Stefan Vatter - Vom Sinn des Leidens - EFG

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Pastor: Stefan Vatter
Predigtauszug 24.03.2013
Thema: Vom Sinn des Leidens
Text: 2 Kor 7,9ff
Das Wort Passion kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „sich in das Leid fügen“. Wir denken
in der Passionswoche im Besonderen an das Leid Jesu am Kreuz - seinen Tod und seine
Auferstehung. Leid ist eine Grunderfahrung des Menschen und bezeichnet als Sammelbegriff
(Traurigkeit, Schmerz etc.) all dasjenige, was einen Menschen körperlich und seelisch belastet.
„Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden
und so seinem Tode gleich gestaltet werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den
Toten“ (Phil 3,10). Heute werden wir über die Gemeinschaft seiner Leiden sprechen. Vom Sinn
des Leidens. Nächsten Sonntag von der Kraft der Auferstehung.
Leidet Gott? „Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer
Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde“ (Hebr 4,15)
Jesus nimmt am Leiden seiner Gemeinde Teil: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ (Apg 9,4).
Am Kreuz schrie Jesus zum Vater: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matth
27,46) Jesus wusste, dass und warum er sterben musste. Aber in der Not, im Leid schrie er zu
Gott: „Warum?“ Und der himmlische Vater? Litt er? Leidet ein Vater, wenn sein einziges Kind an
einem Kreuz gefoltert und ermordet wird? Litt er, als sein Sohn vor Schmerz und Verzweiflung zu
ihm schrie: „Warum hast du mich verlassen?“ Leidet der Heilige Geist, wenn Paulus davon spricht,
dass wir ihn betrüben können (Eph 4,30)? Leidet Gott? JA! Gott weiß über unser Leid umfassend
Bescheid - nicht nur, weil er als Gott alles überschaut, sondern aus persönlicher Erfahrung. Vom
Sinn des Leidens: Macht dieses Leid Gottes Sinn? Allerdings, denn durch dieses Leid, das der
Dreieine Gott für uns auf sich nahm, ist der Weg von Verdammnis zur Erlösung möglich geworden.
Unsere Glückseligkeit ist durch das Leid und den Tod Jesu am Kreuz erkauft.
1. Leben durch Leiden: Tod, Druck und Herausforderungen
Tod: „Jesus gab ihnen zur Antwort: „Die Zeit ist gekommen, wo der Menschensohn in seiner
Herrlichkeit offenbart wird. Ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt,
bleibt es ein einzelnes Korn. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Wem sein eigenes Leben
über alles geht, der verliert es. Wer aber in dieser Welt sein Leben loslässt, der wird es für das
ewige Leben in Sicherheit bringen. Wenn jemand mir dienen will, muss er mir nachfolgen. Und da,
wo ich bin, wird auch mein Diener sein. Wer mir dient, den wird der Vater ehren.“ (Joh 12,23ff)
Neues Leben bricht durch Schmerzen hervor (vgl. Geburt). „Wenn ihr leiden müsst, obwohl ihr
Gutes tut, und dann standhaft bleibt – das findet Gottes Anerkennung, denn dazu hat er euch
berufen. Auch Christus hat ja für euch gelitten und hat euch damit ein Beispiel hinterlassen. Tretet
in seine Fußstapfen und folgt ihm auf dem Weg, den er euch vorangegangen ist.“ (1 Petr 2,20ff) In
seine Fußstapfen treten bedeutet auch, ungerechtes Leid ertragen zu müssen.
Druck: Erst ungeheurer Druck macht Kohle zu einem Diamanten. Wie wird aus Kohle ein
Diamant? Durch hohe Temperatur und hohen Druck. In einer gefallenen Schöpfung gilt: Ohne
Leiden bildet sich kein Charakter.
Herausforderungen: Das störende Sandkorn wird in der Muschel zur Perle. Ist es nicht
bemerkenswert, wie der Schöpfer auch hier durch seine Schöpfung zu uns spricht? Aus wertloser
Kohle oder Sand wird durch Leid in Form von Druck und Herausforderung etwas überaus
Kostbares.
„Das Wunder der Perle“ von Sören Kahl
Man erzählt sich die Geschichte einer Perle hier am Strand.
Sie entstand in jener Muschel durch ein grobes Körnchen Sand.
Es drang ein in ihre Mitte und die Muschel wehrte sich.
Doch sie musste damit leben und sie klagte: Warum ich?
Eine Perle wächst ins Leben, sie entsteht durch tiefen Schmerz.
Und die Muschel glaubt zu sterben, Wut und Trauer füllt ihr Herz.
Sie beginnt es zu ertragen, zu ummanteln dieses Korn.
BITTE BLATT WENDEN
Nach und nach verstummt ihr Klagen und ihr ohnmächtiger Zorn.
Viele Jahre sind vergangen. Tag für Tag am Meeresgrund
schließt und öffnet sich die Muschel. Jetzt fühlt sie sich kerngesund.
Ihre Perle wird geboren. Glitzert nun im Sonnenlicht.
Alle Schmerzen sind vergessen, jenes Wunder jedoch nicht.
Jede Perle lehrt uns beten, hilft vertrauen und versteh´n,
denn der Schöpfer aller Dinge hat auch deinen Schmerz geseh´n.
Nun wächst Glaube, Hoffnung, Liebe, sogar Freude tief im Leid.
So entsteht auch deine Perle, sein Geschenk für alle Zeit.
2. Leid ≠ Leid
„Dafür freue ich mich jetzt umso mehr – natürlich nicht über euren Schmerz, sondern darüber,
dass dieser Schmerz euch zum Umdenken gebracht hat. Das Ganze hat euch auf eine Art und
Weise weh getan, die Gottes Willen entsprach,...Denn ein Schmerz, wie Gott ihn haben will, bringt
eine Umkehr hervor, die zur Rettung führt und die man nie bereut. Der Schmerz hingegen, den die
Welt empfindet, bewirkt den Tod. Seht doch, wie vieles gerade dieser gottgewollte Schmerz bei
euch ausgelöst hat: eifriges Bemühen um Wiedergutmachung, Erklärung eures damaligen
Verhaltens, Empörung über das, was geschehen war, Furcht vor Gottes Zorn, Sehnsucht nach
einem Wiedersehen mit mir, leidenschaftlicher Einsatz für mich und schließlich sogar Bestrafung
des Schuldigen.“ (2 Kor 7,9)
Es gibt ein Leid der Welt und ein Leid unter dem Willen Gottes. Der Schmerz/das Leid der Welt
führt zum Tod - nach unten - will zerstören - echtes Leben beenden. Die Traurigkeit der Welt führt
zum Tod - zur Verzweiflung - bis hin zum Selbstmord. Solches Leid hat keinen Sinn, da es nur
zerstört. Der Schmerz/das Leid, wie Gott es haben will, führt zur Umkehr. Hier gilt für Leid: Suche
im Leiden den Samen deines künftigen geistigen Wachstums. Petrus kommt nach seiner
Verleugnung in die Traurigkeit (Mt 26,75), und der Auferstandene erspart ihm die Traurigkeit nach
Gottes Willen nicht, mit einer dreimaligen Frage nach seiner Liebe (Joh 21,17).
Wann gibt es ein Leid zum Segen, wann ein Leid zur Zerstörung? Es kommt nicht auf die Art des
Leidens an, sondern ob unser Leid mit Gott in Berührung kommt. Wo das geschieht, bekommt
Leid Sinn, weil Gott darin handeln wird. So kommt Paulus dazu zu sagen: „Seht doch, wie viel
dieser gottgewollte Schmerz (Leid) ausgelöst hat.“
3. Wiederherstellung durch Leid
Es geht in diesem Text um die Beziehung zwischen Paulus und der Gemeinde in Korinth, die
durch Traurigkeit und Leid eine Wiederherstellung erfuhr. Hier kommt aber etwas zur Sprache, das
Grundsätzliches anspricht: wie Leid unsere Beziehungen zu Gott und Menschen wiederherstellen
kann.
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eifriges Bemühen ´um Wiedergutmachung`,
Verteidigung/Erklärung ´eures damaligen Verhaltens`,
Unwillen/Empörung ´über das, was geschehen war`,
Furcht ´vor Gottes Zorn`
Sehnsucht nach einem Wiedersehen mit mir
Eifer - leidenschaftlicher Einsatz - neue Prioritäten
Bestrafung des Schuldigen - Gutes und Böses zu unterscheiden
Sehr oft kommen wir erst durch Leid zu Gott zurück. Dann in eifrigem Bemühen - wo uns Gott
zuvor gleichgültig ließ. Dann verteidigen wir Gott und sind empört über unser früheres Leben ohne
ihn. Wir lernen Respekt vor Menschen und Ehrfurcht vor unserem Gott. Wir bekommen
Sehnsucht, mit ihm zusammen zu sein und setzen eifrig unsere Prioritäten wieder neu. Wir nennen
Gutes wieder gut und Böses böse.
All dies Genannte wird in uns oft/meist durch Leid hindurch geboren. Wie ein Diamant, der
geschliffen wird.
Euer Stefan
BITTE BLATT WENDEN
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