Gedulds- Spiel Prof. Dr. Markus Maier Foto: Archiv Schmerzpunkt: die Sehne am Oberarmhöcker. Am Oberarmhöcker setzt die Hand- und Fingerstreckmuskulatur an. Ist sie überlastet, verändert sich ihre Sehne und führt zu Schmerzen. F ür manch einen Tennisspieler geht ohne sie nichts: die Bandage am Ellbogen. Sie gehört zur Ausrüstung wie Schläger, Bälle und Schuhe. Sie ist eine von vielen Maßnahmen, wenn es um den Tennisarm geht. Bandagen, Spritzen, Tapes und Gips – die Liste der Therapiemöglichkeiten ist lang. ● Schonung ist oberstes Gebot beim Tennisarm. Lassen Sie die Finger vom Schläger und belasten Sie die Hand und den Arm nicht ungewohnt. Tennisarm. Bei der Behandlung eines Tennisarms gibt es zahlreiche Therapien. Um die richtige zu finden, muss man viel ausprobieren und vor allem Geduld haben. Orthopäde und Unfallchirurg mit Schwerpunkt Sportmedizin. In seiner Starnberger Praxis betreut er internationale Topsportler. [email protected] ● Regelmäßiges Kühlen bringt Linderung, zum Beispiel durch Quarkwickel. Hierfür wird normaler Speisequark (Kühlschranktemperatur) zweimal täglich für eine halbe Stunde mit einem Tuch auf den Ellbogen gebunden. ● Kinesio-Tapes sind bei jeder Ausprägung des Tennisarms sinnvoll. Die bunten, elastischen Klebestreifen sorgen, wenn sie vom Fachmann richtig geklebt werden, für Entlastung an der Sehne. ● Die Bandage am Ellbogen, auch als Epikondylitis-Spange bekannt, kann durch leichten Druck ebenfalls die Sehne entlasten (achten Sie auf das korrekte Anlegen!). Allerdings hat sie für viele Spieler vor allem psychischen Wert. Nach dem Motto: „Mit meiner Bandage kann meinem Arm nichts passieren.“ Der Nutzen der Bandage ist umstritten. ● Mit Osteopathie lassen sich Fehlbelastungen korrigieren. Osteopathen prüfen die Bewegungen und können mit ihren manuellen Techniken Funktionsstörungen beheben. Vor allem Patienten, die bereits eine „lederartige“ Sehne haben, profitieren davon. ● Bei einer entzündeten Sehne können Stoßwellen helfen. Dabei dringen Schalldruckwellen direkt in das Gewebe. Rund 60 Prozent der Patienten sind danach schmerzfrei. ● Auch Kortisonspritzen werden bei Entzündungen eingesetzt. Allerdings ist dabei äußerste Vorsicht geboten. Kortison bekämpft zwar die Entzündung, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass die Sehne an Stabilität verliert. ● Eine Ruhigstellung von Hand und Arm, zum Beispiel durch einen Gips, ist nur bei einem Riss oder Anriss der Sehne sinnvoll. Nachteil einer Ruhigstellung: Die Muskulatur bildet sich zurück, und die Schmerzen treten umso schneller wieder auf. ● Eine Operation ist die letzte Möglichkeit und auch nur im Einzelfall sinnvoll. Die Erfolgsquote nach einem operativen Eingriff ist mit 60 bis 70 Prozent relativ gering. Trotz vieler Therapiemöglichkeiten: Ein Patentrezept gibt es beim Tennisarm nicht. Die Auslöser und Ausmaße der Verletzung sind unterschiedlich. Welche Therapie sinnvoll ist, hängt vor allem vom Grad der Verletzung ab. Eine Überlastung der Hand- und Fingerstrecker, also der Muskeln, die die Hand nach oben ziehen, ist die Ursache für die Schmerzen. Diese Muskeln haben ihren Ansatz an der Außenseite des Ellbogens, und dort tut es weh. In leichteren Fällen ist der Schmerz nur im Match zu spüren, im schlimmsten Fall ist ein Händedruck unmöglich. Diagnose durch Kernspin Die Überlastung der Streckmuskeln kommt bei Tennisspielern durch eine zu harte Bespannung, einen zu schweren Schläger oder durch eine falsche Schlagtechnik zustande. Auch zu häufiges und zu langes Spielen kann eine Ursache sein. Wer nicht ausreichend trainiert ist und trotzdem ungewöhnlich lange auf dem Court steht, riskiert ebenfalls einen Tennisarm. Allerdings sind nicht nur Tennisspieler betroffen. Auch „Büromenschen“, die ein Wochenende lang Wände streichen und Schränke zusammenschrauben, können einen Tennisarm bekommen. In allen Fällen ist die Belastung der Muskulatur höher als ihre Belastbarkeit, und dies führt zur Entzündung der Sehne am Ellbogen. Bei dauerhafter Überlastung tritt der schlimmere Fall ein: Die Sehne wird durch mangelnde Durchblutung „lederartig“ und besitzt nur noch wenig regeneratives Potenzial. Auch ein Riss oder Anriss der Sehne kann die Schmerzen verursachen. Die unterschiedlichen Veränderungen sind nur durch eine Kernspintomographie zu erkennen. Erst mit einer eindeutigen Diagnose sollte die Therapie beginnen. Sie ist individuell, und meist werden mehrere Maßnahmen kombiniert. Sie sollten vor allem viel Geduld haben, denn ein Tennisarm ist hartnäckig. Schöpfen Sie auf jeden Fall alle Möglichkeiten aus. Eine konsequente konservative Behandlung führt in 80 bis 90 Prozent der Fälle zum Erfolg und bewahrt Sie vor chronischen Schmerzen. Egal, welche Therapie Sie wählen: Fangen Sie erst wieder an, vorsichtig Bälle zu schlagen, wenn Sie schmerzfrei sind – auch wenn es bis zu sechs Monate dauern kann. 8/2010 www.tennismagazin.de 67