Blick in die Forschung: Nachrichten Der rußende Stern CV Serpentis C V Serpentis im Sternbild Schlange ist ein Doppelstern mit einer Umlaufpe- riode von 30 Tagen. Hier umkreisen ein massereicher Wolf-Rayet-Stern und ein normaler Hauptreihenstern des Spektraltyps B den gemeinsamen Schwerpunkt des Systems. Sie bedecken sich dabei von der Erde aus betrachtet gegenseitig, was zu periodischen Schwankungen ihrer Helligkeit führt. Zudem ist schon seit einigen Jahrzehnten bekannt, dass die periodischen Helligkeitsveränderungen des Systems CV Serpentis auch auf Änderungen der Leuchtkraft beider Sterne beruhen. Der Grund dafür ist eine ausgedehnte Atmosphäre um den WR-Stern, die sehr reich an elementarem Kohlenstoff ist, der von dem Stern ausgestoßen wurde. Forscher um Alexandre David-Uraz von der Universität von Montreal und dem »Centre de Recherche en Astrophy- Pluto hat einen vierten Mond D er Zwergplanet Pluto wird derzeit mit vielen Instru- 1200 Kilometern etwa halb so groß wie der Hauptkörper mit menten untersucht, um den im Juli 2015 bevorstehenden 2350 Kilometer Durchmesser ist. Weiter außen liegen die Vorbeiflug der US-Raumsonde New Horizons optimal vorzube- Bahnen der bereits bekannten Monde Nix und Hydra, die das reiten. Bei einer Suche nach möglichen Ringen um den Zwerg- Pluto-Charon-System in Abständen von 50 000 beziehungswei- planeten stieß ein Forscherteam um Mark Showalter am SETI se 65 000 Kilometern umrunden. Die Durchmesser dieser bei- Institute in Mountain View im US-Bundesstaat Kalifornien mit den Monde dürften zwischen 40 und 160 Kilometer betragen, dem Weltraumteleskop Hubble auf den vierten Begleiter von je nachdem wie hell ihre Oberflächen sind. Pluto. P4 oder S/2011 P1, so die provisorischen Bezeichnungen, Der neuentdeckte Mond P4 ist nun ein weiteres Beobach- ist zwischen 13 und 34 Kilometer groß und umrundet Pluto in tungsobjekt für die Raumsonde New Horizons, wenn sie im Juli einem Abstand von 59 000 Kilometern innerhalb von 32 Tagen. 2015 dicht am Zwergplaneten Pluto vorbeiziehen wird. Aber Damit zieht er seine Bahn zwischen den Umlaufbahnen der die Entdeckung ist laut Alan Stern, dem Chefwissenschaftler bereits im Jahr 2005 ebenfalls mit Hubble entdeckten Monde der Mission am Southwest Research Institute in Boulder im Nix und Hydra. US-Bundesstaat Colorado, auch ein Hinweis darauf, dass sich Der neue Begleiter war den Beobachtern zum ersten Mal am 28. Juni 2011 auf den Bildern der Weitfeldkamera-3 des Welt- noch mehr und kleinere Objekte im näheren Umfeld von Pluto befinden könnten. Es bestünde somit die Möglichkeit, dass der raumteleskops aufgefallen und ließ sich bei Beobachtungen am 3. und 18. Juli bestätigen. Da nach äußerst lichtschwachen Staubringen um Pluto gesucht wurde, zeigte sich P4 als Der neuentdeckte Begleiter P4 von Pluto umrundet den Zwerg- schwacher Punkt auf den gegenüber früheren Aufnahmen planeten zwischen den Bahnen der seit 2005 bekannten Monde wesentlich länger belichteten Bildern. Nix und Hydra. Er ist im Mittel rund 59 000 Kilometer von Pluto Bereits im Jahr 1978 war Charon, der erste Plutomond, entdeckt worden, der mit einem Durchmesser von rund 12 September 2011 entfernt und sein Durchmesser beträgt zwischen 13 und 34 Kilometer. Sterne und Weltraum Der Wolf-Rayet-Stern WR 124 ist ein naher rung, wiederum ein Hinweis auf große hülle umgeben. Diese Sterne rußen also Verwandter von CV Serpentis und einer der Unterschiede in der Dichte der Hülle um beim Brennen. Dies zeigt sich auch bei jüngsten Sterne seiner Art im Milchstraßen- dem CV Serpentis sehr ähnlichen Stern system. Er befindet sich rund 15 000 Licht- den WR-Stern. Der WR-Stern im System CV Serpentis jahre von uns entfernt im Sternbild Pfeil ist ein massereicher Riesenstern, der jedoch, wie sich diese Rußansamm- und ist von einer Hülle von ihm ausgesto- kurz vor dem Ende seiner Existenz lungen überhaupt bilden können, da ein ßener Gase und Staubpartikel umgeben. steht. In seinem Inneren ist der Vorrat WC-Stern sehr heiß ist und große Mengen an Wasserstoff bereits verbraucht, er energiereicher Strahlung abgibt. Für die fusioniert nun Helium zu schwereren Bildung von Rußpartikeln aus amorphem sique du Québec« (CRAQ) benutzten den Elementen, darunter Kohlenstoff. Aber Kohlenstoff (ungeordnete Zusammen- kanadischen Forschungssatelliten MOST, auch sein Vorrat an Helium ist begrenzt schlüsse von Kohlenstoffatomen) sollten um die Passagen des Begleiters durch und geht nun in seinem Kern allmählich die Drücke eher höher und die Tempera- die ausgedehnte Atmosphäre des WR- zur Neige, so dass sich eine heliumbren- turen eher niedriger sein als diejenigen Sterns hindurch zu beob­achten. Bei ihren nende Schicht um seine Zentralregion im Umfeld von CV Serpentis. Messungen stellten die Forscher fest, dass bildet. Gegen Ende des Heliumbrennens die Verfinsterungen von Mal zu Mal sehr erreicht die Schicht der Kernfusion die unterschiedlich ausfallen können. Der Oberfläche des Sterns, wodurch die in ihr Helligkeitsrückgang kann in seiner Inten- entstehenden Kohlenstoffatome durch sität um bis zu 70 Prozent variieren, was einen starken Sternwind direkt in die sich durch den Ausstoß von Kohlenstoff Umgebung entweichen. Hier bilden sie und Gas durch den WR-Stern erklären eine ausgedehnte Atmosphäre um den Zu diesem Beitrag stehen didaktische lässt. WR-Stern. Sterne in dieser Lebensphase Materialien auf unserer Internet­seite werden auch als WC-Sterne bezeichnet, www.wissenschaft-schulen.de/ pentis mit MOST in den Jahren 2009 wobei der Buchstabe C auf das chemische artikel/1115459 zur freien Verfü­ und 2010, wobei sie im ersten Jahr zwei gung. Sie beschäftigen sich mit den direkt aufeinander folgende Verfinste- Symbol für Kohlenstoff verweist. Manche dieser WC-Sterne stoßen rie- rungen messen konnten, die sich in sige Mengen an Kohlenstoff aus, so dass Durch den Vergleich mit alltäglichen ihrer Stärke deutlich unterschieden. sich in ihrer ausgedehnten Atmosphäre Schattenphänomenen wird eine Ver­ Die Messung von 2010 ergab ein sehr große Mengen an Kohlenstoffpartikeln bindung für die Schüler hergestellt. unsymmetrisches Profil der Verfinste- bilden, die sie als ausgedehnte Staub- Canadian Astronomical Society, 31. Mai 2011 Schattenspielen mancher Sterne. Vorbeiflug an Pluto sehr viel riskanter sein könnte als bislang kollidiert sein, wobei rund ein Achtel seiner Masse herausge- angenommen. sprengt wurde, die im Umlauf um den Zentralkörper blieb. Aus Die Forscher um Alan Stern gehen davon aus, dass alle ihr bildeten sich in der Folge Charon und die anderen Begleiter. Monde von Pluto das Ergebnis einer heftigen Kollision in der Möglicherweise blieb von der Kollision auch ein Ring aus feinen Frühzeit des Sonnensystems vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren Partikeln um Pluto zurück, aber auch auf den neuen Bildern sind. Damals könnte ein größeres Objekt mit dem Protopluto fanden sich dafür bislang keinerlei Hinweise. 28. Juni 2011 NASA, 20. Juli 2011 3. Juli 2011 Hydra P4 Hydra Pluto Charon P4 Nix Nix Charon NASA /ESA / Mark Showalter (SETI Institute) ESO Die Forscher beobachteten CV Ser- WR 124 (siehe Bild links). Rätselhaft ist Pluto 40 000 Kilometer www.astronomie-heute.de September 2011 13 Wie lebensfreundlich ist Gliese 581d? V or rund vier Jahren entdeckten Astronomen vier Begleiter des roten Zwergsterns Gliese 581 im Sternbild Waage. Anfang 2011 meinte ein weiteres Kühlmittelpanne verschmutzt Hauptspiegel des Subaru-Teleskops E in Schreck in der frühen Morgenstunde ereilte den zuständigen Operator des japanischen Großteleskops Subaru, das sich in rund 4200 Metern Höhe auf dem Gipfel des Mauna Kea im US-Bundesstaat Hawaii befindet. Gegen Ende der Beobach- Forscherteam zwei weitere Trabanten tungsnacht am 2. Juli 2011 leuchtete auf den Bildschirmen der Kontrollkonsole eine des 20,3 Lichtjahre von uns entfernten Fehlermeldung auf, dass eine Störung in der Top Unit im Bereich des Sekundärspie- Gestirns gefunden zu haben, die aber in gels vorliegt. Dort befindet sich unter anderem die Hauptkamera Suprime-Cam von der Fachwelt sehr umstritten sind. Die Subaru, eine CCD-Kamera, die mit einem mehrstufigen System aktiv gekühlt wird. ersten vier Exoplaneten, darunter Gliese Daraufhin alarmierte der Operator drei Teleskoptechniker in der Stadt Hilo an 581d, gelten aber als sicher. Diese Super- der Nordostküste der Insel Hawaii, die sich sofort auf den langen Weg zum Gipfel Erde mit einer Masse zwischen 5,6 und 7,1 des Mauna Kea machten. Derweil begab sich der Operator zusammen mit den Erdmassen kreist knapp außerhalb der beobachtenden Astronomen auf den Weg zum rund 2000 Meter tiefer gelegenen berechneten habitablen Zone seines Zen- Basislager des Observatoriums, da die Vorschriften in einem solchen Störungsfall tralgestirns und weckte schon kurz nach seiner Entdeckung das Interesse eines verlangen, das Kuppelgebäude sofort zu verlassen. Als die drei Techniker beim Teleskop eintrafen, waren sie erst einmal schockiert: Forscherteams um Robin D. Wordsworth Große Mengen des Kühlmittels, das aus einer Mischung von Wasser und Äthylen- am Institut Pierre Simon Laplace in Paris. glykol besteht, flossen aus der Top Unit und trafen auf den Hauptspiegel und andere Die Forscher untersuchten die mög- Teleskopteile. Obwohl die Techniker den Fluss des Kühlmittels sofort stoppen konn- liche Eignung von Gliese 581d für Leben, ten, war das Teleskop stark verschmutzt worden. Betroffen waren neben dem Haupt- wie wir es kennen, und simulierten spiegel die Suprime-Cam, der Tertiärspiegel, eine hochempfindliche Kamera mit hierfür unterschiedliche Zusammenset- Spektrograf und ein Großteil der Teleskopstruktur. Auf dem Hauptspiegel befand sich zungen der Atmosphäre und der Oberflä- eine orangefarbene, klebrige Flüssigkeit. Eine flexible Kühlmittelleitung zur Suprime- che. Dabei gingen sie von der Annahme aus, dass der Exoplanet wegen seiner Cam war aufgerissen, so dass das Kühlmittel in fast vollem Fluss austreten konnte. Die Techniker versuchten sofort, den größten Teil der freigesetzten Flüssig- großen Nähe zum Zentralstern gebunden keitsmenge zu beseitigen. Allerdings waren anfangs große Teil der Optiken und rotiert, seiner Sonne also stets die gleiche der Instrumente nicht zugänglich. Glücklicherweise war die Kühlmittelmischung Seite zuwendet. Daraus ergibt sich, dass der Exoplanet eine ewig dunkle Nachtseite aufweist, die im Prinzip eisig kalt und gefroren sein sollte. Nimmt man jedoch an, dass der Planet von einer Atmosphäre umgeben ist, so ändert sich dieses Bild drastisch. Die Forscher simulierten Atmosphären mit großen Gehalten an Wasserdampf und Kohlendioxid, die einen kräftigen Treibhauseffekt erzeugen würden. Starke Windströmungen sorgen dafür, dass auch die ewig dunk­le Nachtseite auf akzeptable Temperaturen käme, so dass das Wasser an der Oberfläche flüssig bliebe. Bei den unterschiedlichen angenommenen Zusammensetzungen und Dichten der möglichen Atmosphären stellten die Forscher fest, dass eine vergleichsweise dünne Atmosphäre mit Drücken unterhalb von zehn bar kollabieren würde. ESO / L. Calçada Sie fröre auf der kalten Nachtseite oder nahe der Pole aus und würde so die Verteilung der Sonnenwärme unterbinden. Bei höheren Luftdrücken würde dagegen der Treibhauseffekt dominieren und den ganzen Planeten warm halten. In weiteren Simulationen fügten die So wie in dieser künstlerischen Darstellung könnte die Super-Erde Gliese Forscher noch Ozeane aus flüssigem Was- einen Treibhauseffekt, der flüssiges Wasser an der Oberfläche ermöglicht. 14 September 2011 581d im Sternbild Waage aussehen. Eine relativ dichte Atmosphäre sorgt für Sterne und Weltraum nicht korrosiv und griff das Glas der Teleskopspiegel nicht an. Allerdings ist die Reinigung ihrer hochempfindlichen Oberflächen ein zeitaufwändiges und diffiziles Unterfangen, dennoch ließ sich mit warmen Wasser am 7. Juli der Hauptspiegel vom Schmutz befreien. Am 27. Juli konnte der Beobachtungsbetrieb eingeschränkt wiederaufgenommen werden, aber die Reparaturarbeiten dauern noch an. Für die sonst willkommenen Besucher ist die Kuppel derzeit noch verschlossen. NOAJ, 27. Juli 2011 Ein alptraumhafter Anblick für jeden Teleskop-Besitzer: der durch Kühlmittel verschmutzte Acht-Meter-Hauptspiegel des japanischen Großteleskops Subaru. Am Morgen des 2. Juli 2011 flossen aus einem wissenschaftlichen Instrument größere NOAJ / Subaru Mengen einer Mischung aus Wasser und Äthylenglykol auf den Hauptspiegel. Am 27. Juli wurde der Beobachtungsbetrieb eingeschränkt wieder aufgenommen. ser hinzu, die das Klima als Wärmepuffer noch moderater gestalten könnten. Auch hier zeigte sich, dass eine Atmosphäre mindestens zehn bar Druck aufweisen müsste, um unter den Beleuchtungsverhältnissen auf lange Sicht stabil zu sein und nicht an der Oberfläche auszufrieren. Jenseits eines Atmosphärendrucks von 20 bar würde ein Ozeanplanet sogar »Sterne und Weltraum«-Gewinnspiel M it etwas Glück können Sie ein Exemplar des Buchs »Das Ende der Nacht« gewinnen, freund­ licherweise zur Verfügung gestellt von www.science-shop.de. Senden Sie die Ziffern der Fragen und den jeweils merklich wärmer ausfallen als mit einer zugehörigen Buchstaben der richtigen Lösung bis zum trockenen felsigen Oberfläche, da Wasser- 15. September 2011 per E-Mail mit der Betreffzeile dampf ein kräftiges Treibhausgas ist. Aus den Ergebnissen der Simulationen »Vesta« an: [email protected] schließen die Forscher, dass man Gliese 581d durchaus als potenziell bewohnbar Frage 1: Der Himmelskör­ Frage 2: Vesta misst im Frage 3: Die erste Raum­ einstufen könnte. Flüssiges Wasser an der per Vesta ist ein Mittel sonde zu Vesta heißt Oberfläche erscheint nach der Mehrzahl a) Trojaner a) 160 Kilometer a) Dawn der betrachteten Modelle als realistisch. b) Hauptgürtel-Asteroid b) 325 Kilometer b) Rosetta Für Menschen wäre Gliese 581d den- c) Komet c) 530 Kilometer c) Deep Impact noch kein sehr freundlicher Ort, seine Oberflächenschwerkraft beträgt rund das 2,5-Fache derjenigen der Erde, was unser Knochengerüst und der Blutkreislauf nicht über längere Zeit aushalten könnten. Teilnahmebedingungen: Alle »Sterne und Weltraum«-Leser, die bis zum 15. September 2011 die richtigen Lösungen an die genannte E-Mail-Adresse senden, nehmen an der Verlosung teil. Bitte dabei unbedingt die Postanschrift angeben. Maßgebend ist der Tag des Eingangs. Ausgeschlossen von der Teilnahme sind die Mitarbeiter der Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH und deren Angehörige. Die Preise sind wie beschrieben. Ein Tausch der Gewinne, eine Auszahlung in bar oder in Sachwerten ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erkennt der Einsender diese Teilnahmebedingungen an. arxiv.org/pdf/1105.1031%22 www.astronomie-heute.de September 2011 15 kurz & bündig Junge Sterne blasen sich frei Zwei neue Jupitermonde Der Planet Jupiter wird von 65 bekannten Monden begleitet. Anfang Juni 2011 gab ein Forscherteam um Brett Gladman an der University of British Columbia die Entdeckung der beiden äußeren Monde S/2010 J1 und S/2010 J2 bekannt, die zwei beziehungs­weise einen Kilometer groß sind. Ein zweiter iranischer Satellit umkreist die Erde Am 15. Juni 2011 startete der Iran den 15 Kilogramm schweren Erderkundungssatelliten Rasad 1 mit einer selbst entwickelten Safir-Trägerrakete. Im Februar 2009 war bereits der erste iranische Satellit Omid in eine Umlaufbahn geflogen. Radioteleskop Spektr-R im All Ein neues Zeitalter der weltraumgestützten Radioastronomie begann am 18. Juli 2011 mit dem erfolgreichen Start des russischen Satelliten Spektr-R. Seine zehn Meter große Antenne soll mit Radioteleskopen auf der Erde zusammengeschaltet werden und damit die räumliche Auflösung im Radiowellenbereich drastisch erhöhen. Auch die Erde besitzt einen Trojaner 60 Grad der Erde auf ihrer Bahn voraus umkreist der 300 Meter große Asteroid 2010 TK7 die Sonne. Er ist damit der erste bekannte Trojaner-Asteroid der Erde und wurde mit dem Weltraumteleskop WISE bei der systematischen Himmelsdurchmusterung aufgespürt. 2010 TK7 befindet sich auf dem Lagrange-Punkt L4. Trojaner sind im Sonnensystem weit verbreitet, der Planet Jupiter weist mehr als 4000 Objekte auf und auch von Neptun und Mars sind solche Begleiter bekannt. I m südlichen Sternbild massereichen und heißen Stoßwellen aus, die eben- Schwertfisch (lateinisch: Sternen. Sie erscheinen falls Materie aus ihrem Doradus) befindet sich als hellblaue Punkte auf Umfeld wegfegen. eine auffällige leuchtende dieser Aufnahme mit dem Ansammlung aus Sternen, abbildenden Spektrometer lige Riesen- oder »Super- die vom Band der Milch- FORS auf dem Very Large blase«, die den Sternhau- straße getrennt ist. Es ist Telescope der Europäi­ fen umgibt. Sie erstreckt die Große Magellansche schen Südsternwarte ESO sich in diesem Fall über Wolke, eine irregulär in Chile. Es sind Sterne 325 mal 250 Lichtjahre. geformte Begleitgalaxie der Spektralklassen O und Das rötliche Leuchten der unseres Milchstraßensys­ B, die je bis zu mehreren umgebenden Gasmassen tems, die rund 190 000 Dutzend Sonnenmassen ist das so genannte Lichtjahre von uns aufweisen können. Von derart mas- H-alpha-Licht. Es wird entfernt ist. Wegen ihrer relativen Nähe und sehr sereichen Sternen traviolette Strahlung der vielfältigen Erscheinungen gehen starke und heiße massereichen Sterne von ist sie ein bevorzugtes Ziel Sternwinde aus, die alle NGC 1929 erzeugt, das die der Untersuchungen pro- Materie im unmittelbaren umgebenden Gasmassen fesssioneller Astronomen, Umfeld hinwegblasen. zur Aussendung sicht- die sich mit Sternentste- Zudem sind solche Sterne hung befassen. sehr kurzlebig, die mas- baren Lichts anregt. Die Sterne von So entstand die auffäl- durch die intensive ul- sereichsten von ihnen NGC 1929 wurden in der chungsobjekte ist der blähen sich schon nach Gaswolke N44 geboren. Sie offene Sternhaufen wenigen Millionen Jahren sind aber nun eifrig dabei, NGC 1929, der vom Gas- zu Roten Riesen auf, um ihre kosmische Wiege nebel LHA 120-N44, kurz danach in mächtigen durch ihre Sternwinde N44, umgeben ist. Der Supernova-Explosionen und Strahlung zu zerstö- Sternhaufen wird domi- zu vergehen. Diese Explo- ren, indem sie die verblie- niert von zahlreichen sionen senden intensive bene Materie davonblasen, Eines der Untersu- Phobos trifft Jupiter M ittels eines Spezialmanövers vi- Zeitraums von 68 Sekunden 104 Bilder sierte die europäische Raumsonde der dichten Begegnung auf. Phobos war in Mars Express den Marsmond Phobos und dieser Zeit 11 400 Kilometer vom Kamera- gleichzeitig den Riesenplaneten Jupiter Auge der Sonde entfernt, Jupiter rund an. Aus den am 1. Juni 2011 abgelichteten 529 Millionen Kilometer. Während der Bildern stellten die Forscher um Gerhard Aufnahmesequenz wurde die Sonde und Neukum am Institut für Geowissen- somit die darauf fest montierte Kamera schaften der Freien Universität Berlin Jupiter exakt nachgeführt, wobei Phobos einen Film zusammen, der die dichte das Blickfeld der Kamera durchquerte. Annäherung von Phobos an Jupiter zeigt. Die Bilder zeigen deutlich die unre- Insgesamt nahm die Raumsonde gelmäßige Form von Phobos und die mittels des High Resolution Channels Wolkenbänder auf Jupiter. Sie wurden der Stereokamera HRSC innerhalb eines nicht nur aus ästhetischen Gründen Weitere aktuelle Meldungen aus Astronomie und Raumfahrt finden Sie auf www.astronomie-heute.de 16 September 2011 Sterne und Weltraum wodurch die Entstehung kleinerer masseärmerer Sterne in dieser Region stoppt. Aber ihre Aktivitäten haben auch positive Auswirkungen: Dort wo die Sternwinde die Gas- und Staubwolken zusammenschieben, also am Rand der Blase, kommt es dagegen zu verstärkter Bildung neuer Sterne. Sie sind eher massearm, ähneln also unserer Sonne, oder sind noch kleiner und leuchtschwächer. Daher lassen sie sich auf dieser Aufnahme nicht ausmachen. Über längere Sicht hinweg werden sich die Gas- und Staubwolken vollständig auflösen und nur noch Sterne zurückbleiben. ESO / Manu Mejias ESO, 22. Juli 2011 Der Sternhaufen NGC 1929 in der Großen Magellanschen 3,5 Bogenminuten Wolke ist von einer großen Bla- 160 Lichtjahre se umgeben, die sich über 325 mal 250 Lichtjahre erstreckt. aufgenommen, sondern dienen zur präzisen Bahnbestimmung des Marsmonds Phobos. Dazu wird der exakte Zeitpunkt ermittelt, wann Jupiter scheinbar den Arbeitskreis Astronomiegeschichte tagt in Mannheim A nlässlich der Tagung der Astronomischen Gesellschaft in Heidelberg veranstaltet der Arbeitskreis Astronomiegeschichte in der AG am Montag, dem 19. Septem- Marsmond berührt. Diese Vermessungen dienen unter ber 2011, ein Kolloquium. Thematisch stehen die Astronomie in der Kurpfalz und die anderem zur Unterstützung der rus- Geschichte der Astronomischen Gesellschaft, die 2013 ihr 150-jähriges Bestehen sischen Mission Phobos-Grunt, die den feiert, im Mittelpunkt. derzeitigen Planungen zufolge im No- Die Tagung findet von 9:30 bis 17:00 Uhr im Planetarium Mannheim, Wilhelm- vember dieses Jahres starten soll. Ziel des Varnholt-Allee 1 (Europaplatz), D-68165 Mannheim, statt. In der ausgedehnten Programms ist die Landung der Sonde auf Mittagspause ist auch eine Besichtigung der astronomischen Abteilung des benach­ Phobos und der Transport von Bodenpro- barten Technoseums geplant. ben zurück zur Erde. ESA und DLR, 17. Juni 2011 Geplante Vorträge sind unter anderem: 400 Jahre Sternwarten in Heidelberg und ESA / DLR / FU Berlin (Gerhard Neukum) der Kurpfalz; Der neuentdeckte Pluto in Heidelberg; Die Wolf-Palisa-Karten – Ge­ schichte einer Koproduktion Heidelberg-Wien; Mitglieder der AG in den ersten 150 Jahren ihres Bestehens. Jupiter und Phobos gemeinsam in einem Bildfeld: Diese Schnappschüsse gelangen Webseite mit aktuellem Programm: der europäischen Raumsonde Mars Express www.astro.uni-bonn.de/~pbrosche/aa/ heidelberg2011/ am 1. Juni 2011. Jupiter war zu diesem Zeitpunkt 529 Millionen Kilometer von Die Teilnahme ist kostenlos; Interessenten mögen sich bitte bei [email protected] der Sonde entfernt, Phobos dagegen nur oder telefonisch beim Planetarium Mannheim (0621 419420) voranmelden. 11 400 Kilometer. www.astronomie-heute.de September 2011 17