Juni 2007 Newsletter feel Editorial Wir leben in einer liberalen Gesellschaft. Jeder kann sein Leben so gestalten, wie es ihm gefällt. Die einen stellen Familienfotos aufs Pult, gehen täglich joggen und kleiden sich chic, die anderen finden Familienfotos spiessig, rauchen lieber als Sport zu treiben und engagieren sich in der Freizeit sozial. Unsere Lebensentwürfe sind individuell; dennoch unterliegen wir alle auch Sachzwängen und Regeln. Auch Firmen sind heute viel liberaler als noch vor 20 oder 50 Jahren, man denke an die flexiblen Arbeitszeiten oder an die Möglichkeit, dank Internet von zu Hause aus zu arbeiten. Woher kommt dann die Tendenz, diese Freiheiten durch Regeln und Verbote wieder einzuschränken? Viele Firmen verbieten das Rauchen am Arbeitsplatz, fördern sportliche Aktivitäten, warnen vor Alkoholund Drogenmissbrauch und kümmern sich um ausgewogene Menus in der Kantine. Geht das die Firma etwas an? Ja, denn sie hat ein Interesse an gesunden Mitarbeitenden und die Gesellschaft als Ganzes trägt die finanziellen Lasten von gesundheitsschädigendem Verhalten. Deshalb sind Freiheiten und Grenzen Teil derselben Medaille. 3000/d/06.07 Mit freundlichen Grüssen Urs Bracher Pensionskasse/Versicherungsservices der Credit Suisse Group (Schweiz) Für die Versicherten von Sanitas Corporate Private Care Sucht am Arbeitsplatz Von Prof. Dr. med. Erich Seifritz, Sanatorium Kilchberg Alkohol, Nikotin, Medikamente, illegale Drogen – wer abhängig von solchen Substanzen wird, dessen Leistungen lassen am Arbeitsplatz irgendwann nach. Dazu kommen die «Verhaltenssüchte» – wie die Mager-, Arbeits-, Spieloder Internetsucht – die im modernen Alltag zunehmend an Bedeutung gewinnen. Rund 5% aller Mitarbeitenden eines Betriebes haben Alkoholprobleme, sagt die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme. Dazu kommen rund 30% Raucher – wobei nicht jeder nikotinsüchtig ist – sowie knapp 1% Medikamentenabhängige, wie die Zürcher Fachstelle zur Prävention des Alkohol- und Medikamentenmissbrauchs schätzt. Die Grenzen sind unscharf, was die genauen Zahlen betrifft, aber auch wie sich die Abhängigkeit äussert und ob und ab wann sie im Berufsalltag spürbar wird. Zwischen 340 und 460 Millionen Franken betragen aber allein die medizinischen Kosten für Suchtbehandlungen jährlich. In der modernen Fachliteratur wird der Begriff «Sucht» vermieden, da er unscharf definiert ist und einen diskriminierenden Aspekt hat, welcher sich unter anderem auch in seiner Herkunft aus dem Wort «Siech» erklärt. Man spricht eher von «Missbrauch», «schädlichem Gebrauch» oder «Abhängigkeit». Wo beginnt der Missbrauch? Unter Missbrauch und schädlichem Gebrauch versteht man die wiederholte Einnahme einer Substanz, wie Alkohol, Nikotin oder Kokain, welche eine Schädigung der psychischen oder körperlichen Gesundheit verursacht. Dabei kann es zu einem Leistungseinbruch, zu körperlicher Gefährdung, Problemen mit dem Gesetz sowie zu familiären, sozialen und zwischenmenschlichen Schwierigkeiten kommen. Von einer Abhängigkeit spricht man, wenn der Konsum einer Substanz auf der Verhaltens-, der Lesen Sie weiter auf Seite 2 feel Juni 2007 feel Juni 2007 – Interview Der Autor Prof. Dr. med. Erich Seifritz ist seit 1. März 2007 Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Privatklinik Sanatorium Kilchberg. Er wuchs im Kanton Thurgau auf, studierte Medizin an der Universität Basel und absolvierte seine Weiterbildung zum Spezialarzt FMH für Psychiatrie und Psychotherapie an verschiedenen Kliniken in Königsfelden, Basel und San Diego. Von 2004 – 2007 war er Vizedirektor der Universitätsklinik für Psychiatrie Bern. Er hat sich zum Thema Depression an der Universität Basel habilitiert und ist Titularprofessor für Psychiatrie an der Universität Bern. Wann ist man abhängig? Innerer Zwang zum Konsum, verminderte Kontrollfähigkeit über den Konsum Körperliche Entzugssymptome, wenn der Konsum gestoppt oder reduziert wird Toleranzbildung; Dosis muss erhöht werden, um gleiche Wirkung zu erzielen Andere Interessen werden vernachlässigt, erhöhter Zeitaufwand für Beschaffung, Konsum und Erholung vom Konsum Trotz Wissen um bereits vorliegende Gesundheitsschäden wird weiter konsumiert Interview kognitiven oder körperlichen Ebene deutlich an Vorrang gewinnt und Aktivitäten, welche der betroffenen Person früher wichtig waren, zunehmend in den Hintergrund drängen (vgl. Kasten Seite 3). Die Grenze zwischen normalem und schädlichem Gebrauch von Substanzen ist nicht immer einfach zu ziehen. Häufig dauert es lange, bis die Arbeitsleistung aufgrund eines übermässigen Substanzkonsums objektiv und von der Umgebung erkennbar nachlässt. Abhängigkeitsstörungen hängen häufig mit psychischen Problemen oder Krankheiten zusammen, wie einer Depression, Konflikten am Arbeitsplatz oder in der Familie und/oder chronischer Überbelastung (Burn-out). In diesem Zusammenhang spielen auch sozial akzeptierte und harmlos scheinende Substanzen eine wichtige Rolle, wie etwa der Missbrauch von Nikotin oder Aufputschmitteln. Verhaltenssüchte Neben substanzbezogenen Abhängigkeitsproblemen (durch Alkohol, Tabletten oder Drogen) spricht man auch bei bestimmten Verhaltensweisen von suchtartigen Störungen. Psychiatrisch und medizinisch wohl am wichtigsten sind die Essstörungen wie Anorexie (Magersucht) und Esssucht. Es existieren aber auch andere Verhaltenssüchte wie die Arbeitssucht (Workaholism), Spiel- und Internetsucht und andere. Hier sind die Grenzen zwischen einem intensiveren Verhalten und einer richtigen Abhängigkeit noch schwieriger zu ziehen, da meist keine körperlichen Suchtsymptome, wohl aber psychische auftreten. Bei einer Spiel- oder auch einer Internetsucht treten beispielsweise auch «Craving»-Symptome (dringendes Verlangen) auf, die sich in Form von Unruhe, Gereiztheit bis hin zur Aggressivität äussern können. Wer 20 Stunden pro Woche privat im Internet verbringt, gilt als gefährdet. Bei 35 Stunden beginnt gemäss einer wissenschaftlichen Studie der Berliner Humboldt Universität die Abhängigkeit. Das Sanatorium Kilchberg ist unter anderem auf die Behandlung von Essstörungen spezialisiert, daneben werden in unserer Klinik alle Arten von Abhängigkeitsstörungen behandelt, wobei es sich meistens um Patienten mit einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit handelt. Die stationären Behandlungsangebote werden ergänzt durch halbstationäre und ambulante Therapien. Im Bereich der illegalen Drogen, zum Beispiel Heroin, werden Entzugsbehandlungen oder Substitutionsbehandlungen (z.B. die Methadonersatztherapie) durchgeführt. 2 Die Behandlung Der erste Schritt bei der Behandlung einer Abhängigkeit ist, dass sich die oder der Betroffene des Problems bewusst wird und sich traut, darüber zu sprechen und Hilfe zu suchen. In Betrieben kann der personalärztliche Dienst ein hilfreicher Ansprechpartner sein, um die Weichen richtig zu stellen. Dabei ist eine saubere Diagnose wichtig, welche die weiteren Therapieschritte mitbestimmt. Häufig ist auch der Hausarzt ein wichtiger Ansprechpartner. Ob eine Therapie notwendig ist und ob eine solche stationär im Spital bzw. einer psychiatrischen Klinik oder ambulant beim Hausarzt, Psychiater, Psychologen oder einer andern geeigneten Institution erfolgen kann, ergibt sich erst aus einer sorgfältigen Erhebung der persönlichen Krankengeschichte und der individuellen Befunde. Die Therapie kann grundsätzlich in einen «Entzugstherapieteil» und einen «Entwöhnungsteil» gegliedert werden. Der «Entzug» bezieht sich insbesondere auf die körperliche Entgiftung, die mit oder ohne Medikamente durchgeführt wird und in der Regel wenige Tage dauert. Der weitaus schwierigere und längerfristigere Teil der Behandlung besteht in der Therapie der psychologischen Aspekte der Abhängigkeit. Diese stützt sich heutzutage vor allem auf die Prinzipien der Verhaltenstherapie, wobei insbesondere Problemlösestrategien, Fertigkeitstraining zum Umgang mit Cravingverhalten, Bewältigungsstrategien sowie kognitive Vorbereitung auf die Abstinenz erlernt und eingeübt werden. In psychiatrischen Kliniken werden solche Therapieverfahren in Form von ambulanten Einzeltherapien und häufig auch in Form von ambulanten Gruppentherapien angeboten. In einer Klinik wie der unseren kommt man häufig nur mit «der Spitze des Eisbergs», also den schwereren Fällen von Suchtverhalten in Kontakt. Da Abhängigkeitserkrankungen aber gut behandelt werden können, ist es wichtig, dass das Thema im Betrieb nicht tabuisiert, sondern frühzeitig das Gespräch mit gefährdeten Mitarbeitenden gesucht wird. Symptome für eine mögliche Sucht sind: ■ häufige Absenzen und Kurzerkrankungen ■ häufiges kurzzeitiges Fehlen (um die Substanz einzunehmen) ■ Unpünktlichkeit, Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen ■ Leistungsschwankungen, Mangel an Sorgfalt ■ gehäufte Unfälle usw. Denn eines ist klar, Therapieerfolge sind umso besser, je früher die Störung erkannt und behandelt wird. «Wichtig ist, das Gespräch zu suchen» Beim Thema «Sucht am Arbeitsplatz» sind Kollegen, Vorgesetzte und die Personalabteilung gefordert. Wir sprachen mit Felix Gutzwiller, Direktor des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich, über die Rolle des Betriebs in solchen Fällen. Kann man Mitarbeitende mit Kampagnen und Informationen zum Umgang mit «Sucht am Arbeitsplatz» erreichen? Der Arbeitsplatz ist für die meisten von uns ein wichtiger Teil unserer Lebenswelt und die meisten Arbeitnehmer lassen sich dort auch gut erreichen. Es macht also Sinn, wenn Arbeitgeber Themen wie Gesundheit und Suchtmittel aufgreifen. Aber ist das Thema im konkreten Fall nicht oft tabu und wird als Privatsache betrachtet? Wer spricht schon gerne den Kollegen darauf an, wenn er immer nach dem Mittagessen eine Fahne hat? Das ist tatsächlich nicht ganz einfach und viele weichen einem solchen Gespräch aus Höflichkeit oder Vorsicht lieber aus, man will ja auch niemand ungerechtfertigt verdächtigen. Andererseits werden die Anzeichen gerade bei Alkoholsucht, manchmal auch bei illegalen Drogen, oft schon sehr früh im Umfeld wahrgenommen, also zu einem Zeitpunkt, wo man sehr gut helfen könnte. Wie sollte eine solche Hilfe oder Unterstützung aussehen? Wichtig ist, das Gespräch mit der betroffenen Person zu suchen. Dazu braucht es eine gewisse Sensibilität in der HR-Abteilung und bei den Vorgesetzten und ein Betriebsklima, wo dem Mitarbeitenden klar ist, dass er nicht einfach auf die Strasse gestellt wird, wenn er sich öffnet, sondern dass er auf Unterstützung zählen kann. Konkret sollte man besprechen, wie sich die Sucht äussert und wie und wo sich der oder die Betroffene Hilfe holen kann und soll. Es gibt ja bezüglich Alkohol und Drogen sehr viele Fachstellen und Therapieangebote. Und wie weit kann man einen Mitarbeitenden in die Pflicht nehmen? Es ist wichtig, dass die Firma einerseits fordert, dass der Betroffene etwas unternimmt, ihn dabei andererseits aber auch unterstützt. Es kann beispielsweise eine Art Fahrplan oder ein Vertrag bezüglich Therapien oder Entzieh- Professor Felix Gutzwiller ist Direktor des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich sowie Nationalrat und Präsident der FDP-Fraktion der eidgenössischen Räte. ungskur ausgearbeitet werden und die konkreten Erfolge und Fortschritte müssen dann auch nachgewiesen werden. Ist es nicht ein Widerspruch, wenn Firmen ihre Mitarbeitenden immer stärker fordern und sie andererseits über Suchtmittel aufklären und zu einem gesünderen Leben anhalten? Das scheint mir nicht ein Widerspruch zu sein, sondern Teil unserer veränderten Welt. Früher waren Arbeits- und Privatleben stärker getrennt. Der Arbeitstag endete um 17 Uhr, der Lebensstil galt als Privatsache. Moderne Betriebe fordern ihre Leute heute zwar mehr, unterstützen sie dafür aber auch bezüglich Gesundheit oder dem Umgang mit Stress. Sie haben gemerkt, dass sie konkret Gesundheitspolitik betreiben können, indem sie beispielsweise für rauchfreie Räume sorgen, Früchte aufstellen oder gesunde Kantinenverpflegung anbieten. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass es meist eine Kombination aus privaten und beruflichen Problemen ist, die in eine Sucht führen können, umso besser, wenn der Arbeitgeber dann eine Anlaufstelle ist, in die man Vertrauen setzen kann. 3 feel Juni 2007 – News Reise-Checkliste rund um Ihre Gesundheit ✓Versichertenkarte mitnehmen, denn damit können Sie sich im EU/EFTA Raum gegenüber Ärzten und Spitälern ausweisen. ✓Telefonnummer der Assistance im Mobiltelefon speichern und/oder im Adressbuch festhalten (Nummer steht auf Ihrer Versichertenkarte). ✓Gesundheitliche Gefahren: sich rechtzeitig informieren über gesundheitliche Gefahren im Reiseland und empfohlene Impfungen. ✓Impfen: Je nach Reiseziel einen Tropenarzt aufsuchen, sich rechtzeitig impfen lassen oder Malaria Prophylaxe vorbeugend einnehmen bzw. Malaria-Notfallmedikament mitnehmen. ✓Reiseapotheke zusammenstellen: mit Mitteln gegen Durchfall, Übelkeit/Erbrechen, Husten, Halsweh sowie Fieber/Schmerzen, Augen- und Ohrentropfen, Salbe gegen Juckreiz und Allergien, Pflaster, Schnellverband, Desinfektionsmittel, Wundsalbe, Schere, Pinzette, Antibiotikum und weitere persönliche Medikamente nach Bedarf. ✓Sonnenschutz nicht vergessen: Sonnenschutzcrème ab Faktor 25, Sonnenbrille, Kopfbedeckung, Sonnenschutzbekleidung. Nein, wer über Sanitas Corporate Private Care kranken- und unfallversichert ist, benötigt keine zusätzliche Reiseversicherung. Denn die Kosten für Behandlungen im Ausland sind gedeckt und die Assistance steht Ihnen im Notfall rund um die Uhr mit Vertretern in 208 Ländern zur Seite: Die medizinische Assistance garantiert Ihnen: Permanenten Kontakt in Ihrer Sprache mit einem der Assistance-Einsatzbetreuer Transport zur am besten geeigneten medizinischen Einrichtung Rückführung in das Herkunftsland Rückreise der Begleitpersonen Direkte Übernahme der Arzt- und Spitalkosten im Rahmen des Versicherungsschutzes oder der Bevorschussungen Bei Notfällen im Ausland genügt ein Anruf – deshalb ist es wichtig, dass Sie die Telefonnummer dabei haben (Rückseite der Versichertenkarte) – und die medizinische Betreuung vor Ort oder die Rückreise werden organisiert. Mit Bello an den Beach? Mit Hund und Katz ans Meer, mit dem Meerschweinchen in die Berge? Vielleicht, aber eine Reise mit Haustier will wohl überlegt sein und muss vorausgeplant werden. Mit Hunden geht das Reisen fast am leichtesten, aber je nachdem was Sie vorhaben und wie weit die Reise geht, fühlt sich Ihr Liebling währenddessen wohler in einem Tierheim. Tipps rund um das Thema Reisen und Haustiere finden Sie im Internet unter: www.kleintiermedizin.ch/tier/reisen. 4 Konzept & Design: denise schmid communications / sonja studer grafik AG, Zürich. Fotos: Damaris Betancourt / gettyimages. Druck: Kromer Print, Lenzburg Zusätzliche Reiseversicherung?