März 2005 / M. Rieder Jedes Fernrohr hat seinen Himmel Eine noch nie dagewesene Produktevielfalt kommerziell gefertigter Teleskope bietet sich heutzutage dem versierten Hobby-Astronomen sowie auch interessierten Laien und Einsteigern. Der Weg durch den Fernrohr Dschungel erfordert jedoch Engagement und Geduld - das Abenteuer beginnt ... Astronomie-Einsteiger haben es sogar doppelt so schwer. Haben meist weder vom Sternenhimmel noch von Teleskopen viel Kenntnis. Der Besuch einer öffentlichen Sternwarte ist zu empfehlen. Internet und Prospekte helfen bei der Beantwortung der Frage "was gibt es denn heute alles auf dem Markt für angehende Sterngucker?". Moderne Herstellungsverfahren und ausgeklügeltes Know-How erlauben es, optische Geräte zu äusserst attraktiven Preisen zu fertigen. Die Palette ist breit und so findet man low-cost Teleskope ab 150.- bis HighEnd Amateur- und Profi Instrumente für den Preis eines Kleinwagens. Es stimmt schon, Qualität hat seinen Preis und es wird immer ein besseres Teleskop geben. Die Wahl eines Teleskops ist immer ein Kompromiss zwischen der Anwendung, den eigenen Bedürfnissen, Qualität und natürlich des Budgets. Gerade bei schlankem Geldbeutel bieten sich seit einigen Jahren preiswerte Teleskope aus China an. Speziell fällt auf, dass gerade bei den Linsenteleskopen recht grosse Modelle mit erstaunlichen optischen Eigenschaften erhältlich sind. Wenn man sich nicht sicher ist ob das Astronomie-Fieber lange anhält macht es keinen Sinn viel Geld auszugeben. Vielleicht erfüllt in diesem Falle ja bereits ein Fernrohr aus dem Supermarkt seinen Zweck (übrigens auch für Kinder geeignet). Im Zeitalter von PC, WEB- und Digital Kameras beschäftigen sich immer mehr Hobby-Astronomen mit Astrofotografie. Die klassische analoge Fotografie stellarer Objekte oder Planeten ist aber noch nicht ausgestorben. Wer hohe Ansprüche an seine Resultate stellt benötigt jedoch gewisse Mindestanforderungen an Ausrüstung für dieses doch eher anspruchsvolle Hobby. Wie soll es denn nun sein, mein "ideales Fernrohr"? Die Öffnung des Objektivs ist massgebend für die Fähigkeit Licht zu sammeln - dies ist die Hauptfunktion eines jeden Fernrohrs. Je grösser der Durchmesser desto mehr Licht sammelt es und desto heller wird das Bild. Proportional zum Durchmesser steigt auch das Auflösungsvermögen. Die Angabe zur maximalen Vergrösserung hingegen ist eher sekundär. Oft wird die Vergrösserung mit unrealistischen Werten als Verkaufsargument angegeben. Als Faustregel kann man sagen, dass die max. Vergrösserung etwa dem doppelten Durchmesser des Objektivs in millimeter entspricht. Bei mittelgrossen Teleskopen werden die Anforderungen an die Montierung oft unterschätzt. Sie ist jedoch genau so wichtig wie das Teleskop selbst. Beim Beobachten werden Bildwackeln z.B. beim Fokussieren oder bei Wind schnell zum Ärgernis. Motorische Nachführung ist wünschenswert aber auch ein Kostenpunkt. Die gebräuchlichsten Fernrohr-Typen sind Refraktoren (Linsenfernrohre), Reflektoren (Spiegelfernrohre) und katadioptrische Fernrohre (Kombination aus Spiegel und Linsen). Angaben zu deren Eigenschaften, Vor- und Nachteilen sowie über Zusammenhänge optischer Gesetzmässigkeiten habe ich in einer übersichtlichen Abhandlung separat verfasst (siehe URL am Schluss). Refraktoren sind vorallem für ihre Robustheit und der kontrastreicheren Abbildung bekannt. APO, ED und FL Refraktoren sind nahezu frei von Farbfehlern, werden jedoch ab Öffnungen von 100 mm eher kostspielig. Sie eignen sich hauptsächlich zur Beobachtung von Planeten, Mond und z.B. Doppelsternen. Katadioptrische Fernrohre (Schmidt-Cassegrain-Teleskope), wurden durch ihre positiven Eigenschaften so beliebt, dass sie zu den meistverkauften Teleskopen gehören. Durch die Bauart ist es möglich Teleskope mit extrem kurzen Längen herzustellen. Selbst bei größerer Öffnung ist das Teleskop noch gut zu transportieren. Spiegelfernrohre sind die wohl am weitest verbreiteten Teleskope. Am Ende des Fernrohrtubus sitzt ein parabolisch geschliffener Hauptspiegel. Oben ist ein kleinerer, plan geschliffener Sekundärspiegel befestigt, der den Strahlengang um 90° aus dem Tubus lenkt. Diese Bauart wurde nach seinem Erfinder Newton" benannt. Weil die Lichtstrahlen im Spiegelteleskop lediglich reflektiert werden und kein Glas durchdringen, sind Reflektoren absolut farbfehlerfrei (achromatisch). Sie eignen sich dank ihrer grossen Öffnung besonders für lichtschwache Objekte wie Gasnebel, Galaxien, Kugelsternhaufen und Kometen. Unabhängig davon für welches Teleskop man sich entscheidet ist es von Vorteil, wenn man eine Vorstellung hat was man damit bei visuellen Beobachtungen sehen kann. Ganz so schön bunt wie im Hochglanz Prospekt sind die Objekte am Himmel selbst durch das grösste Teleskop nicht! Vergrössern lassen sich auch bloss die Planeten, Sonne und Mond. Die Sterne, Galaxien und Nebel sind zu weit entfernt. Ob mit grossem oder kleinen Teleskop, ein Spaziergang über den Sternenhimmel ist allemal ein besonderes Erlebnis, denn jedes Fernrohr hat seinen eigenen Himmel! Weitere Infos und Ratgeber unter: http://homepage.hispeed.ch/astronomie