DE - European Parliament

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EUROPÄISCHES PARLAMENT
2009
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2014
Delegation für die Beziehungen zu Südafrika
BERICHT
von Michael Cashman
Vorsitzender der
Delegation für die Beziehungen zu Südafrika
19. Interparlamentarisches Treffen
zwischen dem Europäischen Parlament und Südafrika
27. Februar bis 2. März 2012
Johannesburg/Pretoria/Kapstadt (Südafrika)
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A. Einleitung
Die Delegation für die Beziehungen zu Südafrika reiste vom 27. Februar bis zum
2. März 2012 nach Südafrika. Der EP-Delegation gehörten neben ihrem Leiter Michael
Cashman (S&D, VK), dem Vorsitzenden der Delegation, sieben weitere Mitglieder an:
Judith Sargentini (Verts/ALE, NL), erste stellvertretende Leiterin der Delegation,
Sabine Verheyen (PPE, DE), Mario Mauro (PPE, IT), Salvador Sedo i Alabart (PPE,
ES), Boris Zala (S&D, SK), Morten Lokkegaard (ALDE, DA) und Giles Chichester
(ECR, VK).
Das 19. Interparlamentarische Treffen zwischen dem Europäischen Parlament und
Südafrika (EP-SA IPM) fand am 29. Februar und am 1. März unter dem gemeinsamen
Vorsitz von Michael Cashman (auf EU-Seite) und Joan Fubbs (Vorsitzender der SADelegation für die Beziehung zum Europäischen Parlament auf Südafrika-Seite) statt.
Viele unterschiedliche Themen waren Gegenstand der Gespräche, darunter Südafrikas
„Protection of State Information Bill“ [Gesetzentwurf zum Schutz von
Staatsinformationen], die Schuldenkrise in der Eurozone und ihre Auswirkungen auf
Afrika, die regionale Integration, das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen SADC-EU,
Umweltfragen und der Klimawandel, die politischen Herausforderungen in den Ländern
des Arabischen Frühlings etc. Gegen Ende des Interparlamentarischen Treffens wurde
eine gemeinsame Erklärung (siehe beigefügten Wortlaut) verabschiedet.
Neben dem interparlamentarischen Treffen fanden zahlreiche bilaterale Treffen
zwischen der Delegation des EP und Vertretern der Zivilgesellschaft, Denkfabriken, der
Wirtschafts- und Industriebranche und internationaler Organisationen in Pretoria,
Johannesburg und Kapstadt statt, unter anderem auch Treffen mit Botschaftern der
Delegation des EP und der EU-Mitgliedstaaten. Die Mitglieder des Europäischen
Parlaments (MdEP) trafen mit dem Präsidenten der Nationalversammlung von
Südafrika, Max Sisulu, und mit politischen Parteien Südafrikas zu einem bilateralen
Gespräch zusammen. Die Delegation besuchte auch von der EU geförderte Projekte.
Im Vordergrund der Gespräche der Delegation stand der südafrikanische „Protection of
State Information Bill“.
Die Delegation dankt der EU-Delegation in Pretoria und insbesondere dem EUBotschafter Roeland van de Geer für ihre Unterstützung und Beratung während des
Besuchs der Delegation in Südafrika.
B. Das Interparlamentarische Treffen: Hauptthemen
Südafrikas „Protection of State Information Bill“
Die südafrikanische Seite hatte es zunächst abgelehnt, diesen Punkt auf die
Tagesordnung zu setzen. Das Thema wurde schließlich doch noch im letzten Moment,
kurz vor der offiziellen Eröffnung des 19. Interparlamentarischen Treffens, zur
Erörterung auf die Tagesordnung gesetzt. Die südafrikanischen Parlamentarier stellten
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den Gesetzentwurf und die derzeit im National Council of Provinces [Nationaler
Provinzrat] (2. Kammer, Oberhaus) durchgeführten Verfahren, wie z. B. öffentliche
Konsultationen und öffentliche Anhörungen, die im ganzen Land stattfinden, vor. Sie
betonten, dass der Z w e c k des Gesetzentwurfs der Schutz bestimmter
Staatsinformationen sei und dass dieser in diesem Sinne den weltweit in verschiedenen
Ländern geltenden Rechtsvorschriften sehr ähnlich sei. Sie betonten auch, dass der
Gesetzentwurf im Vergleich zu seiner ursprünglichen Version grundlegend überarbeitet
wurde und zivilgesellschaftliche Anliegen berücksichtigt. Abschließend wurde darauf
hingewiesen, dass der Gesetzentwurf nicht nur als solcher interpretiert werden solle,
sondern im Kontext mit anderen Rechtsvorschriften in Südafrika, wie der Verfassung,
zu sehen sei.
Der Ko-Vorsitzende Cashman hob die Bedeutung der Offenheit und Transparenz von
Gesetzgebungsakten hervor. In dieser Hinsicht äußerten sich die MdEP besorgt über den
Gesetzentwurf, insbesondere über die vagen und weit gefassten Definitionen zur Art der
Informationen, die eingestuft werden könnten, und darüber, wer Informationen
einstufen darf. Sie unterstrichen die Notwendigkeit, für mehr Klarheit und Genauigkeit
bei den Definitionen im Gesetzentwurf zu sorgen, um unbeabsichtigte Folgen (wie
beispielsweise im Hinblick auf die Meinungsfreiheit) zu vermeiden, aber auch um ein
besseres Verständnis des Gesetzentwurfes bei den Bürgern zu erreichen und damit ihr
Vertrauen in Politiker und das Gesetzgebungsverfahren zu stärken.
Die Schuldenkrise in der Eurozone und ihre Auswirkungen auf Afrika
Die derzeitige Finanzkrise in Europa sowie ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft,
und vor allem auf Südafrika, wurden ausführlich besprochen.
Mario Mauro erklärte, dass die EU-Krise nicht nur eine Wirtschafts- und Finanzkrise
sei, sondern auch eine Krise der Politik. Die MdEP betonten jedoch, dass in jeder Krise
auch eine Chance stecke, die es zu ergreifen gelte. Wie Morten Lokkeggard bemerkte,
wurde die Europäische Union selbst während einer Krise in Europa errichtet, und die
Europäer sind es deshalb gewohnt, mit Krisen umzugehen, indem sie Lösungen finden
und nach vorne schauen. Vor diesem Hintergrund sollte die EU diesen besonders
schwierigen Moment nutzen, um mit der strengen Umsetzung ihrer Rechtsvorschriften
(insbesondere im Bereich der Wirtschaft) zu beginnen und diese zu verbessern, doch
auch um einige ihrer strukturellen Probleme anzugehen. Der südafrikanische
Parlamentarier Ian Davidson betonte die Notwendigkeit der Einrichtung einer
Fiskalunion (als ein nächster Schritt in Richtung Währungsunion), der einen
weitergehenden Verzicht auf nationale Souveränität erforderlich machen würde. Die
MdEP waren sich einig, dass die strukturellen Herausforderungen der EU nur durch
eine weitere Vereinheitlichung, stärkere Kooperation und „mehr Europa“ in allen
Politikbereichen, einschließlich der Außenpolitik der EU, zu bewältigen seien.
Wegen der starken Handelsbeziehungen zwischen Südafrika und der EU wirkt sich die
Krise in Europa negativ auf die Wirtschaft Südafrikas aus. Zudem führe die EU-Krise
zu einem geringeren Geldfluss von Europa nach Südafrika, zur Abwertung des Rand
und zu einem Rückgang bei der Entwicklungshilfe.
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Wirtschaftspartnerschaftsabkommen SADC-EU
Das südafrikanische Parlamentsmitglied Ian Davidson eröffnete die Debatte mit der
Erklärung, dass bei den Verhandlungen zum Wirtschaftspartnerschaftsabkommen
SADC-EU beträchtliche Fortschritte erzielt wurden. Er verwies auf die Notwendigkeit
einer besseren Diversifizierung der Wirtschaft und der Handelsbeziehungen Südafrikas.
Die MdEP hoben hervor, dass zur Erzielung einer Einigung eine Flexibilität bei den
Verhandlungen nicht nur auf Seiten der EU, sondern auch auf Seiten Südafrikas
notwendig sei. Der EU-Botschafter Roeland van de Geer betonte, dass beide Parteien
mit größerer Sorgfalt die angebotenen Zugeständnisse der jeweils anderen Partei
analysieren und bewerten sollten. Er wies außerdem darauf hin, dass das von der EU
gegenüber Südafrika und der Verhandlungsgruppe der Entwicklungsgemeinschaft des
südlichen Afrika (SADC) gemachte Angebot das beste EU-Angebot sei, das jemals
einem Land oder einer Region unterbreitet wurde.
Es bestand ein generelles Einvernehmen darüber, dass die Verhandlungen über
Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) sobald wie möglich zu einem erfolgreichen
Abschluss gebracht werden sollten, da die Handelsbeziehungen zwischen Südafrika und
der EU für beide Parteien von großer Bedeutung seien. Darüber hinaus würde ein WPAAbkommen die Schaffung von Arbeitsplätzen, das Wirtschaftswachstum und
Investitionen in Südafrika fördern und könnte die allgemeine Umsetzung des Nationalen
Entwicklungsplans Südafrikas, „Vision 2030“, erleichtern.
Politische Herausforderungen in Ägypten, Tunesien, Libyen, Syrien, Simbabwe und am
Horn von Afrika
Die Parlamentarier erkannten das Ausmaß der Herausforderungen, denen sich die
Länder des Arabischen Frühlings stellen müssen, an. Sie wiesen darauf hin, dass die
internationale Gemeinschaft die demokratischen Prozesse, die diese Staaten
durchlaufen, respektieren und diese bei der Festigung der dortigen Demokratie
unterstützen sollte. Zu diesem Zweck versucht die EU, alle im Rahmen der
Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) und der Entwicklungspolitik verfügbaren
Instrumente zu mobilisieren. Giles Chichester begrüßte die Tatsache, dass sich Frauen
und Jugendliche an den demokratischen Protesten in den arabischen Staaten beteiligten
und hob hervor, dass deren Teilnahme am laufenden demokratischen Prozess in diesen
Ländern von hoher Bedeutung sei.
Mit Blick auf Simbabwe waren sich die Parlamentarier einig, dass die Wahlen nicht
vorschnell und auch nur dann stattfinden sollten, wenn die notwendigen
Voraussetzungen für transparente, friedliche und glaubwürdige Wahlen gegeben seien.
Judith Sargentini erläuterte die Entscheidung der EU, ihre restriktiven Maßnahmen
gegenüber Simbabwe (durch Streichung von 51 Personen und 20 Unternehmen, die auf
der Visaverbotsliste standen und deren Vermögenswerte eingefroren waren) zu lockern.
Sie äußerte die Hoffnung, dass dies dem laufenden SADC-Begleitprozess bei der
Umsetzung des Umfassenden Politischen Abkommens (Global Political Agreement,
GPA) weiteren Auftrieb verleihe, diesen weiter unterstütze und auf diese Weise das
Land zum Positiven hin verändern werde. Der südafrikanische Parlamentarier
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Hargreaves Magama würdigte die von der EU gemachten Fortschritte, sprach sich
jedoch nachdrücklich für eine vollständige Beseitigung der restriktiven Maßnahmen
aus, um der SADC und Südafrika die Umsetzung des GPA zu ermöglichen.
Ökologische Fragen und Klimawandel
Der Ko-Vorsitzende Cashman hob die Bedeutung der Politikkohärenz und einer
langfristigen Vision für unsere künftige Entwicklung hervor, insbesondere in Zeiten, in
denen wir uns einer weltweiten Rezession, Nahrungsmittelkrise, einer sich
abzeichnenden Energiekrise und einem Klimawandel gegenübersehen. Salvador Sedo i
Alabart verwies auch auf den klaren Zusammenhang zwischen ökologischer
Nachhaltigkeit und der Armutsbekämpfung und insbesondere zwischen nachhaltiger
Energiepolitik
und
Wirtschaftswachstum,
z w i s c h e n Umweltpolitik
und
gesundheitlichem Nutzen usw. Er hob die Bedeutung der Umwelthaftung hervor, womit
den für Umweltschäden verantwortlichen Unternehmen und Betreibern das
Verursacherprinzip auferlegt wird.
Dem weiteren Gedankenaustausch unter den MdEP war zu entnehmen, dass das Thema
Wasserbewirtschaftung in Südafrika auch als Bestandteil der Klimapolitik des Landes
zunehmend in den Vordergrund rückt. Südafrikanische Parlamentsmitglieder hoben die
wachsenden Probleme Südafrikas im Bereich der Wasserverschmutzung hervor und
ersuchten die EU um Unterstützung und Hilfe bei der Bewältigung dieses Problems.
Botschafter van de Geer berichtete über die laufenden Gespräche zwischen der EU und
der südafrikanischen Regierung, um den Fortbestand der EU-Maßnahmen bei
gleichzeitigem Ausbau der EU-Kooperationsprogramme für Südafrika im Bereich der
Entwicklungspolitik zu gewährleisten und diese auch auf Maßnahmen im Bereich der
nachhaltigen Entwicklung und Investitionen in Südafrikas umweltfreundliche
Wirtschaft auszudehnen. Das südafrikanische Parlamentsmitglied Adrian Williams
bestätigte, dass Südafrika entschieden in eine umweltverträglichere wirtschaftliche
Zukunft blicken werde, da dies auch eine der Lehren aus der 17. Konferenz der
Vertragsstaaten des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über
Klimaänderungen (COP17) von Durban im Dezember 2011 gewesen sei.
Die Parlamentarier bekräftigten ihr Bekenntnis zu den auf der COP17-Konferenz
gefassten Beschlüssen und einigten sich darauf, dass die „Durban Platform for
Enhanced Action“ [Durban-Plattform für verstärktes Handeln] in ihrer Gesamtheit ein
bedeutender Schritt für die Klimaverhandlungen sei. Sie unterstrichen ebenfalls, wie
wichtig es für alle Parteien sei, sich an die Inhalte der Plattform zu halten und mit der
Erarbeitung eines neuen rechtlich für alle Parteien bindenden Vertrags zur Reduzierung
der Treibhausgasemissionen zu beginnen, der bis zum Jahr 2015 beschlossen und bis
zum Jahr 2020 in Kraft treten soll.
Regionale Integration und Entwicklung der Infrastruktur
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Die EP-Mitglieder tauschten untereinander ihre Erfahrungen hinsichtlich der Integration
in die EU aus und ermutigten ihre südafrikanischen Amtskollegen, Initiativen zur
Integration der südafrikanischen Region voranzutreiben.
Der Ko-Vorsitzende Cashman verwies im Hinblick auf die Erreichung der regionalen
Integration auf die Bedeutung eines effektiven Monitoring, von Rechtsinstrumenten und
von Durchsetzungsmechanismen und hob in diesem Zusammenhang die wesentliche
Rolle eines regionalen parlamentarischen Organs (wie dem Europäischen Parlament)
hervor. Die MdEP erläuterten die Notwendigkeit der Bündelung von Macht, sofern sich
daraus ein klarer Vorteil ergebe. Sabine Verheyen verwies jedoch darauf, dass dies nicht
zu einer übermäßigen Zentralisierung von Macht auf supranationaler Ebene führen
sollte, da es immer noch Themen gebe, die auf lokaler Ebene angegangen
(Subsidiaritätsprinzip) und dort auch am besten umgesetzt werden könnten.
Salvador Sedo i Alabart verwies auf die bedeutende Rolle Südafrikas als Triebfeder bei
der Integration in die südafrikanische Region. Er unterstrich, dass wirkliche regionale
Integration nicht nur verbesserte Handelsbeziehungen und wirtschaftliche Integration,
sondern auch politische Integration bedeuteten. In diesem Zusammenhang verwies
Morten Lokkegaard darauf, dass die EU zwar von wirtschaftlicher Integration
angetrieben erscheinen mag, dass jedoch von Anfang an die politische Integration ihr
oberstes Ziel gewesen sei.
Die südafrikanischen Parlamentsmitglieder erörterten auch die Bedeutung der
Entwicklung der Infrastruktur (Telekommunikations-, Eisenbahn-, Straßenverkehrs-,
Wasserinfrastruktur usw.), um die regionale Integration und den Handel zu ermöglichen
und um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Sabine Verheyen hob hervor,
dass die südafrikanische Region zum Zwecke einer nachhaltigen Entwicklung neben
Investitionen in die Entwicklung der Infrastruktur auch Investitionen in die Entwicklung
des Humankapitals tätigen sollte.
Südafrikas nationaler Entwicklungsplan: „Vision 2030“
Cameron Dugmore von der Nationalen Planungskommission Südafrikas stellte den
„Nationalen Entwicklungsplan – Vision 2030“ vor. Der seit dem November 2011 in
endgültiger Form vorliegende Plan hat die Armutsbekämpfung, den Abbau von
Ungleichheit und die Verbesserung der Lebenschancen für alle Südafrikaner, doch
insbesondere für die Jugendlichen des Landes, zum Ziel. Zu den konkreten Zielen
zählen unter anderem eine durchschnittliche BIP-Wachstumsrate von 5,4 % pro Jahr
und eine starke Senkung der Arbeitslosenquote (durch Schaffung von 11 Millionen
neuen Arbeitsplätzen) von derzeit 25 % auf 6 %. Der Ko-Vorsitzende Cashman merkte
an, dass der Plan sehr ehrgeizig und eine ausgezeichnete Grundlage für die Bekämpfung
der Armut und die nachhaltige Entwicklung sei. Die Herausforderung bei jeder
aufschlussreichen Analyse und Planung liege jedoch in ihrer Durchführung.
Die Parlamentarier wiesen darauf hin, dass der Plan nur dann erfolgreich sein könne,
wenn er auf einen breiten Konsens stieße und die gesamte südafrikanische Gesellschaft
(Zivilgesellschaft, Unternehmen, Parlament, politische Gruppierungen) aktiv an dessen
Umsetzung teilnähme.
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Die MdEP hoben die Bedeutung von verstärkten Investitionen in Humankapital und
Bildung hervor, welche die Kompetenzen von Südafrikanern entwickeln und
letztendlich ihre Aussichten auf Beschäftigung (die Arbeitslosigkeit stellt derzeit eine
der größten Herausforderungen des Landes dar) verbessern würden.
Soziale und wirtschaftliche Auswirkungen der FIFA-Fußballweltmeisterschaft
Die südafrikanischen Parlamentarier tauschten sich untereinander über die
Herausforderungen und Erfolge als Gastgeber der FIFA-Fußballweltmeisterschaft im
Jahre 2010 aus und auch darüber, welche Auswirkungen das Ereignis auf das Land in
wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht hatte. Salvador Sedo i Alabart hob hervor, dass
die Ausrichtung einer Weltmeisterschaft stets eine verbindende Wirkung auf Menschen
habe und ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Stolzes schaffe. Hargreaves Magama
schloss mit der Aussage, dass die Weltmeisterschaft bei Berücksichtigung aller dieser
Effekte definitiv den Preis wert war, den Südafrika gezahlt hat.
C. Bilaterale Treffen mit politischen Parteien
Die MdEP trafen Vertreter der vier wichtigsten Oppositionsparteien im
südafrikanischen Parlament, und zwar die Democratic Alliance [Demokratische
Allianz], den Congress of the People [Volkskongress], die Independent Democrats
[Unabhängige Demokraten] und die Inkatha Freedom Party [Inkatha Freiheitspartei].
Das mit dem African National Congress geplante bilaterale Treffen fand aufgrund
anderweitiger Verpflichtungen seitens des parlamentarischen Geschäftsführers der
Partei nicht statt.
Während der bilateralen Gespräche mit den unterschiedlichen politischen Parteien
erörterten die Mitglieder die allgemeine Lage in Südafrika und die Herausforderungen,
vor denen das Land steht, den „Protection of State Information Bill“ [Gesetzentwurf
zum Schutz von Staatsinformationen] sowie die Ziele der Parteien für die kommenden
Parlamentswahlen in 2014.
D. Treffen mit der Zivilgesellschaft, Südafrikas Wirtschafts- und Industriesektor
und internationalen Organisationen
Die MdEP erörterten mit Mondli Makhanya, dem Vorsitzenden des South African
National Editors Forum (SANEF) [Nationaler Verlegerverband Südafrikas], Raymond
Lowel vom Freedom of Expression Institute (FXI) [Institut für freie
Meinungsäußerung], Alison Tilley und Hennie van Vuuren von der Kampagne
„Right2Know“ [Kampagne zur Garantie des Rechts auf Informationsfreiheit] Südafrikas
„Protection of Information Bill“. Die Experten hoben hervor, dass der Gesetzentwurf,
auch wenn dieser im Vergleich zur ursprünglichen Version zwar verbessert wurde, nach
wie vor zahlreiche erhebliche Schwachstellen aufweise, die angegangen werden
müssten. Der Gesetzentwurf habe zwar das Potenzial, eine bedeutende Rolle bei der
Umwandlung der südafrikanischen Gesellschaft in eine Gesellschaft der Transparenz,
Verantwortlichkeit und Gesprächsbereitschaft zu spielen, doch dazu müsse dieser das
Recht auf Offenheit, freie Meinungsäußerung und den Zugang zu Informationen achten.
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Die Parlamentarier trafen Vertreter der International Organisation for Migration (IOM)
[Internationalen Organisation für Migration], um mit ihnen die Migrationsgeschichte,
Tendenzen und Herausforderungen der Migration in Südafrika und in der Region zu
erörtern. Die IOM erläuterte, dass Südafrika das bedeutendste Zielland in der Region für
qualifizierte und unqualifizierte Arbeiter sei. Der durch den Klimawandel oder
politische Konflikte bedingte wachsende Migrationsdruck führe zu einer zunehmenden
Abwanderung aus den Entsendeländern (einschließlich von afrikanischen Ländern
südlich der Sahara, Ländern des Arabischen Frühlings, aber auch aus Asien), während
gleichzeitig die Leistung der südafrikanischen Wirtschaft als Magnet für diejenigen
diene, die ihr eigenes Land in der Hoffnung auf ein besseres Leben anderswo verließen.
Leider liegen keine zentralisierten, verlässlichen und verfügbaren Daten über Migration
und Bewegungen in Südafrika vor.
Um die Migration in der Region bestmöglich zu steuern, müssen Regierungen, aber
auch andere Interessengruppen wie Banken und Arbeitgeber eine bedeutende Rolle
spielen. Die MdEP betonten die Notwendigkeit einer Erleichterung von Überweisungen
und von niedrigeren Kosten für Überweisungen von Wanderarbeitnehmern. Sie
erklärten zudem, dass das Europäische Parlament im Begriff sei, Gespräche über die
Migrations- und Asylpolitik der EU zu führen.
Zusammen mit dem Institut für Sicherheitsstudien (ISS) erörterten die MdEP die
diplomatische und militärische Rolle Südafrikas bei der Lösung des Konflikts in
Afrika. Das ISS wies darauf hin, dass Südafrika das einzige Land auf dem Kontinent
sei, das in der Lage sei, seine eigenen militärischen und friedenserhaltenden Einsätze zu
finanzieren. Selbstverständlich bemühe sich Südafrika stets um einen regionalen,
einvernehmlichen und sanften Konfliktlösungsansatz in Drittländern, da Südafrika der
Auffassung sei, dass eine Konfliktlösung aus dem Land selbst hervorgehen sollte.
Zudem könne sich das Land eigentlich keine Ausgaben für militärische und
friedenserhaltende Einsätze leisten, da ein deutlicher Bedarf an Geldmitteln zur
Bekämpfung der Armut innerhalb des Landes bestünde. Das ISS betonte zudem, dass
Südafrika immer noch im Begriff sei zu lernen, wie es sei, eine Großmacht auf dem
Kontinent zu sein.
In Bezug auf die Kriminalitätslage in Südafrika informierte das ISS die MdEP darüber,
dass die Kriminalitätsrate gesunken sei. Leider berücksichtigt die Statistik nicht die Zahl
der ungemeldeten Fälle, die bei einigen Kriminalitätsformen recht hoch sein könnte
(bspw. werden 30 bis 60 % der Vergewaltigungen nicht gemeldet).
Die Mitglieder trafen auch Thabi Leoka, die Leiterin der makroökonomischen
Forschungsabteilung bei der Standard Bank, um mit ihr die wirtschaftliche Lage in
Südafrika zu erörtern. Ihr zufolge befand sich die südafrikanische Wirtschaft in einer
Rezession mit einer deutlichen Verlangsamung im Bergbau-, Herstellungs-,
Landwirtschafts- und Bausektor. Die Arbeitslosigkeit sei eine der größten
Herausforderungen für das Land, wobei die Jugendarbeitslosenquote bei 50 % (die
weltweit höchste) liegt. Allein in der von 2008 bis 2009 dauernden Rezession gingen in
Südafrika eine Million Arbeitsplätze verloren. Deshalb müssten auf die Schaffung von
Arbeitsplätzen ausgerichtete Wachstumspläne dringend umgesetzt werden. Um die
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Arbeitslosigkeit bis zum Jahr 2020 zu halbieren, würde Südafrika ein Wachstum von
7 % benötigen. Ferner wären verstärkte Investitionen in die Landwirtschaft und
Entwicklung des ländlichen Raums sowie im Bildungsbereich (insbesondere für den
Ausbau von Fachschulen zur Ausbildung von Lehrern) erforderlich, da Studenten
oftmals nicht über die nötige Kompetenz und Sachkenntnis verfügten, um vom
Arbeitsmarkt aufgenommen zu werden.
Es wurde ebenfalls darauf hingewiesen, dass die Krise in Europa wegen der engen
Handelsbeziehungen zwischen den beiden Seiten die Wirtschaft Südafrikas noch weiter
destabilisieren würde. Deshalb versuche Südafrika, seine Handelsbeziehungen zu
diversifizieren, hauptsächlich durch die Intensivierung des Handels zu den restlichen
BRICS-Ländern. Simon Freemantle, leitender Analyst der afrikanischen Abteilung für
Politik und Wirtschaft in der Standard Bank, erläuterte den MdEP, dass diese
Diversifikation keine Abkehr von Europa, sondern einen Schritt in Richtung
Multipolarität in den südafrikanischen Handelsbeziehungen bedeute. Die Parlamentarier
wiesen jedoch darauf hin, dass die Qualität des Handels mit den BRICS-Ländern leider
nicht so gut sei wie mit der EU. Im Gegensatz zur EU, die mit Südafrika ein breites
Spektrum an Waren handelt, liegt der Schwerpunkt der BRICS-Länder ausschließlich
auf aus Südafrika importierten Gütern und dem Export von billig hergestellten Waren
minderer Qualität nach Südafrika. Diese Handelsbilanz hindert Südafrika daran, seine
verarbeitende Industrie weiterzuentwickeln. Von allen BRICS-Ländern ist China bei
Weitem das am besten vertretene Land in Südafrika, gefolgt von Indien und Brasilien.
Die Beziehungen zu Russland sind mittelmäßig. Simon Freemantle hob auch die
Notwendigkeit für Südafrika hervor, seine Handelsbeziehungen in der Region und auf
dem afrikanischen Kontinent, insbesondere zu Nigeria, weiter auszubauen.
Beim Treffen mit Vertretern der South African Sugar Association (SASA)
[Südafrikanischer Zuckerverband] diskutierten die MdEP über den Zugang des
südafrikanischen Zuckers zu den EU-Märkten, eine der offenen Fragen, die die
Verhandlungen zum Wirtschaftspartnerschaftsabkommen SADC-EU blockieren. Der
Zuckerverband SASA erläuterte, dass die südafrikanische Zuckerindustrie schrumpfe
und die allgemeine Zukunftsfähigkeit der Industrie auf dem Spiel stehe. Gleichzeitig
wiederholte der SASA erneut, dass dem EU-Markt ein Mangel an AKP-Zucker
bevorstünde, da die AKP-Länder ihre Zuckerquoten nicht erfüllen könnten. Vor dem
Hintergrund dieser Situation ersuchte der SASA um einen besseren Zugang für den
südafrikanischen Zucker zur EU – ein Gesuch, das von der Verhandlungsgruppe der
Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) und der südafrikanischen
Regierung uneingeschränkt unterstützt wurde. Sie betonten zudem, dass sich ein
verbesserter Zugang für Zucker auf die ländliche Entwicklung Südafrikas, insbesondere
auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, positiv auswirken würde. Die MdEP erklärten,
dass Flexibilität auf beiden Seiten vonnöten sei, um die WPA-Verhandlungen wieder
aufzunehmen. In diesem Zusammenhang könnte Südafrika beispielsweise ein
Zugeständnis
auf
einem
an d e r e n offenstehenden
Gebiet
des
Wirtschaftspartnerschaftsabkommens SADC-EU machen, wenn es einen besseren
Zugang für seinen Zucker zu den EU-Märkten erhalten möchte.
Die Mitglieder trafen auch Dr. Bernie Fanaroff, den Leiter des Square-KilometerArray-(SKA)-Projektes in Südafrika. Das SKA wird ein revolutionäres Radioteleskop,
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das Wissenschaftlern ermöglichen wird, Antworten auf viele der fundamentalen,
ungelösten Fragen über unser Universum zu finden. Das SKA wird auf der südlichen
Hemisphäre aufgebaut – Südafrika (und weitere acht afrikanische Partnerländer) sowie
Australien sind zwei Standortvorschläge für das SKA – und es wird das bei Weitem
größte und empfindlichste Radioteleskop sein, das jemals gebaut wurde. Es wird mit
über 3.000 Empfangsstationen ausgestattet sein, die bis zu einer Distanz von 3.000 km
von einem Zentrum entfernt aufgestellt werden. Die Entwicklung des SKA könnte zu
einem starken Antriebsfaktor für das sozioökonomische Wachstum in Südafrika und in
seinen Nachbarländern werden. Es könnte das Humankapital der Region durch
Ausbildung einer neuen Generation von hochqualifizierten Wissenschaftlern,
Technikern und Fachleuten stärken und ein völlig neues Spektrum an Möglichkeiten
und internationaler Zusammenarbeit für die Industrie der Region eröffnen. Die offizielle
Entscheidung hinsichtlich des Standorts des SKA wird im April 2012 erwartet. Das
Projekt erfuhr mit der Verabschiedung einer schriftlichen Erklärung auf der
Plenarsitzung im März eine überwältigende Unterstützung.
Es fand außerdem ein Treffen der MdEP mit Jonathan Deal, dem Vorsitzenden der
„Treasure the Karoo Action Group“, zur Technik des „Fracking“ in Südafrika statt.
Das „Hydraulic Fracturing“, auch „Fracking“ genannt, ist eine umstrittene Technologie,
die bei der Schiefergasförderung zum Einsatz kommt. Bei dieser Technik erfolgt eine
Vertikalbohrung bis zu einer Tiefe von 2.000 m bis 6.000 m. Dieses Verfahren erzeugt
Risse in der Schiefergesteinsschicht, wodurch das zwischen den Gesteinspartikeln
eingeschlossene Gas freigesetzt wird. Millionen Liter Wasser sowie Tausende Liter an
Chemikalien (von harmlos bis hochgiftig) werden für eine Frackbohrung benötigt.
Deshalb werden unzählige Risiken, nicht nur in Bezug auf die menschliche Gesundheit,
sondern auch mit schädlichen Folgen für Ökosysteme, wie Wasserverschmutzung, mit
dem Fracking in Verbindung gebracht. Jonathan Deal betonte, dass das Fracking unter
den gegenwärtigen Umständen in Südafrika untragbar sei. Es wurde zwar ein
kompetentes Einsatzteam aus Fachleuten verschiedener Ministerien und
Interessengruppen (aus dem Bereich Gesundheit, Umwelt, Landwirtschaft, Energie etc.)
aufgestellt, um das Fracking im Land zu überwachen, doch äußerte er wegen der
begrenzten Zeit, die für den Abschluss des Berichts zur Verfügung stand, Zweifel an der
Glaubwürdigkeit der Ergebnisse. Zudem sollten im Zuge der Senkung der
Treibhausgasemissionen die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert werden
und gleichzeitig die Investitionen in erneuerbare Energiequellen verstärkt werden, um
die Energieprobleme Südafrikas zu lösen.
E. Besichtigung von Projekten
Das Menschenrechtsberatungszentrum in Orange Farm
Orange Farm ist das größte und bevölkerungsreichste inoffizielle Siedlungsgebiet in
Südafrika. Im Jahr 2011 wurde die Einwohnerzahl auf über eine Million Menschen
geschätzt. Die Herausforderungen, denen sich diese Gemeinschaft gegenübersieht,
liegen in dem hohen Maß an Armut, dem niedrigen Bildungsniveau, dem Mangel an
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Grundversorgung, dem mangelnden Zugang zum Rechtssystem und zu
Gesundheitseinrichtungen sowie dem Mangel an Arbeitsplätzen, was zu erhöhter
Kriminalität führt.
Das Menschenrechtsberatungszentrum in Orange Farm wurde im Jahre 1996 gegründet,
um das Leid der Gemeinschaftsmitglieder durch nachhaltige Initiativen an der Basis zu
lindern, mit dem Ziel, vor Ort die Eigenständigkeit zu fördern. Das Beratungszentrum
wurde im Jahre 2006 mangels Geldmitteln geschlossen und im Jahre 2008 mit der Hilfe
von EU-Mitteln durch das „Access to Justice Programme“ [Programm für Zugang zum
Rechtssystem] neu eröffnet.
Das Beratungszentrum ist beim Zugang zu Informationen, Überweisungen,
Rechtsberatung und Rechtshilfe bei einer Reihe von Angelegenheiten behilflich, die
beispielsweise den Zugang zu Geburtsurkunden und Ausweisdokumenten sowie
Sozialleistungen, Arbeitsvermittlung oder die Zwangsräumung, Arbeitslosigkeit,
häusliche Gewalt, Kindesmissbrauch oder das Thema Behinderung betreffen. Es bietet
auch Flüchtlingen und Asylsuchenden Hilfe. Darüber hinaus betreibt das Zentrum eine
Kindertagesstätte und ein Recyclingprojekt, die beide zur Finanzierung des Zentrums
beitragen. Das Recyclingprojekt verringert auch die Umweltverschmutzung und versetzt
die Gemeinschaft in die Lage, alternative Wege aufzuzeigen, wie Geld verdient und
gleichzeitig die Umwelt geschont werden kann.
Die Delegation des EP hörte eine Reihe von Vorträgen zu der von den Gruppen in den
Bereichen Justiz, Menschenrechte und Gesundheitsversorgung geleisteten Arbeit.
Ubuntu-Klinik, Township Khayelitsha
Südafrika weist eine der weltweit höchsten Koinfektionsraten bei HIV/AIDS und
Tuberkulose (TB) auf – etwa 70 % der Menschen mit HIV haben auch Tuberkulose.
Der Kampf gegen beide Krankheiten zusammen wird deshalb als unerlässlich
angesehen.
Mitglieder des EP besichtigten die Ubuntu-Klinik – eine einzige Anlaufstelle („onestop-shop“) für die TB/HIV-Behandlung, bei der koinfizierte Patienten sowohl für TB
als auch für HIV Behandlungsleistungen aus einer Hand, an derselben Klinik, erhalten.
Sie tauschten sich mit Patienten einer Gruppe aus, die an einer antiretroviralen Therapie
teilnahm,
und
erörterten
mit
der
Treatment
Action
Campaign
Gesundheitsversorgungsmodelle der Gemeinschaft. Professor Mark Nikol, Leiter der
Fachabteilung für Medizinische Mikrobiologie an der Universität von Kapstadt und des
National Laboratory Service [Nationaler Labordienst], stellte den Mitgliedern das
neueste TB-Testverfahren zur Diagnose vor – ein Molekular-Diagnosemodul mit der
Bezeichnung GeneXpert, welches innerhalb von zwei Stunden das Ergebnis liefert. Er
erklärte, dass die verbesserte Erkennung und frühzeitige Behandlung maßgeblich zur
Verringerung der allgemeinen Sterblichkeit und zur Vorbeugung einer weiteren
Übertragung von TB, insbesondere der arzneimittelresistenten TB, beitragen.
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Gemeinsame Erklärung
19. Interparlamentarisches Treffen zwischen dem Europäischen
Parlament und Südafrika
29. Februar bis 1. März 2012
Südafrika (Kapstadt)
Das 19. Interparlamentarische Treffen (IPM) zwischen den Mitgliedern des
südafrikanischen Parlaments und den Mitgliedern des Europäischen Parlaments fand am
29. Februar und am 1. März in der Nationalversammlung von Südafrika (Kapstadt) statt.
Im Mittelpunkt standen vor allem die derzeitigen wirtschaftlichen und politischen
Probleme in Südafrika, Europa und auf internationaler Ebene.
Hinsichtlich der Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) waren sich beide Seiten
einig darüber, dass der SADC-EU-WPA-Prozess recht bald zu einem erfolgreichen
Abschluss gebracht werden sollte. Es wurde ebenfalls darauf hingewiesen, dass die
WPA-Verhandlungen mit dem Ziel weiter fortgesetzt werden, sobald wie möglich eine
vollständige Einigung zu erreichen. Beide Seiten bekräftigten ihr Engagement für ein
beiderseits vorteilhaftes Handelsabkommen.
Sie bekräftigten auch ihr Bekenntnis zu den auf der 17. Konferenz der Vertragsstaaten
des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (COP17)
von Durban im Dezember 2011 gefassten Beschlüssen. Die „Durban Platform for
Enhanced Action“ [Durban-Plattform für verstärktes Handeln], auf die sich das gesamte
Durban-Maßnahmenpaket stützt, ist von historischer Bedeutung. Ohne die DurbanPlattform gäbe es keinen zweiten Verpflichtungszeitraum nach dem Kyoto-Protokoll,
keine Einrichtung eines Grünen Klimafonds, keinen Anpassungsausschuss. Der Grüne
Klimafonds wurde sowohl von der südafrikanischen Delegation als auch von den
Delegationen der EU begrüßt. Sie unterstrichen ebenfalls, aufmerksam die Einhaltung
der Zusagen ihrer jeweiligen Regierung zu verfolgen.
Die südafrikanischen Parlamentarier stellten den nationalen Entwicklungsplan
einschließlich der „Vision 2030“, des Bildungsprojekts, des Projekts zur Entwicklung
des ländlichen Raums und der Kompetenzen, lokale Gemeinschaftsprojekte, Programme
zur Wasserbewirtschaftung und nachhaltigen Entwicklung sowie Armutsbekämpfung
vor.
Die Parteien erörterten die politische Lage in Nordafrika, am Horn von Afrika, in Syrien
und Simbabwe und erkannten das Ausmaß der dortigen Herausforderungen sowie die
friedlichen Initiativen in diesem Zusammenhang an. Sie bekräftigten ihre feste
Überzeugung, wonach der demokratische Wille der Bürger solcher Länder
grundsätzlich zu respektieren sei.
Die EU-Mitglieder nutzten die Gelegenheit, um sich untereinander über ihre
Erfahrungen hinsichtlich der EU-Integration auszutauschen und ihre südafrikanischen
Amtskollegen zu ermutigen, Initiativen zur Integration der südafrikanischen
Gemeinschaften voranzutreiben.
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Die südafrikanischen Parlamentarier tauschten sich untereinander über die
Herausforderungen und Erfolge als Gastgeber der FIFA-Fußballweltmeisterschaft in
2010 aus und darüber, welche Auswirkungen das Ereignis auf das Land in
wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht hatte. Die unterschiedlichen Erfahrungen aus der
enormen Entwicklung der Infrastruktur haben den Grundstein für ein realistisches
Multi-Milliarden-Infrastrukturprojekt gelegt, das dazu beitragen könnte, die drei
Herausforderungen – Bekämpfung der Armut, Senkung der Arbeitslosigkeit und die
Schaffung von Gleichheit – zu bewältigen.
Die derzeitige Finanzkrise in Europa und ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft,
und vor allem auf Südafrika, wurden ausführlich besprochen.
Die südafrikanischen Parlamentarier nutzten auch die Gelegenheit, den 6. „Protection of
State Information Bill“ [6. Gesetzentwurf zum Schutz von Staatsinformationen] von
2010 und die derzeit in der 2. Kammer (im Nationalen Provinzrat, NCOP)
durchgeführten Verfahren, wie z. B. öffentliche Konsultationen und öffentliche
Anhörungen, die im ganzen Land stattfinden, vorzustellen.
Die lebhafte und offene Debatte während des 19. interparlamentarischen Treffens
zwischen dem Europäischen Parlament und Südafrika bestätigten das südafrikanische
und europäische Bekenntnis, sich auch weiterhin für Themen von beiderseitigem
Interesse einzusetzen und den gemeinsamen Dialog als wertvolles Instrument zur
Vertiefung der Beziehungen zu betrachten.
Veröffentlicht: 1. März 2012
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19. Interparlamentarisches Treffen
zwischen dem Europäischen Parlament und Südafrika
ENDGÜLTIGE TAGESORDNUNG
I.
Südafrikas „Protection of State Information Bill“
II.
Aktuelle Wirtschafts- und Handelsfragen
a. Die Schuldenkrise in der Eurozone und ihre Auswirkungen auf Afrika
b. Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPA) – Lagebericht
c. Politische Herausforderungen in Ägypten, Tunesien, Libyen, Syrien,
Simbabwe und am Horn von Afrika
III.
Ökologische Fragen und Klimawandel

Wasserbewirtschaftung

Programme für nachhaltige Entwicklung

Umsetzung der COP17-Beschlüsse
IV.
Die Beziehungen zwischen Südafrika und der EU

Regionale Integration
V.
Infrastruktur in der Region Südafrikas
VI.
Nationaler Entwicklungsplan

Vision für 2030

Projekte zur Kompetenzentwicklung

Ländliche Entwicklung

Lokale Gemeinschaftsprojekte

Bildung

Millennium-Entwicklungsziele
VII.
Soziale
und
Fußballweltmeisterschaft
VIII.
Auswirkungen
der
Allgemeines
 Annahme des Erklärungsentwurfs
 Überlegungen zu den Terminen für das 20. Interparlamentarische
Treffen zwischen dem Europäischen Parlament und Südafrika
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ökologische
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FIFA-
EUROPEAN PARLIAMENT
DELEGATION FOR RELATIONS WITH SOUTH AFRICA
19th EP / South Africa Interparliamentary Meeting
27 February - 2 March 2012
Johannesburg/Pretoria/Cape Town - South Africa
FINAL PROGRAMME
Sunday, 26 February
Johannesburg
Individual arrival of MEPs in Johannesburg. Accommodation at the Protea Hotel Fire & Ice!
Melrose Arch
19.15
Meeting at hotel lobby
19.30
Working dinner with the Head of the EU Delegation to South Africa, Ambassador
Roeland van de Geer, on the political and economic situation in South Africa
Venue: Pigalle Restaurant in Melrose Arch (within walking distance from hotel)
Monday, 27 February
Pretoria
08.00
Departure from Hotel to Pretoria
09.00-10.15
Briefing by the EU Delegation
Venue: EU Delegation Headquarters in Pretoria
10.15-11.15
Meeting with the EU Member States' Ambassadors
Venue: EU Head of Delegation residence
12.00-13.00
Meeting with the International Organisation for Migration (IOM) Regional
Office for East & Southern Africa
Venue: IOM Regional Office in Pretoria
13.00-13.45
Finger food lunch
Venue: IOM Regional Office in Pretoria
13.45
Depart to ISS Office
14.00-16.30
Meeting/briefing by the Institute for Security Studies on South Africa's diplomatic
and military role in conflict resolution in Africa, and UN-AU enhanced
cooperation in peace and security matters in Africa, as well as on South Africa's
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crime situation
Venue: ISS Office, 361 Veale Street, Block C, Brooklyn Court, Pretoria
17.30
Return to Hotel
19.30
Working dinner on South Africa's Protection of State Information Bill with Mr.
Mondli Makhanya, Chair of the South African National Editors Forum (SANEF)
and Mr. Raymond Lowel of the Freedom of Expression Institute (FXI)
Venue: Hotel restaurant (reserved fireplace area)
Tuesday, 28 February
Johannesburg
08.00
Breakfast meeting with Ms. Thabi Leoka, Head of Macroeconomic research –
South Africa, Standard Bank, on "South Africa 2012 – In Europe’s cold grip"
Venue: Hotel, Milan Room
09:30
Check-out from Hotel (luggage bus)
09.30
Depart to Orange Farm
10.00-13.00
Briefing at the Foundation of Human Rights' Orange Farm Advice Centre and
tour
13.00-13.45
Finger food lunch
Venue: Orange Farm
13.45
Depart Orange Farm to Rosebank, Johannesburg
14.30 - 16.00 Meeting/briefing by Dr. Bernie Fanaroff, SKA SA Project Director
Venue: SKA South Africa Office, 17 Baker Street, Rosebank, Johannesburg
17.00 - 18.00 Meeting with representatives of the South African sugar cane industry
Venue: Kalahari Room, Hilton Intercontinental Hotel (at the airport)
19.50 - 22.00 Flight to Cape Town
22.00
Arrival in Cape Town
23.00
Check-in at the Commodore Hotel, Waterfront
Wednesday, 29 February
08.30
Departure from Hotel
08.45
Arrival of EP Delegation at the South African Parliament
09.00-10.30
INTER-PARLIAMENTARY MEETINGS
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DE
Cape Town
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10.30-10.55
Refreshment break
11.00-12.30
INTER-PARLIAMENTARY MEETINGS
12.30-14.00
Lunch hosted by the South African Parliament
Venue: National Assembly Restaurant
14.30-16.00
INTER-PARLIAMENTARY MEETINGS
16.00-16.15
Refreshment break
16.30-17.30
Courtesy call on Hon. Max Sisulu, Speaker of the National Assembly of South
Africa
18.00
Return to Hotel
19.30
Welcome Dinner hosted by the South African Parliament
Venue: Taj Hotel
Thursday, 1 March
Cape Town
08.30
Departure from Hotel
08.45
Arrival of EP Delegation at the South African Parliament
09.00-11.00
INTER-PARLIAMENTARY MEETINGS
11.00-11.25
Refreshment break
11.30-13.00
INTER-PARLIAMENTARY MEETINGS
13.00-14.30
Lunch hosted by the South African Parliament
Venue: Five Flies Restaurant
15.00-17.00
Meetings with political parties




15.00 – 15.30 – Democratic Alliance
15.30 – 16.00 – COPE
16.00 – 16.30 – Independent Democrats
16.30 – 17.00 – IFP
17.00
Depart to IDASA building (on foot, #6 Spin Street).
17.30
Meeting with representatives of the Right2Know campaign on South Africa's
Protection of State information Bill (tbc)
Venue: IDASA building, #6 Spin Street (tbc)
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19.00 Cocktail reception hosted by Michael Cashman, Chair of the EP Delegation to South
Africa
Venue: Cape Grace Hotel, West Quay, Victoria & Alfred Waterfront
Friday, 2 March
08.30
Cape Town
Departure from Hotel
Visit to Ubuntu Clinic, Khayelitsha Township
13.00-14:30
Lunch with EU Consuls in Cape Town and HoMs who may be in Cape Town
Venue: Cape Town Hotel School, Arnold Brock Rom, Granger Bay
14:30
Briefing by Mr. Jonathan Deal, Chairman of the "Treasure the Karoo Action
Group", on how fracking may jeopardize the SKA/MeerKAT project in South
Africa
Venue: IDASA building, Dakar Room, #6 Spin Street
15:30
Briefing with Mr. Simon Freemantle, Senior Analyst: African Political Economy
Unit, Standard Bank, on "SA and the BRICs: new partnerships in a multi-polar
World"
Venue: IDASA building, Dakar Room, #6 Spin Street
Return to Hotel/Airport
End of the official programme
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2009 - 2014
EUROPEAN PARLIAMENT
Delegation for relations with South Africa
19th Interparliamentary meeting EP/South Africa
27 February-2 March 2012 in Johannesburg-Pretoria-Cape Town
PARTICIPANTS
MEMBERS OF THE EUROPEAN PARLIAMENT
Mr
Michael
CASHMAN
UK
S&D
Chair of the Delegation
Ms Judith
SARGENTINI
NL
Mr
Mario
MAURO
IT
Greens 1st Vice-Chair
Delegation
EPP
Mr
Salvador
SEDO I ALABART
ES
EPP
Ms Sabine
VERHEYEN
DE
EPP
Mr
Boris
ZALA
SK
S&D
Mr
Morten
LOKKEGAARD
DA
ALDE
Mr
Giles
CHICHESTER
UK
ECR
of
the
ABBREVIATIONS USED FOR POLITICAL GROUPS
EPP
S&D
ECR
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Group of the European People's Party (Christian Democrats)
Group of the Progressive Alliance of Socialists and Democrats
Group of the European Conservatives and Reformists
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DE
Greens/EFA
Group of the Greens/European Free Alliance
SECRETARIAT OF THE EUROPEAN PARLIAMENT
Ms
Ms
Nikolina
Pascale
VASSILEVA
CANART
Administrator, ACP Unit
Assistant, ACP Unit
POLITICAL GROUPS
Ms
Catarina
CALDEIRA
Policy advisor EPP
19TH SA-EU Inter-Parliamentary Meeting
29 February-1 March 2012
SOUTH AFRICAN PARLIAMENT
Cape Town
PARTICIPANTS
SOUTH AFRICAN MEMBERS OF PARLIAMENT
Ms
Mr
Ms
Mr
Mr
Mr
Mr
Ms
Mr
Mr
Mr
Mr
Mr
Mr
NAME
Fatima
Joan
Nosilevere
Hargreaves
Mduduzi
Buti
Thabadiawa
Zephroma
Adrian
Ebrahim
Bafunani
Ian
Bill
Nicolaas
PE468.310v01-00
DE
SURNAME
HAJAIG
FUBBS
MAGADLA
MAGAMA
MANANA
MANAMELA
MUFAMADI
DUBAZANE
WILLIAMS
SULLIMAN
MNGUNI
DAVIDSON
ELOFF
KOORNHOF
20/20
POLITICAL PARTY
ANC
ANC
ANC
ANC
ANC
ANC
ANC
ANC
ANC
ANC
ANC
DA
DA
COPE
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