Geht ab wie eine Rakete: Unkonventionelle Raumfahrtantriebe Die Raumfahrtantriebe der Zukunft könnten auf verschiedenen Konzepten basieren, die sich in Entwicklungsstadien von "fast einsatzreif" bis hin zu "technisch zur Zeit nicht verwirklichbar" befinden. Je nach Konstruktionsprinzip werden durch Lichtbögen heiße "Plasmastrahlen" erzeugt, es wird Materie mit Antimaterie zerstrahlt oder es wird einfach der Lichtdruck durch das von der Sonne ausgestrahlte Licht als Antrieb verwendet. Ziel ist es, die Menge des zur Beschleunigung benötigten Treibstoffs zu minimieren, damit das Raumschiff möglichst leicht und effektiv werden kann. Einige vielversprechende Konzepte werden am Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der Universität Stuttgart experimentell und theoretisch untersucht. Elektrische Lichtbogentriebwerke In Raketentriebwerken wird ein Gas erhitzt und erzeugt bei der Entspannung in einer Düse Schub. In chemischen Triebwerken wird eine Verbrennung als Energielieferant benutzt. Hierdurch wird die Energie, die pro Maseneinheit des Treibstoffs genutzt werden kann, durch die Reaktionsenthalpie begrenzt. Typische Austrittsgeschwindigkeiten bei chemischen Raketenantrieben liegen bei weniger als 5 km/s. Im Gegensatz hierzu wird das Gas in Lichtbogentriebwerken durch elektrische Energie geheizt. Dadurch kann mehr Energie eingekoppelt werden und eine höhere Austrittsgeschwindigkeit des Treibstoffs erreicht werden. Das gleiche Antriebsvermögen kann mit weniger Treibstoff erreicht werden. Darüber hinaus müssen keine reagierenden Gase benutzt werden, es können sogar Edelgase verwendet werden. Im Gegensatz zu chemischen Antrieben, die sehr große Schübe (ca 7.600.000 N bei der Saturn V) erzeugen, liegen die Schübe bei elektrischen Triebwerken deutlich niedriger. RZ_Antriebe_1_2.PDF Zylindrisches MPD-Triebwerk im Betrieb mit Argon Thermisches Lichtbogentriebwerk ARTUS im Betrieb mit Wasserstoff Russisches ZNAMYA Experiment zur künstlichen Beleuchtung der Erdoberfläche Sonnensegelstudie des DLR für eine Asteroidenmission Thermische Lichtbogentriebwerke (TLT) Diese Anriebe erzeugen den Schub nur aufgrund der thermischen Entspannung der heißen Gase in der Düse. Typische Treibstoffe sind Wasserstoff, Stickstoff, aber auch Hydrazin oder Ammoniak. Elektrische Leistungen von ca. 500W bis hin zu 100 kW sind möglich. Dabei werden bei Austrittsgeschwindigkeiten von bis zu 20 km/s Schübe von 100 mN bis zu 6 N erreicht. HIPARC im Betrieb mit Wasserstoff bei 100 kW elektrischer Leistung und als Schnittmodell MPD-Triebwerk HAT im Betrieb mit Argon bei einer elektrischen Leistug von etwa 350 kW und einem Strom von etwa 5000 A und Funktionsprinzip von MPD-Triebwerken Modell eines Antimaterietriebwerks, Düsenlänge 10 m Magnetoplasmadynamische Triebwerke (MPD) MPD-Triebwerke erzeugen zusätzlich zum thermischen Schub noch einen magnetischen Schubanteil. Dieser magnetische Schub resultiert aus einer Interaktion der bewegten, geladenen Teilchen mit dem magnetischen Feld, das entweder durch den Lichtbogenstrom selbst induziert (Eigenfeld-MPD), oder von außen aufgeprägt werden kann (FremdfeldMPD). Da dieser Schubanteil bei Eigenfeld-MPDs proportional zum Quadrat des benutzten Stroms ist, benötigen diese Triebwerke verhältnismäßig hohe elektrische Leistungen bis in den Megawatt-Bereich. Schübe von 28 N wurden bereits erreicht Hochschule: Universität Stuttgart Institut: Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) Unter Leitung von: Prof. Dr. rer. nat. Hans-Peter-Röser Kontakt: www.irs.uni-stuttgart.de Arbeitsgruppe Elektrische Raumfahrtantriebe und Plasmatechnologie: Prof. Dr.-Ing. habil. Monika Auweter-Kurtz