Gesundheitsgefährdung durch Krankheitserreger im Trinkwasser

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10. Sanitärtechnisches Symposium, Münster, 20. Februar 2008
Gesundheitsgefährdung durch Krankheitserreger im
Trinkwasser
Priv.-Doz. Dr. med. B. Jahn-Mühl
Hygiene und Umweltmedizin
HSK, Dr. Horst Schmidt Klinik,
Wiesbaden
WHO – mikrobielle Risiken bei Trinkwasser
WHO Guidelines for drinking
water quality, 2006
PD Dr. med. B. Jahn-Mühl, Hygiene und Umweltmedizin, HSK Wiesbaden
20.02.2008, 2
WHO – mikrobielle Risiken bei Trinkwasser
Lungenentzündung:
Legionella
pneumophila
Lungenentzündung
und
Wundinfektionen:
Pseudomonas
aeruginosa
WHO Guidelines for drinking
water quality, 2004
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20.02.2008, 3
Nosokomiale Bedeutung von Pseudomonas aeruginosa
¾ Anteil wasserassoziierter nosokomialer P. aeruginosa
Infektionen/Kolonisationen
ƒ 40 % auf Intensivtherapiestationen
ƒ 30 % auf Normal-Stationen1
¾ Patienten kolonisiert oder infiziert mit P.aeruginosa
signifikant längerer medianer Aufenthalt auf ITS als
Kontroll-Patienten (median 51 versus 3 Tage)
¾ ca. 1400 Todesfälle durch wasserassoziierte P. aeruginosa
Pneumonien / Jahr in USA2
1
Reuter et al. Crit.Care Med. 2002; 30:2222-2228
2 Anaissie et al. Arch.Intern. Med. 2002;162:1483-1492
Ausführunge n. Exner, 2007
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20.02.2008, 4
Legionellose: Epidemiologie 2006
¾ 500.000 ambulante Pneumonien
¾ 20.000 Legionellosen pro Jahr
ƒ 4 % der ambulanten Pneumonien durch Legionellen
(CAPNETZ)
¾ nur 571 Leg.-Erkrankungen 2006 gemeldet
ƒ davon 486 als Legionärskrankheit (Pneumonie)
¾ 3.000 Tote bei 10 % Letalität (mind. 14 %)
¾ 20 – 25 % der Legionellosen sind nosokomial
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Legionellose: Epidemiologie 2006
Epi. Bul. 50/07
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Legionellose: Epidemiologie 2006
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Legionellose: Epidemiologie 2006
¾ 18% der Infektionen im Ausland
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HSK Wiesbaden
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Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
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Mikrobiologische Prüfung 1998
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Intervention in 1998/99 mit Teilsanierung
¾ thermische Strangregulierventile
¾ Optimierung der Hydraulik – Zirkulation
¾ Weiter bestehende Kurzschlüsse
ƒ z. B. durch Entlüftungsinstallationen
¾ persistierende Todstränge
¾ ausreichende Pumpenkapazität für Zirkulation?
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Mikrobiologische Prüfung 2005
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Wiederkehrende Legionellennachweise
¾ Nachweise an unterschiedlichen Entnahmestellen
ƒ Spitzenwerte bis 12.000 KBE/100ml
¾ Maximaltemperaturen zwischen 48°C und 62°C
¾ Labiles Nutzerverhalten
ƒ Einzelne Entnahmestellen ohne ausreichenden Gebrauch
¾ Interventionen
ƒ Desinfektion von Einzelarmaturen
ƒ Strangdesinfektionen
ƒ Ausstattung einzelner Entnahmestellen mit Filtersystemen
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Mikrobiologische Prüfung 06/2007 vor Intervention
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Was tun?
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Empfehlung des Umweltbundesamtes 2005
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Öffentliche Wahrnehmung I
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Öffentliche Wahrnehmung II
21.11.2007 | 19:05 Uhr, Frankfurt/Oder (ots) - Frankfurt (Oder). Vier
Jahre nach dem Legionellen-Skandal im Frankfurter Klinikum hat
die Staatsanwaltschaft den Fall abgeschlossen. "Die Unterlagen
sind auf dem Weg zum Amtsgericht", bestätigte gestern
Behördensprecher Michael Neff. Nach Informationen der
Märkischen Oderzeitung soll Anklage gegen einen 54-jährigen
Mitarbeiter der Rhön-Klinikum AG erhoben werden. Es handelt sich
um den Leiter der technischen Abteilung des fränkischen
Klinikkonzerns.Die Staatsanwaltschaft ging anfangs von sieben
ungeklärten Todesfällen im Klinikum aus. Doch der Tod von sechs
Patienten ist laut Gutachter nicht auf eine Infektion mit Legionellen
zurück zu führen. Nun soll noch in einem Fall wegen fahrlässiger
Tötung Anklage erhoben werden. In neun weiteren Fällen konnte
eine fahrlässige Körperverletzung nachgewiesen werden, hieß es
gestern aus Kreisen von Ermittlern. Die Patienten hatten sich in
dem Krankenhaus mit den Bakterien angesteckt. Sie konnten aber
geheilt werden.
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Notwendigkeit zur Sanierung des Systems
¾ Interventionsmöglichkeiten
¾ Lokal
¾ Systembezogen
¾ Zielsetzung
¾ Einhaltung der UBA-Empfehlung
ƒ Normalbereiche < 100KBE/100ml
ƒ Hochrisikobereiche < 1KBE/100ml
¾ Unabhängig vom Nutzerverhalten
ƒ Nutzung der Räumlichkeiten nicht konstant
ƒ System muss auch bei eingeschränkter Nutzung stabil bleiben
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Sanierungsstrategien
¾ Lokal – Filter
ƒ Kurzfristige Lösung
ƒ Langfristig nicht ökonomisch
ƒ Personalbindung durch Logistik für Filterwechsel
¾ Intermittierende Temperaturerhöhung
ƒ Nur bei funktionierende Zirkulation, keine Kurzschlüsse
¾ Chlorierungsverfahren: Chlordioxid, Elektrolytische Verfahren
ƒ Dosierung nur im KW, keine Mess- und Regeltechnik für WW
ƒ Chlorzehrung bei hohen Temperaturen?
ƒ Intakte Zirkulation und ausreichende Entnahme?
ƒ Dauernde Maßnahme (Ökonomie)
¾ Hydraulischer Abgleich des Gesamtsystems
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Intervention 07-08/07 – Hydraulischer Abgleich
¾ Analyse und Simulation des bestehenden Systems
¾ Entfernung von Kurzschlüssen der Zirkulation
z. B. durch Rohrentlüftungen
¾ Konsequentes Aufsuchen und Rückbau von Todsträngen
¾ Anpassung der Pumpenleistung an die Anforderungen der
Zirkulation
¾ Einbau von statischen und dynamischen Regulierventilen
¾ Mikrobiologische Kontrollen
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Mikrobiologische Prüfung 6 Monate nach Intervention
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Mikrobiologische Prüfung 01/2008 nach Intervention
Langzeitverhalten des Systems?
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Hartmannella vermiformis amoeba
filled with Legionella pneumophila
Photo: Holland/Özel,
Robert Koch-Institut
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