02.03.2011 Hypoparath., TSH bei Kindern

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Qualitätszirkel-Protokoll
Name des Qualitätszirkels: QZ Nuklearmedizin Rhein-Main
Datum: Mi., 02.03.2011
Ort: DKD Wiesbaden
Moderator: Dr. med. Wolfgang Spiegel
Von: 18.30 Uhr
Bis: 20:40 Uhr
Protokollführer: Dr. med. Wolfgang Spiegel
Die Teilnehmer bestätigen durch ihre Originalunterschrift auf der beigefügten Teilnehmerliste ihre Anwesenheit.
Sitzungsthemen: Postoperativer Hypoparathyreoidismus, TSH-Erhöhungen im Kindesalter, Verschiedenes
Arbeitsmethoden: Interne Referate, Diskussion, Fallbeispiele.
Ablauf, Inhalt und Ergebnis der Qualitätszirkel-Sitzung:
1. Im Hauptreferat des Abends beschäftigte sich Herr Dr. S. SAALABIAN (Wiesbaden) mit einer gefürchteten Komplikation von Schilddrüsen-Operationen, dem Hypoparathyreoidismus (HypoPT). Dieser tritt mit einer Häufigkeit von bis
zu 50% auf, abhängig von der Erfahrung des Operateurs und der Ausdehnung des Eingriffs. Neben einer passageren
Form, die auch asymptomatisch verlaufen kann und sich innerhalb von sechs Monaten rückbildet, bleiben auch permanente Störungen mit gravierender Hypokalzämie; hiervon sind aktuell in Deutschland etwa 10.000 Personen betroffen.
Zur Vermeidung eines HypoPT ist zunächst die Radikalität der Operation zu konservativ zu planen, Methode der Wahl
ist heute meist die Dunhill-Op. mit einseitiger Lobektomie und kontaralateraler, subtotaler Resektion. Intraoperativ müssen die Epithelkörperchen dargestellt, unter Schonung der Gefäßversorgung möglichst atraumatisch manipuliert und
erforderlichenfalls verpflanzt werden. Bei der Autotransplantation von einem bis drei Nebenschilddrüsen kommt es zwar
zu einer höheren Rate des passageren (15-20%), jedoch nur selten zu einem permanenten HypoPT (< 1%).
Da bislang nur begrenzte Erfahrungen mit der (zudem sehr teueren) oralen oder nasalen Parathormon-Substitution vor®
liegen wird der HypoPT mit 1,25-Vitamin-D-Präparaten wie Rocaltrol (0,25 – 2,0 µg) und zusätzlich 1-4 g Kalzium o®
®
ral/die behandelt. Früher verwendete Vitamin-D-Analoga wie Bondiol oder AT10 habe eine deutlich geringere Wirkung auf den Kalzium-Haushalt.
2. Im Anschluss erläuterte Frau Dr. F. BENA-BOUPDA (Wiesbaden) die Wertigkeit von TSH-Erhöhungen im Kindesalter aus pädiatrischer Sicht anhand von aktuellen Publikationen.
Die TSH-Normbereiche liegen bei Kindern per se höher, bis zu etwa 5,0 mU/l. Aber auch Werte bis 10 mU/l normalisieren sich innerhalb von fünf Jahren bei 80% der Kinder. Stets sollten aber eine Hypo- bzw. Agenesie der Schilddrüse
sowie eine Struma mittels Ultraschall ausgeschlossen werden, eine Autoimmunthyreoiditis mittels Antikörberbestimmungen (TPO, TAK). Es hat sich gezeigt, dass bei leicht erhöhtem TSH die jungen Patienten nicht von einer ThyroxinGabe profitieren. Deshalb sollte – sofern keine weiteren Befunde vorliegen und FT4 normal ist – zunächst unter Kontrollen für etwa zwei Jahre abgewartet werden, bevor eine langjährige Hormonersatzbehandlung eingeleitet wird.
3. Herr Dr. K. SCHLISSKE (Frankfurt) präsentierte den Fall eines 34-jährigen Patienten, bei dem histologisch benignes
Schilddrüsengewebe in Halslymphknoten nachgewiesen wurde, die zudem Technetium und Radiojod speicherten.
Auch bei intrathyreoidalen Knoten ergaben weder Histologie noch molekulargenetische Tests (BRAF, ret-PTC) einen
Anhalt für Bösartigkeit. Herr Kollege SCHLISSKE stellte ans Plenum die Frage nach dem weiteren Vorgehen.
Eine große Mehrheit der anwesenden Qualitätszirkel-Mitglieder sprach sich nach eingehender Diskussion dafür aus,
die Erkrankung wie ein hochdifferenziertes Karzinom der Schilddrüse zu behandeln: Es sollte eine Komplettierungsoperation (totale Thyreoidektomie) erfolgen mit nachfolgender Radiojod-Ablation eventuell vorhandener, weiterer ektoper
Thyreozyten-Verbände.
4. Abschließend berichtete Herr PD Dr. M. ZIMNY (Hanau) über ein Gespräch mit dem Regierungspräsidium Darmstadt
zur Präparation von nuklearmedizinischen Tracern nach dem Arzneimittelrecht. Diese ist derzeit nur anzeigepflichtig,
gilt formal jedoch als Herstellung eines Arzneimittels. Auch in Zukunft wird von der Aufsichtsbehörde wohl nicht gefordert werden das nuklearmedizinische Heißlabor pharmazeutisch aufzurüsten: Die Markierung von Tracer-Kits soll demnach auch weiterhin wie die Restitution eines Fertig-Arzneimittels behandelt werden.
Ein kommerzielles Sponsoring dieser Qualitätszirkel-Sitzung hat nicht stattgefunden.
Ort, Datum: Darmstadt, 10.03.2011
Unterschrift des Moderators:
- Dr. med. W. Spiegel –
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