Bilharziose - Deutsches Ärzteblatt

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REISEMEDIZIN
Bilharziose
In vielen Ländern Afrikas endemisch
Verbreitung Humanpathogene Schistosomen sind auf
fast dem gesamten afrikanischen Kontinent (einschließlich Madagaskar, Sansibar und
Mauritius) verbreitet. Darüber hinaus tritt Bilharziose im
Nahen Osten, auf der arabischen Halbinsel, in Lybien, der
Ostküste Südamerikas, der
Karibik sowie in Südost- und
Ostasien auf (China südlich
des Jangtse, Thailand, Laos
und Kambodscha entlang dem
Mekong, indische Westküste).
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Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des
Pärchenegels Foto: Bayer AG
Lebenszyklus Schistosomen
haben einen komplizierten Lebenszyklus mit einem Wirtswechsel. Der Mensch wird von
Zerkarien infiziert, den Larven
der Pärchenegel, die im Süßwasser der Verbreitungsgebiete
vorkommen. Diese dringen innerhalb von Sekunden bis Minuten in die Haut ein. Es gibt eine ganze Reihe von Schistosoma-Arten; fünf davon sind humanpathogen. Sie unterscheiden sich in ihren tropischen und
subtropischen Verbreitungsgebieten und in den Krankheitsbildern.
Viele der eingedrungenen
Zerkarien sterben in der Haut
ab. Diese rufen dann die beschriebenen Hautreaktionen
hervor, die nach drei Tagen
wieder abklingen. Besonders
tierpathogenen Schistosomen
gelingt es kaum, sich weiter im
Supplement zum Deutschen Ärzteblatt Heft 9/2001
Körper zu verbreiten, sodass
eine Infektion zum Beispiel
mit Vogelschistosomen mit
dem Exanthem bereits wieder
beendet ist.
Die in der Haut überlebenden Larven verlieren ihren
Schwanz und wandern (als
Schistosomula) in die Blutbahn. Sie wachsen zunächst in
der Lunge, reifen in der Leber
zu erwachsenen Egeln heran
und paaren sich dort. Dabei
bleibt das Weibchen dauerhaft
in der Bauchfalte
des etwas dickeren
Männchens – daher der Name
„Pärchenegel“. In
dieser Wanderphase kommt es ein bis
zwei Wochen nach
Infektion zu unspezifischen Symptomen, die sich bis zu
zwei Monaten äußern können:
Schüttelfrost, Fieber, Schweißausbrüche, Husten, Diarrhöen.
Dazu kann eine bis zu dreißigprozentige Eosinophilie auftreten, Lymphknoten, Milz und
Leber können anschwellen.
Wie schwer ein Mensch in dieser Phase erkrankt, hängt von
der Anzahl und der Art der Parasiten ab. S. japonicum ruft besonders schwere Verläufe hervor, die unbehandelt zum Tod
führen können.
Schließlich setzen sich die
Parasitenpaare in den Blutgefäßen der jeweiligen Zielorgane fest, also in den Wänden
des Darmes oder des Urogenitalsystems. Auf die Eiablage
in kleinen Venen reagiert das
Immunsystem mit Granulombildung. Diese führt zum einen zu Veränderungen im Gewebe und pathologischen Erscheinungen (Blasengeschwüre, Diarrhöe) bei den Patienten, und zum anderen ermöglicht sie den Transport der Eier durch die Darm- beziehungsweise die Blasenwand.
Von dort werden sie in die
Umgebung ausgeschieden.
Am Darm abgelegte Eier werden häufig in die Leber geschwemmt, was dann zu einem
entsprechenden Krankheitsbild bis hin zu Leberzirrhose
führen kann.
Aus den freigesetzten Eiern schlüpfen Mirazidien.
Dies geschieht nur in Wasser
Klinisches
Bild der
Darmbilharziose: riesige
Leber- und
Milzschwellungen
Fotos: WHO (3)
Ein stark jukkendes, rotes
Exanthem an
den Füßen bis
zu den Knöcheln – das Abkühlen der Füße in einem
Die WirtsBach nach eiSchnecke der
nem längeren
Schistosomen
Fußmarsch im
Norden Südafrikas hatte Folgen: Solche
Symptome sind die erste Reaktion des Immunsystems
nach einem Kontakt mit Pärchenegeln, den Schistosomen.
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind
rund 200 Millionen Menschen
mit Schistosomiasis (Bilharziose) infiziert und etwa 500
bis 600 Millionen Menschen
von einer Infektion bedroht.
Betroffen sind vor allem die
Einwohner der Endemieländer. Aber auch Touristen
können sich infizieren, vor allem jene, die auf eigene Faust
das Land erkunden.
Die Krankheit ist, richtig
erkannt, gut zu heilen. Unbehandelt kann sie jedoch zu
schweren Verläufen und – je
nach Erreger – sogar zu Blasenkrebs, Leberzirrhose oder
zum Tod führen.
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mit nicht zu hohem Salzgehalt
bei geeigneten Temperaturen (18 bis 35° C) und pH-Bedingungen. Die schnell beweglichen Mirazidien infizieren bestimmte Schneckenarten und entwickeln sich dort
in der Leber und den Geschlechtsorganen weiter. Nach
drei Wochen bis mehreren
Monaten werden zahlreiche
reife Zerkarien freigesetzt, die
dann wieder Menschen infizieren können. Der Kreislauf
schließt sich.
Diagnose Die Diagnose erfolgt durch Untersuchung von
Urin und Fäzes beziehungsweise Blasen- oder Darmschleimhaut. Dort können fünf
bis zwölf Wochen nach der Infektion Eier gefunden werden,
die auch eine Bestimmung der
Art zulassen. Antikörpernachweise im Blut sind nicht artspezifisch; sie eignen sich für den
Nachweis einer frischen Infek-
Differenzialdiagnose Differenzialdiagnostisch
abgegrenzt werden müssen
❃ bei Zerkariendermatitis:
Dermatitis anderer Ätiologie,
zum Beispiel Allergie;
❃ bei Darmschistosomiasis:
Typhus abdominalis, Amöbenruhr, Malaria, Brucellose;
❃ bei Leberbilharziose: Hepatosplenomegalie, Leberzirrhose anderer Genese (Malaria, viszerale Leishmaniasis, Alkohol);
❃ bei Blasen- und Urogenitalbilharziose: venerische
Erkrankungen, Blasenkarzinom, chronische Nierenerkrankungen, Hämaturie.
Therapie Die Therapie erfolgt
mit Praziquantel als dem Mittel
Flugtouristik:
Prophylaxe Der Kontakt mit
Gefahr auch in China,
Laos und Kambodscha:
Bilharziose in Flüssen
der Wahl. Es wirkt gegen alle
Schistomiasis-Arten, allerdings
nur gegen die ganz jungen und
die adulten Stadien. Resistenzen
sind bisher nicht bekannt. Die
Dosis ist artspezifisch und abhängig vom Körpergewicht. Eine
einmalige Verabreichung reicht
in der Regel aus; bei S. japoni-
Süßwasser in Endemiegebieten
ist strikt zu meiden. Schon
Spritzwasser genügt, um eine
Infektion hervorzurufen. Bekämpfungsprogramme zielen
neben der Behandlung Betroffener auf bessere hygienische
Verhältnisse, zum Beispiel dem
Bau sanitärer Anlagen, um die
Verunreinigung von Süßwasser
mit Fäkalien zu verhindern.
Impfstoffe sind bisher noch
nicht erhältlich, eine Vakzine
gegen S. haematobium ist jedoch bereits in der klinischen
Phase II. Zwei weitere Kandidaten gegen S. mansoni werden
Dr. Corinna Franz
entwickelt.
NOTFALLKOFFER
Schäden, die zu ihrer Versorgung eine Mindestausstattung erfordern. Hierzu sollte
eine Bordapotheke (FirstAid-Kit) vorrätig sein, mit
der Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall, Kopf-/Zahnschmerzen und grippale Infekte ebenso wie kleine Verletzungen versorgt werden
können. Darüber hinaus
könnte bei speziellen Indikationen auch die Vorhaltung
von (rezeptfreien) Medikamenten sinnvoll sein. Dazu
gehören muskelerschlaffende
Medikamente für krampfartige Zustände (zum Beispiel
Buscopan®), Medikamente
gegen Übelkeit (zum Beispiel
Vomex®), gegen Sodbrennen
(zum Beispiel Kompensan®,
Maaloxan®), zur Abschwellung der Nasenschleimhaut,
gegen Durchfall (zum Beispiel Imodium®), Fiebertabletten (zum Beispiel Paracetamol) sowie Schmerztabletten (zum Beispiel ASS) und
eventuell eine Nasentamponade (zum Beispiel Clauden®). Mit dieser Ausstattung müssten die typischen
Befindlichkeitsstörungen behandelt werden.
Sofern es zu akuten Notfällen mit momentaner Lebensbedrohung kommt, ist
es erforderlich, mitreisenden
Ärzten einen Notfallkoffer
(Doctor’s Kit), der eine notfallmedizinische Versorgung
ermöglicht, bereitzuhalten.
In diesem sind neben Medikamenten spezielle medizinische Instrumente vorzuhalten, die in der Lage sind,
die Lebensgefahr abzuwenden oder den Zustand bis zur
(Zwischen-)Landung zu stabilisieren.
Unabhängig davon sollten
Urlauber, die auf die kontinuierliche Einnahme von Medikamenten angewiesen sind,
daran denken, diese im
Handgepäck zugänglich mitzuführen oder für die Dauer
der Reise einen entsprechenden Vorrat griffbereit zu halProf. Dr. med. Peter Sefrin
ten.
Aus notfallmedizinischer Sicht ist zur Ersten-Hilfe-Leistung
folgende Ausstattung erforderlich:
G Verbandmaterial (Binden,
Foto: Ingrid Fiedl/Lufthansa
Die Anreise zum Urlaubsort
mit dem Flugzeug ist heute
kein Luxus mehr und wird von
vielen vor allem bei Fernreisen immer mehr genutzt. Die
Vorbereitung der Reise ist allerdings häufig mit einem
hohen Stress verbunden, sodass nicht nur Gesunde, sondern auch eventuell chronisch
Kranke während des Fluges
zum Urlaubsziel gesundheitliche Beschwerden erleiden
können. Zur Versorgung von
Befindlichkeitsstörungen bis
hin zu Notfällen hat der Urlauber im Flugzeug, in das er
nur Handgepäck mitnehmen
darf, in der Regel nicht die
nötige Ausstattung parat.
Deshalb sind in den Flugzeugen entsprechende Vorkehrungen erforderlich.
Grundsätzlich ist das Personal der Fluggesellschaften
in Erster Hilfe ausgebildet,
sodass bei Notfällen eine
entsprechende Hilfeleistung
durch diese gesichert ist. Neben akuten Notfällen gibt es
eine Vielzahl von Befindlichkeitsstörungen und leichtere
cum empfiehlt sich eine Wiederholung am nächsten Tag.
Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass Arthemeter gegen
die juvenilen Stadien (Schistosomula) wirkt, sodass in Zukunft möglicherweise ein weiteres Mittel zur Verfügung steht.
tion, bei der noch keine Eier
gefunden werden. Ein positiver Antikörpertest sagt jedoch
nichts darüber aus, ob die
Würmer noch leben und Gefahr durch Eiablage besteht.
Pflaster und Ähnliches)
G Verbandpäckchen
G Dreiecktuch
G elastische Binden
G Wundschnellverband verschiedener
Größen (Heftpflasterstrips)
G Mullkompressen
G Kleines Schienenmaterial
G aluminiumbedampftes Verband-
tuch (für Verbrennungen)
G Beatmungshilfe mit Sauerstoff-
anschluss
G Einmalhandschuhe
Supplement zum Deutschen Ärzteblatt Heft 9/2001
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