Vorlesung “Umwelt und Gesundheit” DIE HAUT

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Vorlesung “Umwelt und Gesundheit”
DIE HAUT
@ Hautarztzentrum Kiel
Das Pflichtenheft der Haut
Täglich harte Arbeit für die Haut
Sie lebt und atmet. Sie nimmt feine Reize wahr und hält zugleich großen Belastungen stand.
Sie schützt vor allerlei Krankheitserregern und anderen Angriffen von außen, arbeitet im
lebenswichtigen Stoffwechsel mit und fungiert als die beste Klimaanlage überhaupt.
Obendrein ist sie der Spiegel der Seele und dazu faszinierend anzuschauen und zu berühren.
Kurzum: Die Haut ist ein Meisterwerk, aber eines mit vielen Pflichten.
Aufgaben der Haut
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wehrt Gefahren aus der Umwelt ab (Krankheitskeime, Schädlinge, Gifte)
regelt die Körpertemperatur (vom Schwitzen bis zur Gänsehaut)
am Flüssigkeitshaushalt des Körpers beteiligt (unauffälliges Schwitzen)
arbeitet beim Stoffwechsel mit (Produktion von Vitamin D, Ausscheidung von Salzen)
schützt vor Sonnenstrahlung (Bräunung)
vermittelt Kontakt zur Umwelt (Wärme- und Kältegefühl, Tastsinn, Juckreiz,
Schmerz)
zeigt als Spiegel der Seele viele Gefühle (Erröten, Mimik)
Vor Angriffen schützen
Säure gegen Angreifer
Die Haut schützt den Körper vor höchst unterschiedlichen Eindringlingen wie unerwünschten
Bakterien, Viren und Pilzen. Der Trick der Haut dabei: Sie produziert auf ihrer Oberfläche
eine Schicht, die wie eine schwache Säure reagiert. Genau genommen stellt die Haut diese
Schutzschicht nicht selbst her, sondern gibt sie bei befreundeten Bakterien in Auftrag. Diese
gutartigen Kleinstlebewesen dürfen auf der Haut leben und bekommen dort ein wenig
Schweiß, Talg und abgestoßene, verbrauchte Hautzellen. Davon ernähren sich die kleinen
Dinger und verdauen diese Mischung aus Dank zu der schützenden Säure.
Die Temperatur regeln
Sensibler Körperkern in feindlicher Umwelt
Der Körperkern, also Herz, Hirn und die zentralen Organe, sind recht empfindlich: ihre
Temperatur muß allzeit stabil bleiben. Die Welt draußen schert sich darum allerdings wenig:
zwischen Sommer und Winter, Eismeer und Sahara variiert das Klima recht deutlich.
Also muß die Haut helfen: Sie reguliert den Feuchtigkeitsgrad des Körpers und sorgt für eine
konstante Körpertemperatur im Inneren.
Haut als Klimaanlage
Sobald die Körpertemperatur 36 bis 37 Grad Celsius zu überschreiten droht, greift die Haut
ein: Sie weitet die Blutgefäße ihres Adergeflechts und wird prompt stärker durchblutet. Mehr
Blut in der Haut transportiert auch mehr Wärme an die Körperoberfläche, wo wiederum mehr
Wärme an die Umwelt abfließt.
Schwitzen zum Kühlen
Muß der Körper noch mehr Wärme abführen, hilft ein Kunstgriff: Die Haut sondert mehr
Schweiß ab. Der entzieht beim Verdunsten dem Körper kräftig Wärme, ganz so wie es die
Regeln der Physik vorschreiben.
Energiesparen, wenn’s auffrischt
Wird es dagegen kühl, schaltet die Haut erst einmal auf Energiesparen: Sie drosselt ihre
Durchblutung, so daß weniger Blut – und damit weniger Wärme in die Außenbezirke gelangt.
Die Wärme bleibt dem Körperkern erhalten; weniger Energie fließt an die Umwelt ab. Als
Nebenwirkung fühlen sich Haut und Extremitäten, speziell Hände und Füße, kalt an.
Heizen, wenn’s kalt wird
Sinkt die Temperatur weiter, versucht die Haut, mehr Energie zu sparen und heizt obendrein
selbst: Beides soll die wohlbekannte Gänsehaut bewirken: Die kleinen Muskelchen an jeder
Haarwurzel bekommen den Befehl, sich zusammenzuziehen. Dadurch stellen sich die
Härchen der Körperbehaarung auf. Die vielen aufgerichteten Härchen hemmen den kühlenden
Luftstrom rund um den Körper.
In grauer Vorzeit half dieses Aufplustern: Das Fell, und damit auch die isolierende
Luftschicht darin, wurde dicker. Beim modernen Menschen bietet sich dagegen das eher
klägliche Bild einer gerupften Gans. Deshalb rät der Doktor: Bei Gänsehaut das eigene „Fell”
unterstützen, zum Beispiel mit einem Pullover.
Heizen mit Haarmuskeln
Durch die Gänsehaut heizt die Haut aber auch selbst: Beim Zusammenziehen der
Haarmuskeln entsteht Wärmeenergie. Ein Müskelchen allein bewirkt zwar nicht viel, aber alle
miteinander bringen durchaus ein wenig Wärme zustande. Reicht die Wärmeproduktion der
Haarmuskeln nicht aus, müssen die Muskeln des Bewegungsapparates mithelfen: Sie
beginnen zu zittern, um durch diese Arbeit weitere Wärme zu erzeugen.
Die Feuchtigkeit regeln
Ähnlich sensibel wie mit der Temperatur verhält sich der Körperkern, Kopf und Innereien,
auch gegenüber der Feuchtigkeit: zuviel oder zuwenig – beides brächte ihn um.
Heikel: Umgang mit Wasser
Am Ausscheiden von Flüssigkeit beteiligt sich auch die Haut mit ihrem Schweiß. Und damit
der Organismus nicht zu viel Feuchtigkeit verliert, sondern Talgdrüsen auf der
Hautoberfläche Fett ab. Dieses Fett breitet sich auf der Haut aus und sorgt dafür, daß weder
zuviel Feuchtigkeit nach außen gelangt noch zuviel Wasser von außen eindringt.
Funktionierte das überhaupt nicht, bedeutete ein Tag an der Luft oder ein Bad schon das
Ende.
Den Salzgehalt steuern
Reich an Mineralstoffen: Schweiß
Zahlreiche Zellen des menschlichen Körpers benötigen nicht nur eine verläßliche Temperatur,
sondern auch einen stabilen Salz- und Mineraliengehalt. Wieder eine Aufgabe für die Haut:
Sie regelt nicht allein den Flüssigkeitshaushalt, sondern kontrolliert parallel die Konzentration
von Salz und Mineralstoffen. Überschüssiges scheidet sie mit dem Schweiß aus, der deshalb
salzig schmeckt.
Vor Sonnenlicht schützen
Erfrischt das Gemüt: Sonnenlicht
Ohne Sonnenlicht wäre kein Leben auf Erden; kein Plankton, keine Pflanzen, keine Tiere,
keine Menschen. Außerdem tut Sonne auch der Seele so richtig gut.
Doch weil UV-Licht, ein Teil der Sonnenstrahlung, die Haut sehr belastet und sogar die
Krebsgefahr erhöht, hat sie im Laufe der Zeit sehr wirkungsvolle Schutzvorkehrungen gegen
das ultraviolette Licht (UV-Licht) entwickelt. Sie braucht jedoch ein bißchen Zeit, um den
Schutz zu aktivieren.
Wie sich die Haut vor Sonne schützt:
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Sie repariert Schäden durch Sonnenstrahlung
Sie bildet eine dickere Hornschicht
Sie bildet Bräunung / Pigmentierung, die Sonnenlicht filtert.
Lichtschutz I: Hautreparatur
Die Haut repariert sich selbst: Schäden, die durch Sonnenstrahlung entstanden sind, vermag
die Haut – in Grenzen – zu reparieren. Das funktioniert aber nur sehr langsam. Bei Bedarf
intensivieren die Keimzellen der Haut ihre Reparaturfunktion; sofern sie nur Zeit haben, sich
darauf einzustellen.
Lichtschutz II: starke Hornschicht
Dickes Fell gegen Strahlung: Sobald die Haut intensivere Sonnenstrahlung spürt, legt sie sich
buchstäblich ein dickeres Fell zu: Sie läßt die Hornschicht, die äußerste Lage abgestorbener
Hautzellen, ein wenig kräftiger wachsen. Denn eine stärkere Hornschicht filtert mehr
Strahlung aus, weniger schädigendes Licht erreicht die lebenden Zellen darunter.
Lichtschutz III: Bräunung der Haut
Wasserfest und allergenfrei – Bräunung als Sonnenschutz: Am intensivsten schützt die
natürliche Bräunung die Haut vor schädlichem Sonnenlicht: Im unteren Teil der Oberhaut
leben Zellen, die bei Sonneneinstrahlung einen bräunlich bis schwarzen Farbstoff (Pigment)
herstellen. Durch das kontinuierliche Wachsen der Hautzellen verteilt sich der Farbstoff bis in
die Hornschicht – die Haut wird braun.
Die Pigmentierung schützt, indem sie die UV-Strahlung ausfiltert. Je intensiver die Bräune,
desto kräftiger der Filter, desto weniger UV-Licht kann in die Haut eindringen. (Das ist aber
kein Freibrief für gnadenloses Bräunen.)
Die Umwelt erkunden
Anfassen und angefaßt werden
Die Haut zu berühren, ist faszinierend schön und ausdrucksstark. Und die Haut selbst macht
es erst möglich, diese Berührung zu spüren. Denn sie birgt Sinnesorgane für Wärme, Kälte,
Schmerz und Juckreiz, für den Tastsinn und Vibration. Diese Sensoren vermitteln angenehme
Gefühle und warnen vor Gefahren. Kommt man etwa mit der Hand einer Kerzenflamme zu
nahe, leitet die Haut die Information “Wärme” weiter. Wenn das noch nicht reicht, schickt sie
“Schmerz” hinterher. Flugs kommandiert dann das Gehirn: “Finger weg!”
Die Mitmenschen informieren
Wer wird denn gleich „aus der Haut fahren”?
Ob man will oder nicht: Für das Miteinander spielt die Haut eine bedeutsame Rolle. Beim
ersten Blick, beim ersten Eindruck teilen Haut und Haar, Mimik und Blick in
Sekundenbruchteilen – buchstäblich in einem Augenblick – vieles mit: Alter, Gesundheit und
Pflege, und manchmal sogar ein wenig über das Befinden, die Seelenlage oder gar den
Charakter.
Was die Haut noch alles offenbart, spiegelt sich im Wortschatz: „Rot vor Wut”,
„leichenblaß”, „hektische Flecken” und „Gänsehaut”. Wenn uns der Angstschweiß
herunterläuft, haben wir kein besonders dickes Fell. Dies sind nicht nur Bilder und
Methaphern, sondern vielmehr die sichtbaren Signale der Haut.
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