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Ratgeber Tiergesundheit
Mastitis:
Die richtige
Therapie
Foto: Werkbild
Erregernachweis in 24 Stunden
Der neue Test verfügt über drei verschiedene Nährmedien für drei Erregertypen. Links
das typische Wachstumsbild von E.coli, rechts Staph. aureus.
❚❚Mit❚einem❚neuen❚Schnelltest❚sollen❚
Mastitis-Erreger❚schon❚innerhalb❚von❚24❚
Stunden❚identifi❚ziert❚werden❚können.❚
Damit❚ist❚früher❚als❚bei❚der❚bakteriologischen❚Untersuchung❚im❚Labor❚eine❚
zielgerichtete❚Therapie❚möglich.❚
Der❚Test❚„Vetorapid“❚von❚Fa.❚Vetoquinol❚
besteht❚aus❚einer❚Petrischale❚mit❚jeweils❚
einem❚Nährboden❚für❚gram-negative❚
Erreger❚wie❚E.coli,❚für❚gram-positive❚
Staphylokokken❚sowie❚für❚Streptokokken.❚
Für❚den❚Test❚wird❚ein❚steriler❚Wattetupfer❚in❚die❚Milchprobe❚getaucht❚und❚
großfl❚ächig❚auf❚der❚Petrischale❚ausgestrichen.❚Sie❚wird❚abgedeckt❚in❚einen❚
Inkubator❚mit❚35❚bis❚37❚°C❚gelegt.❚Nach❚
maximal❚24❚Stunden❚kann❚man❚den❚
Erreger❚anhand❚des❚Wachstumsbildes❚auf❚
einem❚der❚drei❚Nährboden❚identifi❚zieren.❚
Praktische❚Tierärzte❚sehen❚in❚dem❚Test❚
ein❚gutes❚Hilfsmittel:❚„Damit❚können❚wir❚
deut❚lich❚schneller❚eine❚Therapie❚einleiten❚
und❚sind❚zeitlich❚fl❚exibler“,❚berichtet❚Dr.❚
Martin❚Kleint❚aus❚Ettringen/Wertach.❚Vor❚
allem❚bei❚E.coli-Infektionen❚sei❚der❚
Zeitvorteil❚entscheidend.❚Hier❚sei❚der❚
Erreger❚oft❚schon❚nach❚12❚bis❚18❚Stunden❚identifi❚zierbar.❚Die❚Ergebnisse❚
würden❚gut❚mit❚den❚Laborergebnissen❚
übereinstimmen.❚„Eine❚exakte❚ErregerDifferenzierung❚ist❚mit❚dem❚Schnelltest❚
teilweise❚möglich“,❚erklärt❚Dr.❚Klaus❚
Wöste❚aus❚Werlte.❚Der❚Test❚deckt❚aber❚
nicht❚alle❚Erreger❚ab,❚weil❚dafür❚andere❚
Wachstumsbedingungen❚erforderlich❚sind.❚
So❚fehlen❚z.❚B.❚Hefen❚oder❚Arcanobakterium❚pyogenes.❚„Bei❚kuhassoziierten❚
Keimen❚schicke❚ich❚auf❚jeden❚Fall❚
zusätzlich❚Proben❚ins❚Labor“,❚so❚Tierarzt❚
Kleint.❚Das❚gilt❚auch❚bei❚Bestandsproblemen.❚Die❚Handhabung❚des❚Tests❚beurteilen❚die❚praktischen❚Tierärzte❚als❚einfach.❚
Dr.❚Wöste:❚„Wichtig❚ist❚aber,❚dass❚hygienisch❚und❚sorgfältig❚gearbeitet❚wird.“❚
❚❚Die❚Zahl❚der❚Mastitis-Neuinfektionen❚in❚der❚Herde❚gibt❚
Hinweise❚für❚die❚richtige❚
Mastitis-Therapie.❚Das❚erklärte❚
Prof.❚Volker❚Krömker❚bei❚einer❚
Mastitis-Tagung❚der❚Deutschen❚
Veterinärmedizinischen❚Gesellschaft❚(DVG)❚in❚München-Grub.❚
Die❚Neuinfektionsrate❚ergibt❚
sich❚aus❚der❚Zahl❚der❚Kühe❚mit❚
über❚100❚000❚Zellen❚pro❚ml❚im❚
aktuellen❚Monat❚geteilt❚durch❚
die❚Zahl❚der❚Kühe,❚die❚im❚
letzten❚MLP-Monat❚unter❚
diesem❚Schwellenwert❚lagen.❚
Liegt❚das❚Ergebnis❚über❚20❚%,❚
seien❚mögliche❚medikamentelle❚
Therapien❚nur❚wenig❚wirksam❚
und❚dringend❚Verbesserungen❚in❚
der❚Stall-❚und❚Melkhygiene❚
nötig,❚so❚Krömker.❚
Bei❚einer❚Neuinfektionsrate❚
von❚unter❚20❚%❚könnte❚dagegen❚
eine❚aufwändigere,❚längere❚
Therapie❚sinnvoll❚sein,❚weil❚
davon❚auszugehen❚ist,❚dass❚im❚
Betrieb❚ein❚hohes❚hygienisches❚
Niveau❚sicher❚gestellt❚sei.❚In❚
solchen❚Betrieben❚könne❚z.❚B.❚
über❚die❚Verlängerung❚der❚
Therapie❚nachgedacht❚werden.❚
Allerdings❚nur❚bei❚den❚Erregern❚
Staph.❚aureus❚und❚Streptococcus❚
uberis.❚Für❚die❚anderen❚Erreger❚
könne❚eine❚längere❚Therapie❚
nicht❚empfohlen❚werden.
Gentest für
Labmagen-Verlagerung
Neuer Schnelltest
für Hemmstoffe
❚❚❚Mit❚einem❚neuen❚Gentest❚lässt❚sich❚jetzt❚mit❚etwa❚80❚%iger❚
Sicherheit❚die❚genetische❚Anfälligkeit❚der❚Rasse❚Holstein❚für❚
eine❚Labmagenverlagerung❚feststellen.❚
Wissenschaftler❚der❚Tierärztlichen❚Hochschule❚Hannover❚
(TiHo)❚haben❚eine❚Genvariante❚entdeckt,❚die❚Informationen❚
über❚das❚Hormon❚Motilin❚enthält.❚Dieses❚Hormon❚kontrolliert❚
die❚Magen-Darm-Aktivität❚zwischen❚den❚Verdauungsabschnitten❚und❚sorgt❚für❚den❚Transport❚des❚Mageninhalts.❚Bei❚dieser❚
Genveränderung❚werden❚nur❚noch❚geringe❚Mengen❚des❚
Hormons❚produziert,❚so❚dass❚die❚Labmagenaktivität❚sinkt.❚
Besonders❚interessant❚ist❚der❚Testeinsatz❚laut❚Prof.❚Ottmar❚
Distl❚von❚der❚TiHo❚bei❚Besamungsbullen,❚da❚sie❚diese❚Veranlagung❚an❚ihre❚Töchter❚vererben.❚Weist❚der❚Bulle❚mehrere❚dieser❚
Genveränderungen❚auf,❚rät❚Distl❚vom❚Zuchteinsatz❚des❚Tieres❚
ab.❚Einzelne❚Blutproben❚testet❚die❚TiHo❚für❚ca.❚2❚500❚€.❚Das❚
Ergebnis❚liegt❚nach❚etwa❚acht❚Wochen❚vor.❚❚
❚❚Ein❚neuer❚Schnelltest❚für❚
Hemmstoffe❚soll❚innerhalb❚
von❚nur❚zehn❚Minuten❚ein❚
Ergebnis❚liefern.❚Die❚
Milkguard❚Combo❚Schnellteststreifen❚(Fa.❚Quidee)❚
arbeiten❚nach❚dem❚Prinzip❚
der❚Immunchromatographie❚und❚sollen❚über❚90❚%❚
der❚für❚Milchkühe❚zugelassenen❚Antibiotika❚erkennen.❚
Der❚Milchprobe❚wird❚
eine❚chemische❚Tablette❚
zugesetzt,❚die❚sich❚aufl❚öst.❚
Nach❚fünf❚Minuten❚wird❚
ein❚Teststreifen❚für❚weitere❚
R 32
top agrar 7/2012
fünf❚Minuten❚in❚das❚Gefäß❚
gesteckt.❚Ist❚die❚Milch❚
Antibiotika-frei,❚erscheinen❚
auf❚dem❚Streifen❚drei❚
farbige❚Querstreifen.❚Ist❚das❚
nicht❚der❚Fall❚sind❚Rückstände❚wahrscheinlich.❚
Laut❚einer❚Untersuchung❚
des❚Milchprüfrings❚in❚
Bayern❚ist❚der❚Test❚sehr❚
sensibel.❚Allerdings❚erkennt❚
er❚die❚antibiotischen❚
Wirkstoffe❚Sulfonamide,❚
Makrolide❚und❚Aminoglykoside❚nicht.❚Acht❚Teststreifen❚kosten❚29,50❚€.❚
Chlamydien:
Wo bleibt der Impfstoff?
In einigen Rinderbeständen treiben erneut
­Chlamy­dien ihr Unwesen. Betroffene Betriebe
warten dringend auf einen Impfstoff.
❚❚In mehreren Regionen
Deutschlands häufen sich in
letzter Zeit wieder Fälle von
Chlamydien-Infektionen.
Meldungen kommen v.a. vom
Niederrhein in NRW, aus
dem Raum Bremen, Hannover und Sachsen-Anhalt.
Diese Bakterien, die in
den Körperzellen leben und
sich dort vermehren, führen
vor allem zu Aborten im
letzten Trächtigkeitsdrittel
und zu einem deutlichen
Fallzahl wieder an“,
berichtet Dr. Wolfgang
Hollberg vom Tiergesundheitsdienst in NRW. Bisher zeigt sich die
Pharmaindustrie nicht
bereit, den Impfstoff bis zur
Zulassung zu bringen. Firma
Pfizer hat die Entwicklung
nach jahrelanger Forschung
eingestellt. Und auch Firma
IDT Biologika kommt damit
nicht voran: „Wir sehen die
Notwendigkeit für einen
Foto: Dr. Hollberg
Neben Aborten im letzten
Trächtigkeitsdrittel gehören
Atemwegserkrankungen zu
den typischen
Symptomen.
Rückgang der Milchleistung.
Darüber hinaus können Gelenkschäden oder Lungenentzündungen auftreten.
Oft verläuft die Infektion
subklinisch ohne eindeutiges Krankheitsbild. Betroffen sind neben Betrieben
mit Schwächen im Hygiene-Management oft auch
gut geführte Bestände.
Eine antibiotische Therapie ist so gut wie aussichtslos. Einige Tierärzte sehen
in der Impfung eine
wirkungsvolle Maßnahme,
um den Infektionsdruck zu
senken und das Immunsystem der Tiere zu stärken.
Doch es gibt nach wie vor
keinen für Rinder zugelassenen Impfstoff. Die letzten
Dosen eines Versuchsimpfstoffes sind längst aufgebraucht: „Dieser Impfstoff
war sehr gut wirksam.
Seitdem er nicht mehr
verfügbar ist, steigt die
Impfstoff. Für uns ist das
Produkt aber nicht wirtschaftlich“, erklärt Prof.
Hans-Joachim Selbitz von
IDT. Man sei aber bereit,
mit anderen Unternehmen
in der Sache zu kooperieren.
Auch in den Nachbarländern gibt es keinen zugelassenen Impfstoff. Für Schafe
ist zwar der Lebendimpfstoff Chlamyvax-FQ (Fa.
Merial) zugelassen. Er wirkt
jedoch gegen den Erregertyp „Chlamydia abortus“
und nicht gegen „Chlamydia pecorum“, der beim
Rind häufiger ist. Und für
eine Stallvakzine ist die
Anzucht der Erreger sehr
kompliziert.
Für die Praktiker ist die
Situation mehr als unbefriedigend. Neben der Pharmaindustrie ist auch die Politik
gefordert. Zum Beispiel
durch eine einfachere
Impfstoff-Zulassung. -sl- top agrar 7/2012
R 33
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