Mikrobizide als neue Chance in der HIV

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10. Deutscher und 16. Österreichischer AIDS-Kongress, 3.6.2005, Wien
Mikrobizide als neue Chance in der HIV-Prävention: Vaginale Substanzen
sollen vor allem Frauen vor Ansteckung schützen
Vor HIV-Infektionen schützende Alternativen zum Kondom seien dringend notwendig, sagten Experten
heute beim 10. Deutschen und 16. Österreichischen AIDS-Kongress in Wien. Denn Methoden, über die
Frauen die Kontrolle haben und die sie unabhängig vom Schutzverhalten der Männer machen, könnten den
Infektionsanstieg deutlich eindämmen helfen. Eine solche Alternative sind in der Vagina anzuwendende
Mikrobizide, etwa in Zäpfchenform.
Wien, am 3. Juni 2005 - „Alternativen Methoden des Infektionsschutzes, über die Frauen die Kontrolle
haben und die sie unabhängig vom Schutzverhalten der Männer machen, werden dringend benötigt“,
forderte heute bei einer Pressekonferenz in Wien die Präsidentin des Deutsch-Österreichischen AIDSKongresses, Dr. Brigitte Schmied: „Eine solche Alternative sind in der Vagina anzuwendende Mikrobizide,
etwa in Zäpfchenform. Sie könnten Frauen vor Neuinfektionen schützen, und das in einem großen Ausmaß,
wie die London School of Hygiene and Tropical Medicine in einem mathematischen Modell nachgewiesen
hat: Selbst ein Gel oder Zäpfchen, das nur zu 60 Prozent wirksam wäre und von nur 20 Prozent der Frauen
genützt würde, könnte innerhalb von drei Jahren 2,5 Millionen HIV-Infektionen verhindern.“
Angesichts der steigenden Zahl von Neuinfektionen mit dem HI-Virus arbeiten Forscher weltweit an
wirksamen Methoden zur Übertragungsprävention. Dazu zählt nicht nur die Forschung an möglichen
Impfstoffen, sondern auch an Substanzen und Methoden, die die Übertragung von HIV und anderen sexuell
übertragbaren Krankheiten verhindern oder zumindest reduzieren können.
„Natürlich haben wir dafür schon jetzt eine sehr einfache Methode, nämlich das Kondom“, so Dr. Schmied.
„Doch vor allem Frauen haben nicht immer ausreichend Einfluss auf den Kondomgebrauch. Besonders
junge Frauen tun sich oft sehr schwer, ihren Wunsch nach Schutz entsprechend zu artikulieren und
selbstbewusst umzusetzen.“ Abgesehen davon würden Männer häufig ungeschützten Geschlechtsverkehr
einfordern, weil sie ihn vorziehen, oder weil sie in der Forderung nach einem Kondom einen „Beweis“ für
die Untreue der Frau sehen.
Mehrere Dutzend Substanzen, die sich für eine effektive HIV-Prophylaxe eignen könnten, werden derzeit
beforscht. Sie haben die Fähigkeit gemeinsam, die sexuelle Übertragung von HIV und anderen STD zu
vermeiden. Dabei gibt es verschiedene Ansätze. Dr. Schmied: „Die Substanzen können wirken, indem sie
entweder den Erreger abtöten oder inaktivieren, die Infektion durch eine Sperre zwischen dem Erreger und
den Vaginalzellen blockieren oder aber die Aktivität des Erregers hemmen, nachdem er sich an der Zelle
festgesetzt hat. Sehr wirksam wäre eine Kombination dieser verschiedenen Mechanismen.“
Das erste Anti-HIV-Mikrobizid, das in Effektivitätsstudien untersucht wurde, war das Spermizid
Nonoxynol-9 (N-9). Ein anderer Kandidat der Forschung ist Beta-Cyclodextrin, eine Substanz, die die
Zellwanderung behindert und die vaginale HIV-Übertragung bei Mäusen verhinderte. Ein weiteres,
möglicherweise vielversprechendes Produkt ist ein Gel, das auch „unsichtbares Kondom“ genannt wird. Als
Wirkstoff wird dabei Sodium Lauryl Sulfat eingesetzt. Studien laufen unter anderem auch mit BufferGel,
einem Gel auf wässeriger Basis, das Spermien ebenso abtötet wie HI-Viren und das Herpes-simplex-Virus
Typ 2 (HSV-2). Auf Chlamydia trachomatis und das Humane Papilloma Virus (HPV) wirkt BufferGel
ebenfalls hemmend.
Eines der Probleme, die die derzeit geprüften Substanzen zum Teil noch aufweisen, ist ihre relativ hohe
Aggressivität. „Die hilft zwar gegen das Virus, könnte aber auch die empfindliche Scheiden-Schleimhaut
schwächen und sie damit sogar noch anfälliger für das Virus machen“, erklärt Dr. Schmied.
„Forschungsziel sind jetzt Mikrobizide, die wirksam gegen das Virus, und unproblematisch für die
Schleimhaut sind. Trotz aller Probleme, die es in der Entwicklung noch gibt, können wir doch damit
rechnen, dass in den kommenden fünf Jahren zumindest ein solches Produkt auf den Markt kommen wird.“
Profitieren dürften von der aktuellen Mikrobizide-Forschung übrigens auch Männer. Zum einen spricht
einiges dafür, dass auch der männliche Partner geschützt ist, wenn die Frau ein vaginales Mikrobizid
verwendet. Und zum anderen sind ebenso rektale Applikationsformen in Entwicklung, die auch Männern
Schutz bieten können, die mit Männern Sex haben.
Rückfragen: B&K Medien- und Kommunikationsberatung; Daniela Pedross, Mag.; 01-3194378-11;
[email protected]
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