Newsletter 01/06 - Kompetenznetz HIV/AIDS

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Newsletter
EDITORIAL
„AIDS wird sich
weiter in jeden
Winkel dieses
Planeten verbreiten“, prophezeite Peter
Piot letzte Woche anläßlich des
UN-Gipfeltreffens zu HIV/AIDS in
New York. Trotz dieser düsteren
Prognose zeichnete er einen
Hoffnungsschimmer auf: Es sei
immer noch Zeit, eine weitere
Verschlechterung der Lage zu
verhindern. Letztlich hänge es
von der politischen Führung und
vom Willen der internationalen
Gemeinschaft ab, wie sich der
Kampf gegen Aids entwickle.
Die Worte Piot’s treffen letztlich
auch auf das Kompetenznetz
HIV/ AIDS zu. Denn die Zukunft
des überregionalen Forschungs-
verbundes hängt entscheidend
vom „committment“ seiner Mitglieder und dem Willen der Gesundheitspolitiker ab.
Mit einer Datendokumentation
von – sage und schreibe – mehr als
12.000 Patienten in der Kohorte
können die deutschen HIV-Mediziner zu einem wichtigen Baustein
der globalen Aidsforschung werden – vorausgesetzt, alle „ziehen
an einem Strang“ und nutzen die
Potentiale dieses Datenpools zunehmend für gemeinsame Projekte. Denn im und mit dem Team
lassen sich aus den spröden Statistiken innovative Studienideen
zum Wohle der Patienten ableiten.
Auch die deutsche Politik ist gefordert: Mit dem Kompetenznetz
ist in kurzer Zeit eine einzigartige
Forschungsstruktur entstanden,
die gerade beginnt, die ersten
NATIONALES PATIENTENREGISTER
Eine unendliche Geschichte
Daten von mehr als 12.000 HIV-Infizierten
werden fortlaufend aktualisiert
Rund 48.000 Patienten in Deutschland sind HIV-positiv, Tendenz steigend. Vor dem Hintergrund der
stetigen Zunahme HIV-Infizierter
in Deutschland, zum einen durch
verbesserte Therapien, die die
Sterblichkeit reduzieren, aber auch
durch steigende Neuinfektionsraten, ist es notwendig, detaillierte Aussagen treffen zu können,
die den Versorgungsalltag spiegeln. Dank der Bereitschaft der
Patienten zur Teilnahme am Kompetenznetz HIV/AIDS und der
überregionalen Vernetzung von
51 internistischen und dermatologischen Schwerpunktzentren innerhalb der Bundesrepublik, liegen
zum jetzigen Zeitpunkt zu 12.000
HIV-News 1/06
Patienten soziodemographische
und fortlaufend detaillierte medizinische Daten vor.
Bemerkenswert für das Kompetenznetz HIV/AIDS ist die über die
Schwerpunktzentren hinausgehende Kooperation mit Pädiatern,
Gynäkologen und Neurologen.
Mit Experten dieser Disziplinen
werden spezielle Module für das
Patientenregister entwickelt, sodass durch die Zusammenführung
der Daten komplexe Fragestellungen weit über die eigentliche
HIV-Infektion hinaus beantwortet
werden können. Wissenschaftliche
Auswertungen zu dem Neuromodul, welches neben Diagnosen und
Früchte des vernetzten Arbeitens
zu ernten. Sie bietet Qualität,
Effizienz, Kostenersparnis und
Transparenz – und entspricht
somit den Anforderungen des
vielfach postulierten modernen
Gesundheitssystems. Diese junge
Pflanze gilt es noch zu pflegen,
bis sie die ersten ökonomischen
Stürme eigenständig bestehen
kann (und wird).
Ich danke für Ihr Interesse
Ihr Norbert Brockmeyer
Symptomen auch potenziellen Drogenabusus eruiert, werden Patienten mit neurologischen Erkrankungen zugute kommen. Hypothesen
zu einer HIV – Hepatitis-Co-Infektion können durch die Erweiterung
um das Hepatitis-Modul generiert
und verifiziert werden.
In Kürze wird das Register um Datenerfassungsmasken für Kinder
und Schwangere erweitert, womit
sich ein wesentlicher Kreislauf
schließt. Herausragend ist auch hier
die Zusammenarbeit des Netzes
mit verschiedenen Fachdisziplinen,
sodass sowohl spezielle Aspekte
der HIV-Infektion in der Schwangerschaft dokumentiert werden, als
auch infizierte und exponierte
Kinder langfristig beobachtet werden, um Forschungsfragen und
neue Therapiestrategien für diese
Patientengruppen abzuleiten.
Seit Beginn der 2. Förderperiode
ist das Koordinierungszentrum für
Klinische Studien Köln (KKSK) sowohl für die inhaltliche als auch
die technische Betreuung der
nationalen Patientenkohorte HIV/
AIDS zuständig. In wöchentlich
aktualisierten Online-Auswertungen, die durch das KKSK bereit
gestellt werden, können die teilnehmenden Zentren verschiedenste zentrumsspezifische Auswertungsaspekte (Medikation, CDCStadien, Infektionsweg etc.) der
von ihnen behandelten Patienten
Tatkräftige Unterstützung
Meike Brenner begleitet seit 1.
April das Onsite-Monitoring in der
Geschäftsstelle Bochum und unterstützt das Team nach vollen Kräften. Diese zusätzliche
Mitarbeiterstelle wurde durch eine großzügige Spende der Firma
Abbott für das Kompetenznetz HIV/Aids
gesichert.
im Vergleich zu der Gesamtkohorte einsehen und auch individuelle Verläufe des einzelnen
Patienten (Viruslast, CD4-Zahl)
betrachten.
Durch die Kollaboration mit dem
Robert Koch-Institut (RKI) konnte
eine Schnittstelle zwischen dem
KompNet HIV/AIDS und der RKIDatenbank entwickelt werden, die
zurzeit in der Pilotphase getestet
wird. Diese Schnittstelle ermöglicht es den Behandlungszentren,
Daten aus der KompNet HIV/AIDSKohorte an das RKI zu übertragen,
ohne der bisher notwendigen,
zeitaufwendigen Doppeleingabe.
Vor dem Hintergrund der steigenden Neuinfektionszahlen nimmt
die Prävention einen großen Stellenwert ein, sodass gemeinsam
mit der Deutschen AIDS-Hilfe nach
Konzepten gesucht wird, die Kohorte als Basis für Sekundärprävention hinzuzuziehen.
Dr. med. Nicole Skoetz
Koordinierungszentrum für Klinische
Studien der Universität Köln (KKSK)
Meike Brenner
UNSERE ANSPRECHPARTNER IM KKSK KÖLN
Zentrale Partner
Die Weiterentwicklung der HIVPatientenkohorte sowie der Entwurf und die Durchführung multizentrischer klinischer Studien stellen
hohe klinische, methodische, ethische sowie organisatorische Anforderungen. Das Koordinierungszentrum für Klinische Studien der
Universität zu Köln (KKSK) ist für
das Kompetenznetz HIV/AIDS in
diesen Fragen der zentrale Partner. Mit den Aufgaben sind betreut sind:
Projektmanagement:
Dr. Nicole Skoetz ist die zentraler
Ansprechpartnerin für die komplette Durchführung
der klinischen Studie
am KKSK. Sie übernimmt die Koordination von multizentrischen Studien, die
Dr. Nicole Skoetz
HIV-News 1/06
Qualitätssicherung innerhalb der
Kohorte wird durch die SOP-Arbeitsgruppe gewährleistet, die aus
Experten verschiedenster Projekte
des KompNet HIV/AIDS besteht
und Qualitätsstandards etabliert.
So wird, einzigartig für Register in
den deutschen Kompetenznetzen,
ein Onsite-Monitoring gemäß Monitoringplan durchgeführt. Ein
weiteres Qualitätskriterium ist die
Nutzung der kommerziellen Studiendokumentationssoftware
MACRO (InferMed Ltd., London)
in der validierten IT-Umgebung
des KKSK, welche internationale
gesetzliche Auflagen erfüllt und
dem hohen Qualitätsstandard klinischer Studien (EU-Direktiven,
GCP-Verordnung, Leitlinie zur GEP)
genügt. Die Zusammenarbeit der
beteiligten Wissenschaftler und
Institutionen ist einzigartig und
setzt neue Standards in der HIVForschung Deutschlands.
Kooperation mit Studieneinrichtungen und theoretischen Instituten, die Schulung von Studienper-sonal und die Erstellung von
Finanzierungskonzepten.
Monitoring:
Dr. Dietmar Theisen und Claudia
Michalik sind verantwortlich für
die Unterstützung der Prüfärzte
bei der Vorbereitung und Durchführung der klinischen Studie am
Prüfzentrum. Sie tragen wesentlich zur Umsetzung der ICH-GCP
Richtlinien und zur zeitgerechten
Durchführung der klinischen Studien am Prüfzentrum bei.
Informatik:
Sven Wiegelmann ist der Ansprechpartner für die Server, Betriebssysteme, Datenbanktechnologie und
das Studiensoftwaresystem MACRO.
Damit obliegt ihm die Rechnerkommunikation zwischen dem
KKSK und den teilnehmenden
Zentren.
Datenmanagement:
Ulrike Bergmann unterstützt das
Netz von der Erstellung der Case
Report Forms (CRF) bis zur Vorbereitung der Daten für die biometrische Auswertung (Erstellung
und Pflege von Datenbanken,
Dateneingabe, zentrale Randomisierung, Daten-Queries).
Eine der wesentlichen Aufgaben
des KKSK ist ausserdem die Aus-,
Fort- und Weiterbildung von Ärzten und Assistenzpersonal im Bereich der Datenerhebung für die
Patientenkohorte. Hiezu wurden
für das Kompetenznetz HIV/AIDS
eine Vielzahl von Veranstaltungen,
Kursen und Seminaren angeboten,
die regen Zuspruch finden.
PARTNERSCHAFT MIT JAPAN
Ein Netz zum Fernen Osten gespannt
Japanische Forscher haben sich traditionell stark an den USA orientiert. Mit dem „1. Japanisch-Deutschen HIV/
AIDS-Symposium“ Ende 2005 hat sich das geändert. „Das Symposium in Nagoya war der Start zu einer längerfristigen Partnerschaft mit regelmäßigen Tagungen, gemeinsamen Forschungsprojekten, vergleichenden Studien
und dem Austausch junger Wissenschaftler“, so Prof. Takashi Okamoto (Nagoya City University, Graduate School
of Medical Sciences). Der japanische Wissenschaftler hat bereits im Februar die Ruhr-Universität besucht, um das
2. Symposium vorzubereiten, das am 25./26. November in Bochum stattfinden wird.
Es gibt viele Parallelen zwischen
den Industrienationen Japan und
Deutschland. „Unsere Bevölkerung
weiß aber erschreckend wenig
über HIV und Aids. Das Problem
wird unterschätzt. Wir können viel
von Deutschland und den Erfahrungen, die dort schon gemacht
wurden, lernen“, so Prof. Seiichi
Ichikawa, der an der Nagoya City
University zuständig ist für Prävention und Infektion. Eine sechsköpfige Delegation des Kompetenznetzes HIV/AIDS reiste deshalb
im Rahmen des „Deutschlandjahres in Japan“ nach Nagoya, um
über Grundlagenforschung, klinische Forschung und Sozialwissenschaften zu berichten. „Ein erster
Erfahrungsaustausch über den
aktuellen Stand der Wissenschaft“,
sagt Netzwerksprecher Prof. Dr.
Norbert Brockmeyer aus Bochum.
Das Ziel sei die zukünftige enge
Kooperation der Forscher in beiden Ländern, etwa im Bereich der
Impfstoffentwicklung.
Darauf setzt auch sein Koorganisator Professor Takashi Okamoto,
der im Labor von HIV-Mitentdecker
Gallo arbeitete und jetzt an der
Nagoya City University nach neuen
Hemmstoffen für die Therapie
forscht. „Kein Land kann das Problem allein lösen, wir müssen und
wollen kooperieren. Was uns in
Japan vor allem fehlt, ist ein Überbau wie das exzellente Kompetenznetzwerk.“ Besonders interessant sei die Datensammlung
der Kohorte aus 12.000 Patienten.
Okamoto und Kollegen wollen in
Japan eine ähnliche Struktur schaffen und die Zusammenarbeit mit
Deutschland ausbauen.
Im November wird ein erneutes
Treffen in Nordrhein-Westfalen
HIV-News 1/06
stattfinden. Das Bundesland mit
der größten japanischen Gemeinde förderte, neben dem Bundesforschungsministerium, auch das
erste HIV-Symposium mit Mitteln
des Ministeriums für Innovation,
Wissenschaft und Technologie.
Staatssekretär Michael Stückradt
hielt die Eröffnungsrede. Ähnlich
wie in Deutschland ist die HIVInfektionsrate in Japan bei
auch Epidemiologen wie Ichikawa
auf den Plan rufen. Sie fordern
mehr Geld vom Staat für neue
Präventionsmaßnahmen.
Außerdem gehen Experten wie
Shinichi Oka, der am International
Medical Center in Tokio 2000 AIDSPatienten betreut, von einer hohen
Dunkelziffer aus. „Viele wissen
nichts von ihrer Infektion, lassen
In der Universität von Nagoya wird nach neuen Hemmstoffen geforscht
Männern mit männlichen Sexualpartnern besonders hoch. Etwa
10.070 Japaner, vor allem Großstädter, tragen das HI-Virus in ihrem
Körper. Am Anfang der Epidemie
sorgte ein Skandal mit verunreinigten Blutspenden für Aufmerksamkeit. Rund 2.000 Menschen
wurden infiziert. Das brachte einerseits hohe medizinische Standards,
aber auch Mißverständnisse: Aids
wurde zur Krankheit von Fremden, Schwulen und HämophilieKranken – der Zusammenhang zur
sexuellen Übertragung wurde vernachlässigt. Das rächt sich jetzt, da
Japans Jugend sexuell aktiver wird.
Im Jahr 2004 waren es 780 bis etwa
1100 Neuinfektionen – 60 Prozent
davon homosexuelle Männer, aber
25 Prozent der Fälle folgten nach
heterosexuellen Kontakten, ein
Drittel der neuen Betroffenen ist
jünger als 30 Jahre. Soweit die
offiziell belegten Zahlen, die
sowohl Grundlagenforscher als
sich nicht testen. Sexualität und
damit die HIV-Ansteckungsgefahr
ist in den Familien kein Thema.
Die Medien berichten wenig über
AIDS, und es gibt kaum Aufklärungsplakate, weil man sonst Kinder involvieren könnte“, sagte
Okamoto. Die Angst, man würde
nicht behandelt, sei hingegen
unbegründet, die Gemeinden und
das staatliche Gesundheitssystem
kommen für die Therapie auf.
Zwei- bis fünfmal so hoch könnte
die tatsächliche Infektionszahl liegen, schätzt Okamoto, der nach
Markern für eine individuell angepaßte Therapie sucht: Ein Beispiel
ist das Cytochrom P450 2B6, das
die Wirkstoffdosis beeinflusst. Mit
dieser Schätzung würde Japan mit
seinen 127 Millionen Einwohnern
auch in diesem Bereich der Bundesrepublik ähneln.
Sonja Kastilan, DIE WELT
Neue Projekte
CHRONISCHE VIRUSERKRANKUNGEN
Charakterisierung der Immunantwort
Sowohl bei der HIV-Infektion als
auch bei der Hepatitis-C-Infektion
ist das Immunsystem mit Erregern
konfrontiert, die sich durch eine
außerordentliche genetische Variabilität auszeichnen und damit einer
Erkennung durch das antigenspezifische Immunsystem entgehen.
In einem Projekt der Abteilung
Klinische Immunologie der Medizinischen Hochschule Hannover
erfolgt die molekular-genetische
sowie funktionell-immunologische
Untersuchung antigenspezifischer
Immunantworten bei Patienten,
welche an diesen chronischen Viruserkrankungen leiden.
Vorarbeiten hatten gezeigt, dass
die strukturelle Diversität der Hepatitis-C-spezifischen T-Zellantwort
von außerordentlicher Relevanz
für die Entstehung von viralen
Escape-Mutationen und damit für
den Verlauf der Erkrankung ist. Im
Rahmen dieser Arbeiten erfolgte
auch eine umfangreiche molekulare Charakterisierung des T-Zellrezeptorrepertoires in verschiedenen
Spezies. Aktuell werden Zusammenhänge zwischen der T-Zellrezeptordiversität von HIV-spezifischen
CD8+ -T-Zellen und der Pathogenese der HIV-1-Infektion erarbeitet.
Ein weiterer Schwerpunkt dieses
Projektes ist der Zusammenhang
zwischen der natürlichen und der
adaptiven Immunantwort. Dabei
war es dem Team gelungen, die
Rolle der MHC-Klasse I Expression
und Erkennung durch NK-Zellen
sowie die NK-Zellfunktion in verschiedenen Modellsystemen bestimmen. „Wir erhoffen uns durch
unsere Untersuchungen ein besseres Verständnis der Pathogenese
viraler Infektionen, welches für
die Entwicklung von immunmodulatorischen Therapieoptionen –
zum Beispiel therapeutische Impfstoffe – genutzt werden kann“, so
Dirk Meyer-Olsen.
Projekt: Evaluation of viral sequence
variation within HLA-B*0801 restricted
HIV-apecific CTL epitopes
Prüfarzt: Dr. med. Dirk Meyer-Olson
([email protected])
HIV UND AKUTE HCV-KOINFEKTION
Wie Genveränderungen den Verlauf beeinflussen
Patienten mit akuter Hepatitis C
weisen sehr unterchiedliche Verläufe auf: Bei etwa einem Drittel
der Patienten heilt die Infektion
spontan aus, bei anderen wiederum
spricht die Kombinationstherapie
aus pegyliertem Interferon und
Ribavirin nicht an – ohne dass man
die Gründe dafür kennt. Die Erforschung der zellulären Immunantwort von HIV-infizierten Patienten mit Hepatitis-C-Koinfektion
(HCV) ist ein Schwerpunkt der immunologischen Ambulanz der Universitätsklinik Bonn. Von Interesse
ist der Einfluss von Chemokinen,
deren Rezeptoren und möglicher
Gen-Polymorphismen auf das Infektionsgeschehen. So ist beispielsweise unklar, ob Gen-Polymorphismen der Zytokine IL-6, IL-10, TNFalpha, TGF-beta und IFN-gamma
HIV-News 1/06
den Verlauf der akuten HCV-Infektion, aber auch die Ansprechrate
auf eine frühzeitige Therapie mit
der Kombination aus pegyliertem
Interferon und Ribavirin beeinflussen. Für das vom Kompetenznetz
HIV/ AIDS unterstützte Teilprojekt
werden die Genotype der genannten
Zytokine von gesunden Kontrollpersonen, HIV-Monoinfizierten
sowie HIV-Infizierten mit chronischer HCV-Koinfektion mit den
korrespondierenden Allelen von
59 HIV-Infizierten mit akuter HCVKoinfektion verglichen.
Projekt: Chemokine recepotor and cytokine polymorphisms and theit impact on
the course and treatment of acute hepatitis C infection in HIV-coinfected
patients. Prüfärzte: Martin Vogel, Jacob
Nattermann, Ulrich Spengler, Jürgen
Rockstroh ([email protected]).
PLASMAZYTOIDE
DENDRITISCHE ZELLEN
Ultrafeine Marker für die
natürliche Immunabwehr?
Die Zahl der CD4-Zellen sowie die
Viruslast im Blut gelten heute als
Determinanten der HIV-Infektion
und Wegweiser für therapeutische
Entscheidungen. Nach Untersuchungen des Teams um Dr. Barbara
Schmidt vom Nationalen Referenzzentrum für Retroviren an der Universität Erlangen-Nürnberg gehen
Veränderungen der Zahl plasmazytoider dendritischer Zellen (PDC)
im Blut diesen bekannten Markern
jedoch voraus.
Die plasmazytoide dendritische
Zelle ist im Blut auf die Erkennung
von Viren spezialisiert und reagiert auf eine Infektion mit der
Bildung der antiviralen Typ I Interferone IFN-_ und IFN-_. Nach
Aktivierung differenzieren sich die
PDC zu dendritischen Zellen und
stimulieren naive CD4-Zellen. Sie
sind somit ein Bindeglied zwischen
der angeborenen und der reaktiven Immunabwehr. Es ist daher logisch, dass mit fortschreitender HIVInfektion die PDC-Zahl im Blut abnimmt – und zwar noch bevor es
zum Verlust von CD4-Zellen kommt
und die Viruslast ansteigt.
Die PDC reagieren auch auf die
antiretrovirale Therapie: Die Erholung des Immunsystems lässt
sich frühzeitig an ihrer steigenden Zahl im Blut ablesen.
Ob sich die PDC-Zellzahl in Zukunft
zum „Feintuning“ für therapeutische Entscheidungen heranziehen
lässt, soll durch vergleichende
Untersuchungen aller Parameter
von therapienaiven HIV-Infizierten
evaluiert werden. Ebenso soll
überprüft werden, wie sich die
PDC-Zellzahl verändert bei Patienten, die mit resistenten HI-Viren
und solchen, die mit Wildtypen
infiziert sind.
Projekt: Plasmacytoid dendritic cell (PDC)
acivation as marker for HIV-1 pathogenicity and immune function
Prüfärztin: Dr. med. Barbara Schmidt
([email protected])
KUNSTTHERAPIE UND HIV
Sind Patientenbilder Spiegel
des Krankheitsprozesses?
Der Wandel der HIV-Infektion von
einem akuten Zerfallsprozeß zu
einer chronischen Erkrankung
zeigt sich auch im künstlerischen
Ausdruck der Patienten. Tod und
Trauer sind nicht mehr die prägnanten thematischen Inhalte.
Heute finden sich Landschaften,
Stilleben und abstrakte Kompositionen in den Bildern wieder.
Die Werke sind so individuell wie
deren Schöpfer und ihre Lebenssituationen.
Die gewählte Methode der Datenerfassung und Auswertung stammt
aus dem Bereich der qualitativen
Sozialforschung. Vorangegangene
Forschungsarbeiten weisen die
Differenzierbarkeit von Patientengruppen durch gestaltete Bilder
nach. Rein formal-ästhetische Kriterien bilden hier zunehmend die
Basis der Untersuchungen: Nach
statistischen Kriterien sind sie als
verlässliche Grundlage zur Ein-
mer maximal 60 Minuten für die
künstlerische Ausgestaltung eines
Bildes zur Verfügung. Insgesamt
entstehen so sechs Exponate von
jedem Teilnehmer.
Regine Merz
Interessenten für die Teilnahme an der
Studie (Verum- und Kontrollgruppe)
werden gebeten sich zu melden:
Telefonisch unter 0174 / 56 14 897
oder per Email [email protected]
Aus diesem Faktum leitet sich die
Forschungsfrage ab: Dokumentieren die in der Kunsttherapie
entstandenen Werke über die persönliche Entwicklung hinaus auch
die Veränderungen im Krankheitsprozeß?
Die Aufgabe besteht darin, zu
erforschen, in wie weit sich Bilder
Der bessere Mensch: Das Bild beschäftigt
sich mit dem Thema der Diskriminierung.
HIV-positive Menschen müssen damit
rechnen ausgegrenzt zu werden
Landschaft: Beim Malen mit Acrylfarben kann erlebt werden, dass der Gestaltungsprozess immer wieder veränderbar ist und übermalt werden kann. Der Malende erlebt sich
durch die künstlerische Arbeit als kompetent und kraftvoll, er hat jeder Zeit Einfluss auf
das Bildgeschehen
von Menschen mit HIV und AIDS
von denen einer gesunden Vergleichsgruppe unterscheiden lassen und ob formale bildnerische
Unterscheidungsmerkmale gefunden werden können. Ein weiteres
Anliegen der Untersuchung ist es,
auf der Basis der gefundenen formal- ästhetischen Kriterien, Bilder
durch Personen verschiedener
Berufsgruppen unabhängig voneinander einzuschätzen und eine
eindeutige klinische Aussage
ermitteln zu lassen.
schätzung von Bildern anzusehen.
Die Patienten (n = 50) unterschiedlicher Krankheitsstadien und eine
Kontrollgruppe, die in Anzahl, Alter, Geschlecht, sexueller Ausrichtung und Herkunft vergleichbar
ist, werden aufgefordert eine bestimmte Anzahl von Bildern zu
gestalten. Es sollen sowohl freie
spontane Themen und auch inhaltlich vorgegeben Themen (Stilleben, Landschaft, Selbstbildnis)
bearbeitet werden. In der Therapiestunde stehen jedem Teilneh-
HIV-News 1/06
Stilleben: Die Kunsttherapie bietet auch
den Raum sich mit klassischen Themen
der Malerei auseinander zu setzen
WIESBADEN: INTERNISTENKONGRESS
Kompetenznetz-Symposium „Differenzierte
Therapie für eine unheilbare Krankheit“
Nicht jeder Mensch reagiert in
gleicher Weise auf eine HIV-Infektion. Genetische Faktoren beeinflussen den Infektionsverlauf mit
und entscheiden unter anderem
darüber, wie schnell ein Patient
das Vollbild AIDS entwickelt. Über
den Einfluss der Genetik auf den
Verlauf der HIV-Infektion sowie
andere aktuelle Erkenntnisse zur
Therapie der ImmunschwächeErkrankung haben Wissenschaftler
des "Kompetenznetz HIV/AIDS"
bei einem Symposium anlässlich
der Jahrestagung der Deutschen
Gesellschaft für Innere Medizin
(DGIM) am 26. April in Wiesbaden
berichtet.
Aus den Daten des überregionalen
Forscherverbundes ist auch bekannt,
dass ein Drittel aller HIV-Patienten
gleichzeitig mit Hepatitis C-Viren
infiziert ist. Neue Untersuchungen
haben gezeigt, dass die Behandlung der Leberentzündung an das
jeweilige Stadium der HIV-Infektion angepasst werden sollte, da
die Immunschwäche den Krankheitsverlauf oft maßgeblich beeinflusst. Weitere Themen des Symposiums waren Lipodystrophie,
Analkrebs bei HIV-infizierten Männern, neue Therapieansätze sowie
die Frage, warum die HIV-Infektion
nicht heilbar ist.
Während des gesamten Kongresses präsentierten sich die „Kompetenznetze in der Medizin“ mit
einem gemeinsamen neuen
Informationsstand
BERLIN: LANGE NACHT DER WISSENSCHAFTEN
„Sprechstunde ohne Praxisgebühr“
entwickelt sich zum Publikumsmagneten
Unter dem Motto „Wie viel krank
ist noch gesund?“ präsentierten
sich die Kompetenznetze in der
Medizin erneut auf der Langen
Nacht der Wissenschaften (LNDW)
am 13. Mai 2006 in Berlin. Zwischen 17.00 und 1.00 Uhr erwartete die Besucher – darunter eine
große Zahl Jugendlicher – eine
geballte Ladung Wissen rund um
die Medizin. Erstmals wurde den
interessierten Nachtschwärmern
im Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Charité Campus Mitte,
eine „öffentliche Sprechstunde“
angeboten. Für das „Kompnet HIV“
HIV-Newsletter
Ausgabe 1/06, Juni 2006
Kontakt:
Sprecher
Prof. Dr. Norbert Brockmeyer
Klinik für Dermatologie und Allergologie
an der Ruhr-Universität Bochum
Gudrunstraße 56,
44791 Bochum,
Tel.: +49 (0) 234 509 - 34 71, -34 74
Fax: +49 (0) 234 509 - 34 72, -34 75
[email protected]
HIV-News 1/06
standen PD Dr. Keikawus Arasteh
(Berlin), Dr. Vera Zylka-Menhorn
(Köln) sowie Steffen Taubert und
Uli Spornhoever (Deutsche AidsHilfe, Berlin) Rede und Antwort.
Zusätzlich konnte sich das Publikum auf der großen Ausstellung
der Kompetenznetze informieren.
Anschauliche Exponate, Selbsttests,
Wissensquiz und unterhaltsame
Spiele luden die rund 1.700 Besucher zum Mitmachen ein. Um den
wissenschaftlichen Hintergrund
klinischer Studien „spielend“ zu
erfahren, konnten Interessierte
auf einem Brettspiel in Lebens-
Impressum:
Pressestelle
Kompetenznetz HIV/AIDS
Dr. med. Vera Zylka-Menhorn
c/o Publicis Vital PR GmbH
Hansaring 97
50670 Köln
Tel.: +49 (0) 221-91 27 19 15
Fax: +49 (0) 221-91 27 19 7
[email protected]
größe die einzelnen Phasen einer
Studie durchlaufen und erleben,
welche Schritte die Sicherheit des
Patienten und die Zuverlässigkeit
des Ergebnisses gewährleisten.
Insgesamt hatten 60 Lehrinstitute
und Forschungseinrichtungen in
Berlin und Potsdam die Türen zu
150 Gebäuden für die klügste Nacht
des Jahres geöffnet. 36 ShuttleBusse fuhren Sonderrouten zwischen den Forschungseinrichtungen ab. Mit dabei waren neben
Universitäten und Fachhochschulen auch viele außeruniversitäre
Einrichtungen wie das Max-PlanckInstitut in Dahlem oder das ZeissGroßplanetarium in Prenzlauer
Berg. 8.000 Wissenschaftler und
Studierende präsentierten 1663
Programmpunkte.
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