Der kaukasische Kreidekreis von Bertolt Brecht mit Musik von Paul Dessau Kanti-Theater Beromünster 2009 Theatersaal Don Bosco, Beromünster Freitag 20. März 14.30 Samstag 21. März 19.30 Sonntag 22. März 14.30 Donnerstag 26. März 14.30 Freitag 27. März 19.30 Samstag 28. März 19.30 Eintritt: Fr. 15.-/ 10.Platzreservation: 041 930 25 25 Der kaukasische Kreidekreis von Bertolt Brecht mit Musik von Paul Dessau „Schrecklich ist die Verführung zur Güte!“ So kommentiert die Sängerin im Brecht-Stück „Der kaukasische Kreidekreis“ das Verhalten der Magd Grusche: Diese kann nicht tatenlos zusehen, wie der junge Michel von seiner leiblichen Mutter, der Gouverneursfrau, während der Wirren des Krieges einfach im Stich gelassen wird! Kleider und Schmuck und die eigene Haut sind der edlen Frau wichtiger als ihr Säugling. Aber die Magd kann sich nicht mehr vom Kleinen trennen: „Lange sass sie bei dem Kinde, bis der Abend kam, bis die Nacht kam, bis die Frühdämmerung kam. Zu lange sass sie, zu lange sah sie das stille Atmen, die kleinen Fäuste: Bis die Verführung zu stark wurde gegen Morgen zu und sie aufstand, sich bückte und seufzend das Kind nahm und es wegtrug.“ Grusche bringt sich und den Kleinen auf dem Hof ihres Bruders vorübergehend in Sicherheit. Schliesslich willigt sie auf Rat ihres Bruders in eine Scheinheirat mit einem – angeblich – todkranken Bauern ein. Doch kaum haben sich die Kriegswirren gelegt, wird der Todkranke wieder „lebendig“: Grusche muss sich des Kindes wegen wohl oder übel mit der neuen Situation arrangieren, bis die Gouverneursfrau Soldaten ausschickt, um ihren Sohn Michel zu suchen, denn an ihn ist das Erbe ihres ermordeten Gatten gebunden! Nun stehen die beiden Frauen vor dem Richter: die leibliche Mutter und die mütterliche Magd. Der Richter lässt Michel in einen Kreidekreis stellen und heisst die beiden Frauen, auf sein Kommando hin zu versuchen, den Jungen mit aller Kraft aus dem Kreis zu ziehen. Während es der Gouverneursfrau nur um den Erben Michel geht, ohne Rücksicht auf dessen Wohlergehen, sind bei Grusche die mütterlichen Gefühle zu stark: Sie kann dem Jungen nicht wehtun – sie will ihn nicht „zerreissen“! Und der Richter entscheidet sich – typisch Brecht! – für die wahre Mütterlichkeit: für Grusche. Denn „nehmt zur Kenntnis die Meinung der Alten, dass da gehören soll, was da ist, denen, die für es gut sind: Also die Kinder den Mütterlichen, damit sie gedeihen.“ Brechts Theater – das epische Theater In bewusster Abgrenzung zum traditionellen aristotelischen Theater schuf Brecht seine eigene Theorie des epischen Theaters. Die Formen des herkömmlichen Theaters werden gesprengt; aus der geschlossenen wird die offene Form, deren Ablauf einer epischen Bilderfolge entspricht. Damit bekommt der Zuschauer keine in sich geschlossene Illusionswelt, sondern eine politisch bedingte Momentaufnahme der Wirklichkeit zu sehen. Der Zuschauer wird mit den Mitteln der Verfremdung aus seinen vertrauten Sehgewohnheiten herausgerissen und zum Nachdenken und zur Stellungsnahme aufgefordert. Mitwirkende Schauspiel: Aeschbach Melanie, Bucher Aline, Bucher Johanna, Burkard Jannis, Estermann Mirjam, Fassbind Rachel, Feierabend Martina, Furrer Lea, Gugolz Sandro, Hüsler Matthias, Junker Jürg, Kammermann Sarah, Kritzer Ramona, Lüthi Dominique, Mühlebach Nadja, Obrist Tim, Peter Josua, Pfiffner Corinne, Pfiffner Jasmin, Pfister Angela, Rauter Riccarda, Richard Faustyna, Ronneberger Felicitas, Schenker Christian, Schnurrenberger Severin, Studer Alexandra, Sturm Joan, Wenk Seraina, Willimann Felicitas, Zihlmann Stephanie Technik: Gloor Patrick, Kurtessis Joannis, Lustenberger Dominic Souffleuse, Souffleur: Estermann Eveline, Keller Raffaele Musik: Bucher Christa Regie und Gesamtleitung: Leisibach Paul Brecht wurde 1898 in Augsburg in wohl situierten Verhältnissen geboren. 1917 begann er ein Medizinstudium, wurde aber kurz vor Kriegsende noch zu den Sanitätern eingezogen. Nach dem Krieg widmete er sich immer mehr dem Schreiben und erste Theatererfolge stellten sich ein. Er beschäftigte sich intensiv mit den Werken von Karl Marx und besuchte Vorlesungen über Nationalökonomie. 1928 kam im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin sein erfolgreichstes Stück zur Uraufführung, die „Dreigroschenoper“. 1933 floh Brecht vor den Nationalsozialisten und gelangte über verschiedene Zwischenstationen schliesslich in die USA. Dort musste er sich 1947 vor einem Ausschuss für antiamerikanische Aktivitäten verteidigen. Brecht kehrte nach Europa zurück und gründete das Berliner Ensemble, mit dem er bis zu seinem Tode 1956 viele erfolgreiche Inszenierungen realisierte. Aufführungsrechte: Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main Karikatur aus: Reich-Ranicki, Marcel. Ungeheuer oben – Über Bertolt Brecht. Berlin, Aufbau-Verlag, 1996 Gestaltung: Olivier Bucheli Bertolt Brecht: Biographie