chile - Religionsfreiheit weltweit

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CHILE
CHILE
Christen
(89,4 %)
-Katholiken (71,8 %)
-Protestanten (17,5 %)
Sonstige Religionen
(2,0 %)
Einwohner:
Fläche:
Flüchtlinge (int.)*:
2
17.382.000
756.100 km
1.719
* Ausländische Flüchtlinge in diesem Land
Religionslose
(8,6 %)
Flüchtlinge (ext.)**:
Binnenflüchtlinge:
948
–
** Ins Ausland geflohene Bürger dieses Landes
Allgemeine Informationen
Nach den Angaben des Instituto Nacional de Estadística de Chile (Nationales Institut
für Statistik Chile) lag die geschätzte Bevölkerungszahl 2012 bei 17.382.000 Personen.
Der Großteil der Bevölkerung lebt auf dem Festland, das eine Fläche von 756.100 km2
umfasst. Die Amtssprache ist Spanisch, das politische System ist das einer repräsentativen parlamentarisch-demokratischen Republik mit einer Präsidialregierung und einer
Aufteilung der Gewalten in Legislative, Exekutive und Judikative.
Die Zahl der Immigranten ist in Chile in den letzten fünf Jahren gewachsen, wobei
der größte Anteil dieser Steigerung auf Einwanderer aus Peru und Kolumbien zurück­
zuführen ist. Des Weiteren gibt es – in geringerer Anzahl – ausländische Einwohner aus
Argentinien, den Vereinigten StaatenA Spanien, Bolivien, Ecuador, Brasilien und anderen Ländern (in absteigender Reihenfolge aufgeführt).
Religionsfreiheit – die rechtliche Situation
Die Verfassung schützt die Gewissensfreiheit und die Bekundung und freie Ausübung
aller Religionen, sofern sie nicht der Moral, den guten Sitten oder der öffentlichen Ordnung zuwiderlaufen. Die Religionsgemeinschaften haben das Recht, Kirchen und andere Einrichtungen zu bauen und instand zu halten. Gebäude, die ausschließlich der
religiösen Verehrung dienen, sind steuerbefreit.1 Das Gesetz Nr. 20609 umfasst Schutzbestimmungen gegen willkürliche Diskriminierung, worunter jede ungerechtfertigte
1
http://www.leychile.cl/Navegar?idNorma=242302
© KIRCHE IN NOT – Religionsfreiheit weltweit – Bericht 2014
und unzumutbare Einschränkung verstanden wird, die den Einzelnen bei der legitimen
Ausübung seiner Grundrechte unter der Verfassung in Bedrängnis bringt oder bedroht;
insbesondere dann, wenn die Diskriminierung auf folgenden Beweggründen beruht:
Rasse oder Ethnizität, Nationalität, sozio-ökonomischer Status, Sprache, Weltanschauung oder politische Überzeugung, Religion oder Glaube, Mitwirkung in Gewerkschaften oder Regierungsinstitutionen oder fehlende Mitwirkung, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität, zivilrechtlicher Status, Alter, Elternschaft, persönliche
äußere Erscheinung und Krankheit oder Behinderung.2
Im März 2013 wurde ein neues Gesetz eingeführt, das die Bereitstellung religiösen
Beistands in Krankenhäusern regelt und Pfarrern anerkannter Religionen nach Vorlage eines Einführungsschreibens von ihrem Vorgesetzten einen größeren Spielraum für
den Zugang zu Patienten gibt. Das Gesetz führte auch eine Liste anerkannter Pfarrer,
Priester, Rabbiner, Pastoren und Dekane ein, die beantragen können, einer bestimmten
Religion zugeordnet zu werden, damit ihnen der Zugang zu den betreffenden Häusern
erleichtert wird.3
Im September 2012 veröffentlichte die interne Steuerbehörde das Rundschreiben
Nr. 45 mit Anordnungen zu Steuerbefreiungen für Kirchen, Konfessionen und religiöse Einrichtungen mit staatlicher Anerkennung. Solche Körperschaften sind insofern
nicht verpflichtet, Einkommensteuer zu zahlen, als ihre Aktivitäten nicht kommerzieller
Natur sind und sie nicht über Besitztümer verfügen, die Einkommen generieren. Sie
brauchen daher keine Steuern für Spenden zu entrichten, die sie für Bauvorhaben oder
wohltätige Zwecke erhalten haben. Ebenso sind sie von der Zahlung der Mehrwertsteuer befreit.4
Vorfälle
Im Januar 2012 verurteilte La Comunidad Judíade Chile (CJCh; Jüdische Gemeinschaft
Chiles) einen Vorfall, in dem drei Jugendliche einen jüdischen Mann bei einer Party in
Ritoque bei Valparaiso zusammenschlugen. Andere Partybesucher wollten dem Mann
offenbar weder helfen noch ihn ins Krankenhaus bringen.
Im Juli 2012 klagte eine Gruppe Studierender, die den Siebenten-Tags-Adventisten angehörten und Medizin an der Katholischen Universidad Católica del Norte studierten,
http://www.leychile.cl/Navegar?idNorma=1042092
http://www.leychile.cl/Navegar?idNorma=1052228
4
http://www.sii.cl/documentos/circulares/2012/circu45.pdf
2
3
© KIRCHE IN NOT – Religionsfreiheit weltweit – Bericht 2014
über religiöse Diskriminierung mit der Begründung, dass eine Prüfung samstags abgehalten wurde und sie daher daran gehindert wurden, den Sabbat als Tag des Gebets und
der Kommunion mit Gott einzuhalten. Die Universität erklärte, diese Prüfung fände nur
zweimal im Jahr statt.5
Im September 2012 berichtete die Jüdische Gemeinschaft (CJCh), dass Neonazis die
Hauswände jüdischer Schulen und Synagogen verunstaltet und sie mit Hakenkreuzen
und den Worten „Juden raus“ beschmiert hätten. Die Gemeinschaft vermerkte eine Steigerung solcher Aktivitäten und intensivierte die Sicherheitsmaßnahmen für ihre Mitglieder.
Im Oktober 2012 verkündete der damalige Präsident Piñera die Ernennung eines Rabbiners zu einem der drei Geistlichen, die am Palast La Moneda, dem Sitz des Präsidenten
der Republik Chile, tätig sind, damit der Rabbi neben dem katholischen und protestantischen Geistlichen wirken konnte. Der Präsident dankte der jüdischen Gemeinschaft für
ihren Beitrag zur chilenischen Gemeinschaft.6
Im November 2012 wurde in der Stadt Puerto Natales im chilenischen Patagonien ein
Retreat zur spirituellen Einkehr für junge Armeerekruten abgehalten. Es war die erste
Zusammenkunft dieser Art. Der Pfarrer, der die Veranstaltung organisiert hatte, dankte
dem zuständigen Oberst und der chilenischen Armee dafür, dass sie die Türen des Regiments in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Religionsfreiheit geöffnet hatten.7
Im April 2013 wurde die Beschwerde einer homosexuellen Gruppe gegen die chilenische Regierung vor die Inter-American Commission on Human Rights (Interamerikanische Kommission für Menschenrechte) gebracht. Die Klage, die nicht gleichberechtigte
Behandlung mit der Begründung anführt, dass die chilenische Regierung die Eheschließung zweier Personen gleichen Geschlechts nicht erlaubt, wurde von der Kommission
für zulässig befunden. Sie wurde ursprünglich im September 2010 erhoben. Dies ist die
erste Beschwerde dieser Art in Lateinamerika.8
Im Mai 2013 wurde ein Gesetzentwurf im Parlament eingebracht, der das Gerichtsgesetz (Código Orgánico de Tribunales) im Hinblick auf die Vereidigung von Richtern
und anderen Vertretern der Justiz novelliert. Ziel der Gesetzesänderung war es, jeglichen Bezug auf einen religiösen Glauben zu vermeiden. Es wurde damit argumentiert,
Boletín Jurídico CELIR, www.elobservatodo.cl/node/26948
http://www.state.gov/documents/organization/208676.pdf
7
www.radiopolar.com/noticia_67484.html
8
Boletín Jurídico CELIR, http://rbb.cl/4p5s
5
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dass das Miteinschließen eines solchen Bezugs dem Gewissen jener, die sich zu keiner
Religion bekennen, Gewalt antäte.9
Am 25. Juli 2013 stürmte eine Gruppe von etwa 300 Pro-Abtreibungs-Demonstranten
die Katholische Kathedrale in Santiago, während die Messe zelebriert wurde und die
Gemeinde anwesend war. Die Protestierenden richteten beträchtlichen Schaden an,
warfen Bänke und einen Beichtstuhl um, schändeten einen Seitenaltar und besprayten
Statuen und Bilder mit obszönen und antichristlichen Parolen. Die Regierung verurteilte diesen Anschlag und stellte fest, sie werde sich stets für Religionsfreiheit aussprechen, so wie sie in den Gesetzen des Landes festgelegt sei.10
Am 18. September 2013, dem chilenischen Unabhängigkeitstag bzw. den Fiestas
Patrias, zelebrierten die Bischöfe im ganzen Land das traditionelle Te Deum, um den
203. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes zu begehen und Gott für das Leben Chiles
und seines Volkes zu danken. Seit über 40 Jahren hat das Te Deum einen ökumenischen
Charakter und so versammelten sich gleichermaßen auch Oberhäupter und Geistliche
anderer christlicher Kirchen, um sich an den Gebeten zu diesem Anlass zu beteiligen.
Es war außerdem auch der vierzigste Jahrestag des Militärputsches in Chile und es gab
Aufrufe zur Versöhnung inmitten einer Atmosphäre politischer Erwartung im Vorfeld
der anstehenden Präsidentenwahlen, die im November 2013 stattfinden sollten.11
Im Oktober 2013 wurde eine dreitägige Veranstaltung in der Hauptstadt Santiago
abgehalten, die von der Pontificia Universidad Católica de Chile (Päpstliche Katholische Universität von Chile) und der Erzdiözese von Santiago organisiert worden war
und den Titel Atriode Santiago (Atrium von Santiago) trug. Sie sollte einen breiten
„Dialog zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen“ fördern und brachte Vertreter der
Katholischen Kirche und des Protestantismus, des Islam und Menschen, die sich zu
keiner Religion bekannten, in einer Reihe symbolischer Gebäude der Stadt zusammen. Im Bemühen um ein ehrliches Gespräch zwischen Glaube und Gegenwarts­kultur,
der Suche nach Wahrheit und einer integralen menschlichen Entwicklung wurden
Themen angesprochen wie die Transzendenz der Kunst, der interreligiöse Dialog für
den Frieden, Gewissensfreiheit und die Würde der Schöpfung. Sie endete mit einer
großen Light-Show und einem Chor aus 2.000 Stimmen, an dem zahlreiche verschiedene Glaubensrichtungen und Gruppen beteiligt waren.12
Boletín Jurídico CELIR, http://www.senado.cl/
http://www.aciprensa.com/noticias/fanaticos-promotores-del-aborto-pretenden-desterrar-sustratocristiano-de-chile-alerta-obispo-42981/#.UootW9Jg96k
11
http://www.zenit.org/es/articles/chile-te-deum-de-accion-de-gracias-por-el-203-aniversario-de-laindependencia
12
http://noticias.iglesia.cl/noticia.php?id=22482
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