326 Übersichtsartikel Nematodeninfektionen des Respirationstrakts bei Hunden in Deutschland D. Barutzki Tierärztliches Labor Freiburg Schlüsselwörter Key words Epidemiologie, Lungenwurminfektion, Angiostrongylus vasorum, Französischer Herzwurm, Crenosoma vulpis, Eucoleus aerophilus Epidemiology, lungworm infection, Angiostrongylus vasorum, French heartworm, Crenosoma vulpis, Eucoleus aerophilus Zusammenfassung Summary Neue Arbeiten zum Lungenwurmbefall bei Hunden signalisieren, dass sich das Infektionsrisiko für Hunde in Deutschland in den letzten Jahren möglicherweise erhöht hat. Auswertungen von Kotuntersuchungen zeigen außerdem, dass Angiostrongylus vasorum, Crenosoma vulpis und Eucoleus aerophilus bei Hunden in Deutschland endemisiert sind. Von insgesamt 223 mit A. vasorum infizierten Hunden waren 102 in Baden-Württemberg beheimatet, 65 in Nordrhein-Westfalen, 27 im Saarland, 15 in Bayern, 7 in Rheinland-Pfalz, 5 in Hessen und 2 in Brandenburg. Von 170 C.-vulpis-positiven Hunden lebten 54 in Nordrhein-Westfalen, 40 in Baden-Württemberg, 30 in Bayern, jeweils 17 in Rheinland-Pfalz und im Saarland, 9 in Hessen und jeweils 1 Hund in Niedersachen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Ein Befall mit E. aerophilus wurde bei 83 Hunden festgestellt, von denen 23 aus Baden-Württemberg, 20 aus Nordrhein-Westfalen, 17 aus Bayern, 11 aus Rheinland-Pfalz, 7 aus Hessen, 4 aus dem Saarland und 1 Hund aus Mecklenburg-Vorpommern stammten. Die Ergebnisse zeigen, dass Infektionen mit Lungenwürmern bei Hunden in vielen Gebieten in Deutschland etabliert sind. Mit der vorliegenden Arbeit sollen die wesentlichen Fakten der Erkrankung zusammengestellt und ein Überblick über Vorkommen und Verbreitung, zur Klinik, Diagnose und Therapie der Lungenwurminfektionen beim Hund gegeben werden. Recent studies have shown that the risk of lungworm infection may have increased in dogs in Germany in recent years. Analysis of the fecal examination of dogs has shown that Angiostrongylus vasorum, Crenosoma vulpis and Eucoleus aerophilus are endemic in Germany. Infections with A. vasorum were diagnosed in 223 of the examined dogs. A total of 102 A. vasorum-positive dogs were located in BadenWuerttemberg, 65 in North Rhine-Westphalia, 27 in Saarland, 15 in Bavaria, 7 in Rhineland-Palatinate, 5 in Hessen and 2 in Brandenburg. A total of 170 dogs were infected with C. vulpis, 54 of which came from North Rhine-Westphalia, 40 from Baden-Wuerttemberg, 30 from Bavaria, 17 from Rhineland-Palatinate, 17 from Saarland, 9 from Hessen and 1 each from Lower Saxony, Berlin and Mecklenburg-Western Pomerania. Infections with E. aerophilus were detected in 83 dogs, of which 23 lived in Baden-Wuerttemberg, 20 in North RhineWestphalia, 17 in Bavaria, 11 in Rhineland-Palatinate, 7 in Hessen, 4 in Saarland and 1 in Mecklenburg-Western Pomerania. Lungworm infections in dogs appear to be well established in Germany. The aim of the study presented was to assess the main facts, occurrence, geographical distribution, clinical signs, diagnosis and therapy of lungworm infections in dogs. Korrespondenzadresse PD Dr. Dieter Barutzki Tierärztliches Labor Freiburg BioTechPark Freiburg Engesserstraße 4b 79108 Freiburg E-Mail: [email protected] Nematode infections of the respiratory tract in dogs in Germany Tierärztl Prax 2013; 41 (K): 326–336 Eingegangen 6. März 2013 Akzeptiert nach Revision: 19. Juli 2013 Einleitung Einige Helminthenarten passieren im Verlauf ihrer endogenen Entwicklung die Lunge und können beim Übergang von den blutzu den luftführenden Wegen umfangreiche granulomatöse Entzündungsprozesse und verminöse Pneumonien auslösen. Kleintierärzte werden vor allem bei jungen Hunden häufig mit parasitenbedingten Lungenschäden durch Wanderlarven von Spul- und Hakenwürmern konfrontiert. Infektionen mit Trematoden der Lunge sind bei Hunden in Deutschland dagegen von untergeordneter Bedeutung und Metazestodenstadien von Echinococcus multilocularis werden in der Lunge von Kaniden nur vereinzelt beobachtet. Im Vergleich zu parasitären Infektionen des Gastrointestinaltrakts treten Infektionen mit Nematoden der Atemwege beim Hund wesentlich seltener auf (6, 8) und zeigen nach Auswertungen koproskopischer Untersuchungen eine regional unterschiedliche Verbreitung (7, 74, 83). Aktuelle Publikationen zum Lungenwurmbefall bei Hunden signalisieren jedoch, dass sich inzwischen © Schattauer 2013 Tierärztliche Praxis Kleintiere 5/2013 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 327 D. Barutzki: Nematodeninfektionen des Respirationstrakts bei Hunden in Deutschland das Infektionsrisiko für Hunde in Europa (36, 39, 50, 88) und möglicherweise auch in Deutschland (7, 83) erhöht hat. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher, eine Zusammenstellung der wesentlichen Fakten und einen Überblick zur gegenwärtigen Verbreitung, Klinik, Diagnose und Therapie der Lungenwurminfektionen beim Hund zu geben. Lungenwürmer des Hundes: Artenspektrum, Vorkommen und Verbreitung Adulte metastrongylide Nematoden haben ihren Siedlungsort in den Bronchien und der Trachea (Crenosoma vulpis), nahe der Bifurkation der Trachea [Oslerus (Syn. Filaroides) osleri], im Lungenparenchym (Filaroides hirthi, F. milksi) und in der Arteria pulmonalis einschließlich des rechten Herzens (Angiostrongylus vasorum). Trichuroide Lungennematoden sitzen im Epithel der Bronchien, Bronchioli und Trachea (Eucoleus aerophilus, Syn. Capillaria aerophila) oder in der Nase und den Sini nasales (Eucoleus boehmi) des definitiven Wirts (15). In Deutschland wurden Infektionen mit Lungenwürmern bei Hunden bis vor wenigen Jahren nur sporadisch diagnostiziert. Einzelne Fallberichte zu Lungenwurminfektionen bei zwei Hunden mit Verdacht auf Befall mit Filaroides milksi oder F. hirthi, aber ohne Angaben zur Herkunft der obduzierten Tiere und ohne Bestimmung der Nematodenspezies (31), mit Nachweis von Oslerus osleri bei zwei importierten Hunden aus Großbritannien (41), bei zwei Yorkshire-Terriern aus Bayern (61) und bei einem Kleinpudel (75), der vermutlich ebenfalls aus Bayern stammt (34), weisen darauf hin, dass diese seltenen Nematodeninfektionen in der Kleintierpraxis gelegentlich auftreten können. Eine endemische Verbreitung dieser Parasiten in Deutschland ist daraus nicht abzuleiten. Dennoch besteht die Gefahr, dass sich aufgrund der direkten Übertragung Infektionen mit Nematoden der Familie Filaroididae insbesondere in Versuchshundezuchten (3) und Haltungen mit mangelnder Hygiene, hoher Tierdichte und Zukauf von Hunden aus Endemiegebieten des Auslands (41) auch in Deutschland schnell ausbreiten können. Angiostrongylus vasorum A. vasorum wurde als authochthon vorkommender Parasit in vielen Ländern Europas und in Südamerika, hauptsächlich Brasilien, und in Neufundland (Kanada) nachgewiesen. Einzelne Berichte aus Uganda und im asiatischen Teil der ehemaligen UdSSR (24) sowie importierte Fälle nach Australien (84) und in die USA (94) zeigen an, dass sich dieser Lungennematode weltweit ausbreiten kann. Bekannte Endemiegebiete befinden sich vor allem in Frankreich, Dänemark und im Vereinigten Königreich in Cornwall, South Wales und im Südwesten von England. Innerhalb dieser Länder zeigen Verbreitungskarten von A. vasorum erhebliche regionale Unterschiede mit umschriebenen, lokal begrenzten endemischen Herden (50). Neue Untersuchungen lassen aber den Schluss zu, dass A. vasorum zunehmend auch außerhalb der bekannten Endemiegebiete nachgewiesen wird (64), z. B. in Nordengland (97) und Schottland (35). Ähnliche Entwicklungen treffen möglicherweise auch für Deutschland zu. Bei einem im Jahr 1967 publizierten Sektionsbefund aus Gießen (55), einem Fallbericht über einen aus Portugal importierten Hund (59) und bei Sektionsbefunden von zwei Hunden aus München (25) ließ sich die Herkunft der Infektionen nicht eindeutig klären, ein Auslandsaufenthalt der Tiere nicht ausschließen oder als Infektionsort ein ausländisches Endemiegebiet anamnestisch bestimmen. Demgegenüber kamen die Autoren bei einem in der Schweiz behandelten Hund aus Süddeutschland zu dem Schluss, dass es sich um einen autochthonen Fall von Angiostrongylose handelte (79). Die Auswertungen der Befunde von Kotuntersuchungen, die bei Hunden im Rahmen der Routinediagnostik aufgrund von gastrointestinalen Störungen, prophylaktisch vor Impfungen oder ohne Angabe von Gründen in den Jahren 1999–2002 (6) und 2003–2010 (8) durchgeführt worden waren, zeigen, dass A. vasorum bei Hunden in Deutschland weiter verbreitet ist, als es bislang bekannt war (8). Die Steigerung der prozentualen Anteile von A.-vasorum-positiven Hunden in den genannten Untersuchungszeiträumen von 0,1% auf 0,5% deutet auf eine Zunahme der Infektionsfälle hin. Ergebnisse von Untersuchungen bei präselektierten Lungenwurm-verdächtigen Hunden in Deutschland mit respiratorischen und zirkulatorischen Symptomen, Blutgerinnungsstörungen und/oder neurologischen Symptomen, bei denen A. vasorum mit einem Anteil von 1,5% (83) bzw. 7,4% (7) nachgewiesen worden war, belegen, dass A. vasorum in mehreren Bundesländern und regional überwiegend in Clustern gehäuft vorkommt (7). Eine bislang nicht publizierte Auswertung der Befunde von parasitologischen Untersuchungen des Tierärztlichen Labors Freiburg aus den Jahren 2000–2012 bei insgesamt 41 794 Hunden, die im Rahmen der Routinediagnostik aufgrund von gastrointestinalen Störungen, Atemwegs- oder kardiovaskulären Erkrankungen, prophylaktisch vor Impfungen oder ohne Angabe von Gründen koproskopisch untersucht worden waren, ergab insgesamt 223 mit A. vasorum infizierte Hunde. Die Wohnorte wurden anhand von Postleitzahlen der Tierhalter georeferenziert. Dabei zeigte sich, dass A. vasorum hauptsächlich im Süden und Westen von Deutschland vorkommt. Von den 223 A.-vasorum-positiven Hunden lebten 102 in Baden-Württemberg, 65 in Nordrhein-Westfalen, 27 im Saarland, 15 in Bayern, 7 in Rheinland-Pfalz, 5 in Hessen und 2 in Brandenburg.1 Inzwischen wurden die koproskopisch ermittelten Endemiegebiete in Westdeutschland durch seroepidemiologische Untersuchungen bestätigt (70). Innerhalb der Bundesländer waren die Fundorte nicht gleichmäßig verteilt, sondern überwiegend in Form von Clustern herdförmig angeordnet. Diese Beobachtung entspricht der Datenlage in England, wo Infektionen 1 Eine graphische Darstellung dazu findet sich online in einer zusätzlichen Abbildung (Abb. 3), die unter www.tieraerztliche-praxis.de (siehe Inhaltsverzeichnis der Ausgabe 5/2013) kostenlos heruntergeladen werden kann. Tierärztliche Praxis Kleintiere 5/2013 © Schattauer 2013 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 328 D. Barutzki: Nematodeninfektionen des Respirationstrakts bei Hunden in Deutschland mit A. vasorum eher regional begrenzt nachgewiesen wurden. Aus der Analyse lässt sich im Vergleich zu früheren Auswertungen (7) aber auch ableiten, dass A. vasorum nicht nur in eng definierten Foci, sondern vermehrt auch außerhalb solcher Zentren anzutreffen ist. Tendenziell scheint sich dieser Lungenwurm, ähnlich wie für England beschrieben, inzwischen auch in Deutschland weiter ausgebreitet zu haben. Die bekannten Endemiegebiete sind mittlerweile größer, als bisher angenommen, und neue Gebiete mit einzelnen Fällen kamen hinzu. Crenosoma vulpis C. vulpis wurde in vielen Ländern Europas vor allem bei Rotfüchsen in Norwegen (23), Dänemark (64), Spanien (1), Großbritannien (51), Niederlande (12), Italien (45), Ungarn (78) und Österreich (43) nachgewiesen. Auch bei Polarfüchen in Alaska auf St. Lawrence Island (60), Marderhunden (18) und Wölfen (2) in Litauen, Marderhunden in Deutschland (85) und Kojoten auf Neufundland (17) kommt C. vulpis vor. Infektionen bei Hunden wurden in Irland (63), Dänemark (83), Deutschland (7, 28, 83) und der Schweiz (90) festgestellt. An der Atlantikseite von Kanada (New Brunswick, Neufundland, Nova Scotia, Prince Edward Island) wurden wiederholt Infektionen mit C. vulpis bei Hunden (20) und auf Prince Edward Island bei Rotfüchsen (53) diagnostiziert. Zur Verbreitung von C. vulpis bei Hunden in Deutschland gibt es nur einzelne Fallberichte (40) und wenige Auswertungen von koproskopischen, im Rahmen der Routinediagnostik durchgeführten Untersuchungen (6, 8, 28), wobei die prozentualen Anteile von C.-vulpis-positiven Hunden zwischen 0,3% und 0,6% lagen. In Patientengruppen mit Lungensymptomatik ergaben sich deutlich höhere Befallsraten von 2,4–6,0% (7, 83). Die Endemiegebiete waren räumlich eher großflächig und Infektionen traten nicht fokal begrenzt, sondern eher gleichmäßig verteilt auf. Von den 41 794 im Rahmen der Routinediagnostik des Tierärztlichen Labors Freiburg untersuchten Hunden waren 170 C.-vulpis-positiv, davon 54 in Nordrhein-Westfalen, 40 in Baden-Württemberg, 30 in Bayern, jeweils 17 in Rheinland-Pfalz und im Saarland, 9 in Hessen sowie jeweils 1 Hund in Niedersachen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.2 Eucoleus aerophilus In Europa wurden Infektionen mit E. aerophilus überwiegend bei der Sektion von Rotfüchsen z. B. in Litauen (18), Norwegen (23), Irland (96), im Vereinigten Königreich (62), in Deutschland (71), den Niederlanden (12), Dänemark (95), Österreich (43), Ungarn (78), Serbien (42), Spanien (1, 32) und Italien (45, 58) festgestellt. E. aerophilus parasitiert aber nicht nur in Füchsen, sondern kann 2 Eine graphische Darstellung dazu findet sich in einer zusätzlichen OnlineAbbildung (Abb. 4). auch, wie in mehreren anderen Ländern gezeigt, ein breites Spektrum an Wildtierarten befallen, z. B. Marderhunde in Litauen (18), Igel in Polen (47) und in der Türkei (19), Wölfe in Polen (81) und Litauen (2), Luchse in Polen (82) und Musteliden in Frankreich (86) und Japan (66). Bei streunenden Katzen in Italien (77) und bei Katzen, die als Freigänger in Albanien lebten (38), aber auch bei tierärztlich vorgestellten Hunden und Katzen in Italien (89) und bei Hunden aus ländlicher Region in Ligurien (46) wurde ein Befall mit E. aerophilus diagnostiziert. Für Deutschland liegen noch keine Untersuchungen über Vorkommen und Verbreitung von E. aerophilus bei Hunden vor. Die Ergebnisse der 41 794 im Rahmen der Routinediagnostik des Tierärztlichen Labors Freiburg durchgeführten Kotuntersuchungen zeigen eine weite Verbreitung und ein häufiges Vorkommen von E. aerophilus vor allem im Süden und Westen in Deutschland, wobei von 83 positiven Hunden 23 in Baden-Württemberg, 20 in Nordrhein-Westfalen, 17 in Bayern, 11 in Rheinland-Pfalz, 7 in Hessen, 4 im Saarland und 1 Hund in Mecklenburg-Vorpommern beheimatet waren.3 Eine Einschränkung dieser Zahlen resultiert daraus, dass Abbildungen und morphologische Merkmale (15, 88) sowie rasterelektronenmikroskopische Darstellungen der Oberfläche von E.-aerophilus-Eiern (88) erst seit wenigen Jahren vorliegen und eine Unterscheidung zwischen diesen exogenen Stadien und Eiern anderer Haarwurmarten erst seit 2010 in der Routinediagnostik erfolgt. Zwischenwirte und Infektion der Hunde Aufgrund hoher Forschungsaktivität verschiedener Arbeitsgruppen hat sich das Wissen über den Lebenszyklus von A. vasorum, der auch als Französischer Herzwurm bezeichnet wird, in den letzten Jahren erheblich erweitert. Die adulten Weibchen erreichen eine Länge von ca. 18–25 mm, adulte männliche Stadien eine Länge von 14–18 mm. Als Endwirte kommen verschiedene Kaniden (11), wie Rotfuchs (Vulpes vulpes), Wolf (Canis lupus) (76), Kojote (Canis latrans) (13) und Hund (Canis lupis familiaris), aber auch der Europäische Dachs (Meles meles) (87) und der Kleine Panda (Ailurus fulgens) (56) in Betracht. In Südamerika sind der Pampasfuchs (Pseudalopex gymnoceros) (30), der Brasilianische Kampffuchs (Pseudalopex vetulus) und der Krabbenfuchs (Cerdocyon thous) (44) als Wirte bekannt. Hauskatzen (Felis catus) lassen sich experimentell infizieren, haben epidemiologisch aber wahrscheinlich keine Bedeutung, da sich in ihren Lungen nur wenige adulte und gravide Stadien entwickeln und sie nach bisherigen Erkenntnissen keine Erstlarven ausscheiden sollen (26). Ein erster Fallbericht aus Deutschland belegt aber, dass auch Katzen eine patente A.-vasorum-Infektion entwickeln können (4). 3 Eine graphische Darstellung dazu findet sich in einer zusätzlichen OnlineAbbildung (Abb. 5). © Schattauer 2013 Tierärztliche Praxis Kleintiere 5/2013 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 330 D. Barutzki: Nematodeninfektionen des Respirationstrakts bei Hunden in Deutschland Adulte Stadien von A. vasorum siedeln überwiegend in der Arteria pulmonalis, zu einem geringeren Anteil im rechten Vorhof und selten auch in der rechten Kammer des Herzens. Nach sexueller Befruchtung setzen geschlechtsreife Weibchen zahlreiche Eier ab, aus denen schnell die Erstlarven (L1) schlüpfen und mit dem Blutstrom in die Arteriolen der Lunge abgeschwemmt werden. Dort bohren sie sich in die Alveolen, gelangen über die luftführenden Wege zu den Bronchien und in die Trachea, werden hochgehustet und anschließend abgeschluckt. Nach Passage des Verdauungskanals und Ausscheidung mit dem Kot warten die L1 auf terrestrische oder aquatische Schnecken, von denen zahlreiche Arten als Zwischenwirte dienen (29). Amphibien, z. B. der Grasfrosch (Rana temporaria), können ebenfalls als Intermediärwirte und Nager als paratenische Wirte fungieren (9). Die Infektion der Schnecken erfolgt passiv bei der Nahrungsaufnahme oder durch aktive Penetration der Erstlarven. Bei ambienten Temperaturen von 18–23 °C entwickeln sich nach zwei Häutungen innerhalb von 16–17 Tagen die infektionstüchtigen Drittlarven (L3). Die larvale Entwicklung zur L3 ist temperaturabhängig und kann sich bei 25–28 °C auf 14–15 Tage verkürzen (52). Infektionslarven von A. vasorum können aquatische Schnecken aktiv verlassen (5). Warme Temperaturen von 37 °C, Licht und Berührung der Schnecken führen zu gesteigerten Muskelkontraktionen und stimulieren das Austreten der L3. In Wasser überlebten L3 anschließend bei Zimmertemperatur einen Zeitraum von 15 Tagen (5). Somit können sich Hunde wahrscheinlich sowohl durch direkten Verzehr infizierter Schnecken als auch durch Aufnahme von freien L3 auf Gras oder mit Kondenswasser, auf bzw. in dem sich vorher infizierte Schnecken aufhielten, mit A. vasorum anstecken. Nach oraler Aufnahme durch den Endwirt bohren sich die Infektionslarven durch die Darmwand, gelangen zu den Mesenteriallymphknoten und häuten sich zweimal zu präadulten Stadien. Die juvenilen Würmer wandern hämatogen über Pfortader und Leber zum rechten Herzen und wachsen dort zu maturen adulten Exemplaren heran. Die Präpatenz bis zum ersten Nachweis von Larven im Kot beträgt durchschnittlich 53 Tage und kann experimentellen Untersuchungen zufolge erheblich variieren und 33–76 Tage dauern (54). Dabei zeigt die Ausscheidungsintensität der Erstlarven mit 1–1261 L1/g Kot sehr variable Werte (54). Der Lebenszyklus von C. vulpis, einem häufigen Lungenwurm von Wildkaniden, wie Rotfuchs, Marderhund (Nyctereutes procyonoides) (18, 85), Kojote (17), Wolf (2), und auch von Haushunden wurde bereits 1935 (91) beschrieben. Diese Lungenwurmspezies ist aber nicht annähernd so gut untersucht wie A. vasorum. Weibliche mature Exemplare werden ca. 12–16 mm und männliche adulte Stadien 4–8 mm lang. C. vulpis benötigt Schnecken als Zwischenwirte, in denen sich infektionstüchtige Drittlarven entwickeln. Nach Aufnahme infizierter Schnecken durch den Endwirt penetrieren die L3 die Dünndarmwand und gelangen zunächst über das Pfortadersystem in das Leberparenchym, in dem sie auf ihrer Wanderung umfangreiche Gewebeschäden hervorrufen können, und werden dann hämatogen über die Lebervene zum Herzen und zur Lunge transportiert. Die schnellsten Larven können bereits 6 Stunden post infectionem (p. i.) in der Lunge eintreffen. Etwa am 4. Tag p. i. findet die dritte und am 8. Tag p. i. die letzte Häutung statt. Die präadulten Formen wandern von den Bronchioli zu den Bronchien, reifen heran und beginnen nach einer Präpatenz von 19 Tagen mit der Produktion von Erstlarven (80). Diese L1 werden hochgehustet, abgeschluckt und gelangen nach Passage des Magen-Darm-Trakts mit dem Kot in die Außenwelt. Adulte Würmer sollen 8–9 Monate oder länger leben (15). E. aerophilus ist ein zur Familie der Trichuroidea gehörender Haarwurm. Er parasitiert weltweit in der Mukosa von Bronchien, Bronchioli und Trachea, eventuell auch in den Nasen- und Stirnhöhlen bei Hunden und Katzen (88), Igel (Erinaceus europaeus und E. roumanicus) (47), Wildkaniden, wie Rotfuchs und Marderhund (18, 85), Wolf (2), mehreren Mustelidenarten, wie Europäischem Nerz (Mustela latreola), Europäischem Iltis (M. putorius), Amerikanischem Nerz (M. vision) und Wiesel (M. americana) (86), beim Luchs (Lynx Lynx) (82) und beim Menschen (89). Adulte weibliche Exemplare werden 18–20 mm, männliche Stadien 16–18 mm lang. In der Lunge siedelnde gravide Weibchen produzieren Eier, die hochgehustet, abgeschluckt und nach der Darmpassage mit dem Kot ausgeschieden werden. Nach etwa 30–45 Tagen Aufenthalt in der Erde hat sich im Ei eine infektionstüchtige Larve entwickelt. Eine Entwicklung in Regenwürmern als fakultative Zwischenwirte scheint möglich zu sein (87). Nach oraler Aufnahme infektionstüchtiger Eier aus der kontaminierten Umwelt oder mit Regenwürmern durch einen passenden Wirt entwickeln sich die adulten Stadien. Die Präpatenz wird mit ca. 3–6 Wochen angegeben (89). Klinische Symptome der Lungenwurminfektion Infektionen mit A. vasorum können beim Hund ein umfangreiches Spektrum an Symptomen hervorrufen. Es umfasst zentralnervöse Störungen mit Depression, Ataxie, Paralyse, epileptiforme Anfälle und andere neurologische Symptome, Blutungsneigung mit Hämorrhagien, Petechien, Ekchymosen und Hämatomen bis zur Anämie, aber auch gastrointestinale Störungen mit Durchfall, Erbrechen und abdominalem Schmerz sowie kardiopulmonale Symptome wie Husten und Dyspnoe und schließlich allgemeine Auffälligkeiten wie Anorexie, Gewichtsverlust, subkutane Schwellungen und Belastungsschwäche (16, 39). Kardiopulmonal bedingte Beschwerden treten bereits gegen Ende der Präpatenz auf (68) und sind vermutlich auf wandernde präadulte Stadien zurückzuführen. In die Alveolen eindringende L1 lösen eine Infiltration mit Entzündungszellen aus und führen im weiteren Ablauf zu einer Zerstörung der Alveolararchitektur, Thrombenbildung und späteren Fibrosierung der Lunge (14). Röntgenologisch lassen sich im Abstand von wenigen Tagen zunehmende alveoläre und bronchointerstitielle Veränderungen darstellen, die in den peripheren Lungenfeldern markant ausgebildet sind (▶ Abb. 1). Als Komplikation wird häufig eine Störung der Blutgerinnung beobachtet, die Tierärztliche Praxis Kleintiere 5/2013 © Schattauer 2013 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. D. Barutzki: Nematodeninfektionen des Respirationstrakts bei Hunden in Deutschland durch eine Verbrauchskoagulopathie mit disseminierter intravasaler Koagulation (DIC) bedingt ist (67). Als weitere Ursachen für die gestörte Blutgerinnung wurden eine immunvermittelte Thrombozytopenie (33), ein Mangel des Von-Willebrand-Faktors (92) und Abnahme der Gerinnungsfaktoren V und VIII (22) beschrieben. Es resultieren akute Blutungen in verschiedene Gewebe. Multifokale Blutungen unter Beteiligung intrakranialer und intraspinaler Hämorrhagien können zu einem plötzlichen Auftreten von hochgradigen neurologischen Ausfällen mit Todesfolge führen (25). Einige L1 werden hämatogen abgeschwemmt, bleiben in zahlreichen Organen als aberrante Larven hängen und verursachen lokale pathologische Veränderungen. Die Blutungsneigung und weite Streuung von L1 im Körper sind vermutlich die Ursachen für das breite Spektrum an klinischen Symptomen, mit denen A.-vasorum-postive Hunde vorgestellt werden. Die klinischen Symptome bei einem Befall mit C. vulpis sind vergleichsweise geringer ausgeprägt und werden durch wandernde Larven im Leber- und Lungenparenchym (80) hervorgerufen. Im Vordergrund stehen überwiegend respiratorische Symptome mit Husten und Dyspnoe. Röntgenaufnahmen des Thorax zeigten entweder keine Veränderungen oder lediglich eine milde bis moderate, auch markante bronchiale oder interstitielle Zeichnung der Lunge. In Abhängigkeit von der Befallsintensität kann sich eine eosinophile, schleimige bis blutige Bronchitis oder sogar Bronchopneumonie ausbilden (90). Über die klinische Bedeutung von E. aerophilus liegen bislang nur vereinzelte Berichte vor. Aus histopathologischen Untersuchungen von Lungen wilder Rotfüchse ist abzuleiten, dass der Lungenhaarwurm in der Lunge Veränderungen hervorruft, die sich mit denen von C. vulpis vergleichen lassen. Während sich C. vulpis eher in den kleinen Bronchien und Bronchioli aller Lungenflügel ansiedelt, scheint das Vorkommen von E. aerophilus auf die großen Bronchien und die Kaudalflügel der Lunge begrenzt zu sein (53). Ein Befall mit E. aerophilus schädigt das Lungenparenchym und induziert eine chronische Bronchitis, die durch respiratorische Symptome, bronchovesikuläre Geräusche, Niesen, Keuchen, chronisch trockenen, bei bakterieller Komplikation feuchten Husten bis hin zu Bronchopneumonie mit Todesfällen charakterisiert ist (89). Diagnostische Vorgehensweise Aufgrund der vielfältigen klinischen Symptome sind Infektionen mit Lungenwürmern bei Hunden nicht direkt zu erkennen. Der Patient kann ein klinisches Bild zeigen, das zunächst nicht auf einen Befall mit Lungenwürmern hinweist. Diese uneinheitliche Symptomatik und die variierende Verlaufsform stellen vor allem in Gebieten, in denen Infektionen mit Lungenwürmern bislang nicht bekannt waren, für den Praktiker eine besondere Herausforderung dar. Zur schnellen Orientierung hilft die koproskopische Untersuchung mittels Flotations- und Larvenauswanderverfahren nach Baermann-Wetzel, mit deren Hilfe exogene Stadien von a b c Abb. 1 Laterolaterale thorakale Röntgenaufnahme eines Hundes zu verschiedenen Zeitpunkten: a) vor natürlicher Infektion mit Angiostrongylus vasorum; b) bei erstmaliger Vorstellung des Patienten mit Lungensymptomatik; c) 10 Tage später mit Nachweis einer natürlichen Infektion mit Angiostrongylus vasorum Fig. 1 Laterolateral thoracic radiograph of a dog at different time points; a) before natural infection with Angiostrongylus vasorum; b) at first presentation of the patient with clinical signs of pulmonary disease; c) 10 days later with diagnosis of a natural infection with Angiostrongylus vasorum. Lungenwürmern innerhalb von 8–24 Stunden nachgewiesen werden können. Larven 1 von A. vasorum (▶ Abb. 2 a) und C. vulpis (▶ Abb. 2 b) sowie Eier von E. aerophilus (▶ Abb. 2 c) sind von einem geübten Diagnostiker anhand der in ▶ Abb. 2 dargestellten © Schattauer 2013 Tierärztliche Praxis Kleintiere 5/2013 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 331 332 D. Barutzki: Nematodeninfektionen des Respirationstrakts bei Hunden in Deutschland a b c Abb. 2 Lichtmikroskopische Aufnahmen hitzeimmobilisierter Larvenstadien bzw. eines Eies verschiedener Lungenwürmer. a) Hinterende einer Erstlarve (L1) von Angiostrongylus vasorum mit einer sinusförmigen Kurve und einem dorsal gerichteten Dorn; Länge der L1: 310–400 µm (88). b) Hinterende einer L1 von Crenosoma vulpis, das punktförmig gerade verläuft und leicht abgebogen ist; Länge der L1: 240–310 µm (88); c) Ei von Eucoleus aerophilus mit asymmetrischen Polpfröpfen und einer dicht gestreiften äußeren Hülle mit einem Netzwerk aus anastomisierenden Rändern; Größe: 60–85 µm x 25–40 µm (88). Fig. 2 Light micrograph of heat-immobilized larvae or an egg of different lung worms. a) posterior end of the first-stage larva (L1) of Angiostrongylus vasorum with a tip showing a sinus wave curve and a dorsal spine; L1 length: 310–400 µm (88); b) posterior end of the L1 of Crenosoma vulpis with a very pointed tail; L1 length: 240–310 µm (88); c) egg of Eucoleus aerophilus with bipolar asymmetrical plugs, outer shell densely striated with a network of anastomosing ridges; size: 60–85 µm x 25–40 µm (88). und in der Legende aufgeführten morphologischen Merkmale sicher zu bestimmen. Vorzugsweise sollte Sammelkot von 3 aufeinanderfolgenden Tagen untersucht werden, da Produktion und Ausscheidung von Helminthenstadien erfahrungsgemäß häufig intermittierend erfolgen. Möglicherweise werden bei der Diagnose im Kot vorkommende L1 von Oslerus osleri falsch zugeordnet, da sich dieses Lungenwurmstadium morphologisch von A. vasorum nicht leicht abgrenzen lässt. Als weiterführende Untersuchung für den Nachweis einer A.vasorum-Infektion ist die molekulare Diagnostik zu empfehlen, die einen Nachweis von DNA-Material mittels Real-Time-PCR aus EDTA-Blut, Lungengewebe, bronchoalveolärer Lavageflüssigkeit, Trachealschleim, Pharynx-Tupfer- und Kotproben ermöglicht (37). Ferner können zirkulierende Antigene von A. vasorum mittels Sandwich-ELISA serologisch nachgewiesen werden (69). Dieser Test basiert auf monoklonalen Antikörpern und reagiert auf exkretorische/sekretorische Antigene von adulten A. vasorum. Mit einer hohen Sensitivität (95,7%) und Spezifität (94,0%) eignet er sich gut zur Diagnose, aber auch für Kontrolluntersuchungen zur Überprüfung des Behandlungserfolgs (69). Mittlerweile lässt sich eine Infektion mit einer Sensitivität von 85,7% und einer Spezifität von 98,8% sogar schon während der Präpatenz durch Nachweis von spezifischen Antikörpern gegen A. vasorum mittels ELISA detektieren (72). Diese Methode ist ebenfalls zur Therapiekontrolle einsetzbar. Jüngste Erfahrungen zufolge stellt eine Kombination verschiedener Untersuchungsmaterialien und -methoden den besten Weg zu einer sicheren Diagnose dar (37). Bei Verdacht auf eine Lungenwurminfektion bei Hunden empfiehlt sich daher folgende Vorgehensweise: • • • Zunächst koproskopische Untersuchung einer 3-Tage-Sammelkotprobe mittels Flotations- und Larvenauswanderverfahren nach Baermann-Wetzel; Vorteil: gleichzeitige Erfassung von Magen-Darm-Parasiten. Bei negativem Kotbefund Real-Time-PCR zum Nachweis von A.-vasorum-DNA (Probenmaterial siehe oben), ELISA auf zirkulierende A.-vasorum-Antigene und/oder ELISA auf Antikörper gegen A. vasorum im Serum, um einen Befall mit dem hochpathogenen A. vasorum auszuschließen. Gegebenenfalls Wiederholung der koproskopischen Untersuchung einer Sammelkotprobe nach ca. 10–14 Tagen. Bei Lungenwurm-befallenen Hunden, die anthelminthisch vorbehandelt wurden, sistieren wahrscheinlich Ei- und Larvenproduktion vorübergehend. Solche Hunde sollten zuerst serologisch mittels ELISA auf zirkulierende Antigene von oder auf Antikörper gegen A. vasorum getestet werden. Nach Ablauf von 10–14 Tagen empfiehlt sich dann zusätzlich die koproskopische Untersuchung einer 3-Tage-Sammelkotprobe auf Wurmeier und Larven. Therapie Für die Therapie des Lungenwurmbefalls bei Hunden ist es zunächst erforderlich, eine sichere Diagnose des Parasiten zu haben, da sich die Behandlung je nach Parasitenspezies unterscheidet. Bei einer A.-vasorum-Infektion steht Imidacloprid 10%/Moxidectin 2,5% zur Verfügung, das als Advocate® (Bayer) in Deutschland für diese Indikation eine Zulassung besitzt. Gleiches gilt für Milbe- Tierärztliche Praxis Kleintiere 5/2013 © Schattauer 2013 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. D. Barutzki: Nematodeninfektionen des Respirationstrakts bei Hunden in Deutschland Tab. 1 Therapeutische Möglichkeiten bei Lungenwurminfektionen der Hunde Table 1 Options for treatment of lungworm infections in dogs. Nematodenspezies Therapie Bemerkungen Literatur Angiostrongylus vasorum Imidacloprid 10%/Moxidectin 2,5%, 1 x 0,1 ml/kg Spot on in Deutschland zugelassen, eventuell Wiederholung nach 4 Wochen, larvizid (68, 93) Milbemycinoxim, 0,5 mg/kg p. o. 4x in wöchentlichen Abständen in Deutschland zugelassen (Reduktion des Infektionsgrades) (20) Fenbendazol, 25 mg/kg p. o. täglich über 20 Tage in Deutschland für diese Indikation nicht zugelassen (93) Imidacloprid 10%/Moxidectin 2,5%, 1 x 0,1 ml/kg Spot on in Deutschland zugelassen (21) Milbemycinoxim, 0,5 mg/kg 1x p. o. in Deutschland zugelassen (Reduktion des Infektionsgrades) (20) Fenbendazol, 50 mg/kg p. o. täglich über 3 Tage in Deutschland für diese Indikation nicht zugelassen (Fallbericht) (27, 57) Fenbendazol, 50 mg /kg p. o. täglich über 14 Tage in Deutschland für diese Indikation nicht zugelassen (88) Levamisol, 7,5 mg/kg s. c. täglich über 2 Tage in Deutschland für diese Indikation nicht zugelassen (Erfahrungsbericht, Cave! Nebenwirkungen) (27) Crenosoma vulpis Eucoleus aerophilus Ivermectin, 1 x 0,2 mg/kg s.c. oder p. o. in Deutschland für diese Indikation nicht zugelassen (Erfahrungsbericht, Teilwirkung) Mebendazol, 25–50 mg/kg p. o. täglich in Deutschland für diese Indikation über 5 Tage nicht zugelassen (Erfahrungsbericht) mycinoxim (Milbemax®, Novartis). Dem ebenfalls wirksamen Fenbendazol (Panacur®, MSD Tiergesundheit) fehlt für diese Indikation in Deutschland die Zulassung. Zur Therapie der Crenosomose beim Hund sind in Deutschland Advocate® (Bayer) und Milbemax® (Novartis) zugelassen. Einem Fallbericht (57) und Therapieempfehlungen (27) ist zu entnehmen, dass auch Fenbendazol Wirksamkeit zeigt. Bei einem Befall mit E. aerophilus wurden Fenbendazol, Ivermectin und Mebendazol als wirksam beschrieben (27, 88). ▶ Tab. 1 gibt eine Übersicht über die nach Literaturangaben wirksamen Therapeutika und ihre Dosierung bei den drei Nematodenspezies. Schlussfolgerungen Aus den vorliegenden Daten lassen sich Prävalenzen von A. vasorum, C. vulpis und E. aerophilus nicht ableiten, da die Ergebnisse auf Kotuntersuchungen bei einer selektierten Hundepopulation basieren, die aufgrund von gastrointestinalen Störungen, Atemwegs- und kardiovaskulären Erkrankungen sowie prophylaktisch vor Impfungen oder aus nicht bekannten Gründen untersucht worden war. Auch ergeben Querschnittsstudien lediglich eine Momentaufnahme zu einem Zeitpunkt und damit nur ein eingeschränktes Bild der Befallshäufigkeit von Parasiten in einer Population. Ein genaueres Bild vermitteln Längsschnittstudien, also wiederholte Untersuchungen bei denselben Individuen über einen längeren Zeitraum (65). Dementsprechend lässt sich aus dem vorhandenen Datenmaterial eine prozentuale Zunahme von Lungenwurm-positiven Hunden in den vergangenen Jahren statistisch nicht belegen. Die vorliegenden georeferenzierten Messdaten und Kartierungen zum Vorkommen der Nematoden des Atmungstrakts skizzieren aber dennoch anschaulich deren Verbreitungsgebiete, geben gute Anhaltspunkte zum Auftreten und damit deutliche Hinweise auf regional erhöhte Infektionsgefahren für Hunde. Die Analysen belegen, dass Infektionen mit A. vasorum, C. vulpis und E. aerophilus bei Hunden in Deutschland endemisch und keine importierten Reisekrankheiten sind. Das Vorkommen von Lungenwürmern beschränkt sich nicht auf kleine, regional eng umschriebene, überwiegend im Südwesten von Deutschland bekannte Herde, sondern erstreckt sich inzwischen auf mehrere Bundesländer. Im englischen Sprachraum wird insbesondere die Infektion mit A. vasorum mittlerweile als „emerging disease“ (36) bezeichnet. Die Ursachen für die Ausbreitung von Lungenwurminfektionen sind nicht eindeutig zu erkennen. Als wichtige Parameter werden die positiven Effekte des Klimawandels auf Anzahl, saisonale Vermehrungszyklen und Aktivität der Zwischenwirte sowie Veränderungen in der Fuchsdichte, Urbanisierung der Füchse und Verbreitung der Parasiten durch die Reisefreudigkeit von Tierhaltern mit ihren Hunden diskutiert (49). Klimamodelle demonstrieren, dass das potenzielle geographische Gebiet zumindest für die Etablierung von A. vasorum wesentlich größer ist als die Areale, in denen der Parasit bislang nachgewiesen wurde (48). Auch für © Schattauer 2013 Tierärztliche Praxis Kleintiere 5/2013 Downloaded from www.tieraerztliche-praxis.de on 2017-06-06 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 333 334 D. Barutzki: Nematodeninfektionen des Respirationstrakts bei Hunden in Deutschland C. vulpis und E. aerophilus ist mittlerweile eine weite Verbreitung in Deutschland anzunehmen. Auf die regionale Ansiedlung und Ausbreitung von A. vasorum und möglicherweise auch von C. vulpis und E. aerophilus hat die einheimische Fuchspopulation einen großen Einfluss, indem sie ein epidemiologisch wichtiges Reservoir für die Infektion der Hunde mit Lungenwürmern bildet (10). Mit Zunahme der Fuchszahlen, Verstädterung der Füchse und enge Koexistenz von Füchsen und Hunden ist mit einem verstärkten Austausch von kaniden Parasitosen und vermehrtem Auftreten von ursprünglich typischen Fuchsparasiten beim Hund zu rechnen. Ausreichende Daten über die Verbreitung von A. vasorum, C. vulpis und E. aerophilus in der Fuchspopulation in Deutschland liegen leider nicht vor, sodass das vorhandene Gefährdungspotenzial für Hunde nicht richtig eingeschätzt werden kann. Eine aktuelle Studie zum Befall von Füchsen mit A. vasorum weist hohe Befallsraten in Thüringen (8,4%), Hessen (19,1%) und RheinlandPfalz (27,3%) nach (73). Dementsprechend sollte insbesondere in ländlichen Gebieten, in Außenbezirken von Städten und bei hoher Fuchsdichte stets mit dem Vorkommen von Lungenwürmern bei Hunden gerechnet werden. Grundsätzlich sind daher bei allen Atemwegserkrankungen mit respiratorischer Dysfunktion, Blutungsneigung, neurologischen, kardiovaskulären und auch gastrointestinalen Symptomen Lungenwurminfektionen als Differenzialdiagnose einzubeziehen. Sogar allgemeine Symptome wie Anorexie, Gewichtsverlust, subkutane Schwellungen und Belastungsschwäche können Hinweise auf eine Infektion mit Lungenwürmern darstellen. Für das Erkennen der Infektion, die richtige Therapie und eine zuverlässige Prognose ist die Identifizierung des Infektionserregers, also die Bestimmung der Lungenwurmspezies, zwingend erforderlich. Insbesondere in Gebieten, die als regionale endemische Herde bekannt sind, bei häufigem Aufenthalt mit dem Hund in Wäldern, bei Reisen mit dem Hund und bei Hunden, die Schnecken aufnehmen oder häufig Gras fressen, sollten regelmäßig parasitologische Kotuntersuchungen durchgeführt werden. Da Eier und Larven von Helminthen häufig intermittierend produziert und ausgeschieden werden, muss zur Optimierung der Nachweissicherheit stets an 3 aufeinanderfolgenden Tagen oder von drei Entleerungen jeweils mindestens 5 g Kot gesammelt und diese Probe von einem erfahrenen Diagnostiker in der Praxis untersucht oder an ein spezialisiertes Labor zur Anreicherung und Bestimmung der Eier und Larven von Lungenwürmern eingeschickt werden. Bei negativem Kotbefund und weiterhin bestehendem Verdacht auf eine Infektion mit A. vasorum empfehlen sich eine Real-Time-PCR aus EDTA-Blut, Lungengewebe, bronchoalveolärer Lavageflüssigkeit, Trachealschleim oder Pharynx-Tupferproben und ein ELISA zum Nachweis der zirkulierenden Antigene von bzw. der Antikörper gegen A. vasorum. Danksagung Die thorakalen Röntgenaufnahmen (Abb. 1) wurden von der Tierklinik Arz in Saarbrücken angefertigt und freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Interessenkonflikt Der Autor ist Leiter des Tierärztlichen Labors Freiburg. Literatur 1. Alvarez F, Iglesias R, Bos J, Rey J, Sanmartin Durán ML. Lung and heart nematodes in some Spanish mammals. Wiad Parazytol 1991; 37: 481–490. 2. Bagrade G, Kirjusina M, Vismanis K, Ozoliòs J. Helminth parasites of the wolf Canis lupus from Latvia. J Helminthol 2009; 83: 63–68. 3. Bahnemann R, Bauer C. Lungworm infection in a Beagle colony: Filaroides hirthi, a common but not well-known companion. 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