Datei: C:\VTeX\TD\MATHEM\Eulergleichung.tex 17. Marz 2007 Elementare Herleitung der Eulerschen Gleichung Die Eulersche Gleichung eiϕ = cos ϕ + i sin ϕ (1) ber die Cauchy-Riemannschen Dierentialgleichungen einf l at sich elegant u uhren. Eine ele ber die Betrachtung der Zahlenfolge mentare Herleitung erh alt man u iϕ 1 ζ1 = 1 + , 1 iϕ 2 ζ2 = 1 + , 2 iϕ 3 ζ3 = 1 + , 3 ... , iϕ n , ζn = 1 + n ... . (2) F ur die Betr age dieser Zahlen gilt iϕ n iϕ n ϕ2 n 1− = 1+ 2 n n n 2 2 2 2 n ϕ n ϕ 2 n ϕ 3 n ϕ n = 1+ + + + ··· + > 1. 2 2 2 1 n 2 n 3 n n n2 |ζn |2 = ζn ζn = 1+ (3) Wegen 1 − m ur m = 1, 2, . . . , k − 1 , und der (schnell durch Induktion zu beweisenn < 1 f den) f ur alle k ≥ 1 geltenden Ungleichung k! ≥ 2k−1 lassen sich die Summanden dieser Binomialentwicklung folgendermaen absch atzen: 2 1 n ϕ2 k n ϕ k = k k n2 n k n 1 n(n − 1)(n − 2) · · · (n − k + 1) ϕ2 k = k· n k! n 1 1 2 k − 1 ϕ2 k 1 ϕ2 k = 1− 1− . ··· 1 − ≤ k−1 k! n n n n 2 n Das ergibt |ζn |2 ≤ 1 + ϕ2 1 ϕ2 2 1 ϕ2 3 1 ϕ2 n + 2 + · · · + n−1 + . n 2 n 2 n 2 n (4) (5) Ber ucksichtigt man nun 1 ϕ2 n ϕ2 1 ϕ2 2 1 ϕ2 3 + + 2 + · · · + n−1 n 2 n 2 n 2 n 1 ϕ2 n−1 2 ϕ 1 ϕ 2 1 ϕ2 2 = 1+ · + · + ··· + · n 2 n 2 n 2 n n 2 1 ϕ · 2 −1 2 n ϕ = · 1 ϕ2 , n −1 · 2 (6) n so erh alt man zusammen mit (3) 2 1 < |ζn |2 < 1 + ϕ2 ϕ · n ϕ2 n 1 2 1 2 ϕ2 n · · n ϕ2 n −1 −1 ϕ2 n . (7) Hier strebt n f ur n → ∞ gegen 0 , und 12 · n = 2 n1n verhalt sich genauso 1) . Daher strebt die rechte Seite von (7) f ur n → ∞ gegen 1 . Folglich gilt lim |ζn |2 = 1 und damit n→∞ auch (8) lim |ζn | = 1 . n→∞ 1) vgl. dazu Satz III im Dokument Fakult.tex 1 Datei: C:\VTeX\TD\MATHEM\Eulergleichung.tex 17. Marz 2007 iϕ n Wir betrachten nun die Argumente ψn der Zahlen ζn = 1 + n . F ur sie gilt iϕ n iϕ arg ζn = arg 1 + = ψn ≡ n arg 1 + (mod 2π) . n n (9) 1 + ij sin Ω n Ρn tanΩ n ij 1 + n Ωn 1 iϕ ϕ Setzen wir 1 + n = ρn (cos ωn + i sin ωn ) , so gilt 1 = ρn cos ωn und n = ρn sin ωn , also ϕ sin ωn cos ωn = ρ1 und sin ωn = ρ1 ϕ n . Das ergibt tan ωn = cos ω = n . Unter Berufung auf die n n n ϕ ϕ voranstehende Zeichnung erh alt man daher sin ωn ≤ ωn ≤ tan ωn , 2) also ρ1 n ≤ ωn ≤ n . n ϕ ϕ Daraus folgt weiter n ρ1 n ≤ n ωn ≤ n n , und das ergibt schlielich n 1 ϕ ≤ n ωn ≤ ϕ . ρn iϕ (10) Wegen (9) und unserer Festsetzung arg 1 + n = ωn gilt ψn ≡ n ωn (mod 2π) . Ferner gilt lim ρn = 1 wegen lim 1 + ϕ n i = 1 . Wir erhalten daher aus (10) die Beziehung n→∞ n→∞ ϕ = lim n ωn ≡ lim ψn = lim arg ζn n→∞ n→∞ n→∞ (mod 2π) . (11) Die beiden Ergebnisse (8) und (11) ergeben zusammen iϕ n 1+ = cos ϕ + i sin ϕ . n→∞ n lim ζn = lim n→∞ (12) In Analogie zu den Verh altnissen im Reellen bezeichnet man den Grenzwert (12) der Folge (2) mit eiϕ , womit die Eulersche Gleichung gewonnen ist. Die folgende Zeichnung veranschaulicht den Vorgang der Konvergenz 6i n 1+ → cos 6 + i sin 6 n 2) vgl. dazu das Dokument Sin x und Tan x.tex 2 f ur n= 10 11 12 10 , 10 , 10 , . . . . (13) Datei: C:\VTeX\TD\MATHEM\Eulergleichung.tex 17. Marz 2007 Der Startwert ist 1 + 6i . Um f ur den Anfang hinreichend viele Werte zu gewinnen, die die 11 12 Bahn der Werte auf dem Weg zu e6i klar anzeigen, wurde mit n = 10 10 , 10 , 10 , . . . statt mit n = 1, 2, 3, . . . gerechnet. Insgesamt enthalt die Zeichnung 500 berechnete Punkte. Startwert 1 + 6i und Grenzwert cos 6 + i sin 6 sind durch Sterne gekennzeichnet: 7.5 5 2.5 -10 -8 -6 -4 -2 2 -2.5 -5 -7.5 Der Grenzwert lautet lim 1 + n→∞ 6i n n = cos 6 + i sin 6 ≈ 0.96017029 − 0.27941550 i . (14) Der letzte vor dem Ziel cos 6 + i sin 6 berechnete Punkt hat den Wert 1.3536005 − 0.4348706i . 3