Preis der Europäischen Union für zeitgenössische Architektur Mies van der Rohe Preis 2009 INHALT Pressemitteilung Auszüge aus den Ausstellungstafeln Preisinformation und Projekte Institutionen MUSEUM FÜR ARCHITEKTUR UND INGENIEURKUNST NRW Information für die Presse Ausstellung: Mies van der Rohe Award for European Architecture – ein Blick auf die aktuelle europäische Architekturszene Der Preis Der Mies van der Rohe Award wurde 1987 von der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und der Stiftung Mies van der Rohe, Barcelona, ins Leben gerufen. Heute ist er der offizielle Architektur-Preis der Europäischen Union. Der Preis, der alle zwei Jahre verliehen wird, zeichnet besonders qualitätsvolle und zukunftsweisende Architekturen aus, würdigt innovative Technologien und prämiert nachhaltige Konzepte. Berücksichtigt werden Bauwerke jeglicher Art: von Wohnhäusern über Kultur-, Sport- und Bildungseinrichtungen bis hin zu Infrastrukturen und Transportsystemen. Der mit 60.000 Euro dotierte Preis fokussiert die aktuelle architektonische Landschaft Europas und deren Vielfältigkeit. Ein besonderes Augenmerk wird auch auf Bauten junger Architekten gelegt, deshalb vergibt die Stiftung neben dem Award seit einigen Jahren zusätzlich den mit 20.000 Euro dotierten „Mies van der Rohe Emerging Architect Special Mention“. 2009 wurde damit das kroatische Büro STUDIO UP für das Gymnasium 46o 09’N/16o 50’E in Koprivnica, Kroatien ausgezeichnet. Für den Mies van der Rohe Award 2009 wurden über 340 Projekte von europäischen Architekturkritikern, Architektur-Institutionen und –Verbänden vorgeschlagen, allein 49 von einer unabhängigen Jury unter Vorsitz von Francis Rambert, Leitender Direktor des Institut Francais d’architecture IFA, Paris. Fünf Bauwerke kamen ins Finale und wurden von der Jury vor Ort besichtigt und begutachtet. Das neue Opern- und Balletthaus in Oslo, entworfen von dem norwegischen Büro SNØHETTA, ging schließlich als Gewinner des Mies van der Rohe Awards 2009 hervor. Das Gebäude ist als ein herausragender Solitär konzipiert, der zugleich Teil einer neuen Stadtlandschaft ist. Es soll den Anstoß geben für die Entwicklung eines neuen Stadtteils auf dem aufgelassen Hafenareal am Oslo Fjord. Das Opernhaus wurde wie eine Eislandschaft in den Fjord gebettet und bildet eine großzügige, abschüssige Terrassenanlage am Wasser – öffentlich begehbar für jedermann. In ihrem Zentrum ragt der zentrale Baukörper der Oper empor. Die Ausstellung: Ein Blick auf die aktuelle europäische Architekturszene Die jeweils für den Preis nominierten Projekte werden alle zwei Jahre in einer Ausstellung präsentiert und in einem Katalog gewürdigt. Wie in einem Brennglas beleuchtet die Ausstellung die architektonische Landschaft Europas. „Dabei geht es nicht um ein Made in Europe“, wie Fulvio Irace, italienischer Architekturhistoriker und Mitglied der Jury für den Award 2009 kommentiert. Vielmehr gehe es darum die Vielfalt der europäischen Architektur aufzuzeigen, deren Wurzeln immer noch die unterschiedlichen „Persönlichkeiten“ einzelner Nationen und Kulturräume seien. Die Konzepte, Lösungsansätze und Gestaltungen sind somit vielfältig, weit entfernt von einer vermeintlich europäischen Identität, aber auch weit entfernt von einer gesichtslosen Allerweltsarchitektur. Genau darin liegt der Reiz der derzeitigen europäischen Architekturszene. Bei aller Vielfalt eint die Projekte jedoch ein Thema und eine neue Haltung. Die Zeiten der großen Euphorie beflügelt von Wirtschaftswachstum, geprägt von Signature-Buildings, realisiert mit großen Budgets, sind vorüber. Sie weichen einer neuen Einfühlsamkeit und erneuern das Bewusstsein, dass Architektur eine soziale, dem Allgemeinwohl verpflichtete Aufgabe ist. So gibt es unter den Projekten eine Reihe von Wohnungsbauten, die mit geringen Budgets und interessanten Bauherrenmodellen zu neuen Lösungen kommen und damit Impulse für urbanes Wohnen setzen. Die Stadt und insbesondere ihr öffentlicher Raum rücken wieder in den Fokus der Betrachtung. Die Projekte des Mies van der Rohe Award 2009 und insbesondere die fünf Finalisten zeigen, dass die Stadt – und ganz besonders die Stadt an ihren verwundeten, vernachlässigten und verlorenen Stellen – die Architekten zu neuen individuellen, ortsspezifischen Lösungsansätzen bewegt. Die Ausstellung in der Kokerei auf dem Zollverein in Essen Die einzige deutsche Station des Mies van der Rohe Award 2009 ist in der Kokerei Zollverein in Essen, einem der zentralen Standorte der europäischen Kulturhauptsstadt Ruhr 2010. Ermöglicht wurde dies durch die enge Kooperation des M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst mit dem Deutschen Architekturmuseum DAM, das schon seit mehreren Jahren im Steering Committee des Preises vertreten ist. Die Fundació Mies van der Rohe, Barcelona ermöglichte und unterstützte diese Zusammenarbeit. Die Ausstellung wurde kuratiert von Diane Gray, Fundació Mies van der Rohe, Barcelona. Gefördert wurde die Ausstellung durch das Ministerium für Bauen und Verkehr NRW, die Stiftung Zollverein und die Stiftung Industriedenkmal und Geschichtskultur. Den imposanten Ort der Trichterhalle für die Ausstellung in Szene gesetzt und beleuchtet, haben 235 Media, Köln zusammen mit Fischer Lichtgestaltung. Öffnungszeiten und Veranstaltungen Kokerei Zollverein, Arendahls Wiese, Essen Ausstellungseröffnung: 21. März 2010, 14 Uhr Di bis So 11-18 Uhr, Mo geschlossen Vorträge: Montag, 12.4.2010, 19 Uhr Opern- und Balletthaus Oslo: Entstehung einer spektakulären Architektur durch Tarald Lundevall, SNHETTA Architects, Oslo Dienstag,13.4.2010, 19 Uhr Gymnasium 46o 09’N/16o 50’E: Entwicklung wegweisender Räume für Bildung durch Lea Pelivan und Toma Plejc, STUDIO UP Führungen: 23.3. und 14.4. 2010, 19 Uhr Ansprechpartner für Journalisten: Anette Kolkau, M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW tel +49 (0)209 9257822 [email protected] Paul Andreas, Deutsches Architekturmuseum DAM, c/o Andreas Kommunikation. Kommunikation + Vermittlung für Architektur |Kunst |Design tel +49 (0)211 164 55 352 e. [email protected] AUSZUG AUS DEM AUSSTELLUNGSTEXT Mies van der Rohe Preis 2009 Der Preis ist eine Initiative der Europäischen Kommission und der Fundació Mies van der Rohe. Das Hauptziel ist es, herausragende Qualität auf dem Gebiet der Architektur zu fördern und Aufmerksamkeit auf den wichtigen europäischen Beitrag zur Entwicklung neuer Konzepte und Technologien zu lenken. Der Preis soll außerdem für den Berufsstand werben, indem Architekten in der gesamten Europäischen Union ermutigt und junge Architekten zu Beginn ihrer Karriere gefördert werden. Alle zwei Jahre werden der Jury von einer Gruppe unabhängiger Experten, den Mitgliedern des Architects’ Council of Europe (ACE), der anderen nationalen europäischen Architektenverbände und dem Beratungsausschuss Vorschläge vorgelegt. Die Jury trifft sich zweimal. Bei ihrem Treffen bewerten sie die nominierten Arbeiten und treffen eine Vorauswahl sowie eine finale Auswahl. Das zweite Treffen findet unmittelbar nach der Besichtigung der Projekte der Finalrunde statt, hier wird die Entscheidung über den Preisträger und die besondere Erwähnung junger Architekten gefällt. Die Preisverleihung gipfelt in der Veröffentlichung eines Katalogs und einer Wanderausstellung über die von der Jury ausgewählten Werke – den Preisträger, die besondere Erwähnung, die Finalisten und die engere Auswahl. Alle nominierten Arbeiten sind in der Preisdatenbank einsehbar. Es gibt keinerlei Vorgaben hinsichtlich Größe oder Form des architektonischen Programms. Jede Auslobung umfasste bisher Privathäuser und Sozialwohnungen, Museen und Bauten für die Kultur sowie Bildungs-, Gesundheits- und Sporteinrichtungen und große Infrastrukturprojekte und Transportsysteme. Gemeinsam ist all diesen Arbeiten, dass sie zum Aufbau der Europäischen Stadt beitragen. In diesem Sinne soll der Preis eine Plattform für Forschung, Entwicklung und Implementierung von nachhaltigen Architekturpraktiken sein, welche die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Stärken des nachhaltigen Wachstums fördern. Der Preis ist mit 60,000 € dotiert, die besondere Erwähnung mit 20,000 € und beide werden gemeinsam mit einer Statue verliehen, die an den Barcelona-Pavillion von Mies van der Rohe erinnert – das Symbol des Preises: konzeptionelle und konstruktive Qualität und Innovation. Die Jury für den European Union Prize for Contemporary Architecture – Mies van der Rohe Award hat beschlossen, den Preis 2009 an das Norwegische Nationale Opern- und Balletthaus in Oslo von SNØHETTA zu vergeben. Fünf weitere Arbeiten wurden als Finalisten für den Preis hervorgehoben. Norwegisches Nationales Opern- und Balletthaus (Oslo, Norwegen) von SNØHETTA / Kjetil Trædal Thorsen, Tarald Lundevall, Craig Dykers Nach einer ausführlichen Debatte wurde beschlossen, den Preis 2009 an das Nationale Norwegische Opern- und Balletthaus zu verleihen. Das Bauwerk, ein Beispiel für die Macht der Architektur, urbane Räume zurückzuerobern und in hochwertige öffentliche Räume zu verwandeln, ist der erste Baustein in dem städt­ischen Plan zur Revitalisierung des Hafenareals von Oslo. Das Gebäude ist ein Katalysator für die Energie der Stadt und für die Bürger von Oslo ein neues kulturelles Symbol. (Auszug aus der Jurybegründung) PREISTRÄGER Straßenbahnhaltestelle von Nizza (Nizza, Frankreich) von Marc Barani / Atelier Marc Barani Die intelligente und vernünftige Antwort des Straßenbahn-Terminals in Nizza auf die schwierige Topografie der Umgebung und ihr komplexes Programm wurde hoch gelobt. Das Projekt, am Rande der Stadt gelegen, zwischen der Autobahn, sozialen Wohnsiedlungen und den Hügeln des Hinterlands eingezwängt, bemüht sich durch die gekonnte Verflechtung mehrerer Funktionen – Straßenbahnhaltestelle, Werkstatt und Parkplatz – eine neue architektonische Typologie für etwas zu erfinden, das normalerweise als bloße Infrastruktur betrachtet wird. (Auszug aus der Jurybegründung) FINALIST Universität Luigi Bocconi (Mailand, Italien) von Shelley McNamara, Yvonne Farrell / Grafton Architects Die Luigi Bocconi Universität wurde für ihre akribische Neuinterpretation der architektonischen Kultur von Mailand bewundert. Die hohe Qualität des Gebäudes in Konzept und Ausführung – vom strukturellen Ausdruck bis zur Artikulierung der Details, den kunstvoll entworfenen Ecken und den fragmentierten seitlichen Blockkompositionen – verschafft dem Gebäude im Herzen der Stadt eine starke Präsenz. (Auszug aus der Jurybegründung) FINALIST Bibliothek, Seniorenzentrum und öffentlicher Raum (Barcelona, Spanien) von Rafael Aranda, Carme Pigem, Ramon Vilalta / RCR Arquitectes Die Bibliothek, das Seniorenzentrum und der öffentliche Raum in Barcelona wurden wegen ihrer Fähigkeit erwähnt, nicht nur eine Baulücke zu füllen, sondern eine Strategie der Durchlässigkeit entwickelt zu haben, die eine fließende Beziehung zwischen dem Inneren und dem Äußeren zulässt und so Kontakt und Interaktion zwischen den verschiedenen Benutzer-gruppen ermöglicht. Die globale Herangehensweise des Entwurfskonzepts integriert urbane Gestaltung, Architektur und Innendesign zu einem klaren und kohärenten Ensemble. (Auszug aus der Jurybegründung) FINALIST Zenith Musiktheater (Straßburg , Frankreich) von Massimiliano & Doriana Fuksas / Studio Fuksas Die städtische Peripherie zeichnet sich nur zu oft durch chaotische Entwicklung und banale Konstruktionen aus. In solch einem schwierigen Kontext hochwertige Architektur zu schaffen, wie dies beim Zenith Musiktheater der Fall ist, wurde als bemerkenswerte Leistung betrachtet, noch dazu mit einem begrenzten Budget. Durch die innovative Nutzung der lichtdurchlässigen Textilhaut, welche den gesamten Baukörper umhüllt, wurde eine kraftvolle Landmarke geschaffen, die zur Revitalisierung des Stadtrands von Straßburg beiträgt. (Auszug aus der Jurybegründung) FINALIST Gymnasium 46° 09’ N / 16° 50’ E (Koprivinica, Kroatien) von Lea Pelivan und Toma Pleji / STUDIO UP Das Gymnasium 46° 09’ N / 16° 50’ E in Koprivnica in Kroatien von Lea Pelivan und Toma Pleji / STUDIO UP wurde aus 28 in die engere Auswahl aufgenommenen Projekten für den „Emerging Architect Special Mention“ ausgewählt. Das Gebäude verbindet eine Sporthalle mit einer Schule und verändert die Vorstadt von Koprivnica durch die Schaffung eines Wahrzeichens und eines emblematischen Orts für die jungen Menschen der Stadt. (Auszug aus der Jurybegründung) Besondere Erwähnung Junge Architekten M:AI – Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW Das M:AI Museum für Architektur und Ingenieurkunst ist in ganz Nord­rhein-Westfalen unterwegs, denn Bauwerke lassen sich am besten im Original erleben, erspüren, betrachten und schließlich bewerten. So bewegt sich das M:AI als mobiles Museum von seinem Sitz in Gelsen­kirchen aus immer dorthin, wo Architektur und Ingenieurkunst zum Thema werden sollen: Dorthin, wo bedeutende Architekten, Ingenieure, Stadtplaner und Landschaftsgestalter Wegweisendes hinterlassen haben oder wo Bau- und Kulturdenkmäler vom Abriss bedroht sind und heftig diskutiert werden. Mit Ausstellungen und Exkursionen, Vorträgen und künstlerischen Aktionen sowie Publikationen macht das M:AI die Qualitäten und Möglichkeiten von Bauwerken sichtbar – besonders, um den Blick eines jeden für gutes Bauen zu schärfen und zu zeigen, welche baulichen Schätze Nord­rhein-Westfalen hat. Seit 2005 nun schon ist das M:AI unterwegs. Unterstützt von vielen Partnern orientiert es seine Aktivitäten an der jeweiligen aktuellen Diskussion. Die Projekte des M:AI sind Teil der Landesinitiative StadtBauKultur NRW. www.mai.nrw.de Deutsches Architekturmuseum DAM, Frankfurt am Main Das DAM ist 1984 als eines der ersten Architekturmuseen in Europa eröffnet worden. Es organisiert Wechselausstellungen zu nationalen und internationalen Themen der Architektur und des Städtebaus. Als Diskussionszentrum für aktuelle Fragen veranstaltet es eine Reihe von Tagungen und Workshops, gibt zahlreiche Publikationen heraus und ist in nationalen und internationalen Preisjurys vertreten, u.a. im Steering Comittee des Mies van der Rohe Awards. Die Museumsarchitektur des am Frankfurter Museumsufer gelegenen Gebäudes stammt von dem renommierten Kölner Architekten Oswald Mathias Ungers. Der historischen Gründerzeitvilla wurde ein abstraktes Haus-im-Haus inkorporiert, das die Architektur mit den ihr ureigenen architektonischen Gestaltungsmitteln thematisiert. www.dam-online.de Fundació Mies van der Rohe-Award Alle zwei Jahre seit 1988 vergibt die Stiftung Mies van der Rohe den Preis. Sie hat ihren Sitz in Barcelona und wurde 1983 gegründet, um eines der berühmtesten Bauwerke van der Rohes zu restaurieren: den BarcelonaPavillon, der 1929 als deutscher Pavillon für die Weltausstellung entstand. Der Preis zeichnet besonders qualitätvolle Architekturen aus, würdigt innovative Technologien und prämiert nachhaltige Konzepte. Besonderes Augenmerk wird auf Ansätze und Arbeiten junger Architekten gelegt, die eine gesonderte Würdigung bekommen. Vorgeschlagen werden können Bauwerke jeglicher Art: z.B. Wohnhäuser, kulturelle Einrichtungen, Schulen, Sportstätten, Krankenhäuser, Infrastrukturen und Transportsysteme. So wird alle zwei Jahre gezeigt, wie Architekten in Europa heute arbeiten und denken. Bauwerke, die europaweit beispielhaft sind und die jeweiligen Trends architektonischen Schaffens repräsentieren, erhalten durch den Award öffentliche Beachtung. Der renommierte Architekturpreis wurde 1987 von der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und der Stiftung Mies van der Rohe, Barcelona, ins Leben gerufen. Heute ist er der offizielle ArchitekturPreis der Europäischen Union. www.miesarch.com