1. Stundenbild: Jesus und die verschwundenen Frauen

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Medienbegleitheft zur DVD 14083
JESUS UND DIE VERSCHWUNDENEN
FRAUEN
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Medienbegleitheft zur DVD 14083
43 Minuten, Produktionsjahr 2013
Inhaltsverzeichnis
1. Stundenbild: Jesus und die verschwundenen Frauen .............................................. 4
2. Arbeitsblatt 1: Frauen im Porträt ............................................................................. 6
3. Arbeitsblatt 2: Die Grußliste des Paulus, Römerbrief Kapitel 16 ............................. 7
4. Hintergrundinformationen zu Paulus...................................................................... 8
5. Arbeitsblatt 3: Junia............................................................................................... 10
6. Arbeitsblatt 4: Maria von Magdala ........................................................................ 11
7. Hintergrundinformationen zu Phöbe .................................................................... 12
8. Begriffserläuterungen ........................................................................................... 13
9. Quellenverzeichnis ................................................................................................ 13
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1. Stundenbild: Jesus und die verschwundenen Frauen
Dauer: 3 Stunden
Thema: Frauen in der Urkirche; gendergerechte Bibelexegese
Lehrplanbezüge (Beispiele):
katholisch: AHS, 6. Klasse: Sich als Frau und Mann sehen und annehmen lernen und für einen
verantworteten Umgang mit Leiblichkeit und Geschlechtlichkeit sensibel werden.
BHS, 4. Klasse: Als Mann und Frau geschaffen.
BHS, 5. Klasse: Kirchliche Ämter für Männer und Frauen
evangelisch: AHS, 7. Klasse: Die Schülerinnen und Schüler leben als junge Männer und Frauen in
der Spannung zwischen ihrem biologischen Geschlecht und den gesellschaftlichen Erwartungen:
Sie können die verschiedenen Faktoren, die die Entstehung solcher Erwartungen beeinflussen,
unterscheiden und erschließen die emanzipatorische Dimension der biblischen Überlieferung.
Lernziel: Die Schülerinnen und Schüler sollen bedeutende Frauen der Frühkirche kennenlernen.
Anhand einer gendergerechten Bibelexegese sollen die Schülerinnen und Schüler analysieren,
welche Ämter Frauen in den Anfängen der Kirche ausüben konnten. Sie sollen am Beispiel der
Maria von Magdala das kirchlich tradierte Bild dieser Frau mit den Ergebnissen der feministischen
Theologie vergleichen können.
Schulform: AHS / BHS
Alter: ab 16 Jahren
Fach: Religion
1. Stunde
Dauer
Inhalt
6' Begrüßung, Klassenbuch, Präsentation
des Themas; Erklärung des
Arbeitsauftrages
44' ”Jesus und die verschwundenen Frauen“
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Methode
Materialien
L
A1, DVD
Video
S füllen das Arbeitsblatt
aus
A1, DVD
2. Stunde
Dauer
Inhalt
Methode
5' Begrüßung, Klassenbuch, Hinführung zu
letzter Stunde
10-15' Auswertung des Arbeitsblattes, ev.
Ergänzungen durch L
5' Die Grußliste des Paulus
5'-10' Die Grußliste des Paulus
5 Arbeitsblatt Junia lesen und Fragen
beantworten
10' Besprechung der Ergebnisse, Diskussion
Materialien
L
L-S; L
A1
PartnerInnenarbeit
A2, Schulbibel
Besprechung
A2, Schulbibel
Einzelarbeit
A3
L-S
3. Stunde
Dauer
Inhalt
Methode
5' Begrüßung, Klassenbuch, Hinführung zu
letzter Stunde
Materialien
L
25' Darstellungen von Maria von Magdala
suchen und passende Eigenschaften
herausschreiben
Internetrecherche
A4
10' Besprechung der Ergebnisse
L-S
A4
5' Text am Arbeitsblatt gemeinsam lesen
A7
A4
5' Abschließende Zusammenfassung
L
Buchempfehlung:
Leicht, Irene / Rakel, Claudia/Rieger-Goertz, Stefanie (Hg.): Arbeitsbuch feministische Theologie. Gütersloher
Verlagshaus, 2003.
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2. Arbeitsblatt 1: Frauen im Porträt
Was erfährst du über ihre In welchen Texten (der Bibel)
Tätigkeit und Position?
wird sie beschrieben?
Maria aus Magdala
Phöbe
Junia
Lydia
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3. Arbeitsblatt 2: Die Grußliste des Paulus, Römerbrief Kapitel 16


Welche Frauen grüßt Pauls in seinem Römerbrief? Markiere die Frauen in dem Text!
Was fällt dir im Vers 16,7 auf? Vergleiche den Vers mit der Stelle in deiner Schulbibel!
1
Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe, die Dienerin der Gemeinde von Kenchreä.
2
Nehmt sie im Namen des Herrn auf, wie es Heilige tun sollen, und steht ihr in jeder Sache
bei, in der sie euch braucht; sie selbst hat vielen, darunter auch mir, geholfen.
3
Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus,
4
die für mich ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben; nicht allein ich, sondern alle
Gemeinden der Heiden sind ihnen dankbar.
5
Grüßt auch die Gemeinde, die sich in ihrem Haus versammelt. Grüßt meinen lieben
Epänetus, der die Erstlingsgabe der Provinz Asien für Christus ist.
6
Grüßt Maria, die für euch viel Mühe auf sich genommen hat.
7
Grüßt Andronikus und Junias, die zu meinem Volk gehören und mit mir zusammen im
Gefängnis waren; sie sind angesehene Apostel und haben sich schon vor mir zu Christus
bekannt.
8
Grüßt Ampliatus, mit dem ich im Herrn verbunden bin.
9
Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus, und meinen lieben Stachys.
10 Grüßt Apelles, der sich in Christus bewährt hat. Grüßt das ganze Haus des Aristobul.
11 Grüßt Herodion, der zu meinem Volk gehört. Grüßt alle aus dem Haus des Narzissus, die
sich zum Herrn bekennen.
12 Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die für den Herrn viel Mühe auf sich nehmen. Grüßt die
liebe Persis; sie hat für den Herrn große Mühe auf sich genommen.
13 Grüßt Rufus, der vom Herrn auserwählt ist; grüßt seine Mutter, die auch mir zur Mutter
geworden ist.
14 Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder, die bei ihnen sind.
15 Grüßt Philologus und Julia, Nereus und seine Schwester, Olympas und alle Heiligen, die bei
ihnen sind.
16 Grüßt einander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch alle Gemeinden Christi.
17 Ich ermahne euch, meine Brüder, auf die Acht zu geben, die im Widerspruch zu der Lehre,
die ihr gelernt habt, Spaltung und Verwirrung verursachen: Haltet euch von ihnen fern!
18 Denn diese Leute dienen nicht Christus, unserem Herrn, sondern ihrem Bauch, und sie
verführen durch ihre schönen und gewandten Reden das Herz der Arglosen.
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19 Doch euer Gehorsam ist allen bekannt; daher freue ich mich über euch und wünsche nur,
dass ihr verständig bleibt, offen für das Gute, unzugänglich für das Böse.
20 Der Gott des Friedens wird den Satan bald zertreten und unter eure Füße legen. Die Gnade
Jesu, unseres Herrn, sei mit euch!
21 Es grüßen euch Timotheus, mein Mitarbeiter, und Luzius, Jason und Sosipater, die zu
meinem Volk gehören.
22 Ich, Tertius, der Schreiber dieses Briefes, grüße euch im Namen des Herrn.
23 Es grüßt euch Gaius, der mich und die ganze Gemeinde gastlich aufgenommen hat.
Es grüßt euch der Stadtkämmerer Erastus und der Bruder Quartus.
4. Hintergrundinformationen zu Paulus
Die androzentrisch-individuelle Brille: ”Paulus ist eine herausragende Einzelpersönlichkeit
und der alleinige Verfasser der Briefe‛.
Ein Blick durch diese Brille hat eine der folgenschwersten Fehlsichtigkeiten zur Folge, die
grundsätzliche Konsequenzen für die Paulusdeutung hat. Wir sprechen von den ”Briefen des
Paulus‛, ohne wahrzunehmen, dass die Briefe selbst bereits andere Hinweise geben. Häufig ist von
einem ganzen AutorInnenkollektiv [...] die Rede, zum Beispiel im 1 Kor: Paulus und Sosthenes an die
Gemeinde in Korinth...; 2 Kor / Phil: Paulus und Timotheus...; Gal: Paulus und die Brüder, die bei ihm
sind, an alle Gemeinden in Galatien (hier ist anzunehmen, dass Paulus die Schwestern einfach
unterschlägt); 1 Thess: Paulus, Silvanus und Timotheus...
Aus den verschiedenen Grüßen wird dann weiter deutlich, dass die Briefe nicht von einer
Einzelperson verfasst wurden und sich auch nicht an Einzelpersonen richteten. Selbst bei dem
sogenannten Privatbrief an Philemon wird bei näherem Hinsehen deutlich, dass er sich ebenfalls
an eine Gemeindeöffentlichkeit wendet, die durch weitere Personen charakterisiert ist: ”an Apphia,
die Schwester, und Archippus, unseren Mitstreiter, und an die Gemeinde in deinem Haus‛.
In der Auslegungsgeschichte wurde diese Öffentlichkeit vielfach unsichtbar und damit
bedeutungslos gemacht: Apphia wurde zur Ehefrau Philemons, der Brief zu einer
Privatangelegenheit zwischen Paulus und Philemon, in der er über den entlaufenen Sklaven
Onesimus verhandelte. Philemon wird von Paulus jedoch nicht allein angesprochen, sondern
zusammen mit dem Beziehungsnetz der Hausgemeinde, die als Gegenöffentlichkeit zur
staatlichen Öffentlichkeit fungierte und in ihrer Gesamtheit von der Frage der Aufnahme des
Onesimus betroffen war [...]. Dass Apphia als Zeugin persönlich genannt wird, die mit dafür Sorge
tragen wird, dass Philemon sich in der von Paulus erwarteten Weise verhält, ”öffnet ein ‚Fenster’ zu
unsichtbar gewordenen Traditionen von Frauen in den frühen Gemeinden‛ [...].
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Für die Evangelien wird in der Forschung längst davon ausgegangen, dass sie nicht von einer
einzelnen Person verfasst wurden, sondern von einer größeren Gruppe von Menschen, die darin
ihre Geschichten erzählen, ihre Erfahrungen und Hoffnungen, aber auch ihre Konflikte
niederlegen. Luise Schottroff bezeichnet die Evangelien als ”Liederbuch der Armen‛, um ihren
gemeinschaftlichen Charakter und ihre Herkunft deutlich zu machen [...].
Der Entstehungszusammenhang der Paulusbriefe ist der der Gemeinden, die ein toragemäßes
Leben im Glauben an den Messias Jesus führen wollen. Paulus hat stets mit anderen Frauen und
Männern zusammengearbeitet und war mit einigen von ihnen auf Reisen, bei anderen hat er in
ihren Hausgemeinden gewohnt.
Um nur die bekanntesten zu nennen: Priska und Aquila, Junia und Andronikus, Phöbe, Timotheus
und Silas, Chloe, Lydia, Thekla... Mit der Anwesenheit und dem Engagement vieler selbständiger
Frauen war er in vielen Gemeinden, zu denen er Kontakt hatte, konfrontiert.
Sicher hat er mit ihnen gestritten, sie belehrt, musste sich aber wohl auch einiges sagen lassen.
Der Respekt den zahlreichen Frauen gegenüber, die er in der Grußliste des Römerbriefs (Röm 16)
erwähnt, lässt auf ein Beziehungsgeflecht schließen, dem er nicht einfach als Patriarch vorstand.
Im Gegenteil! Die in den Gemeinden lebendige Vision von koinonia, einer auf Gegenseitigkeit
angelegten Gemeinschaft der Gleichgestellten, wird auch im Hintergrund vieler Äußerungen in
den Paulusbriefen sichtbar. Für Paulus war sie Realität, mit der er sich – was die gleichberechtigte
Rolle von Frauen anging – allerdings häufig sehr schwer tat.
Quelle:
Claudia Janssen: Paulus. Grenzgänge zwischen Traditionen und Zeiten, in: Dies. / Ute Ochtendung / Beate
Wehn (Hg.): GrenzgängerInnen. Unterwegs zu einer anderen biblischen Theologie. Ein feministisch-theologisches Lesebuch, Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag, 1999, 49-57.
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5. Arbeitsblatt 3: Junia

Wer war die biblische Junia?

Was fand die Theologin Bernadette Brooten im Jahr 1977 heraus?

Warum wurde Junia zu Junias? Was denkst du?

Angenommen die biblische Junia macht eine Zeitreise in die Gegenwart, was würde sie zu
unserer Kirche sagen? Was könnte ihr gefallen, was würde sie sich wünschen? Was würde sie
der Theologiestudentin Jaqueline Straub raten?
„Grüße Andronicus und Junia ... die unter den Aposteln hervorragend waren. (Röm 16,7). Ein Apostel
zu sein ist etwas Großes. Aber hervorragend unter den Aposteln – bedenke, welch wunderbares
Loblied das ist. Sie waren hervorragend auf Grund ihrer Arbeit und ihrer rechtschaffenen Taten. Wie
groß muss doch die Weisheit dieser Frau gewesen sein, dass sie für den Titel Apostel würdig gefunden
wurde.“
(In Epistulam ad Romanos, Homilia 31,2: PG 60, 669f. Übersetzung: Bernadette Brooten, ”Junia...
Hervorragend unter den Aposteln‛, in: E. Moltmann-Wendel (Hg.): Frauenbefreiung, München-Mainz 1978,
148-151, 148).
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6. Arbeitsblatt 4: Maria von Magdala
Es wird von einer Frau berichtet, die Jesus mit kostbarem Öl salbte. Es ist eine Frau, und kein Mann, die den
Messias erkennt und salbt. Ihr Name ist nicht überliefert – war es Maria von Magdala?
(Quelle: Jesus und die verschwundenen Frauen. R: Maria Blumencron. Österreich, 2013, Makido)



Sucht im Internet nach Maria aus Magdala!
Wie wird sie auf Bildern dargestellt?
Welche Adjektive würden zu ihr passen?
Die Bibelwissenschaftlerin Andrea Taschl-Erber hat ein Standardwerk über Maria von Magdala
geschrieben. Hier erklärt sie, wie es dazu kam, dass aus der Heiligen eine Hure wurde:
”Die Überlieferung, dass Maria Magdalena als Erste den Auferstandenen gesehen und von ihm den
Auftrag zur Verkündigung bekommen hat – das ist natürlich eine Geschichte, die in der damaligen
Gesellschaft und Weltordnung provokant war. Subversiv könnte man sagen. Und die Kirchenväter
haben durchaus nach Strategien gesucht, wie sie diesen Verkündigungsauftrag der Maria von
Magdala, der ja im Widerspruch steht zu dem allgemeinen Lehr-, und Verkündigungsverbot der
Frauen, kontrollieren können. Eine dieser Strategien ist, Maria von Magdala in Verbindung mit Eva
zu bringen, mit der ersten Frau, die die Sünde, den Tod in die Welt gebracht hat. Und zu sagen: Das,
was am Ostermorgen passiert, das ist so etwas wie die Wiedergutmachung des ersten
Sündenfalles, damit die Heilsgeschichte wieder ins Lot kommt. Diese ganze Geschichte: Frauen
sind Sünderinnen, und Maria von Magdala ist eine Vertreterin dieses sündigen Geschlechts – das
wird später so dominant, dass es nur mehr ein Schritt ist, sie selber dann auch als Sünderin zu
stilisieren.
Wir haben sie heute weniger als mächtige Heilige im Kopf, sondern eher als diese erotische
Sünderin, diese Büßerin, die lasziv am Boden liegt oder kniet. Da kommt sehr viel Erotik ins Spiel.
Und diese Erotik war dann vielleicht auch in der Neuzeit ein Grund, warum diese Figur so beliebt
geworden ist. Man hatte eine Femme Fatale im Christentum. Die, die Hure-Heilige in einer Person
ist, obwohl das ja nicht die eigentliche Geschichte der Maria Magdalena ist.‛
(Quelle: Jesus und die verschwundenen Frauen. R: Maria Blumencron. Österreich, 2013, Makido-Film)
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7. Hintergrundinformationen zu Phöbe
”Ein weiteres Beispiel androzentrischer Interpretation findet sich häufig in Zusammenhang mit
Röm 16,1-3. Diese Stelle nennt Phöbe diakonos und prostatis der Kirche von Kenchreä, der
Hafenstadt von Korinth.
Die Exegese versucht, die Bedeutung beider Titel hier herunterzuspielen, weil sie für eine Frau
gebraucht werden. Wenn Paulus sich selbst, Apollos, Timotheus oder Tychikus als diakonos
bezeichnet, übersetzen sie immer ”Diakon‛, weil sich aber dieser Ausdruck hier auf eine Frau
bezieht, übersetzen sie ihn mit ”Dienerin‛, ”Helferin‛ oder ”Diakonisse‛. Während Kürzinger den
Titel in Phil 1,1 mit ”Diakon‛ übersetzt, erläutert er im Fall Phöbes: ”sie steht im Dienst der
Gemeinde‛. In einer Fußnote charakterisiert er Phöbe als ”eine der ersten Gemeindehelferinnen‛.
Ähnlich versteht Hans Lietzmann Phöbes Amt in Analogie zur späteren Einrichtung der
Diakonissen, die im Vergleich zu der der Diakone nur eine sehr eingeschränkte Funktion in der
Kirche hatten: ”Paulus nennt eine offenbar wohlhabende und wohltätige Dame namens Phöbe
”Diakonos‛ der Gemeinde zu Kenchreä – der korinthischen Hafenstadt – , und noch lange hat es in
der christlichen Kirche weibliche Diakonen gegeben, welche mit ihrer Hilfe vorwiegend dann
eintraten, wenn ihr Geschlecht sie dazu besonders geeignet machte, bei Armen- und
Krankenpflege und der Taufe von Frauen.‛
Schon Origenes hatte Phöbe als Assistentin und Dienerin des Paulus etikettiert. Er folgerte daraus,
dass Frauen, die gute Werke tun, als Diakonissen eingesetzt werden können. Doch der Text lässt
diese feminine Stereotypisierung Phöbes nicht zu. Wie wir aus 1 Kor 3,5-9 sehen können, gebraucht
Paulus diakonos parallel zu synergos und charakterisiert mit diesen Titeln Apollos und sich selbst
als gleichrangige Missionare, die auf verschiedene Weise zum Aufbau der Gemeinde beigetragen
haben.
Wenn Phöbe diakonos der Kirche von Kenchreä genannt wird, erhält sie diesen Titel, weil ihr Dienst
und Amt Einfluss hatten in der Gemeinde. Dass Phöbe in der frühchristlichen Missionsarbeit große
Autorität beanspruchen konnte, wird durch den zweiten Titel prostatis / patrona unterstrichen.
Mit der Bezeichnung patrona beschreibt daher Paulus Phöbe analog zu jener Person, die in den
hellenistisch-religiösen GenossInnenschaften Positionen als RepräsentantInnen und
BeschützerInnen und LeiterInnen hatten. G. Heinrici hat aufgezeigt, dass in der Antike religiöse
und private GenossInnenschaften durch das Patronat hervorragender und reicher Mitglieder
rechtlichen Schutz erhielten und soziopolitischen Einfluss ableiteten.
Da die neutestamentliche Exegese es als selbstverständlich betrachtet, dass die Leitung der
frühchristlichen Gemeinden in den Händen von Männern lag, geht sie davon aus, dass die in den
paulinischen Briefen erwähnten Frauen Gehilfinnen und Assistentinnen der Apostel, besonders des
Petrus, waren. Ein derart androzentrisches Interpretationsmodell lässt für die alternative Annahme
keinen Raum, dass Frauen Missionarinnen, Apostelinnen, Gemeindeleiterinnen waren, von Paulus
unabhängig und ihm gleich. Da die Position des Paulus oft angefochten und überhaupt nicht von
allen Gemeindegliedern anerkannt war, hatten möglicherweise einige Frauen sogar größeren und
fundierteren Einfluss als Paulus selbst.“
Quelle:
Elisabeth Schüssler-Fiorenza: Zu ihrem Gedächtnis... Eine feministisch-theologische Rekonstruktion der
christlichen Ursprünge, München: Kaiser/Gütersloher Verlagshaus,1988, 80f.
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8. Begriffserläuterungen
Apokryphen: „ἀπόκρσφος“/ apokryphos kann man mit ”verborgen“ übersetzen. Apokryphe
Schriften sind jene, die nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen wurden, da die Inhalte nicht
mit der offiziellen Lehre übereinstimmten. Beispiele für apokryphe Schriften wären das
Thomasevangelium oder das Evangelium nach Maria Magdala.
Apostel/in: Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort ”ἀπόστολος /apostolos ab und kann mit
Gesandte/r übersetzt werden. Apostolos findet sich häufiger im Lukasevangelium und in der
Apostelgeschichte, weniger im Markus-, Matthäus- und Johannesevangelium.
Diakon/in: Das griechische Wort ”διάκονος“/ ”diakonos“ findet sich auch in den Paulusbriefen und
meint, dass diese Person im Dienst der Verkündigung des Evangeliums steht.
Gnosis: Der Begriff geht zurück auf „γνῶσις“/ ”gnōsis“ und bedeutet ”Erkenntnis“. Die Gnosis war
eine religiöse philosophische Strömung, die primär im 2.und 3. Jahrhundert nach Christus auftrat.
Nach dieser Lehre kommt man durch die Erkenntnis des Göttlichen zur Erlösung. Charakteristisch
für diese Lehre ist auch ein starker Dualismus, der bösen irdischen Welt steht die göttliche Welt
gegenüber.
Kirchenväter: Ein Sammelbegriff für frühchristliche Schriftsteller.
9. Quellenverzeichnis
Leicht, Irene / Rakel, Claudia/Rieger-Goertz, Stefanie (Hg.): Arbeitsbuch feministische Theologie.
Gütersloher Verlagshaus, 2003.
Claudia Janssen: Paulus. Grenzgänge zwischen Traditionen und Zeiten, in: Dies. / Ute Ochtendung /
Beate Wehn (Hg.): GrenzgängerInnen. Unterwegs zu einer anderen biblischen Theologie. Ein
feministisch-theologisches Lesebuch, Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag, 1999, 49-57.
(In Epistulam ad Romanos, Homilia 31,2: PG 60, 669f. Übersetzung: Bernadette Brooten,
”Junia...Hervorragend unter den Aposteln‛, in: E. Moltmann-Wendel (Hg.): Frauenbefreiung,
München-Mainz 1978, 148-151, 148).
Jesus und die verschwundenen Frauen. R: Maria Blumencron. Österreich, 2013, Makido-Film
Elisabeth Schüssler-Fiorenza: Zu ihrem Gedächtnis... Eine feministisch-theologische Rekonstruktion
der christlichen Ursprünge, München: Kaiser/Gütersloher Verlagshaus,1988, 80f.
Alle Fotos stammen aus dem Film ”Jesus und die verschwundenen Frauen‛ selbst
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Medieninhaber und Herausgeber:
BUNDESMINISTERIUM FÜR
UNTERRICHT, KUNST UND KULTUR
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Tel. 01/53 120-4829, Fax: 01/53 120-4848
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Ausgearbeitet von:
Silvia Tscheliessnig
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