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Mikrobizide als neue Chance in der HIV-Prävention
Vom 10. Deutschen und 16 Österreichischen AIDS-Kongress aus Wien: Vor HIV-Infektionen schützende Alternativen
zum Kondom seien dringend notwendig, sagen Experten, denn Methoden, über die Frauen die Kontrolle haben und
die sie unabhängig vom Schutzverhalten der Männer machen, könnten den Infektionsanstieg deutlich eindämmen
helfen. Eine solche Alternative sind in der Vagina anzuwendende Mikrobizide, etwa in Zäpfchenform. "Alternativen
Methoden des Infektionsschutzes, über die Frauen die Kontrolle haben und die sie unabhängig vom Schutzverhalten
der Männer machen, werden dringend benötigt", fordert die Präsidentin der Deutsch-Österreichischen
AIDS-Kongresses, Dr. Brigitte Schmied: "Eine solche Alternative sind in der Vagina anzuwendende Mikrobizide. Sie
können Frauen vor Neuinfektionen schützen, und das in einem großen Ausmaß, wie die London School of Hygiene
and Tropical Medicine in einem mathematischen Modell nachgewiesen hat: Selbst ein Gel oder Zäpfchen, das nur zu
60 Prozent wirksam wäre und von nur 20 Prozent der Frauen genutzt würde, könnte innerhalb von 3 Jahren 2,5
Millionen HIV-Infektionen verhindern."
Angesichts der steigenden Zahl von Neuinfektionen mit HIV arbeiten Forscher weltweit an wirksamen Methoden zur
Übertragungsprävention. Dazu zählt nicht nur die Forschung an möglichen Impfstoffen, sondern auch an Substanzen
und Methoden, die die Übertragung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten verhindern oder
zumindest reduzieren können. "Natürlich haben wir dafür schon jetzt eine sehr einfache aber wirklich wirksamen
Methode, nämlich das Kondom", so Dr. Schmied. "Doch vor allem Frauen haben nicht immer ausreichend Einfluss
auf den Kondomgebrauch. Besonders junge Frauen tun sich oft sehr schwer, ihren Wunsch nach Schutz
entsprechend zu artikulieren und selbstbewusst umzusetzen." Abgesehen davon würden Männer häufig
ungeschützten Geschlechtsverkehr einfordern, weil sie ihn vorziehen, oder weil sie in der Forderung nach einen
Kondom einen "Beweis" für die Untreue der Frau sehen. Mehrere Dutzend Substanzen, die sich für eine effektive
HIV-Prophylaxe eignen könnten, werden derzeit beforscht. Sie haben die Fähigkeit gemeinsam, die sexuelle
Übertragung von HIV und anderen STD zu vermeiden. Dabei gibt es verschiedene Ansätze. Dr. Schmied: "Die
Substanzen können wirken, indem sie entweder den Erreger abtöten oder inaktivieren, die Infektion durch eine
Sperre zwichen dem Erreger und den Vaginalzellen blockieren oder aber die Aktivität des Erregers hemmen,
nachdem er sich an der Zelle festgesetzt hat. Sehr wirksam wäre eine Kombination dieser verschiedenen
Methoden." Das erste Anti-HIV-Mikrobizid, das in Effektivitätsstudien untersucht wurde, war das Spermizid
Nonoxynol-9 (N-9). Ein anderer Kandidat der Forschung ist Beta-Cyclodextrin, eine Substanz, die die Zellwanderung
behindert und die vaginale HIV-Übertragung bei Mäusen verhindert. Ein weiteres, möglicherweise
vielversprechendes Produkt ist ein Gel, das auch "unsichtbares Kondom" genannt wird. Als Wirkstoff wird dabei
Sodium Lauryl Sulfat eingesetzt. Studien laufen unter anderem auch mit BufferGel, einem Gel auf wässeriger Basis,
das Spermien ebenso abtötet wie HI-Viren und das Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2). Auf Chlamydia trachomatis
und das Humane Papilloma Virus wirkt BufferGel ebenfalls hemmend. Eines der Probleme, die die derzeit geprüften
Substanzen zum Teil aufweisen, ist ihre relativ hohe Aggressivität. "Die gilft zwar gegen das Virus, könnte aber auch
die empfindliche Scheiden-Schleimhaut schwächen und sie damit sogar noch anfälliger für das Virus machen",
erklärt Dr. Schmied. "Forschungsziel sind jetzt Mikrobizide, die wirksam gegen das Virus, und unproblematisch für
die Schleimhaut sind. Trotz aller Probleme, die es in der Entwicklung noch gibt, können wir doch damit rechnen, dass
in den kommenden fünf Jahren zumindest ein solches Produkt auf den Markt kommen wird." Profitieren von der
Prophylaxe würden aber auch die Männer. Zum einen spricht einiges dafür, dass auch der männliche Partner
geschützt wird, wenn die Frau ein vaginales Mikrobiozid verwendet. Und zum anderen sind ebenso rektale
Applikationsformen in Entwicklung, die auch Männern Schutz bieten könnte, die mit Männern Sex haben.
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