Erfahrungsbericht Erasmus+ Unternehmen: Gruner + Jahr Limited Branche: Medien (Marketing & Sales) Ort: London, Vereinigtes Königreich Einsatzbereich: Marketing & Sales Praktikumszeitraum: 05.09.2016 – 03.03.2017 Vorbereitung Nachdem ich mich im Juni 2016 entschieden hatte im Wintersemester ein Praktikum zu absolvieren, habe ich mich auf die Suche nach einer passenden Stelle gemacht. Um meine Englischkenntnisse zu verbessern, wollte ich mein Praktikum gerne im englischsprachigen Raum absolvieren. Ich hatte mich vorrangig auf den Internetseiten großer deutscher Konzerne informiert, ob diese auch Stellen im Ausland anbieten. Da ich generell gerne einen Einblick in die Medienbranche gewinnen wollte und ich in meiner Freizeit gerne Magazine des Gruner und Jahr Verlags in Hamburg lese, habe ich mich auch auf deren Webseite umgesehen. Auf der „G+J Karriere“ Seite auf Facebook bin ich auf die Stellenanzeige für ein Praktikum in einem Sales Büro von Gruner + Jahr in London gestoßen. Da der angegebene Praktikumszeitraum ideal war und ich mir sehr gut vorstellen konnte für eine längere Zeit in London zu leben und zu arbeiten, habe ich mich direkt beworben. Nach einem Skype- und anschließenden Telefoninterview hatte ich nach kurzer Zeit die Zusage und von da an 1,5 Monate Zeit mich auf das Praktikum vorzubereiten. Als erstes fing ich mit der Wohnungssuche an, da diese in London bekanntermaßen nicht einfach ist. Ich habe mich bei der Wohnungsmarkt-Plattform Spareroom angemeldet und eine Wohnungsgesuch-Anzeige aufgegeben. Es gab zahlreiche passende Angebote, jedoch wurde meistens erwartet, dass man zu den Besichtigungsterminen persönlich vor Ort ist. Zusätzlich habe ich Anfragen bei Studentenwohnheimen (http://www.unitestudents.com/london, http://www.student- housesharing.com/, https://www.uniplaces.com/de/accommodation/london) gestellt. Die Anfragen wurden schnell bearbeitet und es hätte mehrere Zimmer zur Auswahl gegeben, leider waren diese meistens sehr teuer und nicht optimal gelegen um meine Praktikumsstelle zu erreichen. Des Weiteren hat mir meine Praktikumsbetreuerin in London für die Wohnungssuche zusätzlich folgende Gruppen auf Facebook empfohlen: „Deutsche/Germans living in London“ und „JOB, FLAT, FLOHMARKT Deutsche/Germans living in London“. In beiden Gruppen wurden regelmäßig WG Zimmer Angebote und Gesuche gepostet. Nachdem ich mehrere Anbieter kontaktiert hatte, wurde ich schließlich fündig und entschied mich nach einem Skype Interview für ein zentral gelegenes WG Zimmer. Die Miete war im Vergleich zu Münchner Preisen relativ hoch, für London und die moderne Ausstattung der Wohnung dennoch angemessen. Generell ist es besser sich die Wohnungen vor Ort persönlich anzusehen. Der Wohnungsmarkt in London bietet auch sehr kurzfristig viele Wohnungen an. Falls es zeitlich möglich ist, empfiehlt es sich 1-2 Wochen vor Beginn des Praktikums anzureisen und sich dann nach Wohnungen umzusehen. Kulturelle Trainings oder spezielle Vorbereitungen wie einen Sprachkurs habe ich vor meinem Praktikumsbeginn nicht absolviert, da ich schon einmal in London war und damals die Stadt schon ein wenig kennengelernt habe. Zudem hatte ich in meinem Studium seit dem 3. Semester regelmäßig Vorlesungen auf Englisch und habe meine Sprachkenntnisse in anderen Auslandsaufenthalten verbessert. Praktikum Ich habe mein Praktikum in dem Verkaufsbüro von Gruner + Jahr in London absolviert. Gruner + Jahr Limited ist Europas zweitgrößtes Verlagshaus. Seit Oktober 2014 ist Gruner + Jahr ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Bertelsmann SE & Co. KGaA. Der Verlag bietet seinen Nutzern in 30 Ländern der Welt Zugang zu seinen vielfältigen Medienangeboten. Darunter fallen nicht nur Magazine (wie STERN, BRIGITTE, GALA, GEO, CAPITAL, ESSEN&TRINKEN etc.) sondern auch Online Angebote wie Webseiten, Apps, Web-Communities oder auch Online-Shops, die das Print Portfolio ergänzen. Die Vermarktung von Gruner + Jahr ist in dem Tochterunternehmen G+J EMS separat ausgegliedert. G+J EMS ist als Vermarkter digitaler Medien für den Werbeverkauf auf Online- und Mobile-Angeboten von G+J Marken sowie externer Webseiten zuständig. Die internationalen Verkaufsbüros sind separat von EMS als G+J IMS gebündelt. Das IMS Netzwerk besteht aus sieben Verkaufsbüros in London, Genf, Paris, Zürich, Wien, Mailand und Hamburg sowie weitere Verkaufsvertreter in 25 Ländern weltweit. IMS vermarktet Werbeanzeigen in Magazinen, Webseiten sowie Inflight und Ambient Medien. Das Verkaufsbüro in London vertritt neben den Gruner + Jahr Titeln auch Titel anderer Verlagshäuser auf der ganzen Welt. Neben der Managerin bestand das Büro aus sechs Key Account Managern, einem Finanz Manager, einer Controlling und Office Managerin und zwei Praktikanten. Die Hälfte der Mitarbeiter waren Deutsche, die andere Hälfte Briten und Iren. Je nachdem mit wem ich zusammen gearbeitet habe, haben wir uns auf Englisch oder Deutsch unterhalten. Das Arbeitsklima im Büro war generell sehr entspannt und britisch-höflich. Meine Kollegen waren stets hilfsbereit, ich durfte eigene Ideen einbringen und wurde schnell als vollwertiges Teammitglied angesehen. Da mittags fast immer zusammen in der Küche des Büros gegessen wurde, habe ich schnell Anschluss im Team gefunden. Nach der Arbeit sind wir oft zusammen ein „After-Work“ Bier trinken gegangen, waren in Musicals, bei Fußballspielen oder auf sonstigen Events. Meine Arbeitszeit war vertraglich auf 40 Stunden pro Woche festgesetzt, täglich von 09:15 – 17:45 Uhr mit einer 30 minütigen Pause. Pro Monat hatte ich 2,5 Tage Urlaub. Dazu erhielt ich eine Vergütung von insgesamt 500 Pfund im Monat, sowie die Bereitstellung einer monatlichen Fahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel in Zone 1-2. Zu meinen Aufgaben im Praktikum zählte hauptsächlich die Unterstützung der Key Account Manager bei der Erstellung von Präsentationen für Kunden und Agenturen, der Erstellung von Buchungen über das Microsoft Dynamics CRM Portal, der Erstellung von Umsatz- und Wettbewerbsanalysen und dem Monitoring von Online Kampagnen. Aus meinem Studium konnte ich vor allem das strukturierte Arbeiten und das Verständnis von Begriffen aus der Medienbranche anwenden. Neben dem Erlernen des Umgangs mit CRM und der Kontaktdatenbank von Gruner + Jahr konnte ich während des Praktikums zusätzlich mein Business English verbessern. Die Frage, ob ich das Praktikum weiterempfehlen würde, kann ich nicht zu 100% mit Ja beantworten. Obwohl das Praktikum als „Marketing and Sales Support“ ausgeschrieben war, beinhaltete die Stelle gefühlt nur 20% Marketing, 10% organisatorische Aufgaben und 70% Sales. Auch wenn ich einiges an Wissen aus diesem Praktikum mitgenommen habe, hätte ich mir manchmal etwas mehr kreative und freie Arbeit gewünscht. Der Verkauf von Anzeigeplätzen in Magazinen erschien mir dann nach einem Praktikum von einer Länge von sechs Monaten doch sehr einseitig. Zudem hatte ich häufig Leerlaufzeiten, in denen es für mich als Praktikantin keine Aufgaben gab. Leben in London Angekommen in London, hatte ich noch einige Dinge zu organisieren. Da ich ein bezahltes Praktikum absolvierte, musste ich ein Bankkonto in Großbritannien eröffnen und eine Sozialversicherungsnummer (National Insurance Number) beantragen. Für die Eröffnung des Bankkontos haben mir meine Kollegen die Lloyds Bank empfohlen, da diese für die Eröffnung lediglich einen Reisepass voraussetzten und sie zudem keine Gebühren dafür verlangten. Die Lloyds Bank hat ihre Regulierungen Mitte Februar 2017 geändert, sodass man jetzt auf jeden Fall einen Nachweis des Wohnsitzes, einen Nachweis des Arbeitgebers und die National Insurance Number benötigt um einen Bankkonto eröffnen zu können. Für die National Insurance Number habe ich telefonisch einen Termin in dem für mich zuständigen Jobcenter vereinbart. Bei dem Termin in dem Jobcenter musste ich eine Arbeitsbescheinigung, meinen Mietvertrag und den Reisepass vorzeigen. Innerhalb von drei Wochen wurde mir die National Insurance Number per Post zugesendet. Für den öffentlichen Nahverkehr habe ich mir eine Oystercard gekauft und jeweils Monatstickets für die Zonen 1-2 gekauft (welche mir von meinem Praktikumsgeber bezahlt wurden). Falls man mal etwas weiter rausfährt, kann man einfach einen gewissen Betrag zusätzlich auf die Oystercard buchen. Generell lohnt es sich auch für kürzere Aufenthalte eine Oystercard zu kaufen, da diese automatisch den günstigsten Tarif abbucht und man nie über einen Maximalbetrag von circa 7 Pfund pro Tag hinauskommt. Zudem bestellte ich mir eine SIM Karte bei dem Anbieter „Giffgaff“. Diese kam nach einer Woche per Post an, ich musste mich nur noch online registrieren und konnte dann monatlich Datenpakete je nach Bedarf buchen. Den Anbieter kann ich nur empfehlen, die Handhabung war einfach und das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut. London bietet eine große Bandbreite an Freizeitaktivitäten. Für aktuelle Events und Aktionen lohnt es sich dienstags das an den Tube Stationen verteilte Magazin TIMEOUT mitzunehmen oder auf Facebook auf deren Seite nach Tipps zu schauen. Empfehlenswert sind auf jeden Fall die Theatervorstellungen und Musicals, da man die Tickets auch kurzfristig zu günstigen Preisen kaufen kann. (https://www.londontheatredirect.com/) Dort findet man oft auch noch für den gleichen Tag gute Angebote. Außerdem gibt es am Piccadilly Circus einige kleine Verkaufsstände die Last-Minute-Tickets verkaufen. Sehr empfehlenswert finde ich die verschiedenen Food-Märkte in London. Dort kann man Gerichte aus den verschiedensten Ländern der Welt für verhältnismäßig wenig Geld probieren. Die beliebtesten Märkte sind unter anderem der Camden Market bei Camden Town, Borough Market bei der London Bridge, Brick Lane Market in Shoreditch und der Mercato Metropolitano bei der Borough Tube Station. An den Wochenenden habe ich ein paar Tagesausflüge in die umliegenden Städte gemacht. Die Universitätsstädte Cambridge und Oxford sind sehr gut mit dem Zug oder Bus zu erreichen und auch ein Ausflug nach Brighton ans Meer lohnt sich. Fazit Ich bin froh mich für das Praktikum in London entschieden zu haben und möchte die Zeit auf keinen Fall missen. Ich habe viel über die britische Mentalität und Arbeitskultur gelernt, mein Englisch verbessert, internationale Kontakte geknüpft und durfte ein halbes Jahr in der faszinierenden Metropole London leben. In besonders guter Erinnerung werde ich die stets sehr freundlichen und hilfsbereiten Menschen in London behalten. Vielen Dank an Student und Arbeitsmarkt der LMU und besonders an Herrn Hoch für die einwandfreie Betreuung und Bereitstellung des Stipendiums.