Plusenergiehaus Sulzer, Schaffhausen «Vom Schädling zum Nützling» Ein typischer Altbau wird durch energetische Sanierung zum Plusenergiehaus umgewandelt. Unsere Leistungen Konzept und Realisierung Energie- und Gebäudetechnik Kennzahlen Fotovoltaikanlage Dach 5.6 kWp Hybrid-Solarkollektoren fassadenintegiert 2.4 kWp elektrisch, 9.0 kWp thermisch Brennstoffzellen-Heizgerät Leistung Brennstoffzelle: 1.0 kW elektrisch, 2 kW thermisch Leistung Zusatzbrenner Gas: 4-19 kW Jährlicher Energieüberschuss Gebäude: -1’280 kWh/a ( Primärenergie ) CO2-Ausstoss: 90% reduziert Umweltbelastung: -1.2 Mio UBP06 Partner Vom Schädling zum Nützling Die Energiewende fusst zum einen auf dem Ausbau der erneuerbaren Energien, zum anderen auf der dringenden Verbesserung der Energieeffizienz. Kaum ein Bereich weist ein so hohes Energiesparpotential auf wie die bestehende Gebäudesubstanz. Das Projekt EFH Sulzer zeigt, wie ein typischer Altbau durch energetische Sanierung zum Plusenergiehaus umgewandelt wird. Unter einer ganzheitlichen Betrachtung werden Netzinfrastruktur und Nutzerverhalten in das Energiekonzept einbezogen. Das Projekt zeigt auf, welche Leistungen ein Gebäude in einer dezentralen Energieversorgung erbringen kann. Das EFH in Schaffhausen stammt aus den 1930er Jahren und wurde in den 1970er Jahren durch einen nicht isolierten Anbau ergänzt. Das bestehende Heizsystem basiert auf einer Gasheizung, die in Kombination mit der geringen Wärmedämmung grosses Einsparpotential aufweist. Wie in vielen vergleichbaren Altbauten kann die zugeführte Heizenergie ( Erdgas ) nicht vollständig verwertet werden, sondern geht als Wärmeverlust durch die Gebäudehülle verloren. Elektrizität bezieht das EFH aus dem Netz. Das sanierte EFH Sulzer produziert einen jährlichen Endenergie-Überschuss von 8‘250 kWh/a. Gebäude, Netz und Nutzer Der ganzheitliche Ansatz berücksichtigt nicht nur das Gebäude, sondern bezieht auch das vorhandene Netz und den Nutzer mit ein. So wird das Gebäude als System aus Gebäudestruktur, Gebäudehülle und Gebäudetechnik verstanden. Durch den Einbezug der bestehenden ( öffentlichen ) Netzinfrastruktur, also Gas- und Stromnetz, wird das Objekt gleichzeitig als Gebäude im System betrachtet. Wird nun noch das Nutzerverhalten mit berücksichtigt, ermöglicht die Wechselwirkung Nutzer, Gebäude und Netz die grösstmögliche Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit. Gebäude als System Wechselwirkung: Gebäudehülle Gebäudestruktur Gebäudetechnik Nutzerverhalten Smart Home: Verbrauch auf Produktion abstimmen Gebäude im System vorhandene Netzinfrastruktur einbeziehen Vor der Sanierung: Der Altbau aus den 1930er Jahren verliert durch ungenügende Dämmung Wärmeenergie, die nicht genutzt werden kann. Nach der Sanierung: Der Heizbedarf wird halbiert. Die weissen Fensterleibungen verbessern trotz aufgebauter Wärmedämmung die Tageslichtnutzung. Ökologie, die wirtschaftlich tragbar ist Mit dem ganzheitlichen Ansatz haben sich die Energieingenieure das Ziel gesetzt, hohen Ansprüchen an CO2 -Ausstoss und Wirtschaftlichkeit gerecht zu werden. In drei Schritten hat sich der Altbau zum Plusenergiehaus gewandelt: 1. Erneuerung der Gebäudehülle und Verbesserung der passiven Solarnutzung Der Anbau sowie das Untergeschoss werden mit einer Kompaktfassade gedämmt und die Fenster ersetzt. Zusätzlich wurden die Süd-Ost-Fenster vergrössert, um die passive Energiegewinnung zu steigern. Der Altbau wurde zudem mit einer hinterlüfteten Fassade neu eingekleidet. Montagearbeiten vorgehängte Fassade Durch die Erneuerung der Gebäudehülle wurde der Heizenergiebedarf mehr als halbiert. Der nicht erneuerbare Primärenergiebedarf sinkt um rund 42%. 2. Aufbau aktive Solarnutzung Die Erneuerung der Gebäudehülle ermöglicht es, gleichzeitig eine kostengünstige und ästhetisch ansprechende Solaranlage in die Fassade bzw. in das Dach zu integrieren. Durch die Kombination der Anlage auf dem Dach ( Süd - Ost ) und einer PV- Anlage an der Süd- West- Fassade wird der Solarertrag über den Tag verteilt, d.h. eine hohe Eigenversorgung während des gesamten Tages wird erreicht. An der Fassade kommt eine hybride Solarfassade zur Anwendung, die sowohl Strom als auch Wärme liefert. Die Fotovoltaik-Panele produzieren Elektrizität, Die hybride Solarfassade gewinnt Strom und während Wärmetauscher auf der Rückseite thermische Energie zur Heizungsunter- Wärme über Mittag und am Nachmittag. stützung und Warmwasseraufbereitung gewinnen. Über das ganze Jahr gesehen produziert das Gebäude rund 8’250 kWh/a mehr Strom als es verbraucht. Der Überschuss wird gegen Rückvergütung ins Netz zurückgespeist. 3. Erneuerung des Heizsystems Das EFH Sulzer versteht sich als Teil des Netzwerkes Energieversorgung und berücksichtigt die vorhandene Infrastruktur mit dem Ziel, die Systemdienstleistungen der Netze (Strom und Gas) zu reduzieren. Deshalb ist der bestehende Gasanschluss ins Gesamtkonzept integriert. Die Heizung wird mittels einer Brennstoffzelle (Wärme- Kraft Kopplung) betrieben, die sowohl Strom als auch Wärme produziert. Das Solardach produziert Strom während des Vormittags und über Mittag. Brennstoffzelle mit Expansionsgefäss Frischwasserstation für Warmwasserbereitstellung 1'200 1'000 800 600 kWh / Monat 400 200 Jan Feb Mrz Apr Brennstoffzelle 720 720 527 227 Fotovoltaik Dach 166 275 434 74 108 162 hybride Solarfassade Mai Jun Jul Aug 580 652 692 747 676 166 165 162 174 190 Sep Okt Nov Dez 100 520 360 627 720 319 191 165 147 116 77 69 Die Stromproduktion über das Jahr zeigt ein ausgeglichenes Lastprofil. Vom Altbau zum Plusenergiehaus 1. Gebäude 2. Technik 3. Energiemanagement Meteo-Prognose PV-Anlage passive Solarnutzung Hybrid-Solaranlage Nutzer Wärmedämmung WKK Gas 1. Gebäude (Steigerung der passiven Energiegewinnung) 2. Technik (Steigerung der aktiven Energieproduktion) 3. Energiemanagement (Erhöhung der Energieeffizienz) - Wärmedämmung Fassade und Dach - Fenstersanierung - Fenstervergrösserung nach Süden - Brennstoffzelle (Strom und Wärme) - Hybride Solarfassade (Strom und Wärme) - Solardach (Strom) - Vorausschauendes Energiemanagement - Visualisierung Energieverbrauch - Optimierung, Monitoring Elektrizitäts & Wärmeversorgung Stromgewinnung (PV-Anlage) Warmwasser hybride Solaranlage passive Solarnutzung (Fenster und Wärmedämmung) Frischwassermodul Wärmespeicher WKK Brennstoffzelle Wasser Gasnetz Elektrizitätsnetz (Rückspeisung überschüssiger Strom) Prinzipschema Energieversorgung Effizienz durch Zusammenspiel Das gewählte Energiekonzept zeichnet sich durch verschiedene Aspekte aus: Hohe Energieeffizienz: Der Energiebedarf des Gebäudes wurde durch Massnahmen an der Gebäudehülle und bei den Geräten (z.B. LED-Leuchten, Warmwasseranschluss für Waschmaschine und Geschirrspüler) massiv reduziert. Das zugeführte Erdgas (in Zukunft synthetisches Gas aus Überschussstrom PV- und Windanlagen) wird sehr effizient genutzt, indem es verstromt und die daraus entstandene Abwärme für Heizzwecke genutzt wird. Die hohe Energieeffizienz rechtfertigt es, den hochwertigen Energieträger Gas zu nutzen. Saisonaler Ausgleich: Die Kombination Wärme - Kraft- Kopplungsanlage (WKK) und Solaranlage ergänzt sich im Jahresverlauf: Im Sommer produziert die PV- Anlage überdurchschnittlich viel Elektrizität, im Winter übernimmt dies die WKK. Durch den ausgeglichenen Strombezug wird das Stromnetz weniger beansprucht, vor allem im Winter wird mit diesem Konzept ein positiver Beitrag zur Stromversorgung geleistet. Substitution Primärenergie: Auch wenn man die graue Energie für die Herstellung der technischen Installationen berücksichtigt, erreicht diese Lösung eine klare positive Bilanz. Das Gebäude substituiert Primärenergie. Wenn man das Gebäude als Teil des Netzwerkes « Energieversorgung » versteht, ist die Lösung mit der vorhandenen Gas-Infrastruktur nachhaltiger als ein vergleichbares Konzept, das auf Fotovoltaikanlagen basiert. Der Betrieb erreicht eine positive Umweltbilanz (-1.2 Mio Umweltbelastungspunkte, UBP06). Wirtschaftlichkeit: Die Energiekosten können unter Berücksichtigung des Rückspeisetarifs für die Überschussenergie gegenüber früher gesenkt werden. Energiefluss Endenergie Solar Sonnenwärme Produktionsverlust Primärenergie Erdgas 10'610 kWh/a Nutzenergie Hybride Solaranlage Fläche: 16.6m2 Ertrag: 200 kWh/m2a 3'320 kWh/a Spitzenlastheizung Leistung: 4–19 kW Jahresnutzungsgrad: 0.93 9'868 kWh/a Brauchwarmwasser (inkl. Verluste) Bedarf = 3'722 kWh/a Produktionsverlust Erdgas 26'100 kWh/a Erdgas 12'903 kWh/a Elektrizität -27'380 kWh/a Solar Raumheizung (inkl. Lüftung) Bedarf = 17'466 kWh/a Wärme/Kraft-Koppelung Leistung total: 3 kW Jahresnutzungsgrad tot: 0.93 8'000 kWh/a 4'000 kWh/a Elektrizität ins Netz – 8'248 kWh/a Sonnenenergie Fotovoltaikanlage Leistung: 8.0 kWp Ertrag: 875 kWh/kWp 7'026 kWh/a Elektrizitätsverbraucher Bedarf = 2'778 kWh/a Miteinbezug des Nutzers Das Verhalten des Nutzers trägt entscheidend zur Energieeffizienz bei, indem der Verbrauch an die Produktion angepasst wird. Wenn das Gebäude am meisten Strom produziert, sollte auch am meisten verbraucht werden. Die nötigen Informationen liefert ein Smart-Building Manager (SBM), der die Daten der Energieproduktion sammelt und sie an den Nutzer weitergibt. Mit Messwerten und Prognosen erfährt der Nutzer, welche Tätigkeiten, z.B. das Wäschewaschen, wann energieoptimal sind. Die SBM macht den Nutzer zusätzlich darauf aufmerksam, Die Inretis Holding AG wenn der Verbrauch bestimmter Geräte grössere Abweichungen aufweist, z.B. Die Inretis Holding AG mit Sitz in Chur (CH) ent- weil sie nicht abgeschaltet wurden ( Green Building Monitor ). stand 2005 durch den strategischen Zusammenschluss der drei Gebäudetechnik-Unternehmen Lauber IWISA AG, Willi Haustechnik AG und Ospelt Haustechnik. Mit einem starken Firmennetzwerk, darunter seit 2011 die Scherrer Haustechnik Ein Plusenergiehaus im Dienste des Systems AG, präsentiert sie sich heute als Holdinggesellschaft aus insgesamt 8 Partnern an Standorten in der gesamten Schweiz und Liechtenstein. Diese Struktur erlaubt es, die Gesamtverantwortung der Wertschöpfungskette Energie- und Gebäudetech- Für zukünftige Energielösungen reichen isolierte Betrachtungen nicht aus. Des- nik von der Planung bis zur Ausführung und dem halb ist die Transformation des EFH Sulzer zum Plusenergiehaus unter dem An- Unterhalt zu übernehmen. Damit werden Schnittstel- satz des Gebäudes im System entstanden. So wird nicht nur ein Gebäude len reduziert und die Innovation erhöht. Die Inretis zum Energie -« Selbstversorger », sondern erbringt als kleine Einheit Leistungen für Holding AG beschäftigt zurzeit rund 530 Mitarbei- das gesamte Energieversorgungssystem. Unter diesen Voraussetzungen kann die tende. Energiebilanz auf Stufe Primärenergie viel umfassender beurteilt werden. Indem das Gebäude selber Elektrizität produziert, substituiert es Strom des elektrischen Unsere Dienstleistungen Netzes, der bei der Herstellung CO2 ausstösst. Besonders durch die kontinuierliche –Ingenieurbüro für Energie- und Gebäudetechnik Stromproduktion auch im Winter und in der Nacht reduziert das Gebäude Dienst- –Anlage- und Rohrleitungsbau für Chemie, leistungen des Netzes auf umweltbewusste Art. Die Umweltbelastung konnte nach Pharma, Industrie, Wasserkraftwerke der vollständig umgesetzten Transformation von ursprünglich 7.0 Mio Umwelt­ –Heizung, Kälte, Solartechnik belastungspunkte ( UBP06 ) in einen positiven Beitrag von -1.2 Mio UBP06 gedreht –Sanitär, Wasserversorgung, Abwassertechnik werden. Das Gebäude wird vom Schädling zum Nützling. –Stark- und Schwachstrom, Fotovoltaik-Anlagen –Schwimmbadtechnik, Wasseraufbereitung –Gebäudehülle, Dach- und Fassadensysteme –Instandhaltung, Instandsetzung, Service Hauptsitz Inretis Holding AG Industriestrasse 19 7000 Chur www.inretis.ch Projektpartner: