FF W-INFO Mai 2014 Meeres-AQUARIEN Schattenseiten eines Booms Was wir über das geplante «Ozeanium» in Basel – und über alle Meeres-Aquarien wissen müssen Das Meer soll nach Basel kommen. “Ozeanium” soll die Grossanlage vom Zoo Basel auf dem Basler Heuwaage-Areal heissen. In 30 Grossaquarien und 4’000 Kubikmetern Wasser sollen Besucherinnen und Besucher “um die Welt tauchen”. Gezeigt werden sollen Haie, Riesenkraken, Rochen, Korallenfische, Thunfische, ganze Korallenriffe. Verkauft wird die Illusion, das “Ozeanium” sei etwas Nachhaltiges, etwas Wichtiges für Bildung und Sensibilisierung, eine notwendige Innovation für Basel. Über 1800 Fischarten werden direkt aus dem Korallenriff geholt und fristen im Aquarium ein trauriges, kurzes Dasein. Viele Fische sterben schon während des Fangs ... Kaum ein Korallenfisch in einem Aquarium ist gezüchtet. Die meisten werden direkt dem Korallenriff entrissen – mit der damit einhergehenden Zerstörung der Korallenwelt. Nur ein einziges Prozent der rund 1800 gehandelten Fischarten kann gezüchtet werden. Dabei sterben schon beim Wildfang bis zu 80 Prozent der Tiere, durch Panik und Stress, brutale Behandlung und weil sie oft illegal mit Gift immobilisiert werden. Korallenfische, die es bis ins Aquarium schaffen, sind vom Transportstress derart geschwächt, dass sie meist nur kurz am Leben bleiben. Schätzungen zufolge überlebt nur einer von 50 wild gefangenen Korallenfischen das erste Jahr im Aquarium. ... oder dann beim Händler. © Gregg Yan © Gregg Yan Jenseits der Illusion steht die bittere Wirklichkeit. Das Wort «Ozeanium» könnte irreführender nicht sein. Der Ozean lässt sich in keinen Tank, kein Becken, kein Aquarium pferchen. In Tat und Wahrheit sind Ozeanien und Meeresaquarien lebenzerstörende, umweltbelastende Konzepte der Vergangenheit, die für die gefangenen Meerestiere in den Wassertanks Leid, Verzweiflung und allzu oft Krankheit und Tod bedeuten. © Gregg Yan Selbstbedienungsladen Meer In jedem Meeres-Aquarium der Welt sind für jeden Fisch, den Sie sehen, 4 gestorben! Meerestiere als Wegwerfware Stirbt ein Fisch im Aquarium, wird er einfach ersetzt. Denn “bedroht” bedeutet nicht “geschützt”. Für die Aquarienindustrie scheint Ethik ein Fremdwort zu sein. Dies gilt für kleine Privataquarien genauso wie für öffentliche Grossanlagen: Hier verletzen sich Haie an Aquarienwänden. Thunfische und andere prallen gegen die Scheiben, bis sie sterben. Grössere Fische fressen kleinere Tiere und verletzen andere. Unsachgemässe Behandlung durch die Aquarienbetreiber und Becken, in denen Besuchende die Tiere anfassen können, fordern zusätzliche Opfer. Egal, man holt still und unauffällig neues “Material”. Im Selbstbedienungsladen Meer. © Gregg Yan Nur einer von 50 Fischen überlebt das erste Jahr im Aquarium © Gregg Yan © Gregg Yan Halfterfische (Zanclus cornutus) warten in Plastik­ säcken verpackt auf den Transport. © Gregg Yan © Gregg Yan Jedes «Ozeanium», jedes Aquarium schädigt die Ozeane. © Gregg Yan Schwarzspitzen-Riffhai (Carcharhinus melanopterus) mit verletzter Rückenflosse. Das Basler “Ozeanium” will auch bis zu 2,5 Meter grosse Haie in der Wildnis fangen. Dies, obschon fast alle Haiarten gefährdet sind. Ein Viertel aller Hai- und Rochenarten sind sogar vom Aussterben bedroht (IUCN). Die Behauptung, dass Ozeanien einen Beitrag zum Schutz der Meere leisten, ist ein Hohn. Immer mehr Grossaquarien werden gebaut und immer mehr Menschen besitzen ihr eigenes Aquarium – gleichzeitig waren die Ozeane und ihre Bewohner noch nie so bedroht wie heute. Leerräumung durch rücksichtslose Überfischung, Klimawandel, Verschmutzung, Vergiftung, wachsende Plastikinseln und zunehmende Ölkatastrophen sind nur einige der Gründe. Vor dieser Realität ist die Rechtfertigung, mit dem Bau eines Ozeaniums Umweltbildung betreiben zu wollen, schlicht und einfach zynisch. Die Ozeane sterben. Das Ozeanium in Basel wäre ein weiterer Sargnagel für die Weltmeere. Mit politischen Mitteln, Aufklärungsarbeit und mit dem Aufzeigen von neuen Wegen setzen wir uns für einen Stopp dieses veralteten und schädlichen Projektes ein. Noch ist es nicht zu spät! Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, diesen weiteren Sargnagel für die Ozeane zu verhindern. Vera Weber, Vize-Präsidentin FONDATION FRANZ WEBER FONDATION FRANZ WEBER Case postale CH-1820 Montreux 1 Schweiz Postkonto 18-6117-3 Tel: +41 (0)21 964 24 24 Tel: +41 (0)21 964 37 37 Fax: +41 (0)21 964 57 36 [email protected] www.ffw.ch