Bauten im Blickpunkt Von der Vision zur Wirklichkeit Home of Fifa Zürich Weniger als drei Jahre nach dem Grundstückserwerb im Spätsommer 2003 und nur 23 Monate nach der Grundsteinlegung hatte die Vision der Fifa von einem neuen Hauptsitz in Zürich Gestalt angenommen. Dank dem neuen «Home of Fifa» verfügt der Weltfussballverband seit Ende April 2006 über ein aussergewöhnliches Gebäude, in dem erstmals seit Mitte der 1970er Jahre wieder alle Mitarbeiter unter einem Dach vereint sind. Das aussergewöhnliche Gebäude ist in eine parkähnliche Anlage eingebettet, die sämtliche Funktionen einbindet und gleichzeitig ein adäquates Umfeld schafft. (Luftbild: vision on wings, M. Richter) ren Jahren war die Fifa auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück für den Bau eines neuen Verwaltungs- und Betriebsgebäudes gewesen. Im Rahmen einer eingehenden Evaluation wurden rund 30 Standorte in und um Zürich geprüft. Mit dem Grundstück der Credit Suisse fand die Fifa ein Objekt, das ihre Anforderungen in Bezug auf Grösse, repräsentative Lage und gute Verkehrsverbindungen in idealer Weise erfüllte. Dank der raschen Bearbeitung des am 19. Dezember 2003 eingereichten Baugesuches konnte am 14. Mai 2004 als Teil der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Fifa der Grundstein für das zukünftige Home of Fifa gelegt werden. Ein besonderes Geschenk machte die Stadt Zürich der Fifa zum 100-jährigen Bestehen und für den geplanten Neubau. Zu Ehren des Weltfussballver- Im Spätsommer 2003 erwarb die Fifa von der Credit Suisse die in der Nähe des Zürcher Zoos gelegene Sportanlage mit dem Ziel, auf dem Gelände ein neues Operations Centre zu erstellen, das bis 2006 vollendet sein sollte. Seit mehre- SBJ 2 /07 – Bauten im Blickpunkt – Neubau FIFA-Gebäude, Zürich 57 Bauten im Blickpunkt Die vorgehängte Glasfassade. Aus Sonnenschutz- und Ästhetikanforderungen wurde ein Alunetz mit Befestigungsseilen aus Chromstahl verwendet. (Bilder: FIFA/ Francesca Giovanelli) bandes wurde die Strasse, an der das Home of Fifa stehen wird, von AdolfJöhr-Weg in Fifa-Strasse umbenannt. Rund ein Jahr später, am 21. Oktober 2005, wurde mit dem Aufrichtefest ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum neuen «Home of Fifa» erreicht. Am 28. April 2006 nahm die Fifa in Anwesenheit geladener Gäste, Vertreter Orientierten über die Fifa und deren neuen Hauptsitz anlässlich der Fachpresseorientierung vom 29. Januar (v.l.n.r.): Fifa-Generalsekretär Dr. Urs Linsi, Charles R. Botta, Botta Management Group; Felix Hegetschwiler, TU HRS und Architektin Tilla Theus. (Bilder: Beat Kreienbühl) der Wirtschaft und der Politik sowie des am Bau beteiligten Totalunternehmers Hauser Rutishauser Suter AG die Schlüssel zum Gebäude entgegen und begann mit dem Bezug der Räumlichkeiten. Noch vor der WM 2006 in Deutschland zogen die Mitarbeiter der Fifa von ihren verschiedenen Standorten in das neue Hauptgebäude um. Nach der WM wurde das «Home of Fifa» schrittweise in Betrieb genommen. Parallel dazu liefen die Umgebungsarbeiten sowie bis November 2006 die Fertigstellung des Garderobengebäudes mit dem Fitness- und Wellnessbereich. Offiziell eingeweiht wird das «Home of Fifa» am 29. Mai 2007 am Vortag des 57. Kongresses in Zürich. Architektonisches Konzept Konzipiert wurde der neue Fifa-Hauptsitz von Tilla Theus, dipl. Arch. ETH/SIA/ BSA, Zürich. Aus Respekt vor der Umgebung wurden die Leerflächen im Wald und die Erholungszonen belassen. Durch den behutsamen Umgang mit dem natürlichen Raum entfaltet dieser seine Wirkung zugunsten des Ensembles. Die bauliche Intervention besteht aus einem präzis konturierten, schwebenden Körper, der seine Kraft aus der Kompaktheit und Schwerelosigkeit bezieht. Das Gebäude teilt sich in zwei Bereiche: im Kopf die Räume für Konferenzen und Geschäftsleitung, im Körper die Büros mit 300 Arbeitsplätzen. Die Fassade umspielt den Bau variantenreich mit einem Sonnenbrechernetz. Sie erscheint je nach Tageszeit und Standort des Betrachters als geschlossene oder transparente Fläche. Das verwendete Gewebe aus Edelstahl und Aluminium ist silberfarben eloxiert. So schimmert das Gewebe tagsüber in der bewährten Metalloptik und bildet nachts den perfekten Rahmen für eine farbige Illumination des Lichtkünstlers James Turrell. Erschliessung Achtung vor der natürlichen Umwelt zeigt auch die Erschliessung. Sie erfolgt über eine unterirdische Zufahrt. Die Allee konnte im Wesentlichen erhalten werden. Leicht findet der Besucher zum tiefer gelegenen Eingangsgeschoss. Nach dem Innenhof öffnet sich die Eingangshalle mit den Aufenthaltszonen und den Aussenterrassen. Ihre Qualität 58 Neubau FIFA-Gebäude, Zürich – Bauten im Blickpunkt – SBJ 2/07 Bauten im Blickpunkt Im Interview: Joseph «Sepp» Blatter An der Spitze des Weltfussballverbandes Doping und Rassismus stellen uns vor grosse Herausforderungen, die wir weltweit anpacken. SBJ: Die Fifa ist für die Durchführung der alle vier Jahre stattfindenden Weltmeisterschaft verantwortlich. Der Am 8. Juni 1998 wurde Joseph S. Blatter zum nächste Austragungsort im Nachfolger von Dr. João Havelange (Brasilien) Jahre 2010 ist Südafrika. Maund achten Präsidenten der Fifa gewählt. Mit nagen Sie dies alles von Züdiesem Wahlsieg am 51. Ordentlichen Konrich aus, oder existiert zugress des Weltverbandes in Paris erklomm der sätzlich eine Organisation Schweizer, der zuvor bereits während über 23 vor Ort? Jahren in verschiedenen Positionen für die Fifa J. B.: Wir haben ein Büro mit tätig war, die höchste Stufe im internationalen rund einem Dutzend SpeziaFussball. listen aus aller Welt in JoDie Redaktion des SchweizerBauJournals hatte hannesburg, das für die UmGelegenheit, sich mit Sepp Blatter zu unterhalsetzung des Tagesgeschäfts ten und einige interessante Fakten aus erster zuständig ist. Die strateHand zu erfahren. gischen Entscheide werden «Unser Sport – der Fussball – ist und muss für alle Menschen von der OrganisationskomSchweizerBauJournal (SBJ): Das neue Fifamöglich bleiben! Er ist ein Gut, das allen gehört». mission der Fifa in ZusamGebäude vereint auf sich ja einige architektomenarbeit mit dem südafrinische Besonderheiten und bautechnische kanischen lokalen Organisationskomitee und SBJ: Die Uefa hat Kunstrasen grundsätzlich Spezialitäten. Basiert das heute realisierte der Regierung Südafrikas getroffen. erlaubt, mit Ausnahme bei EMs. Die Stadien Gebäude auf einem voraus gegangenen ProDie WM 2010 ist eine WM für ganz Afrika. Mit von Bern und Salzburg – beide mit Kunstrajektwettbewerb? Wann wurde mit den Plader Initiative «In Afrika mit Afrika gewinnen» sen – müssen ja deshalb für die EM 2008 auf nungsarbeiten begonnen und wie lange dauwollen wir dafür sorgen, dass der ganze KontiNaturrasen umstellen. Wie verhält es sich mit erte die eigentliche Bauphase? nent durch die WM positive Impulse erhält. der Fifa-Meinung zu diesem Thema? Gehört Afrika hat dem Fussball viel gegeben. Höchste dem Kunstrasen trotzdem die Fussball-ZuJoseph Blatter (J. B.): Die eigentliche Bauphase Zeit, dass die Welt etwas zurückgibt. Dazu hakunft? dauerte weniger als zwei Jahre, von Juni 2004 ben wir eine moralische Verpflichtung. J. B.: Absolut. Fussball wird weltweit gespielt. bis Ende April 2006. Das ist ein Rekord für ein In zahlreichen Ländern sind aus klimatischen solches Werk und, mit Einbezug der PlanungsSBJ: Deutschland hat mit den neuen Arenen Gründen Naturrasenfelder und deren Unterund Genehmigungsphase, eine SpitzenleisMassstäbe gesetzt. Dürfte es für Südafrika vom halt ein unerschwinglicher Luxus. Die heutige tung. Es hat sich gezeigt, dass man in der finanziellen Standpunkt aus gesehen nicht Kunstrasengeneration ist nicht mit den «TepSchweiz sehr wohl schnell und gut bauen kann. eher schwierig werden, ähnlich komfortable pichen» von früher zu vergleichen, sondern Dieses Kompliment gebührt allen Beteiligten, Stadien bereit zu stellen? Gibt es hier allenfalls entspricht fast Naturrasen. Es gibt nicht mehr so auch den Behörden, die unser Gesuch geUnterstützung durch die Fifa? und nicht andere Verletzungen, der Ball rollt nau, aber auch speditiv behandelt haben. J. B.: Die südafrikanische Regierung hat im Okund springt sogar noch besser oder «natürtober 2006 das entsprechende Budget gesprolicher» als auf einem unebenen Naturrasen. SBJ: Als Direktor für PR und Sport der Longines chen. Die Stadien in Südafrika werden höchsS.A. kamen Sie bereits im Rahmen der Olymten Ansprüchen genügen. SBJ: Ist Ihre Philosophie «Fussball für alle, alle pischen Spiele 1972 und 1976 mit der internafür den Fussball» letztlich auch der Schlüssel tionalen Sportszene in Kontakt. Wo orten Sie zu all Ihren Bestrebungen hinsichtlich Engaseit jener Zeit die markantesten VerändeSBJ: Die Sicherheit in Stadien ist ein heiss diskugement im Bereich SOS-Kinderdorf, der Allirungen beim Sport? tiertes Thema. «Soviel Sicherheit wie nötig, anz mit der Unicef oder der Unterstützung J. B.: Der Sport und vor allem der Fussball müssowenig Einschränkungen wie möglich», so eines WHO-Afrika-Projekts? sen aufgrund ihrer immensen Bedeutung heulautet eine häufig gehörte Devise. Wo liegen J. B.: Ja. Der Fussball ist eine weltweite Bewete soziale Verantwortung wahrnehmen. Das die Verantwortlichkeiten und wer finanziert gung mit über 250 Millionen Aktiven, sei es wird der Hauptpunkt meines Programms für die Massnahmen? – Gibt es Fifa-Richtlinien? als Spieler, Trainer, Schiedsrichter usw. Zudie nächsten vier Jahre sein, falls ich Ende Mai J. B.: Die Fifa ist keine Polizei und hat keine Posammen mit ihren Angehörigen vereint der am Kongress für eine weitere Amtsperiode gelizeigewalt. Wir können nicht für die öffentFussball über eine Milliarde Menschen, also wählt werde. liche Sicherheit verantwortlich gemacht werein Sechstel der Weltbevölkerung. Damit Generell hat sich das gesamte Umfeld des den. Aber der Fussball muss für Komfort und lässt sich im sozialen Bereich viel bewerkstelSports verändert. Es ist viel mehr Geld im Spiel, Sicherheit in den Stadien sorgen und mit den ligen. Wettmanipulationen, Korruption, aber auch staatlichen Organen kooperieren. In England Unser Sport ist und muss für alle Menschen ist jedes Stadion videoübermöglich bleiben. Er ist ein Gut, das allen gewacht. An einem Spiel, das Joseph S. Blatter: «Beim neuen Fifa-Gebäude hat sich gezeigt, ich besucht habe, hat die hört. dass man in der Schweiz sehr wohl gleichzeitig schnell und gut Kamera aufgezeichnet, wie bauen kann. Dieses Kompliment gebührt allen Beteiligten»! SBJ: Zum Schluss noch eine eher persönliche einer zu pöbeln anfing. SoFrage: Stellt Ihre jetzige Tätigkeit eigentlich fort kamen drei Polizisten so etwas wie einen Jugendtraum dar, oder und haben den Mann aus sind Sie in dieses Amt im Laufe Ihrer sportbedem Stadion befördert. dingten Tätigkeiten gewissermassen «hineinMan sieht immer wieder, gewachsen»? dass Klubs ihr Geld lieber für J. B.: Ich war immer dem Fussball verbunden, Transfers als für die Zuschauzuerst als Spieler und als Trainer. Als ich Mitte er und deren Sicherheit ausder Siebzigerjahre angefragt wurde, ob ich geben. Hier muss sich einiges für die Fifa arbeiten wollte, wusste ich, dass ändern, indem die Verbände dies meine Berufung ist. Heute sind es über entsprechende Auflagen er33 Jahre, dass ich für die Fifa arbeite, und ich lassen, wie nun in Italien. habe es keinen einzigen Tag bereut. Die Fifa wird zudem die Empfehlungen für den Bau Weitere Informationen: oder die Renovation von FIFA – Fédération Internationale de Football Stadien – die gegenwärtig Association, FIFA-Strasse 20, 8044 Zürich überarbeitet werden – demTel. 043 222 77 77, Fax 043 222 70 01 nächst wieder in Buchform www.fifa.com, www.fifaworldcup.com publizieren. SBJ 2 /07 – Bauten im Blickpunkt – Neubau FIFA-Gebäude, Zürich 59 Bauten im Blickpunkt Die Eingangshalle mit den Aufenthaltszonen. Ihre Qualität ist die Grosszügigkeit mit dem gestaltenden Element der Leere. (Bilder: FIFA/Francesca Giovanelli) ist die Grosszügigkeit mit dem gestaltenden Element der Leere. Der grosse Konferenzsaal ist als gehämmerte Aluminium-Schatulle in den lichtumspülten Luftraum hineingehängt. Der Konferenzraum des Exekutivkomitees liegt im Untergeschoss, gewissermassen als entscheidendes Fundament. Der Prayers-Room für die fünf Weltreligionen bietet als leuchtender, sich nach oben ausweitender Onyxkörper Stille und Einkehr. Cafeteria, internes Kommunikationszentrum und Wellness-Bereich runden das Raumprogramm ab. Die innere Wegführung gibt der Grossform Struktur und gewährleistet die Orientierung. Jeder Korridor führt ans Licht und bietet freien Blick in die Umgebung. Lichtmäander unterstützen die Dynamik der Treppen und schaffen ein weiches Licht. Die Liftkabine gleitet als Leuchtkörper durch den harten Steinkern. Wasser und Licht sind bewusst gewählte Elemente, die den Bereich des Exekutivkomitees als Lebenszentrum der Fifa verdeutlichen. Für die sechs Innenhöfe, die Fassade und die Innenräume zaubert James Turrell das Strahlen aus dem Licht. N optimale Nutzung der gleichzeitigen Heiz- und Kühlanforderungen im Betrieb, N einfache modulare Technik für hohe Versorgungssicherheit, N günstige Investitions- und Betriebskosten. Die Wärme- und Kälteversorgung erfolgt über vier baugleiche Wärmepumpeneinheiten mit je zwei Verdampfern und zwei Kondensatoren. Wird im Gebäude gleichzeitig Wärme und Kälte benötigt, entzieht die Wärmepumpe dem Kältenetz Wärme und übergibt diese Wärme dem Wärmenetz. Im Winterbetrieb können einzelne Wärmepumpeneinheiten auf nur Heizbetrieb umgeschaltet werden. In diesem Betriebszustand funktioniert die Wärmepumpe wie eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die der Fortluft der Lüftungsanlagen und der Aussenluft Wärme entzieht. Im Sommerbetrieb können einzelne Wärmepumpeneinheiten auf nur Kühlbetrieb umgeschaltet werden. In diesem Betriebszustand funktioniert die Wärmepumpe wie eine Kältemaschine mit hybridem Rückkühler, die Überschusswärme an die Aussenluft abgibt. Konstruktion Im Untergeschosse bestehen die Wände aus armiertem Beton und die Decken aus vorfabrizierten Deckenplatten, welche überbetoniert sind. Die Obergeschosse sind in Skelettbauweise mit einer Abfangdecke. Die Decken sind in geschaltem Ortbeton sowie teilweise mit überbetonierten Deckenplatten wie in den Untergeschossen erstellt. Im Bereich Exco sowie Auditorium wurde die geschwungene Wandkonstruktion mittels Stahlgerüst und Betonausfachung erstellt. Die Fassade besteht aus Glas und ist vorgehängt. Als Sonnenschutz und als ästhetischer Ausdruck wurde ein Alunetz mit Befestigungsseilen aus Chromstahl verwendet. Energiekonzept und Haustechnik Die Anforderungen an dieses «Zero Emission»-Gebäude lauteten: N Verzicht auf fossile Energieträger, N keine CO2-Emissionen, N Einsatz von energieeffizienter Technologie, SBJ 2 /07 – Bauten im Blickpunkt – Neubau FIFA-Gebäude, Zürich 61 Bauten im Blickpunkt Farbenfrohes Mobiliar in der Cafeteria als Kontrast zu Naturstein, Chrom und Glas. Das Auditorium bietet 210 Plätze und ist mit modernsten audiovisuellen Einrichtungen bestückt. Büros und Sitzungszimmer werden über ein Quellluftsystem mit frischer Luft versorgt. Die aufbereitete Aussenluft wird korridorseitig in Bodennähe eingeblasen und die Abluft fassadenseitig im Deckenabsatz gefasst. Die Beheizung und Kühlung der Räume erfolgt über eine aktivierte Decke, die im 4-Leiter-System angeschlossen ist. Exponierte Räume wie zum Beispiel Eckbüros können zusätzlich mit Bodenheizung beheizt werden. Ein horizontales Lichtband korridorseitig und eine Fassadenbandleuchte an der Decke sorgen für eine angenehme Grundbeleuchtung, die auf Wunsch mit zusätzlichen Steh- oder Tischleuchten ergänzt werden kann. Ein Fassadenkanal mit sämtlichen Medien (220V/UKV/BUS) erschliesst die einzelnen Arbeitsplätze. Landschaftsarchitektur Die vielseitigen Nutzungsansprüche repräsentativer sowie organisatorisch funktionaler Art, die an die Anlage des neuen Hauptsitzes des Internationalen Weltfussballverbandes Fifa auf dem Zürichberg gestellt werden, erfordern eine vielschichtige Umgebungsgestaltung. Eingebettet in die umliegende Landschaft wird eine parkähnliche Anlage geschaffen, die sämtliche Funktionen einbindet und gleichzeitig ein adäquates Umfeld schafft. Verantwortlich für den Aussenraum zeichnet das Büro Vogt Landschaftsarchitekten mit Sitz in Zürich und München. Die bestehende Kastanienallee wurde ins Konzept integriert und bildet die repräsentative Zufahrt zum Gebäude. Die Strasse führt zur grosszügigen Treppenanlage vor dem Haupteingang, wo Einzelgäste oder anreisende Gruppen angemessen empfangen werden können. Östlich des Gebäudes schliesst die funktional klar gegliederte Sport- und Bewegungszone mit den dazugehörenden vier Trainingsplätzen einschliesslich ihrer Infrastruktur an. Dieser Bereich vermittelt aufgrund der grossflächigen, freien Spielfelder ein Gefühl der Weite und bildet einen starken Kontrast zur Parklandschaft. Hauptelement der Aussenraumgestaltung ist eine parkähnliche Landschaft im Süden und Westen des Gebäudes, die sich durch Stellen dichter Waldvegetation im Wechsel mit offenen Wiesenbereichen und Lichtungen auszeichnet. Erschlossen 62 ist sie von einem mäandrierenden Fussweg, der durch unterschiedliche Formen von Vegetation führt und immer neue Ein- und Ausblicke in die Anlage und die angrenzende Umgebung gewährt. Die Auswahl der Vegetationsbilder reagiert auf den räumlichen Kontext. Eingebettet zwischen Zürichberg, Adlisberg und dem Zoo mit der Masoala Regenwaldhalle vermittelt die Parklandschaft zwischen heimischer und exotischer Vegetation. Nicht zuletzt spiegelt sich in ihnen auch die Tätigkeit der Fifa als internationaler Dachverband und Organisator weltweiter Sportveran- staltungen auf allen fünf Kontinenten. Das Vegetationsthema setzt sich auch im begrünten, nicht begehbaren Innenhof fort. Er gleicht einer feuchten, moosigen Lichtung eines nordamerikanischen Nebelwaldes, die den Mitarbeitenden beim Blick aus dem Fenster ein ganzjährig grünes Bild bietet. Markanter Blickfang im Sichthof sind die acht Skulpturen in Form alter Baumriesen. Als hätte sich ein Lavastrom über sie ergossen, ragen sie als Totholz vier bis sieben Meter hoch aus dem grünen Moos- und Farnteppich heraus. Konstruiert sind sie aus einer Armie- Neubau FIFA-Gebäude, Zürich – Bauten im Blickpunkt – SBJ 2/07 Bauten im Blickpunkt Die Empfangslobby mit den Hauptelementen Naturstein und Glas. Grosse Fensterfronten und ein ausgeklügeltes Lichtkonzept schaffen ein angenehmes Ambiente. (Bilder: FIFA/Francesca Giovanelli) Mitte der Siebzigerjahre baute die Fifa an gleicher Stätte ihren neuen Hauptsitz, der 1979 zum 75-jährigen Bestehen des Weltfussballverbandes eröffnet wurde. Während den Bauarbeiten war die Fifa in einem Haus an der Aurorastrasse untergebracht. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der vollamtlichen Fifa-Mitarbeiter verzehnfacht. Grund dafür sind die ebenfalls stark gestiegenen Zahlen der Mitgliedsverbände sowie der Wettbewerbe, die der Weltfussballverband heute ausrichtet. Ein weiterer Faktor waren die mit der Entwicklung und Kontrolle des weltweiten Fussballbetriebs einhergehenden Verpflichtungen. Durch die immer zahlreicheren Aufgaben sowie die ständig wachsende Mitarbeiterzahl sah die Fifa sich veranlasst, weitere Gebäude zu erwerben, so unter anderem auch das Hotel Sonnenberg, das nach dem Umbau und der Erwei- Zahlen und Daten Landkauf und Vorprojekte 20,4 Mio. Fr. Totalunternehmervertrag Projekterweiterung um 1/3 mittels Gestaltungsplan Kosten Gebäude insgesamt 147 Mio. Fr. Betriebseinrichtung total Investitionsvolumen total 42 Mio. Fr. 189 Mio. Fr. 30 Mio. Fr. 239,4 Mio. Fr. Grundstück total 44 000 m2 Parkfläche und Innenhof 38 000 m2 Masse Hauptgebäude L/B/H: 134 x 41 x 12 m Baugrube Baugrube vom 6.UG bis ins 4.UG ca. 124 m Baugrube vom 3.UG bis ins 1.UG 163 m (inkl. Exco) Breite im Mittelmass ca. 47 m Tiefe ca. 20 m Umbautes Volumen Hauptgebäude Garderobengebäude rungsstahl- und Stahlnetzstruktur, die mit Spritzbeton überzogen wird. Die Oberfläche wird nachbehandelt, fein modelliert und schliesslich mit Farbe eingefärbt. Durchschnittlich beträgt der Durchmesser eines Baumstumpfes anderthalb Meter am Fuss und einen halben bis ganzen Meter an der Spitze. Eine Skulptur wiegt bis zu 13,5 Tonnen. Fifa-Sitze im Laufe der Jahre 1904 in Paris gegründet, war die Fifa jeweils in der Stadt domiziliert, wo der Generalsekretär wohnte. Erst am Fifa- Kongress 1932 in Stockholm beschlossen die Delegierten die Schaffung eines ständigen Sekretariats und gaben der Schweiz den Vorzug gegenüber Paris. In der Folge entschied sich das Exekutivkomitee für Zürich, wo der seit 1931 amtierende Generalsekretär Dr. Ivo Schricker (Deutschland) mit dem Weltverband 1932 das erste permanente Sekretariat an der Bahnhofstrasse in Zürich bezog. Seit 1954 ist die Fifa am Sonnenberg beheimatet. Ihre Aktivitäten hatte sie am Hitzigweg 11 in der damaligen Villa Derwald. SBJ 2 /07 – Bauten im Blickpunkt – Neubau FIFA-Gebäude, Zürich Umbaute Geschossflächen Hauptgebäude Garderobengebäude 179 600 m3 13 400 m3 37 400 m2 2 300 m2 Geschosse Hauptgebäude 2 OG, 1 EG, 5 UG Garderobengebäude 1 Vollgeschoss im EG, 20 % des Vollgeschosses als Technik im 1.UG Fassade/Netz Netzfläche UK des Netzes in Stahl Gewicht des Glases 8 200 m2 250 t 500 t Nutzfläche Headquarter 8 400 m2 Archiv-, Lager- u Speditionsfläche 7 000 m2 Technikräume 3 000 m2 Arbeitsplätze (Vollausbau) Auditoriumsplätze Parkplätze 300 210 240 63 Bauten im Blickpunkt Auch Goleo, das FussballWM-Maskottchen 2006 ist im neuen «Home of Fifa» zu Hause. (Bild: Beat Kreienbühl) terung – unter anderem mit einem Auditorium – im Jahr 2000 eingeweiht wurde. SchweizerBauJournal berichtete in der Rubrik «Bauten im Blickpunkt» von Ausgabe 5/2000 über den Um- und Neubau. Dennoch reichten die Räumlichkeiten längerfristig nicht aus, um die Belegschaft der Fifa unterzubringen. Vor dem Bezug des «Home of Fifa» waren die rund 270 Fifa-Angestellten, darunter 75 Mitarbeiter der Fifa Marketing & TV AG in Zug, auf sechs verschiedene Liegenschaften verteilt, was zahlreiche logistische Probleme verursachte. Resumée Das «Home of Fifa» war innerhalb komplexer Rahmenbedingungen zu realisieren. Die Herstellung des Einklangs zwischen geforderter Nutzfläche und baurechtlichen Vorschriften erforderte den innovativen Umgang mit der Quadratur des Zirkels. )#'"('$')$,'""$'% !) $),!"*$$*$ *'"('*$$$(#'*$()-$'$,'(*$)( .$'$( /$()')()"")%#%*&)()-(")*(("" +'$($/'()$*'$+%$+"$'$-$'/'*$(*$)' ,,,'( 64 Neubau FIFA-Gebäude, Zürich – Bauten im Blickpunkt – SBJ 2/07 Bauten im Blickpunkt Hochwertige Materialien und eine schlichte Eleganz prägen die Innenausstattung. (Bild: FIFA/Francesca Giovanelli) Bauherrschaft FIFA, FIFA-Strasse 20, 8044 Zürich Tel. 043 222 77 77, www.fifa.com Totalunternehmung HRS Hauser Rutishauser Suter AG Walzmühlestrasse 48, 8501 Frauenfeld Tel. 052 728 80 80, www.hrs.ch Gesamtprojekt-Management Botta Management Group AG Mühlegasse 12a, 6342 Baar, Tel. 041 766 09 03 www.bottamanagement.ch Architektur Tilla Theus und Partner AG, Bionstrasse 18 8006 Zürich, Tel. 044 368 10 10, www.tillatheus.ch Ingenieure Bauphysik/Akustik, dynamische Simulationen: Kopitsis Bauphysik AG, M. Sc. Dipl. Bauphysiker Zentralstrasse 52a, 5610 Wohlen Tel. 056 201 44 44 Fax 056 201 44 40 [email protected], www.kopitsis.com Geologie / Geotechnik: Dr. Heinrich Jäckli AG, Albulastrasse 55 8048 Zürich, Tel. 044 344 55 66, Fax 044 344 55 91 [email protected], www.jaeckli.ch Sanitärplanung / Koordination: Huustechnik Rechberger AG, Siewerdtstrasse 95 8050 Zürich, Tel. 043 210 30 50, Fax 043 210 30 66 [email protected] Statik Ingenieurgemeinschaft: Ribi + Blum AG, Konsumhof 3, 8590 Romanshorn Tel. 071 466 10 10, Fax 071 466 10 11 [email protected], www.ribiblum.ch Urech Andrin + Partner, Frohburgstrasse 60 8006 Zürich, Tel. 044 360 30 00 Fax 044 360 30 01, [email protected] www.urech-bauing.ch |u{lyshnzikluê¾êpuk|z{yplikluê¾êmsplzzlz{ypjol ên o oi Langgrütstrasse 112 8047 Zürich Tel. 043 818 66 43 Fax 043 818 66 49 Zürichstrasse 62 8180 Bülach Die Situierung des Baus inmitten einer Freihaltezone verlangte eine besondere gestalterische Sensibilität. Die äusserst engen zeitlichen Vorgaben bedingten ein extrem effizientes Baumanagement, in das auch die architektonischen Leistungen anforderungsreich eingebunden waren. Die Fifa vertrat höchste Ansprüche hinsichtlich Funktionalität, Repräsentativität und Symbolhaftigkeit. In jeder Phase und im Ganzen musste es darum gehen, das Credo der Bauherrschaft als einer eminenten, weltweiten Organisation in einer modernen und klaren Architektursprache zu formulieren. Der neue Fifa-Hauptsitz ist sowohl Bürogebäude, internationales Meeting-Center, Logistikdrehscheibe, Dokumentationszentrum und Archiv als auch Kurs- und Ausbildungsstätte in einem. HRS war als Totalunternehmer und somit als Gesamtleistungsanbieter von der Planung bis zur Bauübergabe an die Bauherrschaft tätig. Dank dem realisierten «Home of Fifa» verfügt der Weltfussballverband über ein Gebäude, in dem erstmals seit Mitte der 1970er Jahre wieder alle Mitarbeiter unter einem Dach vereint sind. Der ausergewöhnliche Baukörper mit der attraktiven Fassade vermag die weltweite Bedeutung der Fifa mit 207 Mitgliedern würdig zu repräsentieren. N SBJ 2 /07 – Bauten im Blickpunkt – Neubau FIFA-Gebäude, Zürich HLKE-Planung bis Baueingabe: Ernst Basler + Partner AG, 8032 Zürich Haustechnikkonzept Bauausführung: Plodek Kurt ECS, 8413 Neftenbach Lüftung-/Klimaplanung: Lippuner Klimatechnik AG, 9472 Grabs Heinzungsplanung: Hälg & Co. AG, 8037 Zürich Elektroplanung: Herzog Kull Group, 8952 Schlieren Beleuchtungsplaner: Lichttechnik Robert Gratzel, A-6063 Rum/Innsbruck Lichträume: Die Lichtplaner, D-65556 Limburg/Staffel Audivisions-/Büro- und Betriebsplanung: Büro Schoch Werkhaus AG, 8401 Winterthur Signaletik: Atelier Markus Bruggisser, 8002 Zürich Sicherheitsplanung: Janser + Partner AG, 8132 Egg Landschaftsarchitektur: Vogt Landschaftsarchitekten AG, 8006 Zürich Fassadenplanung: Emmer Pfenninger Partner AG, 4142 Münchenstein Inserenten Fontana & Fontana AG, Jona-Rapperswil Hemofloor Belagstechnik GmbH, Bülach HRS Hauser Rutishauser Suter AG, Frauenfeld Lippuner Energie- und Metallbautechnik AG, Grabs Pfister E. + Cie AG, Dietlikon Sacac Schleuderbetonwerk AG, Lenzburg Spross Ga-La-Bau AG, Zürich 65