Falk Gastro-Kolleg Oberer GI-Trakt Das Magenkarzinom Zusammenfassung Das Magenkarzinom ist trotz abnehmender Inzidenz eine häufige Krebsart in Deutschland. Zumeist werden die Karzinome erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Dieser Beitrag orientiert sich hauptsächlich an der aktuell gültigen S3-Leitlinie. Abgehandelt werden sollen allgemeine Aspekte zu Risikofaktoren, zur Diagnostik sowie zur Therapie, inklusive neuer Therapieoptionen. Schlüsselwörter Risikofaktoren | Helicobacter-pylori-Infektion | Klassifikation | Staging | Resektion Dr. N. Schulte Dr. Nadine Schulte* Prof. Dr. Matthias Ebert II. Medizinische Klinik Universitätsmedizin Mannheim Theodor-Kutzer-Ufer – Mannheim *Korrespondierende Autorin Fragebeantwortung unter www.falkfoundation.de Titelbild: Endoskopisches Bild eines exulcerierten Karzinoms auf der Angulusfalte Falk Gastro-Kolleg 1 Das Magenkarzinom Einleitung Karzinome des Magens und ösophagogastralen Übergangs zählen weltweit zu den häufigsten tumorbedingten Todesursachen. Die Angaben zur Inzidenz schwanken und liegen für Männer bei 27,7/100.000 Einwohner/Jahr und für Frauen bei 19,6/100.000 Einwohner/Jahr. Die 5-Jahres-Überlebensrate in Bezug auf Magenkarzinome beträgt für alle Stadien etwa 30%. Zumeist sind die Patienten zu Beginn der Erkrankung asymptomatisch. Die Diagnose wird daher häufig in Stadium IV gestellt. Auch bei Operation mit kurativer Intention zeigen sich bereits in den Stadien II und III schlechte 5-JahresÜberlebensraten. Mehr als 90% der Tumoren des Magens sind Adenokarzinome, wobei histologisch diffuse und intestinale Typen unterschieden werden können. Risikofaktoren Helicobacter-pylori-Infektion Einer der Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung eines Adenokarzinoms des Magens ist eine Helicobacter-pylori-Infektion. Diese Infektion gehört zu den häufigsten bakteriellen Infektionen beim Menschen. Durch den verbesserten sozioökonomischen Status in entwickelten Ländern nehmen die Infektionsraten und damit auch die Inzidenz des Magenkarzinoms ab. In Ländern mit hohen Infektionsraten wie Asien, Südamerika und Osteuropa ist die Inzidenz weiterhin hoch. P In entwickelten Ländern nehmen die Helicobacter-pylori-Infektionsraten und damit auch die Inzidenz des Magenkarzinoms ab. Die EUROGAST-Studie fand ein 6-fach erhöhtes Risiko bei infizierten Patienten im Vergleich zu nicht-infizierten [1]. Dabei scheint ein Unterschied in der Lokalisation zu bestehen: Distale Karzinome treten deutlich häufiger auf als Karzinome des gastro­öso­ phagealen Übergangs [2]. Eine H. pylori-Infektion führt zu einer chronisch aktiven Gastritis. Aus prospektiven Daten konnte im Fall einer Atrophie mit intestinaler Metaplasie ein 5- bis 6-fach erhöhtes Risiko ermittelt werden, im Fall einer Pangastritis ist das Risiko 15-fach erhöht, bei corpusdominanter Gastritis sogar 34-fach [3]. Die intestinale Metaplasie und die atrophische Gastritis gelten als Präkanzerosen. Karzinome vom intestinalen Typ sind dabei häufig mit Metaplasien assoziiert, während der diffuse Typ auch in nicht-metaplastisch veränderten Arealen gefunden wird [4]. Risikofaktoren und protektive Faktoren bezüglich der Entwicklung eines Magenkarzinoms P Die intestinale Metaplasie und die atrophische Gastritis gelten als Präkanzerosen des Magenkarzinoms. Tab. 1 Protektive Faktoren Risikofaktoren – Vitamin-C-, Vitamin-E- und – Nitrathaltiges Trinkwasser β-Carotin-reiche Kost – Pökelfleisch, rotes Fleisch – Hoher Eiweißkonsum – Geräucherte Nahrungsmittel – Nitratarmes Trinkwasser – Vitaminarme Ernährung – Selen – Salzreiche Ernährung – Nikotinkonsum (für Kardiakarzinome) – Alter – Niedriger sozioökonomischer Status (unterschiedliche Studienergebnisse) – Alkoholkonsum (nur für starken Alkoholkonsum > 60 g/Tag als unabhängiger Risikofaktor gesichert) – Familiäre Belastung – Vorausgegangene Magenoperation –P erniziöse Anämie – Ü bergewicht (nur für Karzinome des gastroösophagealen Übergangs, nicht für distale Karzinome) 2 Trotz der klaren Assoziation zwischen Infektion und Entwicklung eines Karzinoms erkrankt nur ein geringer Anteil der infizierten Patienten an einem Karzinom. In der Karzinogenese sind daher weitere Risikofaktoren bedeutsam (Tab. 1) [5]. Eine frühzeitige und erfolgreiche Eradikation des Keims bleibt Hauptpfeiler der Prä­ven­ tion von Magenkarzinomen [6]. Diese sollte vor Entwicklung einer präneo­plas­tischen Veränderung erfolgen (Tab. 2) [8]. Maastricht-IV-/Florenz-Konsensusbericht zur Indikation einer präventiven Eradikation P Die frühzeitige und erfolgreiche Eradikation des Keims ist der Haupt­pfeiler der Prävention von Magen­karzinomen. Tab. 2 – Verwandte ersten Grades von Patienten mit Magenkarzinom –P atienten mit bereits behandelter Neoplasie (endoskopische oder subtotale Gastrektomie) –P atienten mit hohem Risiko: Pangastritis, corpusdominante Gastritis –P atienten mit chronischer Gastritis und Säuresuppression für > 1 Jahr –P atienten mit Risikofaktoren (Rauchen, Exposition gegenüber Noxen) – ( Patienten mit H. pylori-Infektion und Angst vor einem Magenkarzinom) Zu den präkanzerösen Veränderungen, die eine endoskopische Verlaufskontrolle erforderlich machen, zählen eine perniziöse Anämie mit Nachweis einer atrophischen Typ-A-Gastritis, eine atrophische Gastritis (mit Hypo- oder Achlorhydrie, die klinisch kaum gemessen wird) und Magenadenome. Die Verlaufsuntersuchungen sollten bei Atrophie in einem Intervall von 2–3 Jahren erfolgen. Bei Nachweis einer Dysplasie wird ein Intervall von 3–6 Monaten empfohlen [7]. P Verlaufsuntersuchungen werden bei Atrophie alle 2–3 Jahre und bei einer Dysplasie alle 3–6 Monate empfohlen. Genetische Faktoren Familiäre Belastung Bei Verwandten ersten Grades, also Eltern, Geschwistern und Kindern von Patienten mit Magenkarzinom, steigt das Magenkarzinomrisiko um das 2- bis 3-Fache. Falls mehr als 1 Verwandter ersten Grades an einem Magenkarzinom erkrankt ist, ist das Risiko 10-fach erhöht [9]. Nach aktuellen Leitlinien kann ein gastroskopisches Screening im genannten Personenkreis bislang nicht empfohlen werden, da ein Nutzen dieser speziellen Vorsorgemaßnahme nicht belegt ist. P Bei Verwandten ersten Grades von Patienten mit Magenkarzinom wird ein gastroskopisches Screening bislang nicht empfohlen. CDH1-Mutation In weniger als 1% der Fälle liegt ein hereditäres diffuses Magenkarzinom vor. Bei Erkrankung im frühen Alter, Bestehen eines diffusen Magenkarzinoms und familiärer Häu­ fung sollte an diese autosomal-dominant vererbte Erkrankung gedacht werden. Dem hereditären diffusen Magenkarzinom liegt eine heterozygote inaktivierende Keimbahnmutation in CDH1 zugrunde, dem Gen für E-Cadherin, einem Adhäsions­molekül epithelialer Zellen und Tumorsuppressorprotein. Das Lebenszeitrisiko von Patienten mit einer Mutation von CDH1 liegt bei 40–70% für Männer und 60–80% für Frauen [10]. Das Vorgehen nach dem Nachweis einer Mutation ist nicht abschließend geklärt. Nach Expertenmeinung kann eine halbjährliche bis jährliche Chromoendoskopie ab dem 16. Lebensjahr oder alternativ 10 Jahre vor Erkrankung des jüngsten angehörigen Indexpatienten erfolgen [11, 12]. Eine prophylaktische Gastrektomie ist indiziert, wobei der zeitliche Ablauf noch nicht geklärt ist [13]. Hier wird empfohlen, den Eingriff in der dritten Lebensdekade oder 5 Jahre vor dem Erkrankungsalter des jüngsten angehörigen Indexpatienten vorzunehmen. P Bei Vorliegen einer CDH1-Mutation ist eine prophylaktische Gastrektomie indiziert. 3 Hereditäres nicht-polypöses kolorektales Karzinom (HNPCC, Lynch-Syndrom) Das Risiko, ein Magenkarzinom zu entwickeln, liegt bei Patienten mit HNPCC zwischen 2 und 30% [14]. In Ländern mit relativ niedriger Inzidenz beläuft sich das Risiko für Mutationsträger auf 2–9% [15], während es in Ländern mit hohem Magenkarzinomrisiko 30% beträgt [16]. Das mittlere Erkrankungsalter liegt zwischen 47 und 56 Jahren [14]. Histologisch zeigt sich häufig ein intestinaler Typ mit Mikrosatelliteninstabilität. Ob eine Vorsorgegastroskopie sinnvoll ist, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Das deutsche HNPCC-Konsortium empfiehlt eine jährliche Untersuchung ab dem 35. Lebensjahr [17]. Falls eine Vorsorgegastroskopie durchgeführt wird, sollte diese bis zum Treitz-Band erfolgen, da HNPCC-assoziierte Dünndarmtumoren zu 50% im Duodenum lokalisiert sind. Wird zusätzlich eine H. pylori-Infektion nachgewiesen, sollte eine Eradikation erfolgen [14]. P Das deutsche HNPCC-Konsortium empfiehlt bei Patienten mit HNPCC eine jährliche Untersuchung ab dem 35. Lebensjahr. Stadieneinteilung TNM-Klassifikation (UICC) Die Aktualisierung der TNM-Klassifikation von der 6. zur 7. Auflage brachte für Tu­ moren des Ösophagus und Magens erhebliche Änderungen mit sich. Tumoren des ösophagogastralen Übergangs inklusive derer in den oberen 5 cm des Magens werden nach der neuen TNM-Klassifikation zu den Ösophaguskarzinomen gezählt [18]. Auch die Definitionen der T- und N-Stadien der Magentumoren wurden geändert. Daten aus älteren Publikationen sind daher nur mit Einschränkung auf die nun vorliegenden Verhältnisse übertragbar, da diesen Studien die alte Klassifikation zugrunde liegt. Eine Neuerung in der 7. Auflage der TNM-Klassifikation ist die Unterteilung von T1 in T1a und T1b bei Magenkarzinomen, um analog zu den Ösophaguskarzinomen lokale und radikale Therapieoptionen zu berücksichtigen. Die bisherige Unterteilung in T2a und T2b wurde im klinischen Alltag und auch in Studien kaum beachtet, wobei darunter sowohl Tumoren mit einer beginnenden Invasion der Muscularis propria als auch bis in die Subserosa reichende Tumoren fallen. Die in der 7. Auflage vorgenommenen Modifikationen berücksichtigen neue prognostische Aspekte, wobei die Überlebenskurven ähnlich verlaufen [19]. Die Unterteilung der T-Klassifikation entspricht nun der der übrigen Tumoren des Verdauungstrakts. Die Zahl der notwendigen Lymphknoten zur pN0-Klassifizierung wurde auf 16 festgelegt. Darüber hinaus wurde die N-Klassifikation an die des Ösophagus angepasst. Weiterhin ist anzumerken, dass es zwischen 6. und 7. Auflage bei 32–65% der Patienten zu einer Stadienmigration kommt. In beiden Versionen werden Tumoren mit unterschiedlichem biologischen Verhalten zusammengefasst. Zum Beispiel liegt nach Warneke et al. [19] das mediane Überleben für Stadium IIA bei 35,8 Monaten für pT3pN0-Tumoren, bei 21,9 Monaten für pT2pN1Tumoren sowie bei 16,0 Monaten für pT1bpN2-Tumoren. Magenkarzinome mit 6 Lymphknoten können abhängig von der T-Klassifikation in 5 Stadien gruppiert werden (Stadium IIA, IIB, IIIA, IIIB, oder IIIC). Die Evaluation weiterer Stagingsysteme erscheint daher sinnvoll. P Die Unterteilung der T-Klassifikation entspricht nun der der übrigen Tumoren des Verdauungstrakts. Diagnostik Primärdiagnostik Die Diagnose von Adenokarzinomen des Magens wird weiterhin hauptsächlich endoskopisch gestellt. Nicht selten ergibt sich das Problem der fehlenden histologischen Sicherung trotz eines hochsuspekten klinischen Befunds. In diesem Fall sollte sich das weitere Vorgehen nach der Unterscheidung zwischen frühen und fortgeschrittenen oder symptomatischen Läsionen richten. Bei frühen Läsionen empfiehlt sich eine erneute Biopsieentnahme binnen 1–2 Wochen. Ist das Ergebnis erneut negativ, besteht eine Indikation zur endoskopischen Resektion. Im Fall von großen Läsionen ist sowohl eine endoskopische Resektion als auch ein kombiniertes endoskopisch-laparoskopisches oder chirurgisches Vorgehen möglich [20]. Sinnvoll kann in den genannten Kon­ 4 stellationen auch die Endosonografie sein. So spricht eine echoarme Verdickung der tiefen Schichten der Magenwand für Malignität, eine Verdickung der mukosalen Schichten eher für eine benigne Ursache. Eine endosonografische Verdickung der tiefen Schichten hat eine Sensitivität von 95% und eine Spezifität von 97%. Staging-Untersuchungen Sonografie Zur Evaluierung einer Fernmetastasierung werden die Sonografie und die Computertomografie (CT) des Thorax und Abdomens eingesetzt. Nach der S3-Leitlinie ist die Sonografie das erste bildgebende Verfahren zur Beurteilung von Lebermetastasen. Die Sensitivität liegt bei 53–81%, die Spezifität bei 59–98% [20]. In neueren Studien konnte dank einer verbesserten Sonografie sogar eine höhere Sensitivität und Spezifität erreicht werden, sodass diese in Bezug auf Lebermetastasen der CT gleichgestellt ist [21]. Neuere Ergebnisse zeigen, dass die kontrastverstärkte Sonografie auch mit der Magnetresonanztomografie (MRT) vergleichbar ist [22]. Endosonografie Besteht eine kurative Therapieoption, sollte das Staging des Primärtumors die Endosonografie zur Evaluation des T-Stadiums beinhalten. Die Genauigkeit des T-Stagings wird in verschiedenen Studien mit 65–92% angegeben [23]. Die Sensitivität und Spezi­ fi­tät in Bezug auf lokoregionäre Lymphknoten ist dagegen unbefriedigend. Eine Metaanalyse ergab eine Sensitivität und Spezifität von 58 bzw. 92% im N1-Stadium und 65 bzw. 92% im N2-Stadium [24]. P Bei kurativer Therapieoption sollte das Staging des Primärtumors die Endosonografie zur Evaluation des T-Stadiums beinhalten. Computertomografie (CT) Bei kurativem Therapieansatz sollte zur Beurteilung des T-Stadiums eine CT des Thorax und des Abdomens mit i.v. Kontrastmittel erfolgen. Vorbereitend wird eine Distension des Magens mit oralem Kontrastmittel oder Wasser durchgeführt. Weiterhin ist zur adäquaten Beurteilung von Thorax und Abdomen eine kontrastmittelverstärkte CT notwendig. Ein korrektes Staging wird mittels CT in 77–89% der Fälle erreicht [25]. Bezüglich des Lymphknotenbefalls kann aber auch die CT keine abschließenden Informationen liefern [23]. Bei der Beurteilung von Fernmetastasen liegt die Sensitivität der CT bei insgesamt 70%, die Spezifität bei 72% [21]. Aufgrund der hohen Sensitivität bezüglich der Detektion pulmonaler Filiae wird ein Thorax-CT empfohlen. P Bei kurativem Therapieansatz sollte zur Beurteilung des T-Stadiums eine CT des Thorax und des Abdomens mit i.v. Kontrastmittel erfolgen. Magnetresonanztomografie (MRT) Die MRT sollte Patienten vorbehalten sein, bei denen keine CT durchgeführt werden kann. Knochenszintigrafie Eine Knochenszintigrafie ist bei fehlender klinischer Symptomatik nicht indiziert. Positronenemissionstomografie-Computertomografie (PET-CT) Bei lokal sehr ausgedehnten Tumoren vom intestinalen Typ und Unsicherheit über eine kurative Therapieoption kann eine PET-CT erwogen werden. Bei Karzinomen vom diffusen Typ und Siegelringkarzinomen hingegen fällt die PET-CT häufig negativ aus. Daher ist sie nicht indiziert. 5 Laparoskopie Die Laparoskopie sollte in fortgeschrittenen Stadien wie T3 und T4 – nach der neuen Klassifikation T4a und T4b – zum Ausschluss einer Peritonealkarzinose erwogen werden, insbesondere zur Evaluation einer kurativen Therapieoption vor neoadjuvanter Therapie [26]. Auch bei wiederholt negativen Biopsien und negativem Endosonografiebefund kann eine Laparoskopie zur Diagnosesicherung sinnvoll sein. In 20% der Fälle führt die Laparoskopie zu einer Änderung der Therapiestrategie. Histopathologie Pathologie Prognostisch relevante Faktoren des Magenkarzinoms sind die Tumorlokalisation, das T-Stadium und das N-Stadium. Zur Beurteilung des Nodalstatus gehört die Bestimmung der Anzahl befallener Lymphknoten im Verhältnis zur Anzahl der untersuchten Lymphknoten. Für die vollständige Klassifikation sollen beim Magenkarzinom 16 Lymphknoten geprüft werden. Postoperativ ist weiterhin eine Angabe bezüglich des Resektionsrands unerlässlich (R0, R1, R2). Prognostisch relevant ist auch eine etwaige Gefäßinvasion, die daher ebenfalls erhoben werden muss [27]. Optional ist die Angabe der Lymphgefäß-, Venen- und Perineuralscheideninvasion sowie nach neoadjuvanter Therapie ein Regressions-Grading. Es existieren verschiedene Scores zur Bewertung der Regression, eine offizielle Klassifikation gibt es bislang aber nicht. P Zur Beurteilung des Nodalstatus gehört die Bestimmung der Anzahl befallener Lymphknoten im Verhältnis zur Anzahl untersuchter Lymphknoten. Humaner epidermaler Wachstumsfaktor (HER2) und HER2/neu-Testung Die Testung von HER2/neu gehört in der Palliation inzwischen zum Standard. In der kurativen oder neoadjuvanten Situation wird die Bedeutung gerade im Rahmen von Studien untersucht. HER2 gehört zu den epidermalen Wachstumsfaktorrezeptoren (EGFR-Familie) [28]). Bei Magenkarzinomen findet sich eine Überexpression in 6–35% der Fälle [28, 29]. Die Überexpression ist bei Karzinomen des ösophagogastralen Übergangs und bei Karzinomen vom intestinalen Typ häufiger als bei diffusen oder anaplastischen Tumoren [29]. Die ToGA-Studie ergab, dass der Nutzen nach Trastuzumab-Zugabe bei Patienten mit hoher HER2-Expression am größten war (Immunhistochemie 3+ oder 2+ und Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung positiv) [30]). P Die Testung von HER2/neu gehört in der Palliation inzwischen zum Standard. Therapie Lokale endoskopische Resektion (uT1a uN - cM0) Ein Problem bei der endoskopischen Therapie des Magenfrühkarzinoms ergibt sich aus der fehlenden Möglichkeit einer sicheren prätherapeutischen Aussage über die Tiefeninfiltration. Weiterhin ist, wie bereits erwähnt, weder mit der CT noch mit der Endosonografie eine sichere Festlegung hinsichtlich der Lymphknotenmetastasierung möglich. Als Indikationen für eine endoskopische Mukosaresektion (EMR) sind zu nennen [31]: – hochgradige intraepitheliale Neoplasien, – auf die Mukosa begrenzte Karzinome, wenn es sich um G1- und G2-Tumoren mit intestinalem Wachstumsmuster ohne Lymph- und Gefäßinvasion handelt, die nicht ulzeriert sind und eine Tumorgröße < 2 cm aufweisen. Bei strikter Einhaltung dieser Kriterien ist das Überleben ausgezeichnet (in Japan 99%) bei einer eventuell erhöhten Rate lokaler Rezidive [32]. Als Alternative zur EMR wird zunehmend auch die endoskopische Submukosadissektion (ESD) propagiert. Die endoskopische Resektion des Magenfrühkarzinoms sollte auf jeden Fall als komplette En-bloc-Resektion erfolgen, damit eine vollständige histologische Beurteilung der Resektionsränder möglich ist. Die lokale Rezidivrate nach Piecemeal-EMR liegt bei 10–15%, während sie nach ESD weniger als 1% beträgt [33]. Auf das Gesamtüberleben P Die endoskopische Resektion des Magenfrühkarzinoms sollte auf jeden Fall als komplette En-bloc-Resektion erfolgen. 6 schlägt sich dies jedoch aufgrund endoskopischer und chirurgischer Salvage-Therapien nicht nieder. Liegen residuale Tumorgewebe bzw. eine Submukosa-, Lymph- oder Blutgefäßinvasion vor, wird eine chirurgische Resektion empfohlen [34]. In Ausnahmefällen kann bei endoskopischer R1-Resektion eine erneute endoskopische Abtragung mit dem Ziel der R0-Resektion erwogen werden. Rezidive treten nach endoskopischer Abtragung vornehmlich im ersten Jahr auf, sodass zur Nachsorge Endoskopien alle 3 Monate im ersten Jahr, alle 6 Monate im zweiten Jahr und danach in jährlichen Abständen empfohlen werden. P Rezidive treten nach endoskopischer Abtragung vornehmlich im ersten Jahr auf. Lokal begrenzte Karzinome Chirurgische Resektion (uT1b/2 uNx cM0) Bei allen lokal begrenzten Karzinomen ist die Operation Therapie der Wahl. Meist wird eine totale Gastrektomie inklusive Omentum-majus/minus-Resektion durchgeführt. Die Splenektomie ist heute nur noch in Ausnahmefällen notwendig, so etwa bei Milzinfiltration oder Metastasen im Milzhilus. Die am häufigsten durchgeführte Operation ist dabei eine Y-Roux-Rekonstruktion ohne Pouch. P Bei lokal begrenzten Karzinomen wird meist eine totale Gastrektomie inklusive Omentum-majus/minusResektion durchgeführt. Eine subtotale Gastrektomie kommt infrage, wenn der Tumor im mittleren (intestinaler Typ) oder distalen Drittel (intestinaler und diffuser Typ) liegt und ein adäquater Sicherheitsabstand garantiert ist. Dieser umfasst beim intestinalen Typ 5 cm, beim diffusen Typ 8 cm aufgrund einer möglichen diskontinuierlichen Ausbreitung [23]. Eine proximale Gastrektomie nach Merendino kann im Ausnahmefall bei sehr kleinen proximalen Tumoren erfolgen. Die D2-Lymphknotendissektion ist der Standard. Lokal fortgeschrittene Karzinome Perioperative Konzepte (kann T2, sollte T3/T4 uNx cM0) Ein weltweiter Standard kann in dieser Indikation nicht definiert werden. Somit sind in Europa, Nordamerika und Asien unterschiedliche Behandlungsstrategien führend. In Europa überwiegt die perioperative Chemotherapie, in Asien die adjuvante Chemotherapie, in Amerika die adjuvante Radiochemotherapie. Perioperative Chemotherapie Eine wichtige Studie zur multimodalen Behandlung des lokal fortgeschrittenen Magenkarzinoms ist die sogenannte MAGIC-Studie von Cunningham et al. [35]. Bei 14% der insgesamt 503 Patienten lag ein distales Ösophaguskarzinom vor, 11% hatten ein Karzinom des ösophagogastralen Übergangs und 74% ein Magenkarzinom. Die Pa­ tienten des Interventionsarms mit Epirubicin, Cisplatin und 5-Fluorouracil (ECF) hatten ein besseres 5-Jahres-Überleben als die Gruppe mit alleiniger Operation (36 vs. 23%). Eine erhöhte perioperative Morbidität oder Mortalität im Interventionsarm war nicht feststellbar. Ähnliche Ergebnisse zeigte die FNLCC-Studie. Hier wurde ebenfalls eine perioperative Chemotherapie, in diesem Fall Cisplatin und 5-Fluorouracil (CF), mit der alleinigen Operation verglichen. Das 5-Jahres-Überleben lag in der Operationsgruppe bei 24% gegenüber 38%, was die Daten von Cunningham voll bestätigt [36]. Auch eine Studie des Medical Research Council (MRC) stützt diese Daten [37]. Der Interventionsarm erhielt 2 Zyklen einer Kombination aus Cisplatin und 5-Fluorouracil gefolgt von der Resektion. Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung des 2-JahresÜberlebens. Bei alleiniger Operation betrug es 34%, bei zusätzlicher neoadjuvanter Therapie 43%. Eine spätere Analyse mit Follow-up nach 6 Jahren bestätigte die Ergebnisse der ersten Analyse. 7 Eine vierte Studie, die sich mit dem Thema der neoadjuvanten Therapie befasst, ist die EORTC-Studie. Aufgrund der langsamen Rekrutierung wurde sie nach Einschluss von 144 Patienten frühzeitig beendet. Es zeigte sich ein Trend zugunsten der präoperativen Chemotherapie, wobei jedoch keine Signifikanz erreicht werden konnte (Hazard-Ratio: 0,84; p = nicht signifikant) [38]. Aufgrund der Datenlage wurde diese multimodale Therapie an vielen Zentren in Europa zum Therapiestandard. So ist auch der neuen S3-Leitlinie zu entnehmen, dass „beim lokalisierten Magenkarzinom der Kategorie uT2 eine präoperative Chemotherapie mit anschließender postoperativer Therapie durchgeführt werden kann, bei Stadium uT3 und resektablen uT4 erfolgen soll/sollte“ [20]. P Beim lokalisierten Magenkarzinom der Kategorie uT2 ist eine präoperative Chemotherapie mit anschließender postoperativer Therapie möglich, bei uT3/4 sollte sie erfolgen. Mithilfe modernerer taxanhaltiger Therapieschemata kann die Rate der kompletten Remissionen weiter erhöht werden. Abzuwarten bleiben die Ergebnisse der FLOT4Studie (perioperativ 5-Fluorouracil, Oxaliplatin, Docetaxel vs. ECF) sowie der HerFLOTStudie (zusätzlich zu FLOT perioperativ Trastuzumab bei Her2/neu-positiven Tumoren). Präoperative Radiochemotherapie Die Interpretation der Studienlage ist in diesem Punkt erschwert, da keine sichere Differenzierung zwischen den vormaligen AEG-Tumoren und den Plattenepithelkar­ zinomen oder Adenokarzinomen des oberen Ösophagus möglich ist. Die POET-Studie verglich die neoadjuvante Chemotherapie gegen Radiochemotherapie (RCT) bei lokal fortgeschrittenen Karzinomen des gastroösophagealen Übergangs [39]. In einem Arm wurden 2 Zyklen PLF (Cisplatin, Leucovorin, 5-Fluorouracil), gefolgt von 3 Wochen kombinierter Radiochemotherapie (30 Gy mit Cisplatin/Etoposid), gegen 2,5 Zyklen PLF mit anschließender Chirurgie verglichen. Die Studie wurde vorzeitig geschlossen und zeigte keinen signifikanten Unterschied in der Überlebensrate: 33,1 vs. 21,1 Monate zugunsten der Radiochemotherapie, aber mit einer höheren Sterblichkeit im RCT-Arm (10,2% vs. 3,8%; p = 0,26). Ergebnisse bezüglich des 3-Jahres-Überlebens zeigten eine Verbesserung von 28% auf 48% im RCT-Arm. In der CROSS-Studie wurden Patienten mit Ösophaguskarzinomen und Karzinomen des gastroösophagealen Übergangs mit Radiochemotherapie (Carboplatin, Paclitaxel und 41,4 Gy Strahlentherapie), gefolgt von einer Operation, gegen eine alleinige Operation verglichen [40]. Die mediane Überlebenszeit betrug 49,4 Monate (p = 0,003) und das 5-Jahres-Überleben verbesserte sich von 34% auf 47%. Der Vorteil bestand für Platten­ epithelkarzinome und in kleinerem Ausmaß auch für Adenokarzinome des Ösophagus und des gastroösophagealen Übergangs. Magenkarzinome wurden in dieser Studie nicht untersucht. In einer Metaanalyse von 2007 wurden 10 randomisierte Studien (n = 1209) zur Radiochemotherapie im Vergleich zur alleinigen Resektion bei Patienten mit Ösophagus­ karzinomen zusammengefasst. Für die Radiochemotherapiegruppe konnte ein signifi­ kanter Vorteil von 13% im 2-Jahres-Überleben gezeigt werden. Dieser Vorteil war bei Plattenepithelkarzinomen und Adenokarzinomen ähnlich [41]. Wenngleich die neoadjuvante Chemotherapie in Deutschland sicherlich häufiger durchgeführt wird, stellt die kombinierte Radiochemotherapie in der Behandlung von Adenokarzinomen des gastroösophagealen Übergangs doch eine Alternative dar. Auch in der S3-Leitlinie schlägt sich das in einer „soll/sollte“-Empfehlung nieder. Beim Magenkarzinom hingegen gibt es für die präoperative Radiochemotherapie keine ausreichende Evidenz. P Beim Magenkarzinom gibt es für die präoperative Radiochemotherapie keine ausreichende Evidenz. Adjuvante Radiochemotherapie Die MacDonald-Studie konnte 2001 einen signifikanten Nutzen der adjuvanten Radiochemotherapie mit 5-Fluorouracil, Leucovorin und einer Energiedosis von 45 Gy im Vergleich zur alleinigen Chirurgie zeigen [42]. Das mediane Überleben betrug dabei 27 Monate in der Operationsgruppe gegenüber 36 Monaten in der Gruppe mit adjuvanter Radiochemotherapie. Lediglich 64% erhielten die intendierte Therapie voll­stän­ dig. Zu kritisieren ist an dieser Studie die inadäquate Lymphknotendissektion. Die 8 empfohlene D2-Dissektion erfolgte lediglich in 10% der Fälle, 36% erhielten eine D1Dissektion und 54% weniger als eine D1-Dissektion. Eine Adjuvansstudie von Kim et al. [43] zeigte eine Verlängerung des Gesamtüberlebens nach Radiochemotherapie von 95 Monaten gegenüber 63 Monaten auch nach D2Dissektion. Dieser Unterschied war signifikant, jedoch fand keine Randomisierung statt, sodass von einem eventuellen Selektionsbias ausgegangen werden muss. In der ARTISTStudie, einer kontrollierten Phase-III-Studie zur postoperativen Strahlentherapie bei Patienten mit R0-resezierten Magenkarzinomen einschließlich D2-Lymphknotendissektion, wurde die adjuvante Capecitabin- und Cisplatintherapie (XP) mit XP und Strahlentherapie verglichen [44]. Durch die hinzugefügte Strahlentherapie konnte das krankheitsfreie Überleben nicht verbessert werden (p = 0,862). In einer Subgruppe mit positivem Nodalstatus zeigte sich ein Vorteil der zusätzlichen Strahlentherapie (n = 396; p = 0,0365). Die ARTIST-II-Studie untersuchte den Effekt der Chemotherapie versus Radiochemotherapie bei nodal-positiven Tumoren. In Deutschland ist die adjuvante Radiochemotherapie kaum von Bedeutung. Die S3Leitlinie äußert sich diesbezüglich folgendermaßen: „Bei einer Lymphadenektomie < D2 oder in begründeten Risikosituationen kann eine adjuvante Radiochemotherapie bei nicht neoadjuvant behandelten Patienten nach interdisziplinärer Entscheidung im Tumorboard durchgeführt werden.“ Adjuvante Chemotherapie Eine adjuvante Therapie beim Magenkarzinom wird in der S3-Leitlinie nicht empfohlen. Ein Problem dabei ist, dass die alleinige adjuvante Therapie aufgrund des postoperativ reduzierten Allgemeinzustands viel seltener durchgeführt werden kann. Weiterhin ist anzumerken, dass der Nutzen einer perioperativen Therapie durch Einzelstudien besser belegt ist. Auch scheint die Überlebensverbesserung durch ein perioperatives Konzept größer zu sein (13% vs. 5,8%), bei eingeschränkter Aussagekraft aufgrund fehlender Head-to-Head-Studien. P Eine adjuvante Therapie beim Magenkarzinom wird in der S3-Leitlinie nicht empfohlen. Als Sondervotum ist der S3-Leitlinie zu entnehmen, dass bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Magenkarzinom und ohne neoadjuvante Therapie eine adjuvante Therapie erwogen werden kann. Welche Art von adjuvanter Therapie sinnvoll ist, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. P Bei Patienten mit lokal fortgeschrit­ tenem Magenkarzinom und ohne neoadjuvante Therapie kann eine adjuvante Therapie erwogen werden. Im Rahmen der ITACA-S-Studie wurde eine adjuvante Monotherapie mit einer Polychemotherapie verglichen. Die Polychemotherapie bestand aus Irinotecan und 5-Fluoro­ uracil/Folinsäure gefolgt von Docetaxel und Cisplatin. Die Monotherapie erfolgte mit 5-Fluorouracil/Folinsäure. Diese Studie ergab keinen signifikanten Vorteil der Polychemotherapie bezüglich des krankheitsfreien Überlebens oder Gesamtüberlebens [45]. Metastasierte Situation Im Rahmen der palliativen Chemotherapie sind in der Erstlinientherapie 5-Fluorouracilund Platin-basierte Regime etabliert. Im Rahmen der REAL2-Studien konnte gezeigt werden, dass ein Austausch von Cisplatin gegen Oxaliplatin und 5-Fluorouracil gegen Capecitabin keinen Nachteil mit sich bringt [46]. Der Trend geht daher zu einer Applikation besser verträglicher Regime. Für den Zusatz von Docetaxel konnte ein zusätzlicher Nutzen zu 5-Fluorouracil und Cisplatin gezeigt werden. Ein möglicher Standard in Abhängigkeit von der Komorbidität ist daher inzwischen eine Therapie mit FLOT oder FLOX [47]. Allerdings ist hierbei der Nutzen mit der Einschränkung der Optionen in der Zweitlinientherapie abzuwägen. Des Weiteren wird standardmäßig der Her2/neu-Status bestimmt und im Fall einer Überexpression zusätzlich Trastuzumab appliziert [30]. Die bereits erwähnte ToGA-Studie konnte einen Überlebensvorteil von 11,1 auf 13,8 Monate zeigen. In der Subgruppe mit IHC 3+ sowie IHC 2+ und positiver FISH-Analyse zeigte sich sogar eine Vorteil mit Verlängerung des Überlebens auf 16 Monate. P In der metastasierten Situation wird standardmäßig der Her2/neu-Status bestimmt und im Fall einer Über­ expression zusätzlich Trastuzumab appliziert. 9 In mehreren Phase-III-Studien wurden weitere „targeted therapies“ untersucht. Die AVAGAST-Studie untersuchte die Wirksamkeit einer Kombination von Capecitabin und Platin-haltiger Therapie mit Bevacizumab/Placebo in der Erstlinie. Dabei wurde der primäre Endpunkt einer Lebenszeitverlängerung um 2,7 Monate nicht erreicht, jedoch war das Überleben in der Bevacizumabgruppe 2 Monate länger (nicht signifikant). Weiterhin zeigte sich für die europäische Subpopulation ein Überlebensvorteil von 4 Monaten, sodass die Bedeutung von Bevacizumab ggf. im Verlauf weiter untersucht werden muss [48]. In der Zweitlinientherapie hat sowohl Irinotecan als auch Docetaxel einen Stellenwert [20]. Das mediane Überleben im metastasierten Stadium ohne Chemotherapie beträgt 3–5 Monate. Verschiedene Studien zeigten eine Verbesserung des Gesamtüberlebens auf 5–9 Monate mit Chemotherapie. In diesem Jahr führten 2 Studien in der Zweitlinie des Magenkarzinoms zu einer Zulassung von Ramucirumab. Die REGARD-Studie untersuchte den Effekt der Monotherapie mit Ramucirumab gegenüber Placebo. Dabei zeigte sich ein signifikanter Effekt im Gesamtüberleben von 3,8 auf 5,2 Monate [49]. Die RAINBOW-Studie untersuchte Ramucirumab/Placebo in Kombination mit Paclitaxel. Dabei konnte eine Verlängerung des Gesamtüberlebens um 2,3 Monate gezeigt werden [50]. In einem Cross-over-Vergleich scheinen daher in der Zweitlinie antikörperhaltige Therapien ähnlich effektiv zu sein wie konventionelle Chemotherapien bei insgesamt gutem Nebenwirkungsprofil. P Ramucirumab wurde in der Zweitlinie aktuell zugelassen. In der Drittlinie wurde Apatinib, ein Tyrosinkinase-Inhibitor selektiv für VEGFR-2 ge­ testet [51]. Eine randomisierte Phase-II-Studie untersuchte Apatinib bei 144 Patienten mit fortgeschrittenem Magenkarzinom. Die Patienten wurden randomisiert in einen Placeboarm, Apatinib 850 mg einmal oder 425 mg zweimal täglich. Das mediane Gesamtüberleben betrug 2,5 Monate, 4,8 Monate und 4,3 Monate. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug 1,4 Monate, 3,7 Monate und 3,2 Monate. Zwischen den Apatinibgruppen und der Placebogruppe gab es sowohl für das progressionsfreie Überleben (p < 0,001) als auch für das Gesamtüberleben (p < 0,001 und p = 0,0017) statistisch signifikante Unterschiede. Eine randomisierte Phase-III-Studie untersucht aktuell die Wirksamkeit von Apatinib gegenüber Placebo. P Weitere „targeted therapies“ werden in Studien untersucht mit teils vielversprechenden Ergebnissen. Bei der diesjährigen Jahrestagung der ASCO (American Society of Clinical Oncology) wurden vielversprechende Phase-Ib-Daten für Pembrolizumab vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen Anti-PD-1-Antikörper, welcher die Inhibierung der T-Zellen durch PD-L1 auf Tumorzellen moduliert. Eingeschlossen wurden unter anderem Patienten mit Magenkarzinom unabhängig der Vortherapien mit positiver PD-L1 Expression. Bei 53% der Patienten zeigte sich dabei eine Reduktion der Tumorgröße. Weitere Studien dies­ bezüglich folgen. 10 Aktuelles Therapiekonzept – lokalisierte Stadien Abb. 1 cT1 Lokal fortgeschritten oder nodal positiv (cT3/4 oder N+) cT2 N- T1m T1sm Endoskopische Resektion Primäre, chirurgische Resektion, D2 LAE Magenkarzinom oder AEG II und III AEG I 8–9 Wochen präoperative Chemotherapie Neoadjuvante Radiochemotherapie Chirurgische Resektion + mediastinale LAE Postoperatives Stadium UICC I Postoperatives Stadium UICC II oder III Postoperatives Stadium UICC IV Chirurgische Resektion, D2 LAE Keine adjuvante Therapie Adjuvante Therapie erwägen Siehe Algorithmus „Metastasierte oder irresektable Stadien“ 8–9 Wochen postoperative Chemotherapie Algorithmus zum Vorgehen bei lokal begrenztem Magenkarzinom (mit freundlicher Genehmigung der rs media GmbH: http://www.therapiealgorithmen.de/algorithmen) Aktuelles Therapiekonzept – fortgeschrittene Stadien Abb. 2 Erstlinientherapie Zweitlinientherapie HER2-positiv HER2-negativ Ramucirumab + Paclitaxel Alternativ bei niedrigem Remissionsdruck Ramucirumab Monotherapie PD Trastuzumab Cisplatin/Fluoropyrimidin Alter < 65 Jahre, belastbarer AZ, keine relevante Komorbidität? nein Zweifachkombination Platin/Fluoropyrimidin z. B. FLO Bei ausreichendem Allgemeinzustand (AZ) ggf. Irinotecan PD Bei ausreichendem AZ ggf. Paclitaxel oder Irinotecan ja Dreifachkombination Platin/Fluoropyrimidin/ Docetaxel z. B. FLOT Algorithmus zum Vorgehen bei lokal begrenztem Magenkarzinom (mit freundlicher Genehmigung der rs media GmbH: http://www.therapiealgorithmen.de/algorithmen) 11 Nachsorge Anhand der S3-Leitlinie ließ sich bislang wissenschaftlich nicht belegen, dass eine strukturierte Nachsorge zu einer Verbesserung des Überlebens führt. Nach der bel­ gischen Leitlinie ist eine körperliche Untersuchung und eine Laboruntersuchung alle 3 Monate und eine CT alle 6 Monate im ersten Jahr und dann für weitere 4 Jahre jährlich sinnvoll. Die routinemäßige Bestimmung von Tumormarkern in der Nachsorge wird nicht empfohlen. Interessenkonflikt Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht. Zu empfehlende Literatur Literatur 1 The EUROGAST Study Group. 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Oberer GI-Trakt Eine Infektion führt vor allem zur Entstehung proximaler Magenkarzinome Die Inzidenz des Magenkarzinoms ist steigend Es kann von einem 6-fach erhöhten Risiko bei infizierten Personen im Vergleich zu nicht-infizierten Personen ausgegangen werden Histologische Veränderungen durch eine Infektion wie Atrophie oder Pangastritis spielen bei der Risikoerhöhung keine Rolle Eine frühzeitige Eradikation ist zur Tumorprävention nicht sinnvoll Frage 2: Wie sollte ein Patient mit dem TNM-Stadium uT1b uNx M am ehesten therapiert werden? Endoskopische Mukosaresektion/Endoskopische Submukosadissektion Definitive Radiochemotherapie Neoadjuvante Chemotherapie + subtotale Gastrektomie Totale Gastrektomie Totale Gastrektomie + adjuvante Radiochemotherapie Frage : Wie viele Lymphknoten sollten bei der Operation eines Magenkarzinoms mindestens entfernt bzw. pathologisch untersucht werden? Bitte beachten Sie: Bei der Beantwortung der Fragen ist immer nur 1 Antwort möglich. Die Beantwortung der Fragen und Erlangung des Fortbildungszertifikats ist nur online möglich. Bitte gehen Sie dazu auf unsere Homepage www.falkfoundation.de. Unter dem Menüpunkt Falk Gastro-Kolleg können Sie sich anmelden und die Fragen beantworten. Bitte diesen Fragebogen nicht per Post oder Fax schicken! 7 10 12 16 20 Frage : Welche Staging-Untersuchungen sollten bei Patienten mit Magenkarzinom zur Diagnostik von Fernmetastasen durchgeführt werden? Sonografie-Abdomen, Röntgenuntersuchung-Thorax Sonografie-Abdomen, CT-Thorax Sonografie-Abdomen, CT-Thorax, CT-Abdomen Sonografie-Abdomen, CT-Thorax, MRT-Abdomen Sonografie-Abdomen, CT-Thorax, MRT-Abdomen, Knochenszintigrafie Frage : Welche Aussage zu Her2/neu ist zutreffend? Her2/neu gehört zur VEGF-Familie Bei Magenkarzinomen findet sich in 90% der Fälle eine Überexpression Eine gegen Her2/neu gerichtete Therapie ist nur bei hoher Expression sinnvoll Die Therapie ist vor allem in neoadjuvanter Intention sinnvoll Am häufigsten findet sich eine Überexpression bei diffusen Magenkarzinomen Wichtig: Fragebeantwortung unter www.falkfoundation.de Falk Gastro-Kolleg 17 Frage : Welche Antwort ist richtig? Eine Indikation zur EMR sind intraepitheliale Neoplasien die auf die Mukosa begrenzt sind die ulzeriert wachsen unabhängig vom Grading mit Lymphgefäßinvasion mit einer Tumorgröße bis zu 3 cm Frage : Bei einem Patienten wird chirurgisch ein Magenkarzinom reseziert. Histologisch zeigt sich eine Infiltration bis in die Submukosa, von 21 Lymphknoten zeigen einen Tumorbefall, Fernmetastasen finden sich nicht. Welche TNM-Klassifikation liegt in diesem Fall vor? Tis N1 T1b N0 T1b N2 T2 N1 T3 N2 Frage : Was trifft in Bezug auf Änderungen zwischen der . und . Auflage der TNM-Klassifikation zu? Das T1-Stadium wurde in T1a und T1b unterteilt Das T2-Stadium besteht aus T2a, b und c Die Einteilung des T1-Stadiums hat lediglich prognostische und keine therapeutische Bedeutung Zur Klassifikation von pN0 werden 12 Lymphknoten gefordert Die T-Klassifikation unterscheidet sich beim Magen weiterhin von der anderer Verdauungsorgane Falk Gastro-Kolleg Oberer GI-Trakt Bitte beachten Sie: Bei der Beantwortung der Fragen ist immer nur 1 Antwort möglich. Die Beantwortung der Fragen und Erlangung des Fortbildungszertifikats ist nur online möglich. Bitte gehen Sie dazu auf unsere Homepage www.falkfoundation.de. Unter dem Menüpunkt Falk Gastro-Kolleg können Sie sich anmelden und die Fragen beantworten. Bitte diesen Fragebogen nicht per Post oder Fax schicken! Frage : Welche Aussage zum HNPCC trifft zu? Das Risiko, ein Magenkarzinom zu entwickeln, liegt bei HNPCC-Patienten bei nahezu 100% Das mittlere Erkrankungsalter für Magenkarzinome liegt bei 20 Jahren Histologisch zeigt sich dabei ein diffuser Typ Das deutsche HNPCC-Konsortium empfiehlt eine jährliche Untersuchung ab dem 35. Lebensjahr Tumoren des Dünndarms kommen bei HNPCC-Patienten nur sehr selten vor Frage 1: Welcher Antikörper wurde aktuell in der Zweitlinientherapie des Magenkarzinoms zugelassen? Wichtig: Fragebeantwortung unter Falk Gastro-Kolleg Bevacizumab Cetuximab Panitumumab Ramucirumab Pertuzumab www.falkfoundation.de 18