerst unabhängig voneinander und hauptsächlich in der iranischen Hauptstadt Teheran. Sie wurden zu einem offiziellen Bestandteil der iranischen Streitkräfte, als Ajatollah Khomeini, der religiöse Führer der iranischen Revolution, im Mai 1979 durch einen Befehl jene Gruppierungen aufforderte, unverzüglich ihre Kräfte zu vereinigen und sich nun zu einer neuen Formation zusammenzuschließen. Dabei wurde der Name "Wächterarmee" gewählt, um den strukturellen Unterschied zu den regulären Streitkräften und der Spezialeinheit zu markieren. Die Wächterarmee sollte also einen neuen Typus von Militär darstellen - eine Volksarmee nach vietnamesischem Vorbild, deren Strukturen eher den Partisanen- bzw. Milizenverbänden mit relativ flachen Organisations- und Befehlsstrukturen glichen. Mit der Gründung der Wächterarmee wurde die erste islamische Parallelorganisation geboren, die dem religiösen Führer (damals Khomeini, heute Khamenei) direkt untersteht und nur ihm gegenüber Rechenschaft ablegen muss. Der Krieg der 1980er Jahre und dessen Folgen ermöglichten es der Wächterarmee, sich zur konkurrenzlosen militärischen Macht des Landes zu entwickeln. Der Deal der 90er Jahre stellte die Weichen für ihren Aufstieg zu einem der größten Unternehmen des Landes. Damit wurde der Weg zur ökonomischen Verselbstständigung der Wächterarmee, also zu ihrer wirtschaftlichen Abkopplung vom islamischen Staat, geebnet. Dass sie bis heute politisch an keine Regierung gebunden und nur dem religiösen Führer Khamenei unterstellt ist, bedeutet eine absolute Sonderstellung in den politischen Machtstrukturen des Iran. Zwar tendiert die Wächterarmee seit Jahren dazu, so die These, eine immer stärker monolithische, autonome Machtorganisation zu werden. Dennoch ist sie (noch) weit davon entfernt, die iranische Politik und Gesellschaft in ein Militärregime umzuformen. Das allein ist allerdings noch kein Grund zur Entwarnung: Denn die iranische Politik wird auch künftig mit der Wächterarmee rechnen müssen - oder mit der "Partei der Kasernen", wie die Iranerinnen und Iraner sie inzwischen nennen. (ICF2) 92 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen [125-L] Janz, Nicole; Risse, Thomas: Meine Menschenrechte - Deine Menschenrechte, in: Nicole Janz (Hrsg.) ; Thomas Risse (Hrsg.): Menschenrechte - Globale Dimensionen eines universellen Anspruchs, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2007, S. 9-16 INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen folgende Fragen: Sind Menschenrechte eine rein westliche Idee? Gibt es Religionen oder Kulturen, die mit den modernen Menschenrechten nicht vereinbar sind? Die Diskussion um die universelle Gültigkeit der Menschenrechte gehört zu den ältesten Kontroversen der Menschenrechtspolitik. Tatsache ist, dass viele Faktoren zu einer guten oder schlechten Menschenrechtssituation in verschiedenen Regionen der Erde führen können. Die Aufsatzsammlung beschäftigt sich mit dem wohl umstrittensten Argument: der Kultur. In allen Teilen der Welt gibt es heftige philosophische, theologische und politische Debatten, die dieses Thema aufgreifen. In ihren Beiträgen beschäftigen sich Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen damit, was der 'Faktor Kultur' erklären kann - und wo seine Grenzen liegen. Die Autoren zeigen, wie kulturelle und kulturrelativistische Argumente in aktuellen Debatten eingesetzt werden, und wie Vorurteile, Fehldeutungen und Missverständnisse dazu führen, dass interkulturelle Dialoge die Menschenrechtssituation in der Praxis nicht immer verbessern können. Der schlaglichtartige Blick auf den Islam im Nahen Osten, den Hinduismus in Indien, China und Konfuzianismus, auf Afrika südlich der Sahara, die Europäische Union, sowie Osteuropa und Lateinamerika beschreibt die globalen Dimensionen des universellen Anspruchs der Menschenrechte. Die geschichtliche Entwicklung von Menschenrechten weltweit, und ihr Zusammenspiel mit traditionellen Werten und kulturellen Eigenarten, werden von den Autoren analysiert und kritisch hinterfragt. In ihrem Resümee sind sich die meisten von ihnen einig: Viele Kulturen verweisen auf bestimmte Ideen, etwa von Würde oder Gleichheit, die zum universellen Menschenrechtsverständnis beitragen können. Selten halten Argumentationen im Sinne kulturell spezifischer Menschenrechtskonzepte einer kritischen Überprüfung stand - sind sie doch zumeist Argumente von Regierungschefs, die sich aus Machtinteresse gegen die Implementierung internationaler Menschenrechtsstandards aussprechen. Die Beiträge zeigen, wie solche Argumentationen ins Nichts führen. Nur durch vorurteilsfreie, informierte und klare interkulturelle Dialoge können - ohne patronisierendes Gebaren des Westens - universelle Menschenrechte in der Welt verankert werden. Vor diesem Hintergrund werden die einzelnen Beiträge des Bandes präsentiert. (ICF2) [126-L] Juan, Alexander de; Hasenclever, Andreas: Das Framing religiöser Konflikte: die Rolle von Eliten in religiös konnotierten Bürgerkriegen, in: Politische Vierteljahresschrift : Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Sonderheft, 2009, H. 43, S. 178-205 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-FHM-XE00036; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In vielen Gewaltkonflikten der Gegenwart bekämpfen sich Gegner mit unterschiedlichem Glauben. Gleichwohl argumentiert der Beitrag, dass ein unmittelbarer Einfluss religiöser Überzeugungen auf Form und Verlauf politischer Auseinandersetzungen unwahrscheinlich ist. Ausschlaggebend sind vielmehr erfolgreiche Framing-Prozesse durch gewaltbereite Eliten. Sie müssen ihre Gefolgschaft von der Notwendigkeit und Angemessenheit militärischer Mittel überzeugen. Hierzu können sie auf religiöse Legitimations- und Mobilisationsmuster zurückgreifen. Der Erfolg dieser Strategie ist aber nicht vorprogrammiert. Er hängt soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 93 unter anderem von der Glaubwürdigkeit der Eliten, von der inneren Stimmigkeit der Situationsdeutungen oder auch von der Präsenz überzeugender Gegenentwürfe ab. Der Vergleich bewaffneter Konflikte auf den Philippinen und in Thailand zeigt, dass religiöse Mobilisierungsstrategien scheitern können und es im Einzelfall durchaus Gegenmittel zur religiösen Aufladung von Konflikten gibt." (Autorenreferat) [127-F] Körner, Peter, Dr.; Vüllers, Johannes, M.A. (Bearbeitung); Basedau, Matthias, Dr. (Leitung): Religion und Bürgerkrieg: zur Ambivalenz religiöser Faktoren im subsaharischen Afrika INHALT: Nach dem 11. September 2001 und angesichts der vermeintlich steigenden Anzahl religiös motivierter Gewaltakteure und Gewaltkonflikte wächst die Besorgnis, dass Religion massiv zu Gewalt und Krieg beiträgt. Darüber gerät bisweilen das Friedens- und Deeskalationspotential in den Hintergrund, das etwa von religiösen Überzeugungen, Wertvorstellungen und religiös motivierten Vermittlungsbemühungen ausgeht. Angesichts dieser Ambivalenz der Auswirkungen von Religion auf Konflikt (Appleby 2000) stellt sich eine zentrale Forschungsfrage: Unter welchen Bedingungen trägt Religion (im subsaharischen Afrika) zu Bürgerkrieg ODER innerstaatlichem Frieden bei? Der theoretische Zugang zum Thema ist jedoch durch Komplexität gekennzeichnet. Neben der Ambivalenz ergibt sich dies aus der Multidimensionalität von Religion, die mindestens in religiöse Demographie, Identitäten, Ideen, Organisationen und Akteure bzw. Eliten aufgeschlüsselt werden kann. Überdies sind das Verhältnis dieser religiösen Dimensionen oder Faktoren untereinander und ihr relatives Gewicht gegenüber nicht-religiösen Kontextbedingungen in Rechnung zu stellen. Das komplexe Kausalgefüge wird durch die dynamische Perspektive ergänzt, da verschiedene religiöse Faktoren auch in verschiedenen Konfliktphasen divergierende Wirkungen auf Konflikte haben können. Dazu kommt, dass religiöse Faktoren nicht nur auf Konflikt wirken, sondern es auch den umgekehrten Zusammenhang (z. B. switching-Prozesse) bzw. komplexe Wechselwirkungen gibt. Während kein Mangel an theoretischen Ansätzen besteht, ist der empirische Forschungsstand defizitär: Die meisten Studien sind einseitig auf die Gewaltwirkung oder die Friedenswirkung ausgerichtet. Untersuchungen, die beide Aspekte zugleich behandeln, gibt es kaum. Generalisierende Studien sind selten und quantitative Untersuchungen beschränken sich zumeist auf - einfach zu erhebende - demographische Daten. Fallstudien teilen dieses Defizit nicht, sind aber aufgrund unterschiedlicher Fragestellungen, Ansätze und Methoden kaum vergleichbar. Bemerkenswert ist überdies, wie wenig sich die Friedens- und Konfliktforschung mit Religion in Afrika beschäftigt hat. Zumeist dominieren Zugänge über ethnische Gegensätze oder ökonomische Problemlagen und Gelegenheitsstrukturen. Die Literatur zu Fallstudien konzentriert sich auf relativ wenige Fälle (Nigeria, Südafrika, Sudan, Uganda, zuletzt auch Somalia), in denen der Faktor Religion eine hervorstechende Rolle zu besitzen scheint. Eine generalisierende Untersuchung, die Mehrdimensionalität, Kontextabhängigkeit sowie Ambivalenz berücksichtigt, gibt es im Ansatz lediglich durch eine Pilotstudie, die - von der DSF finanziert - am GIGA Institut für Afrika-Studien in Hamburg durchgeführt wurde. Auf ihren (vorläufigen) Ergebnissen und Vorarbeiten (v.a. Hypothesenapparat, Bibliographie, Datenbank, Entwicklung von Forschungsdesigns) will dieses Projekt systematisch aufbauen. Neben der übergeordneten Leitfrage zur Ambivalenz von Religion (s.o.) erwartet die Studie Forschungsergebnisse zu folgenden Aspekten: a) Multidimensionalität von Religion: Welche religiösen Faktoren (v. a. Ideen, Institutionen, Eliten)wirken sich unter welchen Umständen Gewalt oder Frieden fördernd aus? b) Relatives Gewicht von Religion: Welches relative Ge- 94 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen wicht haben religiöse Faktoren in diesem Zusammenhang? Welche anderen nicht-religionsspezifischen Faktoren wirken unabhängig oder im Verbund mit religiösen Faktoren auf Gewalt und Frieden ein? c) Dynamische Auswirkung von Religion: Inwiefern variiert die Wirkung religiöser Faktoren im zeitlichen Verlauf? Gibt es unterschiedliche Wirkungen in den verschiedenen Konfliktphasen? Inwieweit wirkt der Konflikt auf religiöse Variablen zurück? Gibt es z.B. switching-Prozesse infolge des Konfliktgeschehens? GEOGRAPHISCHER RAUM: subsaharisches Afrika METHODE: Um der Komplexität des Untersuchungsgegenstandes gerecht zu werden, setzt das Vorhaben auf die Kombination verschiedener Forschungsstrategien ("Triangulation"). Durchgeführt werden sollen: a) Ein qualitativer, sowohl diachroner als auch synchroner Small NVergleich von drei Länderfallstudien (Côte d'Ivoire, Nigeria, Tansania), die eine individualisierende Erfassung von Kausalmechanismen - besonders die Prüfung einer "Mobilisierungsthese" - erlauben. Die Länderauswahl gestattet aber durch eine Mischung von Ähnlichkeit bei religiösen Hintergrundvariablen (Demographie, Frontstellung Christentum-Islam) sowie weiteren Kontextvariablen einerseits und Differenz (Gewalt) anderseits die Isolierung spezifischer religiöser Faktoren (Organisation, Ideen/ Diskurse/ Verhalten von Führern) und damit auch nomothetische Aussagen über den Einzelfall hinaus. b) Lokalstudien, die in relevanten "hot spots" in den drei ausgewählten Ländern durchgeführt werden, und besonders die Mikroebene beleuchten. c) Ein auf Generalisierung abzielender Medium N- bzw. Large N-Vergleich, der alle subsaharischen Länder einschließt, und auf der in der Pilotstudie bereits erarbeiteten Datenbank beruht, die aber im neuen Vorhaben erheblich erweitert werden soll. ART: BEGINN: 2008-12 ENDE: 2010-11 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutsche Stiftung Friedensforschung -DSFINSTITUTION: Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien FSP 2 Gewalt und Sicherheit (Neuer Jungfernstieg 21, 20354 Hamburg) KONTAKT: Leiter (Tel. 040-428-25-517, e-mail: [email protected]); Körner, Peter (Dr. Tel. 040-428-25-549, e-mail: [email protected]); Vüllers, Johannes (Tel. 040-428-25-549, e-mail: [email protected]) [128-L] Kranemann, Benedikt; Wijlens, Myriam (Hrsg.): Religion und Laicité in Frankreich: Entwicklungen, Herausforderungen und Perspektiven, (Erfurter theologische Schriften, Bd. 37), Würzburg: Echter 2009, 165 S., ISBN: 978-3-42903037-7 INHALT: "Mehr als 100 Jahre nach der Gesetzgebung zur Laicité fragen Historiker, Theologen und Religionswissenschaftler, wie sich im Rahmen einer veränderten Gesellschaft der katholische Glaube in Frankreich gestalten kann. Wie sieht die Interaktion von Staat und Kirche aus? Wie beteiligen sich Katholiken an Politik und Kultur? Welche Rolle spielen Liturgie und Kirchenbau in der Gesellschaft? Was bedeutet der erstarkende Islam für Gesellschaft und Religionsgemeinschaften?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Benedikt Kranemann, Myriam Wijlens: Einführung (7-16); Winfried Becker: Christliche Parteien im Frankreich des 19. und 20. Jahrhunderts (17-34); Astrid Reuter: Religionsmigration - Der Islam in Frankreich und Deutschland (35-56); Alfred Grosser: Katholische Kirche in Frankreich (57-68); Bischof Marc Stenger: Laicité und ihre Bedeutung für die Verfassung Europas (69-78); Arnaud JoinLambert: Personalisierte Staatsgottesdienste als theologische Herausforderung - Die Gottesdienste in der Öffentlichkeit als theologisch-praktische Frage (79-94); Michael Hochschild: Jenseits der Voltairomania - Über die neue Gedächtnisschleife des französischen Laizismus soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 95 (95-108); Laurent Villemin: Die gegenwärtige französische Theologie (109-124); Klaus Nientiedt: Kirche und postkirchliche Gesellschaft in Frankreich (125-140); Walter Zahner: Auf der Suche nach einem zeitgemäßen Ort der Liturgie - Der Kirchenbau in Frankreich im 20. Jahrhundert (141-166). [129-F] Kurschat, Andreas, M.A.; Leibold, Stefan, Dr.theol.; Hinz, Almut (Bearbeitung); Reuter, Hans-Richard, Prof.Dr.theol.; Meireis, Torsten, Priv.Doz. Dr.theol.; Gabriel, Karl, Prof.em.Dr.theol.Dr.soz.wiss.; Große Kracht, Hermann-Josef, Dr.theol. (Leitung): Die religiöse Tiefengrammatik des Sozialen. Die Bedeutung der Religionsgemeinschaften für den normativen Hintergrund europäischer Wohlfahrtsstaatlichkeit (Projekt A7 im Forschungsfeld A Normativität) INHALT: Die Debatten um das Selbstverständnis und die Wertgrundlagen des 'europäischen Sozialmodells' spielen in den Identitätsbildungsprozessen der Europäischen Union eine elementare Rolle. Die modernen europäischen Wohlfahrtsstaaten sind aus komplexen Kooperations-, Bekämpfungs- und Transformationskonstellationen zwischen Staat und religiösen Glaubensgemeinschaften entstanden, die bisher nur anfangsweise aufgearbeitet worden sind. Unübersehbar ist, dass die normative 'Tiefengrammatik' des modernen Wohlfahrtsstaates in hohem Maße, wenn auch in hochgradig diffuser Weise, durch religiös vermittelte Wohlfahrtsimpulse und Wertmuster geprägt worden ist - und bis heute geprägt wird, wobei sich das Spektrum beteiligter Konfessionen und Religionen durch die Arbeitsmigration und die Individualisierung moderner Religiosität deutlich verbreitert hat. Die Erhebung der 'religiösen Tiefengrammatik' moderner Wohlfahrtsstaatsarrangements hat es mit einer komplexen Gemengelage zu tun. Da der national und regional unterschiedliche Einfluss bestimmter Religionen und Konfessionen oder Strömungen, der spezifische Typus des jeweils ausgebildeten Wohlfahrtsmodells sowie die Differenzen und unterschiedlichen Wirkungsweisen innerhalb der religiösen Gemeinschaften zu berücksichtigen sind, legt sich eine zweistufige Vorgehensweise nahe. Zunächst wird die vergleichsweise vertraute und in ihren Quellen gut zugängliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland fokussiert; in einer zweiten Ausbaustufe soll sich der Blick dann auf weitere Typen europäischer Wohlfahrtsstaatlichkeit richten. Während das vergleichsweise schmale Segment an religiösen Einflüssen interessierter neuerer Wohlfahrtsforschung in der Regel eine politologische oder religionswissenschaftliche Perspektive verfolgt und auf Westeuropa begrenzt ist, geht es hier um eine geographische und perspektivische Ergänzung dieser Sichtweise. Einerseits soll die bisherige Forschung durch den Blick nach Ost- und Südosteuropa erweitert werden. Andererseits verfolgt das Projekt das Ziel, die theologische Perspektive, gleichsam die Binnensicht der religiösen Gemeinschaften, in das Gesamttableau zu integrieren, und kann dabei auf Vorarbeiten der Antragsteller aufbauen. Das Projekt verfolgt auf jeder Ausbaustufe drei Teilvorhaben. Zielt das erste auf die Etablierung eines interdisziplinären, interkonfessionellen bzw. -religiösen und internationalen webgestützten Forschungsnetzwerks, richtet sich das zweite auf die Veranstaltung einer international besetzten wissenschaftlichen Konferenz und das dritte auf regionale Veranstaltungen und Veröffentlichungen zur Verdeutlichung der Relevanz der Thematik in der politischen Öffentlichkeit. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, FB 01 Evangelisch-Theologische Fakultät, Institut für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften -IfES- (Universitätsstr. 13-17, 48143 Münster); Universität Münster, FB 02 Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Christliche Sozial- 96 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen wissenschaften (Hüfferstr. 27, 48149 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Reuter, Hans-Richard (Prof.Dr. e-mail: [email protected]) [130-L] Leininger, Julia: Religion und Demokratisierung am Beispiel islamischer Akteure in Mali: Implikationen für internationale Demokratieförderung, in: Jürgen Wilhelm (Hrsg.) ; Hartmut Ihne (Hrsg.) ; James D. Wolfensohn (Verf.v.Geleitworten,u.ä): Religion und globale Entwicklung : der Einfluss der Religionen auf die soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklung, Berlin: Berlin Univ. Press, 2009, S. 229-249 INHALT: Am Beispiel Malis wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung islamische Akteure für die Festigung demokratischer Institutionen, Einstellungen und Verhaltensweisen haben. Der Beitrag beginnt mit einem historischen Abriss der Demokratisierung Malis und der Rolle islamischer Akteure. Im zweiten Schritt werden fünf unterschiedliche Bedeutungen islamischer Akteure in der malischen Gesellschaft und Politik herausgearbeitet, um deren Wirkung auf Demokratisierung aufzuzeigen (Institutionalisierung politischer Akteure, legitimatorische Funktion, gesellschaftspolitische Bedeutung, oppositionelle Rolle, soziale Rolle). Abschließend werden Lehren aus der (un)demokratischen Rolle islamischer Akteure in Mali für die internationale Demokratieförderung gezogen. (ICE2) [131-F] Maud, Jovan, Dr. (Bearbeitung): Transnational religious networks and state formation in Thailand INHALT: Expanding upon the researcher's PhD research on the popular southern Thai Buddhist 'saint', Luang Pho Thuat, and the impact of cross-border tourism on southern Thai religious life, this study will develop an understanding of transnational religious networks between Thailand and elsewhere in East- and Southeast Asia. In particular, the research will focus upon the impact of ethnic Chinese pilgrimage and patronage, including 'sacred tourism', on religious sites, practices and traditions located within Thailand. Among Chinese networks of East- and Southeast Asia, Thailand has a reputation as a site of spiritual potential. Consequently, Thailand-based ritual specialists, sacred sites, and religious objects are widely sought after and patronised. With rising affluence, increasing intra-Asian tourism, and the growing economic power of Mainland China, the transnational impacts of Chinese patronage are having an ever greater impact on religious and spiritual practices in Thailand. Rather than focusing on a particular religious tradition, his research will deal with the complex of religious forms and practices produced by the interaction of religious traditions - including Theravada Buddhism, Mahayana Buddhism, folk Taoism and other forms spiritualism - across ethnic and national boundaries. A central research question is how do such religious networks, and the forms of charisma that infuse them with energy, intersect with state-enforced symbolic orders and technologies of control? In countries such as Thailand, where ethno-nationalist sentiment is strongly connected to the purity of an orthodox Theravada Buddhist order, the proliferation of hybridising transnational spirituality problematises the national order of things. At the same time, however, transnational religious patronage, while introducing a variety of un- soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 97 orthodoxies, may arguably sustain the process of state formation.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Thailand ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften (Postfach 2833, 37018 Göttingen) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0551-4956-126, Fax: 0551-4956-173, e-mail: [email protected]) [132-L] Meier, Heinrich: Die Lehre Carl Schmitts: vier Kapitel zur Unterscheidung politischer Theologie und politischer Philosophie, Stuttgart: Metzler 2009, 304 S., ISBN: 978-3-476-02314-8 INHALT: Die Politische Theologie setzt den Glauben an die Wahrheit der Offenbarung voraus. Sie ordnet ihr alles unter, und sie führt alles auf sie zurück. Indem sie ihre Verbindlichkeit verficht, stellt sie sich in den Dienst des Gehorsams. Um ihr oder sich selbst zu gehorchen, muss sie "Theorie" aus Gehorsam, für den Gehorsam und um des Gehorsams willen, sein wollen. Die Moral ist somit ihr Prinzip im doppelten Sinne. Sie steht am Anfang der Politischen Theologie, und sie bleibt deren bestimmender Grund. Dieses Grundverhältnis verdient um so mehr Beachtung, als die Politische Theologie in concreto unterschiedliche Positionen zur Moral vertreten kann. Dass die Lehren und Forderungen, die der glaubende Gehorsam aus der Offenbarung herzuleiten vermag, voneinander abweichen und einander sogar widersprechen können, widerspricht indes nicht dem Prinzip, das die Politische Theologie regiert. Wenn es wahr ist, dass das Moralische keinen Bestand hat ohne das Theologische, dann ist es gewiss nicht weniger wahr, dass die Politische Theologie nicht zu denken und nicht zu verstehen ist ohne den Primat, den sie der Moral einräumt. Für Schmitts Politische Theologie erklären sich die Abweichungen und Widersprüche der politisch-theologischen Positionen aus deren Geschichtlichkeit. Sie ergeben sich eben daraus, dass das Gebot des geschichtlichen Handelns als verbindlich anerkannt und dass auf den historisch einmaligen Ruf eine Antwort in der Zeit versucht wird. Dass in Schmitts Politischer Theologie die lex naturalis keinen Ort hat, spricht nicht gegen ihre Konsequenz. Schmitt wäre jedenfalls nicht der erste, der die Erkennbarkeit des "natürlichen Gesetzes" durch die menschliche Vernunft leugnete und sich dabei auf seinen Glauben an die Offenbarung, insbesondere an die Wahrheit der Erbsündenlehre, stützte. Am wenigsten spricht gegen ihre innere Folgerichtigkeit, dass Schmitt als "Kritiker der Moral" auftritt. Weder in seiner späten Auseinandersetzung mit der "Tyrannei der Werte" noch in der lebenslangen Polemik gegen die "humanitäre Moral" ist der moralische Impetus zu übersehen. Die Beweggründe seines Angriffs auf die "Herrschaft des Normativismus" liegen nicht mehr im Verborgenen als das moralische Interesse, das seine Zeitkritik insgesamt bestimmt. (ICF2) [133-F] Meyer, Hendrik, M.A.; Dehling, Jochen, M.A.; Grabau, Martina (Bearbeitung); Schubert, Klaus, Prof.Dr. (Leitung): Der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland: Integration durch politische Steuerung? (Projekt C15 im Forschungsfeld C Integrative Verfahren) INHALT: Mit ca. vier Millionen Mitgliedern stellen die Muslime - nach Katholiken und Protestanten - die drittgrößte religiöse Gruppe in Deutschland dar. Die ökonomischen, aber auch 98 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen kulturellen und religionspraktischen Integrationsprobleme dieser Gruppe werden von der Politik zunehmend als wichtige Themenfelder beschrieben. Dies führt zu einem erhöhten Handlungsbedarf seitens der staatlichen Akteure. Mit der 2007 vom Bundesministerium des Innern gegründeten "Deutschen Islam Konferenz" (DIK) wurde daher ein Instrument geschaffen, "einen langfristig angelegten Verhandlungs- und Kommunikationsprozess zwischen Vertretern des deutschen Staates und Vertretern der in Deutschland lebenden Muslime zu initiieren" (BMI 2008). Diese Konferenz stellt damit einerseits den ersten institutionalisierten Dialog zwischen Vertretern des deutschen Staates und Vertretern der Muslime in Deutschland dar und verweist gleichzeitig auf das Problem der organisatorischen Segmentierung islamischer Interessengruppen. Die Vielfalt von islamischen Organisationen, ihre lediglich fragmentarische Vernetzung untereinander sowie der insgesamt als schleppend wahrgenommene Prozess der Selbstorganisation der Muslime werden hinsichtlich der Integrationsbemühungen staatlicher Akteure häufig als nicht ausreichend bezeichnet. Eine Folge der DIK war daher die Gründung des Spitzenverbandes "Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland" (KRM) durch die vier großen Dachverbände "Zentralrat der Muslime in Deutschland", der "TürkischIslamischen Union der Anstalt für Religion", dem "Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland" (IRD) und dem "Verband der Islamischen Kulturzentren". Diese neuen Institutionalisierungsbemühungen im Verhältnis von Staat und Muslimen in Deutschland können dabei grundsätzlich aus zwei Perspektiven betrachtet werden: Zum einen aus der Top-Down-Sicht des Staates und zum anderen aus Bottom-Up-Perspektive der unterschiedlichen Interessen der Muslime in Deutschland. Mit der durch den Staat angeregten Gründung des KRM wird zunächst aktiv ein Ansprechpartner konstruiert, um überhaupt die Bedingungen für eine koordinierte Integrationspolitik zu schaffen, so dass danach gefragt werden muss, ob der Rat eine "Brückenkopf-Funktion" zur Durchsetzung politischer Ziele erfüllt. Angesichts dieser staatlichen Einbindungsstrategie ist es beispielsweise von Interesse, ob mit der Gründung des Spitzenverbandes gleichzeitig auch eine reelle Reduzierung bzw. Bündelung von Interessenvielfalt innerhalb der muslimischen Akteure stattfindet oder ob diese staatliche Strategie nicht möglicherweise zu einer (weiteren) Ausdifferenzierung der Interessen führt. Aus Sicht des KRM geht es umgekehrt um die Interessen der im Rat assoziierten Akteure: Stellt der KRM ein geeignetes Kooperations- aber auch Emanzipationsinstrument dar? Zur Beantwortung dieser Frage muss neben der Abbildung der Interessenheterogenität und des objektiven Akteurssets auch nach den Prämissen gefragt werden, unter welchen der KRM zustande gekommen ist. Gleichzeitig ist im Hinblick auf die Einflussnahme auf politische Entscheidungen auch die Reichweite des Vertretungsanspruches des KRM gegenüber der Gesamtheit der in Deutschland lebenden Muslime von Interesse. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Forschungsschwerpunkt Regieren Lehrstuhl Deutsche Politik und Politikfeldanalyse (Scharnhorststr. 100, 48151 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Meyer, Hendrik (Tel. 0251-83-25356, e-mail: [email protected]) soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 99 [134-L] Nandy, Ashis: The demonic and the seductive in religious nationalism: Vinayak Damodar Savarkar and the rites of exorcism in secularizing South Asia, (Heidelberg Papers in South Asian and Comparative Politics, No. 44), Heidelberg 2009, 10 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:16-opus-90862) INHALT: "The relationship between religion and nationalism is explored in this paper which takes Vinayak Damodar Savarkar as its core focus of analysis. Given the incomplete process of nation-building in the case of India and the intrinsic challenge of how to cultivate a nationalism when the sense of a nation and nationality is lacking, the author discusses Savarkar's idea of Hindutva and the use of religion as a vehicle of nation-building. This, despite Savarkar's being a non-believer. The author explores parallels with Muhammad Ali Jinnah, whose project of nation and state-building is also seen in terms of political categories that were drawn from the Western experience and ideal of the Westphalian state. Exploring the love-hate relationship with Savarkar that is prevalent in contemporary India, the author probes the concerted attempt to demonise Savarkar and asks whether this is yet another means by which a young nation seeks to exorcise its past?" (author's abstract)| [135-L] Niedermeier, Alexander: Iran: Machtfaktor Basar: der politische Einfluss der iranischen Wirtschaftselite zwischen Weltmacht und Islam, München: Meidenbauer 2009, 80 S., ISBN: 978-3-89975-896-2 INHALT: "Wenn der Basar hustet, ist bald das ganze Land krank, besagt ein altes persisches Sprichwort. Der Basar ist ein elementarer Bestandteil des iranischen Wirtschaftssystems. Zugleich stellt er einen gewichtigen politischen Faktor dar. Vor allem die engen Vernetzungen der ökonomischen Elite mit den oberen Rängen des schiitischen Klerus tragen zu dieser Macht des Basars bei. 30 Jahre nach der islamischen Revolution untersucht Alexander Niedermeier erstmals systematisch die Rolle der Handelseliten bei zentralen Ereignissen der iranischen Geschichte, vom Zeitalter des Imperialismus über die Schah-Ära bis hin zum heutigen Gottesstaat. Hierbei wurde ein historischer Ansatz verfolgt, um die Transformationsprozesse der iranischen Handelseliten in ihrem geschichtlichen Zusammenhang deutlich machen zu können. Hierzu erschien es zunächst erforderlich, die eigentlichen Grenzen des betrachteten Zeitraums zu überschreiten, und im ersten Teil der Arbeit kurz die Entwicklung aufzuzeigen, welche überhaupt erst zu der Situation geführt hat, welche zu Beginn des 19. Jahrhunderts anzutreffen war. Dieses Vorspiel, in welchem die Rolle der christlichen Handelselite im safawidischen Iran beleuchtet wird, ist als besonders wichtig anzusehen, da es aufzeigt, dass es sich bei der später immer wieder auftretenden charakteristischen engen Verzahnung von Bazaar und Ulama' keineswegs um eine schon immer vorhandene historische Selbstverständlichkeit handelt. Im zweiten Teil der Arbeit erfolgt dann die sozio-politische Einordnung des Bazaars. In diesem Abschnitt wird sowohl auf die generelle Bedeutung des Bazaars im Iran eingegangen als auch auf die erwähnten besonderen Beziehungen zwischen Bazaar und Ulama'. Den Hauptabschnitt der Arbeit bildet schließlich der dritte Teil, in welchem die Entwicklung der sozio-ökonomischen und soziopolitischen Rolle der Handelselite im 19. und 20. Jahrhundert aufgezeigt wird. Hierbei wird zunächst auf die Gefährdung der traditionellen Wirtschaftsund Handelselite im 19. Jahrhundert durch die quajarische Konzessionspolitik eingegangen, und dabei insbesondere auch die Reaktionen herausgearbeitet, welche eine derartige Politik bewirkte. Ein weiterer größerer Abschnitt des dritten Teils setzt sich mit der Ent- 100 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen wicklung von Basar und Handelselite unter den Pahlawis auseinander. Der letzte Abschnitt des dritten Teils analysiert die Situation zwischen der Revolution von 1978/79 und der Gegenwart, wobei nicht nur ein besonderes Augenmerk auf die religiösen Stiftungen als Machtinstrumente der Handelselite geworfen, sondern auch ein auf gegenwärtigen Entwicklungen basierender Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen gegeben wird." (Textauszug). [136-L] Nischler, Christiane: The roots of international Islamist terrorism, (Berichte aus der Politik), Aachen: Shaker 2008, V, V, 179 S., ISBN: 978-3-8322-7719-2 INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht der internationale Terrorismus und seine Entwicklung aus den lokalen Formen zu einem Phänomen, dessen Wirkung weit von seinen Wurzeln entfernt ist. Einleitend analysiert die Verfasserin die Erscheinungsformen des internationalen Terrorismus, wobei sein ideologisches Selbstverständnis eine zentrale Dimension der Untersuchung darstellt. Sie befasst sich sowohl mit den traditionellen Formen des modernen Terrorismus als auch mit dem Wiederaufkommen des religiös inspirierten Terrorismus. In diesem Kontext thematisiert sie auch die Strategie, die organisatorischen Implikationen und die Entwicklungstrend des sog. 'Neuen Terrorismus'. Anschließend werden die Akteure auf der terroristischen Bühne präsentiert. Hier werden staatliche, individuelle und kollektive Akteure auseinandergehalten. Bei den staatlichen Akteuren werden 'Gauner'-Staaten von schwachen Staaten unterschieden. Anhand des Wechselspiels zwischen den individuellen und den kollektiven Akteuren wird verdeutlicht, wie die terroristische Umgebung die Dynamik des Terrorismus beeinflusst. Anschließend wird die ideologische Dimension des Terrorismus unter die Lupe genommen. Hier wird die Religion (der Islam) von der Ideologie (dem Islamismus) unterschieden und die Institutionalisierung des politischen Islam dargestellt. Es wird argumentiert, dass der Terrorismus nicht allein auf soziale und ökonomische Umstände zurückgeführt werden kann: Auf der Basis der Analyse von Biographien einiger Terroristen wird argumentiert, dass viele von ihnen auf einen privilegierten familiären Hintergrund zurückblicken können. Ohne den entscheidenden Einfluss der Ideologie zu berücksichtigen, ist das Phänomen des internationalen Terrorismus nicht zu verstehen. (ICF2) [137-L] Nolte, Ernst: Die dritte radikale Widerstandsbewegung: Der Islamismus, Berlin: Landtverl. 2009, 413 S., ISBN: 978-3-938844-16-8 INHALT: "Seit seinen geschichtswissenschaftlichen Anfängen in den frühen sechziger Jahren hat sich Ernst Nolte stets für das Verwirrende der Geschichte und für die jeweils 'andere Seite' der großen ideologisch-politischen Bewegungen interessiert. So auch in diesem Werk, in dem er - auf eine zunächst sehr überraschende Weise - den Islamismus, der im Westen fast durchweg als 'Widerstandsbewegung gegen die Moderne' gekennzeichnet wird, neben den Nationalsozialismus Hitlers und neben den Bolschewismus Lenins stellt. Die gewiss sehr unterschiedliche Aggressivität dieser drei Bewegungen ist allgemein bekannt. Der Idee nach dient sie der Verteidigung dessen, was ihren Anhängern jeweils als das Wertvollste gilt: die Alleinproduktivität der 'lebendigen Arbeit' im Marxismus-Leninismus, die Souveränität des Kriegerstaates im Nationalsozialismus und die Ergebung in den Willen des Schöpfers der kosmischen Harmonie im Islam. Auch dem Islamismus gegenüber, dem Hauptgegenstand des Bu- soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 101 ches, ist Ernst Noltes Interpretation in erster Linie vom Willen zum Verstehen geleitet." (Autorenreferat) [138-F] Ouazghari, Karima El (Bearbeitung): Staatliche Strategien im Umgang mit islamistischen Akteuren in arabischen Staaten (deutsch) INHALT: Islamistische Akteure sind zu einem festen Bestandteil der politischen Realität in arabischen Ländern geworden. Trotz ihrer ausgeprägten Heterogenität werden sie üblicherweise als einheitliche religiös-politische (Gewalt-)Akteure wahrgenommen, deren Handeln von fundamentalistischen Deutungen geprägt ist. Die dominante Wahrnehmung von Islamisten als inhärent repressiv widerspricht der Selbstwahrnehmung jener islamistischer Akteure, die sich als Reformer verstehen, ihre politischen Ziele mit gewaltfreien Mitteln zu erreichen versuchen und sich am pluralistisch-politischen Prozess beteiligen wollen. Seit solche moderaten islamistischen Gruppen zunehmend politische Teilhabeansprüche stellen, ist eine kontroverse Debatte über den Umgang mit diesen Akteuren entbrannt. Sowohl in arabischen als auch in westlichen Ländern ist sehr umstritten, wie ein adäquater Umgang mit ihnen aussehen kann. An dieser Auseinandersetzung setzt das Forschungsprojekt an und analysiert das Verhältnis zwischen moderaten islamistischen Akteuren und den Strategien, die arabische Regierungen für den Umgang mit diesen Akteuren entwickelt haben. Inwiefern haben sich die politischen Inhalte und die politische Praxis von Islamisten durch ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit dem jeweiligen Regime verändert? Diese Leitfrage wird mittels einer Analyse der politischen Praxis sowie einschlägiger Schriften ausgewählter islamistischer Gruppen in Tunesien und Jordanien nachgegangen. Mit der Fallauswahl werden zwei Regierungen verglichen, die sich in ihrem Umgang mit islamistischen Akteuren stark unterscheiden, obwohl die religiös-politischen Inhalte der ausgewählten Gruppen (an-nahda in Tunesien und die Islamic Action Front in Jordanien) durchaus vergleichbar sind. Während in Jordanien islamistische Akteure selektiv und partiell in den politischen Prozess eingebunden werden, spricht die tunesische Regierung, Islamisten jede politische Rolle ab. GEOGRAPHISCHER RAUM: arabische Staaten ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung -HSFK- (Baseler Straße 27-31, 60329 Frankfurt am Main) [139-L] Paarhammer, Hans; Katzinger, Gerlinde (Hrsg.): Kirche und Staat im Horizont einer globalisierten Welt, (Wissenschaft und Religion : Veröffentlichungen des Internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der Wissenschaften Salzburg, Bd. 21), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, 341 S., ISBN: 978-3-631-58314-2 INHALT: "Im März 2007 wurde vom Fachbereich Praktische Theologie - Kirchenrecht ein wissenschaftliches Symposion durchgeführt, mit dem Ziel, tiefere Einblicke in die gegenwärtige Entwicklung des Verhältnisses von Kirche und Staat in einer globalisierten Welt zu gewinnen. Näher beleuchtet wurden unter anderem die Tendenzen und Entwicklungen in der Europäischen Union und im deutschen Konkordatsrecht, die Verhältnisse in der Schweiz sowie die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Israel. Zusätzliche Schwerpunkte waren Modelle der Kirchenfinanzierung, Kirche und Schule sowie staatskirchenrechtliche Besonderheiten in ausgewählten südamerikanischen Staaten. Weitere Beiträge behandeln die 102 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen kirchliche Diplomatie sowie Fragen der kategorialen Seelsorge (Polizei- und Gefangenenseelsorge)." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Heribert Franz Köck: Rechts- und gesellschaftspolitische Voraussetzungen für das Verhältnis von Kirche und Staat in einer globalisierten Welt (9-28); Karl Edtstadler: Globalisierung und Recht (29-44); Gerlinde Katzinger: Das Verhältnis von Staat und Kirche in Europa. Tendenzen und Entwicklungen in der gegenwärtigen europäischen Union (45-66); Wilhelm Rees: "Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen" (Lk 8,3). Kirchenfinanzierung im europäischen Vergleich. Rechtsgrundlagen, Traditionen und Tendenzen (67-118); Hans Paarhammer: Die päpstliche Diplomatie. Funktionen und Aufgaben im Kontext der verschiedenen Systeme des Verhältnisses von Kirche und Staat in einer globalisierten Welt (119-140); Ariel D. Busso: Kirche und Staat in Argentinien (141-148); Stephan Haering: Neuere Entwicklungen im deutschen Konkordatsrecht (149-174); David M. Jaeger: Die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Israel (175-188); Adrian Loretan-Saladin: Kirche und Staat in der Schweiz im Horizont einer globalisierten Gesellschaft (189-212); Nikolaus Schöch: Die jüngste Entwicklung der Anerkennung (Delibation) kirchlicher Ehenichtigkeitsurteile durch staatliche Gerichte in Südamerika (213-244); Hugo Schwendenwein: Kirche und Schule in Österreich. Neueste Rechtsentwicklungen (245-284); Walter Hagel, Christine Mann: Die Pädagogischen Akademien. Von kirchlichen Privatschulen mit Öffentlichkeitscharakter zu Hochschulen für Pädagogische Berufe (285-308); Karl W. Schwarz: Polizeiseelsorge - berufsfeldbezogene Supervision vor dem Hintergrund der Religionsfreiheit. Kultusrechtliche Anmerkungen aus österreichischer Perspektive (309-326); Christian Kuhn: Die katholische Gefangenenseelsorge (327-338). [140-L] Pentz, Eva; Prack, Georg; Schmidinger, Thomas; Wittek, Thomas: "Dies ist kein Gottesstaat!": Terrorismus und Rechtsstaat am Beispiel des Prozesses gegen Mohamed M. und Mona S., (Passagen Thema), Wien: Passagen-Verl. 2008, 125 S., ISBN: 9783-85165-872-9 INHALT: Die Debatte von Fragen des dschihadistischen Terrorismus und des Umgangs eines demokratischen Rechtsstaates damit ist für die Autoren ein "Spaziergang in einem Minenfeld", um die Errungenschaften von Aufklärung und Demokratie zu verteidigen. Das Buch setzt sich mit dem Fall von Mohamed M. und Mona S. in Österreich dazu exemplarisch auseinander. Die wegen Mitgliedschaft in "einer terroristischen Vereinigung, nämlich der Al-Qaida bzw. anderer international tätiger radikal islamischer Terrornetzwerken" erstinstanzlich verurteilten Personen verweisen auf eine doppelte Bedrohung von Demokratie und Rechtsstaat: einerseits durch eine totalitäre Ideologie, die sich im Kampf gegen "den Westen" wähnt, andererseits durch eine Bekämpfung dieser Ideologie mit Mitteln, die jenen Rechtsstaat aushöhlen, den sie vorgeben zu verteidigen. Den Autoren geht es um eine kritische Darstellung des ideologischen Umfelds und der Positionen von Mohamed M. und Mona S., der polizeilichen Maßnahmen gegen die Angeklagten und der bisherigen juristischen Aufarbeitung des Falles. (ICA2) [141-L] Perels, Joachim: Glaube und Politik: der deutsche Protestantismus und das Erbe der Bekennenden Kirche, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 54/2009, H. 12, S. 95-105 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 103 INHALT: "Vor 75 Jahren setzte die Bekennende Kirche mit der - von Karl Barth formulierten theologischen Erklärung von Barmen ein großes Zeichen, das die christliche Existenz mit einem kritischen Auftrag gegenüber den politischen Herrschenden verbindet. Der Autor geht dem Widerstand der Bekennenden Kirche gegen den Nationalsozialismus auf den Grund. Dabei fragt er auch nach dem Erbe ihres Engagements in der Bundesrepublik: Wie aktuell ist das christliche Recht auf Widerstand gegen Ungerechtigkeit?" (Autorenreferat) [142-F] Polianski, Igor J., Dr. (Bearbeitung); Schaarschmidt, Thomas, Priv.-Doz.Dr. (Leitung): Atheistische Erinnerung und kommunistischer Untergang. Spätsowjetische Inszenierungen von Fortschritt und Geschichte in atheistischen Lektüren, Museen, Topographien und Riten zwischen Utopieverlust und erinnerungskultureller "Wiederverzauberung" (1957-1991) INHALT: Das Projekt schließt an das für die Gedächtnisforschung maßgebende, u.a. auf die Stätten der Verkündigung im Heiligen Land von Maurice Halbwachs zurückgehende Motiv "Religion und Erinnerung" an. Die Untersuchungsgegenstände sind aber nicht die Kirchen, sondern ihre Erinnerungsspuren im Funktions- und Speichergedächtnis des Sowjetatheismus, der sie im Spannungsfeld zwischen "Gedächtnismord" und "Erinnerungsgebot" aufbewahrte. Dieses Gedächtnis bediente sich spezieller Stätten und Medien (Atheismusmuseen, atheistische Kalender, religionsgeschichtliche Stadtrundfahrten, Malerei, Ritualorte), die im Projekt nach ihrer Funktionsweise als Gedächtnisorte befragt werden. Es wird angenommen, dass in der späten Sowjetunion die Religion als ein Gedächtnisort im Noraischen Sinne zurückkehren konnte, da sie aus der kommunikativen Alltagsgegenwart bereits eliminiert worden war. Das übergeordnete Erkenntnisinteresse des Projekts gilt den erinnerungskulturellen Ursachen der politischen Wende in der späten Sowjetunion. Speziell sollen Verschiebungen im Verhältnis von Fortschritt und Erinnerung bei der Transformation der sowjetischen "Erwartungsgesellschaft" in eine Gesellschaft der "gestorbenen Zukunft" am Beispiel der atheistischen Religionserinnerung betrachtet werden. Dieser Projektfokussierung gehen gedächtnistheoretische Vorüberlegungen und soziologisch gestützte Befunde voraus, wonach dem Religionsdiskurs eine Schlüsselrolle einerseits für den sowjetischen Erinnerungsboom und andererseits für die Erosion der kommunistischen Fortschrittsgläubigkeit seit den 1960er Jahren zukommt. Als Arbeitshypothese gilt, dass sich um die Religion ein subversiver erinnerungskultureller Gegendiskurs verdichtet und in den Rang einer normativen Vergangenheitsvergegenwärtigung erhoben hat, so dass er als "Religion des Bewahrens" und "unsichtbare Religion" beschrieben werden kann. Das Projekt untersucht eine "Wiederverzauberung" der Welt im Zeichen der "abergläubischen Verehrung der Spur", die die atheistische Gedächtnispolitik nicht einfach von außen unter Druck setze, sondern auch von innen implodieren ließ. Die Untersuchungsebenen definieren sich über den Zeitbegriff. Neben den die Vergangenheit und Zukunft vermittelnden atheistischen Einrichtungen nimmt die Untersuchung die Hauptträger des "antiquarischen Gedächtnisses" (z.B. Denkmalschutz, Memorialfriedhöfe, Ikonensammlungen) und Institutionen der Zukunftsorientierung (Futurologie, wissenschaftliche Prognostik und Fantastik, Technikausstellung) in den Blick. ZEITRAUM: 1957-1991 ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam) KONTAKT: Leiter (Tel. 0331-28991-25, Fax: 0331-28991-60, e-mail: [email protected]) 104 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen [143-L] Radler, Christopher: Islamistisch motivierte Selbstmordattentate als "Rituale der Moderne"?, (DIAS-Analyse, Nr. 39), Düsseldorf 2009, 10 S. (Graue Literatur; www.dias-online.org/fileadmin/templates/downloads/DIAS_Analysen/DIAS_Analyse_39_Radler _Selbstmordattentate_090203.pdf;www.dias-online.org/fileadmin/templates/downloads/DIAS_An alysen/DIAS_Analysis_No_40_Radler_Suicide_Attacks_090421.pdf) INHALT: Gegenstand der Untersuchung sind islamistisch-fundamentalistische Selbstmordattentate bzw. der neue Typus des Selbstmordattentäters: Mit einem Sprengstoffgürtel behangen oder in einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug oder einem Transportmittel steuert er auf sein Ziel zu und sprengt sich mit ihm in die Luft. Damit sein Anschlag gelingen kann, muss er also sterben und kann sich dieser zwingenden Kausalität nicht entziehen. Diese Anschläge setzen einen hohen Grad an Technisierung voraus und sind somit per se als Phänomene der (technischen) Moderne zu betrachten. Die Ausführungen gliedern sich in folgende Punkte:(1) Al-Qa'ida als Produkt der Moderne,(2) Al-Qa'ida und der Islam,(3) Sayyid Qutb, Dschihad und Märtyrertum in der Ideologie Al-Qa'idas sowie (4) die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA als 'Ritual der Moderne'. Bei dem internationalen salafistischen Dschihadismus Al-Qa'idas wird Religion nicht nur zu Legitimationszwecken herangezogen,sondern der Kampf wird um der Religion selbst willen geführt. Vor allem die Anschläge vom 11.09. unterstreichen dies nach Ansicht des Autors in besonders eindeutiger Weise. (ICG2) [144-L] Rost, Sophia: Ein demokratischer Weg aus dem Terrorismus im Westen: islamistischer Terrorismus, Neofundamentalismus, politische Öffentlichkeiten und die globale Zivilgesellschaft, (Politik, Gemeinschaft und Gesellschaft in einer globalisierten Welt, Bd. 9), Berlin: Lit Verl. 2009, 322 S., ISBN: 978-3-8258-1947-7 INHALT: "Die Ursachen des islamistischen Terrorismus auf nationaler Ebene werden in diesem Buch mit der Theorie der Moderne von Jürgen Habermas analysiert. Auf der transnationalen Ebene ist neben der Deterritorialisierung des Politischen auch die Deterritorialisierung der Kultur ursächlich für den islamistischen Terrorismus. Diesen negativen Konsequenzen von Globalisierung und Modernisierung wird mit dem deliberativen Ansatz von Zivilgesellschaft und politischer Öffentlichkeit von Habermas ein Konzept entgegengesetzt, das aus der gegenwärtigen Gewaltspirale von Terror und Gegenterror herausführen soll." (Autorenreferat) [145-F] Rox, Barbara (Bearbeitung); Walter, Christian, Prof.Dr.iur.; Ungern-Sternberg, Antje von, Dr. (Leitung): Integration von Muslimen als Transformationsfaktor für die Staat-Kirche-Beziehungen in England? (Projekt C11 im Forschungsfeld C Integrative Verfahren) INHALT: Das Staatskirchenrecht ist in allen europäischen Staaten eine stark historisch geprägte Materie, die durch die Zuwanderung muslimischer Migranten unter Veränderungsdruck gerät. Für Frankreich und Deutschland lassen sich die Religionsfreiheit und das Verbot der Diskriminierung aus religiösen Gründen als Instrumente zur rechtlichen Verarbeitung ausmachen. Für das Vereinigte Königreich ist die Frage nicht näher untersucht. Die jeweils eigenen historischen Erfahrungen haben in den verschiedenen europäischen Staaten unterschiedliche Mo- soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 105 delle der Zuordnung von geistlicher und weltlicher Gewalt hervorgebracht, die von der strengen laizistischen Trennung nach französischem Muster bis zu staatskirchlichen Strukturen in Großbritannien reichen. Fragen der Integration von Muslimen werden in Deutschland und Frankreich vielfach unter dem Gesichtspunkt der Religionsfreiheit und des Diskriminierungsverbots verhandelt. Dies liegt sicherlich auch daran, dass das institutionelle Recht der Zuordnung von geistlicher und weltlicher Gewalt stets auf die christlichen Kirchen bezogen war und in Anlehnung an deren Bedürfnisse oder in deren bewusster Zurückweisung entstanden ist. Eine Untersuchung des Verhältnisses der institutionellen staatskirchenrechtlichen Strukturen zum Grundrecht der Religionsfreiheit erscheint gerade für das Vereinigte Königreich von Interesse, weil die religiöse Toleranz dort eine weit in die Geschichte zurück reichende Tradition hat, gleichzeitig aber die staatskirchlichen Strukturen der anglikanischen Kirche einer konsequent neutralen Haltung des Staates entgegenstehen müssten. Welches sind die konkreten Instrumente, mit denen dieser Zielkonflikt zum Ausgleich gebracht wird? Greifen auch hier grundrechtliche Argumentationsmuster oder lassen sich im Vereinigten Königreich vielleicht auch Lösungen der religiösen Komponente des Integrationsproblems ausmachen, die jenseits streng rechtlicher Strukturen und Argumentationsmuster operieren? Eine vergleichende Analyse, welche die englische Entwicklung der französischen und deutschen gegenüberstellt, verspricht nicht nur Aufschluss über unterschiedliche Integrationsmechanismen, sondern dürfte auch das Verständnis des jeweiligen Rechtsdenkens vertiefen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Großbritannien ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, FB 03 Rechtswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Öffentliches Recht einschl. Völker- und Europarecht (Bispinghof 24/25, 48143 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0251-83-22378, e-mail: [email protected]) [146-F] Ruderer, Stephan, Dr.des.; Schnoor, Antje, M.A. (Bearbeitung); Hensel, Silke, Prof.Dr. (Leitung): Zwischen Unterstützung autoritärer Regime und Verteidigung der Menschenrechte. Die katholische Kirche in Chile und Argentinien während der Militärdiktaturen der 1970er und 1980er Jahre (Projekt D10 im Forschungsfeld D Gewalt) INHALT: Wird staatlich verübte Gewalt mit religiös begründeten Werten legitimiert, stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Kirche und Staat, von Religion und Gewalt. Die katholische Kirche befand sich in Lateinamerika seit den 1960ern bis in die 1980er in vielen Ländern im Spannungsverhältnis zwischen traditioneller Unterstützung der Obrigkeit und der Verurteilung von Menschenrechtsverletzungen. Während die chilenische Kirche zur wichtigen Säule der Opposition gegen die Militärjunta aufstieg, unterstützte die Kirchenhierarchie in Argentinien die Militärdiktatur. Ein Vergleich beider Kirchen als soziale Beziehungsgeflechte soll Auskunft darüber geben, warum eine dem Frieden verpflichtete Religionsgemeinschaft in dem einen Fall dieses Ziel verteidigte, es im anderen zugunsten anderer Werte missachtete. In der Literatur steht bei der Frage nach der Haltung der Kirche gegenüber den Militärregimes in der Regel die Kirchenhierarchie im Mittelpunkt. Die geplante Studie geht hingegen davon aus, dass diese nicht unabhängig von Aushandlungsprozessen innerhalb der Institution handeln konnte. Einfluss auf das Handeln des Episkopats nahmen sowohl der einfa- 106 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen che Klerus, Ordensgeistliche sowie Laien als auch transnationale kirchliche Einrichtungen und der Vatikan. In Chile wandte sich die Kirchenhierarchie nicht von Beginn der Diktatur an klar gegen das Regime. Die eindeutige Position gegen die Menschenrechtsverletzungen musste sich erst herausbilden. Die vergleichsweise demokratischen Strukturen in der chilenischen Kirche, die seit der strikten Trennung vom Staat in den 1920er Jahren entstanden waren, dürften hier ebenso eine Rolle gespielt haben wie die Erfolge der Reformbestrebungen in der Kirche seit den 1960er Jahren (Zweites Vatikanisches Konzil, Befreiungstheologie, Basisgemeinden). In Argentinien propagierte das Militär die Verteidigung der katholischen Nation und konnte auf die Unterstützung der Kirchenhierarchie zählen, mit der schon zuvor enge Verbindungen bestanden hatten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es in der Kirche keine Opposition gegen die Diktatur gab. Hier stellt sich daher die Frage, wie stark sie war und welche Strukturen ihre Einflussnahme verhinderten. Für beide Fälle ist zudem nach der Rolle des Vatikans, transnationaler Organisationen wie der lateinamerikanischen Bischofskonferenz und Zusammenschlüssen von Laienorganisationen zu fragen. Das Projekt wird in Verbindung mit dem Exzellenzcluster 212 "Religion und Politik" der Univ. Münster durchgeführt. ZEITRAUM: ca. 1960-1990 GEOGRAPHISCHER RAUM: Argentinien, Chile METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Münster, FB 08 Geschichte, Philosophie, Historisches Seminar Professur für außereuropäische Geschichte (Domplatz 20-22, 48143 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Leiterin (Tel. 0251-83-24356, e-mail: [email protected]) [147-L] Scharinger, Maria-Rosa: Islamismus: konkurrierende Interpretationen eines politischen Phänomens, (Studien zum Politischen Extremismus), Wiesbaden: Drewipunkt 2009, 158 S., ISBN: 978-3-941174-05-4 INHALT: Die Studie versucht folgende Fragestellungen zu klären: Was genau wird in der Extremismus- und Fundamentalismusdebatte unter dem Begriff Islamismus verstanden? Welche Diskursgemeinschaften haben sich gebildet? Wo wird Islamismus von den Diskursteilnehmern jeweils eingeordnet? Aufgrund welcher Argumente erfolgt die Verortung? Welches grundlegende Verständnis von Extremismus und Fundamentalismus verbirgt sich hinter den Positionen? Worin bestehen Perzeptionsgemeinsamkeiten bzw. -unterschiede innerhalb und zwischen den Diskursgruppen? Es geht der Autorin damit um die Aufdeckung und Analyse der verschiedenen wissenschaftlichen Positionen, die sich mit der Frage beschäftigen, wo Islamismus in der Extremismus- bzw. Fundamentalismusdebatte einzuordnen ist. Von einem wissenschaftlichen Konsens oder wenigstens einer Hauptrichtung kann keine Rede sein. Vielmehr lassen sich grob vier Linien identifizieren: Erstens jene Linie, die Islamismus als Form des Rechtsextremismus bzw. Faschismus versteht. Eine zweite Linie steht dieser Position diametral entgegen: Islamismus ist "Leninismus im islamischen Gewand" und damit eine Variante Linksextremismus. Eine dritte Linie widerspricht beiden Positionen: Islamismus ist eine besondere, eigenständige Variante des politischen Extremismus. Die vierte Linie versteht Islamismus in erster Linie als Fundamentalismus. (ICA2) soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 107 [148-L] Schindehütte, Matti Justus: Zivilreligion als Verantwortung der Gesellschaft: Religion als politischer Faktor innerhalb der Entwicklung der Pancasila Indonesiens, Hamburg: Abera Verl. 2006, 273 S., ISBN: 3934376-80-0 INHALT: Die Auseinandersetzung mit Zivilreligion erfordert, so der Verfasser, das religionssoziologische Herausarbeiten der Beziehung von Religion und gesellschaftlicher Organisationsform. Aus ihr ergibt sich die Grundfrage, inwieweit es sich bei Zivilreligion um eine religiöse Kategorie handelt, welcher Religionsbegriff ihr zu Grunde liegt und in welchem Verhältnis Religion bzw. Zivilreligion und Glaubensgemeinschaft zueinander stehen. Die Auseinandersetzung mit Zivilreligion birgt darüber hinaus die theologische Aufgabe, die partikular-religiöse Situation der Menschen deskriptiv wahrzunehmen und ihren normativen Beitrag hieraus zum 'Common Good' der Gesellschaft zu erhellen. Theologisch ist hier daran gelegen, den Religionsbegriff aus der strukturfunktionalistischen Einengung der Religionssoziologie zu lösen. Religionswissenschaftlich besteht das Interesse, einen - auf die Gesellschaft bezogen inklusivistischen Religionsbegriff zu begründen. Der Begriff Zivilreligion hat in der Vergangenheit eine derart unterschiedliche Verwendung gefunden, dass eine vorausgehende Analyse dessen, was unter Zivilreligion verstanden wird, zu leisten ist. Dies gilt sowohl für die Perspektive der "westlichen" als auch der "islamischen Welt". Anhand ausgewählter Originaltexte wird im Hauptteil der Untersuchung die These argumentiert, dass sich in Indonesien mit der Staatsgrundlage der Pancasila eine formulierte Zivilreligion entwickelt hat, welche nicht nur die Gestalt des Staates legitimiert hat, sondern darüber hinaus im Wesentlichen zum Bemühen um ein interreligiöses Miteinander innerhalb der Gesellschaft Indonesiens beigetragen hat. Zu dieser Analyse gehört zuerst und im Besonderen die Untersuchung der ihr vorausgehenden Entwicklung innerhalb des südostasiatischen Kontextes unter Berücksichtigung der Entdeckung von Religion als politischem Faktor, zweitens die Beschreibung der Elemente der Pancasila als Zivilreligion aus der Sicht ihrer indonesischen Verfasser, ausgehend von der Rede Sukarnos über die "Geburt der Pancasila" (Lahirnja Pantja-Sila) in dem eigens eingerichteten Untersuchungsausschuss zur Vorbereitung der Unabhängigkeit Indonesiens und drittens eine Darstellung der folgenden Zeit der Bewährung innerhalb der Republik Indonesiens, die sich bereits hinreichend dokumentiert findet und in welcher die Pancasila als Zivilreligion ihre freiheitliche Dynamik durch die Diktaturen allzu schnell einbüßen musste. (ICF2) [149-F] Schmidt, Christian; Schlicht, Daniela (Bearbeitung); Willems, Ulrich, Prof.Dr. (Leitung): Religion und Biopolitik (Projekt A4 im Forschungsfeld A Normativität) INHALT: Der beschleunigte Fortschritt in den Lebenswissenschaften hat in einem bisher ungekannten Maße auch die menschliche Natur der technischen Intervention erschlossen. Im Zuge dieses "Endes der Natur" (Anthony Giddens) geraten immer mehr biomedizinische Materien auf die politische Agenda gegenwärtiger Gesellschaften. Denn in der Regel besteht ein tiefgreifender moralisch-ethischer Dissens darüber, ob Techniken wie die Präimplantationsdiagnostik oder das therapeutische Klonen erlaubt oder verboten werden sollen. Zu den gesellschaftlichen Gruppen, die diese Debatten maßgeblich prägen, zählen nicht zuletzt religiöse Organisationen. Sie vertreten dabei vielfach Positionen, die auf die Verteidigung der herkömmlichen Grenzen einer technischen Verfügung über die menschliche Natur zielen. Die Legitimität und die Funktionalität solcher religiöser Interventionen im säkularen' Staat sind jedoch politisch wie politiktheoretisch (vgl. z.B. Ronald Dworkin, John Rawls, Jürgen Haber- 108 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen mas) nicht unumstritten. Auf diesem Hintergrund stellen sich mit Blick auf die Forschungsfelder Normativität und Integrative Verfahren' insgesamt vier Fragen: 1. Auf welche Weise formulieren religiöse Traditionen und Organisationen ihre bioethischen Positionen, mit welchen Sorten von Gründen machen sie ihre Positionen gegenüber unterschiedlichen Adressatenkreisen im politischen Prozess geltend und mit welchen Mitteln versuchen sie ihre Positionen durchzusetzen? 2. In welcher Weise und unter welchen Bedingungen erlangen religiöse Positionen und Argumente Einfluss auf oder Eingang in politische Entscheidungen? 3. Welche Faktoren sind bei der Entscheidung über Materien mit tiefgreifendem moralisch-ethischen Dissens für das Konfliktverhalten der Akteure und die Konfliktdynamik des politischen Prozesses verantwortlich? 4. Welche politischen Verfahren kommen bei biopolitischen Entscheidungsprozessen zur Anwendung, welchen Grad der Inklusion oder Exklusion weisen sie vor allem mit Blick auf religiöse Akteure auf und welche Effekte haben diese unterschiedlichen Verfahren und die variierenden Akteurszusammensetzungen auf die Ergebnisse, die Konfliktdynamik und die Akzeptanz der Entscheidungen? Diese Fragen sollen in einer vergleichenden Untersuchung der politischen Regulierung von Präimplantationsdiagnostik sowie therapeutischem und reproduktivem Klonen in ausgewählten OECD-Staaten und Schwellenländern seit den 1980er Jahren beantwortet werden. Die Auswahl der untersuchten Länder soll mit Blick auf die Varianz bzw. Konstanz zentraler religionspolitischer Bedingungskonstellationen wie den dominierenden religiösen Traditionen, dem Ausmaß des religiösen Pluralismus und der institutionellen Regulierung des Verhältnisses von Politik und Religion erfolgen. ZEITRAUM: seit den 1980er Jahren GEOGRAPHISCHER RAUM: ausgewählte OECDStaaten und Schwellenländer METHODE: Methodisch soll das Forschungsvorhaben als fokussierter Vergleich angelegt werden. ART: BEGINN: 2007-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft und Demokratie Professur für Politikwissenschaft, insb. Politik und Religion (Scharnhorststr. 100, 48151 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) [150-L] Schmidt, Renate: Die Welayat-e-Faqih, in: Azadeh Zamirirad (Hrsg.): Das politische System Irans, Potsdam: Univ.-Verl. Potsdam, 2009, S. 29-55 INHALT: Die Autorität der "Ulama" (islamische Rechtsgelehrte) als Oberhoheit über das islamische Gesetz bildet nach wie vor den Garant für Stabilität und gesellschaftliches Gleichgewicht im Iran. Die Ulama stellten sich schon in der Geschichte je nach Kräfteverhältnis und Interessenlage auf die eine oder andere Seite, gingen Koalitionen mit dem Schah oder der Opposition ein und handelten außerordentlich pragmatisch. Vor diesem Hintergrund ist für die Autorin auch die Beschreibung des Irans als autoritäres Regime fragwürdig. Die spezifischen Merkmale eines autoritären Regimes - beschränkter, nicht einklagbarer politischer Pluralismus; das Fehlen einer vollendeten und führenden Ideologie, dafür aber ausgeprägte Mentalitäten; das Fehlen einer extensiven oder intensiven politischen Mobilisation und ein (eingeschränktes) Führerprinzip - können nur bedingt für den Iran Anwendung finden. Pluralismus soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 109 in der "klassischen Form" existiert im Iran freilich nicht, Parteien sind zwar offiziell zugelassen, dürfen sich aber nicht an Wahlen beteiligen. Es besteht eine, wenn auch stark begrenzte Zivilgesellschaft, die eine Eigendynamik entwickelt und ein gewisses Gegengewicht zum Staat und zur herrschenden Welayat-e Faqih, zur politischen Herrschaft der islamischen Geistlichkeit, darstellt. Die Bürger können sich vergleichsweise frei bewegen, die Minderheitenpolitik und der Umgang mit Flüchtlingen sind außergewöhnlich, die Toleranz gegenüber der Bevölkerung auf den Gebieten, die nicht die islamischen Grundfesten betreffen, ist erheblich. (ICA2) [151-F] Seibert, Leif, M.A.; Hahne, Patrick, M.A. (Bearbeitung); Schäfer, Heinrich, Prof.Dr.Dr.; Streib, Heinz, Prof.Dr. (Leitung): Das Ethos religiöser Friedenstifter INHALT: In "Neuen Kriegen" - Bosnien, Libanon, Palästina etc. - sind verschiedene Religionen eskalierend aber auch deeskalierend involviert. Das Forschungsprojekt untersucht abrahamitische Religionen in diesem Kontext am Beispiel Bosnien-Herzegovinas und vergleicht religiöse Institutionen und Allianzen, die sich in der Transformation der gesellschaftlichen Konflikte friedensfördernd engagieren. Dreh- und Angelpunkt des aktuellen bosnischen Versöhnungsprozesses sind neben humanitären Hilfsprojekten vor allem interreligiöse Dialogbemühungen, insbesondere also religiöse Aufklärung und Erziehung, die auf die Überwindung religiösnationalistischer Feindbilder ausgerichtet sind. Das Spektrum der in diesem Zusammenhang relevanten Gruppen erstreckt sich von internationalen kirchen- und regierungsnahen Organisationen (Caritas, Dobrotvor, IRC etc.) bis hin zu bloß lokal operierenden Initiativen (IMIC, Oci u Oci, NoviMost etc.). Unter dem Gesichtspunkt der religiösen Organisiertheit werden zunächst in einer Querschnittsbefragung Daten zu der den relevanten Initiativen zugeschriebenen Glaubwürdigkeit erhoben (Fremdzuschreibung). Vor diesem Hintergrund werden religiöse Mentalitäten und Lebensläufe repräsentativer Mitglieder in offenen Interviews untersucht und miteinander verglichen (Selbstzuschreibung). Dies ermöglicht, individuelle und kollektive Identitäten und Strategien sowie Biografiemuster im bosnischen Friedensprozess zu eruieren, interreligiöse Übereinstimmungen herauszuarbeiten, Fremd- und Selbstwahrnehmung religiöser Friedenstifter zueinander in Beziehung zu setzen und die Akteure in ihren sozialstrukturellen Zusammenhängen zu verorten. Das Projekt zielt somit darauf ab, Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Friedenstiftern mit verschiedenartigen religiösen und konfessionellen Hintergründen zu identifizieren und zu erklären. Die zentrale Forschungsfrage lautet also: Ausgehend von der Weberschen Religionssoziologie wird eine Basis geschaffen, die eine typologisch-strukturelle Erfassung religiöser Gemeinschaften und Institutionen mit einer akteurs- und mentalitätsbezogenen Deutung habitueller und biographischer Eigenarten verbindet. Um die bei Weber bereits angelegte Verknüpfung von Klassen, Ständen, Organisiertheit und religiösen Typen auf eine zeitgemäße Art und Weise zu denken, bezieht sich das Projekt auf moderne religionssoziologische Ansätze: Neben Yingers feldtheoretischer Typologie zur religiösen Organisiertheit liegt der Schwerpunkt dabei insbesondere auf Pierre Bourdieus Theorie, die es erlaubt, sozialstrukturelle Bedingtheiten auf die religiösen Dispositionen von Akteuren zu beziehen. Im Blick auf die Entwicklung kognitiver Eigenarten erfährt die von H. Schäfer auf der Grundlage von Bourdieu entwickelte Habitusanalyse zusätzlich eine Erweiterung durch die von H. Streib gestalteten biographisch-rekonstruktiven Instrumente. Mit Hilfe dieser Methoden soll geklärt werden, wie es um die Problemlösungskapazitäten religiöser Organisationen in Bosnien-Herzegovina bestellt ist, d.h. welche religiösen Akteure 110 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen warum besonders günstige soziale Positionen für friedensförderndes Engagement besetzen. Im Projekt sollen Belege dafür gefunden werden, dass die Hauptverantwortung für religiös motiviertes peace building von der religiösen Elite an die gesellschaftliche Basis übergegangen zu sein scheint, weil die schwach organisierten Friedensinitiativen in der lokalen Bevölkerung eine größere Glaubwürdigkeit genießen. Derartige Kleinstgruppen könnten in Bosnien-Herzegovina als Multiplikatoren für Deeskalationsbemühungen fungieren und insofern die Friedensarbeit enorm vorantreiben. Leider werden insbesondere lokale Initiativen und Allianzen bislang kaum zuverlässig adressiert - und zum Teil nicht einmal benannt -, weil eine Erforschung der proprietären Eigenschaften religiöser Friedenstifter bis dato noch aussteht. Die Forschungsergebnisse und Instrumente des Projekts sollen deshalb letztlich auch internationalen NGOs und GOs zur Verfügung gestellt werden, um die effiziente Zusammenarbeit mit religiösen Netzwerken zu fördern. Darüber hinaus dienen sie zur Entwicklung normativ-theologischer Ethikansätze im Zusammenhang "Neuer Kriege". Im Rahmen des Projektes entstehen folgende Dissertationen: 1. Patrick Hahne: Religiöse Identitäten und Strategien in der Praxis bosnischer Friedensstifter; 2. Leif Seibert: "Ex sancto quodlibet. Eine religionssoziologische Studie zu Ursachen und Mitteln der Glaubwürdigkeit von institutionalisierten und nicht-institutionalisierten Religionen im Kontext der positive peace-Programmatik in Bosnien-Herzegovina?". Externe Kooperationspartner: Center for Interdisciplinary Postgraduate Studies (University of Sarajevo); Forschungsverbund Religion und Konflikt, Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bosnien-Herzegovina ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Abteilung Theologie Fach Evangelische Theologie (Postfach 100131, 33501 Bielefeld) KONTAKT: Seibert, Leif H. (Tel. 0521-106-3363, e-mail: [email protected]) [152-F] Siep, Ludwig, Prof.Dr. (Bearbeitung): Der Staat als weltliches Absolutes INHALT: In den gegenwärtigen Diskussionen über das Fundament der Menschenwürde oder den Gottesbezug der europäischen Verfassung wird vielfach die These vertreten, ohne eine religiös-transzendente Begründung von Recht und Moral drohe der Rückfall in das Zeitalter der "Staatsvergottung". Der Verfügung des Staates über die Rechte und das Leben der Individuen seien dann keine Grenzen gesetzt. Diese Gefahr potenziere sich durch die Möglichkeiten der modernen Biotechnologie (Embryonenforschung, Klonierung etc.). Als Höhepunkt der philosophischen Vergöttlichung des Staates gilt die Philosophie Hegels. Der Sinn der Hegelschen These vom Staat als "unbewegter Selbstzweck", "Gang Gottes in der Welt" etc. bedarf genauerer Klärung sowohl hinsichtlich seiner systematischen Bedeutung wie seiner historischen Prämissen. Der neuzeitliche Staat ist in einem Prozess der "Sakralisierung" (Kantorowicz) gegen die universalen Ansprüche der Kirche entstanden. Die Philosophie unterstützt diesen Anspruch durch die "säkulare" Begründung staatlicher Souveränität und Letztentscheidung auch in Religionsfragen (Hobbes). Seit Locke entwickelt sich aber auch eine Grundlegung von Menschenrechten, die staatlichen Eingriffen entzogen sein sollen. Kant und der "Deutsche Idealismus" wollen diese Rechte ebenso wie die Souveränität des Staates durch die autonome Vernunft begründen. Diese Begründung soll mit dem Christentum vereinbar, ja vom aufgeklärten Protestantismus gefordert sein. Die Letztbegründung des Staates bei Hegel sichert ihn als Garant einer Verfassung individueller Freiheitsrechte und dauerhafter Institutionen gegen soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 111 Relativierung durch theokratische oder eschatologische Tendenzen. Hegels "sakrales" Verständnis staatlicher Souveränität führt aber zu einer Vernachlässigung des Abwehrcharakters der Grundrechte und des Widerstandsrechts. Die Aufgaben einer "religionsneutralen" Begründung und Sicherung der Grundrechte, der Gewaltenteilung, des staatlichen Gewaltmonopols etc. sind aber auch nach der Epoche der Totalisierung der Staatsgewalt und in einer Periode der Erosion der Staatlichkeit (Globalisierung, "failing states" etc.) nicht obsolet. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien (Am Hügel 1, 99084 Erfurt) [153-L] Tavassoli, Gohlam-Abbas: Islamic movements in Iran, in: Azadeh Zamirirad (Hrsg.): Das politische System Irans, Potsdam: Univ.-Verl. Potsdam, 2009, S. 79-88 INHALT: Der Beitrag zeigt, dass sich die islamischen Bewegungen des Irans weniger in Parteien im herkömmlichen Sinne sondern über "Foren" artikulieren. So organisieren sich die konservativen Gruppen um die Mitglieder des Wächterrates, die Geistlichen des Expertenrates, die Prediger des Freitagsgebets, Mitglieder des Schlichtungsrates (Feststellungsrates) sowie Mitglieder des Obersten Gerichts in einer militanten Geistlichenvereinigung. Der Iran versucht heute, die Spannung zwischen Zivilgesellschaft und der religiösen Gesellschaft aufzulösen. Durch die lange Herrschaft der Diktatur im Iran und die Rolle der Religion als Opposition wird es jedoch einige Zeit dauern, bis sich ein neues System und die politische Kultur der Demokratie etablieren können und die Gesellschaft sich - auch im islamischen Sinne - "modernisiert". Gegenwärtig stehen vier politische Bewegungen im Wettstreit. Konservative und traditionelle Gruppen und Parteien wollen der Politik einen eher islamischen Charakter geben. Islamische Reformgruppen und Parteien möchten zwar den islamischen Charakter der Staatsordnung beibehalten, setzen die Betonung jedoch stärker auf die Idee der "Republik". Liberalnational-säkulare und liberalsozial-säkulare Gruppen partizipieren derzeit nicht an der Herrschaft und wirken vor allem aus dem Ausland. Zu ihnen zählen die Schah-Anhänger und kommunistische Gruppen. (ICA) [154-L] Thiele, Ulrich: Verfassung, Volksgeist und Religion: Hegels Überlegungen zur Weltgeschichte des Staatsrechts, (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, 151), Berlin: Duncker & Humblot 2008, 165 S., ISBN: 978-3-428-12602-6 INHALT: Der Autor nimmt die welthistorische Zäsur vom 11. September 2001 zum Ausgangspunkt einer Reflexion über den Zusammenhang von Religion, Verfassungsstaatlichkeit und internationalem Recht unter Bedingungen der Globalisierung. Im Rückgriff auf die rechtsund geschichtsphilosophische Auseinandersetzung zwischen den Aufklärern Hegel und Kant will Thiele einen dritten Weg beschreiten: zwischen dem Idealismus, der mit dem liberalen Verfassungsstaat das 'Ende der Geschichte' (Fukuyama) erreicht sieht, und einem zynischen Realismus, der vor einem unvermeidlichen 'Kampf der Kulturen“ (Huntington) warnt. Strittig zwischen diesen beiden Positionen ist insbesondere die Stellung der Religion zum Verfassungsstaat, mithin die Frage, ob die Verfassung streng laizistisch und neutral sein kann, oder ob sie als gelebte Verfassung auf einen kulturell-religiösen Hintergrund angewiesen ist. 112 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen Hegels Postulat einer inneren Einheit von Volksgeist, Religion und Verfassung scheint auf den ersten Blick eindeutig der zweiten Position zuzugehören. Der Autor zeigt jedoch, dass Hegel - entgegen vielen zeitgenössischen Positionen – kein statisches Komplementaritätsverhältnis zwischen den drei genannten Größen voraussetzt und daher durchaus als Theoretiker des modernen Verfassungsstaates taugt. Mit Hegel wendet sich Thiele im vierten und letzten Kapitel zeitgenössischen verfassungs- und politiktheoretischen Problemen zu und unterzieht den europäischen Verfassungsgebungsprozess, den nach Hegemonie strebenden amerikanischen Unilateralismus und den Menschenrechtsuniveralismus einer kritischen Diskussion. (ZPol, NOMOS) [155-L] Trampusch, Christine: Religion, Parteien und Industrielle Beziehungen: die Entstehung der Arbeitslosenversicherung in den Niederlanden, in: Zeitschrift für Sozialreform, Jg. 55/2009, H. 3, S. 293-316 (Standort: USB Köln(38)-Haa1648; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In der vergleichenden Wohlfahrtsstaatenforschung wird vermehrt auf den Einfluss religiöser Überzeugungen verwiesen. Als Vermittler religiöser Ideen gelten vor allem politische Parteien. Anhand einer prozessanalytischen Rekonstruktion der Entstehung der niederländischen Arbeitslosenversicherung zeigt dieser Artikel, dass der Faktor Religion nicht nur durch die politischen Parteien, sondern auch durch das Verbändesystem und die industriellen Beziehungen auf die Ausformung von Sozialpolitik wirkt." (Autorenreferat) [156-F] Trinn, Christoph, M.A. (Bearbeitung); Croissant, Aurel, Prof.Dr. (Betreuung): Systemtheoretisch-empirische Analyse zu den Dynamiken und Kausalmechanismen von Religion und Gewalt im Kontext innerstaatlicher Konflikte INHALT: Forschungsziele: 1. Erweiterung und Vertiefung des systemtheoretischen Modells innerstaatlicher Konflikte; 2. Ergründung der Ursachen innerstaatlicher religiöser Gewaltkonflikte; 3. Abklärung des Beitrags, den Religion (religiöse Fragmentierung, religiöse Organisation, Religiosität) als Erklärungsfaktor für innerstaatliche Gewaltkonflikte allgemein leistet; 4. Modellierung von Dynamiken der Ansteckung von Gesellschaften mit innerstaatlichem (religiösem) Gewaltkonflikt. ZEITRAUM: 1990-2008 METHODE: 1. Systemtheoretische Konflikttheorie; 2. Transfer naturwissenschaftlicher Konzepte in die sozialwissenschaftliche Diskussion (bspw. Attraktor, Dissipation, Selbstorganisation); 3. Qualitative Comparative Analysis (QCA); 4. Netzwerkanalyse. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Conflict Information System -CONIS-). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2011-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Heidelberg, Fak. für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Politische Wissenschaft (Bergheimer Str. 58, 69115 Heidelberg) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected]) soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 113 [157-L] Waibl-Stockner, Jasmin: "Die Juden sind unser Unglück": antisemitische Verschwörungstheorien und ihre Verankerung in Politik und Gesellschaft, (Politikwissenschaft, Bd. 157), Berlin: Lit Verl. 2009, 392 S., ISBN: 978-3-643-50019-9 INHALT: Die Verfasserin untersucht antisemitische Verschwörungstheorien, ihre Ideologien und ihre Funktionen. Darüber hinaus arbeitet sie grundlegende Elemente heraus, die sie aus dem Antisemitismus beziehen sowie die historischen Muster, die als Voraussetzung für die jeweilige Verschwörungstheorie dienen. Im ersten Teil erörtert sie Mythen und Traditionen der christlichen Judenfeindschaft und erläutert Finkelsteins umstrittene Thesen über den Umgang mit dem Holocaust. Es werden anschließend folgende Verschwörungstheorien konkretisiert und ihre Hintergründe dargestellt: (1) die 'Protokolle der Weisen von Zion' aus dem 19. Jahrhundert und ihre Wirkungsweise; (2) die Rassenpolitik des Nationalsozialismus; Auschwitz und die Notwendigkeit der Erinnerung; (3) Geschichterevisionismus und Leugnung des Holocaust; (4) Antisemitismus in Karikaturen; (5) antisemitische Weltverschwörung und der 11. September 2001. Die Verfasserin resümiert, dass trotz aller Anstrengungen insbesondere im Rahmen von Bildungseinrichtungen, gegen Antisemitismus vorzugehen, es immer wieder Menschen geben wird, die sich selbst über den Hass gegen Minderheiten und deren Ausgrenzung definieren. (ICC2) [158-L] Weingardt, Markus A.: Der Dialog von Religionen: Wundermittel, Placebo oder Gift?, in: Siegfried Frech ; Jeannette Behringer: Dialoge wagen : zum Verhältnis von politischer Bildung und Religion, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2009, S. 108-124 INHALT: Der Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, was religiöse Akteure - Gläubige, Geistliche, Repräsentanten, Gruppen, Organisationen und Bewegungen - zu einem Dialog der Kulturen beitragen können. Durch die Konzentration auf das Friedenspotenzial von Religionen in politischen Gewaltkonflikten wird ein spezifischer Ausschnitt im weiten Themenfeld "Religion und Politik" behandelt. Der Verfasser zeigt, unter welchen Bedingungen, auf welche Weise und durch welche Akteure religiöse oder interreligiöse Initiativen zur Deeskalation von Kriegen oder Bürgerkriegen oder zum Widerstand gegen repressive Regime beitragen. (ICE2) [159-L] Werkner, Ines-Jacqueline; Liedhegener, Antonius; Hildebrandt, Mathias (Hrsg.): Religionen und Demokratie: Beiträge zu Genese, Geltung und Wirkung eines aktuellen politischen Spannungsfeldes, (Politik und Religion), : VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 165 S., ISBN: 978-3-531-16641-4 INHALT: "Das Verhältnis von Religion und Demokratie gehört zu den großen Zukunftsthemen demokratischer Gesellschaften. Nachdem die Politikwissenschaft diesem Spannungsfeld lange Zeit kaum Aufmerksamkeit geschenkt hat, erfährt das Wechselverhältnis von Religion und Demokratie in jüngster Zeit eine neue Aktualität. Einen Schwerpunkt in der neueren politischen Theorie bildet dabei die Diskussion um die vorpolitischen Grundlagen des demokratischen Rechtsstaates, um die Angewiesenheit der freiheitlichen Demokratie auf religiöse Ressourcen. Der vorliegende Band greift diese Thematik auf. Er geht aber über die europazen- 114 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen trierte Ausgangsthese hinaus und verfolgt nicht nur das Verhältnis von (westlichem) Christentum und Demokratie, sondern weitet den Blick auf das Thema in anderen religiösen Großtraditionen dieser Welt. Dies geschieht mit qualitativen Einzelfallstudien, die den Zusammenhang von Religion und Demokratie im Raum des orthodoxen Christentums, im jüdisch-israelischen Kontext sowie in den religiösen Traditionen Asiens untersuchen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ines-Jacqueline Werkner & Antonius Liedhegener: Einleitung: Von "Demokratie und Religion" zu "Religionen und Demokratie" (9-16); Detlef David Bauszus: Religion, Politik und die demokratische Republik in der Analyse Alexis de Tocquevilles "Über die Demokratie in Amerika" (17-28); Christoph Seibert: Inklusion von Religion im politischen Diskurs - eine irreführende Fragestellung? Überlegungen zur Verhältnisbestimmung von öffentlicher Vernunft und Religion bei John Rawls und Jürgen Habermas (29-52); Werner Suppanz: Religion und Radikale Demokratie: Religiöse Geltungsansprüche aus der Sicht anti-fundationalistischer politischer Theorie (53-76); Matthias Morgenstern: Kirche und Demokratie: Russland und die Ukraine im Vergleich (77-96); Hans-Michael Haußig: Die Debatte um den jüdischen Staat im religiösen Judentum (97-112); Henning Klöter: Demokratie und Religion in Taiwan (113-132); Shingo Shimada: Demokratie und religiöse Erinnerungskultur in Japan: Das Beispiel des Yasukuni-Schrein (133-144); Jakob Rösel: Indiens Demokratie und Indiens Säkularismus (145-165). [160-L] Werkner, Ines-Jacqueline; Liedhegener, Antonius: Gerechter Krieg - gerechter Frieden: Religionen und friedensethische Legitimationen in aktuellen militärischen Konflikten, (Politik und Religion), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 397 S., ISBN: 978-3-531-16989-7 INHALT: "Das Buch stellt sich den essenziellen Fragen von Krieg und Frieden aus ethischer und religiöser Perspektive. Ziel ist es, die gegenwärtig stark umstrittene Lehre vom gerechten Krieg in den globalen Kontext einzubinden und aktuelle Weiterentwicklungen innerhalb - sowie außerhalb - dieser christlichen Lehre zu analysieren. Erörtert werden aktuelle theoretische Ansätze des gerechten Krieges, Gegenkonzepte wie das von den beiden großen Kirchen in Deutschland unterstützte und mitformulierte Konzept des Gerechten Friedens sowie Konzepte über Krieg und Frieden in anderen Weltreligionen. Gerade mit den weltpolitischen Veränderungen nach 1989/90 ist eine systematische Reflexion der Kriterien, unter denen militärische Interventionen erlaubt sein könnten, wieder dringend geworden, und dies nicht nur im abendländisch christlichen, sondern vor allem auch im globalen, multikulturellen und multireligiösen Kontext." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ines-Jacqueline Werkner, Antonius Liedhegener: Von der Lehre vom gerechten Krieg zum Konzept des gerechten Friedens? Einleitung (9-19); I. Zu den ideengeschichtlichen Anfängen der bellum iustum-Lehre: Andrea Keller: Die politischen Voraussetzungen der Entstehung der bellum iustum-Tradition bei Cicero und Augustinus (23-41); Gerhard Beestermöller: "Rettet den Armen und befreit den Dürftigen aus der Hand des Sünders" (Ps 82, 4). Thomas von Aquin und die humanitäre Intervention (43-67); II. Gerechter Krieg - aktuelle theoretische Diskussionen: Michael Haspel: Zwischen Internationalem Recht und partikularer Moral? Systematische Probleme der Kriteriendiskussion der neueren Just War-Theorie (71-81); Oliver Hidalgo: Der "gerechte" Krieg als Deus ex machina - ein agnostizistisches Plädoyer (83-107); Bernhard Koch: Neuere Diskussionen um das ius in bello in ethischer Perspektive (109-132); III. Gerechter Frieden? - Positionen im Christentum zu aktuellen militärischen Konflikten: Eva Senghaas-Knobloch: "... für gerechten Frieden sorgen" - Zur Einführung in die neue Friedens-Denkschrift des Rats der soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 115 EKD (135-147); Christian Polke: Gottes Friede - gerechter Friede? Ethisch-theologische Bemerkungen zum Status des Friedens aus Anlass einer neuen Denkschrift (149-168); Michael Hörter: Gerechter Friede und Terrorismusbekämpfung - Anregungen für eine ethisch verantwortbare Terrorismusbekämpfung in kirchlichen Dokumenten (169-195); Goran Bandov: Die Position der Religionsgemeinschaften im serbisch-kroatischen Konflikt in den 1990er Jahren (197-209); Doris Meyer-Ahlen: "Vor den Augen der ganzen Welt stirbt die Menschlichkeit." Bischöfliche Stellungnahmen während der Kriege in Kroatien und Bosnien und Herzegowina (1991-1995) (211-221); IV. Zur ethischen Legitimierung militärischer Gewalt in anderen Religionen: Stephan Rosiny: Der jihad. Historische und zeitgenössische Formen islamisch legitimierter Gewalt (225-244); Michael Ingber: Obligatory War, Optional War and Forbidden War - und der ersehnte Friede: Zur Lehre von Krieg und Frieden aus der Perspektive des Judentums (245-269); Michael Henkel: Shalom - Der Friedensbegriff im antiken Israel (271293); Nadine Godehardt, Oliver W. Lembcke: Gerechter Krieg und himmlische Ordnung. Chinesischer Realismus zwischen Relativismus und Universalismus (295-318); Jakob Rösel: Kennen Hindus und Buddhisten einen gerechten Krieg? (319-328); Angelika Dörfler-Dierken: Zen-Buddhismus, Samurai und die Lehre vom gerechten Krieg (329-346); Hans-Michael Haußig: With God On Our Side - Aspekte religiös legitimierter Kriege in vergleichender Perspektive (347-361); V. Öffentliche Podiumsdiskussion: Gerechter Krieg - gerechter Frieden. Religion(en) als Chance und Problem aktueller Friedensstrategien (365-394). [161-L] Wick, Lukas: Islam und Verfassungsstaat: theologische Versöhnung mit der politischen Moderne?, (Kultur, Recht und Politik in muslimischen Gesellschaften, Bd. 12), Würzburg: Ergon Verl. 2009, 196 S., ISBN: 978-3-89913-674-6 INHALT: Die Geschichte des 20. Jahrhunderts gibt genügend Hinweise, dass die formelle Existenz eines Grundrechtskatalogs allein noch keine rechtsstaatlichen Verhältnisse zu schaffen imstande ist. Selbst die sowjetische Verfassung von 1936 gewährte offiziell Meinungs-, Versammlungs- und Gewissensfreiheit und sah unabhängige Institutionen vor. Die vorliegende Arbeit widerlegt die These, Muslime seien nicht fähig, eine konstitutionelle Ordnung zu akzeptieren oder sich in eine solche zu integrieren. Die Ausführungen zeigen jedoch, dass es wenige theologische und politische Anhaltspunkte für einen Verfassungsstaat im Islam gibt. Zwischen Theorie und Praxis - zwischen Theologie und gelebter Religion - hat es jedoch auch in der islamischen Geschichte immer Spielraum für Interpretation und Pragmatismus gegeben. Eine politische Um- bzw. Durchsetzung verfassungsstaatlicher Prinzipien ist daher durchaus denkbar. In der Bewältigung ihres Lebens orientieren sich nur sehr wenige Muslime an theologischen Prinzipien, und die meisten Gläubigen sind im Alltag weit weniger dogmatisch, als dies westliche Klischees erwarten lassen. Die "normative Kraft des Faktischen" wird auch die islamische Theologie zu einem Wandel veranlassen. (ICA2) [162-F] Wieser, Marion, Mag. (Bearbeitung): Politischer und sozialer Einfluss der Religiösen Rechten in den USA INHALT: Ziel des Dissertationsprojektes ist es, den politischen Einfluss der Religiösen Rechten in den USA anhand von Fallstudien in den Bundesstaaten Georgia, Ohio, Virginia und Colorado im Wahljahr 2006 empirisch zu analysieren und detailliert die Strategien, Methoden und 116 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen Handlungsweisen der Religiösen Rechten zur Mobilisierung der Basis auf lokaler Ebene zu beschreiben sowie politikwissenschaftlich relevante Aussagen in Bezug auf Mobilisierungskraft, Rekrutierung, Finanzierung und Lobbying religiöser Gruppierungen in den USA zu machen. Neben dem politischen Einfluss soll auch die soziale Funktion der Christlichen Rechten als Trägerin von zahlreichen Sozialleistungen in den USA untersucht werden. Durch die Einrichtung von Kindergärten, Schulen, Sozialzentren, Beratungsstationen u.a. karitativen Einrichtungen scheint es der Religiösen Rechten zu gelingen, zahlreiche zusätzliche Wähler und Wählerinnen zu mobilisieren und politische Kandidaten und Kandidatinnen religiöser Prägung erfolgreich zu unterstützen. Bei der Erarbeitung des Projektes wird von der These ausgegangen, dass die Gesellschaft in den USA seit Mitte der 80er Jahre insgesamt zwar nicht wesentlich religiöser geworden ist, sich aber religiöse Gruppen verstärkt auf allen Ebenen politisch und sozial engagieren. Dies führt zu weitreichenden Veränderungen im Agenda-Setting politischer Akteure in der Innen- und Außenpolitik der USA, die mittlerweile auch Auswirkungen auf das transatlantische Verhältnis haben. Zudem können erste Anzeichen einer ähnlichen Tendenz auch im heute als "säkular" geltenden Europa beobachtet werden, so dass das Thema in naher Zukunft auch in Europa aktuell sein wird. Deshalb soll das Projekt auch den Ausgangspunkt für eine vergleichende europäische Studie bilden. Dabei soll eine Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden zur Anwendung kommen... GEOGRAPHISCHER RAUM: USA ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: Tiroler Wissenschaftsfonds -TWFFINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: Universität Innsbruck, Fak. für Politikwissenschaft und Soziologie, Institut für Politikwissenschaft (Universitätsstr. 15, 2. Stock West, 6020 Innsbruck, Österreich); Amt der Tiroler Landesregierung (Heiliggeiststr. 7-9, 6020 Innsbruck, Österreich) [163-F] Wittig, Michael, Dipl.-Pol. (Bearbeitung); Faist, Thomas, Prof.Ph.D. (Betreuung): Deutsche kirchliche Entwicklungshilfe: ein interkonfessioneller Vergleich ihrer Legitimationsstrategien und politischen Einflussnahme (Arbeitstitel) INHALT: Die heutzutage in Deutschland ansässigen kirchlichen Entwicklungsorganisationen sind sämtlich nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Manche sehen sie als zivilgesellschaftliche Organisation unter vielen, andere unterstellen ihnen keine "ehrlichen Absichten" und bezeichnen den Wunsch nach "Mission unter dem Deckmantel von Entwicklungshilfe" als die wahre Triebfeder ihres Handels. Wieder andere sehen sie gerade nach der Vertrauenskrise infolge des Veruntreuungsskandals der UNICEF als den letzten ehrlichen Advokaten und Partner der Hilfebedürftigen. Wie sich aus der Vielzahl unterschiedlicher Bewertungen kirchlichen Engagements in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ablesen lässt, müssen die Kirchen immer wieder ihr Engagement in der EZ rechtfertigen. Dafür entwickeln sie regelmäßig neue bzw. angepasste Argumentationsstränge in Form von Legitimationsstrategien, welche natürlich auf dem Selbstverständnis der Organisationen fußen. Somit spielen auch die Fragen nach der Identität und den Gründen von entwicklungspolitischem Engagement der Organisationen sowie ihre eigene Verortung innerhalb der Landschaft der Entwicklungsakteure in meiner Untersuchung eine Rolle. Diese Legitimationsstrategien von den Gründungszeiten der Organisationen an sollen in dem Forschungsprojekt analysiert und verglichen werden. Dabei werden sowohl die EZ-Organisationen innerhalb einer Konfession als auch die Akteure der verschiedenen christlichen Kirchen miteinander verglichen: auf katholischer Seite sind dies das Hilfswerk Misereor und die Katholische Zentralstelle für Entwicklung (KZE), sowie soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 117 auf evangelischer Seite die Evangelische Zentralstelle für Entwicklung (EZE), der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) und Brot für die Welt. Der Analyse zugrunde liegt die Frage, ob die Organisationen auf unterschiedliche Strategien zurückgreifen und ob sie damit zu denselben oder verschiedenen Aktionen im politischen Umfeld (Politische Aktivitäten) gelangen. Natürlich werden dabei auch die unterschiedlichen Ausrichtungen der verschiedenen EZ-Organisationen einer Kirche und die strukturellen Unterschiede der Organisationen der beiden großen christlichen Konfessionen berücksichtigt. Ziel der Untersuchung soll es sein heraus zu finden, ob es unterschiedliche Wege in der Rechtfertigungsargumentation innerhalb kirchlicher EZ-Organisationen gibt und ob diese in verschiedene Aktionen münden. ZEITRAUM: ab 1958 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland METHODE: Theoretischer Ansatz: Mit dem Ansatz der politischen Strategieanalyse (entwickelt von Raschke und Tils) wird der Strategiebildungsprozess von Legitimationsstrategien innerhalb kirchlicher EZ-Organisationen untersucht. Dabei sollen die Argumente für und wider die Entwicklung und den Einsatz der Strategien in Form politischer Einflussnahme ebenso wie die Art der am Ende des Prozesses gewählten politischen Aktivitäten und die Gründe für die jeweilige Entscheidung analysiert werden. Im Gegensatz zu Planungen, die schon konkreter vorbestimmt sind, umreißen Strategien eher den Rahmen eines Konzeptes und können dynamischer auf Veränderungen reagieren. Eben diese Dynamik lässt den akteurzentrierten Ansatz der politischen Strategieanalyse, der auf Handlungstheorien basiert, für mein Forschungsvorhaben so viel passender erscheinen, als z.B. den akteurzentrierten Institutionalismus oder andere handlungstheoretische Konzepte. Betrachtet aus der Perspektive der politischen Strategieanalyse sind die Akteure die Veränderungen bedingenden Faktoren. Auf der Basis von Analysen vergangener Erfolge und Misserfolge von Strategien können für politische Akteure sowohl für die Gegenwart prozessbegleitende Strategien als auch neue auf die Zukunft ausgerichtete Strategien entwickelt werden. Systemzusammenhänge und -eigenschaften werden lediglich als zusätzliche handlungsbeeinflussende Aspekte gewertet. "Politische Strategienanalyse ist historisch orientiert, gegenwartsbezogen oder zukunftsgerichtet möglich", umreißt Tils die Vorteile des Ansatzes (Tils, 2005). Die politische Strategieanalyse bietet den Akteuren somit auf Grund ihrer historisch verankerten Analysen einen Leitfaden, Orientierungspunkte und erfolgsversprechende Kalkulationen für aktuelle und zukünftige Strategieentwicklungen. Methodischer Ansatz: Die Dokumentenanalyse macht den Hauptteil der Arbeit aus. Der Schwerpunkt in der Literaturrecherche wird auf der Durchsicht der Gründungsakte und Satzungen sowie Eigenpublikationen der EZ-Organisationen, sowie interner Dokumente des Strategiebildungsprozesses liegen. Exemplarisch werden dafür je zwei Kampagnen der Organisationen untersucht. Das Forschungsdesign sieht im explorativen Teil der Arbeit auch Leitfaden-Interviews (problemzentrierte und situationsabhängig, narrative Interviews) mit Mitarbeitern der entsprechenden kirchlichen Institutionen sowie zum Zweck der Kontextualisierung mit externen Experten aus der Disziplin der Politikwissenschaft und -beratung vor. Zur Auswertung der Interviews wird auf die qualitative Inhaltsanalyse zurückgegriffen. Ein Kategoriensystem wird entwickelt und Kodierregeln festgelegt, um die verschiedenen Kategorien voneinander abzugrenzen. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe (anhand zweier Kampagnen pro Organisation werden die Daten erhoben) DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 15; Mitarbeiter und externe Berater der untersuchten Organisationen, ca. 5 pro Organisation; Auswahlverfahren: Quota). Dokumentenanalyse, offen (Gründungsakte, Statuten, Pressemitteilungen, Kampagnenmaterial und interne Dokumente). ART: BEGINN: 2008-04 ENDE: 2011-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Cusanuswerk Bischöfliche Studienförderung 118 soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen INSTITUTION: Universität Bielefeld, Bielefeld Graduate School in History and Sociology -BGHS- (Postfach 100131, 33501 Bielefeld); Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Transnationalisation and Development Research Center -TDRC- Arbeitsgruppe Transnationale Beziehungen und Entwicklungssoziologie - Centre on Migration, Citizenship and Development -COMCAD- (Postfach 100131, 33501 Bielefeld) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0241-4006410, e-mail: [email protected]) [164-F] Wolf, Hubert, Prof.Dr.theol.; Klapczynski, Gregor (Leitung): Katholische Kirche und moderne Staatsformen - Normen im Konflikt? (Projekt A8 im Forschungsfeld A Normativität) INHALT: Erst auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) rang sich die Kirche dazu durch, die generelle Autonomie der weltlichen Sachbereiche und die Demokratie zu akzeptieren. Aufgrund welcher normativen Kriterien hatte das kirchliche Lehramt in der Zeit davor über die Begründung "weltlichen" Rechts und die Legitimation "weltlicher" Herrschaft geurteilt? Umfangreiche Quellenbestände, die in den vatikanischen Archiven seit September 2006 neu zugänglich sind, geben erstmals Einblick in kurieninterne Diskussionen über Fragen der normativen Staatstheorie in der Zeit zwischen den Weltkriegen. Unter den Staaten, die dabei berücksichtigt werden müssen, soll beispielhaft der Österreichische "Ständestaat" genannt sein, dem der Vatikan viel Aufmerksamkeit schenkte. Mehr noch: Am autoritären Regime des 1934 ermordeten Bundeskanzlers E. Dollfuß (1892-1934) wurden andere Staaten gemessen. Das könnte daran liegen, dass der "Ständestaat" dem Idealtypus des katholischen Musterstaates in vielen Punkten recht nahe kam. In Österreich gingen Kirche und Staat eine Verbindung ein, wie sie enger und problematischer kaum hätte sein können. Zu seiner normativen Selbstlegitimation bediente sich das "austrofaschistische" Regime explizit religiöser Motivkomplexe: Nicht nur verfügte die österreichische Bundesverfassung über den viel beschworenen "Präambelgott". Mehr noch: Sie beruhe, so hieß es, auf jenen Prinzipien, die Papst Pius XI. (1922-1939) im Jahre 1931 in der Enzyklika "Quadragesimo anno" dargelegt habe. Die Normen des politischen Handelns überließ die katholische Kirche im Gegenzug ganz ihrem ständestaatlichen Bündnispartner. Schon während des Bürgerkriegs im Februar 1934 erteilte der Papst Vertretern des Regimes seinen apostolischen Segen, als diese gewaltsam gegen sozialdemokratische Oppositionelle vorgingen. Nach dem Tode Dollfuß' ließ Pius XI. gar eine Büste des Verstorbenen in seinem Arbeitszimmer aufstellen. Auf der Basis der bislang unbekannten Quellen können erstmals theologische und politische Haltungen der Kurie modernen Staatsformen gegenüber untersucht werden. Welche Strategien zur Normlegitimierung beobachtete der Vatikan in welchen Staaten? Wie beurteilte er sie, wie reagierte er auf sie, und wie definierte er jeweils die Rolle der Kirche vor Ort? Welche Wechselwirkungen in der Wahrnehmung weltweiter politischer Entwicklungen gab es? Wie stand die katholische Kirche zu Monarchien und Republiken, zu kommunistischen und faschistischen Diktaturen, wie zur Demokratie? Wo wurden, wie in Österreich, normative Synergieeffekte erzielt? Welches Instrumentarium stand zur Regulierung normativer Konvergenzen und Divergenzen bereit? Welche Mechanismen zur Begründung und Durchsetzung staatstheoretischer Prinzipien des Katholizismus wurden aktiviert? Ziel ist ein umfassender, international vergleichender Blick auf das Verhältnis von Kirche und Staat in der Moderne aus Sicht des römischen Lehramts. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative soFid Religionsforschung 2010/1 5 Religion im Politikgeschehen 119 INSTITUTION: Universität Münster, FB 02 Katholisch-Theologische Fakultät, Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte (Johannisstr. 8-10, 48143 Münster); Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien (Am Hügel 1, 99084 Erfurt); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Wolf, Hubert (Prof.Dr. e-mail: [email protected]) 120 6 soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion Organisations- und Vermittlungsformen von Religion [165-L] Arnold, Klaus: Drei Bischöfe im Fokus der Medien: publizistische Konflikte und Skandale 2007, in: Communicatio Socialis : internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft, Jg. 41/2008, Nr. 4, S. 396-411 (Standort: USB Köln(38)-M XA 01287; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "2007 boten drei Ereignisse Anlass zur medialen Skandalisierung hoher katholischer Würdenträger. Es handelte sich um zwei provokante Äußerungen - Bischof Walter Mixas Wort von der 'Gebärmaschine' und Kardinal Joachim Meisners Aussage von der 'entarteten Kunst' - sowie um die Affäre um einen rückfällig gewordenen pädophilen Priester im Bistum Regensburg. Der Beitrag stellt eine Inhaltsanalyse der Berichterstattung zu diesen drei Ereignissen vor. Im Ergebnis zeigt sich, dass in allen untersuchten Medien fast ausschließlich negative Stimmen zu Wort kamen. Damit boten die Ereignisse die Gelegenheit, einen breiten Konsens zu demonstrieren. Getroffen werden sollten mit der allgemeinen Empörung aber weniger die katholische Kirche an sich, sondern ihre konservativen Exponenten." (Autorenreferat) [166-L] Béraud, Céline; Massignon, Bérengère; Mathieu, Séverine; Willaime, Jean-Paul: The school: an appropriate institution in France for acquiring knowledge on religious diversity and experiencing it firsthand?, in: Pille Valk (Hrsg.) ; Gerdien Bertram-Troost (Hrsg.) ; Markus Friederici (Hrsg.) ; Céline Béraud (Hrsg.): Teenagers' perspectives on the role of religion in their lives, schools and societies : a European quantitative study, Münster: Waxmann, 2009, S. 131-163 INHALT: Die Verfasser geben zunächst einen Überblick über den Kontext ihres Forschungsprojekts REDCo ("Religion in Education. A contribution to Dialogue or a Factor of Conflict in Transforming Societies of European Countries") und über die Struktur ihrer Stichprobe. Im Folgenden werden die Ergebnisse im einzelnen vorgestellt: (1) Bedeutung der Religion im Leben der Schüler (religiöse Beteiligung, Sozialisation, Gespräche über Religion mit Freunden und Bekannten); (2) Bedeutung der Religion in der Schule (Stellenwert, Religionsunterricht, Erwartungen an die Schule); (3) Einstellungen zur Wirkung von Religion (Stellenwert von Gesprächen über Religion, Zusammenleben mit Angehörigen anderer Religionen). Die Untersuchung bestätigt das Bild einer weitgehenden religiösen Indifferenz der Jugend. (ICE) [167-L] Bienfait, Agathe: Heilige in der katholischen Kirche: eine an Max Weber orientierte Studie über das Zusammenspiel zwischen Personalcharisma und Amtscharisma, in: Pavlina Rychterova (Hrsg.) ; Stefan Seit (Hrsg.) ; Raphaela Veit (Hrsg.): Das Charisma : Funktionen und symbolische Repräsentationen, Berlin: Akademie Verl., 2008, S. 187-200 INHALT: Der Beitrag sucht Webers Charismabegriff für die Analyse kirchenrechtlicher Prozesse zu nutzen. Um dies zu leisten, wird zunächst die besondere Struktur der katholischen Amtskirche beschrieben, die Max Weber als "amtscharismatische Gnadenanstalt" bezeichnete. Der soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion 121 Begriff "Gnadenanstalt" verweist unmittelbar auf den Doppelcharakter der katholischen Kirche: Sie ist einerseits als Anstalt ein geordneter Herrschaftsverband, der wie jede andere Anstalt legitimationsbedürftig ist. Sie ist zugleich ein religiöser Verband, dessen Aufgabe darin besteht, außeralltägliche religiöse Gnadengüter zu spenden, und zwar dauerhaft und weitgehend gesichert. Weber spricht in diesem Zusammenhang von "Gnadengewissheit". Legitimation und Gnadengewissheit sind die großen Anforderungen, denen die katholische Amtskirche gerecht werden muss. Die Lösung beider Probleme hat Weber mit dem Begriff des "Amtscharismas" bezeichnet. Beim Amtscharisma handelt es sich um eine der Umbildungsformen des personalen Charismas, die entstehen, weil das ursprüngliche personale Charisma wesentlich labil und in seinem Bestand gefährdet ist. Es setzt den Charismaträger bereits zu Lebzeiten unter permanenten Bewährungszwang, kollidiert grundsätzlich mit den Interessen der Anhänger - z. B. nach dauerhafter Gnadengewissheit -, und es wird spätestens dann als Problem virulent, wenn der Charismatiker stirbt und die Nachfolge nicht geregelt ist. (ICA2) [168-L] Büsch, Andreas: Pfarrbriefe als zentrales Medium kirchlicher Basiskommunikation: Bedeutung, Probleme und Empfehlungen, in: Communicatio Socialis : internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft, Jg. 41/2008, Nr. 4, S. 372-395 (Standort: USB Köln(38)-M XA 01287; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Die Wiederentdeckung der Religiosität kann eine Motivation sein, die Strukturen kirchlicher Kommunikation und Medienarbeit daraufhin zu überprüfen, welche Zielgruppen mit welchen Medien erreicht werden. Dabei spielen die Medien der kirchlichen Basiskommunikation mit dem Flaggschiff Pfarrbrief ausweislich verschiedener Studien wie der Sinus-Milieustudie meist zu Unrecht eine untergeordnete Rolle. Dem enormen Potenzial kirchlicher Basiskommunikation stehen allerdings auch eine Reihe ernst zu nehmender Probleme gegenüber, die nicht zuletzt aus den Strukturen und den ehrenamtlichen Produktionsbedingungen resultieren. Es bedarf daher auch weiterhin qualifizierender Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen, einer deutlichen Unterstützung für die ehrenamtlichen Akteure vor Ort sowie einer breiteren Bewusstseinsbildung für den Wert und die Relevanz kirchlicher Basiskommunikation." (Autorenreferat) [169-L] Büttner, Annette: "Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte ich mich fürchten?": die religiöse Deutung des vorzeitigen Todes durch evangelische Diakonissen im 19. Jahrhundert, in: Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to history, Vol. 34/2009, No. 4 = No. 130, S. 133-153 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Eine protestantische Antwort auf die drückenden sozialen Probleme im 19. Jahrhundert war die Gründung von Diakonissenmutterhäusern. Die evangelischen Pflegerinnen waren ab den 1830er Jahren in zahlreichen Krankenhäusern eingesetzt, in denen sie mit dem Tod von Patienten konfrontiert wurden. Noch drängender stellte sich das Problem der Bewältigung des Todes von jungen Menschen beim Lazaretteinsatz in den sogenannten Reichseinigungskriegen von 1864 bis 1871. Vor dem Hintergrund der Entstehung der Diakonissenmutterhäuser als Teil der spätpietistischen Erweckungsbewegung und der Inneren Mission kann 122 soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion die Deutung des vorzeitigen Todes nur eine christlich-religiöse sein. An Hand von Briefen der Diakonissen aus dem Lazaretteinsatz und den häufig normativen Antworten der Vorgesetzen werden die biblischen Deutungsmuster herausgearbeitet und die seelsorgerliche Betreuung der Sterbenden durch die Diakonissen dargestellt. Als besondere Herausforderung wird der Tod in den Reihen der eigenen Schwesternschaft behandelt. Beispielhaft wird auch auf die Praxis in katholischen Pflegeorden eingegangen." (Autorenreferat) [170-L] Ebertz, Michael N.: Katholische Kirche in Deutschland: von der Glaubensgemeinschaft zur Dienstleistungsorganisation, in: Bernd Schröder (Hrsg.) ; Wolfgang Kraus (Hrsg.): Religion im öffentlichen Raum : deutsche und französische Perspektiven, Bielefeld: transcript Verl., 2009, S. 193-218 INHALT: Der Autor beschreibt den Wandel der Katholischen Kirche in der Bundesrepublik Deutschland unter folgenden Aspekten: eine schrumpfende Kirche, eine Süd-West-Kirche, eine Kirche in fremder Umwelt, eine erodierende Ritualgemeinschaft, eine schrumpfende Überzeugungsgemeinschaft, eine Kirche im Wandel ihrer Sozialgestalt und ein Akteur der Zivilgesellschaft. Seiner Meinung nach entwickelt sich die Katholische Kirche eher zu einer öffentlichen Dienstleisterin statt zu einer Glaubensgemeinschaft, zur Akteurin des Gemeinwohls statt zur Vermittlerin des persönlichen Heils und Anleiterin, das Gute zu tun und das Böse zu lassen. Ihr wird zunehmend die Funktion der diakonischen Assistenz des öffentlichen Lebens zugewiesen, die Leistungen für die anderen sozialen Teilsysteme der modernen Gesellschaft erbringt. So spricht vieles dafür, dass das Desinteresse hinsichtlich der individuellen Orientierung an kirchlichen Werten und Normen einerseits durchaus mit dem Interesse an öffentlichen Leistungen der Kirche und anderen Formen ihrer öffentlichen Präsenz andererseits einhergehen kann. Dementsprechend geht die stärkste Unterstützung der öffentlichen Einmischungen der Kirchen nicht von den Kirchenverbundenen allein, sondern auch und insbesondere von den Sympathisanten der sozialen Bewegungen und den Vertretern eines zivilgesellschaftlichen Engagements aus, die am deutlichsten für eine stärkere Entflechtung von Kirche und Staat plädieren. (ICI2) [171-L] Froehle, Bryan T.: Organizing volunteering?: national Catholic organizations and civic engagement, in: Antonius Liedhegener (Hrsg.) ; Werner Kremp (Hrsg.): Civil society, civic engagement and catholicism in the U.S., Trier: Wissenschaftl. Verl. Trier, 2007, S. 161-199 INHALT: Der Beitrag untersucht die Struktur nationaler katholischer Organisationen in den USA seit dem 19. Jahrhundert mit Schwerpunkt der Gegenwart. Es gibt zwei Idealtypen oder Pole, die als Grundlage sozialer Handlungen im religiösen Kontext gesehen werden können. Solche Handlungen haben entweder eine assoziative oder kommunale Basis. In den Gemeinden entstehen sie aufgrund geteilter Kultur und einer gemeinsamen Geschichte; sie stehen in Verbindung zu bestehenden Handlungsmustern und der Mitgliedschaft und werden innerhalb der Familiensysteme perpetuiert, besonders durch traditionelle patriarchalische Familiensysteme, in denen Individuation gering geschätzt wird. Hierdurch ergibt sich eine hierarchische Struktur, innerhalb der kommunal-basierte Handlungen die Grenzen des Kollektivs bestimmen. Assoziative Handlungen entstehen dagegen durch individuelle Wahlentscheidungen, sich zu enga- soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion 123 gieren oder nicht zu engagieren. Sie basieren nicht auf kollektiven Strukturen oder einer Familiensozialisation, die die soziale Integration kontrolliert. Die Sozialisation fördert hier vielmehr das eigene Denken. Diese beiden Muster beeinflussen die Organisation des Rahmens der Kirchengemeinden. Besonders die Mobilisierung des Engagements durch assoziative Netzwerke unterscheidet sich fundamental von eingeschliffenen kommunalen Rahmen. (ICB) [172-L] Gabriel, Karl: The churches in Western Germany: an asymmetrical religious pluralism, in: What the world believes : analyses and commentary on the Religion Monitor 2008, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2009, S. 97-121 INHALT: Der Autor gibt zunächst einen Überblick über die Entwicklung der Kirchen in Westdeutschland nach 1949 und weist auf den Prozess zur Entkirchlichung hin, welcher von einer wachsenden Pluralisierung und Individualisierung auf dem Feld des Religiösen begleitet wird. Dabei kann eine interorganisatorische Pluralisierung (Anstieg der religiösen und konfessionellen Heterogenität) von einer intraorganisatorischen Pluralisierung (Zunahme der Vielfalt innerhalb der Religionsgemeinschaften) unterschieden werden. Gleichzeitig lässt sich ein wachsender interpersoneller Pluralismus (religiöse Individualisierung) und eine Zunahme der sogenannten "Patchwork-Religiosität" (intrapersoneller Pluralismus) beobachten. Der Autor thematisiert ferner das Verhältnis von Kirchenmitgliedschaft, Kirchlichkeit und Religiosität und stellt Ergebnisse des Religionsmonitors 2008 zu den Religiositätsmustern unter westdeutschen Protestanten und Katholiken vor. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass mit 27 % Hochreligiösen unter den Katholiken fast die doppelte Quote wie unter Evangelischen (14 % Hochreligiöse) festzustellen ist. Religiöse Praktiken und Inhalte spielen bei 78 % der Westdeutschen eine Rolle, aber nur bei 36 % der Ostdeutschen. Eine stärkere pantheistische spirituelle Orientierung nichtkonfessioneller Menschen lässt sich nicht nachweisen und unter den Kirchenmitgliedern findet sich eher eine Mischung von theistischen und pantheistischen Spiritualitätsmustern. (ICI) [173-F] Gamper, Markus, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Reuter, Julia, Jun.-Prof.Dr. (Leitung); Reuter, Julia, Jun.-Prof.Dr. (Betreuung): Netzwerke muslimischer Frauen INHALT: 1. Gesellschaftliche Positionierung von Selbstorganisationen muslimischer Frauen in Deutschland. 2. Organisationsformen und Identitätskonstruktion muslimischer Frauen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland METHODE: postcolonial studies; Kultursoziologie; Islamforschung; triangulativer Forschungsansatz DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen. Gruppendiskussion (Stichprobe: 3). Qualitatives Interview (Stichprobe: 22). Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 140). VERÖFFENTLICHUNGEN: Reuter, Julia; Gamper, Markus: Islamischer Feminismus. Religion und Emanzipation in Muslima-Netzwerken. in: Zeitschrift für Migration und soziale Arbeit (ISSN 0172 -746X), 2008, H. 3/4, S. 306-313.+++Reuter, Julia; Gamper, Markus: Selbstorganisation und Interessenartikulation von Migrantinnen. in: Femina Politica (ISSN 1433-6359), 2008, H. 1, S. 81-93. ART: BEGINN: 2005-11 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Land Rheinland-Pfalz Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur 124 soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion INSTITUTION: Universität Trier, FB IV Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Mathematik, Informatik und Wirtschaftsinformatik, Fach Soziologie Teilfach Allgemeine Soziologie und Entwicklungssoziologie (Universitätsring 15, 54286 Trier) KONTAKT: Betreuerin (e-mail: [email protected]) [174-F] Gleich, Johann Michael, Prof.Dr. (Leitung): Ehrenamtliches soziales Engagement in der verbandlichen Caritas und Pfarrgemeinden eine qualitative Studie INHALT: Die Studie ergänzt und vertieft eine Reihe vorliegender repräsentativer Studien und verweist auf bisher wenig beachtete theoretische Zusammenhänge. Ehrenamtliches Engagement wird nach dem Konzept der Studie als komplexer dynamischer Prozess verstanden: Konkrete Aktivitäten und Erfahrungen der Ehrenamtlichen sind von wesentlicher Bedeutung für die Wahrnehmung, Einschätzung und die Motive des jeweiligen Engagements und nicht zuletzt für die Entwicklung der persönlichen Kompetenzen. Angenommen wird, dass diese Einschätzungen sich über den Verlauf der ehrenamtlichen Tätigkeit hinweg verändern. Die in der Studie gewählte Vorgehensweise führt zu Ergebnissen, welche die Diskussion um die Zukunft des ehrenamtlichen Engagements im Bereich der Caritas als wesentlich komplexer erscheinen lassen, als dies in vielen aktuellen Studien derzeit aufscheint. Die Ergebnisse lassen eine Betrachtungsweise sinnvoll erscheinen, die sich vor allem auf zwei wichtige Dimensionen ehrenamtlichen Engagements stützt: der Motivorientierung (Pflicht- und Akzeptanzwerteorientierung vs. Subjektorientierung) und der Gemeinschaftsorientierung (traditionelle Gemeinschaftsformen vs. Selbstgewählte, expressive Gemeinschaftsbildungen). Beide Dimensionen stellen Ausprägungen auf jeweils kontinuierlichen Skalen im idealtypischen Sinn dar, d.h. in der Regel sind Ausprägungen der jeweiligen Extreme, also bei den Motiven etwa ausschließlich Subjektorientierungen für das Engagement, nicht anzutreffen. Alle möglichen Ausprägungen sind dabei bei den Befragten anzutreffen und können sich im Verlauf des Engagements auch verändern. Damit verweisen die Daten der vorliegenden qualitativen Studie darauf, dass bei der Betrachtung des ehrenamtlichen Engagements Annahmen, wie vermeintliche Trends weg vom klassischen Ehrenamt hin zum neuen Ehrenamt zu vereinfachend, ja letztlich fatal für die weitere Entwicklung sind. Hier gilt es, sorgsam zwischen tatsächlichen und möglichen Potenzialen für ehrenamtliche Aktivitäten zu unterscheiden. Nach wie vor spielen zumindest im Bereich des sozialen ehrenamtlichen Engagements bei den Engagierten hohe Pflicht- und Akzeptanzwertorientierungen ebenso wie die Bindung an Kirche und Pfarrgemeinde eine nicht unerhebliche Rolle. Die Rahmenbedingungen des Engagements für diese Gruppen zu erhalten ist mindestens so bedeutsam, wie neue zusätzliche Engagementpotenziale zu erschließen, das heißt, es ist notwendig, differenziertere Betrachtungen anzustellen, um letztlich den verschiedenen Gruppen von ehrenamtlich Engagierten im sozialen Bereich gerecht zu werden. METHODE: Qualitative Befragung, zentrale Fragestellungen der Studie waren: Gründe für das Engagement/ Anlass für das Engagement/ Bedeutung biographischer Ereignisse für das Engagement; Bedeutung des Engagements für die eigene Kompetenzentwicklung/ Fähigkeiten; Engagement als wichtiger Teil des Selbstbildes/ der eigenen Persönlichkeit und die Bedeutung religiöser Bindungen; Wahrnehmung der derzeitigen Rahmenbedingungen für das Engagement und Vorstellungen über die Zukunft des Ehrenamtes; erforderliche Maßnahmen zur Sicherung der Mitarbeit von Ehrenamtlichen/ Formen der Zusammenarbeit mit Beruflichen. soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion 125 Insgesamt wurden im Rahmen des Projekts 81 umfangreiche Leitfadeninterviews durchgeführt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Gleich, J.M.: Ehrenamtliches soziales Engagement in Caritas und in Pfarrgemeinden. Ergebnisse einer qualitativen Studie. in: Baldas, Eugen; Bangert, Christopher: Ehrenamt in der Caritas. Allensbacher Repräsentativbefragung/ Qualitative Befragung. Ergebnisse - Perspektiven. Freiburg: Lambertus 2008, S. 87-190.+++Gleich, J.M.: Für beide Seiten muss es passen. Eine qualitative Studie zum Ehrenamt in Pfarrgemeinde und Caritas. in: Neue Caritas, 2007, 9. ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutscher Caritasverband e.V. INSTITUTION: Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen Abt. Köln, FB Sozialwesen (Wörthstr. 10, 50668 Köln); Institut für Demoskopie Allensbach Gesellschaft zum Studium der öffentlichen Meinung mbH (Radolfzeller Str. 8, 78472 Allensbach) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected]) [175-F] Heinzel, Thomas (Bearbeitung); Makrides, Vasilios, Prof.Dr. (Betreuung): Die Reaktion der bulgarischen und griechischen Orthodoxie auf alternative religiöse Konzepte in der Zwischenkriegszeit (1920-40) INHALT: Vergleichende Untersuchung zweier "neureligiöser" Phänomene in Südosteuropa; Analyse der Reaktionen der Orthodoxen Kirchen (wichtigste traditionelle Heilsanbieter) auf die Phänomene; Verortung der Phänomene in den nationalen Identitätsdiskursen der Zwischenkriegszeit; "neureligiöse" Konzepte als Religionspraxis städtischer Eliten in Abgrenzung zum religiösen Traditionalismus der ländlichen Bevölkerung. METHODE: historisches Quellenstudium; Texthermeneutik; Diskurs- und Ritualanalyse; sozialanthropologische Betrachtungen (Erscheinungsbild religiöser Praktiken in Abhängigkeit von der sozialen Verortung der Praktizierenden, siehe Mary Douglas: "Natural Symbols") ART: BEGINN: 2009-10 ENDE: 2012-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13, 07743 Jena) [176-F] Helbach, Ulrich; Hürten, Heinz; Kösters, Christoph, Dr.theol.; Mertens, Annette, Dr.phil.; Tischner, Wolfgang (Bearbeitung): Akten deutscher Bischöfe seit 1945 INHALT: Die wissenschaftliche Edition der 'Akten deutscher Bischöfe' zählt zu den renommierten Grundlagenforschungen der Geschichtswissenschaft in Deutschland. Sie steht in einer Reihe mit den großen zeitgeschichtlichen Editionsprojekten zur deutschen Regierungs-, Parlamentarismus- und Parteiengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Die 'Akten deutscher Bischöfe seit 1945' setzen die Reihe der Editionen über das Dritte Reich hinaus fort. Dokumentiert wird das Denken und Handeln der deutschen Bischöfe parallel für die Besatzungszonen in West und Ost bzw. die Bundesrepublik und die DDR. Das vorerst auf sieben Bände geplante Vorhaben umfasst den Zeitraum zwischen Kriegsende 1945 und dem Bau der Berliner Mauer 1961. Vorbereitet und in den kommenden Jahren veröffentlicht werden folgende 126 soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion Akteneditionen: Sowjetische Besatzungszone und frühe DDR 1945-1951 (bearbeitet von Wolfgang Tischner); Westliche Besatzungszonen 1945-1947 (bearbeitet von Ulrich Helbach); Westliche Besatzungszonen und die Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1948-1949 (bearbeitet von Annette Mertens); Bundesrepublik Deutschland 1950-1955 (bearbeitet von N.N.); DDR 1951-1957 (bearbeitet von Christoph Kösters); Bundesrepublik Deutschland 1956-1960 (bearbeitet von Heinz Hürten). ZEITRAUM: 1945-1960/61 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik VERÖFFENTLICHUNGEN: Schulte-Umberg, Thomas: Akten deutscher Bischöfe seit 1945. DDR 1957-1961. Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe A: Quellen, Bd. 49. Paderborn 2006. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Kommission für Zeitgeschichte Forschungsstelle Bonn (Adenauerallee 19, 53111 Bonn) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 0228-2674-300, Fax: 0228-2674-333, e-mail: [email protected]) [177-L] Hepp, Andreas; Krönert, Veronika: Medien - Event - Religion: die Mediatisierung des Religiösen, (Medien - Kultur Kommunikation), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 296 S., ISBN: 978-3-531-15544-9 INHALT: "Religion und Religiosität sind in den letzten Jahren in Medien und Alltag wieder Thema geworden: Nicht nur, dass in den Medien von einer 'neuen Religiosität' berichtet wird. Ebenso ist individualisierte Religion im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen wieder sichtbarer geworden und durch medienvermittelte Inhalte und deren Aneignung geprägt. Doch in welcher Beziehung stehen der konstatierte aktuelle Religionswandel und die Medien? Wie konkretisiert sich in der Alltagswelt gelebte, medienvermittelte Religiosität? Und wie gehen traditionelle Kirchen damit um? Der Band behandelt diese Fragen exemplarisch anhand des katholischen Weltjugendtags 2005 als Medienereignis in Deutschland und Italien." (Autorenreferat) [178-L] Hollmann, Annelie: Kirche im Umbruch: Rolle und Selbstverständnis der evangelischen Kirche in Ostdeutschland fünfzehn Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung, Berlin: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 99 S., ISBN: 978-3-8364-5595-4 INHALT: "In der Zeit der politischen Wende in der DDR stand eine Institution im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, die sonst nur selten für Aufmerksamkeit sorgt: die evangelische Kirche in Ostdeutschland. Bei Friedensgebeten und der politischen Umgestaltung des SEDRegimes beteiligten sich protestantische Christen maßgeblich an der Neuordnung der ostdeutschen Gesellschaft. Was aber ist nach den Ereignissen von 1989/90 aus dieser Kirche geworden? Wie hat sich ihre Rolle und ihr Selbstverständnis im Zuge des gesellschaftlichen Umbruchs verändert? Annelie Hollmann untersucht anhand von Experteninterviews und mittels umfangreichen Quellenmaterials die strukturellen und ideellen Faktoren für eine Standortbestimmung der evangelischen Kirche in Ostdeutschland. Dazu blickt sie zurück auf die Rolle und das Selbstverständnis der evangelischen Kirche in der DDR und zeichnet auf dieser Grundlage die Veränderungen in der Zeit nach 1989 nach. Als interdisziplinärer Beitrag zur soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion 127 Aufarbeitung des gesellschaftlichen Systemumbruchs möchte dieses Buch ein Thema, das zuvor hauptsächlich Theologen, Historiker und Politologen interessiert hat, auch für die Soziologie erschließen." (Autorenreferat) [179-F] Ilg, Wolfgang, Dipl.-Psych.; Cramer, Colin, Dipl.-Päd.; Scherr, Viktoria, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Schweitzer, Friedrich, Prof.Dr. (Leitung): Wissenschaftliche Begleitung der Reform von Konfirmandenarbeit in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg - unter besonderer Berücksichtigung des Erprobungsmodells KU 3/8 (bundesweite Studie zur Konfirmandenarbeit) INHALT: Empirische Grundlagenstudie zur Konfirmandenarbeit, mit speziellem Fokus auf das neue Konfirmandenarbeitsmodell der Ev. Landeskirche in Württemberg mit Beginn in der 3. Klasse. Durch Folgeprojekte 2007-2010 ausgedehnt auf die Evangelische Kirche in Deutschland sowie sieben europäische Länder. GEOGRAPHISCHER RAUM: Württemberg, Bundesrepublik Deutschland, Europa (BRD, Dänemark, Finnland, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz) METHODE: Forschungsmethodisch wird der Zugang über ein mixed-methods-research-Verfahren gewählt. Alle beteiligten Personenkreise (Kinder des Modells KU 3; Jugendliche der Modelle KU 3/8, KU 7/8 etc.; Pfarrerinnen und Pfarrer, andere hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Eltern, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Kreis der Eltern sowie aus der Kinder- und Jugendarbeit, Gemeinden, Kirchengemeinderat) werden in die Untersuchung mit einbezogen und über jeweils geeignete Verfahren der qualitativen und quantitativen empirischen Sozialforschung befragt. In der bundesweiten und europäischen Untersuchung erfolgte ein t1-t2-Design mit Fragebögen. Insgesamt wurden über 30.000 Personen mit Fragebögen befragt (Konfirmanden, deren Eltern, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende). Untersuchungsdesign: repräsentative Studie (Repräsentativ-Samples in Zusammenarbeit mit GESIS erstellt) DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 100; Kinder, Jugendliche, Eltern, Mitarbeiter, Pfarrer; Auswahlverfahren: Zufall). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 30.000; Kinder, Jugendliche, Eltern, Mitarbeiter, Pfarrer; Auswahlverfahren: repräsentativ für die Evangelische Kirche in Deutschland). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Schweitzer, Friedrich; Elsenbast, Volker (Hrsg.): Konfirmandenarbeit erforschen. Ziele - Erfahrungen - Perspektiven (Konfirmandenarbeit erforschen und gestalten, Bd. 1). Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus 2009, 224 S. ISBN 978-3-579-08086-4.++ +Cramer, Colin; Ilg, Wolfgang; Schweitzer, Friedrich: Reform von Konfirmandenarbeit wissenschaftlich begleitet. Eine Studie in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg (Konfirmandenarbeit erforschen und gestalten, Bd. 2). Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus 2009, 363 S. ISBN 978-3-579-08087-1.+++Ilg, Wolfgang; Schweitzer, Friedrich; Elsenbast, Volker; Otte, Matthias: Konfirmandenarbeit in Deutschland. Empirische Einblicke - Herausforderungen - Perspektiven (Konfirmandenarbeit erforschen und gestalten, Bd. 3). Gütersloh: Gütersloher Verl.-Haus 2009, 392 S. ISBN 978-3-579-08088-8.+++Umfangreiche Literaturliste unter www.konfirmandenarbeit.eu abrufbar. ARBEITSPAPIERE: Umfangreiche Literaturliste unter www.konfirmandenarbeit.eu abrufbar. ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2010-02 AUFTRAGGEBER: Evangelische Landeskirche in Württemberg; Evangelische Kirche in Deutschland -EKD-; Comenius-Institut - Evangelische Arbeitsstätte für Erziehungswissenschaft e.V. FINANZIERER: Auftraggeber 128 soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion INSTITUTION: Universität Tübingen, Evangelisch-Theologische Fakultät, Abteilung Praktische Theologie (Liebermeisterstr. 12, 72076 Tübingen) KONTAKT: Ilg, Wolfgang (Tel. 07031-674359, e-mail: [email protected]) [180-L] Jongeneel, Jan A. B.; Ng, Peter Tze Ming; Paek, Chong Ku; Sunquist, Scott W.; Watanabe, Yuko (Hrsg.): Christian mission and education in modern China, Japan, and Korea: historical studies, (Studien zur interkulturellen Geschichte des Christentums, Vol. 148), Frankfurt am Main: P. Lang 2009, XIII, 177 S., ISBN: 978-3-631-58862-8 INHALT: "This volume is a collection of historical essays, describing and analyzing the link between Christian mission and education in modern China, Japan, and Korea. The authors come from China, Japan, Korea, Canada, the United States of America, and the Netherlands. The twelve essays are a selection from the papers given at the Sixth International Conference of the North East Asia Council of Studies of History of Christianity (NEACSHC), held in Seoul in 2007. The nine appendices of the volume offer basic information on both the previous conferences of this council and its constitution. After three Western essays, mainly dealing with the impact of Western educational mission on Asia and the secularization of Christian higher education, the volume offers four essays on China, two essays on Japan, and three essays on Korea. These Asian contributions do not only deal with pre-World War Two developments, but also with current affairs: they discuss the moral superiority feelings in mission schools before the war, the link between Christian and nationalistic education during the war, and the new crises, new challenges, new relations, and new perspectives after the war. In modern Japan and Korea women play a key role. In modern China there is a move from 'cultural imperialism' to 'cultural exchange', which opens up entirely new horizons and prospects for Christian higher education." (author's abstract). Contents: Scott W. Sunquist: American Christian Mission and Education: Henry W. Luce, William R. Harper, and the Secularization of Christian Higher Education(1-14); Jan A. B. Jongeneel: Christian and Missionary Education in the Netherlands and in Indonesia as Challenge (15-26); Stuart MacDonald: Religion and Secularization in Canada: Education and the Impact on Mission (27-42); Peter Tze Ming Ng: From "Cultural Imperialism" to "Cultural Exchange": Christian Higher Education in China Revisited (43-54); Jiafeng Liu: Religious Education in Christian Colleges in pre-Communist China: Challenges and Renovations (55-64); Yihua Xu: Birth, Growth, and Decline of the Chinese Student Volunteer Movement for the Ministry in 20th century China (65-80); Feiya Tao: Christian Colleges in China: New Relations and New Perspectives since the 1980s (8188);Takaaki Haraguchi: David B. Schneder's Idea of Christian Education and its Implementation in Face of the Nationalistic Education in Modern Japan (89-98); Rui Kohiyama: Women's Education at Mission Schools and the Emergence of the Modern Family in Meiji Japan (99-114); Chae-ok Chun: Rediscovering Ewha Mission and its Contribution to Education (115-130); Sung-jeon Lee: Empire, Moral Superiority, and Mission Schools: The Establishment of Sungsil School and College in Early 20th Century Pyeongyang, Korea (131-140); Dong-min Chang: Crises and Prospects of Mission Schools in Contemporary Korea (141154).| soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion 129 [181-L] Khorchide, Mouhanad: Der islamische Religionsunterricht zwischen Integration und Parallelgesellschaft: Einstellungen der islamischen ReligionslehrerInnen an öffentlichen Schulen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2009, 195 S., ISBN: 978-3-531-16493-9 INHALT: "Das Bild des Islams, das islamische Religionslehrerinnen den Schülerinnen und Schülern vermitteln, trägt entscheidend dazu bei, ob junge Muslime den Islam mit rechtsstaatlichen Prinzipien und mit ihrem Alltag in Einklang bringen können, oder ob sie sich vor die Wahl gestellt sehen, entweder Muslim oder Europäer zu sein. Die vorliegende empirische Studie setzt sich mit den Vorstellungen muslimischer Religionslehrerinnen in Österreich über die Rolle, die Ziele und Aufgaben des islamischen Religionsunterrichts und ihren Einstellungen u.a. zur Rechtsstaatlichkeit, zu religiösem Fanatismus, zu religiös motivierter Gewalt und zu Geschlechterrollen auseinander. Die Ergebnisse geben Aufschluss über Herausforderungen und Chancen des islamischen Religionsunterrichts zur Integration der Muslime in Europa." (Autorenreferat) [182-L] Klenk, Christian; Heiß, Christian: Das Wunder von Heiligenkreuz: wie Zisterzienser mit gregorianischen Chorälen zu Chartstürmern und Medienstars wurden, in: Communicatio Socialis : internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft, Jg. 41/2008, Nr. 3, S. 309-312 (Standort: USB Köln(38)-M XA 01287; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die Mönche des Zisterzienserklosters Heiligenkreuz landeten mit einer CD mit gregorianischen Chorälen einen "Hit", der es bis in die internationalen Popcharts brachte. Erstmalig war eine derartige Tonaufnahme nicht im Eigenverlag sondern bei einem internationalen Musikkonzern (Universal) erschienen. Der Beitrag erläutert die Rahmenbedingungen des ökonomischen Erfolges und geht auf die Affinität der Popmusik zur Gregorianik ein ( u.a. die Gruppe "Enigma?" zu Beginn der 1990er Jahre). "Aus der Musik der mystischen Sakralität, der Harmonie der Sphären, dem Idiom einer Vergegenwärtigung, die zu keinem Hörer spricht, sondern die Gemeinde vor Gott versammelt, ist eine weltliche Veranstaltung geworden. Sie begleitet den Weg ins vermeintlich Innerste des Selbst, den persönlichen Anspruch auf eine Harmonie jenseits aller Dinge, das Bedürfnis nach Trost - zu dem immer auch eine Sehnsucht nach formaler Strenge und Reinheit gehört". Kritisch angemerkt werden musikalische Unzulänglichkeiten des "Wunders von Heiligenkreuz", auf deren Behebung ein "guter Tonmeister .. hätte .. insistieren müssen." (UN) [183-F] Klöckner, Jennifer, M.A. (Bearbeitung); Friedrichs, Jürgen, Prof.em.Dr. (Leitung): Faith-based organisations and social exlusion in European cities INHALT: Das Projekt richtet sich darauf, die gegenwärtige Bedeutung von glaubensbasierten Wohlfahrtsorganisationen zu untersuchen und den Unterschied zu nicht-religiös orientierten Organisationen. Zentrale Frage ist: Füllen Wohlfahrtsorganisationen Lücken, die der vermeintlich sich zurückziehende Wohlfahrtsstaat hinterlässt? Welche Aufgaben haben die Organisationen in Bezug auf die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung in Städten? Hat sich ihre Rolle verändert? GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, Belgien, NL, Spa- 130 soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion nien, UK, Schweden, Türkei, Österreich, DK, Portugal, Griechenland, Irland, Polen, Fankreich METHODE: Internationaler Vergleich; interdisziplinäre qualitative Untersuchung. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert; Inhaltsanalyse, offen (Stichprobe: 14; Länder, davon 7 mit qualitativen Interviews mit nationalen gemeinnützigen Organisationen -80 Organisationen auf Länderebene - 12 in Deutschland-). Qualitatives Interview (Stichprobe: insg. 21 Städte in 7 Ländern; Interviews auf Stadtebene mit gemeinnützigen Organisationen -22 in Deutschland u.a. in den Städten Köln, Leipzig, Hamburg). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Dierckx, Danielle; Vranken, Jan; Kerstens, Wendy (eds.): Faithbased organisations and social exlusion in European cities. National context reports. Leuven u.a.: Acco 2009, 342 p. ISBN 978-90-334-7550-4. ART: BEGINN: 2008-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Generaldirektion Forschung INSTITUTION: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Soziologie (Greinstr. 2, 50939 Köln) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0221-470-6811, e-mail: [email protected]) [184-L] Köbel, Nils: Motive kirchlichen Engagements im Jugendalter: biografische Rekonstruktion kirchlichreligiöser Orientierung, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik, Jg. 39/2009, H. 3, S. 268-279 (Standort: USB Köln(38)-XG2744; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Vor dem Hintergrund des religions- und sozialwissenschaftlichen Befundes, dass die Bedeutung der christlichen Kirchen in der säkularisierten Moderne ein wichtiger Bestandteil bleibt, richtet der Autor den Fokus seiner Untersuchung auf Jugendliche, die sich innerhalb der Kirche verorten und dort signifikant aktiv sind. Er unternimmt dabei den Versuch, deren Motive und Relevanzen zu rekonstruieren, Kirche als einen zentralen Handlungs- und Orientierungsrahmen ihres Lebens zu wählen." (Autorenreferat) [185-F] Köller, Olaf, Prof.Dr.; Scheunpflug, Annette, Prof.Dr.; Standfest, Claudia (Bearbeitung): Profil und Erträge von evangelischen und katholischen Schulen INHALT: keine Angaben METHODE: quantitative und qualitative Erhebung DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 4; Schulen). Sekundäranalyse von Individualdaten (PISADatensatz). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts; Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. VERÖFFENTLICHUNGEN: Scheunpflug, Annette: Globales Lernen in schrumpfender Zeit Zukunftsthemen Evangelischer Schulen. in: Klasse, Jg. 1, 2004, H. 1, S. 6-10.+++Scheunpflug, Annette: Zukunftsaufgaben evangelischer Schulen. Hrsg. von der Evangelischen Schulstiftung (im Druck).+++Scheunpflug, Annette: Anstöße für evangelische Perspektiven im Bildungssystem. in: Elsenbast, Volker; Pithan, Annabelle; Schreiner, Peter; Schweitzer, Friedrich: Wissen klären, Bildung stärken. 50 Jahre Comenius-Institut. Münster 2004, S. 38992.+++Standfest, Claudia; Köller, Olaf; Scheunpflug, Annette; Weiß, Manfred: Profil und Er- soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion 131 träge von evangelischen und katholischen Schulen. Befunde aus Sekundäranalysen der PISADaten. in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Jg. 7, 2004, H. 3, S. 359-379.+++Scheunpflug, Annette; Köller, Olaf; Standfest, Claudia; Weiß, Manfred: Leistungsprofile christlicher Privatschulen. Erste Ergebnisse einer Untersuchung auf Basis von PISA-E 2000. in: Schulmanagement, Jg. 35, 2004, H. 6, S. 22-24.+++Standfest, Claudia; Köller, Olaf; Scheunpflug, Annette: Leben, lernen, glauben. Zur Qualität evangelischer Schulen. Münster: Waxmann 2005. +++Scheunpflug, Annette; Standfest, Claudia; Köller, Olaf: PISA und die Bildungsverantwortung der Evangelischen Kirche. in: Frederking, Volker; Heller, Hartmut; Scheunpflug, Annette (Hrsg.): Nach PISA. Konsequenzen für Schule und Lehrerbildung nach zwei Studien. Wiesbaden: VS-Verl. für Sozialwiss. 2005, S. 76-96.+++Standfest, Claudia; Scheunpflug, Annette; Köller, Olaf: Das Profil von Schulen in evangelischer Trägerschaft - empirisch überprüft. in: Zeitschrift für Pädagogik und Theologie. Der Evangelische Erzieher, Jg. 58, 2006, S. 21-28.+++Scheunpflug, Annette; Köller, Olaf; Standfest, Claudia: Schulen in konfessioneller Trägerschaft. Ein Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit? in: Fischer, Dietlind; Elsenbast, Volker (Hrsg.): Zur Gerechtigkeit im Bildungssystem. Münster: Waxmann 2006, S. 173-180. ART: BEGINN: 2003-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Department Pädagogik Institut für Erziehungswissenschaft Lehrstuhl für Allgemeine Erziehungswissenschaft I (Regensburger Str. 160, 90478 Nürnberg) KONTAKT: Scheunpflug, Annette (Prof.Dr. Tel. 0911-5302-519, Fax: 0911-5302-588, e-mail: [email protected]) [186-L] Kolmer, Christian: Nachrichtenfaktor Prominenz hält Kirche in den Schlagzeilen: Analyse von Fernsehnachrichten 2001-2007, in: Communicatio Socialis : internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft, Jg. 41/2008, Nr. 4, S. 412-416 (Standort: USB Köln(38)-M XA 01287; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die Kirche kann ihren Auftrag in der Öffentlichkeit in erster Linie in den Massenmedien erfüllen. In dem Beitrag werden Chancen und Risiken, die das Fernsehen für die Kirche mit sich bringt, analysiert. Die Analyse stützt sich auf eine kontinuierliche Medieninhaltsanalyse von insgesamt 6.550 Passagen über religiöse Organisationen in den Sendungen ARD Tagesthemen und Tagesschau, ZDF heute und heute journal, RTL Aktuell, Sat.1 18:30 sowie ProSieben Nachrichten, die das Forschungsinstituts Media Tenor zwischen 2001 und 2008 durchgeführt hat. Die Datenanalyse hat ergeben, dass die Fernsehpräsenz der Kirche nur bedingt dem Nachrichtenangebot der kirchlichen Organisationen folgt. Die katholischen Kirche macht mehr Nachrichten als die evangelische Kirche (Tod des Papstes Johannes Pauls II, Wahl des deutschen Papstes Benedikt XVI., Kölner Weltjugendtag), sie produziert aber auch mehr "schlechte Nachrichten" im Sinne des Fernsehens (Skandale um Priester, Umstrukturierung der deutschen Diözesen, Positionen der Kirche, die nicht mehr im Einklang mit dem Zeitgeist in Politik und Medien stehen). Dieser Vorsprung bietet der katholischen Kirche erhebliche Kommunikationschancen - ob sie diese nutzen wird, liegt in ihrer Hand. "Gerade in Zeiten der Krise, wie gerade jetzt angesichts des Zusammenbruchs der Finanzmärkte, sollte die Botschaft der Kirche stärker gefragt sein." (UN) 132 soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion [187-F] Kommission für Zeitgeschichte Forschungsstelle Bonn: Katholische Kirche in Europa: Deutschland und Polen 1939/1945-1990 INHALT: Zum 1. September 1989 - fünfzig Jahre nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges - veröffentlichten bundesdeutsche und polnische Katholiken eine Erklärung, in der sie gemeinsam für "Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in Europa" eintraten. Zweifellos wurde damit auch eine Bilanz der gemeinsamen Wegstrecke vorgelegt, deren Anfänge bis in die fünfziger und sechziger Jahre zurückreichten. 1995 - fünfzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges - erinnerten die Bischöfe Deutschlands und Polens an die im Januar 1945 erfolgte Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Zu einer gemeinsamen Erklärung kam es damals aber nicht, weil sich die Polnische Bischofskonferenz dagegen ausgesprochen hatte. Die NS-Diktatur und ihre weitreichenden Folgen sind der entscheidende Dreh- und Angelpunkt im Spannungsverhältnis zwischen Deutschland und Polen seit 1939. Der Dialog zwischen beiden benachbarten Völkern bildete die unverzichtbare Grundlage für die bilaterale Versöhnung und ist inzwischen auch zur Grundlage für den Integrationsprozess Polens in die Gemeinschaft der europäischen Staaten geworden. Individuelle wie institutionalisierte Initiativen der katholischen Kirche in beiden Staaten haben dazu einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet. Das gilt namentlich für das Maximilian-Kolbe-Werk (Arkadiusz Stempin: Das Maximilian-Kolbe-Werk. Wegbereiter der deutsch-polnischen Aussöhnung 1960-1989, (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen, Band 107), in Vorbereitung) der deutschen katholischen Kirche. Ziel des Projektes ist es, die bisher kaum beachtete Bedeutung der katholischen Kirche für die deutsch-polnischen Beziehungen historisch zu untersuchen und somit an einem gleichermaßen aufschlussreichen wie komplexen und brisanten Fallbeispiel die geschichtlichen Voraussetzungen für die angestrebte europäische Einbindung Polens aufzuzeigen. Die Bedeutung der katholischen Kirche für die deutsch-polnischen Beziehungen lässt sich nur in einem weiten gesamtgeschichtlichen Kontext erforschen: Deutschland - d.h. bis 1989 die Geschichte von Bundesrepublik und DDR mit ihrer eigenen Genese von Einheit und Spaltung -, Polen und der Vatikan bilden ein spannungsreiches Beziehungsgeflecht mit jeweils eigenen immanenten und zugleich wechselseitig aufeinander ein- und zurückwirkenden Kräften, welches nur vor dem Hintergrund der gesamteuropäischen Macht- und Blockverhältnisse verständlich wird. Dieses komplexe Spannungsgefüge lässt sich auf verschiedenen Ebenen untersuchen, ohne dass sich diese strikt voneinander trennen lassen: die politische Ebene, gesellschaftliche Ebene, die innerkirchliche Ebene, die persönlich-individuelle Ebene. Die Kommission für Zeitgeschichte ist an mehreren Forschungsprojekten zur deutsch-deutschen Geschichte seit 1945 beteiligt. Es handelt sich um die wissenschaftliche Edition der "Akten deutscher Bischöfe", um die Sozialgeschichte des Klerus in der DDR sowie um die Aufarbeitung und Auswertung der Akten des Albertus Magnus Kollegs und der Theologischen Hochschule für heimatvertriebene Theologen in Königstein sowie des Vertriebenenbischofs Heinrich Maria Janssen. Die Erforschung der deutsch-polnischen Beziehungen im Spiegel der kirchlichen Kontakte schließt an diese laufenden Projekte an, indem es sie um die bedeutsame (ost-)europäische Perspektive erweitert und umgekehrt diese dadurch zusätzlich verstehbar macht. In einem ersten Schritt sollen Erinnerungen und nicht aktenkundig gewordene Quellenzeugnisse noch lebender Zeitzeugen gesichert werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa, speziell Deutschland und Polen ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Kommission für Zeitgeschichte Forschungsstelle Bonn (Adenauerallee 19, 53111 Bonn) soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion 133 KONTAKT: Institution (Tel. 0228-2674300, e-mail: [email protected]) [188-L] Körber, Karen: Puschkin oder Thora?: der Wandel der jüdischen Gemeinden in Deutschland, in: José Brunner (Hrsg.) ; Shai Lavi: Juden und Muslime in Deutschland : Recht, Religion, Identität, Göttingen: Wallstein, 2009, S. 233-254 (Standort: USB Köln(38)-XE240) INHALT: Gerade in einer Zeit, in der sich deutsche Muslime mit den Juden im Holocaust identifizieren, ist diese Identifizierung in den jüdischen Gemeinden Deutschlands problematisch geworden. In den Erinnerungen der russischsprachigen Juden, die die große Mehrheit der jüdischen Gemeinden stellen, geht es eher um den "Großen Vaterländischen Krieg". Es findet eine Pluralisierung des historischen Gedächtnisses der deutschen Juden statt, in dem die Bedeutung des Holocaust in Zukunft sinken kann. Der deutsche Staat förderte die Zuwanderung osteuropäischer Juden in der Erwartung, dass die russischsprachigen mit den ansässigen Juden eine Identität und Kultur teilten, ungeachtet der unterschiedlichen Herkunft, Geschichte und Sprache. Diese imaginäre Essentialisierung eines jüdischen Wesens sah die jüdische Religion als Hort der gemeinsamen Kultur. Doch Religion spielt in den heutigen jüdischen Gemeinden kaum noch eine Rolle. Interne Ungleichheiten, Konflikte und Spannungen, Widersprüche zwischen der Definition des Juden durch das jüdische Religionsgesetz und der des Staates, Überalterung und weit verbreitete Arbeitslosigkeit kennzeichnen die Realität der jüdischen Gemeinden Deutschlands. (ICE2) [189-F] Krönert, Veronika, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung); Hepp, Andreas, Prof.Dr.phil. (Betreuung): Die Aneignung des Medienevents Weltjugendtag 2005 in Deutschland und Italien. Eine transkulturell vergleichende Fallstudie zu medial vermittelter Religion in individualisierten Gesellschaften INHALT: Vor dem Hintergrund der lauter werdenden Diskussion um ein Wiedererstarken von Religion und Kirche(n) in den westlichen Gesellschaften der Gegenwart und damit verbundenen Abgesängen auf die These der Säkularisierung möchte diese Arbeit Medienkommunikationsprozesse über Religion bzw. den Katholizismus genauer in den Blick nehmen. Nicht nur das enorme Medieninteresse an den öffentlichen Auftritten des Papstes seit der bildmächtigen Inszenierung der Trauerfeierlichkeiten für Johannes Paul II. und der Wahl Jospeh Ratzingers zu seinem Nachfolger in der ersten Jahreshälfte 2005 macht deutlich, dass eine Auseinandersetzung mit der kulturellen Bedeutung von Glaube und Kirche nicht jenseits mediatisierter Formen religiöser Kommunikation stehen bleiben darf. Auch die Tatsache, dass die Kirche(n) in den pluralisierten Gegenwartsgesellschaften längst mit einer Vielzahl von alternativen wiederum meist medial vermittelten religiösen und nicht-religiösen Deutungsangeboten konkurrieren, rückt die Frage in den Mittelpunkt, inwieweit die zunehmende Mediatisierung des Religiösen mit Individualisierungsprozessen einher geht. Ausgehend von diesen Überlegungen soll am Beispiel des Weltjugendtags der katholischen Kirche in Köln, der im Sommer 2005 zwei Wochen lang in Deutschland und darüber hinaus zum bestimmenden Medienereignis wurde, untersucht werden, inwieweit sich in der Fernsehberichterstattung über den Katholizismus und deren Aneignung durch junge katholische Gläubige aus Deutschland und Italien eine Individualisierung des Religiösen konkretisiert. Angelegt ist diese kommunikations- und 134 soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion medienwissenschaftliche Untersuchung als Fallstudie mit typisierender Zielsetzung, die jeweils unter transkulturellem Blickwinkel zwei Untersuchungsebenen integriert. Auf einer ersten Analyseebene werden mittels qualitativer inhaltsanalytischer Verfahren mediale Darstellungs- bzw. Repräsentationsmuster des Katholizismus herausgearbeitet. In einem zweiten Analyseschritt werden auf der Grundlage von qualitativen Rezipienteninterviews typische Muster der medial vermittelten Auseinandersetzung mit (katholischem) Glauben rekonstruiert. Ziel der Arbeit ist es, diese beiden Untersuchungsebenen unter Berücksichtigung des Aspekts der Transkulturalität in eine übergeifende theoretisierende Darstellung zu integrieren. ZEITRAUM: 2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Köln VERÖFFENTLICHUNGEN: Hepp, Andreas; Krönert, Veronika: Der katholische Weltjugendtag als Medienevent: Globalisierung der Medienkommunikation, deterritoriale religiöse Vergemeinschaftung und 'branding religion'. in: Nacke, S.; Unkelbach, R.; Werron, T. (Hrsg.): Weltereignisse: theoretische und empirische Perspektiven. Wiesbaden: VS-Verl. für Sozialwiss. 2008. ISBN 978-3-531-15311-7.+++Hepp, A.; Krönert, V.; Vogelgesang, W.: Mediatisierte Religion: Die Mediatisierung des Religiösen am Beispiel des XX. Weltjugendtag. in: Willems, H. (Hrsg.): Theatraliserungen und Enttheatralisierung in der Gegenwartsgesellschaft. Wiesbaden: VS-Verl. für Sozialwiss. 2008, Bd. 1. (in Vorbereitung).+++Hepp, A.; Krönert, V.: Der katholische Weltjugendtag als Medienevent: Globalisierung der Medienkommunikation, deterritoriale religiöse Vergemeinschaftung und 'branding religion'. in: Nacke, S.; Unkelbach, R.; Werron, T. (Hrsg.): Weltereignisse: theoretische und empirische Perspektiven. Wiesbaden: VS-Verl. für Sozialwiss. 2008. ISBN 978-3-531-15311-7.+++ Hepp, Andreas; Krönert, Veronika; Höhn, Marco: Der XX. Weltjugendtag als Medienereignis: Medien, religiöse Vergemeinschaftung und kultureller Wandel. in: Ästhetik & Kommunikation, 36, 2005, S. 99-106. ARBEITSPAPIERE: Hepp, Andreas; Krönert, Veronika: 'Eventization' and 'Globalization' of religion: the XX. Catholic World Youth Day as a hybrid media event. Vortrag auf der The Fifth International Conference on Media, Religion, and Culture (Reviewed Paper), 6.-9.7.2006 in Sigtuna, Schweden (digitale Publikation im Rahmen der Konferenz-Proceedings).+++Hepp, Aandreas; Krönert, Veronika: Media cultures and religious change: 'mediatisation' as 'branding religion'. Paper presented at the CRESC Symposium "Religion, Media Process and the Transformation of the Puplic Sphere", Open University, London, 9.1.2008. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation, Information -IMKI- (Postfach 330440, 28334 Bremen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0421-218-2565, Fax: 0421-218-7574, e-mail: [email protected]) [190-L] Lammers, Christoph: Mit der Bibel gegen Darwin: der Aufstieg des Kreationismus, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 55/2010, H. 1, S. 107-113 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Mit seinem großen Werk über 'Die Entstehung der Arten' revolutionierte Charles Darwin nicht nur das Selbstverständnis der Naturforschung, sondern auch das Welt- und Selbstbild der Moderne. Das stößt bis heute auf Widerspruch. Der Autor geht dem christlich-fundamentalistischen Widerstand gegen die Lehre der Evolution auf den Grund. Dabei zeigt er die soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion 135 Gefahren, die von dieser antiaufklärerischen Strömung vor allem für die schulische Erziehung ausgehen." (Autorenreferat) [191-F] Maschke, Dietmar, Dipl.-Soz.Päd. (Bearbeitung); König, Joachim, Prof.Dr. (Leitung); König, Joachim, Prof.Dr. (Betreuung): Ein empirischer Beitrag zur Klärung des Verhältnisses von Diakonie und Kirche. Betrachtet anhand der evangelischen Altenhilfe und der Kirchengemeinden in der Evangelisch-Lutherschen Kirche in Bayern, Verhältnis von Diakonie und Kirche (DiaKirche) INHALT: Die Erforschung des Verhältnisses von Diakonie und Kirche richtet sich auf die Gewinnung von Erkenntnissen über Faktoren, Strukturen und Bedingungen, die sich günstig und ungünstig auf das Verhältnis auswirken. Dabei werden folgende Fragedimensionen betrachtet: 1. Welches Wissen und welche Kenntnis ist über den jeweils anderen Bereich vorhanden? 2. Wie lassen sich Einstellungen zum jeweils anderen Bereich beschreiben? 3. Welche Rollen und Funktionen schreiben Diakonie und Kirche einander zu? 4. Wie sieht die Zusammenarbeit konkret aus? 5. Wie werden Informationen über einander verbreitet? GEOGRAPHISCHER RAUM: Bayern METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 863; Pfarrer/innen und Dekan/innen in der Evangelisch-Lutherschen Kirche in Bayern; Auswahlverfahren: total). Standardisierte Befragung, online (Stichprobe: 204; Geschäftsführer/innen Diakonischer Werke und Leiter/innen diakonischer Einrichtungen der Altenhilfe, Seniorenarbeit und offenen Altenarbeit in Bayern; Auswahlverfahren: total). Inhaltsanalyse, offen (Antworten auf offene Fragen in den zuvor genannten Befragungen). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Interne Berichte für den Auftraggeber. ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: Diakonisches Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern FINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: Evangelische Fachhochschule Nürnberg (Bärenschanzstr. 4, 90429 Nürnberg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0911-27253-710, e-mail: [email protected]) [192-L] Schäfer, Heinrich: Latin America: the dynamics of the religious field, in: What the world believes : analyses and commentary on the Religion Monitor 2008, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2009, S. 463485 INHALT: Der Religionsmonitor 2008 berücksichtigt in Lateinamerika zwei Länder: Guatemala und Brasilien. Beide Länder sind für die religiösen Transformationen auf diesem Kontinent von besonderer Bedeutung, wie im vorliegenden Beitrag näher gezeigt wird. Eine Möglichkeit, die Entwicklung des religiösen Feldes in Lateinamerika theoriegeleitet zu erfassen, ist, auf die religiösen Akteurstypen zurückzugreifen, die von Max Weber bestimmt und von Pierre Bourdieu im Zusammenhang der Konkurrenzsituation des religiösen Feldes interpretiert worden sind. Drei idealtypische Akteure konkurrieren in Lateinamerika um die Gunst der Laien, indem sie nach deren Bedürfnissen Heilsgüter produzieren und die Machtverhältnisse des religìösen Feldes auch durch andere Strategien, z. B. durch politische Allianzen, zum eigenen Vorteil zu manipulieren suchen. Die Rolle des "Priesters" kann der etablierten und 136 soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion hierarchieorientierten katholischen Kirche zugeordnet werden; der Idealtypus des "Propheten" wird hingegen vom Protestantismus, insbesondere von der Pfingstbewegung verkörpert. Die Funktion des "Zauberers" symbolisieren drittens die indigenen und afroamerikanischen Religionen. Der Autor untersucht anhand der Daten des Religionsmonitors die Strategien und Überzeugungen dieser Akteure im religiösen Feld und in der weiteren gesellschaftlichen Öffentlichkeit. (ICI) [193-L] Schenk, Susan: Das Islambild im internationalen Fernsehen: ein Vergleich der Nachrichtensender Al Jazeera English, BBC World und CNN International, (Medien und politische Kommunikation - Naher Osten und islamische Welt, Bd. 16), Berlin: Frank & Timme 2009, 173 S., ISBN: 978-386596-224-9 INHALT: "Die Autorin vergleicht im vorliegenden Buch die Berichterstattung der globalen Nachrichtensender der westlichen Welt BBC World und CNN International mit dem Sender Al Jazeera English. Al Jazeera English ist der erste englischsprachige Nachrichtenkanal aus dem Nahen Osten, der via Satellit weltweit empfangbar ist. Aus seinem Selbstverständnis heraus möchte er versuchen, westliche Sichtweisen herauszufordern und einen 'anderen Blick' auf die Weltereignisse zu werfen. Anhand der Berichterstattung zum Islam wird im vorliegenden Band geprüft, ob sich dieses Selbstverständnis in den Programminhalten tatsächlich widerspiegelt. Dazu wurden über einen dreimonatigen Zeitraum 707 Nachrichtenbeiträge der Sender inhaltlich und formal miteinander verglichen und Themen und Stereotype in der Islam-Berichterstattung offen gelegt." (Autorenreferat) [194-L] Schlott, René: "Ein schockierend vorzeitiger Tod": das Ende von Papst Johannes Paul I. und seine medialen Deutungen, in: Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to history, Vol. 34/2009, No. 4 = No. 130, S. 298-315 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Am Morgen des 29. September 1978 wurde Johannes Paul I. tot aufgefunden. Der Vatikan gab bekannt, dass der 65- jährige Papst nach 33 Tagen im Amt einem Herzanfall erlegen sei - gemäß dem unerforschlichen Ratschluss Gottes. Der plötzliche Tod von Johannes Paul I. zog weltweite Medienaufmerksamkeit auf sich. Zwei Aspekte wurden dabei besonders intensiv diskutiert: Erstens die Frage nach einer Sinnstiftung für den Tod des Papstes nach einer so kurzen Amtszeit. Zweitens die möglichen Gründe seines einsamen Ablebens, denn die offizielle Todesursache wurde schnell in Zweifel gezogen. Nach Meinung vieler Medienvertreter schwächten der Stress des Amtes und die Belastungen der Kurienbürokratie den ohnehin fragilen Gesundheitszustand des Papstes entscheidend. Einigkeit herrschte in der Presse darüber, dass Johannes Paul I. trotz seines nur einmonatigen Pontifikats ein bemerkenswertes Erbe hinterließ: Gerade seine bescheiden menschliche Art spiegelte sich in den außergewöhnlichen Todesumständen. Diese Charakteristika würden nun als durch ihn gesetzte Maßstäbe die Wahl seines Nachfolgers bestimmen." (Autorenreferat) soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion 137 [195-L] Sieprath, Maud E. (Hrsg.): Religion und Massenmedien, (Religionen in Kultur und Gesellschaft, Bd. 2), Berlin: Weißensee Verl. 2009, 273 S., ISBN: 978-3-89998-146-9 INHALT: "Die Präsenz der Medien im 21. Jahrhundert und die damit verbundene Macht waren nie zuvor so dominierend wie heute. Die Vorstellung, Religion sei in den Hintergrund getreten und zur Privatangelegenheit geworden, ist überholt. Vieles spricht für eine neue Sichtbarkeit der Religion. Dies enthüllt sich durch verstärktes Interesse an religiösen Sensationen und Themen. Die Vermittlung religiöser Inhalte, seien sie explizit oder implizit, wird in unserer modernen Gesellschaft maßgeblich durch die Medien geprägt und übt auf alle Bereiche unseres Lebens Einfluss aus. Durch die Massenmedien sind Veränderungen der Kommunikationsweise von Religion entstanden. Das Suchen nach Vorbildern und Leitfiguren, nach Stars und Sternchen hat sich entsprechend der massenmedialen Entwicklung verschoben. Fragen nach der Veränderung von Kultur und Religion, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Gesellschaft durch die Nutzung der Medien, wie auch die Präsentation und Vermittlung von Kultur und Religion durch diese, stehen im Vordergrund." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Maud E. Sieprath: "Fürchtet euch nicht vor neuen Technologien". Öffentliches Leiden und Sterben des Medienpapstes. Die Medien als Stimulanzfaktor einer kurzfristigen Massenbewegung (1132); Antje Laskowski: Der Karikaturenstreit - eine global gesteuerte Empörung (33-66); Christel Gärtner: Die Rolle der Medien bei der Rückkehr der Religion: Die habituellen Voraussetzungen für die Wahrnehmung und Deutung religiöser Ereignisse bei journalistischen "Meinungsmachern" (67-98); Carola Richter: Fernsehprediger, Online-Counselling und Fatwa-Hotlines: Zur Medialisierung des Islam (99-128); Beate Rohmann: Etablierung, Vermittlung und Entzauberung eines Mythos. Die Rolle populärer Medien im Kontext einer Konversionsgeschichte (129-156); Nadja Miczek: "Virtuelle Spiritualität". Gegenwärtige Westliche Esoterik in Second Life (157-184); Marcia E. Moser: Christlich-Sicher-Geborgen? Das Internet als Debattenraum für christliche Lesben und Schwule (185-208); Maud E. Sieprath: Nichtfassbare Geister - zufällige Codesegmente - eine Roboterseele? Eine Analyse zum SFFilm 'I, robot' (209-230); Daniela Kurzke: Medialisierung des Dalai Lama. Vom Bauernjungen zum buddhistischen Superstar. Eine kurze Übersicht (231-248); Reka Szilardi: The Replicant's Rendez-vous with Reality? Variations on God in Three Novels of Philip K. Dick (249270). [196-F] Spieß, Christian, Dr.theol.; Winkler, Katja; Schroer, Eva (Bearbeitung); Gabriel, Karl, Prof.em.Dr.theol.Dr.soz.wiss.; Große Kracht, Hermann-Josef, Dr.theol. (Leitung): Gewaltverzicht religiöser Traditionen: der moderne Katholizismus im Spannungsfeld von Distinktion und Integration (Projekt C11 im Forschungsfeld C Integrative Verfahren) INHALT: Die Säkularitätsstandards der politischen Moderne stehen in scharfem Kontrast zu den Herrschaftsansprüchen religiöser Wahrheitstraditionen. In Europa entzündeten sich daran zahlreiche Konflikte, insbesondere zwischen katholischer Kirche und demokratischer Öffentlichkeit. Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass sich der zunächst scharf antimodernistisch akzentuierte Katholizismus innerhalb weniger Jahrzehnte in den modernen Verfassungsstaat integrierte, dessen normative Grundlagen - etwa Volkssouveränität, Gewissens- und Religionsfreiheit - jedoch noch lange als 'illegitim' galten. Das heute zu beobachtende neue Selbstbewusstsein repolitisierter, oft militant auftretender Religionen - nicht nur im Kontext des Islam - macht deutlich, dass dieser Grundkonflikt heute keineswegs überwunden ist, son- 138 soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion dern mindestens latent weiterwirkt. Der Katholizismus hat mit der Erklärung zur Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanischen Konzils im Jahr 1965 programmatisch auf die staatlichgewaltförmige Durchsetzung seines Wahrheitsanspruchs verzichtet. Diese wesentlich vom US-amerikanischen Katholizismus beeinflusste 'Verzichtserklärung' kann als ein in der Geschichte der Religionen geradezu exzeptioneller Akt freiwilliger Selbstbeschränkung religiöser Wahrheitsansprüche gelten, dessen Bedeutung kaum überschätzt werden kann. Bis heute ist weithin unklar, wie es in einer im hohem Maße traditionsgebundenen Institution wie der katholischen Kirche zu einem derart grundlegenden Positionswandel hat kommen können. Die spezifischen Entstehungskontexte, Konfliktkonstellationen und Lernerfahrungen, die diesen Umbruch möglich gemacht haben, sind Gegenstand des interdisziplinär angelegten Forschungsvorhabens. Methodisch sind Strukturanalysen mit der Rekonstruktion von Identitätssemantiken und Weltbildern zu verknüpfen. Es ist zu prüfen, ob hier im Spannungsfeld von Religion und Moderne spezifische Strukturmuster am Werk sind, die nicht nur für den Katholizismus, sondern in ähnlicher Form auch für andere Religionsgemeinschaften - etwa für den Islam - eine Rolle spielen können. Insofern drängt sich zugleich die Anschlussfrage auf, ob dieser Selbstmodernisierung des Katholizismus im Kontext von Distinktion und Integration für das Verhältnis von Religionsgemeinschaften und politischer Moderne insgesamt eine paradigmatische Bedeutung zukommt bzw. zukommen kann. VERÖFFENTLICHUNGEN: Gabriel, K.; Spieß, Chr.; Winkler, K. (Hrsg.): Religionsfreiheit und religiöser Pluralismus - Entwicklungslinien eines katholischen Lernprozesses. Religionsfreiheit - Katholizismus - Gewalt, Bd. 1. Tagungsband "Wie fand der Katholizismus zur Religionsfreiheit?", Internationale Fachtagung, Münster 11.-13. März 2009. Paderborn: Schöningh 2010 (in Vorbereitung). ARBEITSPAPIERE: Gabriel, K.; Spiess, Chr.; Winkler, K.: Gewaltverzicht religiöser Traditionen. Der moderne Katholizismus im Spannungsfeld von Distinktion und Integration. Skizze des Forschungsprojekts C11 im Rahmen des Exzellenzclusters "Religion und Politik" der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (März 2009). 12 S. Download unter: www.uni-muenster.de/imperia/md/content/religion_und_politik/aktuelles/ oktober_09/projektskizze_c11.pdf . ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bund und Länder im Rahmen der Exzellenzinitiative INSTITUTION: Universität Münster, FB 02 Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Christliche Sozialwissenschaften (Hüfferstr. 27, 48149 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Spieß, Christian (Dr. Tel. 0251-83-23504, e-mail: [email protected]) [197-L] Staiger, Martin: Sozialabbau und die Aufgabe der Kirchen, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 54/2009, H. 10, S. 65-74 (Standort: UB Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag geht von der Tatsache aus, dass trotz steigenden Wohlstands und "Aufschwungs" die Armut in der Bundesrepublik zugenommen hat. Der Autor kritisiert vor diesem Hintergrund die Privatisierung von Renten- und Krankenversicherung, den bürokratischen Dschungel in der Arbeitsvermittlung und die Entwürdigung, der die Betroffenen tagtäglich ausgesetzt sind. Angesichts all dessen fordert der Autor die Kirchen dazu auf, sich soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion 139 wieder auf die christlichen Werte zu besinnen und gegen die herrschende Umverteilungspolitik von unten nach oben anzugehen. Gefordert ist hier eine Kirche, die sich in ihrer Spitze und ihrer Breite wieder auf die eigenen Wurzeln besinnt und sich viel stärker mit sozialpolitischen Fragen beschäftigt. Ihre "Gründungsurkunde", die Bibel, ist hier voller Beispiele. So geht es Jesu immer auch darum, dass aus der Gesellschaft ausgestoßene Menschen geholfen wird (was ihr getan habt den geringsten unter meinen Brüdern, das habt ihr mit getan). Der Prophet Amos hat für den Autor die Richtschnur für das notwendige sozialpolitische Engagement der Kirche unübertroffen formuliert: "Das Recht fließe wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach." (Amos 5,25) Und auch Psalm 82 lässt an Klarheit nicht zu wünschen übrig: "Verschafft Recht den Unterdrückten und Waisen, verhelft den Gebeugten und Bedürftigen zum Recht!" (ICA2) [198-L] Weber-Blaser, Timo: Kultur und Entwicklung: der Konfuzianismus als Entwicklungsfaktor, in: Siegfried Frech ; Jeannette Behringer: Dialoge wagen : zum Verhältnis von politischer Bildung und Religion, Schwalbach: Wochenschau Verl., 2009, S. 234-251 INHALT: Im Anschluss an die Konzeptdiskussion, die in der Didaktik politischer Bildung seit geraumer Zeit geführt wird, entwickelt der Verfasser eine unterrichtspraktische Skizze, die im Politik- und Lernfeld "Globale Entwicklung" angesiedelt ist, sich an kulturzentrierten Fragestellungen orientiert und letztlich auf die politische Urteilsfähigkeit der Schüler abhebt. Hierbei stellen die Begriffe Armut und Reichtum zentrale Referenzkonzepte des Domänenbereichs Entwicklungspolitik dar. Nach der fachdidaktischen und kognitionspsychologischen Herleitung möglicher Referenzkonzepte wird in einem zweiten Schritt in Anlehnung an Max Weber die Rolle der Kultur, die sowohl entwicklungshemmend als auch entwicklungsfördernd sein kann, als ideelle Komponente des Politischen erörtert. Am Beispiel des Konfuzianismus, dessen Erbe vor allem die gegenwärtige Entwicklung in China prägt und der die aus westlichem Blick wahrgenommenen Ambivalenzen in der chinesischen Politik zu erklären vermag, entwickelt der Verfasser die exemplarische Unterrichtseinheit "Konfuzianismus und Entwicklung". Gerade mit Blick auf China zeigt sich, wie konfuzianische Werte von wirtschaftlicher wie auch von politischer Seite eine durchaus interessengeleitete Neubewertung erfahren. (ICE2) [199-L] Wetzel, Marion Josephin: Die Integration von Flüchtlingen in evangelische Kirchengemeinden: das Beispiel SchleswigHolstein nach 1945, (Kieler Studien zur Volkskunde und Kulturgeschichte, Bd. 7), Münster: Waxmann 2009, 263 S., ISBN: 978-3-8309-2165-3 INHALT: "Die unmittelbare Zeit nach dem 2. Weltkrieg ist in Schleswig-Holstein von einer großen Zuwanderung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den östlichen Gebieten des ehemaligen Deutschen Reiches geprägt. Das veränderte nicht nur das alltägliche Zusammenleben, sondern wirkte sich auch auf das kirchliche Leben aus. Die meisten Flüchtlinge und Vertriebenen bekannten sich zur evangelischen Konfession, so dass die evangelischen Gemeinden einen hohen Zuwachs an Gemeindemitgliedern integrieren mussten, was nicht reibungslos verlief. Allerdings folgten die zum größten Teil aus Gebieten der Altpreußischen Unionskirche stammenden Gläubigen in der Liturgie anderen Regeln, als die lutherisch geprägten 140 soFid Religionsforschung 2010/1 6 Organisations- und Vermittlungsformen von Religion Holsteiner sie gewohnt waren, was zu Konflikten und Ausgrenzungen führte. Die auf Zeitzeugeninterviews und Aktenmaterial beruhende Studie zeichnet diesen schwierigen Integrationsprozess nach und zeigt, wie sich über die Auseinandersetzung mit dem kirchlichen Leben auch alltagskulturelle Verhaltens- und Denkweisen wandeln." (Autorenreferat) [200-L] Wienhardt, Thomas: Jugend in der Gegenwart: Jugendkulturen im Umfeld von Kirche, Glaube und Jugendarbeit - Jugendstudie Augsburg, Düsseldorf: Verl. Haus Altenberg 2009, 212 S., ISBN: 978-3-77610230-7 INHALT: Die vorliegende Untersuchung dokumentiert eine Erhebung, die 2007/2008 in der Diözese Augsburg durchgeführt wurde (n=1182). Mit Blick auf eine Neuorientierung der kirchlichen Jugendarbeit wurde versucht, Jugendliche näher zu beschreiben und dazu eine jugendkulturelle Segmentierung unter den Heranwachsenden durchzuführen. Eine Besonderheit liegt darin, Jugendkulturen speziell auf ihre Einstellungen zu Religion, Glaube und Kirche befragen zu können. Eine wichtige Rolle spielt zudem die Frage nach dem Image und der Außenwahrnehmung der kirchlichen Jugendarbeit. Ergänzend wurden soziodemographische Daten und Daten zum Freizeitverhalten erhoben. Die Untersuchung unterstreicht die Bedeutung, die Bedürfnisse in den Jugendkulturen zu entdecken, sie in ihrer Spiritualität ernst zu nehmen, Lebensstile zu respektieren, Bekanntheitsgrad und Image der kirchlichen Jugendarbeit zu fördern und Rituale für die Zeit der Adoleszenz zu entwickeln. (ICE2) [201-F] Winterstein, Ulrike (Bearbeitung): Der vertriebene Klerus in der SBZ/ DDR 1945-1952. Eine regionale Untersuchung vertriebener Eliten am Beispiel des Bistums Meißen und des Erzbischöflichen Amtes Görlitz INHALT: Die Integration der Vertriebenen in der SBZ und DDR ist in den letzten Jahren intensiv erforscht worden. Ergebnisse liegen inzwischen sowohl für die Zentralebene als auch für verschiedene Regionen vor. Wenig bekannt ist aber immer noch über das Verhalten der großen christlichen Kirchen und ihre Bedeutung für den gesellschaftlichen Integrationsprozess. Pfarrern und Klerikern als soziale und geistliche Führungsschichten in den Kirchen kam eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Am Beispiel des vertriebenen katholischen Klerus in den hauptsächlich sächsischen Kirchenbezirken Meißen (Bistum) und Görlitz (Erzbischöfliches Amt) wird dieser Prozess für die Jahre 1945 bis 1952 exemplarisch untersucht. Dabei kommt sowohl der Aspekt der Integration des Klerus in die Diasporastrukturen des Katholizismus in Sachsen in den Blick als auch die Bedeutung, die diese Elite für die Integration der vertriebenen Katholiken hatte. Die Studie, die im Rahmen eines vom Historischen Seminar der Universität Leipzig erarbeiteten Gesamtprojekts zur Integration vertriebener Eliten in Sachsen erstellt wird, verknüpft neue Erkenntnisse zur Integration Vertriebener mit Aspekten der Elitenforschung. GEOGRAPHISCHER RAUM: SBZ/ DDR 1945-1952, insb. Bistum Meißen und Erzbischöfliches Amt Görlitz ART: ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Kommission für Zeitgeschichte Forschungsstelle Bonn (Adenauerallee 19, 53111 Bonn) KONTAKT: Institution (Tel. 0228-2674300, e-mail: [email protected]) soFid Religionsforschung 2010/1 7 Säkularisierung 7 141 Säkularisierung [202-L] Bastian, Jean-Pierre: Pluralisation et individualisation de la religion: analyse des recompositions religieuses en Alsace, in: Bernd Schröder (Hrsg.) ; Wolfgang Kraus (Hrsg.): Religion im öffentlichen Raum : deutsche und französische Perspektiven, Bielefeld: transcript Verl., 2009, S. 37-45 INHALT: In einer Gesellschaft, in der die Wahrheit nur relativ und vielgestaltig sein kann, sind die großen religiösen Traditionen nach Meinung des Autors nicht mehr Garanten einer Autorität, die ihnen soziale Prägekraft verleiht. Sie haben somit an Einfluss verloren und die Menschen sind immer weniger praktizierend religiös - und wenn sie es sind, dann eher im Sinne des Ausprobierens und des Suchens nach neuen Formen symbolischer und religiöser Aktivität, die sie nicht notendigerweise in Richtung der traditionell anerkannten Religionsgemeinschaften lenkt. Dies führt dem Autor zufolge zu einer sich vervielfältigenden religiösen Landschaft, die mit dem Begriff der Entinstitutionalisierung von Religion umschrieben werden kann und den Verlust an Einfluss der großen religiösen Organisationen auf die Gesellschaft zum Ausdruck bringt. Um den religiösen Wandel im Elsass aufzuzeigen, arbeitet der Autor drei Entwicklungslinien heraus: Religion als Erinnerung, als Individualisierung des Glaubens und als Vergemeinschaftung. (ICI2) [203-L] Fischer, Karsten: Das Transzendenzparadox religiöser Liberalität: Habermas und die religionspolitische Probleme der postsäkularen Gesellschaft, in: Gary S. Schaal: Das Staatsverständnis von Jürgen Habermas, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2009, S. 137-157 INHALT: "Karsten Fischer diskutiert in seinem Beitrag die Bedeutung der Religion in der modernen Gesellschaft im Werk von Habermas. Es steht außer Frage, dass Religion(en) in sozialer wie politischer Perspektive an Bedeutung gewonnen haben - in diesem Zusammenhang spricht Habermas auch von postsäkularisierten Gesellschaften. Doch unter welchen Bedingungen können die Geltungsansprüche von religiösen Gemeinschaften legitimerweise Gehör beanspruchen? Fischer kann zeigen, dass die gegenwärtig als Kehrtwende in seiner Theorie kritisierte Haltung stringent aus seinen bisherigen Positionen hervorgeht. Er kommt in seiner Kritik zu der ebenso überzeugenden wie überraschenden These, dass eine theologische Bedingung religiöser Liberalität gerade nicht in der Weltoffenheit der Religion besteht, sondern in ihrer Transzendenzorientierung." (Autorenreferat) [204-F] Galeski, Anja, Dipl.-Kult.-Wiss.; Müller, Olaf, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Pickel, Gert, Prof.Dr.; Pollack, Detlef, Prof.Dr. (Leitung): Religion in der Generationsfolge - Form, Gründe und Dauerhaftigkeit des Traditionsabbruchs des Religiösen in Deutschland INHALT: 1. Konzeptionelle Auseinandersetzung mit Generationeneffekten (wie seitens der Säkularisierungstheorie üblicherweise angenommen), Lebenszykluseffekten und ggf. Periodeneffekten (Bezug zu wirtschaftlichen Krisen usw.). 2. Bestimmung der Zeitpunkte, zu denen der Einbruch der Säkularisierung in Deutschland erfolgt ist (Umbruchsschwellen), dabei Be- 142 soFid Religionsforschung 2010/1 7 Säkularisierung zugnahme auf die Ergebnisse der historischen Forschung, welche hier insbesondere in den 1960/1070er Jahren diesen Einbruch identifiziert. 3. Erforschung der Mechanismen und Faktoren für die herausgearbeiteten Abbrüche von religiöser Vitalität zu bestimmten Zeiträumen (Modernisierungssprünge, Individualisierung, Trennung Staat-Kirche usw.). ZEITRAUM: 1950-2010 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland METHODE: Säkularisierungs- und Modernisierungstheorie. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten ART: BEGINN: 2009-08 ENDE: 2011-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Leipzig, Theologische Fakultät, Institut für Praktische Theologie Abt. Religions- und Kirchensoziologie (Otto-Schill-Str. 2, 04109 Leipzig); Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie (Scharnhorststr. 121, 48151 Münster); Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" (Johannisstr. 1-4, 48143 Münster) KONTAKT: Pickel, Gert (Prof.Dr. Tel. 0341-9735463, e-mail: [email protected]) [205-L] Gründer, René: Asatru in Deutschland: Strömungen einer alternativreligiösen Bewegung, in: René Gründer (Hrsg.) ; Michael Schetsche (Hrsg.) ; Ina Schmied-Knittel (Hrsg.): Der andere Glaube : europäische Alternativreligionen zwischen heidnischer Spiritualität und christlicher Leitkultur, Würzburg: Ergon Verl., 2009, S. 77-99 INHALT: Der isländische Neologismus Asatru (übersetzbar mit Asen-Treue bzw. Asen-Glaube) steht für die jüngste Aktualisierung eines alternativreligiosen Programms, dessen Vorläufer sich bereits in der europäischen (National-)Romantik des 19. Jahrhunderts nachweisen lassen. Es handelt sich um den Versuch einer Wiederbelebung vorchristlicher Sitten- und Glaubensvorstellungen nord- und mitteleuropäischen Ursprungs sowie deren Adaption an bzw. Konfrontation mit der (Post-)Moderne. Aus Sicht seiner Anhänger ist Asatru eine einheimische, vor- bzw. außerchristliche, polytheistische Erfahrungsreligion, die ihren Ausdruck in der rituellen Feier von Jahreskreisfesten sowie in einer Ethik der Selbstverantwortung findet. Auf der Grundlage von Befunden eines Feldforschungsprojektes zu Entstehung, Differenzierung, Glaubenswelt, Ritualistik und Traditionsbildung im deutschen Asatru präsentiert der Verfasser die wesentlichen Strukturen des heterogenen Spektrums heutiger 'germanischer' Spiritualität in pluralistischen westlichen Gesellschaften. Die Entstehung und die Strömungen der Asatru, ihre Symbolik, Gruppenstrukturen, ihr Glaubenssystem, die Konstruktion ihrer religiösen Traditionen sowie ihr Transzendenzbezug stellen einzelne Schwerpunkte der Studie dar. Es wird die These vertreten, dass die Vielfalt religiöser Sinnwelten, die sich im deutschsprachigen Raum der Gegenwart hinter dem Begriff Asatru verbirgt, dessen analytische Reduktion auf Konzepte wie 'völkische Religiosität', 'Neugermanentum' oder gar "psycho-pathologische Bewegungsgemeinschaft" verunmöglicht. Hingegen werden die Multidimensionalität und Differenziertheit aktueller Bezugnahmen auf vorchristliche Glaubenswelten des 'Germanischen' demonstriert. Gerade in seiner Vielschichtigkeit erweist sich heutiges Asatru als ein durchaus ambivalent bewerteter - Ausdruck gesellschaftlicher und religiöser Pluralisierungsprozesse in der westlichen Moderne. (ICF2) soFid Religionsforschung 2010/1 7 Säkularisierung 143 [206-L] König, Matthias: Religiosity in "laicist" states in Europe: France and Turkey, in: What the world believes : analyses and commentary on the Religion Monitor 2008, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2009, S. 375-397 INHALT: Die Türkei und Frankreich sind zwei europäische Länder, die sich offiziell als säkulare bzw. "laizistische" Staaten beschreiben. Die zentrale Bedeutung dieser Selbstdefinition erschließt sich nicht nur aus den Verfassungsdokumenten, sondern auch aus den gegenwärtigen religiösen Kontroversen. Dennoch sind in den untersuchten Ländern sehr verschiedene Formen von Religion und Religiosität festzustellen, wie im vorliegenden Beitrag anhand von Daten des Religionsmonitors 2008 näher gezeigt wird. Nach einleitenden theoretischen Betrachtungen zur Religiosität in säkularen Gesellschaften werden die Zentralität der Religiosität sowie ihre einzelnen Kerndimensionen (Intellekt, Ideologie, öffentliche Praxis, Gebet, Meditation, Du-Erfahrung, All-/Einheitserfahrung) beschrieben. Weitere Schwerpunkte des Berichts sind die Dynamik des religiösen Feldes, das Verhältnis von Staat und Kirche, die Anerkennung von Religionsgemeinschaften, die Ursprünge des Säkularismus und die gegenwärtigen religionspolitischen Auseinandersetzungen in den beiden Ländern. (ICI) [207-F] Mastiaux, Björn, M.A. (Bearbeitung); Baurmann, Michael, Prof.Dr. (Betreuung): Mitglieder atheistischer, freigeistiger bzw. säkularistischer Organisationen in Deutschland und den USA INHALT: Exploration des organisierten Atheismus; Fokussierung auf Motive zum Organisationsbeitritt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, USA METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 60; maximal unterschiedliche Mitglieder möglichst ähnlicher atheistischer Organisationen in Deutschland und den USA, die Gemeinschaft und politischen Aktivismus miteinander verbinden -sechs ausgewählte Organisationen-; Auswahlverfahren: Theoretical Sampling). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2006-04 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler; Stipendium; Landesgraduiertenfördererung NRW INSTITUTION: Universität Düsseldorf, Philosophische Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Professur für Soziologie I (Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0211-81-15964, e-mail: [email protected]) [208-L] Meulemann, Heiner: Secularization or the revival of religion?: worldviews in 22 societies: findings and suggestions of a cross-sectional survey, in: What the world believes : analyses and commentary on the Religion Monitor 2008, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung, 2009, S. 663-690 INHALT: Die Entkirchlichung Westeuropas in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten verlief parallel zu einem tiefgreifenden Wertewandel. In der Werteskala einer wachsenden Anzahl von Menschen sind das gute Leben und friedliche Miteinander an die Stelle der wirtschaftlichen Prosperität getreten, an die Stelle von Leistung und Pflicht die Selbstbestimmung, und an die Stelle kirchlich gebundener Religiosität der Wunsch zur Mitbestimmung des kollektiven Schicksals. Diese Entwicklung steht in einem Zusammenhang mit der Kirchlichkeit, denn die 144 soFid Religionsforschung 2010/1 7 Säkularisierung Kirchenbindung ist in der Regel eng mit bestimmten moralischen Werten verknüpft, wie z. B. die Zustimmung zu weltlichen Verboten und Geboten, Mitmenschlichkeit und soziales Engagement. Der Autor nimmt vor diesem Hintergrund eine Einordnung der Ergebnisse des Religionsmonitors 2008 in andere empirische und ländervergleichende Studien zum Wandel von Religion und Religiosität vor. Er reflektiert die Befunde vor allem unter dem Gesichtspunkt unterschiedlicher Weltanschauungen in Gesellschaften mit und ohne einer dominanten monotheistischen Religion. Im Mittelpunkt stehen folgende Fragen: Gibt es eine zunehmende Säkularisierung oder Desäkularisierung, eine Resakralisierung oder Respiritualisierung? Lässt sich eine Tendenz zur Privatisierung des religiösen Lebens feststellen, die zu einem bisher nicht gekannten religiösen Pluralismus führt, oder geht die Entwicklung des religiösen Feldes eher in Richtung Deprivatisierung? Gibt es sogar eine Renaissance oder Wiederkehr des Religiösen in der Gegenwart? (ICI) [209-L] Schotte, Dietrich: Auctoritas, non veritas, facit legem!: zur angeblichen Politischen Theologie in Thomas Hobbes' Leviathan, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie : Zweimonatsschrift der internationalen philosophischen Forschung, Jg. 57/2009, H. 5, S. 709-724 (Standort: USB Köln(38)FHM BP1740; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; dx.doi.org/10.1524/dzph.2009.0059) INHALT: In den letzten Jahren ist es in Mode gekommen, das Erbe der westlichen säkularen Moderne "neu zu denken" und zu behaupten, es sei im Grunde christlich. Eine Möglichkeit, diese These zu beweisen, besteht darin zu zeigen, dass die Gründungsväter des Säkularismus von einem zumindest implizit christlichen Standpunkt aus argumentierten, vor allem, wenn es um die normativen Standards der Politik geht. Ein solcher säkularer Gründungsvater ist Thomas Hobbes. Entgegen christlichen oder religiösen Interpretationen seiner politischen Philosophie lassen sich zwei Dinge zeigen: erstens hängt seine politische Philosophie nicht von Religion oder religiösen Gefühlen ab und zweitens sind die systematischen Argumente für eine Politische Theologie nicht plausibel, schon gar nicht effektiv. (ICEÜbers) [210-L] Tietze, Nikola: Polyphonie der Religionssemantiken: muslimische Religionspraxis in bundesdeutscher Rechtssprechung sowie Staats- und Verwaltungspolitik, in: José Brunner (Hrsg.) ; Shai Lavi: Juden und Muslime in Deutschland : Recht, Religion, Identität, Göttingen: Wallstein, 2009, 147163 (Standort: USB Köln(38)-XE240) INHALT: Die Verfasser erklärt die Widersprüche zwischen beschirmenden und begrenzenden Tendenzen, die in deutschen Gerichtsurteilen und Verwaltungsentscheiden in Bezug auf die Religionspraxis von Muslimen zu erkennen sind, durch die Dualität der von offizieller Seite eingenommenen Perspektive. Jeder dieser Blickwinkel entspringt dem Selbstverständnis der Bundesrepublik als einem den Werten des modernen Abendlands verpflichteten Staat. Wird die Ausübung des Islam in Deutschland im Rahmen der Prinzipien der Religionsfreiheit als Rechtsanspruch eines Individuums betrachtet, so reagiert der Staat mit weltanschauungsneutralem Schutz, denn ein moderner westlicher Staat sollte alle subjektiven Bekenntnisansprüche seiner Bürger in gleichem Maße gewährleisten. Wird eine muslimische Praxis aber als Ausdruck einer eigenen Kultur und kollektiven Identität verstanden, dann werden die Musli- soFid Religionsforschung 2010/1 7 Säkularisierung 145 me als "orientalische Andere" betrachtet, die zwar aus abendländischer Sicht zu tolerieren, aber keineswegs gleichberechtigt sind. Dieser Ansatz legitimiert die Staatsorgane wiederum, integrative und Einheit sichernde Argumente ins Feld zu führen, um eine juristische und administrative Begrenzung dieser Praxis zu rechtfertigen. Dieser doppelten Perspektive wohnt die Problematik inne, dass es letztendlich dem Staat überlassen bleibt zu entscheiden, was in muslimischen Religionspraktiken Bekenntnis und was Kultur ist. (ICE2) [211-L] Wohlrab-Sahr, Monika; Karstein, Uta; Schmidt-Lux, Thomas: Forcierte Säkularität: die Dauerhaftigkeit des erzwungenen Eigenen im Osten Deutschlands, in: Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jg. 48/2009, H. 3 = H. 187, S. 109-117 (Standort: USB Köln(38)-XG2258; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Versuch, die religiöse Entwicklung in der DDR und in Ostdeutschland einzuschätzen, wirft den Autoren zufolge das Problem auf, die Bedingungen und Konsequenzen des Lebens in einer Diktatur - zum Beispiel das Ineinandergreifen von Zwang und Wahl, Zugemutetem und Entschiedenem, bloßer Anpassung an äußere Rahmenbedingungen und subjektiv Angeeignetem - angemessen zu bewerten. Denn offenbar war die Religionspolitik der DDR gerade darin langfristig erfolgreich, dass es ihr in weiten Teilen gelungen ist, aus dem Erzwungenen eine Haltung werden zu lassen, die den Zusammenbruch des Systems, aus dem sie hervorgegangen ist, überdauert hat. Wer allein den Zwang des zustande Gekommenen betont, übersieht, dass auch unter repressiven Bedingungen religionskritische, atheistische und säkularistische Haltungen Plausibilität entfalten können; wer aber nur die "moderne" Plausibilität solcher Haltungen herausstreicht, unterschlägt die repressiven Bedingungen, unter denen sie sich herausgebildet haben. Um diese Spannung von Zwang und Aneignung zu verdeutlichen, sprechen die Autoren von "forcierter Säkularität". Sie beleuchten in ihrem Beitrag die Determinanten und Folgen der Säkularisierung in der DDR. Ihre Ausführungen beziehen sich u.a. auf die säkularistische Tradition in Mitteldeutschland, auf die antikirchliche Politik und Repression in der DDR, auf den Einfluss des Protestantismus und den Verlust der kulturellen Verankerung. (ICI2) [212-L] Wohlrab-Sahr, Monika; Karstein, Uta; Schmidt-Lux, Thomas: Forcierte Säkularität: religiöser Wandel und Generationendynamik im Osten Deutschlands, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2009, 375 S., ISBN: 978-3-593-39054-3 INHALT: "Wer die Religionslosigkeit der ostdeutschen Gesellschaft und die Säkularität ihrer Bürger begreifen will, muss sich neben der Religionspolitik der SED auch der Aneignung dieser Politik durch Individuen und Familien zuwenden. Auf der Basis von Interviews mit drei Generationen zeigen die Autorinnen und der Autor dieses Buches, in welcher Weise die Auseinandersetzung mit Religion in die grundlegende Konflikthaftigkeit des Lebens in der DDR eingebettet war. Es wird deutlich, welchen Spannungen kirchlich gebundene Menschen ausgesetzt waren, aber auch, in welchem Maße in Familien säkulare Traditionen geschaffen wurden. Nicht zuletzt in der jüngsten Generation lässt sich jedoch - in Absetzung davon - ein neu erwachtes Interesse an Religion ausmachen." (Autorenreferat) Register 147 Hinweise zur Registerbenutzung Sachregister Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw. Forschungsnachweise in unseren Datenbanken SOFIS und SOLIS vergeben wurden. Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet. ● Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen. Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang. ● Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren. Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen. Personenregister Aufgeführt sind ● bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen; ● bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter („Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen. Institutionenregister Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im Register. Sortierung Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z. Nummerierung Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise. Personenregister 149 Personenregister A Abu-Eta, Housam 1 Ahn, Gregor 43 Amir-Moazami, Schirin 105 Arnold, Klaus 165 B Bäcker, Carsten 106 Bader, Erwin 2 Baer, Alejandro 3 Basedau, Matthias 107, 108, 127 Bastian, Jean-Pierre 202 Bauer, Thomas 1 Baurmann, Michael 207 Behringer, Jeannette 120 Benzing, Tobias 109 Béraud, Céline 60, 166 Bertram-Troost, Gerdien 60 Bielefeld, Heiner 62 Bienfait, Agathe 167 Bizeul, Yves 110 Bochinger, Christoph 47 Böhne, Simone 111 Bourdieu, Pierre 63 Brägger, Martina 96 Brechenmacher, Thomas 4 Breitmeier, Helmut 112 Brettfeld, Katrin 37 Brugger, Winfried 64 Brunner, José 65 Buchholz, René 99 Bugiel, Daniel Sebastian 113 Bungert, Heike 61 Bunz, Andreas 38 Bunz, Ulrike 38 Burla, Laila 96 Büsch, Andreas 168 Buß, Eugen 38 Büttner, Annette 169 C Carol, Sarah 66 Casanova, José 114 Cramer, Colin 179 Croissant, Aurel 156 D Dahinden, Janine 96 Dahnelt, Rainer 5 Daniel, Anna 67 Dantschke, Claudia 115 Danz, Christian 116 Dehling, Jochen 133 Denz, Rebekka 117 Deutschmann, Christoph 100 Didero, Maike 68 Diehl, Claudia 39 Dingel, Irene 6 Dorn, Franz 7 Dvorák, Johann 8 E Ebertz, Michael N. 170 Eitler, Pascal 118 Elmhorst, Ulf 40 Endrass, Jérôme 96 Ernst, Petra 9 Eßbach, Wolfgang 10 F Faber, Richard 11, 119 Faist, Thomas 163 Feichtinger, Walter 12 Feiter, Reinhard 72 Fischer, Karsten 203 Francis, Leslie 98 Frech, Siegfried 120 Friederici, Markus 60 Friedrichs, Jürgen 183 Friedrichs, Nils 69 Froehle, Bryan T. 171 G Gabriel, Karl 72, 129, 172, 196 Galeski, Anja 204 Gamper, Markus 173 Ganser, Christian 51 Garling, Stephanie 13 Garmissen, Alexandra von 41 Gerstenmayer, Christina 7 Gleich, Johann Michael 174 150 Personenregister Grabau, Martina 133 Graul, Johannes 16 Greilsammer, Ilan 70 Greisiger, Lutz 14 Grethlein, Christian 48 Große Kracht, Hermann-Josef 196 Grossert, Sarah 42 Gründer, René 15, 205 H Hahne, Patrick 151 Hase, Thomas 16, 101 Hasenclever, Andreas 122, 126 Heidbrink, Simone 43 Heinzel, Thomas 175 Heiß, Christian 182 Helbach, Ulrich 176 Held, Marcus 17 Henschel, Marika 42 Hensel, Silke 146 Henze, Tobias 61 Hepp, Andreas 177, 189 Hildebrandt, Mathias 159 Hillebrandt, Frank 67 Hilsebein, Angelika 19 Hinterhuber, Eva Maria 18 Hinz, Almut 129 Hirschle, Jochen 102 Hoffmann, Stefan-Ludwig 121 Hohlstein, Michael 19 Höink, Dominik 42 Holike, Christine 123 Hollmann, Annelie 178 Hosseini, Said 124 Hürten, Heinz 176 I Ihne, Hartmut Ilg, Wolfgang 97 179 J Janssen, Jacques 98 Janz, Nicole 125 Joas, Hans 44, 71 Jong, Eelke de 98 Jongeneel, Jan A. B. 180 Jozefiak, Margarete 98 Juan, Alexander de 126 121, 129, K Kalisch, Muhammad 113 Karayanni, Michael 64 Karstein, Uta 211, 212 Katzinger, Gerlinde 139 Kaufmann, Matthias 20 Kavacik, Zuhal 66 Keuschnigg, Marc 51 Khorchide, Mouhanad 181 Klapczynski, Gregor 164 Klenk, Christian 182 Klingele, Florian 20 Klöckner, Jennifer 183 Knieps-Port le Roi, Thomas 45 Knöll, Stefanie 46 Köbel, Nils 184 Köller, Olaf 185 Kolmer, Christian 186 König, Joachim 191 König, Matthias 39, 206 Koopmans, Ruud 66 Körber, Karen 188 Körner, Peter 107, 127 Kösters, Christoph 176 Kranemann, Benedikt 128 Kraus, Wolfgang 89 Krause, Boris 72 Krauss, Hartmut 73 Kremp, Werner 77 Kreutziger, Jörg 74 Krizek, Petr 75 Krönert, Veronika 177, 189 Kühnemund, Jan 80 Kurschat, Andreas 129 Kurth, Stefan 47 L Lammers, Christoph 190 Lamprecht, Gerald 9 Landert, Charles 96 Lanwerd, Susanne 11 Laubacher, Arja 96 Lauterbach, Burkhart 76 Lavi, Shai 65 Leibold, Stefan 129 Leininger, Julia 130 Liedhegener, Antonius 77, 159, 160 Liedtke, Rainer 78 Lienau, Anna-Katharina 48 Personenregister Lob-Hüdepohl, Andreas 22 Löhr, Hermut 23 Lottermoser, Stephanie 76 M Makrides, Vasilios 175 Maschke, Dietmar 191 Massignon, Bérengère 166 Mastiaux, Björn 207 Mathieu, Séverine 166 Maud, Jovan 131 Mayer, Jean-Francois 103 Meier, Heinrich 132 Meireis, Torsten 129 Mertens, Annette 176 Meulemann, Heiner 208 Meyer, Hendrik 133 Miczek, Nadja 43 Millman, Richard 24 Mink, Peter-Josef 49 Moebius, Stephan 87 Moser, Márcia Elisa 50 Müller, Klaus 72 Müller, Olaf 69, 79, 204 N Nandy, Ashis 134 Neef, Katharina 16 Negele, Eva 51 Neufeld, Olga 52 Ng, Peter Tze Ming 180 Ngo, Tam 25 Niedermeier, Alexander 135 Nischler, Christiane 136 Nolte, Ernst 137 O Osatschuk, Sergij 32 Ouazghari, Karima El 138 Owetschkin, Dimitrij 53, 54 P Paarhammer, Hans 139 Paek, Chong Ku 180 Pauleit, Winfried 26 Pentz, Eva 140 Perels, Joachim 141 Pfaffenbach, Carmella 68 Pickel, Gert 79, 204 151 Polianski, Igor J. 142 Pollack, Detlef 69, 79, 204 Pönnighaus, Kirstin 42 Potts, Lydia 80 Prack, Georg 140 Prätor, Sabine 1 Preuschaft, Menno 113 Preußger, Florian 27 R Radler, Christopher 143 Rehfuss, Katrin 81 Reitsman, Jan 98 Reuter, Astrid 82 Reuter, Hans-Richard 129 Reuter, Julia 173 Riediger, Julia 53, 55 Riklin, Alois 28 Risse, Thomas 125 Rösel, Jakob 29 Rossegger, Astrid 96 Roßteutscher, Sigrid 83, 98 Rost, Sophia 144 Rosta, Gergely 69 Rox, Barbara 145 Ruderer, Stephan 146 Rüesch, Peter 96 Rüpke, Jörg 71 S Sagel, Irina 56 Sajjad, Mohammad 30 Schaarschmidt, Thomas 142 Schäfer, Franka 67 Schäfer, Heinrich 31, 151, 192 Scharinger, Maria-Rosa 147 Schattkowsky, Ralph 32 Scheepers, Peer 98 Scheer, Monique 57 Schenk, Susan 193 Scherr, Viktoria 179 Schetsche, Michael 15 Scheunpflug, Annette 185 Schilderman, Hans 98 Schindehütte, Matti Justus 148 Schirrmacher, Christine 84 Schlicht, Daniela 149 Schlott, René 194 Schmid, Christian 51 152 Schmidinger, Thomas 140 Schmidt, Christian 149 Schmidt, Renate 150 Schmidt, Sebastian 7 Schmidt-Lux, Thomas 211, 212 Schmied-Knittel, Ina 15 Schnabel-Schüle, Helga 7 Schneider, Heinrich 85 Schneiders, Thorsten Gerald 86 Schnettler, Bernt 87 Schnoor, Antje 146 Schotte, Dietrich 209 Schramm, Luise 88 Schröder, Bernd 89 Schroer, Eva 196 Schubert, Klaus 133 Schüßler, Werner 116 Schweitzer, Friedrich 179 Seibert, Leif 151 Shah, Nadeem 33 Siep, Ludwig 152 Sieprath, Maud E. 195 Signori, Gabriela 19 Simon, Katrin 90 Spieß, Christian 196 Staiger, Martin 197 Standfest, Claudia 185 Stegmüller, Daniel 98 Stosch, Klaus von 113 Strebel, Felix 96 Streib, Heinz 151 Sturm, Erdmann 116 Sunquist, Scott W. 180 T Tanner, Erwin 92 Tavassoli, Gohlam-Abbas 153 Tenfelde, Klaus 53, 55 Thiede, Werner 104 Thiele, Ulrich 154 Tienen, Marike van 98 Tietz, Christiane 6 Tietze, Nikola 59, 93, 210 Tischner, Wolfgang 176 Trampusch, Christine 155 Traunmüller, Richard 94, 95 Trevithick, Alan 34 Trinn, Christoph 156 Tubach, Jürgen 14 Personenregister U Ungern-Sternberg, Antje von 145 Urbaniok, Frank 96 V Valk, Pille 60 Veer, Peter van der 35 Vorng, Sophorntavy 35 Vüllers, Johannes 127 W Waibl-Stockner, Jasmin 157 Walter, Christian 145 Watanabe, Yuko 180 Weber, Klaus 78 Weber-Blaser, Timo 198 Weingardt, Markus A. 158 Weiß, Jana 61 Wentker, Sibylle 12 Werbick, Jürgen 113 Werkner, Ines-Jacqueline 159, 160 Wetzel, Marion Josephin 199 Wick, Lukas 161 Widmer, Thomas 96 Wienhardt, Thomas 200 Wienold, Hanns 67 Wieser, Marion 162 Wijlens, Myriam 128 Wilhelm, Jürgen 97 Willaime, Jean-Paul 166 Willems, Ulrich 149 Williams, Emyr 98 Winkler, Katja 196 Winterstein, Ulrike 201 Wittek, Thomas 140 Wittig, Michael 163 Wohlrab-Sahr, Monika 211, 212 Wojtowicz-Huber, Bernadetta 32 Wolf, Hubert 164 Wyssmüller, Chantal 96 Y Yendell, Alexander 69 Z Ziebertz, Hans-Georg 109 Zimmermann, Judith 16 Sachregister 153 Sachregister A abweichendes Verhalten 37, 74 Afrika 97, 107, 108, 127, 130, 138, 161 Afrika südlich der Sahara 97, 107, 108, 127, 130 Ägypten 161 Akteur 18, 31, 123, 132, 136, 151, 170, 192, 205 Akzeptanz 69, 91 Al-Jazeera 193 Alltag 38, 68, 177 Alltagskultur 199 alte Bundesländer 172 Altenhilfe 191 Alternativbewegung 15, 205 Alternative 175 Ambivalenz 115 Amt 167, 194 Anarchismus 16 Andenraum 146 Anerkennungspolitik 92 anglophones Afrika 127 Antifaschismus 141 Antikapitalismus 115, 147 Antike 24, 160 Antisemitismus 3, 147, 157 Araber 68 arabische Länder 97, 127, 137, 138, 161 Arbeiter 55 Arbeiterbewusstsein 55 Arbeiterklasse 55 Arbeiterorganisation 117 Arbeiterschaft 55 Arbeitslosenversicherung 155 Arbeitslosigkeit 155, 197 Archiv 176 ARD 186 Argentinien 139, 146 Argumentation 50 Armenpflege 7 Armut 7, 104, 183, 197, 198 Armutsbekämpfung 7 Asien 3, 6, 12, 18, 25, 27, 29, 30, 33, 34, 35, 78, 84, 123, 124, 125, 126, 131, 134, 135, 137, 138, 147, 148, 150, 153, 159, 161, 180, 183, 198, 206 Assimilation 39 Atheismus 118, 142, 207, 212 Aufmerksamkeit 165, 186 Ausland 153 Ausländer 94 Ausländerfeindlichkeit 62, 86 Aussage 165 Außenpolitik 90 Aussiedlung 52 Autonomie 70 Autopoiesis 5 autoritäres System 146, 150 Autorität 167 B Baden-Württemberg 120, 179 Baltikum 15, 60 Baptismus 52 Basis-Überbau 63 Baudrillard, J. 144 Bayern 51, 76, 109, 191, 200 Bedeutung 15, 51, 79, 183 Befreiungstheologie 97 Begriff 5, 13, 147 Bekenntnisschule 185 Belgien 66, 183 Benin 108 Beratung 148 berufliches Selbstverständnis 195 Besatzungszone 176 Beteiligung 138 Bevölkerung 36, 44, 61, 66, 69, 96, 102, 111, 208 Bevölkerungsgruppe 90, 92 Bibel 46, 190, 197 Bild 20, 26, 193 Bildung 94, 180 Bildungsangebot 38 Bildungsertrag 185 Bildungswesen 96, 190 Bildungsziel 181 Bindung 16 Biographie 101, 117, 151 Biologie 190 154 Biopolitik 149 Bischof 38, 165 Bolschewismus 137 Bosnien-Herzegowina 18, 151 Bourdieu, P. 63 Brasilien 20, 192 Buddhismus 2, 16, 27, 29, 34, 35, 97, 131, 160 Bulgarien 91, 175 Bundesagentur für Arbeit 197 Bundesverfassungsgericht 106 Bürger 77, 99 Bürgerkrieg 108, 122, 126, 127, 158 bürgerliche Gesellschaft 75 bürgerschaftliches Engagement 78, 94, 174 Bürgertum 65 C Caritas 78, 174, 197 Chancengleichheit 106 Charisma 119, 167 Chile 146 China 35, 125, 180, 198 Christ 37, 94, 109, 184 christdemokratische Partei 155 Christentum 2, 6, 13, 14, 17, 18, 20, 23, 25, 28, 31, 35, 43, 45, 65, 78, 85, 97, 99, 104, 112, 113, 118, 119, 120, 155, 157, 159, 162, 167, 180, 190, 197, 206, 209 computervermittelte Kommunikation 48 Coping-Verhalten 41 D Dänemark 69, 111, 183 Darwin, C. 190 DDR 53, 176, 178, 187, 201, 211, 212 Definition 12 Delinquenz 37 Demokratie 3, 8, 75, 83, 99, 111, 114, 125, 159 Demokratisierung 97, 123, 130 Derrida, J. 144 Deutscher 94 Deutsches Kaiserreich 169 Deutung 55, 101, 195 Dezentralisation 123 Diakonisches Werk 169 Sachregister Dialog 6, 18, 85, 105, 120, 158 Diaspora 59 Didaktik 198 Diktatur 3 Diplomat 4 Diplomatie 139 Diskriminierung 24, 74, 126 Diskussion 125, 160 Distinktion 196 Dogma 85 Dogmatik 5, 205 Dogmatismus 115 Drittes Reich 4, 141, 157 Dynamik 156, 192 E Ehe 45, 54, 56 Ehre 84 Ehrenamt 77, 168, 171, 174, 179 Einfluss 15, 34, 108, 124, 129, 195 Einkommen 107 Einstellung 37, 38, 43, 51, 56, 60, 62, 69, 98, 109, 174, 181, 191, 208 Einwanderung 39, 62, 66, 86, 96, 188 Einwanderungsland 66 EKD 163 Elfenbeinküste 108, 127 Elite 29, 38, 123, 126, 135, 201 Elsass 202 Eltern 55 Emotionalität 30, 33, 57 empirische Sozialforschung 72 Engagement 31, 77, 92, 95, 141, 151 Entkolonialisierung 34 Entschädigung 21 Entscheidung 149 Entscheidungsträger 38 Entstaatlichung 152 Entwicklung 35, 67, 172, 198, 204 Entwicklungshilfe 13, 163 Entwicklungshilfepolitik 13, 97 Entwicklungspolitik 97, 198 Erfahrung 166 Erfolg 126 Erinnerung 142, 202 Erklärung 136 Erleben 33 Erwachsenenbildung 120 Erziehung 55 Sachregister Eskalation 122 Esoterik 43, 103 Estland 60 Ethik 2, 22, 23, 27, 28, 89, 104, 151, 160, 197, 210, 212 Ethikunterricht 2 ethnische Beziehungen 15, 32 ethnische Gruppe 25, 65, 81, 188 ethnischer Konflikt 107 ethnische Struktur 59 Ethnizität 45, 126 Ethnologie 11 EU 79, 85, 98, 139, 154 EU-Erweiterung 79 Europa 6, 7, 10, 11, 15, 31, 32, 36, 66, 69, 76, 78, 79, 85, 98, 102, 114, 117, 129, 161, 179, 187 europäische Integration 79, 187 evangelische Kirche 7, 31, 160, 163, 169, 172, 178, 179, 185, 186, 191, 197, 199 Event 177, 189 Evolution 190 Evolutionstheorie 190 Exklusion 76, 183, 210 F Fachdidaktik 120 familiale Sozialisation 53 Familie 45, 54, 55, 56, 84, 98, 180, 212 Familiengründung 56 Fanatismus 181 Feiertag 61 Feindbild 86, 115 Feldtheorie 192 Feminismus 34 Fernsehen 177, 186, 193, 195 Fernsehsendung 193 Finanzierung 101, 139, 162 Flüchtling 199 Föderalismus 70 Forschungsansatz 72, 101, 136 Forschungsergebnis 72 Forschungsprojekt 72 Forschungsstand 72, 193, 208 Fortschritt 99 Framing-Ansatz 126 frankophones Afrika 97, 108, 127, 130, 138, 161 155 Frankreich 12, 18, 59, 60, 66, 69, 76, 82, 89, 93, 128, 166, 183, 206 Frau 34, 41, 55, 84, 117, 123, 169, 173, 180, 193 Frauenbild 123 Frauenforschung 117 Freizeitangebot 103 Freizeitverhalten 200 Fremdheit 17, 81 Freundschaft 94, 166 Frieden 2, 29, 108, 127, 160 Friedensforschung 108 Friedenspolitik 6, 107, 114, 151, 158 Friedenssicherung 107, 122, 158 frühe Neuzeit 7, 46 Führungskraft 38 Fundamentalismus 12, 114, 115, 120, 143, 144, 147 Fürsorge 7, 169 G Gedächtnis 3, 16 Gedenkstätte 46 Gegenöffentlichkeit 73 Geld 100 Geldsystem 100 Gemeinde 77, 171 Gemeindearbeit 77, 179 Gemeinschaft 95, 101, 188 Gemeinwohl 170 Generation 39, 82, 204 Generationenverhältnis 52, 212 Genre 182 Gerechtigkeit 29, 160 Germane 205 Geschlecht 65, 80, 94, 105, 114, 123 Geschlechterforschung 80 Geschlechterverhältnis 84, 105, 114 Geschlechtsrolle 123, 181 geschlechtsspezifische Faktoren 50 geschlechtsspezifische Sozialisation 55 Gesellschaftsbild 29, 52 Gesellschaftsordnung 75 Gesellschaftspolitik 22, 130, 197 Gesellschaftstheorie 72, 144 Gespräch 166 Gesundheitswesen 96 Gesundheitszustand 194 Gewalt 6, 74, 107, 108, 113, 126, 127, 156 140, 144, 146, 156, 160, 193 Gewaltbereitschaft 6, 37, 74, 107, 126, 140, 181 Gewaltverzicht 196 Gewerkschaft 155 Glaube 5, 6, 14, 15, 24, 28, 36, 40, 41, 44, 49, 59, 87, 89, 100, 103, 110, 111, 114, 118, 119, 132, 141, 167, 170, 172, 177, 183, 200, 202, 206, 208 Glaubensfreiheit 111, 112, 113, 161, 196, 210 Glaubwürdigkeit 126 Gleichheit 109, 125 Global Governance 110 Globalisierung 10, 17, 35, 97, 104, 114, 139, 154, 195 Goethe, J. 24 Gott 40, 85, 110, 119, 152, 208 Gottesdienst 111, 177 Griechenland 175, 183 Großbritannien 18, 55, 60, 66, 76, 83, 145, 183 Großstadt 76 Großveranstaltung 189 Grounded Theory 177 Grundgesetz 106 Grundrecht 27, 64, 84, 111, 140 Gruppe 92, 136 Guatemala 192 H Habermas, J. 5, 144, 159, 203 Habitus 31, 97, 151 Handel 135 Handlungsorientierung 16, 101, 132, 184 Handlungsspielraum 148 Hegel, G. 154 Herrschaft 29, 73, 119, 148 Herrschaftsapparat 167 Hierarchie 34 Hilfeleistung 197 Hinduismus 2, 29, 35, 97, 159 Historiker 128 historische Analyse 86, 108, 126, 137, 157, 180, 194, 212 Hitler, A. 24, 137 Hobbes, T. 8, 209 Hochschulbildung 180 Hochschule 106 Sachregister Hochschullehrer 106 Horkheimer, M. 118 Hume, D. 8 Huntington, S. 120 Hypothese 108 I Idealtypus 192 Ideengeschichte 119, 125 Identifikation 115 Identität 14, 17, 25, 38, 39, 50, 61, 65, 80, 95, 132 Identitätsbildung 40, 50, 52, 68, 90, 173 Ideologie 99, 100, 110, 123, 124, 157 Imperialismus 180 Indien 29, 30, 33, 34, 35, 125, 134, 159 indigene Völker 192 Indikator 3 Individualisierung 71, 202 Individualismus 27, 47 Individualität 88 Individuum 88, 99 Indonesien 123, 148, 180 Inklusion 76, 210 Innovation 103 Institution 92, 167 Institutionalisierung 70, 92, 130, 195 institutionelle Faktoren 39, 64, 98 institutioneller Wandel 178 Instrumentalisierung 122 Integration 18, 66, 70, 85, 133, 145, 196, 199, 201 Integrationspolitik 133 Interaktion 66, 101 Interdependenz 4, 66 interdisziplinäre Forschung 80 Interdisziplinarität 92 Interesse 29 Interessengruppe 133 Interessenlage 29 interkulturelle Erziehung 120 interkulturelle Faktoren 20, 92 interkulturelle Kommunikation 6, 62, 86 interkulturelle Kompetenz 6 internationale Beziehungen 6, 97, 136, 139, 187 internationaler Vergleich 36, 39, 55, 57, 58, 78, 91, 126, 175, 180, 193, 207, 208 Sachregister internationales Recht 64, 160 internationale Zusammenarbeit 13, 97 Internationalismus 148 Internet 43, 48, 86, 195 Irak 137 Iran 12, 124, 135, 137, 147, 150, 153 Irland 102, 183 Islam 1, 2, 6, 12, 16, 17, 28, 29, 30, 33, 35, 39, 59, 62, 65, 66, 73, 74, 76, 80, 84, 85, 86, 90, 91, 92, 93, 97, 105, 112, 113, 114, 120, 123, 125, 128, 130, 133, 135, 136, 137, 140, 143, 145, 147, 161, 181, 193, 206, 210 islamische Gesellschaft 12, 136, 147, 148, 150, 153, 161, 193 Islamismus 12, 62, 73, 74, 85, 114, 115, 120, 136, 137, 138, 140, 143, 144, 147, 161 Israel 3, 18, 64, 70, 137, 139 Italien 15, 177 J Japan 78, 148, 159, 180 Jordanien 138 Journalismus 195 journalistischer Beruf 195 Jude 3, 65, 188 Judentum 2, 3, 9, 14, 18, 23, 24, 28, 65, 99, 112, 117, 157, 159, 160, 188 Judenverfolgung 24 Jugend 184, 200 Jugendarbeit 179, 200 Jugendbewegung 9 Jugendforschung 40 Jugendkultur 177, 200 Jugendlicher 12, 37, 40, 46, 56, 60, 74, 80, 169, 200 junger Erwachsener 56, 59, 80 K Kanton Zürich 96 Kapitalismus 99, 100, 104 Karikatur 157 Kartographie 17 Katholik 56, 77, 85, 121, 128, 171, 196 katholische Kirche 4, 7, 21, 63, 72, 75, 77, 128, 139, 146, 163, 164, 165, 167, 168, 170, 171, 172, 177, 182, 185, 186, 187, 189, 190, 192, 197, 200, 157 201 katholische Soziallehre 155, 197 Katholizismus 49, 77, 83, 114, 121, 155, 171, 172, 177, 189 Kaufkraft 102 Kelsen, H. 8 Kind 46, 55 Kirche 5, 32, 36, 38, 42, 44, 46, 54, 60, 64, 77, 78, 79, 83, 86, 87, 89, 92, 106, 111, 118, 128, 139, 141, 148, 152, 163, 167, 168, 176, 177, 178, 180, 190, 191, 196, 197, 202, 206, 211, 212 Kirchen 77 Kirchenamt 77 Kirchenbesuch 170, 172 Kirchengemeinde 53, 77, 171, 174, 191, 199 Kirchenpolitik 141 Kirchenpresse 168 Kirchenrecht 139 kirchliche Organisation 77, 171 kirchliche Sozialarbeit 77, 171, 184, 191 Klassengesellschaft 63 Klerus 201 Kloster 19 Koalition 155 Kollektivbewusstsein 16 kollektive Identität 9, 82 kollektives Gedächtnis 9 Kolonialismus 20, 34, 148, 180 Kommunalpolitik 7 Kommunikation 5, 26 kommunikatives Handeln 144 Konflikt 12, 52, 70, 106, 107, 108, 125, 126, 127, 144, 190, 212 Konfliktbereitschaft 107 Konfliktbewältigung 6 Konfliktbewusstsein 70 Konfliktforschung 108 Konfliktlösung 158 Konfliktpotential 107, 122 Konfliktregelung 107, 122, 158 Konfliktstruktur 107 Konfuzianismus 120, 159, 198 Konkordat 139 Konservatismus 153 Konstrukt 50 Konstruktion 123 158 Konsum 103 Konsumgesellschaft 102 Konterrevolution 124 Konversion 25 Kooperation 115, 146 Koordination 133 Korporatismus 155 Krankenpflege 169 Krankenschwester 169 Krankheit 41, 169 Krebs 41 Krieg 28, 29, 108, 124, 127, 137, 158, 160 Kriegsführung 160 Kritik 63, 132 Kritische Theorie 118 Kultur 1, 9, 10, 11, 13, 16, 34, 73, 76, 84, 89, 115, 128, 144, 171, 198, 210 kulturelle Beziehungen 66 kulturelle Faktoren 154, 180, 189 kulturelle Identität 24, 32, 82, 210 kulturelle Vielfalt 76, 166 Kulturindustrie 99 Kulturkampf 85, 115 Kulturkonflikt 120 Kulturphilosophie 88 Kultursoziologie 212 Kulturwissenschaft 87 Kunst 9, 11 L Laie 121 Laizismus 70, 114, 118, 128, 154, 161 Lateinamerika 20, 146, 192 Leben 41 Lebensalter 94 Lebensbedingungen 96 Lebenslauf 47, 49, 174 Lebenssinn 41 Lebenswelt 9, 60 Legitimation 16, 29, 110, 130, 163, 167 Legitimität 69 Lehrer 81, 181 Lehrer-Schüler-Beziehung 30 Leitbild 45, 56 Lettland 15 Liberalismus 105 Linksradikalismus 147 Literatur 11, 14 Lobby 162 Sachregister Luckmann, T. 100 Luhmann, N. 5 M Macht 15, 63, 116, 124, 132, 167 Machtpolitik 108 Mali 97, 130 Manager 38 Mann 49, 80 Männlichkeit 80 Marginalität 74 Markt 99, 101, 103 Marktorientierung 103 Marktwirtschaft 100 Marxismus 63, 118, 148 Marxismus-Leninismus 100, 137, 147 Massenmedien 118, 144, 165, 186, 189 Mazedonien 91 Mediatisierung 177 Medien 3, 11, 26, 86, 177, 193, 194, 195 Medienarbeit 168 Medienkompetenz 195 Medienpolitik 195 Medienwirtschaft 182 Meinungsbildung 186 Mensch 27, 99 Menschenbild 125 Menschenrechte 27, 64, 84, 109, 112, 125, 146, 152 Menschenrechtsverletzung 146 Menschenwürde 85, 109, 152, 197 Menschheit 2 Messe 103 Metaphysik 8 Methode 16, 193 Migrant 16, 37, 39, 68, 81 Migration 18, 35, 59, 73, 80, 82, 84, 96, 128, 201 Migrationsforschung 39, 80 Militär 124 Militärdiktatur 146 militärischer Konflikt 108, 122 militärisch-industrieller Komplex 124 Militarisierung 124 Minderheit 62, 65, 81, 92, 105, 125, 188 Minderheitenpolitik 105, 125 Misereor 163 Missionierung 35, 163, 180 Mitgliedschaft 207 Sachregister Mittelalter 17, 19, 46, 86, 157, 160 Mittelamerika 192 Mitwirkung 106 Mobilisierung 124, 126, 162 Modell 101, 129, 136 Moderne 5, 8, 16, 67, 71, 88, 115, 143, 205 Modernisierung 32, 79, 110, 144, 147, 153, 204 Moral 5, 22, 84, 90, 152, 212 moralisches Urteil 29 Motiv 14, 174, 207 Motivation 136 multikulturelle Gesellschaft 62, 74, 107 Multiplikator 38 Mündigkeit 99 Musik 33, 42, 182 Muslim 12, 18, 37, 39, 58, 59, 65, 66, 68, 73, 74, 76, 80, 81, 82, 85, 90, 91, 92, 93, 94, 96, 105, 109, 120, 130, 133, 145, 173, 181 Mythologie 110 Mythos 14, 195 N Nachfrage 103 Nachkriegszeit 53, 55, 141, 176, 199 Nachrichten 186, 193 Nahost 3, 12, 14, 18, 84, 124, 135, 137, 138, 147, 150, 153, 161, 183, 206 Nahostpolitik 157 Nation 32, 134 Nationalbewusstsein 134 nationale Identität 32, 61, 175 Nationalismus 32, 115, 134 Nationalsozialismus 24, 137, 141, 157 Nationalstaat 32, 148 Netzwerk 25, 35, 94, 131, 173 neue Bundesländer 94, 178, 212 Neutralität 106, 111 Neuzeit 24, 86 nichtstaatliche Organisation 151 Niederlande 18, 60, 66, 69, 83, 155, 180, 183 Niedersachsen 37 Nigeria 127 Nordafrika 138, 161 Nordamerika 44, 57, 61, 77, 85, 90, 137, 143, 148, 154, 162, 171, 180, 207 159 Nordrhein-Westfalen 58, 68, 109, 189 Norm 55, 79, 112, 125 Normativität 149 Normverletzung 112 Norwegen 60 O öffentliche Aufgaben 170, 183 öffentliche Dienstleistung 170 öffentliche Kommunikation 168, 189 öffentliche Meinung 3, 195 öffentlicher Raum 89 Öffentlichkeit 22, 64, 118, 144, 186, 192 Öffentlichkeitsarbeit 168 Ökonomie 11, 63, 101 ökonomische Faktoren 124 ökonomischer Wandel 101 ökonomische Theorie 101 Opfer 21 Opposition 130, 146, 153 Orden 19 Organisation 77, 79, 92, 136, 171, 205 Organisationen 93, 151, 156, 183, 207 Organisationsform 173 Organisationsstruktur 124 orthodoxe Kirche 125, 159, 175 Osmanisches Reich 137, 161 Ostafrika 127 Ostasien 35, 78, 125, 148, 159, 180, 198 Österreich 8, 12, 18, 139, 140, 157, 181, 182, 183 Österreich-Ungarn 32 Osteuropa 15, 187 Ostmitteleuropa 32 P Palästina 137 palästinensisch-israelischer Konflikt Papst 167, 177, 194 Partei 124, 155 Partikularismus 125, 160 Partizipation 177 Partnerschaft 56 Patient 169 Pfarrer 201 Pflege 169 Pflegepersonal 169 Pflicht 132 Philanthropie 78 97 160 Philippinen 126 Philosophie 2, 8, 29, 34, 160 philosophische Aufklärung 62 Pietismus 57 Pluralismus 10, 22, 36, 44, 64, 69, 111, 150, 172, 202, 205, 208 Polen 32, 117, 183, 187 Politik 2, 4, 11, 42, 89, 93, 99, 110, 114, 116, 118, 119, 120, 123, 124, 128, 132, 141, 203, 209 Politikwissenschaft 132 politische Aktivität 141 politische Bildung 120 politische Einstellung 121, 141, 164 politische Entwicklung 97, 108 politische Führung 107 politische Ideologie 73, 143 politische Integration 90 politische Kriminalität 140 politische Kultur 22, 114, 150 politische Linke 3 politische Macht 192 politische Meinung 22 politische Partizipation 130 politische Philosophie 132, 209 politischer Akteur 130, 138 politische Rechte 162 politischer Einfluss 121, 126, 135, 141, 149, 162, 163 politischer Konflikt 6, 97, 122, 143 politischer Wandel 75, 126, 178 politische Situation 30, 33 politisches System 150 politische Steuerung 133 politische Strategie 138 politische Theorie 8, 203 politische Verfolgung 141 politische Willensbildung 150, 153 Politisierung 118, 120, 136 Portugal 69, 183 postkommunistische Gesellschaft 212 Postmoderne 144 postsozialistisches Land 15, 18, 32, 60, 91, 117, 151, 159, 175, 183, 187, 212 Praxis 2, 17, 125 Predigt 46 Presse 194 Preußen 32 Sachregister Privatisierung 197 PRO 7 186 Problemlösen 151 Propaganda 110 Protest 12 Protestant 57, 94 protestantische Soziallehre 155 Protestantismus 5, 25, 31, 57, 83, 141, 155, 169, 172, 192, 211 Protestbewegung 12 Protestverhalten 74 Publikation 176 Puritanismus 57 R Radikaldemokratie 159 Radikalismus 137 Randgruppe 74 Rassismus 115, 147, 157 Rationalität 13, 97, 136 Raum 31, 68 Rawls, J. 159 Recht 8, 27, 64, 65, 139, 152 rechtliche Faktoren 7, 111 rechtsextreme Partei 115 Rechtsgrundlage 92 Rechtsnorm 1, 111 Rechtsordnung 92 Rechtsprechung 140, 210 Rechtsradikalismus 147 Rechtsstaat 140, 150, 154, 161 Rechtswissenschaft 8 Reform 19, 30, 33, 34 Reformation 161 Reformpolitik 153 regionale Faktoren 123 Regulierung 149 Reichtum 198 Rekrutierung 162 Religionsgemeinschaft 15, 18, 36, 70, 89, 92, 93, 124, 128, 160, 170, 172, 195, 202, 205, 206, 210 Religionsgeschichte 114 Religionskritik 10, 86 Religionspädagogik 40 Religionssoziologie 5, 15, 16, 63, 72, 87, 101, 212 Religionsunterricht 2, 40, 89, 106, 120, 166, 179, 181 Sachregister Religionswissenschaft 11, 16, 113, 128, 184 Religionszugehörigkeit 36, 37, 44, 54, 70, 94, 95, 136, 172, 183, 206, 211 religiöse Bewegung 31, 33, 35, 44, 73, 79, 114, 153, 205 religiöse Faktoren 1, 22, 26, 50, 66, 70, 94, 98, 107, 108, 111, 124, 126, 129, 134, 135, 136, 149, 151, 195, 205 religiöse Gruppe 12, 14, 43, 65, 70, 86, 92, 105, 107, 121, 129, 134, 151, 162, 188, 205 religiöser Konflikt 10, 50, 70, 86, 107, 111, 127, 156 religiöser Sozialismus 116 religiöse Sozialisation 53, 54, 55, 79, 134, 179 Religiosität 9, 22, 30, 31, 36, 37, 38, 39, 41, 43, 44, 47, 48, 49, 51, 53, 54, 55, 58, 59, 60, 61, 69, 70, 71, 72, 78, 88, 89, 94, 95, 102, 104, 107, 109, 111, 131, 134, 156, 166, 168, 170, 172, 175, 177, 182, 189, 192, 195, 200, 202, 204, 206, 208, 210 Repräsentation 17 Repression 124, 211 Republik 150, 153 Revisionismus 157 Revolution 12, 118, 137 Rezeption 23, 189 Ritual 5, 43, 65, 103, 110, 143, 205 Rolle 126, 155 Rollendefinition 123 Rollenverteilung 56 Rousseau, J. 148 RTL 186 Ruhrgebiet 55, 58 Russe 52, 188 Russland 60, 117, 159 S Sachsen 201 Säkularisierung 6, 8, 22, 32, 61, 64, 79, 89, 92, 110, 114, 118, 161, 202, 203, 204, 206, 208, 209, 211, 212 SAT 1 186 Schiit 12, 85 Schleswig-Holstein 199 Schmitt, C. 116, 132 161 Schulbildung 180 Schule 60, 139, 166, 185, 190 Schüler 109 Schulerfolg 185 Schweden 111, 183 Schweiz 18, 66, 83, 92, 96, 103, 139 SED 211 Seelsorge 139, 169 Sekte 43 Selbstbestimmung 106 Selbstbild 138, 190 Selbstmord 143 Selbstorganisation 173 Selbstverständnis 113, 178 Semantik 210 Serbien 160 Sexualität 34 Sicherheit 140, 143 Sicherheitspolitik 90, 114 Simmel, G. 88, 100 Sinn 5, 41, 46, 101, 169, 194 Skandal 165 Solidarität 98 Souveränität 152 sowjetische Besatzungszone 176 Sozialabbau 197 Sozialarbeit 74 Sozialdemokratie 116 sozialdemokratische Partei 155 soziale Bewegung 115 soziale Beziehungen 25, 47, 94, 95, 98, 166 soziale Differenzierung 110, 153 soziale Einstellung 121, 151 soziale Entwicklung 102 soziale Folgen 211 soziale Funktion 162 soziale Gerechtigkeit 90, 197 soziale Integration 62, 74, 94, 95, 96, 181, 199 soziale Konstruktion 81 soziale Norm 1, 23, 30, 129, 164 soziale Partizipation 91 sozialer Konflikt 6, 32, 93 sozialer Raum 63, 101 sozialer Wandel 19, 25, 31, 39, 82, 87, 101, 170, 178, 202, 208 soziale Schließung 183 soziale Sicherung 197 162 soziales Netzwerk 35, 95 soziales Problem 169 Sozialethik 27, 104, 197 soziale Umwelt 38 soziale Verantwortung 155 soziale Wahrnehmung 31 Sozialgeschichte 32 Sozialhilfe 96 Sozialisation 55, 166 Sozialisierung 202 sozialistische Bewegung 117 Sozialkapital 18, 83, 94, 95 Sozialpädagogik 74 Sozialpolitik 22, 116, 155, 197 Sozialstaat 129 Sozialstruktur 153 Sozialwissenschaft 87, 144, 184 soziokulturelle Entwicklung 11, 73 soziokulturelle Situation 30 Soziologie 67 soziologische Theorie 63, 67, 72, 88 sozioökonomische Faktoren 107 Spanien 3, 60, 83, 183 Spiritualität 15, 34, 38, 41, 44, 47, 104, 172, 195, 200, 205 Sprache 16 Sri Lanka 27 Staat 1, 7, 27, 61, 64, 83, 92, 93, 96, 106, 111, 128, 136, 139, 141, 144, 146, 152, 154, 164, 170, 211 Staatenbildung 131 staatliche Einflussnahme 70 Staatsform 164 Staatsgewalt 152 Staatsgründung 121 Staatskirche 145 Staatsrecht 154 Stabilität 39 Sterben 169 Stereotyp 3, 91, 157, 193 Strafverfolgung 84 Strafvollzug 96 Strategie 16, 124, 126, 136 Stress 194 Struktur 17, 77, 171, 205 Student 38, 59 Studentenbewegung 118 Südamerika 20, 139, 146, 192 Südasien 27, 29, 30, 33, 34, 35, 125, 134, Sachregister 159 Südkorea 180 Südostasien 25, 35, 123, 126, 131, 148, 180 Sündenbock 157 Sunnit 12 Symbol 46, 63, 79, 205 symbolische Politik 110 symbolisches Kapital 63 Synkretismus 34, 47 Syrien 137 Systemtheorie 5 Systemveränderung 178 T Tageszeitung 177 Taiwan 159 Tansania 127 Tausch 63 Technologie 195 Terrorismus 6, 12, 74, 136, 140, 143, 144, 157, 160 Text 46 Thailand 126, 131 Theokratie 114, 119, 150, 153, 161 Theologe 38, 141 Theologie 2, 22, 23, 88, 99, 104, 106, 107, 113, 116, 118, 119, 128, 132, 160, 161, 209 Theorie 39 Theoriebildung 67 Tocqueville, A. 159 Tod 41, 46, 169, 194, 212 Toleranz 6, 28, 70, 84, 166 Totalitarismus 75 Tötungsdelikt 84 Tradition 55, 84, 196, 204, 205 Transfer 43, 76 Transformation 75, 142, 145, 178 transnationale Beziehungen 131 Transzendenz 5, 110, 118, 205, 212 Trauer 46 Trend 136 Tschechische Republik 75 Tunesien 138, 161 Türke 39, 58, 59, 74 Türkei 12, 18, 84, 161, 183, 206 Typologie 136 Sachregister U Überwachung 140 UdSSR 142 UdSSR-Nachfolgestaat 15, 60, 117, 159 Ukraine 15, 159 Unabhängigkeitserklärung 148 UNICEF 163 Universalismus 125 Unternehmen 124 Unterricht 190 Unterrichtseinheit 198 USA 44, 57, 61, 64, 77, 85, 90, 137, 143, 148, 154, 162, 171, 180, 207 Utopie 110 V Vatikan 4, 139, 190, 194, 196 Verantwortung 2, 148 Verband 133 Verein 83 Verfassung 27, 79, 150, 153, 154, 161 Verfassungsgebung 154 Verfassungsrecht 106, 111, 161 Verfassungswirklichkeit 161 Vergangenheitsbewältigung 157 Vergleich 39, 193 vergleichende Forschung 108 Verhalten 51, 102, 146, 162 Verhaltensmuster 37 Vernetzung 18 Vernunft 132 Verstehen 6 Vertreibung 187, 201 Vertriebener 199 Verwaltungspolitik 210 Verwandtschaft 84 Vielvölkerstaat 32 Vietnam 25 Visualisierung 17 visuelle Wahrnehmung 26 Völkermord 24, 157 Völkerverständigung 2 Volkszählung 92 Vorurteil 62, 190 W Wachstum 102 Wahrheit 28, 132 Wahrnehmung 69, 91, 195 163 Weber, A. 167 Weber, M. 16, 63, 100, 101 Weimarer Republik 116 Welt 2, 36 Weltanschauung 22, 27, 73, 106, 110, 169, 190, 208, 211 Weltbank 97 Weltbild 17, 101, 121, 190 Weltgeschichte 24 Weltgesellschaft 24, 28 Weltpolitik 112, 114, 125 Wende 178 Wert 61, 101 Wertorientierung 22, 27, 36, 38, 44, 53, 61, 90, 109, 110, 127, 149 Wertsystem 2, 22, 41, 132 Wertwandel 102, 208, 212 Westafrika 97, 108, 127, 130 Westeuropa 76 westliche Welt 15, 84, 140, 147 Wettbewerb 28, 103 Widerstand 19, 141, 190 Widerstandsbewegung 137, 141, 153 Wiener Kreis 8 Wirkung 16, 37, 127, 155 Wirtschaft 104, 110 Wirtschaftselite 135 Wirtschaftsethik 104 Wirtschaftswachstum 102 Wissen 118, 119, 166, 191 Wissenschaft 2, 8, 11, 34, 106, 118 Wissenssoziologie 5 Wohlfahrt 148 Wohlfahrtsstaat 129, 155, 183 Z ZDF 186 Zeit 31 Zeitschrift 103 Zeitung 177, 194 Zentralisierung 70 Zionismus 70, 137 Zivilgesellschaft 18, 77, 78, 83, 95, 98, 144, 148, 170, 179 Zukunft 2 Zwang 211 Zwangsarbeit 21 Zweiter Weltkrieg 21, 187 Zwischenkriegszeit 9, 175 164 14. Jahrhundert 19 15. Jahrhundert 19 16. Jahrhundert 20, 46 17. Jahrhundert 9, 20, 46 18. Jahrhundert 7, 9, 20, 30, 33, 42, 46, 86 19. Jahrhundert 30, 32, 33, 42, 57, 65, 78, 128, 135, 137, 169 21. Jahrhundert 86, 87 Sachregister Institutionenregister 165 Institutionenregister Amt der Tiroler Landesregierung 162 Evangelische Fachhochschule Nürnberg 191 Fernuniversität Hagen, Fak. für Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Lehrgebiet Politikwissenschaft II Internationale Politik 112 Fernuniversität Hagen, Fak. für Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Arbeitsbereich Soziologie IV Soziologische Gegenwartsdiagnosen 102 Freie Universität Berlin, FB Geschichts- und Kulturwissenschaften, Berlin Graduate School Muslim Cultures & Societies 90 Freie Universität Berlin, FB Geschichts- und Kulturwissenschaften, Institut für Religionswissenschaft 50 Friedrich-Schiller-Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" 175 Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung -HSFK- 138 Humboldt-Universität Berlin, Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskategorie" 50 Institut für Demoskopie Allensbach Gesellschaft zum Studium der öffentlichen Meinung mbH 174 Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen Abt. Köln, FB Sozialwesen 174 Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft -ZFG- 56 Kommission für Zeitgeschichte Forschungsstelle Bonn 4, 21, 176, 187, 201 Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien FSP 2 Gewalt und Sicherheit 127 Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Forschungsbereich Geschichte der Gefühle 57 30, 33, Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften 131 25, 35, Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen 58, 91 Technische Hochschule Aachen, Fak. für Georessourcen und Materialtechnik, Geographisches Institut Lehr- und Forschungsgebiet Kulturgeographie, insb. Stadt- und Bevölkerungsgeographie 68 Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Fachgruppe Religion Lehrstuhl für Religionswissenschaft II mit besonderer Berücksichtigung der religiösen Gegenwartskultur 47 Universität Bielefeld, Bielefeld Graduate School in History and Sociology -BGHS- 163 Universität Bielefeld, Fak. für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Abteilung Theologie Fach Evangelische Theologie 151 166 Institutionenregister Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Institut für Weltgesellschaft Graduiertenkolleg 844 "Weltgesellschaft - die Herstellung und Repräsentation von Globalität" 17 Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Transnationalisation and Development Research Center -TDRC- Arbeitsgruppe Transnationale Beziehungen und Entwicklungssoziologie - Centre on Migration, Citizenship and Development -COMCAD- 163 Universität Bochum, DFG-Forschergruppe "Transformation der Religion in der Moderne - Religion und Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts" 55 Universität Bochum, Institut für soziale Bewegungen -ISB- 53, 54, 55 Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation, Information -IMKI- 26, 189 Universität Düsseldorf, Philosophische Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Professur für Soziologie I 207 Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien 152, 164 71, 87, Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Department Pädagogik Institut für Erziehungswissenschaft Lehrstuhl für Allgemeine Erziehungswissenschaft I 185 Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse Professur für Soziologie, insb. soziale Konflikte und sozialer Wandel 98 Universität Greifswald, Graduiertenkolleg 619 "Kontaktzone Mare Balticum: Fremdheit und Integration im Ostseeraum" 111 Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" 14, 20 Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und Philosophie Seminar für Philosophie 20 Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Orientalisches Institut Seminar für Christlichen Orient und Byzanz 14 Universität Heidelberg, Fak. für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Politische Wissenschaft 156 Universität Heidelberg, Philosophische Fakultät, Institut für Religionswissenschaft 43 Universität Heidelberg, SFB 619 "Ritualdynamik" - soziokulturelle Prozesse in historischer und kulturvergleichender Perspektive 43 Universität Hohenheim, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Lehrstuhl für Soziologie und empirische Sozialforschung 38 Universität Innsbruck, Fak. für Politikwissenschaft und Soziologie, Institut für Politikwissenschaft 162 Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Forschungsinstitut für Soziologie 183 Institutionenregister 167 Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg - SFB 485 "Norm und Symbol - die kulturelle Dimension sozialer und politischer Integration" 19 Universität Leipzig, Theologische Fakultät, Institut für Praktische Theologie Abt. Religions- und Kirchensoziologie 79, 204 Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie Lehrbereich Organisationssoziologie, Bildungssoziologie, Soziologie sozialer Ungleichheit 51 Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie Lehrstuhl Prof. Braun 51 Universität Münster, Centrum für Religiöse Studien -CRS- 113 Universität Münster, Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne" 1, 23, 42, 61, 67, 69, 79, 113, 129, 133, 145, 146, 149, 164, 196, 204 Universität Münster, FB 01 Evangelisch-Theologische Fakultät, Institut für Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften -IfES- 129 Universität Münster, FB 01 Evangelisch-Theologische Fakultät, Neutestamentliches Seminar 23 Universität Münster, FB 01 Evangelisch-Theologische Fakultät, Seminar für Praktische Theologie und Religionspädagogik 48 Universität Münster, FB 02 Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Christliche Sozialwissenschaften 129, 196 Universität Münster, FB 02 Katholisch-Theologische Fakultät, Seminar für Fundamentaltheologie 113 Universität Münster, FB 02 Katholisch-Theologische Fakultät, Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte 164 Universität Münster, FB 03 Rechtswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Öffentliches Recht einschl. Völker- und Europarecht 145 Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Forschungsschwerpunkt Regieren Lehrstuhl Deutsche Politik und Politikfeldanalyse 133 Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft und Demokratie Professur für Politikwissenschaft, insb. Politik und Religion 149 Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie 67, 204 Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie Prof.Dr. Pollack 69, 79 Universität Münster, FB 08 Geschichte, Philosophie, Historisches Seminar Professur für außereuropäische Geschichte 146 Universität Münster, FB 08 Geschichte, Philosophie, Historisches Seminar Professur für Neuere und Neueste Geschichte, insb. Nordamerikanische Geschichte 61 Universität Münster, FB 09 Philologie, Institut für Arabistik und Islamwissenschaft 1 168 Institutionenregister Universität Trier, FB IV Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Mathematik, Informatik und Wirtschaftsinformatik, Fach Soziologie Teilfach Allgemeine Soziologie und Entwicklungssoziologie 173 Universität Trier, SFB 600 Fremdheit und Armut - Wandel von Inklusions- und Exklusionsformen von der Antike bis zur Gegenwart 7 Universität Tübingen, Evangelisch-Theologische Fakultät, Abteilung Praktische Theologie 179 Universität Würzburg, Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Praktische Theologie Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts 109 Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH Schwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie Abt. Migration, Integration, Transnationalisierung 66 Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. 121, 142 ANHANG Hinweise 171 Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit einem Standortvermerk versehen. Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind. Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg über das Bibliothekenleitsystem. Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher. Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax oder elektronisch erfolgen Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulangehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per Fax möglich. Zur Benutzung der Forschungsnachweise Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst. Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung oder an den/die Wissenschaftler(in). Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist. Dienstleistungsangebot der Abteilung „Fachinformation für die Sozialwissenschaften“ Das Dienstleistungsangebot der Abteilung Fachinformation dient der Verbreitung, Förderung und Fundierung sozialwissenschaftlicher Forschungsergebnisse sowie dem Wissensaustausch auf nationaler wie internationaler Ebene. Gleichzeitig macht die Fachinformation die sozialwissenschaftliche Forschung des deutschsprachigen Raumes international sichtbar. Zentrale Aktivitäten sind Aufbereitung, Bereitstellung und Transfer von Wissen durch: ● Konzeption, Aufbau und Pflege von Datenbanken und Serviceangeboten zu Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnissen in den Sozialwissenschaften im deutschsprachigen und östlichen europäischen Forschungsraum und zu wissenschaftsbezogenen chancengleichheitsrelevanten Themen im deutschsprachigen, europäischen und internationalen Rahmen ● Aufbau von und Beteiligung an kooperativen Informationssystemen (Portalen, Themenschwerpunkten, Kommunikationsplattformen und Netzwerken) zur Unterstützung der Wissenschaftskommunikation, insbesondere auf ost-westeuropäischer Ebene und zu wissenschaftsbezogenen chancengleichheitsrelevanten Themen ● Kontinuierlicher Ausbau der Vernetzung von Informationsangeboten und Services durch Erweiterung und Einbeziehung kompetenter Partner auf nationaler wie internationaler Ebene ● Erstellung servicebasierter Publikationen und Informationsdienste zu ausgewählten Themen in Kooperation mit der Wissenschaft ● Nationales Referenzzentrum für das Politikfeld „Gleichstellung in der Wissenschaft“ gegenüber Wissenschaftsorganisationen, Bundes- und Landesministerien, Politik und Medien in Bezug auf Konzept- und Programmentwicklung, Monitoring und Evaluation von Politiken und Maßnahmen Basisprodukte der Abteilung sind Informationen über Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnisse, die in Datenbanken aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Neben den nachfolgend skizzierten Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten und Publikationen werden Datenbanken mit Informationen zu nationalen und internationalen sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, Zeitschriften, Netzwerken, Veranstaltungen und Internetquellen aufgebaut und gepflegt. Sie sind Bestandteil einer von GESIS entwickelten und zur Verfügung gestellten integrierten Suche, die weitere internationale Informationssammlungen und solche externer Partner mit einbezieht. Datenbanken Die von der Abteilung Fachinformation produzierten Datenbanken SOLIS und SOFIS bilden die Grundlage für den sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst soFid. SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften) Inhalt: SOFIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie. Bestand der letzten 10 Jahre: rund 47.000 Forschungsprojektbeschreibungen Quellen: Erhebungen bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. In Deutschland wird die Erhebung von GESIS durchgeführt, in der Schweiz von FORS - der Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften. Für Österreich hatte bis 2001 die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien diese Aufgabe inne; ab 2006/07 wurde diese vom Wiener Institut für Sozialwissenschaftliche Dokumentation und Methodik - WISDOM - übernommen. Die Ergebnisse der GESIS-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen sowie von Forschungsförderern; ein nicht unerheblicher Teil an Ergänzungen wird schließlich durch Auswertung von Internetquellen sozialwissenschaftlicher Forschungsinstitute gewonnen. SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h. Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur (Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Internet vorhanden. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung, Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen. Bestand: Anfang 2009 ca. 385.000 Literaturnachweise Jährlicher Zuwachs: zwischen 16.000 und 18.000 Dokumente Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird von GESIS in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Absprachen über einen regelmäßigen Datenaustausch bestehen darüber hinaus mit dem Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main. Zugang zu den Datenbanken An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz sind SOLIS und SOFIS in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich. Des Weiteren stehen SOLIS und SOFIS über von GESIS betriebene Portale für Recherchen zur Verfügung: www.sowiport.de SOLIS und SOFIS können im sozialwissenschaftlichen Fachportal sowiport einzeln oder gemeinsam mit 13 weiteren Datenbanken durchsucht werden. sowiport enthält zurzeit folgende Datenbanken: ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem SOLIS Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem SOFIS Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen Katalog der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung Katalog des Sondersammelgebietes Sozialwissenschaften der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln Katalog der Bibliothek des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung Datenbank GeroLit des Deutschen Zentrums für Altersfragen Publikationen der Bertelsmann Stiftung ProQuest-CSA-Datenbanken (im Rahmen von DFG-Nationallizenzen): Sociological Abstracts, Social Services Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts, PAIS International, Worldwide Political Science Abstracts, Physical Education Index Fachinformationsführer SocioGuide mit Informationen zu Institutionen, Fachzeitschriften, Sammlungen, Netzwerken und Veranstaltungen Insgesamt sind in und über sowiport mehr als 2,5 Millionen Quellen zu Literatur, Forschungsprojekten, Institutionen, Zeitschriften, Veranstaltungen sowie Themenschwerpunkte und Links zu Portalen erreichbar. www.infoconnex.de Der interdisziplinäre Informationsdienst infoconnex bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalen für den Zugang zur Datenbank SOLIS – singulär oder im Verbund mit den Literaturdatenbanken zu Pädagogik (FIS Bildung) und Psychologie (Psyndex). Im infoconnex-Bereich „Sozialwissenschaften“ kann darüber hinaus in der Forschungsdatenbank SOFIS und in der Literaturdatenbank DZI SoLit recherchiert werden; zudem stehen auch hier im Rahmen von DFG-Nationallizenzen die sechs Datenbanken des Herstellers ProQuest/CSA zur Recherche an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung. Auftragsrecherchen und Beratung bei der Datenbank-Nutzung In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt GESIS kostengünstig Recherchen in den Datenbanken SOFIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt. Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche beraten wir Sie selbstverständlich jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken. Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst – soFid Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung bietet GESIS mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM bezogen werden kann. Ältere Jahrgänge stehen unter www.gesis.org/sofid zum kostenfreien Download zur Verfügung. Der Dienst ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen. soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich: ● Allgemeine Soziologie ● Berufssoziologie ● Bevölkerungsforschung ● Bildungsforschung ● Familienforschung ● Frauen- und Geschlechterforschung ● Freizeit - Sport – Tourismus ● Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern ● Gesundheitsforschung ● Industrie- und Betriebssoziologie ● Internationale Beziehungen / Friedensund Konfliktforschung ● Jugendforschung ● Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation – Medien – Sprache ● Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie ● Kultursoziologie + Kunstsoziologie ● Methoden und Instrumente der Sozialwis● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● senschaften Migration und ethnische Minderheiten Organisations- und Verwaltungsforschung Osteuropaforschung Politische Soziologie Religionsforschung Soziale Probleme Sozialpolitik Sozialpsychologie Stadt- und Regionalforschung Umweltforschung Wissenschafts- und Technikforschung Recherche Spezial und sowiport-dossiers: aktuelle Themen im Internet Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe „Recherche Spezial“ Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen zusammengestellt. In den Dossiers in sowiport (hervorgegangen aus der Reihe sowiPlus bzw. den thematischen Dokumentationen der Virtuellen Fachbibliothek Sozialwissenschaften) werden solche Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind inhaltlich gruppiert zu finden unter www.sowiport.de/themen. Informationstransfer von und nach Osteuropa Der Bereich Informationstransfer Osteuropa fördert die Ost-West-Kommunikation in den Sozialwissenschaften. Er unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten. Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa", der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint. Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung – CEWS Als integraler Bestandteil der Fachinformation bietet CEWS disziplinenübergreifend Zugänge zu Themen, Informationen und aktuellen Fragen der Gleichstellung in der Wissenschaft. Durch das Sichtbarmachen des Potentials hoch qualifizierter Wissenschaftlerinnen unterstützt die Datenbank FemConsult die Erhöhung des Frauenanteils bei der Neubesetzung von Professuren und Führungspositionen in Wissenschaft und Forschung und die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen. Das CEWS-Themenportal integriert Informationen zu allen gleichstellungsrelevanten Themen im Bereich Wissenschaft und Forschung (z.B. Chancengleichheit im Hochschul- und Wissenschaftsprogramm HWP, Statistik und Gleichstellungsrecht an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen). Internet-Service der GESIS Umfassende Informationen zu GESIS und zum Angebot an Dienstleistungen finden Sie unter www.gesis.org GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften Lennéstraße 30 GESIS-Servicestelle Osteuropa 53113 Bonn Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin Tel.:+49 (0)228-2281-0 Tel.:+49 (0)30-23 36 11-0 E-mail:[email protected] E-mail:[email protected]