Fachwissen - Japanische Christen im deutschsprachigen Raum

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MICHAEL KLÖCKER | UDO TWORUSCHKA (HG.) HANDBUCH DER RELIGIONEN SC
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Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften in Deutschland und im deutschsprachigen Raum Ausgabe: 38
Thema: II | Christentum
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Titel: Japanische Christen im deutschsprachigen Raum (18 S.)
Produkthinweis Der vorliegende Beitrag ist Teil des Standardwerkes »Handbuch der Religionen« der Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG*. * Ausgaben 1997 bis 2015 erschienen bei OLZOG Verlag GmbH, München Das »Handbuch der Religionen« ist ein in Anspruch und Umfang einzigartiges, wissen‐
schaftlich fundiertes Nachschlagewerk über orthodoxe, römisch-katholische und reformatorische Kirche/n, weitere transkonfessionelle Bewegungen, ökumenische Bestrebungen, Christliche Glaubensgemeinschaften außerhalb der Großkirchen, Judentum, Islam, aus dem Islam hervorgegangene Gemeinschaften (z.B. Ahmadiyya, Aleviten), weitere kleinere Religionen (z.B. Yezidi, Mandäer), Buddhismus, asiatische bzw. von Asien ausgehende Gruppen, neue Bewegungen (z.B. Fiat Lux, Scientology u.a.), Sikhismus, Jainismus, ethnische Religionen (z.B. Neugermanische Gruppierungen, Wicca u.a.) sowie über Ethik und das Verhältnis von Religion/en zu Kunst, Politik, Medien oder Psychologie. Erarbeitet von einem Team kompetenter Experten aus namhaften Herausgebern, Fachgebietsleitern und mittlerweile über 200 Autoren bietet es Ihnen wissenschaftlich fundiertes Orientierungswissen über Geschichte, religiöse Kernaussagen und Autoritäten, Organisationen und Verbreitung, Glaubenspraxis, das Verhältnis zum Staat und zu anderen Religionen sowie kontinuierliche Informationen zu neuen Entwicklungen, wichtigen Persönlichkeiten, Literatur und Kontaktadressen.  Informationen zum Bezug der mehrbändigen Gesamtausgabe finden Sie hier. (Diesen) Beitrag als Download bestellen  Klicken Sie auf die Schaltfläche Dokument bestellen am oberen Seitenrand.  Alternativ finden Sie eine Volltextsuche unter www.edidact.de/hdr-online. Nutzungsbedingungen Die Materialien dürfen nur persönlich für Ihre eigenen Zwecke genutzt und nicht an Dritte weitergegeben bzw. Dritten zugänglich gemacht werden. Sie sind berechtig, für Ihren eigenen Bedarf Fotokopien zu ziehen bzw. Ausdrucke zu erstellen. Jede gewerbliche Weitergabe oder Veröffentlichung der Materialien  auch auszugsweise  ist unzulässig. Die vollständigen Nutzungsbedingungen finden Sie hier. Haben Sie noch Fragen? Gerne hilft Ihnen unser Kundenservice weiter: Kontaktformular   Mail: [email protected]  Post: Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG E.-C.-Baumann-Straße 5 | 95326 Kulmbach  Tel.: +49 (0)9221 / 949-204   Fax: +49 (0)9221 / 949-377 www.edidact.de | www.mgo-fachverlage.de Handbuch der Religionen www.edidact.de/Suche/index.htm?category=102578&q=D810303824
eDidact - Handbuch der Religionen
Japanische Christen im deutschsprachigen Raum
II - 6.2.4
II - 6.2.4 Japanische Christen im deutschsprachigen Raum
Von Anna Silvana Lotz
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Die japanische Einwanderung nach Deutschland findet vermehrt seit den
1960er-Jahren statt, seit der Zeit also, als sich die Außenhandelsbeziehungen
Japans ausweiteten. Während der 1980er-Jahre wurde Deutschland schließlich
zum Hauptziel der japanischen Migranten in Europa. Die Anzahl der japanischen Bevölkerung in Deutschland lag 1961 bei ca. 1.000, heute leben schätzungsweise 30.000 Japaner in Deutschland, davon etwa 12.000 in NordrheinWestfalen.
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Über die Hälfte der japanischen Firmenniederlassungen in Europa befindet
sich im Raum Düsseldorf, wo sich eine eigene japanische Infrastruktur etabliert hat. Die Anfänge der Handelskontakte zwischen Japan und Deutschland
entstanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts. In den 1860er-Jahren eröffnete der
in Wetzlar geborene Kaufmann Louis Kniffler (1827–1888) in Düsseldorf eine
Niederlassung seines 1859 in Japan gegründeten Handelshauses. 1888 wurde
das Handelshaus nach Hamburg verlegt, welches sich in dieser Zeit zum deutschen Zentrum des Ostasienhandels entwickelte. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg konzentrierten sich die japanischen Aktivitäten in Deutschland
hauptsächlich auf Hamburg und Berlin. Nach dem Krieg bot sich für das sich im
Wiederaufbau befindliche Japan besonders das Ruhrgebiet als Handelspartner
und Anlaufstelle japanischer Firmenniederlassungen an. Durch die vermehrten
Firmenniederlassungen und wirtschaftlichen Kontakte entstand allmählich eine
eigene japanische Infrastruktur.
Die vereinfachten Bedingungen für japanische Firmenniederlassungen in
Deutschland gehen auf eine bereits 1927 abgeschlossene Regelung zwischen
dem Kaiserreich Japan und dem Deutschen Reich zurück. Im Falle der japanischen Immigranten handelt es sich meistens um wirtschaftlich bedingte Migration, welche rechtliche Begünstigungen mit sich bringt. Hierbei spricht man
auch von einer „Manager-Wanderung“. Die Einwanderung der meisten Japaner
nach Deutschland wird durch Firmenniederlassungen organisiert und ist von
vornherein auf einige Jahre befristet. Die Einwanderer haben einen guten Bildungshintergrund und sind hoch qualifiziert. Viele bringen ihre Familien mit,
und der Altersdurchschnitt liegt zwischen 25 und 40 Jahren. Es ist also nicht
verwunderlich, dass sich, wie in Düsseldorf, eigene Infrastrukturen herausbilden. Es gibt sogar japanische Kindergärten und Schulen in Düsseldorf, damit
die Kinder der Migranten bei der Rückkehr ins Heimatland leichter Anschluss
Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 38. EL 2013
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Japanische Christen im deutschsprachigen Raum
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im dortigen Schulsystem finden können. Das Wachstum der japanischen Einwandererzahlen nach Deutschland wurde erst durch die Wirtschaftskrise in
den 1990er-Jahren gedämpft. Seit 2006 lässt sich jedoch wieder ein Anstieg
verzeichnen.
Christentum in Japan
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Das Christentum gelangte im 16. Jahrhundert mit den ersten spanischen und
portugiesischen Missionaren und Händlern nach Japan. Besonders bekannt
unter ihnen ist Francisco Xavier (1506–1552), der 1549 Japan erreichte. Mit
ihm begann die Missionierung durch die römisch-katholische Kirche. Doch
dann ließ der Shogun alle ausländischen Missionare des Landes verweisen,
und 1614 kam es zu einem gänzlichen Verbot der christlichen Religion. Dieses
wurde ebenso wie die Isolierung des Landes für die Dauer von 200 Jahren
aufrechterhalten. So kam es erst Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer zweiten
Missionswelle. Die Protestant Episcopal Church der USA begann etwa um
1859 zu missionieren, die lutherische Mission setzte um 1892 ein. Daneben
gab es ebenso Missionsaktivitäten der russisch-orthodoxen Kirche. Aufgrund
der zahlreichen christlichen Konfessionen wirkte das Christentum uneins und
zersplittert, sodass schließlich viele indigene Bewegungen entstanden. Die
Dreißigerjahre und die Zeit des Weltkrieges brachten erneut Restriktionen und
Feindseligkeit gegenüber dem Christentum mit sich. Kirchen wurden geschlossen, einige Pfarrer mussten ins Gefängnis, und man war gezwungen, in die
staatlich kontrollierte „Vereinigte Kirche Christi in Japan“ (Kyodan: Kurzfassung von Nippon Kirisuto Kyodan) einzutreten.
In der Nachkriegszeit bemühten sich die Kirchen, ihre Eigenständigkeit wiederzuerlangen. Viele damals entstandene Gemeinden gehören heute zur Japan
Evangelical Lutheran Church (JELC), die seit 1969 unabhängig von der Kyodan existiert. Anschießend begann man, japanische Pfarrer in die Dienste der
Kirchen in den USA, Brasilien und Deutschland zu entsenden. Seit 1959 besteht
zwischen der JELC und Evangelisch-Lutherischen Kirche in Braunschweig eine
Partnerschaft. Die 1941 unter staatlichem Druck entstandene Kyodan ist heute
die größte evangelische Kirche in Japan. Darüber hinaus gibt es noch weitere
Kirchenverbände anderer Konfession. Viele der Kirchen in Japan, auch JELC
und Kyodan, sind Mitglieder des National Christian Council of Japan (NCCJ).
Dieser Verband engagiert sich sehr in der Sozialarbeit, tritt für die Beibehaltung
der sogenannten Friedensverfassung Japans ein und leistet somit Widerstand
gegen die von der Regierung geplante Remilitarisierung. Die Christen in Japan
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machen heute ungefähr zwei Prozent der Gesamtbevölkerung aus, weshalb es
besonders wichtig ist, in Form des NCCJ Einigkeit zu zeigen und eine enge
Zusammen­arbeit zwischen Kirchen und christlichen Organisationen zu fördern.
Japanische Katholiken in Deutschland
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Aufgrund des Selbstverständnisses der katholischen Kirche als Weltkirche
werden die katholischen Migranten nicht als Gäste angesehen, sondern als
gleichberechtigte Mitglieder der Ortsgemeinde. Um eine adäquate Seelsorge
gewährleisten zu können, wurden seit den 1950er- und 1960er-Jahren zahlreiche
muttersprachliche Gemeinden gegründet. Für die zahlenmäßig stark vertretenen
Nationalitäten, wie Italiener und Polen, gibt es eigene Missionen, die für die
Seelsorge zuständig sind. Für die japanischen Katholiken in Deutschland gibt
es jedoch keine eigene Mission. Für sie werden einzelne Seelsorger eingesetzt,
die sich der Betreuung annehmen. Für das Erzbistum Köln ist im Jahre 1982
ein solcher Seelsorger beauftragt worden. Laut den Zahlen aus dem Jahre 1999
stellten die Japaner mit etwa 118 Personen die nach den Chinesen kleinste
Gruppe ausländischer Katholiken im Erzbistum dar. Für die Betreuung der
japanischen Katholiken in den Bistümern Köln, Essen und Hamburg wurde ein
Steyler Missionar mit Sitz in St. Augustin beauftragt. Für das Bistum Limburg
wird die Seelsorge der japanischen Katholiken von einem japanischen Pfarrer
mit Sitz in Schlangenbad übernommen.
Nennenswert im Zusammenhang mit japanischen Katholiken ist auch eine japanische Schwesterngemeinschaft mit zwei Niederlassungen in Deutschland: die
Schwestern von der Liebe Jesu, die sich bis 2009 Caritas Sisters of Miyazaki
nannten. Die Gründung dieses Ordens geht auf den Salesianer Don Boscos, Pater Antonio Cavoli (1888–1972) zurück, der 1926 in Miyazaki auf der südlichen
japanischen Insel Kyûshû Pfarrer wurde. Ungefähr zehn Jahre später wurde die
Gemeinschaft von Rom offiziell anerkannt.
Die Diözesen Köln und Tokyo verbindet seit 1954 eine Partnerschaft. Auf Einladung kamen japanische Ordensschwestern in die Diözese, um in Köln und
Düsseldorf in der Kinder- und Seniorenbetreuung mitzuwirken. Seit 1980 führen sie in Köln ein Studentinnenwohnheim, in Düsseldorf einen japanischen
Kindergarten und eine japanische Sprachschule für Kinder. Des Weiteren stellen sie sich in den Dienst der jeweiligen Pfarrgemeinde. Besonders am Herzen
liegt ihnen die Betreuung ihrer Landsleute in Deutschland.
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