Untersuchung von zytotoxischem Effekt und Wirkmechanismus verschiedener Nicht-nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Inhibitoren Aus der Strahlenklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. med. R. Fietkau Der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. vorgelegt von Sonja Eva-Maria Ries aus Schrobenhausen Als Dissertation genehmigt von der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler Gutachter: PD Dr. L. Distel Gutachter: Prof. Dr. R. Fietkau Tag der mündlichen Prüfung: 07. März 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung 1 1.1 Hintergrund und Ziele 1 1.2 Methoden 1 1.3 Ergebnisse und Beobachtungen 1 1.4 Praktische Schlussfolgerungen 2 2 Summary 3 2.1 Background and Purpose 3 2.2 Methods 3 2.3 Results 3 2.4 Conclusion 4 3 Einleitung 5 3.1 HIV – Die Entstehung einer Pandemie 5 3.2 Der Zusammenhang von AIDS, NNRTI und Krebs 8 3.3 NNRTI und das Cannabinoidsystem 9 3.4 p53, der Zellzyklus und Apoptose 11 3.5 Ziele und experimentelle Modelle 13 4 Material und Methoden 14 4.1 Zellkulturen 14 4.2 Medikamente 14 4.3 Flusszytometrische Messungen 15 4.3.1 Prinzip 15 4.3.2 Farbstoffe 15 4.4 4.3.2.1 Hoechst 33342 und der Zellzyklus 15 4.3.2.2 Annexin-V-APC/7AAD und Apoptose/Nekrose 16 4.3.3 Bearbeitung 17 4.3.4 Auswertung 17 Koloniebildungstests 19 4.4.1 Prinzip 19 4.4.2 Bearbeitung 20 4.4.3 Auswertung 20 4.5 Western Blot 20 4.5.1 Prinzip 20 4.5.2 Antikörper 22 4.5.3 Bearbeitung 22 4.5.3.1 Proteinisolierung 22 4.5.3.2 Proteinaufbereitung 26 4.5.3.3 Western Blot 27 4.5.3.4 Stripping 28 4.5.4 Auswertung 28 5 Ergebnisse 29 5.1 Flusszytometrische Messungen 29 5.1.1 Zelltod 29 5.1.2 Zellzyklus 32 5.2 Koloniebildungstests 38 5.3 Western Blot 40 6 Diskussion 45 6.1 NNRTI und Tumortoxizität 45 6.2 Ursachen des tumortoxischen Effekts der NNRTI 55 7 Anhang 63 7.1 Abkürzungsverzeichnis 63 7.2 Lösungen 65 7.2.1 Zellkulturen 65 7.2.2 Proteinisolierung 65 7.2.3 Western Blot 67 8 Literaturverzeichnis 68 9 Danksagung 81 10 Lebenslauf 82 1 1 Zusammenfassung 1.1 Hintergrund und Ziele HIV-1-infizierte Patienten werden aus einer Kombination aus mindestens drei antiretroviralen Medikamenten behandelt. In Verbindung mit dieser Kombinationstherapie (HAART) konnte auch ein Rückgang von analen und zervikalen Dysplasien bei HIV-Infizierten verzeichnet werden. Da ein tumortoxischer Effekt des Nicht-nukleosidischen Reverse Transkriptase Inhibitors (NNRTI) Efavirenz, der ein häufiger Bestandteil der HAART ist, in vitro bereits nachgewiesen wurde, lässt dies Grund zur Annahme, dass diese Wirkstoffe ursächlich für die Rückbildung der Präkanzerosen sind. Im Folgenden soll untersucht werden, ob die sechs verschiedenen NNRTI einen zytotoxischen Effekt bei Tumorzellen in vitro aufweisen. Außerdem ist es Ziel dieser Arbeit, den Wirkmechanismus zu analysieren, der für die antineoplastische Wirkung verantwortlich ist. 1.2 Methoden Innerhalb der Medikamentengruppe der NNRTI wurde der zytotoxische Effekt der Wirkstoffe Efavirenz (EFV), Nevirapin (NVP), Rilpivirin (RPV), Etravirin (ETR), Delavirdin (DLV) und Lersivirin (LSV) auf die Pankreastumorzelllinie BxPC-3 anhand flusszytometrischer Messungen untersucht. Durch Färbung mit Annexin-V- APC/7AAD und Hoechst 33342 wurden hierbei Informationen hinsichtlich Apoptose, Nekrose und Zellzyklusphasen gewonnen. Anschließend wurden Koloniebildungstests für Efavirenz und Rilpivirin durchgeführt, um die Ergebnisse der flusszytometrischen Messungen zu verifizieren. Mithilfe von Western Blots sollte der Wirkmechanismus der NNRTI weiter erforscht werden. Hierfür wurden Pankreastumorzellen (BxPC-3) sowie Glioblastomazellen (T98G), die zuvor mit Efavirenz behandelt wurden, verwendet. Beurteilt wurde die Phosphorylierung der Wachstumsfaktoren Erk und Akt sowie des Tumorsupressorproteins p53. 1.3 Ergebnisse und Beobachtungen Alle untersuchten NNRTI zeigten in den flusszytometrischen Messungen eine dosisabhängige Zunahme der Summe apoptotischer und nekrotischer Zellen. Die EC50 der verschiedenen Wirkstoffe betrug: EFV: 31,5mol/l, NVP: 239mol/l, ETR: 89,0mol/l, RPV: 24,4mol/l, LSV: 543mol/l und DLV 171mol/l. Somit war die antineoplastische Wirkung bei EFV und RPV im Vergleich zu den anderen NNRTI bei den niedrigsten Dosierungen nachweisbar. Durch die flusszytometrischen Messungen konnte eine Differenzierung zwischen Apoptose und Nekrose erfolgen. 2 Der Anteil der apoptotischen Zellen nahm mit steigender Dosis zunächst zu. Bei Erreichen deutlich zytotoxischer Konzentrationen dominierte der Anteil nekrotischer Zellen. In den Koloniebildungstests betrug die EC50 der Überlebensratio für EFV 40M und für RPV 16M und die EC50 der Kolonieflächen 28M für EFV und 12M für RPV. Mithilfe der flusszytometrischen Messungen konnte außerdem der Einfluss der Medikamente auf den Zellzyklus dargestellt werden, wobei sich mit steigender Dosis zunächst eine Zunahme der Zellen in der G1/G0-Phase mit gleichzeitiger Reduktion der S- und G2/M-Phase manifestierte. Für EFV bewirkte die Dosis 20M einen Anstieg von G1/G0 um 14%, bei gleichzeitigem Rückgang der S-Phase um 12% und der G2-Phase um 2%. Am deutlichsten war dieses Ergebnis bei ETR in der Dosis 10M mit einem Zuwachs von G1/G0 um 21% und Abnahme der S-Phase um 11% sowie G2 um 10%. Eine weitere Erhöhung der Dosis ließ den Anteil der Zellen in subG1- Phase deutlich ansteigen. In den Western Blots führte EFV zu einer leichten Abnahme der Bandenfärbung von pAkt-308 bei BxPC-3. Die restlichen Phosphorylierungsstellen von Akt und Erk bei BxPC-3 und T98G wurden nicht beeinflusst. Außerdem verursachte EFV eine gesteigerte Phosphorylierung des Tumorsuppressorproteins p53 in T98G-Zellen. 1.4 Praktische Schlussfolgerungen Aufgrund der Tatsache, dass NNRTI bereits bei niedrigen Konzentrationen zu einem beträchtlichen Absterben von Tumorzellen führen, wäre ein Einsatz dieser Medikamentengruppe in der Tumortherapie durchaus denkbar. Besonders Efavirenz, das auch bei Patienten relativ hohe Blutspiegel erreicht, wäre prinzipiell gut geeignet. Die Aktivitätsabnahme von Akt in BxPC-3 sowie die gesteigerte Phosphorylierung von p53, die eine Aktivierung des Tumorsuppressorgens bewirkt, unterstützen die Beobachtung, dass Efavirenz antineoplastisch wirkt. Allerdings muss hierbei berücksichtigt werden, dass die experimentell ermittelten zytotoxischen Dosierungen der übrigen NNRTI über den momentan zugelassenen bzw. empfohlenen Dosierungen in der HIV/AIDS-Therapie liegen. Diese Ergebnisse unterstützen den Einsatz von Efavirenz zur Tumortherapie innerhalb klinischer Studien. 3 2 Summary 2.1 Background and Purpose The treatment of HIV-infected patients consists of a combination of at least three antiretroviral drugs. This combination of drugs (HAART) seems to be associated with a decline of anal and cervical dysplasia in HIV-1-infected patients. As an antitumorigenic effect of Nonnucleoside Reverse Transcriptase Inhibitors (NNRTI) like Efavirenz has already been demonstrated in vitro, one might conclude that NNRTIs are responsible for these effects. In the following, the cytotoxic effect of Efavirenz and five other NNRTIs will be studied. Furthermore, the mechanism of the antineoplastic effect of this drug will be investigated. 2.2 Methods The NNRTIs Efavirenz (EFV), Nevirapine (NVP), Rilpivirine (RPV), Etravirine (ETR), Delavirdine (DLV) and Lersivirine (LSV) were studied. A pancreatic cancer cell line (BxPC-3) was treated with these drugs and cell death was evaluated with flow cytometry. Annexin-V-APC/7AAD and Hoechst provided insight into apoptosis, necrosis and cell cycle distribution. Furthermore, colonogenic assays were carried out with Efavirenz and Rilpivirine in order to confirm the results of the flow cytometric analyses. The mechanism of action was examined with Western Blots. The pancreatic cancer cell line BxPC-3 and the glioblastoma cell line T98G, which had previously been treated with Efavirenz, were used. The phosphorylation of the growth factors Akt and Erk and the tumor suppressor protein p53 was studied. 2.3 Results A remarkable cytotoxic effect on tumor cells was demonstrated by flow cytometry for every NNRTI mentioned above. The percentage of dead cells increased with increasing doses of the drugs. The EC50 of the different NNRTIs were: EFV: 31,5mol/l, NVP: 239mol/l, ETR: 89,0mol/l, RPV: 24,4mol/l, LSV: 543mol/l and DLV 171mol/l. So, Efavirenz and Rilpivirine were cytotoxic at the lowest concentrations compared to the other NNRTIs. In the colonogenic assays the EC50 of the survival fraction was 40M for EFV and 16M for RPV and the EC50 of the colony area was 28M for EFV and 12M for RPV. When cell death was distinguished between apoptosis and necrosis, the apoptotic fraction of cells increased with rising drug doses. As soon as definite cytotoxic doses were reached, the necrotic fraction dominated. 4 Moreover, flow cytometry provided information on the influence of NNRTIs on the cell cycle. Initially, the fraction of cells in G1/G0-phase grew with increased doses, while the percentage of cells in S- and G2/M-phase decreased. 20M EFV led to an increase of G1/G0 by 14%, and a decrease of S-Phase by 12% and G2-phase by 2%. 10M ETR caused an increase of G1/G0 by 21% and a decrease of S-Phase by 11% and G2 by 10%, which is the most significant result of this test series. Further escalation of drug doses led to an aggregation of cells in subG1-phase. Western Blot analyses indicated a reduced the phosphorylation of pAkt-308 in BxPC-3 after Efavirenz treatment. However, EFV did not influence other phosphorylation sites of the growth factors Erk and Akt in BxPC-3 and T98G. Furthermore, it increased phosphorylation of the tumor suppressor protein p53 in glioblastoma cells. 2.4 Conclusion Taking into account that NNRTIs lead to a remarkable cell death of tumor cells, it might be possible to use them as chemotherapeutic drugs against cancer. The decreased activation of growth factor Akt in BxPC-3 and increased phosphorylation of p53, which causes an activation of the tumor suppressor protein, maintains the observation that Efavirenz is toxic against cancer cells. Nevertheless, one has to consider that the cytotoxic doses, which were experimentally determined, are often higher than drug levels of NNRTIs in HIV/AIDS- therapy. Only the EC50 of EFV was close to the drug levels in HIV-infected patients. An escalation of doses might lead to a higher rate of adverse events. So it seems rather improbable to use the other NNRTIs as chemotherapeutic drugs. The treatment of cancer with Efavirenz and a possible dose escalation should be studied in clinical trials. 5 3 Einleitung 3.1 HIV – Die Entstehung einer Pandemie Die Geschichte von HIV/AIDS begann offiziell im Frühjahr 1981, als Michael Gottlieb einen Bericht über vier junge homosexuelle Männer veröffentlichte. Jeder einzelne von ihnen wurde aufgrund einer Pneumocystis carinii Pneumonie (PCP) in Kalifornien behandelt. Der Ausbruch dieser seltenen opportunistischen Infektion setzt ein stark geschwächtes Immunsystem voraus und in der Tat wurde bei den betroffenen Männern eine erniedrigte Anzahl an T-Zellen festgestellt (Gottlieb et al. 1981). Im Laufe der folgenden Monate wurden weitere Fälle von PCP und anderen opportunistischen Infektionen sowie das Auftreten von Kaposi Sarkomen bei homosexuellen Männern beobachtet. Schnell wurde eine sexuell übertragbare Infektion hinter der rätselhaften Krankheit vermutet, die bald als AIDS, das Aquired Immunodeficiency Syndrome, bezeichnet wurde. Das infektiöse Agens blieb jedoch weiterhin namenlos. Erst im Jahre 1983 konnte die Arbeitsgruppe um Luc Montagnier den Erreger als Retrovirus identifizieren, das im Folgenden als HIV, also als Human Immunodeficiency Virus, Medizingeschichte schrieb (Barré-Sinoussi et al. 1983). 1984 wurde die Verbindung von HIV und AIDS durch Nachweis der Viren in AIDS-Patienten und durch einen Bluttest für HIV-Antikörper bestätigt, der ab 1985 in Transfusionszentren verfügbar war (Gallo et Montagnier, 2003). Weshalb diese Krankheit so plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte, wird bis heute kontrovers diskutiert. Die meistvertretene Theorie ist, dass Lentiviren afrikanischer Affen durch infektiöses Blut auf den Menschen übertragen wurden und die heute bekannten HIV-Stämme Ergebnis zahlreicher unterschiedlicher Mutationen sind, die sich erst aufgrund soziokultureller Änderungen und unsteriler Impfkampagnen im Zuge der Kolonisierung und Urbanisierung des 20. Jahrhunderts rasch und in gigantischem Ausmaß verbreiten konnten (Chitnis et al. 2000, Sharp et al. 2010). Seitdem wuchs die Epidemie unaufhaltsam zur Pandemie mit momentan 34 Millionen HIV Infizierten weltweit. Seit dem ersten Auftreten des Virus vor mehr als 30 Jahren starben etwa 35 Millionen Menschen an AIDS (WHO, 2013). Der Großteil dieser Infektionen betrifft ärmere Länder, vor allem Asien und die Länder Afrikas südlich der Sahara; dies hatte weitreichende Folgen: die natürliche Bevölkerungsstruktur wurde stark verzerrt, Millionen von Waisen sowie auch das wirtschaftliche Wachstum leiden bis heute deutlich unter der Tatsache, dass unzählige Erwachsene in ihren Funktionen als Erzieher und Erwerbstätige der Krankheit zum Opfer fielen. Allerdings lässt sich im Laufe des letzten Jahrzehnts ein Rückgang an AIDS bedingten Todesfällen verzeichnen, was neben einer sinkenden HIV-Inzidenz besonders den Erfolgen und 6 der erhöhten Verfügbarkeit der antiretroviralen Therapie zugeschrieben wird (UNAIDS, 2012). Der Goldstandard in der Behandlung von HIV ist heute die Highly Active Antiretroviral Therapy, bekannt unter dem Akronym HAART. Diese umfasst eine Kombination aus mindestens drei antiretroviralen Wirkstoffen. Seit dem Auftreten des HI-Virus im Jahre 1981 wurden zahlreiche Wirkstoffe aus insgesamt sechs Medikamentenklassen entwickelt; zwei davon greifen direkt an der Reverse Transkriptase (RT) an. Dieses Enzym katalysiert die Umschreibung der viralen genomischen RNA in eine DNA-Kopie, die anschließend in das menschliche Genom der infizierten Zelle integriert wird. Das erste Präparat, das bereits 1985 entwickelt und 1987 zur HIV-Therapie zugelassen wurde, war Zidovudin (AZT). Es ist ein Vertreter der Nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI). Diese Nucleosid-Analoga sind Prodrugs, die nach intrazellulärer dreifacher Phosphorylierung von der RT als alternative Substrate anstatt physiologischer Nukleoside in die DNA integriert werden. Diese „falschen Bausteine“ hemmen kompetitiv durch Kettenabbruch des wachsenden DNA-Stranges die weitere Polymerisation und somit Virusreplikation. Zusätzlich werden auf diese Weise jedoch auch menschliche Polymerasen gehemmt, was Nebenwirkungen zur Folge hat. Eng verwandt mit den NRTI ist die Gruppe der Nukleotidischen Reverse Transkriptase- Inhibitoren (NtRTI), die einen Phosphorsäurerest besitzen, demnach ihre Wirkung bereits nach zwei intrazellulären Phosphorylierungen entfalten können. Der Wirkmechanismus der Nicht-Nukleosidischen Reverse Transkriptase-Inhibitoren beruht auf der direkten, nicht-kompetitiven Bindung an die RT nahe der Substratbindungsstelle, was zur spezifischen Blockade der katalytischen Aktivität des viruseigenen Enzyms führt (De Clercq 2009). Die ersten Vertreter dieser Gruppe und damit erste Generation der NNRTI waren Nevirapin (Viramune), Delavirdin (Rescriptor) und Efavirenz (Sustiva, Stocrin), die jeweils 1996, 1997 und 1998 zugelassen wurden. Allerdings sind diese Medikamente sehr anfällig für Resistenzen, die bereits durch einzelne Punktmutationen ausgelöst werden können und schließlich in Kreuzresistenzen der NNRTI untereinander resultieren. Aus diesem Grund wurden die NNRTI der zweiten Generation entwickelt, die die RT auf eine neuartige Weise binden, robuster gegen die Entwicklung von Resistenzen sind und durch die herkömmlichen Mutationen in ihrer Aktivität meist unbeeinträchtigt bleiben. Hierzu zählen Etravirin (TMC125, Intelence), Rilpivirin (TMC278) sowie Lersivirin (Corbau et al. 2010, Goebel et al. 2006, Schiller et al. 2009, Vingerhoets et al. 2005). 7 Außerdem werden in der HIV-Therapie Proteaseinhibitoren eingesetzt, die als Peptidanaloga kompetitiv an das aktive Zentrum des Enzyms binden. Durch die Blockade der viruscodierten Protease können nun virale Polypeptidketten nicht mehr gespalten werden, sodass der Reifungsprozess und somit die Bildung neuer infektiöser Viruspartikel unterbunden wird. Proteaseinhibitoren wie Saquinavir sind ein sinnvoller Kombinationspartner für Nukleoside, weil sie die Virusvermehrung über einen anderen Mechanismus hemmen. Eine neuere Therapieoption stellt der Fusionsinhibitor Enfuvirtide dar, der durch Interaktion mit dem viralen Glykoprotein gp41 die Fusion des HIV Virions mit der äußeren Zellmembran der Wirtszelle und dadurch deren Neuinfektion verhindert. Zusätzliche Möglichkeiten sind Integraseinhibitoren, die den Einbau der von der RT produzierten viralen DNA in das Genom der Wirtszelle unterbinden, und KorezeptorAntagonisten wie Maraviroc, der im Gegensatz zu allen anderen genannten Substanzklassen kein virales Enzym, sondern einen humanen Rezeptor blockiert, der bei einem Großteil der HI-Viren für den Eintritt des Virus in die Zielzelle benötigt wird (Björndal et al. 1997). Das gegenwärtig empfohlene Therapieschema der HAART besteht aus zwei nukleosidischen RTI in Verbindung mit einem nicht-nukleosidischen RTI oder einem Proteaseinhibitor (Hammer et al. 2008). Durch diese Fortschritte wird HIV-Patienten, die durch eine Langzeittherapie CD4Spiegel von mehr als 500 Zellen/ml erreichen, eine annähernd normale Lebenserwartung ermöglicht (Lewden et al. 2007). Aufgrund von Nebenwirkungen, Entwicklung von Resistenzen und Kosten der HAART wird die Suche nach einer vollständigen Heilung fortgesetzt. Diese blieb bislang allerdings erfolglos, da zum einen das Virus nach Integration ins menschliche Genom in einem latenten Zustand persistieren kann, hierbei also nicht angreifbar ist und zum anderen durch eine beispiellose Vielzahl immer neuer Mutationen eine extrem hohe Variabilität vorliegt. Auch die Entwicklung eines Impfstoffs scheint nach unzähligen vergeblichen Anläufen noch in weiter Ferne zu liegen (Finzi et al. 1999, Fauci 2008, Cohen 2013). 8 3.2 Der Zusammenhang von AIDS, NNRTI und Krebs Rund 30 Jahre sind seit der Ausbreitung von HIV/AIDS vergangen, etwa 17 Jahre seit mit HAART 1997 erstmals eine erfolgreiche Kombinationstherapie im Kampf gegen das Virus eingesetzt werden konnte. Der Erfolg zeichnete sich schnell ab, als sowohl die Zahl der Sterbefälle an AIDS, als auch das Auftreten AIDS definierender Erkrankungen drastisch sank. Gleichzeitig stieg jedoch die Zahl anderer Todesursachen, die nicht direkt durch AIDS bedingt waren, an (Bonnet et al. 2009, Deeken et al. 2012). Nach wie vor ist das Risiko an Krebs zu erkranken für HIVInfizierte im Gegensatz zur Allgemeinbevölkerung auffällig erhöht und beträgt 30 bis 40% (Burgi et al. 2005, Bonnet et al. 2009). Verantwortlich sind hierfür vermutlich das chronisch geschwächte Immunsystem mit stark verminderter CD4- Konzentration und die bei HIV-Infizierten häufig vorliegenden Koinfektionen mit onkogenen Viren. Hierzu zählen unter anderem das Ebstein-Barr-Virus (EBV), das Humane Herpesvirus 8 (HHV 8) und das Humane Papilloma Virus (HPV). 1993 wurden Non-Hodgkin-Lymphome, Kaposi-Sarkome und Zervixkarzinome aufgrund des charakterisitischen Auftretens bei HIV-Infizierten als die AIDS-definierenden Krebserkrankungen klasszifiziert, welche häufig durch die soeben genannten Viren verursacht werden (Centers for Disease Control and Prevention 1992). Seit Beginn der HAART-Ära konnte ein deutlicher Rückgang dieser Erkrankungen verzeichnet werden (Nasti et al. 2003, Firnhaber et al. 2012, Memiah et al. 2012). Allerdings wurde in den folgenden Jahren eine erhöhte Prävalenz anderer Tumore bei HIVPatienten nachgewiesen, die in zunehmender Zahl zum Tode führten (Franzetti et al. 2013). Interessant ist aber, dass bei Patienten mit konsequent durchgeführter HAART das Risiko, eine maligne Neoplasie zu entwickeln, deutlich verringert war (Burgi et al. 2009, Grulich 2009). Dies steht in Einklang mit den Beobachtungen zahlreicher Studien, besonders im Hinblick auf HPV. Demnach wurde eine HPVInfektion bei Männern und Frauen unter HAART deutlich seltener festgestellt als bei Patienten, die diese Behandlung nicht erhielten. Dies gilt ebenso für die von HPV induzierten Karzinome: bei homosexuellen Männern wurden wesentlich seltener anale Neoplasien registriert (van der Snoek et al. 2012, Memiah et al. 2012). Auch HIV-infizierte Frauen wiesen neben einer verminderten Inzidenz und Progression von zervikalen Zellatypien sogar eine Rückbildung von präkanzerösen Läsionen im Zervixepithel auf (Adler et al. 2012, Omar et al. 2011). Des Weiteren liegen Berichte über Patienten vor, die durch alleinige HAART eine Remission sowohl bei Non Hodgkin Lymphomen als auch bei Kaposi Sarkomen erfuhren (Girard et al. 2005, Baraboutis et al. 2009, Murdaca et al 2002). 9 Diese Entwicklungen mögen ihren Ursprung zum Teil in der Wiederherstellung eines intakten Immunsystems haben, welches der Entstehung maligner Neoplasien entgegenwirkt. Nach neuesten Erkenntnissen scheint es jedoch plausibel, dass eine bestimmte Komponente der HAART einen tumortoxischen Effekt ausübt und dadurch die Proliferation neoplastischer Zellen hemmt. Möglicherweise sind die Wirkstoffe der Nicht-Nukleosidischen Reverse- Transkriptase- Inhibitoren für diese Beobachtung verantwortlich. So konnte bisher sowohl für Nevirapin als auch für Efavirenz ein zytotoxischer Effekt auf Tumorzellen in vitro nachgewiesen werden (Mangiacasale et al. 2003, Apostolova et al. 2010, Hecht et al. 2013). Interessant ist nun herauszufinden, ob diese Medikamente und vielleicht sogar die gesamte Substanzgruppe der NNRTI aufgrund ihres antineoplastischen Potenzials auch in der Tumortherapie eingesetzt werden könnten. 3.3 NNRTI und das Cannabinoidsystem Doch wodurch ist nun die tumortoxische Wirkung von Nevirapin und Efavirenz zu erklären? Schon lange ist bekannt, dass HIV-Patienten, die mit Efavirenz behandelt werden, ein falsch-positives Testergebnis hinsichtlich Tetrahydrocannabinol (THC) aufweisen können (La Porte et al. 2006, Rossi et al. 2006, Röder et al. 2007). THC ist natürlicher Bestandteil der Cannabis Pflanze und hauptverantwortlich für deren psychoaktive Wirkung. Daneben gibt es auch körpereigene Endocannabinoide, die wie THC über CB1 und CB2 Rezeptoren ihre Wirkung entfalten. Schon im Jahre 1975 wurde von Munson et al. entdeckt, dass Cannabinoide tumortoxische Eigenschaften besitzen. In dieser Studie zeigte sich, dass THC das Wachstum von Lungenkarzinomzelllinien in vitro und ebenfalls im Tiermodell in vivo inhibierte (Munson et al. 1975). Seitdem wurde dieser antiproliferative und pro-apoptotische Effekt wiederholt anhand zahlreicher verschiedener Tumorarten sowohl in vitro als auch im Mausmodell bestätigt und die Mechanismen hinter dieser Beobachtung in vielen präklinischen Studien untersucht (Carracedo et al. 2006, Sanchez et al. 2001, Cianchi et al. 2008, Casanova et al. 2003). Die Überlegung der vorliegenden Arbeit ist, dass der antineoplastische Effekt von Efavirenz mit den Signalkaskaden des Cannabinoidsystems möglicherweise in direktem Zusammenhang steht. Auf welchem biochemischen Mechanismus genau die zytotoxische Wirkung der Cannabinoide beruht, ist bislang nicht bekannt. Das Netz aus Signalwegen im Cannabinoidsystem ist komplex, sodass mehrere Varianten denkbar scheinen. Folgende Abbildung bietet einen Überblick: 10 Abb. 1: Verschiedene Signalwege des antineoplastischen Effekts von Cannabinoidagonisten. Pisanti et al. 2013 Heute weiß man, dass Cannabinoide in der Lage sind, die Zellproliferation zu hemmen, Zelltod durch Apoptose zu induzieren sowie auch die Angiogenese und Metastasierung von Tumoren zu verhindern. Mögliche Ursachen hierfür sind unter anderem die Induktion der de novo-Synthese des pro-apoptotischen Sphingolipids Ceramid unter Einfluss von TNF-, die Aktivierung von Kaspasen durch den p38MAPK (mitogen-activated protein kinase) Signalweg, die Beeinflussung gewisser Gene durch Stress auf das Endoplasmatische Retikulum, die Modulation mitochondrialer Membranpotenziale im Sinne einer Depolarisation oder auch die Hemmung bestimmter Wachstumsfaktoren wie Erk und Akt durch Verhinderung ihrer Phosphorylierung, was einen Zellzyklusarrest zur Folge hat und somit das Wachstum von Tumorzellen hemmt (Calvaruso et al. 2012, Cianchi et al. 2008, Hermanson et al. 2011, Pisanti et al. 2009, Pisanti et al. 2013). Auch das Tumorsuppressorprotein p53, das sowohl einen Zellzyklus-Arrest als auch Apoptose direkt bewirken kann und somit als „Wächter des Genoms“ eine essenzielle Schutzfunktion gegen Tumorwachstum erfüllt, wird durch die Signalwege des Cannabinoidsystems beeinflusst (Brown et al. 2013). So wurde gezeigt, dass durch den Cannabinoid-Agonisten WIN-55,212-2 die Protein Expression von p53 hochreguliert wird. Dies wirkt nun unter anderem auf den Wachstumsfaktor Akt: p53 11 kann über die Lipid-Phosphatase PTEN die PI3 Kinase durch Dephosphorylierung inaktivieren. Dadurch wird schließlich der Wachstumsfaktor Akt gehemmt, welcher für das zelluläre Überleben eine wichtige Funktion übernimmt (Fridman et al. 2003, Sarfaraz et al. 2006). 3.4 p53, der Zellzyklus und Apoptose Da einige der oben genannten Signalkaskaden den Zellzyklus beeinflussen, wurde in der vorliegenden Arbeit auch ein besonderes Augenmerk auf die Zellzyklusphasen gelegt, die nach einem festen und periodischen Schema durchlaufen werden: auf die Mitose folgt die G1-Phase, anschließend die S-Phase und danach die G2-Phase. Am Ende der G2-Phase beginnt wieder die Mitose, in der die Zellteilung vollzogen wird. Die G1-Phase umfasst das Wachstum der Zelle sowie die gesteigerte Proteinsynthese. Von hier aus können Zellen in die G0-Phase übergehen, in der die Zelle ruht und keine Syntheseleistung wahrnimmt. Werden entsprechende Signale übermittelt, erfolgt der Übergang von der G0- in die G1Phase, sodass die Zelle wieder aktiv am Zellzyklus teilnimmt und in die S-Phase übergehen kann. Diese dient zur Replikation der DNA indem die Chromatiden verdoppelt werden. In der G2- Phase liegt somit der doppelte DNA-Gehalt vor. Die Zelle wächst, bildet Organellen und bereitet sich auf diese Weise auf die Mitose vor. Damit die Stabilität dieser Reihenfolge und der korrekte Ablauf jeder einzelnen Phase gewährleistet werden kann, sind zwischen die einzelnen Abschnitte insgesamt zwei Kontrollpunkte eingebaut, die die Progression des Zellzyklus steuern. Diese Kontrollpunkte liegen an der G1/S Grenze und an der G2/M Grenze. Ein Kontrollpunkt ist ein biochemisches Signalübertragungssystem, das eine Verbindung von zwei verschiedenen Prozessen bewirkt, die andernfalls voneinander biochemisch unabhängig wären (Elledge et al. 1996). Sind die Bedingungen für einen erfolgreichen Durchlauf des Zellzyklus, zum Beispiel bei DNA-Schäden, nicht gegeben, können diese Kontrollstationen die weitere Progression und damit Replikation fehlerhafter Zellen verhindern oder auch das Überleben der Zelle bei widrigen Bedingungen sichern. Wie außerordentlich wichtig das perfekte Funktionieren der Kontrollpunkte ist, wird deutlich, wenn man berücksichtigt, dass ein Schaden in diesem System in genetischer Instabilität resultiert, woraus sich eine maligne Neoplasie entwickeln kann (Hartwell et al. 1994). Jeder der zwei Kontrollpunkte wird durch ein komplexes Netzwerk an Signalwegen kontrolliert, deren Herzstück die Cyclin-dependent Protein Kinasen (Cdks) und die Cycline sind, welche mit den Cdks aktive Enzymkomplexe bilden. Werden die Cdks inaktiviert, arretiert der Zellzyklus an der jeweils spezifischen Stelle. Zahlreiche zelluläre 12 Prozesse sind mittlerweile bekannt, welche die Cdks und Cycline in ihrer Aktivität beeinflussen. Eine zentrale Rolle in der Regulation des Zellzyklus hat das Protein p53. p53 wird durch verschiedene Trigger aktiviert. Dazu zählen allen voran eine Schädigung der DNA, aber auch Hypoxie oder fehlerhafte Onkogen-Expression. Folgen einer Aktivierung von p53 sind Induktion von Zellzyklusarrest, von DNA-Reparatur sowie von Apoptose. Hierbei kann p53 auch die oben genannten Kontrollpunkte steuern (Fridman et al. 2003). Während des Zellzyklus wird p53 durch zahlreiche Faktoren blockiert und ist in gesunden Zellen kaum nachweisbar. Besonders wichtig für die Hemmung von p53 ist das Protein MDM2, welches sich hierzu verschiedener Mechanismen, darunter Ubiquitinierung, bedient (Balint et al. 2001). Sollte ein Schaden in der DNA entstehen, zum Beispiel durch Einfluss toxischer Medikamente, wird MDM2 durch Phosphorylierung inaktiviert, sodass die Spiegel von p53 im Zellkern nun rapide ansteigen und das Protein seine Wirkung entfalten kann (Goldman et al. 1996, Shaulsky et al. 1990). Diese besteht unter anderem aus der Induktion von p21, mit dessen Hilfe durch Hemmung der Cdks der Zellzyklus in der G1/G0- Phase angehalten wird (Oren et al. 1985, Vermeulen et al 2003, Wawryk-Gawda et al. 2013). Aufgrund dieser Beobachtung erhielt p53 den Beinamen „Wächter des Genoms“ (Fridman et al. 2003). Allerdings ist p53 in einen weiteren zellulären Prozess involviert, nämlich in die Initiierung der Apoptose. Um dies zu erreichen, hemmt p53 über verschiedene biochemische Mechanismen antiapoptotische Faktoren wie Bcl-2 und aktiviert gleichzeitig pro-apoptotische Proteine. Diese bewirken einen Verlust des mitochondrialen Membranpotenzials und der Freisetzung von Cytochrom c (Balint et al. 2001). Dadurch wird nun eine selbstverstärkende Signalkaskade von Caspasen induziert, die als CysteinProteasen für die Zelle essenzielle Proteine spalten und auf diese Weise schließlich zur Apoptose führen. Typische Kennzeichen der Apoptose sind die Kondensierung der Zelle und ihres Kerns, ein Zusammenbruch der Membranasymmetrie mit Auftreten von Phosphatidylserin auf der Außenseite der Zellmembran, die spezielle Fragmentierung der DNA sowie die schnelle Phagozytose der membranumhüllten apoptotischen Körperchen, die sich aus der degenerierenden Zelle abkapseln (Saraste et al. 2000). Etwa 50% aller malignen Tumore weisen Mutationen in p53 auf, sodass dieses Gen als der in menschlichen Karzinomen am häufigsten mutierte Tumorsuppressor gilt (Elledge 1996, Novak et al. 2002). Neben Mutationen kann p53 in seiner Wildtypform durch die Genprodukte bestimmter kanzerogener Viren, wie etwa durch das Onkoprotein E6 von HPV inaktiviert werden (Hartwell et al. 1994, Vermeulen et 13 al. 2003, Kessis et al. 1993). Als Folge können sich die entarteten Zellen unkontrolliert, unter ständiger Ausbildung neuer Mutationen, replizieren. Demnach ist eine Aktivierung und ein perfektes Funktionieren von p53 eine bedeutende Voraussetzung, um Tumorentstehung und –wachstum zu verhindern. Deshalb bietet p53 und die Manipulation seines Netzwerkes einen Ausgangspunkt für die Identifizierung von Strategien bezüglich der Behandlung von Krebs. 3.5 Ziele und experimentelle Modelle Nachdem in der Vergangenheit in vitro nachgewiesen werden konnte, dass Nevirapin und Efavirenz das Wachstum von Tumorzellen selektiv hemmen und auch in vivo bei HIV-Infizierten unter HAART (highly active antiretroviral therapy) bei bestimmten Krebserkrankungen ein Rückgang verzeichnet werden konnte, war es Ziel der vorliegenden Arbeit, nun die gesamte Gruppe der Nicht-Nukleosidischen Reverse Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) hinsichtlich dieser Beobachtung zu untersuchen. Denn sollte sich der zytotoxische Effekt als relevant erweisen, wäre der zukünftige Einsatz dieser Medikamente in entsprechend adaptierten Konzentrationen als potenzielle Tumortherapeutika denkbar. Gearbeitet wurde mit den Wirkstoffen Efavirenz (EFV), Nevirapin (NVP), Delavirdin (DLV), Etravirin (ETR), Rilpivirin (RPV) und Lersivirin (LSV). Um die zytotoxische Wirkung dieser sechs Substanzen zu veranschaulichen, erfolgten zunächst flusszytometrische Messungen, mit deren Hilfe eine genaue Differenzierung zwischen lebenden Tumorzellen, Apoptose und Nekrose erfolgte. Außerdem konnte durch die FACS-Analysen demonstriert werden, auf welche Weise die Verteilung der einzelnen Zellzyklusphasen durch die NNRTI beeinflusst wurde. Koloniebildungstests sollten anschließend als Ergänzung zur Flusszytometrie die tumortoxische Wirkung reproduzieren. Zuletzt wurde die Western Blot Methode angewandt, um den biochemischen Wirkmechanismus der NNRTI zu erschließen. Auf diese Weise konnte der Einfluss von Efavirenz auf die Phosphorylierung und folglich auf den Aktivierungsstatus der Wachstumsfaktoren Akt (Protein Kinase B) und Erk (extracellular signal regulated kinase) überprüft werden. Schließlich wurde das Tumorsuppressorprotein p53 mithilfe der Western Blot- Technik hinsichtlich seines Phosphorylierungszustandes nach EFV–Behandlung beurteilt. 14 4 Material und Methoden 4.1 Zellkulturen In den Versuchen kamen zwei Zelllinien zum Einsatz, die in einem Brutschrank bei 37°C und 5% CO2 kultiviert wurden. Zum einen wurde mit der Zelllinie der Pankreastumorzellen BxPC-3 gearbeitet, deren Zellkulturmedium RPMI (Firma: Pan Biotech GmbH, PAA Laboratories GmbH) mit 10% FBS superior (fetal bovine serum), 2% L-Glutamin und 1% Penicillin/Streptomycin versetzt wurde. Zum anderen wurde die Zelllinie der Glioblastomazellen T98G verwendet. Deren Kultivierung erfolgte mithilfe des Mediums DMEM (Firma: Pan Biotech GmbH) mit Zusatz von 10% FBS superior sowie 1% Penicillin/Streptomycin. Das Umsetzen der Zelllinien erfolgte in der Regel zweimal pro Woche unter Anwendung von 1x PBS (Phosphate Buffered Saline (Dulbecco)) und Trypsin. 4.2 Medikamente Für die vorliegende Arbeit wurden folgende Nicht- Nukleosidische ReverseTranskriptase- Inhibitoren eingesetzt: Efavirenz (EFV), Nevirapin (NVP), Rilpivirin (RPV), Etravirin (ETV), Delavirdin (DLV) und Lersivirin (LSV). Alle genannten Medikamente wurden von der Firma Sequoia Research Products erworben. Die einzelnen Wirkstoffe wurden in pulverisierter Form geliefert und anschließend mithilfe von autoklaviertem DMSO (Dimethylsulfoxid) zu einer 10mmol/l Stammlösung verarbeitet. Efavirenz wurde in folgenden Konzentrationen verwendet: 20, 40, 60 und 80mol/l. Die Versuche mit Nevirapin wurden mit den Konzentrationen 100, 200, 400 und 600mol/l durchgeführt. Für Delavirdin, Etravirin, Rilpivirin und Lersivirin wurde mit den Konzentrationen 1, 3, 10, 30, 100, 300 und 1000mol/l gearbeitet. Um eine bestmögliche Beurteilung der Dosis-Wirkungs-Beziehung zu erzielen, sollte ein umfangreiches Spektrum abgedeckt werden, das von möglichst niedrigen Werten über die momentan in der HIV/AIDS-Therapie empfohlenen bis hin zu extrem hohen Konzentrationen reicht. Die Stammlösung dieser Medikamente wurde in den jeweiligen Versuchen dem Zellkulturmedium in der für die gewünschten Konzentrationen erforderlichen Menge beigefügt. 15 4.3 Flusszytometrische Analysen 4.3.1 Prinzip Die Methode der Flusszytometrie ermöglicht Zellanalysen, indem die zu untersuchenden Zellen in suspendierter Form kontinuierlich nacheinander durch eine feine Kapillare fließen, wobei sie einen fokussierten Lichtstrahl passieren. Trifft dieser Laser auf die Zellen, entsteht in Abhängigkeit ihrer Größe, Oberfläche und Granulation Streulicht, welches nun durch Detektoren qualitativ und quantitativ bestimmt wird. Man unterteilt in Vorwärtsstreulicht, das Auskunft über die Zellgröße gibt, und Seitwärtsstreulicht, mit dem die äußere Form sowie Granularität beurteilt werden kann. Zusätzlich können Zellen mit speziell fluoreszenzmarkierten Verbindungen behandelt werden, die bestimmte Organellen der Zelle oder deren DNA anfärben. Werden die angefärbten Zellen nun an dem Laser vorbeigeführt, emittieren besagte Fluorochrome nach Absorption von Lichtenergie ihre spezifische Fluoreszenz, die wiederum von den Detektoren des Flusszytometers gemessen wird. Mit geeigneten Farbstoffen wird es ermöglicht, zwischen lebenden Zellen, Apoptose und Nekrose zu differenzieren. Außerdem gibt die Bestimmung des jeweiligen DNA-Gehalts mittels Fluorochromen, die sich direkt in die DNA einlagern, Aufschluss über die Verteilung der Zellzyklusphasen der untersuchten Zellsuspension. 4.3.2 Farbstoffe 4.3.2.1 Hoechst 33342 und der Zellzyklus Das Fluorochrom Hoechst 33342 wird in der Durchflusszytometrie angewandt, um spezifisch DNA anzufärben. Es lagert sich vor allem an die AT-Basenpaare doppelsträngiger DNA an, wodurch der DNA-Gehalt einer Zelle bestimmt werden kann. Mithilfe des DNA-Gehalts lässt sich wiederum eine Aussage über die Zellzyklusphase treffen, in der sich die untersuchten Zellen jeweils befinden. In der G0/G1-Phase, also der Ruhe- bzw. Präsynthesephase, ist in den Zellen der einfache DNA-Satz vorhanden. In der folgenden S-Phase, in der die Replikation des Genoms erfolgt, wird ein höherer DNA-Gehalt gemessen, der jedoch kleiner ist als in der G2/M-Phase. Die Zellen mit dem größten DNA-Anteil werden schließlich der G2/M-Phase zugeordnet, da hier die vollständig replizierte DNA in doppelter Form vorliegt. Mit subG1 werden sämtliche Zellen bezeichnet, deren DNA-Gehalt unter dem der G0/G1- Phase liegt. Diese Zellen werden als apoptotisch betrachtet, da die Kondensierung des Chromatins sowie die Fragmentierung der DNA 16 charakteristische Merkmale der Apoptose sind. Allerdings ist ein Vorkommen fragmentierter DNA auch in nekrotischen Zellen möglich. In diesem Fall werden sie ebenfalls der subG1-Phase zugeteilt (Darzynkiewicz et al. 1997, Omerod et al. 1993, Pozarowski et al. 2004). Angeregt wird die Fluoreszenz von Hoechst 33342 durch UV-Licht (ca. 350nm). Das Emissionsmaximum liegt bei einer Wellenlänge von 461nm und damit im blauen Bereich des Spektrums. 4.3.2.2 Annexin-V-APC/7AAD und Apoptose/Nekrose In der vorliegenden Arbeit galt besonderes Interesse auch der Detektion und Differenzierung von lebenden Zellen, Apoptose und Nekrose. Zu diesem Zweck dienten die Farbstoffe Annexin-V-APC und 7AAD. Das Emissionsmaximum von Annexin-V-APC liegt bei ca. 530nm, das von 7AAD bei etwa 650 nm. Die Zellmembran besteht hauptsächlich aus einer Doppelschicht amphiphiler Lipide, in die zusätzlich bestimmte Proteine eingelagert sein können. Das Bilayer ist heterogen und asymmetrisch aufgebaut. So befinden sich die Phospholipide Phosphatidylserin und Phosphytidylethanolamin bei lebenden Zellen ausschließlich an der Innenseite der Membran, während Phosphatidylcholin und Sphingomyelin in der äußeren Schicht liegen. Dieser spezielle Aufbau mit seiner Asymmetrie ist für die Funktionen vieler enzymatischer Prozesse essenziell (Bruckheimer et al. 1996). Um das Ungleichgewicht aufrechterhalten zu können, benötigt die Zelle Energie, was während der Apoptose nicht mehr gewährleistet werden kann. Bezüglich apoptotischer Zellen ist bekannt, dass Phosphatidylserin auf die Außenseite der Zellmembran transloziert wird. Es dient den Makrophagen vermutlich als Signal zur Phagozytose, sodass eine rasche Beseitigung der apoptotischen Zellen ermöglicht wird (Schlegel et al. 2001). Annexin-V-APC bindet spezifisch an Phosphatidylserin, was nur während der Apoptose möglich ist, wenn dieses Phospholipid auf der Außenseite der Membran exponiert wird. Annexin-V-APC ist nicht in der Lage Zellmembranen zu penetrieren und somit kann dieser Farbstoff Auskunft über das Ausmaß der Apoptose geben (Martin et al. 1995). Mit Apoptose bezeichnet man den kontrollierten physiologischen und aktiven Zelltod. Während das Chromatin kondensiert und die Zelle schrumpft, bleiben Organellen und Membran jedoch intakt. Anders ist dies bei nekrotischen Zellen, wo der Zelltod passiv und degenerativ vollzogen wird: es kommt zur Ruptur der Zellmembran, woraufhin zytoplasmatische Bestandteile wie proteolytische Enzyme freigesetzt werden und inflammatorisch wirken (Darzynkiewicz et al. 1997). 17 7-Aminoactinomycin, kurz 7AAD, färbt spezifisch GC – reiche Regionen der DNA von Zellen, deren Membran durch nekrotische Schäden permeabel für diesen Farbstoff geworden ist. Die intakte Membran gesunder Zellen kann durch 7AAD nicht passiert werden, sodass 7AAD als Indikator für Nekrose verwendet wird. Außerdem zeigen nekrotische Zellen ebenfalls eine positive Färbung mit Annexin-V, da Phosphatidylserin durch Verlust der Membranintegrität für dieses Fluorochrom erreichbar wird. 4.3.3 Bearbeitung Für die flusszytometrischen Analysen wurde mit den Pankreastumorzellen BxPC-3 gearbeitet. Zu Beginn der Versuche wurden für jede Zellkulturflasche mithilfe eines CASY Cell Counters (Innovatis® AG) 100000 Zellen abgezählt. Nach dem Einsäen wurden die Zellen mit dem unter 4.1 beschriebenen Medium für 48 Stunden inkubiert. Erst dann erfolgte die Behandlung mit den Medikamenten. Durch dieses Intervall sollte das Anwachsen der Zellen sowie deren Regeneration hinsichtlich einer Normalisierung des Zellzyklus ermöglicht werden. Nach einer Einwirkzeit der Medikamente von 72 Stunden wurden die Zellen mit PBS gewaschen, mittels Trypsin aus ihren Zellkulturflaschen gelöst, zentrifugiert und mit Ringerlösung resuspendiert. Jede Probe wurde dabei auf zwei FACS-Röhrchen aufgeteilt, um eine Doppelmessung zu ermöglichen. Danach erfolgte eine Anfärbung jeder 200l Zellsuspension mit 2l Hoechst 33342 und deren anschließende Inkubation bei 37° C im Brutschrank für 90 Minuten. Nach erneutem Zentrifugieren und Resuspendieren in 200l Ringerlösung, wurden die Zellen mit jeweils 5l der Farbstoffe Annexin-V-APC und 7AAD versetzt. Daraufhin folgte eine 30 minütige Inkubation auf Eis. Im Anschluss wurde die Messung mit dem Gallios Flow Cytometer und der Software Gallios Cytometer 1.1 der Firma Beckmann Coulter durchgeführt, wobei für jede Probe 10000 Zellen analysiert wurden. 4.3.4 Auswertung Zur Auswertung der flusszytometrischen Messungen diente die Software Kaluza Flow Cytometry Analysis 1.0 der Firma Beckmann Coulter. Bezüglich der Farbstoffe Annexin-V-APC und 7AAD wurden die Zellen entsprechend ihrer Fluoreszenz vier Klassen zugeordnet. Zellen, bei denen kein Signal registriert werden konnte, wurden in die Gruppe An/7A neg./neg. eingeteilt. Dabei handelt es sich um lebende, gesunde Zellen mit intakter Zellmembran. Wurde hingegen eine Fluoreszenz im Wellenlängenbereich von Annexin-V-APC gemessen, nicht aber von 7AAD, entspricht das mit An/7A pos./neg. dem Anteil, der als apoptotisch betrachtet 18 werden muss. Die Zellen, die sich im Zustand der Nekrose befanden, wurden mit An/7A pos./pos. klassifiziert, da hier von beiden Fluorochromen ein Signal detektiert wurde. Der vierte mögliche Bereich ist An/7A neg./pos., wobei die Zellen weder Apoptose noch Nekrose eindeutig zugeordnet werden können und somit nicht in die folgenden Auswertungen eingehen (siehe Abb. 2). Mithilfe von Hoechst 33342 erfolgte die Analyse des Zellzyklus, der in Kaluza in vier Abschnitte geteilt wird: die G1/G0–Phase umfasst alle Zellen mit einfachem DNASatz, die G2/M-Phase beinhaltet sämtliche Zellen mit verdoppelter DNA. Diejenigen Zellen, deren DNA-Gehalt keinem dieser Bereiche eindeutig zugeordnet werden kann, sondern dazwischen liegt, werden der S-Phase zugeordnet, in der die Replikation der DNA stattfindet. Wird für eine Zelle ein geringerer DNA-Gehalt als in der G1/G0-Phase gemessen, gilt sie als apoptotisch und wird zum Bereich subG1 gezählt (siehe Abb. 3) Kontrolle EFV 80µmol/l Abb. 2: Quadrantenanalyse: Darstellung von lebenden Zellen (An/7A --), Apoptose (An/7A +-) und Nekrose (An/7A ++) als Dot Plot: jede Zelle wird durch einen Punkt repräsentiert; Färbung mit Annexin-V-APC und 7AAD; links: EFV Kontrolle; rechts: EFV 80M 19 Abb. 3: Gating des Zellzyklus; Färbung mit Hoechst 33342; Die Signale, die auf der Abszisse nach der G2-Phase erkennbar sind, sind als mehrkernige oder aneinander hängende Zellen zu werten. 4.4 Koloniebildungstests 4.4.1 Prinzip Ein Koloniebildungstest dient in erster Linie dazu, die Radiosensibilität bestimmter Zellen im Rahmen der Strahlenforschung darzustellen. Er ist allerdings auch dazu geeignet, den Einfluss bestimmter Medikamente auf das zelluläre Überleben zu untersuchen. Der Versuch basiert auf der Tatsache, dass eine intakte Einzelzelle durch ihre Fähigkeit zur mitotischen Teilung nach etwa sechs Zellteilungszyklen eine Kolonie von mehr als 50 Zellen bildet, entsprechend 2^6=64. Wird diese Zahl erreicht, gilt die Zelle als klonogen und es ist möglich, die einzelnen Kolonien makroskopisch zu betrachten. Werden durch Bestrahlung oder Medikamente Schäden in einer Zelle induziert, verliert sie ihre Teilungsaktivität oder stirbt ab und scheidet somit für die Koloniebildung aus. Für die Auswertung relevant ist sowohl die Anzahl der gebildeten Kolonien als auch deren Fläche, da hieraus wiederum die Proliferationsgeschwindigkeit beurteilt werden kann. 20 4.4.2 Bearbeitung Die Koloniebildungstests wurden ebenso wie die flusszytometrischen Versuche mit der Pankreastumorzelllinie BxPC-3 und dem dazugehörigen Medium durchgeführt. Hierzu wurden pro getesteter Dosis jeweils drei Petrischalen mit je 600 Zellen und 3ml Medium versetzt. Ein Zeitraum von 24 Stunden sollte den Zellen das Anwachsen an die Schale ermöglichen. Nach Verstreichen dieses Intervalls wurden die Zellen mit Efavirenz oder Rilpivirin behandelt, wobei die verwendeten Konzentrationen denen der Flusszytometrischen Versuche entsprachen. Die Einwirkdauer der Medikamente betrug 72 Stunden. Danach wurden die Zellen gewaschen und mit frischem Medium versorgt, welches im Folgenden jede Woche durch neues ersetzt wurde. Anschließend inkubierten die Zellen bei 37° C im Brutschrank, bis sie schließlich am 18. Tag mit Methylenblau angefärbt wurden. 4.4.3 Auswertung Das Absorptionsmaximum von Methylenblau liegt bei einer Wellenlänge von 565nm. Der Scanner, der zum Einlesen der Petrischalen verwendet wurde, bedient sich gelb-grünen Lichts genau dieser Wellenlänge. Anschließend wurde die Anzahl und Fläche der eingescannten Kolonien mithilfe eines speziellen Computerprogramms vollautomatisch ausgewertet. 4.5 Western Blot 4.5.1 Prinzip Die Western Blot Technik dient zum Nachweis von Proteinen. Diese müssen zunächst aus den Zellkulturen isoliert und aufbereitet werden. Für die SDS-Polyacrylamid–Gel-Elektrophorese (SDS-PAGE) der vorliegenden Arbeit wurde das diskontinuierliche Lämmli-System gewählt. Dabei werden zwei Polyacrylamidgele, nämlich ein Trenngel und ein Auftragsgel, auf Basis von TrisGlycin-Puffern verwendet, was der erhöhten Trennschärfe der Proteinbanden dient (Laemmli et al. 1970). Das Auftragsgel unterscheidet sich hinsichtlich Ionenstärke, Porengröße und pH-Wert vom Trenngel. Generell kann man Gele unterschiedlicher Porengröße erzeugen, welche vor allem durch die Konzentration von Acrylamid und Methylenbisacrylamid bestimmt wird. In dieser Arbeit wurden ausschließlich 10prozentige Gele hergestellt, die optimal für die Elektrophorese von Proteinen mit einem Molekulargewicht von 15 bis 180kDa sind. Die Gele werden in den Zwischenraum zweier aufeinanderliegender Glasplatten gegossen, wobei zuerst das 21 Trenngel eingebracht wird. Ist dieses polymerisiert, folgt das Auftragsgel, dessen Menge etwa ein Fünftel des Trenngels entspricht. Nach dessen Polymerisierung werden im nächsten Schritt die Proteinproben in jeweils gleicher Konzentration in die Taschen des Sammelgels pipettiert. In der Elektrophorese wird nun entlang des Gels eine elektrische Spannung angelegt, woraufhin die durch SDS einheitlich negativ geladenen Proteine zur Anode wandern. Dabei ist durch Aufbereitung mit SDS Sample Loading Molekulargewicht Buffer und die anschließende geschwindigkeitsbestimmend, sodass Denaturierung die Proteine das in Abhängigkeit dieses Parameters unterschiedlich weit wandern. Mithilfe eines Markers, der zeitgleich mit den Proteinen in die erste Geltasche pipettiert wird, können die einzelnen Banden später dem Proteingewicht zugeordnet werden. Anschließend wird der eigentliche Blot vollzogen: das Bandenmuster auf dem Gel wird durch ein weiteres elektrisches Feld, welches senkrecht zur Trennrichtung ausgerichtet ist, auf eine feste Phase, in diesem Fall auf eine proteinbindende PVDF-Membran (Polyvenylidenfluorid), transferiert und fixiert. Mithilfe dieser Membran kann die Inkubation mit den antigenspezifischen Primärantikörpern erfolgen, die direkt an ihre entsprechenden Epitope auf den Proteinbanden binden. Durch einen Waschvorgang werden die überschüssigen Primärantikörper von der Membran entfernt, welche jetzt mit den Sekundärantikörpern getränkt wird. Die Primärantikörper wurden aus einer bestimmten Tierspezies isoliert. Gegen diese Spezies sind nun die Sekundärantikörper gerichtet, sodass sie spezifisch an die von den Primärantikörpern exponierten Epitope binden. Für die vorliegende Arbeit wurden Sekundärantikörper gewählt, die mit einem speziellen Enzym, nämlich der Meerrettichperoxidase (horseradish peroxidase, HRP) konjugiert sind, um die Bindung der Primärantikörper an die zugehörigen Banden nachweisen zu können. Ein weiterer Waschschritt ermöglicht die Beseitigung der ungebundenen Sekundärantikörper. Versetzt man die Membran nun mit einem bestimmten Substrat, wird durch das angeregte Enzym eine Lichtemission katalysiert. Diese Chemolumineszenz kann mithilfe eines Röntgenfilms dargestellt werden. Beurteilt wird der Western Blot visuell. Die Kriterien für die Beurteilung sind das Vorhandensein sowie die Intensität der Bandenfärbung. 22 4.5.2 Antikörper Tabelle 1: Primärantikörper Antikörper Spezies Firma Verdünnung Molekulargewicht Anti-pAkt Rabbit Cell Signaling 1:1000 55 kDa Rabbit Santa Cruz 1:500 55 kDa Rabbit Santa Cruz 1:200 42/44 kDa Goat Santa Cruz 1:200 42/44 kDa Rabbit Calbiochem 1:1000 53 kDa Anti-Akt1/2/3 Rabbit Santa Cruz 1:200 55 kDa Anti-ERK2 Mouse Santa Cruz 1:200 42 kDa Anti-P53 Rabbit Cell Signaling 1:1000 53 kDa Anti--Aktin Mouse Abcam 1:15000 43 kDa Ser473 Anti-pAkt Thr308 Anti-pERK1/2 Thr177 Anti-pERK1/2 Thr202/Tyr204 Anti-pP53 Ser15 Tabelle 2: Sekundärantikörper Antikörper Firma Verdünnung Goat anti Mouse HRP Abcam 1:4000 Shb anti Rabbit HRP Abcam 1:4000 Donkey anti Goat HRP Abcam 1:4000 4.5.3 Bearbeitung 4.5.3.1 Proteinisolierung Für die Western Blot Versuche wurde mit Proteinen der Pankreastumorzelllinie BxPC-3 sowie der Glioblastomazelllinie T98G gearbeitet. Die Zellkulturen wurden zunächst mit Efavirenz zu den entsprechenden Bedingungen behandelt (siehe Tabelle 3 und 4). Es wurden Dosierungen verwendet, bei denen zuvor in den flusszytometrischen Messungen zytotoxische Effekte auftraten. Die Einwirkungszeit von EFV wurde so gewählt, dass im Rahmen von 10 Minuten bis hin zu 72 Stunden ein möglichst breites Spektrum abgedeckt werden konnte. Zusätzlich wurden Proteine unbehandelter Zellen isoliert, die als Kontrolle dienten. 23 Um Proteolyse oder Dephosphorylierung zu verhindern, ist während der Isolierung streng darauf zu achten, dass die Zellen bzw. Proteine während aller Arbeitsschritte auf 4° C gekühlt bleiben. Dazu müssen auch alle Zentrifugen, Puffer und sonstigen Substanzen oder Geräte auf 4° C gekühlt werden. Im ersten Schritt werden die Zellen durch Trypsinieren aus ihren Zellkulturflaschen gelöst und zentrifugiert. Der Überstand wird abgesaugt und mittels eisgekühltem 1xPBS resuspendiert. Es folgt ein weiteres Zentrifugieren. Dieser Schritt wird nun zweimal wiederholt. Nach dem dritten Zentrifugieren und Resuspendieren wird das in 1xPBS gelöste Pellet in einen Eppendorf-Cup pipettiert. Während die Eppendorf-Cups zentrifugiert werden (5 min, 500 g), erfolgt das Ansetzten des RIPA-Lysepuffers aus RIPA Puffer (Radio Immuno Precipitation Assay Buffer), PMSF (Phenylmethylsulfonylfluorid), Sodium Orthovanadate und einem Gemisch verschiedener Proteaseinhibitoren. Nach Beendigung des Zentrifugierens wird der Überstand verworfen und der Puffer mit dem Pellet in der erforderlichen Menge im Verhältnis 2:1 vermischt. Die Zellen werden nun für 15 Minuten auf Eis lysiert. Anschließend wird das Lysat, welches nun das Gesamtprotein enthält, zentrifugiert (15 min 15000 g). Das Pellet kann verworfen werden. Der nächste Schritt erfordert die Vorbereitung einer Sarstedt Mikrotiterplatte, mit deren Hilfe später die photometrische Quantifizierung der Proteinkonzentration erfolgen kann. Die Mikrotiterplatte setzt sich aus zwei Standardreihen (RIPA-Puffer und Bovine Serum Albumin, kurz BSA, in bestimmten Verhältnis), sechs RIPA Hintergrundkorrekturen und den Proteinlysaten, die im Verhältnis 1:10 mit RIPA vermischt werden, zusammen. Nach Zugabe von BCA (Bicinchoninic acid) inkubiert die Platte für 30 Minuten bei 37° C im Brutschrank. Bevor mit der Proteinquantifizierung begonnen werden kann, muss die Platte mindestens 10 Minuten abkühlen. Jetzt wird mithilfe eines Photometers und der Software HT Soft die Proteinkonzentration der einzelnen Proben unter Messung der Extinktion bei der Wellenlänge von 562nm bestimmt. Die Proteinlysate werden nun mit der berechneten Menge RIPA versetzt, sodass alle Proben in der gleichen Konzentration vorliegen. Bis zur Verwendung der Proteine im Western Blot werden sie eingefroren. Will man anstatt des Gesamtproteins Kern- und Zytoplasmaprotein separat isolieren, müssen die oben beschrieben Arbeitsschritte ergänzt werden. Hierzu werden nach einzelnen Waschschritten die Reagenzien CER I, CER II und NER (Thermo Scientific NE-PER® Nuclear and Cytoplasmatic Extraction Reagents Kit) hinzugefügt, wobei die Volumina der jeweiligen Reagenzien der Menge des vorhandenen Zellpellets anzupassen sind (siehe Anhang, Tabelle 11). 24 Nachdem die Zellen bei 500 g für 5 Minuten zentrifugiert worden sind, wird der Überstand verworfen und zuerst eiskaltes CER I (Cytoplasmic extraction reagent) zugegeben. Zur Herstellung von CER I wird CER I-Basislösung mit NatriumOrthovanadate, Aprotinin, Leupeptin, PMSF und Pepstatin in einem bestimmten Verhältnis vermischt (siehe Anhang, Tabelle 12). Jetzt werden die Proben gründlich gevortext und anschließend für 10 Minuten auf Eis gelagert. Anschließend werden die Proben mit CER II aus dem Kit versetzt und ebenfalls sorgfältig vermischt, kurz auf Eis inkubiert und wieder gevortext. Danach müssen die Proben für 5 Minuten bei 16000 g zentrifugiert werden. Der Überstand enthält nun die zytoplasmatische Proteinfraktion und wird in vorgekühlten Eppendorf-Cups auf Eis gelagert. Unterdessen wird das Pellet mit kaltem NER (Nuclear extraction reagent), einem Gemisch aus NER-Basislösung und Natrium-Orthovanadate, Aprotinin, Leupeptin, PMSF und Pepstatin, resuspendiert und für 40 Minuten auf Eis inkubiert (siehe Anhang, Tabelle 13). Hierbei ist es wichtig, die Proben alle 10 Minuten auf höchster Stufe zu vortexen. Jetzt erfolgt ein letztes, zehnminütiges Zentrifugieren bei 16000 g. Im Überstand befindet sich nun die Kernfraktion der Proteinproben. Zuletzt müssen auch hier die Konzentrationen bestimmt werden, was, wie bereits oben beschrieben, mithilfe einer Mikrotiterplatte und photometrischen Messungen erfolgt. Abb. 4: Mikrotiterplatte zur Bestimmung der Proteinkonzentration mittels Photometer; links sind die beiden Standardreihen aufgetragen, dazu sechs BLANK-Hintergrundkorrekturen (= RIPA) und rechts die Proteinproben 25 Tabelle 3: Pipettiervorlage für die Mikrotiterplatte 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2000g/ml 2000g/ml BLANK* BLANK P1** P2 P3 P4 P5 2 1500g/ml 1500g/ml BLANK BLANK P6 P7 P8 P9 3 1000g/ml 1000g/ml BLANK BLANK P10 P12 P13 P14 4 750g/ml 750g/ml 5 500g/ml 500g/ml 6 250g/ml 250g/ml 7 125g/ml 125g/ml 8 25g/ml 25g/ml 10 11 12 P19 P18 P15 P16 P17 *BLANK: 25 l RIPA, ** P1-19: Proteinprobe 1:10 verdünnt: 2,5l Probe mit 22,5l RIPA Parameter der Western Blot Versuche Tabelle 4: T98G AK Protein Anti-pAkt Dosis in M Behandlungsdauer mit Efavirenz 20 10 min 60 min 24 h 48 h 40 10 min 60 min 24 h 48 h 80 10 min 40 10 min 80 10 min 40 10 min 80 10 min Ser473, anti-pAkt Thr308, anti-Akt1/2/3 Anti-pERK1/2 Gesamt- Thr177, protein Anti-ERK 2 Anti-pERK1/2 Thr202/Tyr204 Anti-ERK2 Anti-pP53 Ser15, Anti-P53 Kern- und Zytoplasmaprotein 40 60 min 60 min 48 h 24 h 48 h 72 h 26 Tabelle 5: BxPC-3 AK Protein Anti-pAkt Dosis in M Behandlungsdauer mit Efavirenz 40 10 min 80 10 min 40 10 min 80 10 min 60 min Ser473 Anti-pAkt Thr308 Anti-Akt1/2/3 Gesamt- Anti-pERK1/2 protein 60 min Thr177, Anti-pERK1/2 Thr202/Tyr204 anti-ERK2 Anti-pP53 Kern- und Ser15, Zytoplasma- Anti-P53 protein 40 24 h 48 h 72 h 4.5.3.2 Proteinaufbereitung Bevor die Proteine für den Western Blot verwendet werden können, müssen sie mit 6x SDS Sample Loading Buffer im Verhältnis 1:6 mit der Probe vermischt und anschließend für 10 Minuten bei 95° C denaturiert werden. Durch die Denaturierung werden Sekundär- und Tertiärstrukturen der Proteine zerstört. Dies ist nötig, da die Epitope für die Antikörperbindung zuweilen tief in der 3D Struktur liegen und somit nicht für die Antikörper erreichbar wären. Bei SDS (Natriumdodecylsulfat) handelt es sich um ein denaturierendes anionisches Detergens, das die hydrophoben Regionen der Proteine quasi ummantelt und dadurch deren Eigenladung überdeckt, sodass nun alle Proteine einheitlich negativ geladen sind. Gleichzeitig denaturiert SDS die Proteine dabei in stäbchenförmige SDS-Polypeptidkomplexe. Die anschließende Denaturierung in heißem Wasser ermöglicht eine vollständige Auffaltung der Proteinstruktur. Aufgrund dieser speziellen Aufbereitung wird es ermöglicht, dass das Wandern der Polypeptidketten während der Elektrophorese nur in Abhängigkeit ihres Molekulargewichts vollzogen wird. 27 4.5.3.3 Western Blot Der Western Blot beginnt mit dem Aufbau der Gelkammer: hierzu werden zwei gereinigte Glasplatten in eine Kunststoffklemme eingespannt, die an ihrem Boden mit Dichtungsmatten ausgestattet ist, um ein Auslaufen der Gele zu vermeiden. Zunächst erfolgt die Zubereitung des Trenngels, das in den Spalt zwischen den Glasplatten gegossen und sofort mit Aqua dest. überschichtet wird. Die Polymerisierung benötigt bei Raumtemperatur etwa 30 Minuten. Danach, wenn man die überstehende Flüssigkeit vollständig entfernt hat, wird das Auftragsgel aufgegossen. In das Auftragsgel werden jetzt Kämme gesteckt, damit sich die Geltaschen ausbilden können, in die später die Proteine pipettiert werden. Auch das Auftragsgel muss für 30 Minuten polymerisieren. Sobald die Polymerisierung abgeschlossen ist, werden die Kämme aus dem Gel gezogen und die Glasplatten in die Elektrophoresekammer eingesetzt und mit 1x E-Buffer, dem Laufpuffer, übergossen. Jetzt können die Proteinproben zu je 20l in jeweils gleichen Konzentrationen neben einem Marker (10l) in die Geltaschen pipettiert werden. Anschließend wird die Kammer mit 1x E-Buffer aufgefüllt und an eine Spannungsquelle angeschlossen, sodass die Elektrophorese gestartet werden kann, wobei die ersten 30 Minuten eine Spannung von 50 Volt angelegt wird. Zunächst laufen die Proteine in das Auftragsgel. Haben sie das Auftragsgel passiert, wandern sie für 1,5 Stunden bei 120 Volt entsprechend ihres Molekulargewichts durch das Trenngel. Währenddessen wird die PVDF-Membran auf die Maße des Gels zugeschnitten, 5 Sekunden mit 100% Methanol benetzt und dann für 5 Minuten in B-Buffer equilibriert. PVDF (Polyvenylidenfluorid) weist eine hohe Proteinbindekapazität sowie eine hohe Reißfestigkeit auf. Nach Beendigung der Elektrophorese werden die Glasplatten mit einem Spatel voneinander getrennt und das Gel gelöst. Dieses wird nun in direktem Kontakt mit der Membran in einem Sandwich aus Siebpad – Filterpapier – Gel – PVDF-Membran – Filterpapier – Siebpad mithilfe einer Spange in den Elektroblotter eingespannt und mit 1x B-Buffer, dem Transferpuffer, übergossen. Während der nächsten 2 Stunden erfolgt das Blotten mit 80 Volt und 300mA, wobei die Blotting-Kammer auf Eis gekühlt werden sollte. Ist das Blotten beendet, muss die PVDF-Membran in 1x TBS gewaschen und für mindestens 1 Stunde mittels Blocking Solution auf dem Rüttler geblockt werden, um überschüssige Proteinbindestellen abzusättigen und damit eine unspezifische Bindung der Antikörper zu verhindern. Alle folgenden Arbeitsschritte sollten auf dem Rüttler erfolgen, um ein Austrocknen der Membran zu vermeiden und eine gleichmäßige Benetzung zu ermöglichen. Sobald die Membran nach dem Blocken 28 mit 1x TBST gewaschen wurde (3 x 5 Minuten), kann die Inkubation mit den Primärantikörpern beginnen. Hierzu werden die Antikörper im vom Hersteller angegebenen Verhältnis mit 6ml verdünnt. Die Dauer der Inkubation beträgt 2 Stunden bei Raumtemperatur oder etwa 10 Stunden bei 4° C im Kühlschrank. Anschließend wird die Membran mit 1x TBST gründlich gereinigt (3 x 5 Minuten), sodass nun die Sekundärantikörper zugegeben werden können (jeweils 2.5l pro 10ml Blocking Solution). Diese inkubieren nun für 60 Minuten bei Raumtemperatur. Es folgt ein weiterer Waschschritt mit 1x TBST (3 x 5 Minuten). Nun wird die Membran kurz durch Aqua dest. gezogen und schließlich mit 6ml Pierce Super Signal für 5 Minuten überschichtet. Dadurch wird das auf den Sekundärantikörpern befindliche Enzym Meerrettichperoxidase (HRP) angeregt, eine Lichtemission zu katalysieren. Dann wird die Membran in eine Röntgenkassette gelegt. In einer Dunkelkammer kann jetzt die Chemolumineszenz der gefärbten Banden die Schwärzung eines Röntgenfilms bewirken. 4.5.3.4 Stripping Um eine PVDF-Membran für mehrere Antikörper beziehungsweise Proteinnachweise nutzen zu können, wurde die Membran nach Erstellung des Röntgenfilms gestrippt, das heißt, von den gebundenen Primär- und Sekundärantikörpern gereinigt. Dazu wurde zunächst die Chemolumineszenz durch Waschen mit 1x TBST von der Membran entfernt. Anschließend folgte die Inkubation mit Restore PLUS Western Blot Stripping Buffer (Thermo Scientific) für eine Dauer von 30 Minuten. Nach einem weiteren Waschgang mit 1x TBST (3 x 5 Minuten) ist erneutes Blocken mit Blocking Lösung erforderlich. Die nächste Antikörperinkubation kann nun wie oben beschrieben erfolgen. Für die vorliegenden Versuche wurde die Membran in der Regel zwei- bis dreimal gestrippt, sodass pro Membran ein Phoshpo-Antikörper, der zugehörige Gesamtantikörper sowie die Ladungskontrolle -Aktin getestet werden konnte. 4.5.4 Auswertung Zur Auswertung wurden die Röntgenfilme eingescannt und die gesuchten Banden aus den Blots herausgeschnitten. Anschließend wurden die Schnitte zum direkten Vergleich entsprechend der Reihenfolge Primärantikörper, Sekundärantikörper und Ladungskontrolle untereinander angeordnet. In die Vorhandensein sowie die Intensität der Bandenfärbung ein. Auswertung ging das 29 5 Ergebnisse 5.1 Flusszytometrische Messungen 5.1.1 Zelltod Mit den Flusszytometrischen Messungen wurden zwei Ziele verfolgt: zum einen sollte der zytotoxische Effekt der Nicht-nukleosidischen Reverse TranskriptaseInhibitoren Efavirenz, Nevirapin, Delavirdin, Rilpivirin, Etravirin und Lersivirin auf die Pankreastumorzelllinie BxPC-3 untersucht werden. Zum anderen sollte überprüft werden, ob und auf welche Weise die genannten Medikamente die Zellzyklusphasen der Tumorzellen beeinflussen. Dazu wurden die Zellen für 72 Stunden mit dem jeweiligen Medikament inkubiert. Jeder Versuch erfolgte in dreifacher Ausführung mit jeweils zwei Einzelmessungen pro Parameter, sodass pro NNRTI für jede getestete Dosis insgesamt sechs Werte ermittelt wurden. Zusätzlich wurde für jeden Versuch eine Kontrolle von unbehandelten Zellen, ebenfalls in zweifacher Messung, analysiert. Somit ergeben sich die Daten in den folgenden Diagrammen aus dem Mittelwert der sechs Einzelmesswerte. Mit den Farbstoffen Annexin-V-APC und 7-AAD wurde der Anteil von Apoptose und Nekrose bestimmt. Mit An/7A pos./neg. wird die apoptotische Fraktion bezeichnet, während An/7A pos./pos. für den nekrotischen Zellanteil steht. Die Messungen lieferten folgendes Ergebnis: bei allen Medikamenten nimmt der Anteil von apoptotischen und nekrotischen Zellen ab der niedrigsten Dosis sukzessive mit steigender Dosis zu. Dabei nehmen mit steigender Dosis zunächst die apoptotischen, dann die nekrotischen Zellen zu. Bei jedem Wirkstoff beginnt ab einer bestimmten Dosis der Anteil nekrotischer Zellen zu dominieren, wobei gleichzeitig ein starker Rückgang der Zellen in An/7A pos./neg. verzeichnet wird. Die Diagramme aus Abbildung 5 a-f zeigen den Verlauf des apoptotischen und nekrotischen Zellanteils (y-Achse) in Relation zur eingesetzten Dosis, die auf der x-Achse logarithmisch dargestellt wird. Die einzelnen schwarz gefärbten Datenpunkte im Diagramm sind der Mittelwert der abgestorbenen Zellen pro Dosis. Diese Messwerte wurden in einer logarithmischen Dosis-Wirkungs-Kurve verbunden, sodass die mittlere effektive Konzentration, die EC50, für jedes Medikament gemäß der Formel 𝑦= 𝑥 𝑝0 𝑝1+𝑥 𝑝0 berechnet werden konnte. Die Parameter p0 und p1 wurden gefittet. Bei allen NNRTI zeichnet sich ein deutlicher tumortoxischer Effekt ab. Gleichzeitig sind jedoch gravierende Unterschiede bezüglich der antineoplastischen Potenz der 30 einzelnen NNRTI feststellbar. So sind bei Efavirenz und Rilpivirin, verglichen mit den anderen vier Medikamenten, die niedrigsten Dosen erforderlich, um ein Absterben der Tumorzellen zu bewirken. Besonders eindrücklich wird dies anhand der jeweiligen EC50 Werte, die bei den einzelnen Pharmaka weit auseinander klaffen. Den kleinsten EC50 Wert zeigt RPV mit 24,4mol/l, gefolgt von EFV mit 31,5mol/l. Während die Toxizität von Rilpivirin über das gesamte Dosisspektrum langsam zunimmt, steigt die Toxizität von EFV ab Erreichen einer bestimmten Schwellendosis sprunghaft an, sodass bei Efavirenz schließlich eine niedrigere Konzentration nötig ist, um den maximalen antineoplastischen Effekt zu erreichen. Im Vergleich dazu betragen die EC50 Werte der übrigen NNRTI 89mol/l für ETR, 171mol/l für DLV und 239mol/l für NVP. Der höchste EC50 Wert und somit die geringste tumortoxische Potenz lässt sich bei LSV (EC50 = 543mol/l) ermitteln. Abb. 5a: EFV Abb. 5b: NVP 31 Abb. 5c: RPV Abb. 5d: ETR Abb. 5e: LSV 32 Abb. 5f: DLV Abb. 5a-f: Anteil der apoptotischen und nekrotischen Zellfraktion sowie Berechnung der EC 50 nach 72-stündiger Inkubation der Zelllinie BxPC-3 mit EFV (5a), NVP (5b), RPV (5c), ETR (5d), LSV (5e) und DLV (5f). 5.1.2 Zellzyklus Mittels Hoechst 33342 wurde der Einfluss der NNRTI auf die Zellzyklusphasen ermittelt (Abb. 6 a-f). Bei allen getesteten Medikamenten fällt auf, dass der Anteil der Zellen in G1–Phase mit steigender Dosis im Vergleich zur Kontrolle zunimmt. Gleichzeitig ist ein kompensatorischer Rückgang der Zellen in S- und G2- Phase zu verzeichnen. Dieser Effekt zeigt sich am stärksten bei Efavirenz in der Dosis 20M und Etravirin in der Dosis 10M. Bei EFV wird eine Zunahme der Zellen in G1/G0Phase von 14% verzeichnet. Dabei nimmt die S-Phase um 12% ab und die G2Phase um 2%. Hinsichtlich ETR ergibt sich sogar ein Zuwachs der G1-Phase von 21%, verbunden mit einer Abnahme der S-Phase um 11% und der G2-Phase um 10%. Wird die Dosis weiter erhöht, nimmt der Anteil der Zellen in G1-Phase wieder ab und liegt bei den höchsten Dosierungen meist unter den Werten der zugehörigen Kontrolle. Bei Efavirenz ist ab der Dosis 40mol/l ein Rückgang von G1/G0 bei gleichzeitigem Anstieg der S- und G2-Phase zu verzeichnen. Die Ausprägung dieses Trends nimmt zu, je weiter die Dosis steigt. Bei ETR und RPV beginnt die Abnahme des G1/G0-Anteils ab 30mol/l, bei DLV und LSV ab 300mol/l sowie bei NVP ab 400mol/l. Ursächlich für diese Veränderungen bei höheren Dosen ist vermutlich keine wirkliche Zellzyklusveränderung, sondern der zunehmende Anstieg der Zellen in der sub G1-Phase. 33 Zellzyklus der Pankreastumorzellen BxPC-3 G1 S G2 Anteil am Zellzyklus 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0 20 40 60 80 Dosis von EFV in M Abb. 6a: EFV Zellzyklus der Pankreastumorzellen BxPC-3 G1 S G2 Anteil am Zellzyklus 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0 100 200 400 600 Dosis von NVP in M Abb. 6b: NVP Zellzyklus der Pankreastumorzellen BxPC-3 G1 S G2 Anteil am Zellzyklus 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0 1 3 10 30 100 Dosis von ETR in M Abb. 6c: ETR 300 1000 34 Zellzyklus der Pankreastumorzellen BxPC-3 G1 S G2 Anteil am Zellzyklus 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0 1 3 10 30 100 300 Dosis von RPV in M Abb. 6d: RPV Zellzyklus der Pankreastumorzellen BxPC-3 G1 S G2 Anteil am Zellzyklus 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0 1 3 10 30 100 Dosis von DLV in M Abb. 6e: DLV 300 1000 35 Zellzyklus der Pankreastumorzellen BxPC-3 G1 S G2 Anteil am Zellzyklus 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0 1 3 10 30 100 300 1000 Dosis von LSV in M Abb. 6f: LSV Abb. 6a-f: Zellzyklus der Zelllinie BxPC nach Inkubation mit NNRT Außerdem wurde die subG1-Phase beurteilt (Abb. 7 a-f), die den Anteil der apoptotischen und nekrotischen Zellen wiederspiegelt. Bei sämtlichen NNRTI zeigt sich ein Anstieg der subG1-Phase mit Erreichen zytotoxischer Dosierungen. Bei EFV, wo sich dieser Effekt am stärksten verzeichnen lässt, ist ein Anstieg des Anteils von Zellen in der subG1-Phase von der Kontrolle bis zur Höchstdosis von 80M von 47,7% messbar. Bei RPV beträgt die Zunahme der subG1 Phase im Vergleich zur Kontrolle bei der Höchstdosis von 300mol/l immerhin 43,4% und bei NVP in der Höchstdosis von 600mol/l 34,6%. Die Wirkstoffe DLV, ETR und LSV folgen dem gleichen Trend, allerdings in geringerem Ausmaß. So zeigt sich für DLV ein Zuwachs der subG1-Fraktion von der Kontrolle bis zur maximal getesteten Dosis (1000mol/l) von 11,81%. Diesbezüglich ergeben sich für ETR 12,11% und für LSV 19,22%. Insgesamt erfährt die subG1 Phase bei Dosissteigerung eine deutliche Zunahme und ist ein Indiz für das vermehrte Auftreten apoptotisch und nekrotisch geschädigter Zellen. Anteil der Zellen in sub G1-Phase 36 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0 20 40 60 80 Dosis von EFV in M Anteil der Zellen in sub G1-Phase Abb. 7a: EFV 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0 100 200 400 600 Dosis von NVP in M Abb. 7b: NVP Anteil der Zellen in sub G1 - Phase 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0 1 3 10 30 100 Dosis von ETR in M Abb. 7c: ETR 300 1000 37 Anteil der Zellen in sub G1-Phase 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0 1 3 10 30 100 300 Dosis von RPV in M Abb. 7d: RPV Anteil der Zellen in subG1-Phase 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0 Abb. 7e: LSV 1 3 10 30 Dosis von LSV in M 100 300 1000 38 Anteil der Zellen in sub G1 - Phase 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0 1 3 10 30 100 300 1000 Dosis von DLV in M Abb. 7f: DLV Abb. 7a-f: Anteil von Zellen der Pankreastumorzelllinie BxPC-3 in subG1Phase nach Inkubation mit NNRTI 5.2 Koloniebildungstests Mit den Koloniebildungstests, die eigentlich den klassischen Versuch für die Strahlensensibilität von Zellen darstellen, sollte die Wirkung von Efavirenz und Rilpivirin hinsichtlich ihrer Zytotoxizität anhand der Pankreastumorzelllinie BxPC-3 bestätigt werden. Dazu wurden die gleichen Dosierungen verwendet wie zuvor in den flusszytometrischen Messungen. Pro Versuch wurden für jeden Parameter drei Petrischalen angelegt, sodass nach insgesamt dreifacher Durchführung dieser Versuche pro Parameter 9 Schalen analysiert werden konnten. Bei der Auswertung standen die Anzahl der Kolonien sowie deren Fläche im Mittelpunkt des Interesses. Der Mittelwert der unbehandelten Kontrollschalen wurde gleich 1 gesetzt und alle anderen Messwerte darauf normiert, um die jeweiligen Anteile an der Kontrolle zu erhalten. Ebenso wurde mit der Analyse der Flächen verfahren. Die Koloniebildungstests zeigen deutlich, dass sowohl die Zahl als auch die Fläche der Kolonien mit steigender Dosis der Medikamente abnimmt. Bei EFV wird bei der Dosis von 40M eine Abnahme der Koloniezahl um 36% und eine Reduktion der Fläche um 66% gemessen. Bei der Höchstdosis von 80M können, verglichen mit den Kontrollwerten, für die Zahl der Kolonien 2,8% und für die Fläche nur noch 0.3% 39 nachgewiesen werden. Die Versuche mit Rilpivirin zeigen folgendes Ergebnis: bei einer Dosis von 10M ist hinsichtlich der Zahl der Kolonien ein Verlust von 18,9% und hinsichtlich der Fläche sogar von 34,2% zu verzeichnen. Bei der Höchstdosis von 300M beträgt die Zahl der Kolonien nur noch 0,8% und deren Fläche 0,04% verglichen mit den Werten der Kontrolle. In den folgenden Diagrammen sind auf die y-Achse sowohl der Anteil der überlebenden Kolonien (SF) als auch die Fläche der Kolonien (CA) projiziert. Die xAchse bildet logarithmisch die Konzentration von EFV und RPV ab. Mittels einer gefitteten Dosis-Wirkungskurve gemäß der Formel 𝑦 = 1− 𝑥 𝑝0 𝑝1+𝑥 𝑝0 wurden die jeweiligen EC50 Werte ermittelt. Für EFV ergibt sich im Hinblick auf den Anteil der überlebenden Kolonien eine mittlere effektive Konzentration von 40mol/l. Vergleicht man das Ergebnis mit der EC50 von 31,5mol/l aus den Annexin-VAPC/7AAD Färbungen, fällt auf, dass der Wert aus den Koloniebildungstests nur geringfügig höher liegt. Die EC50 bezüglich der Fläche der Kolonien beträgt für EFV 28mol/l, was sich relativ genau mit den Daten der flusszytometrischen Messungen deckt. Im Gegensatz dazu liegen bei Rilpivirin sowohl der EC50 Wert für die Zahl der überlebenden Kolonien mit 16mol/l als auch für die Fläche der Kolonien mit 12mol/l unterhalb der EC50 von 24,4mol/l aus der Annexin-V-APC/7AAD Färbung. Bei beiden Wirkstoffen lässt sich feststellen, dass zunächst vor allem ein Rückgang der Fläche der Kolonien sichtbar wird, während die Anzahl der Kolonien noch stabil bleibt. Diese Beobachtung verdeutlicht sich anhand der mittleren effektiven Konzentration, wo die Ergebnisse für die EC50 bei EFV und bei RPV hinsichtlich der Koloniefläche niedriger sind als die EC50 des überlebenden Anteils. Die Resultate der Koloniebildungstests konnten die Ergebnisse der flusszytometrischen Messungen und damit den zytotoxischen Effekt von Efavirenz und Rilpivirin bestätigen. 40 Abb. 8a: Efavirenz Abb. 8b: Rilpivirin Abb. 8a und b: Ergebnisse der Koloniebildungstest mit Efavirenz und Rilpivirin 41 5.3 Western Blot Nachdem in den flusszytometrischen Messungen und den Koloniebildungstests eindeutig ein zytotoxischer Effekt auf Tumorzellen beobachtet und reproduziert werden konnte, sollte nun mittels Western Blot der Wirkmechanismus untersucht werden. Als Material dienten Proteine, die aus der Pankreastumorzelllinie BxPC-3 und der Glioblastomazelllinie T98G isoliert wurden. Zur Behandlung der Zellen wurde ausschließlich der nicht-nukleosidische RTI Efavirenz verwendet. Bei den Western Wachstumsfaktoren Blots Akt wurde und zunächst Erk mit gearbeitet Antikörpern (Abb. 9a-e), gegen um die deren Phosphorylierungszustand und somit deren Aktivierungsstatus nach Einwirkung von Efavirenz zu untersuchen. Beide Wachstumsfaktoren sind Mediatoren in den Signalkaskaden des Cannabinoidsystems und werden durch Phosphorylierung aktiviert. Das Cannabinoidsystem könnte in direktem Zusammenhang mit dem zytotoxischen Effekt der NNRTI stehen. Für die Untersuchung der Phosphorylierungsstellen von Akt und Erk wurde Gesamtprotein sowohl von BxPC-3 als auch von T98G eingesetzt. Bei diesen Blots wurde die Membran zunächst mit Antikörpern gegen die Phosphorylierungsstellen Ser473 und Thr308 von Akt und gegen die Positionen Thr177 und Thr202/Tyr204 von Erk inkubiert. Nach dem Strippen erfolgte die Färbung mit den Gesamtantikörpern anti-Akt1/2/3 beziehungsweise anti-Erk2, um alle Positionen auf eine mögliche Phosphorylierung zu testen. Zuletzt wurde die Ladungskontrolle mittels anti--Aktin durchgeführt. Die Resultate dieser Western Blots zeigen, dass bei der Zelllinie BxPC-3 unter Verwendung von anti-pAkt-308 eine leichte Abnahme der Intensität der Bandenfärbung bei 40mol/l (10min, 40min Inkubationszeit) und 80mol/l (10min) EFV im Vergleich zur Kontrolle auftritt, was in diesem Zusammenhang für eine Aktivitätsminderung des Wachstumsfaktors Akt sprechen könnte (Abb. 9d). Diese Beobachtung beschränkt sich allerdings auf die Zelllinie BxPC-3, da die Bande der Phosphorylierungsstelle Thr308 des Wachstumsfaktors Akt bei der Zelllinie T98G weitgehend unbeeinflusst von EFV bleibt. Die Färbungen mit den Antikörpern antipAkt-473, anti-pErk-177 und anti-pErk-202 lassen unter Berücksichtigung der Ladungskontrolle -Aktin keinen eindeutigen Effekt von Efavirenz im Sinne einer Intensitätsänderung der Banden erkennen, weder bei BxPC-3 noch bei T98G. 42 10 min 60 min 10 min Control Abb. 9a: Zelllinie: T98G pERK-202 ERK 2 β-Aktin EFV: Zelllinie: 0 T98G 40 80 μmol/l 40 10 min 60 min 10 min Control Abb. 9b: Zelllinie: T98G pAkt-473 Akt 1/2/3 β-Aktin EFV: Zelllinie: 0 40 BxPC-3 40 Abb. 9c: Zelllinie: BxPC-3 80 mol/l 10 min 48 h 60 min 10 min Control 43 pERK-202 ERK 2 β-Aktin EFV: Zelllinie: 0 40 BxPC-3 40 40 80 μmol/l Abb. 9d: Zelllinie: BxPC-3 10 min 60 min 40 T98G 40 40 10 min Control 10 min 60 min 10 min Control Abb. 9e: Zelllinie: BxPC-3 pERk-177 ERK 2 β-Aktin EFV: Zelllinie: 0 40 BxPC-3 40 80 80 μmol/l Abb. 9f: Zelllinien: T98G und BxPC-3 Abb. 9a-f: Western Blots mit den Antikörpern anti-pAkt-473, anti-pAkt-308, anti-Akt1/2/3, anti-pErk-177, anti-pErk-202, anti-Erk2 und -Aktin und den Zelllinien T98G und BxPC-3 44 Außerdem wurde der Phosphorylierungsstatus von p53 getestet (Abb. 10a-b), da dieses Tumorsuppressorprotein eine zentrale Funktion bezüglich der Regulation des Zellzyklus und der Apoptose übernimmt. Zunächst wurde Gesamtprotein für die Versuche mit p53 eingesetzt. In diesen Blots kann p53 jedoch nicht nachgewiesen werden. Da von diesem Tumorsuppressorprotein bekannt ist, dass sein Vorkommen im aktivierten Zustand in der Regel auf den Zellkern beschränkt ist, entschied man sich, Kern- und Zytoplasmaprotein separat zu untersuchen (Goldman et al. 1996, Shaulsky et al. 1990). Zuerst erfolgte die Untersuchung der Phosphorylierung von p53 an der Stelle Ser15, danach die Färbung mit dem Gesamtantikörper p53. Zuletzt wurde die Ladungskontrolle mit anti--Aktin durchgeführt. Wie zu erwarten, zeigt sich im Zytoplasmaprotein keine Färbung der p53- Bande. Im Kernprotein hingegen kann p53 nachgewiesen werden, wobei sich bei der Zelllinie T98G folgendes Muster abzeichnet: im Vergleich zur Kontrolle ist die Bande der Proteine, die 24 Stunden mit 40M EFV behandelt wurden, von geringerer Intensität, was wahrscheinlich an dem geringeren Proteingehalt liegt (siehe -Aktin, Abb. 10a). Beträgt die Behandlungszeit bei gleicher Dosierung 48 Stunden, so zeigt sich eine deutlich stärkere Bandenfärbung. Wirkt EFV für eine Dauer von 72 Stunden ein, ist in den durchgeführten Versuchen keine Bandenfärbung mehr erkennbar. Allerdings schwammen nach dieser 72-stündigen Inkubation am Tag der Proteinisolierung bei der mikroskopischen Kontrolle alle Zellen dieser Zellkulturflasche gelöst in ihrem Medium, sodass für den Blot nur das Protein stark geschädigter oder abgestorbener Zellen isoliert werden konnte. Der gleiche Versuch zu p53 wurde mit den Proteinen der Pankreastumorzellen BxPC-3 durchgeführt. Auch hier wurden Kern-und Zytoplasmaprotein getrennt isoliert. Bei der Analyse dieser Blots fiel auf, dass unabhängig vom jeweiligen Parameter keine Bandenfärbung sichtbar war. Die Ladungskontrolle mit -Aktin bestätigte das gleichmäßige Vorhandensein von Protein. 45 72 h 48 h 24 h 72 h 48 h Control BxPC-3 Kernprotein 24 h Control T98G Kernprotein pP53-15 P53 β-Aktin EFV: Zelllinie: 0 T98G 40 40 40 0 40 BxPC-3 40 μmol/l 40 Abb. 10a: Zelllinie: T89G und BxPC-3 72 h 48 h 24 h Control 72 h Kernprotein 48 h 24 h Control Cytoplasmaprotein pP53-15 P53 β-Aktin EFV: Zelllinie: 0 40 BxPC-3 40 40 0 40 40 40 μmol/l Abb. 10b: Zelllinie: BxPC-3 Abb. 10a-b: Western Blot mit den Antikörpern anti-pP53-15, anti-P53 und Aktin und den Zelllinien BxPC-3 und T98G 46 6 Diskussion 6.1 NNRTI und Tumortoxizität In der vorliegenden Arbeit wurde zunächst der zytotoxische Effekt von Nicht nukleosidischen Reverse Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) auf Tumorzellen untersucht. Diese Substanzklasse ist seit Jahren in der HIV-Therapie als Teil des Kombinationsschemas HAART etabliert, denn die Entdeckung und Entwicklung der NNRTI begann bereits in den späten 1980er Jahren. Die NNRTI der ersten Generation sind Efavirenz, Nevirapin und Delavirdin. Zur neuen, zweiten Generation zählen Etravirin, Rilpivirin und Lersivirin. Sollte sich die antiproliferative Wirkung der NNRTI in vitro nachweisen lassen, wäre es durchaus denkbar, dass diese Medikamente auch in vivo zu einem Absterben von Tumorzellen führen könnten. Damit würden die NNRTI möglicherweise einen neuen vielversprechenden Ansatzpunkt in der Tumortherapie bieten. Grundlage dieser Überlegungen waren die Beobachtungen zahlreicher Fallberichte hinsichtlich HIV-Patienten unter HAART-Therapie und der damit verbundenen Remission ihrer jeweiligen Krebserkrankung bzw. präkanzerösen Läsion. Derartige Berichte existieren zu allen drei malignen AIDS-definierenden Erkrankungen: dem Kaposi-Sarkom (Murdaca et al. 2002) und verschiedenen Non-Hodgkin-Lymphomen (Girard et al. 2005, Baraboutis et al. 2009, Amengual et al. 2008), wo komplette Regressionen erzielt wurden. Auch bezüglich des HPV-induzierten Cervixkarzinoms existieren Berichte, dass durch HAART die Entstehung sowie Progression präkanzeröser Läsionen bei HIV-Infizierten verhindert und eine Rückbildung erreicht werden konnte (Omar et al. 2011, Adler et al. 2012, Firnhaber et al. 2012). In allen diesen Fällen konnte ein Zusammenhang mit anderen Medikamenten ausgeschlossen werden und alle Patienten erhielten HAART zum Zeitpunkt der Regression ihrer Tumorerkrankung. Ursächlich für diese Beobachtung könnte zum einen die Rekonstruktion des Immunsystems durch die erfolgreiche HIV-Therapie sein. Zum anderen aber wäre es möglich, dass eines dieser Medikamente direkt das Wachstum und Überleben von Tumorzellen hemmt. Diese Überlegung führt nun zu der Frage, welche Komponente der Kombinationstherapie im Speziellen für diesen Effekt verantwortlich sein könnte. Schließlich umfasst die HAART den Einsatz von mindestens drei Medikamenten aus wenigstens zwei Substanzklassen. Einen Hinweis lieferten mehrere Studien, die in vitro eine antineoplastische Wirkung der Nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren feststellten. So konnte in einer italienischen Studie mittels flusszytometrischen Messungen anhand zahlreicher Tumorzelllinien humanen und murinen Ursprungs gezeigt werden, dass 47 Nevirapin die Vermehrung maligne entarteter Zellen hemmt (Mangiacasale et al. 2003). Weitere Arbeiten konnten diese Beobachtung bestätigen, indem mehrfach festgestellt wurde, dass sowohl NVP als auch EFV antiproliferativ auf Zelllinien von menschlichen Nierenzellkarzinomen (RCC-1 und RCC-2) und Schilddrüsenkarzinomen (FRO, ARO) wirken (Landriscina et al. 2008, Landriscina et al. 2005, Pittoggi et al. 2008, Zhou et al. 2012). Wurde bei diesen Studien das Hauptaugenmerk auf die bloße Hemmung der Proliferation von Tumorzellen gelegt, so gibt es auch Berichte, die sich auf die NNRTI abhängige Induktion von Apoptose und Nekrose fokussieren. So konnte gezeigt werden, dass EFV ab einer Dosis von 50M und einer Behandlungsdauer von 24 h, 48 h und 72 h definitiv apoptotisch auf die Zelllinie eines Hepatozellulären Karzinoms (Hep3B) wirkt (Apostolova et al 2010). Außerdem wurde bezüglich Efavirenz eindeutig nachgewiesen, dass es zu einem spezifischen Tumorzelllinien Absterben (BxPC-3, T98G, von Tumorzellen HCT-15 führt: (kolorektales bei verschiedenen Karzinom), Panc-1 (Pankreaskarzinom), Jurkat (akute T-Zell-Leukämie)) konnte eine Induktion von Apoptose und Nekrose durch EFV bereits bei einer Dosis von 40M gemessen werden, wohingegen das Wachstum und das Überleben von Hautfibroblasten (SBL5, SBL6) durch die Inkubation mit EFV unbeeinflusst blieb. Gleichzeitig wurden analog flusszytometrische Versuche mit den nukleosidischen RTI Tenofovir und Emtricitabine mit Zellen von BxPC-3 und SBL-5 durchgeführt. Keines dieser beiden NRTI zeigte in dieser Studie einen antiproliferativen oder zytotoxischen Effekt, weder bei der Zelllinie BxPC-3 noch bei den Hautfibroblasten (Hecht et al. 2013). Aus diesem Grund scheint es sehr plausibel, dass die Tumorrückbildung bei den HIV-Patienten der oben erwähnten Fallberichte einem Nebeneffekt der NNRTI zuzuschreiben ist. Basierend auf dieser Hypothese wurde entschieden, in der vorliegenden Arbeit die Gruppe der NNRTI zu untersuchen. Hierzu erfolgten zunächst flusszytometrische Messungen mit EFV und NVP. Zur Detektion des zytotoxischen Effekts und genauen Differenzierung zwischen Apoptose und Nekrose wurden die Farbstoffe Annexin-V-APC und 7AAD verwendet. Annexin-V-APC kennzeichnet das Auftreten von Phosphatidylserin auf der Außenseite der Plasmamembran und ist somit Marker für die apoptotischen Veränderungen während 7AAD als Indikator für Nekrose dient, indem dieser Farbstoff auf eine, bei Nekrose typische, Ruptur der Zellmembran hinweist. Nach einer 72-stündigen Inkubation der Pankreastumorzelllinie BxPC-3 mit EFV und NVP wurde ein dosisabhängiges Absterben der Zellen verzeichnet. Dabei nahm mit steigender Dosis zuerst der Anteil der apoptotischen Zellen zu. Wurde bei EFV die Konzentration von 60M und bei NVP die Konzentration von 400M 48 erreicht, stieg der nekrotische Prozentsatz stark und rapide an, wobei die Zahl der Zellen im apoptotischen Zustand deutlich sank. Bei den jeweiligen Höchstdosen von 80M EFV und 600M NVP waren kaum noch lebende Zellen zu registrieren. Somit hat sich der tumortoxische Effekt von Efavirenz und Nevirapin, der schon in den oben genannten Studien beobachtet worden war, eindeutig bestätigt und war bei jedem der drei durchgeführten Einzelversuche reproduzierbar. Da diesbezüglich bisher nur Berichte zu EFV und NVP verfügbar waren, stellte sich nun die Frage, ob die antineoplastische Wirkung auch bei anderen Vertretern der nicht-nukleosidischen RTI nachweisbar sein würde. Aus diesem Grund sollten dahingehend auch Delavirdin und die NNRTI der neuen Generation, Rilpivirin, Etravirin und Lersivirin, in gleicher Weise analysiert werden. In der Tat lässt sich bei all diesen Medikamenten ein deutlicher tumortoxischer Effekt feststellen, wobei dieser abhängig von der jeweiligen Dosis ist und die Nekrose die vorherrschende Art des Zelltodes ist. Von den vier Substanzen sticht RPV als effektivster Wirkstoff hervor, da schon ab einer extrem geringen Dosis von 10M fast 22% der Zellen als apoptotisch gemessen werden und ab 30M der Anteil nekrotischer Zellen im Mittel 44% beträgt. RPV weist mit der EC50 von 24.4mol/l den niedrigsten Wert für die mittlere effektive Konzentration auf. Bei EFV beträgt die EC50 31,5mol/l. Während bei Rilpivirin die Toxizität mit steigender Dosis langsam zunimmt, steigt die antineoplastische Wirkung von EFV ab einem bestimmten Schwellenwert sprunghaft sehr steil an. Dementsprechend sind bei der Dosis von 60M Efavirenz bereits 95% aller Zellen nekrotisch. Dieses Ergebnis konnte durch keine der anderen Substanzen erreicht werden. So ist bei 100M RPV zwar immerhin ein nekrotischer Anteil von 75% messbar, allerdings bleibt das weit hinter den Werten für EFV zurück. Betrachtet man die EC50 Werte der anderen NNRTI wird die Überlegenheit von EFV und RPV im Hinblick auf ihr tumortoxisches Potenzial deutlich: Die EC50 von ETR ist ca. dreimal so hoch, die von NVP und DLV mehr als sechsmal so hoch wie die entsprechenden Werte von Efavirenz und Rilpivirin. Die EC50 von LSV beträgt sogar den 18-fachen Wert der mittleren effektiven Konzentration von EFV und RPV. Ziel war es nun, diese neuen Erkenntnisse zu vertiefen und durch ein anderes Versuchsmodell zu ergänzen. Die Wahl fiel auf die in der experimentellen Forschung schon lange etablierten Koloniebildungstests. Diese Methode wird für gewöhnlich verwendet, um Zellen auf ihre Strahlensensibilität zu untersuchen. In dieser Arbeit diente sie ausschließlich dem Zweck, die Auswirkung von EFV und RPV auf das Wachstum und Überleben der Pankreastumorzellen BxPC-3 zu überprüfen. Man entschied sich für diese beiden Medikamente, da bei Efavirenz und 49 Rilpivirin die antineoplastische Wirkung in den flusszytometrischen Analysen im Vergleich zu den restlichen NNRTI am deutlichsten war und bei den niedrigsten Dosierungen auftrat. Für den Versuch wurden die gleichen Konzentrationen gewählt wie in der Flusszytometrie. Die Inkubationszeit betrug ebenfalls 72 Stunden. Beurteilt wurden am Ende die Anzahl der entstandenen Kolonien sowie deren Fläche. Es zeigt sich bei beiden Medikamenten mit steigender Dosis eine starke Reduktion der Koloniebildung ebenso wie der Fläche der Kolonien. Für Efavirenz wird bezüglich der überlebenden Zellfraktion eine EC50 von 40M ermittelt, für RPV eine EC50 von 16M. Die EC50 Werte für die Koloniefläche ergeben für EFV 28mol/l und für RPV 12mol/l, was mit den Ergebnissen der Annexin-V-APC/7AAD Färbung aus den flusszytometrischen Messungen korreliert. Hierbei ist die Fläche der Kolonien zunächst mehr beeinträchtigt als deren Anzahl. Dies ändert sich aber mit steigender Dosis, wo schließlich auch merklich weniger Kolonien gezählt werden. Somit konnte also mithilfe der Versuchsmodelle Durchflusszytometrie und Koloniebildungstest eine antiproliferative und zytotoxische Wirkung bei sämtlichen verfügbaren nicht-nukleosidischen RTI nachgewiesen werden. Zu jedem der sechs NNRTI wurde bei den flusszytometrischen Messungen auch die Verteilung der Zellzyklusphasen bestimmt, indem die Pankreastumorzellen BxPC-3 zusätzlich mit dem Fluorochrom Hoechst 33342 gefärbt wurden, das den DNAGehalt einer Zelle ermittelt und dadurch Rückschlüsse auf die jeweilige Zellzyklusphase zulässt. Da einige zytotoxische Medikamente der Chemotherapie ihre Wirkung phasenspezifisch entfalten beziehungsweise die Zellzyklusphasen durch ihre Wirkung beeinflussen, gibt es auch bei den NNRTI Grund zur Annahme, dass sich ihre antineoplastische Wirkung dahingehend in einem speziellen Muster manifestiert (Qin et al. 2002, Edwards et al. 1991). Die Färbung mit Hoechst 33342 zeigt folgendes Ergebnis: Alle NNRTI bewirken zunächst einen Anstieg des Zellanteils in der G0/G1-Phase des Zellzyklus, während die Menge der Zellen in SPhase und G2/M-Phase kompensatorisch abnimmt. Dies macht sich besonders bei Efavirenz und Etravirin bemerkbar, wo der maximale Zuwachs der G1/G0-Phase unter EFV (20M) 14.2% und 21% unter ETV-Inkubation (10M) beträgt. Steigt jedoch die Dosis weiter an, kann ein Rückgang der in G0/G1-Phase befindlichen Zellen verzeichnet werden, wobei jetzt ein deutlicher Zuwachs vor allem bei der G2/M-Phase und in geringerem Ausmaß auch bei der S-Phase gemessen wird. Die Werte für die G1/G0-Phase liegen bei den jeweiligen Höchstdosen für sämtliche Wirkstoffe unter den Werten der Kontrolle. Vergleicht man diese Ergebnisse mit den Daten der An/7A-Färbung, fällt auf, dass die Abnahme des Zellanteils in G0/G1- 50 Phase bei jedem der getesteten NNRTI bei genau der Dosis beginnt, bei der gleichzeitig ein merklicher Anstieg der Nekrosekurve registriert wird und die Zellen in der sub G1-Phase zunehmen. Auch in anderen Studien wurde bei niedrigeren Dosierungen von Efavirenz und Nevirapin ein prozentualer Anstieg der G1/G0-Phase bei verschiedenen Tumorzelllinien nachgewiesen (Landriscina et al. 2005, Mangiacasale et al. 2003, Hecht et al. 2013). Zusätzlich wurde in einer spanischen Studie nach Inkubation einer HCC-Zelllinie mit Efavirenz beobachtet, dass ab 50M EFV der Anteil von Zellen in G2/M-Phase deutlich und in S-Phase leicht zunahm (Apostolova et al. 2010), was sich in der vorliegenden Arbeit ab einer bestimmten Dosierung bei allen NNRTI verzeichnen lässt. Ein Arrest des Zellzyklus tritt bei gesunden Zellen immer dann ein, wenn die DNA der Zelle durch bestimmte Einflüsse geschädigt wurde oder keine optimalen Bedingungen für die weitere Progression der Zellteilung gegeben sind. Für ein Anhalten des Zellzyklus in der G0/G1-Phase können verschiedene Mediatoren wie zum Beispiel das Tumorsuppressorprotein p53 verantwortlich sein. Durch einen weiteren Kontrollpunkt kann als Folge auf bestimmte Schäden ein Arrest in der G2/M-Phase eintreten. Dieser hat sich in der vorliegenden Arbeit bei den höheren Dosierungen der NNRTI zumindest angedeutet, war aber insgesamt nicht so ausgeprägt wie der G0/G1-Arrest. Bei Tumoren sind die Komponenten des Kontrollsystems des Zellzyklus sowie die zugehörigen Reparaturgene und Tumorsuppressorproteine häufig mutiert oder inaktiviert, was durch die zügellose Proliferation bei gleichzeitig mangelnder Reparatur von DNA-Schäden schnell zu neuen malignen Mutationen und zu einer erheblichen Größenzunahme des Tumorgewebes führen kann (Hartwell et al. 1994, Vermeulen et al. 2003). Daher könnten Substanzen, welche die Stabilität des Zellzyklus wiederherstellen, das Auftreten und das Wachstum von Tumorzellen verhindern. Die Akkumulation von Zellen in G0/G1 nach einer Inkubation mit nichtnukleosidischen RTI ist entweder ein Hinweis darauf, dass primär spezielle Kontrollfaktoren des Zellzyklus beeinflusst werden, welche die apoptotische Signalkaskade aktivieren oder durch die Medikamente ein direkter Schaden an der Zelle induziert wird, der sekundär zur Apoptose/Nekrose führt. Außerdem wurde mit der Hoechst 33342 Färbung der Anteil von Zellen bestimmt, die sich in subG1-Phase befanden. Hier weisen die Zellen einen niedrigeren DNAGehalt als in den übrigen Zellzyklusphasen auf. Diese Zellen gelten als apoptotisch, da die Kondensierung des Chromatins und die spezielle Fragmentierung der DNA charakteristische biochemische Merkmale der Apoptose sind (Darzynkiewicz et al. 1997, Saraste et al. 2000). Die Auswertung zeigt, dass mit steigender Dosis eine 51 wachsende Anzahl von Zellen in subG1-Phase gezählt wird. Dieser Trend setzt sich bis zum Erreichen der jeweiligen Höchstdosis fort. Dies bedeutet, dass in die Wertung für subG1 demnach auch nekrotische Zellen eingegangen sind, da laut der An/7A-Färbung die Apoptosekurve ab einer gewissen Medikamentenkonzentration wieder sinkt, während die Nekrose zur dominierenden Form des Zelltodes wird. Bisweilen ist eine exakte Grenzziehung zwischen Apoptose und Nekrose nicht möglich. So kann unter anderem auch durch nekrotische Schäden eine Fragmentierung der DNA resultieren, sodass diese Zellen durch ihren erniedrigten DNA-Gehalt ebenfalls der subG1-Phase zugerechnet werden (Saraste et al. 2000). Die Zunahme der subG1-Phase bei verschiedenen Tumorzelllinien, die mit Efavirenz behandelt worden waren, wurde auch in zahlreichen anderen Studien nachgewiesen (Hecht et al. 2013, Apostolova et al. 2010). Durch die vorliegende Arbeit konnte diese Beobachtung auch im Hinblick auf die anderen nichtnukleosidischen RTI bestätigt werden. Alles in allem zeigt sich durch die bisherigen Versuche, dass alle NNRTI einen deutlichen tumortoxischen Effekt aufweisen und die Nekrose die vorherrschende Form des Zelltodes ist. Nekrose repräsentiert für gewöhnlich die zelluläre Antwort auf gravierende Schäden wie sie etwa durch eine hohe Dosis zytotoxischer Wirkstoffe induziert werden (Darzynkiewicz et al. 1997). Dass NNRTI hauptsächlich über Induktion von Nekrose wirken, ist als positiv zu bewerten, da durch die hier typische Freisetzung intrazellulärer Bestandteile aufgrund der Ruptur der Zellmembran und der nukleären Lyse ein Immunstimulus, gefolgt von einer Entzündungsreaktion des umliegenden Gewebes, induziert wird, sodass eine weit größere Masse an Tumorgewebe involviert wird, als wenn es sich nur um apoptotische Vorgänge handeln würde (van Cruchten et al. 2002, Darzynkiewicz et al. 1997, Saraste et al. 2000). Durch die Versuche der vorliegenden Arbeit konnte die Beobachtung einer tumortoxischen Wirkung von Efavirenz und Nevirapin wie sie bisher in zahlreichen Studien beschrieben worden war, bestätigt werden. Auch für die anderen Vertreter der NNRTI konnte hier nun ein antineoplastischer Effekt in vitro nachgewiesen werden. In diesem Zusammenhang wurde gezeigt, dass die Hemmung der Zellproliferation und des zellulären Überlebens durch die NNRTI deutlich dosisabhängig ist. Ob diese Medikamentengruppe in Zukunft tatsächlich in der Chemotherapie von Tumorerkrankungen Anwendung findet, hängt deshalb auch maßgeblich davon ab, ob die tumortoxischen Konzentrationen auch in vivo im menschlichen Organismus ohne das Risiko gravierender Komplikationen erreicht werden könnten. 52 Bezüglich EFV wurden für die Therapie von HIV-Infizierten bei der Standarddosis von 600mg/d Plasmaspiegel zwischen 1000 und 4000ng/ml als idealer therapeutischer Bereich festgelegt, da bei Überschreiten der 4000ng/ml vermehrt zentralnervöse Nebenwirkungen auftraten (Marzolini et al. 2001). In neueren Studien mit Spitzenspiegeln von über 6000 ng/ml war diese Beobachtung allerdings nicht reproduzierbar (Kappelhoff et al. 2005, Takahashi et al. 2007). Die im Rahmen des Therapeutischen Drug Monitoring feststellbaren Werte im Vergleich der Patienten untereinander waren in sämtlichen Studien sehr großen Schwankungen unterworfen. So wurden bisher auch Spiegel von über 10000ng/ml gemessen, was bei einem Molekulargewicht von 315,67g/mol eine Konzentration von etwa 32mol/l ergibt (Marzolini et al. 2001, Kappelhoff et al. 2005, Lopez-Cortes et al. 2005). Sogar Plasmakonzentrationen von über 14000ng/ml (44.4 M) sind bei 600mg EFV/d in Einzelfällen möglich (Taylor et al. 2001). In einer anderen Studie wurde neun HIV-Patienten, die an Tuberkulose erkrankt waren und deshalb zusätzlich mit Rifampicin behandelt werden mussten, eine tägliche Dosis von 800mg EFV verabreicht, da Rifampicin zu verminderten Plasmakonzentrationen von EFV führen kann (Benedek et al. 1998, Lopez-Cortes et al. 2002). Hierbei wurden sogar maximale Plasmaspiegel von nahezu 20000 ng/ml ermittelt, jedoch manifestierten sich bei einem Großteil der Teilnehmer gravierende Nebenwirkungen, die vor allem das zentrale Nervensystem betrafen. Allerdings leidet die Aussagekraft dieser Ergebnisse unter der Tatsache, dass bei den neun Probanden nicht eindeutig differenziert werden konnte, ob diese Nebenwirkungen auf Efavirenz alleine, auf die anderen Komponenten der HAART- und Tuberkulose-Therapie oder gar auf Komplikationen der Tuberkulose selbst zurückzuführen waren (Brennan-Benson et al. 2005). Eine weitere Studie mit 40 an Tuberkulose erkrankten HIV-Infizierten verzeichnete bei der Einnahme von 800mg EFV/d maximale Plasmaspiegel von mehr als 20000ng/ml, umgerechnet 64mol/l, wobei diese Konzentrationen sehr gut toleriert wurden und keine schwerwiegenden Komplikationen auftraten (Manosuthi et al. 2005). Im Experiment mit der Pankreastumorzelllinie BxPC-3 liegt die EC50 bei einer Dosis von 31,5M. Das bedeutet, dass bei umgerechnet 9944ng/ml EFV die halbmaximale Wirkung eintritt. Die oben genannten Daten legen nahe, dass diese und höhere Konzentrationen auch in vivo erreicht werden können, ohne die Dosis von Efavirenz drastisch erhöhen zu müssen. Außerdem lässt sich nach Analyse der vorliegenden Studiendaten Nebenwirkungsrate schließen, verglichen mit den dass die dabei Komplikationen zu erwartende der klassischen Chemotherapeutika als relativ gering anzusehen ist. Diese Annahme wird zusätzlich 53 durch die Beobachtung unterstützt, dass die maximale Plasmakonzentration etwa 5 Stunden nach Einnahme von Efavirenz erreicht wird, also in Wirklichkeit wohl noch höher liegt als die oben genannten Werte implizieren, die meist 12 h nach Einnahme gemessen wurden (Lopez-Cortes et al. 2005, Manosuthi et al. 2005). Außerdem muss berücksichtigt werden, dass die Einnahme von EFV in den genannten Studien kontinuierlich über längere Zeit erfolgte, wohingegen die Inkubationszeit im Experiment 72 h betrug. Möglicherweise wird der tumortoxische Effekt durch die Dauertherapie noch verstärkt. NVP sollte im Therapeutischen Drug Monitoring von HIV-Infizierten bei der empfohlenen Dosierung von 2 x 200mg/d relativ hohe Talspiegel von mindestens 3500ng/ml aufweisen, um einen Effekt in der antiviralen Therapie gewährleisten zu können (Cooper et al. Plasmakonzentrationen 2006, zeigen Donnerer auch et bei al. NVP 2008). Die insgesamt maximalen eine große Schwankungsbreite, wobei in einer Studie bei 13% der Patienten nach achtwöchiger Therapie Spitzenwerte von mindestens 9000ng/ml messbar waren (Ratanasuwan et al. 2012). Auch Plasmaspiegel in Höhe von 10000ng/ml und 15000ng/ml wurden in zahlreichen Studien dokumentiert (Almond et al. 2004, Kappelhoff et al. 2005, Ratanasuwan et al. 2012, Nafrialdi et al. 2012). Wie bei EFV muss auch bei Nevirapin beachtet werden, dass die maximalen Plasmaspiegel etwa 4 Stunden nach erfolgter Einnahme erreicht sind und somit vermutlich höher liegen als 10000ng/ml oder 15000ng/ml. Bei einem Molekulargewicht von 266,3g/mol ergibt sich für 15000ng/ml eine Konzentration von 56mol/l. Die EC50 von NVP entspricht mit 239mol/l (=63786ng/ml) etwa dem Vierfachen dieses Wertes. Es wird immer noch kontrovers diskutiert, in welcher Relation die Rate an Nebenwirkungen zur Plasmakonzentration von NVP steht. Zum einen gab es in bisherigen Studien Hinweise sowohl auf hepatotoxische Komplikationen von NVPSpiegeln, die höher als 6000ng/ml waren (de Requena et al. 2002) als auch auf dermatologische Begleitreaktionen bei Konzentrationen über 5300ng/ml (de Maat et al. 2003). In anderen, groß angelegten Studien konnten diese Ergebnisse hingegen nicht bestätigt werden (de Maat et al. 2002, Kapelhoff et al. 2005 (2), Almond et al. 2004, Ratanasuwan et al. 2012). Da in den flusszytometrischen Messungen eine EC50 von 239mol/l verzeichnet wird, führt dies zu der Annahme, dass die NVP Konzentration mindestens vervierfacht werden müsste, um die zytotoxische Wirkung auch in vivo zu erzielen, was vermutlich mit einer deutlich erhöhten Nebenwirkungsrate einhergehen würde. Delavirdin-Mesylat, das in Deutschland nicht zugelassen ist, zeigt in bisherigen Studien bei einer Dosis von 3 x 400mg/d maximale Konzentrationen von mehr als 54 30mol/l (Morse, Cohn et al. 2003, Morse, Fischl et al. 2003, Smith et al. 2005). In einer anderen Studie wurden bei einer Dosierung von 2 x 1000mg sogar Plasmaspiegel von über 50mol/l gemessen und toleriert (Justesen et al. 2004). Verglichen mit der experimentell ermittelten EC50 von 171mol/l (=78072ng/ml) sind die bisherigen Plasmaspitzenspiegel in vivo sehr gering, sodass die Dosis für eine mögliche Chemotherapie stark gesteigert werden müsste. Die häufigste Komplikation, bei ansonsten guter Verträglichkeit, ist ein vorübergehendes Exanthem, das bei 18-50% der Patienten meist in den ersten Wochen der Therapie auftritt. Auffallend ist bei DLV auch das hohe Maß an Interaktionen mit anderen Medikamenten (Scott et al. 2000). ETR mit einem Molekulargewicht von 435,28g/mol kann bei der Dosierung von 1 x 400mg/d im Durchschnitt Spitzenspiegel in Höhe von fast 1400ng/ml, also 3.2mol/l, im Blut HIV-infizierter Patienten aufweisen (Peeters et al. 2008). In groß angelegten Studien waren sogar maximale Konzentrationen von weit über 4000ng/ml, entsprechend 9.2mol/l messbar. Dabei erwies sich Etravirin bei insgesamt guter Verträglichkeit als sehr effizientes Medikament in der HIV-Therapie, insbesondere auch bei den Patienten, die bereits Resistenzen gegen die klassischen NNRTI entwickelt hatten (DeJesus et al. 2010, Katlama et al. 2010, Madruga et al. 2007, Lazzarin et al. 2007). Die häufigsten, aber insgesamt selten auftretenden Nebenwirkungen in Langzeitstudien umfassten Hautausschlag, neuropsychiatrische Komplikationen sowie Leberenzymerhöhung (Katlama et al. 2010). Im Hinblick auf die für ETR in vitro ermittelte EC50 von 89mol/l, was 38740ng/ml entspricht, scheint ein Einsatz von ETR in der Chemotherapie zum jetzigen Zeitpunkt eher unrealistisch. Für RPV, seit November 2011 in Deutschland zugelassen, wurden bei der in der HIV-Therapie üblichen Dosis von 25 mg/d maximale Plasmakonzentrationen von bis zu 250ng/ml gemessen (Goebel et al. 2006). Daraus ergibt sich bei einem Molekulargewicht von 402,88g/mol eine Konzentration von 0,6mol/l. Bei einer in Studien getesteten Dosis von 150mg/d, ließen sich auch Werte bis zu 1000ng/ml ermitteln, woraus eine Konzentration von 2,5mol/l resultiert (Goebel et al. 2006). Dieser Wert müsste nach den Ergebnissen der Annexin-V-APC/7AAD Färbung der FACS-Analysen fast verzehnfacht werden, um die EC50 von 24,4mol/l zu erhalten. Die Verträglichkeit von RPV als 150mg–Dosis ist durch Langzeitstudien belegt (Wilkin et al. 2012). Die häufigsten Nebenwirkungen sind Exantheme und neurologische Komplikationen. Im direkten Vergleich mit EFV zeigte RPV in der HIV-Therapie eine ähnlich große Effektivität, wobei unter Rilpivirin häufiger Resistenzen verzeichnet wurden. Jedoch war die Nebenwirkungsrate deutlich 55 geringer als bei EFV-Einnahme. (Cohen et al. 2013, Cohen et al. 2011, Molina et al. 2013). Der Wirkstoff Lersivirin hebt sich von den übrigen NNRTI durch seine einzigartige molekulare Struktur ab, die es ihm ermöglicht, an andere Stellen der Reverse Transkriptase des HI-Virus zu binden. Dadurch weist LSV keine Kreuzresistenzen zu den herkömmlichen NNRTI auf und schien deshalb eine vielversprechende neue Substanz für die HAART zu sein (Corbau et al. 2010). LSV befand sich in einer Phase IIb Studie, als die Firma ViiV Healthcare im Februar 2013 die weitere Entwicklung vorläufig einstellte. Bisherige Studien belegten, verglichen mit EFV, eine ähnlich große Effektivität dieses Medikaments in der HIV-Therapie sowie eine gute Verträglichkeit und Sicherheit (Fätkenheuer et al. 2009, Vernazza et al. 2013). In einer früheren Studie mit HIV- Infizierten wurden bei einer Dosis von 750mg/d maximale Plasmaspiegel von etwa 1200ng/ml gemessen (Fätkenheuer et al. 2009). Das Molekulargewicht von LSV beträgt 310,4g/mol, woraus sich eine Konzentration von nahezu 4mol/l berechnet. In einer anderen Studie wurde Gesunden eine Dosis von 1 x 2400mg verabreicht, was zu Spitzenspiegeln von ca. 3000ng/ml führte (Vourvahis et al. 2012). Im Experiment mit BxPC-3 war für LSV eine EC50 von 543mol/l, entsprechend 168523ng/ml eruierbar. Aufgrund der Entwicklungsstufe dieses NNRTI sind die aktuell verfügbaren Daten hinsichtlich Dosierung, Plasmaspiegel und Nebenwirkungen sehr eingeschränkt, sodass ein zukünftiger Einsatz von LSV als Chemotherapeutikum wohl nicht infrage kommt. Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass die Verwendung von Efavirenz in der Chemotherapie durchaus möglich erscheint, da die tumortoxischen Plasmaspiegel in vivo erreicht werden können, ohne die Dosis drastisch erhöhen zu müssen. So könnte auch eine Behandlung von HIV-infizierten Patienten mit EFV die Krebsentstehung verhindern sowie zu einer Regression schon vorhandener Tumoren führen. Dem gegenüber stehen die übrigen NNRTI. Diese zeigen in vitro zwar ebenfalls einen eindeutigen tumortoxischen Effekt, der aber erst bei hohen Dosierungen eintritt und somit extrem hohe Plasmaspiegel der Patienten voraussetzen würde, die in der HIV/AIDS-Therapie bisher nicht gemessen wurden und die eine enorme Dosiseskalation erfordern würden. Dabei wäre mit einer stark erhöhten Nebenwirkungsrate zu rechnen, sodass der Einsatz von NVP, ETR, RPV, LSV und DLV als Chemotherapeutika eher unwahrscheinlich bleibt. 56 6.2 Ursachen des tumortoxischen Effekts der NNRTI Da also ein zytotoxischer Effekt auf Tumorzellen durch nicht-nukleosidische RTI in der vorliegenden Arbeit anhand zwei verschiedener Versuchsmodelle in vitro nachgewiesen werden konnte, stellte sich nun die Frage, auf welchem Mechanismus diese Wirkung beruht. In bisherigen Studien, die den antineoplastischen Effekt von Efavirenz und Nevirapin nachgewiesen haben, wurde oft argumentiert, dass die Substanzgruppe der NNRTI über eine Hemmung der tumoreigenen Reverse Transkriptase der Proliferation von Tumorzellen entgegenwirkt. Die Expression dieses Enzyms wird im nicht-pathologischen, differenzierten Gewebe unterdrückt. In mutierten und entdifferenzierten Zellen tritt die endogene RT jedoch häufig im aktiven Zustand auf und fördert das Wachstum von Tumoren (Mangiacasale et al. 2003, Spadafora 2004, Landriscina et al. 2008). Eine andere Studie berichtet über verschiedene mitochondriale Veränderungen wie eine Verminderung des Membranpotenzials und eine Zunahme der mitochondrialen Superoxidproduktion sowie der mitochondrialen Proteine nachdem die Tumorzellen mit Efavirenz inkubiert worden waren (Apostolova et al. 2010). In dieser Arbeit wurde der Zusammenhang des Wirkmechanismus der NNRTI mit dem Cannabinoidsystem untersucht. Ausschlaggebend war die Tatsache, dass in der Literatur diverse Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Substanzklassen aufgefallen waren. Dazu zählt zunächst die Entdeckung, dass HIV-Patienten und gesunde Kontrollpersonen, die mit Efavirenz behandelt wurden, ein positives Ergebnis hinsichtlich Tetrahydrocannabinol bei einigen Drogentests aufwiesen, wobei eine gleichzeitige Einnahme von Drogen ausgeschlossen werden konnte (Rossi et al. 2006, La Porte et al. 2006, Röder et al. 2007). Bezüglich der Cannabinoide ist seit über 30 Jahren bekannt, dass sie die Proliferation von Tumorzellen inhibieren (Munson et al.1975). Dies trifft auf die pflanzlichen (Tetrahydrocannabinol), die synthetischen (WIN-55,212-2) und die endogenen Cannabinoide (Anandamid, 2-Arachidonoylglycerol) zu. Ursächlich scheinen zum einen eine Hemmung der tumoreigenen Angiogenese sowie zum anderen die Induktion von Apoptose und Zellzyklusarrest zu sein, was in vitro und im Tiermodell in vivo gezeigt werden konnte (Casanova et al. 2003, Guzman et al. 2003, Pisanti et al. 2009). Im gesunden Organismus liegt der CB1 Rezeptor vor allem im zentralen Nervensystem vor, wo er die psychoaktive Wirkung der Cannabinoide vermittelt. Der CB2 Rezeptor wird peripher hauptsächlich im Immunsystem, aber auch in anderen Gewebearten exprimiert und hat keine psychoaktiven Effekte (Matsuda et al. 1990, 57 Munro et al. 1993, Casanova et al. 2003). Beide Rezeptoren sind G-Protein gekoppelt (Guindon et al. 2011). Es gibt eine wachsende Datenlage darüber, dass Cannabinoide durch die Aktivierung ihrer Membranrezeptoren CB1 und CB2 selektiv gegen Tumorzellen gerichtet sind und das Überleben gesunden Gewebes nicht beeinträchtigen (Cianchi et al. 2008, Carracedo et al. 2006, Guzman et al. 2003). In diesem Zusammenhang hat sich außerdem gezeigt, dass bestimmte Signalwege wie etwa die RASMAPK/ERK Kaskade in normalem Gewebe eine andere Regulierung durch die Cannabinoide erfahren als im Tumorgewebe (Flygare et al. 2008). In der Literatur gibt es außerdem zahlreiche Angaben zur Verteilung der Cannabinoidrezeptoren in Tumoren. So wurden CB1 und CB2 Rezeptoren, entsprechend einer Hochregulierung, vermehrt in Tumorgewebe und Tumorzelllinien registriert, wobei der jeweilige Rezeptoranteil abhängig von der Art des Tumors war (Pisanti et al. 2009, Guindon et al. 2011, Sarfaraz et al. 2008, Malfitano et al. 2011). In den beiden Zelllinien BxPC-3 und T98G, die für die Versuche der vorliegenden Arbeit eingesetzt wurden, konnte ein Vorkommen der CB1 Rezeptors demonstriert werden. Bei T98G konnte außerdem mRNA des Cannabinoid Co-Rezeptors GPR55 nachgewiesen werden (Hecht et al. 2013). Des Weiteren konnte bereits ein Zusammenhang zwischen der Wirkung von Efavirenz und der Expression von CB1 Rezeptoren festgestellt werden, da dieser Rezeptor in allen getesteten Tumorzelllinien einer Studie gefunden werden konnte, nicht aber in den Zelllinien von Hautfibroblasten, deren Proliferation durch EFV nicht beeinträchtigt worden war. In besagten Tumorzellen zeigte sich auch ein Synergismus hinsichtlich der antineoplastischen Wirkung bei Kombination von EFV mit den Cannabinoidagonisten THC und Win55212-2 (Hecht et al. 2013). Außerdem gibt es auffallende Ähnlichkeiten im Nebenwirkungsspektrum von Cannabinoiden und nicht-nukleosidischen RTI. Die meisten NNRTI weisen ein erhöhtes Risiko hinsichtlich neuropsychiatrischer Komplikationen wie Schwindel oder Verwirrtheit auf (Suvada et al. 2013, Cohen et al. 2011). Dies wird auch unter Einnahme von Cannabinoiden beobachtet (Wang et al. 2008, Guzman et al. 2003). Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Tatsache, dass Cannabinoide durch verschiedene Mediatoren einen Arrest in der G0/G1-Phase verursachen können (Guzman et al. 2003, Sarfaraz et al. 2006). Dieser wurde in der vorliegenden Arbeit bei allen nicht-nukleosidischen RTI beobachtet. Der Mechanismus auf dem die tumortoxische Wirkung der Cannabinoide beruht, ist noch nicht eindeutig geklärt. Das komplexe Netzwerk an Signalwegen im Cannabinoidsystem bietet eine Reihe denkbarer Möglichkeiten, die ursächlich für 58 das Absterben von Tumorzellen sein könnten. In der vorliegenden Arbeit entschied man sich, die beiden Wachstumsfaktoren Erk1/2 (Extracellular signal-regulated kinases) und Akt zu untersuchen. In der Literatur wird die Bedeutung der Mitogenaktivierten Proteinkinase (MAPK) Erk kontrovers diskutiert. Erk wird durch Phosphorylierung an den Stellen Thr202 und Thr204 durch die Raf-abhängige MAP Kinase Kinase MEK1/2 aktiviert, was als klassischer anti-apoptotischer und wachstumsfördernder Signalweg gilt (Ballif et al. 2001, Sebolt-Leopold et al. 1999). In der Tat scheint dieser Wachstumsfaktor einen dualen Charakter zu besitzen, das heißt, einerseits wurde vor allem bei lang andauernder Stimulation und anhaltender Aktivierung von Erk aufgrund der Induktion von Clyklin-Kinase-Inhibitoren wie p27 auch ein Zellzyklusarrest in G0/G1-Phase und Zelltod beobachtet. Dieser Effekt war bei Prostatakarzinomzellen nach Inkubation mit dem Cannabinoid-Agonisten WIN55,212-2 aufgetreten (Sarfaraz et al. 2008, Sarfaraz et al. 2006). Aber andererseits begünstigt Erk in seiner aktiven phosphorylierten Form, besonders bei nur vorübergehender Aktivierung, die Zellproliferation und erhöht somit das Risiko für Tumorentstehung und –wachstum, sodass eine Hemmung der Erk-Signalkaskade auch einen antineoplastischen Effekt aufweisen kann. Welche Wirkung dieser Wachstumsfaktor entfaltet, scheint unter anderem von der Dauer des Stimulus abhängig zu sein (Guzman et al. 2003, Guindon et al. 2011, Sarfaraz et al. 2006, Calvaruso et al. 2012). Die Serin/Threonin Proteinkinase Akt fördert im phosphorylierten, aktiven Zustand das zelluläre Überleben, Angiogenese sowie Zellinvasion. Akt ist im Signalweg der Phosphoinositid-3-Kinase (PI3K) nachgeschaltet und wird durch Phosphorylierung an den Stellen Thr308 und Ser473 aktiviert (Ellert-Miklaszewska et al. 2005, Calvaruso et al. 2012, Pisanti et al. 2013). Wird dieser Wachstumsfaktor fehlerhaft induziert, kann dies durch unkontrollierte Zellproliferation eine Tumorentstehung verursachen (Greenhough et al. 2007). Die Signalwege von Erk und Akt laufen in dem pro-apoptotischen BAD, einem Mitglied der Bcl-2 Familie, zusammen (EllertMiklaszewska et al. 2005). Die beiden Wachstumsfaktoren sind in Tumoren häufig hochreguliert, was das Wachstum und Überleben der Tumorzellen fördert (Greenhough et al. 2007, Li et al. 2003). Greenhough et al. haben gezeigt, dass in Kolonkarzinomzellen die Behandlung mit THC zu einer Hemmung sowohl des RASMAPK/ERK-Signalwegs als auch der PI3K-AKT Signalkaskade führte, was von einer Hochregulierung des pro-apoptotischen Proteins BAD begleitet wurde und ein Absterben der Tumorzellen nach sich zog (Greenhough et al. 2007). In Glioblastomzellen tierischen antineoplastische Effekt Ursprungs nach wurde mittels WIN-55212-2-Behandlung Western ebenfalls Blot der auf die 59 Inhibierung von Akt und Erk mit folgender BAD Stimulierung zurückgeführt (EllertMiklaszewska et al. 2005). Auch in mehreren Leukämiezelllinien verursachte THC durch Hemmung von Erk die Induktion von Apoptose (Powles et al. 2005). Die Inkubation von verschiedenen Tumorzelllinien mit Cannabinoiden verursachte eine Hemmung von pAkt, was in einem Zellzyklusarrest in G0/G1-Phase, einer Induktion von p27 und einer Inhibierung diverser Cykline resultierte (Park et al. 2011, Blazquez et al. 2006). Der G0/G1-Arrest erhöht Bax-Spiegel und aktiviert bestimmte Kinasen, was letztendlich die Apoptose einleitet (Hermanson et al. 2011). Da in den flusszytometrischen Versuchen der vorliegenden Arbeit eine NNRTI-induzierte Akkumulation der Zellen in G0/G1-Phase nachgewiesen wurde, scheint es durchaus denkbar, dass diese Medikamente den Wachstumsfaktor Akt und seinen Signalweg beeinflussen. In der vorliegenden Arbeit wurde mithilfe der Western Blot Technik der Phosphorylierungszustand von Erk Pankreastumorzelllinie unterschiedlichen und Akt ermittelt. BxPC-3 und die Dosierungen von Efavirenz Hierzu wurden die Glioblastomazelllinie für T98G unterschiedlich mit lange Inkubationszeiten behandelt. Anschließend wurden die Western Blots mittels Gesamtprotein der inkubierten Zellen durchgeführt. Verwendet wurden Antikörper von Erk und Akt, die gegen bestimmte Phosphorylierungsstellen der beiden Wachstumsfaktoren gerichtet sind. Würden die NNRTI Erk oder Akt durch Dephosphorylierung inaktivieren, würde sich das in einer schwächeren Ausprägung der Bandenfärbung zeigen. Die Intensität der Bandenfärbung ergab in den Versuchen dieser Arbeit jedoch keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Kontrollen und den einzelnen Parametern. Einzig unter Verwendung des Antikörpers anti-pAkt-308 und der Zelllinie BxPC-3 war eine leichte Abnahme der Bandenintensität unter EFV-Inkubation zu verzeichnen. Somit konnte sich die Theorie einer durch EFV induzierten Dephosphorylierung von Akt oder Erk eher nicht bestätigen. Auch eine gesteigerte Phosphorylierung konnte dabei ausgeschlossen werden, da die Intensität der Färbung keine Zunahme verzeichnen ließ. Zusätzlich zu Erk und Akt sollte auch das Tumorsuppressorprotein p53 durch Western Blot in Bezug auf eine Aktivierung analysiert werden. In gesunden Zellen wird p53 durch das Protein MDM2 im inaktivierten Zustand gehalten (Balint et al. 2001). P53 spielt als „Wächter des Genoms“ eine zentrale Rolle in der Regulation des Zellzyklus mit seinen Kontrollpunkten und der Schadensreparatur. Je nach Größe des erfahrenen Schadens kann p53 zu DNA-Reparatur, Seneszenz sowie zu einem Zellzyklusarrest in G0/G1-Phase führen oder die apoptotische Signalkaskade 60 direkt induzieren (Fridman et al. 2003, Oren et al. 1985, Katsumoto et al. 1995). Aktiviert wird p53 hierbei durch verschiedene Trigger wie etwa DNA-Schäden, Hypoxie oder fehlerhafte Onkogen-Expression über ein komplexes Netzwerk an Signalkaskaden. Sowohl das Anhalten des Zellzyklus in G0/G1 als auch der Zelltod durch Apoptose konnten in den flusszytometrischen Messungen als Reaktion der Tumorzellen auf die Inkubation mit den NNRTI demonstriert werden. Somit wäre es denkbar, dass diese Medikamente die Aktivierung von p53 induzieren. Auch das Signalsystem der Cannabinoide steht mit p53 in Verbindung. So zeigte sich, dass der Cannabinod-Agonist WIN-55,212-2 in Prostatakarzinomzellen die Expression von p53 stimulierte, was über Bax-Aktivierung zur Apoptose führte (Sarfaraz et al. 2006, Brown et al. 2013). Des Weiteren ist bekannt, dass p53 durch das E6 Protein des Humanen Papillomavirus (HPV) mittels Ubiquitinierung in seinen inaktiven Zustand versetzt wird, sodass p53 nicht mehr auf DNA-Schäden reagieren kann und das Risiko für Mutationen und Karzinomentstehung rapide steigt (Kessis et al. 1993, Vermeulen et al. 2003, Hartwell et al. 1994). Von den NNRTI wurde berichtet, dass sie bei HIVPatienten im Rahmen der HAART zu einer geringeren Inzidenz sowie zu einer Regression von HPV-induzierten präkanzerösen Läsionen der Cervix führten. Möglicherweise ist diese Beobachtung in einer Reaktivierung oder Induktion von p53 durch NNRTI im HPV-infizierten Organismus begründet. p53 ist das in menschlichen Karzinomen am häufigsten mutierte Tumorsuppressorgen (Sarfaraz et al. 2006, Fridman et al. 2003). Ein solcher Ausfall hat durch die Dysregulation des Kontrollsystems von DNA-Reparatur und Zellzyklusprogression fatale Folgen. Dazu zählen eine extrem erhöhte Rate neuer Mutationen bei gleichzeitig ungehemmter Proliferation sowie ein damit verbundenes gesteigertes Tumorrisiko (Vermeulen et al. 2003, Hartwell et al. 1994, Kastan et al. 2007). Aus diesem Grund gab es bisher zahlreiche, teilweise erfolgreiche Anläufe, um eine Reaktivierung der Funktion von p53 in Tumorzellen zu ermöglichen (Balint et al. 2001). Mittlerweile gelang es bereits in Klinischen Phase I Studien die Funktion von p53 in tumorerkrankten Patienten wiederherzustellen (Senzer et al. 2013). Wie nun mehrfach im Tiermodell festgestellt wurde, kann durch alleinige Reaktivierung der Wildtyp-Form von p53 in maligne entarteten Zellen eine Tumorregression erzielt werden (Ventura et al. 2007, Xue et al. 2007). Eine Aktivierung von p53 manifestiert sich durch eine Phosphorylierung des Proteins. Diese sollte wie bei Erk und Akt ebenfalls durch Western Blot Versuche analysiert werden. 61 Zuerst sollte der Phosphorylierungszustand von p53 mithilfe von Gesamtprotein der Zelllinien T98G und BxPC-3 ermittelt werden. Es wurde ein Antikörper verwendet, der gegen Ser15 gerichtet war. Ist ein Schaden an der DNA eingetreten, wird p53 an genau dieser Stelle durch die DNA abhängige Proteinkinase (DNA-PK) phosphoryliert, was die Interaktion mit seinem Negativregulator MDM2 reduziert (Shieh et al. 1997). Die jeweiligen Western Blots ergaben keine Bandenfärbung, also entschied man sich, Kern- und Zytoplasmaprotein der beiden Zelllinien getrennt zu untersuchen. Bei T98G zeigte sich im Kernprotein bei einer Inkubationszeit von 48 Stunden mit 40M EFV eine gesteigerte Bandenfärbung und somit eine Zunahme der Phosphorylierung, was als Aktivierung des Tumorsuppressorproteins interpretiert wird. Im Zytoplasmaprotein von T98G konnte keine Bandenfärbung nachgewiesen werden. Dies stimmt mit bisherigen Studien überein, in denen festgestellt wurde, dass das aktivierte p53 im Zellkern akkumuliert (Shaulsky et al. 1990, Goldman et al. 1996). Bezüglich der Zelllinie BxPC-3 konnte weder im Kernnoch im Zytoplasmaprotein eine Färbung der 53 kDa Bande gesehen werden. Es ist bekannt, dass in den Pankreastumorzellen BxPC-3 p53 mutiert ist (ATCC, 2015). Dies ist bei maligne entarteten Zellen keine Seltenheit, schließlich ist p53 in etwa 50% aller menschlichen Karzinome mutiert. Aufgrund der zahlreichen Gemeinsamkeiten zwischen den nicht-nukleosidischen RTI und dem Cannabinoidsystem, scheint ein Zusammenhang der Wirkmechanismen sehr wahrscheinlich zu sein. Durch die Versuche mit Western Blot konnte ein Einfluss von Efavirenz auf die Wachstumsfaktoren Erk und Akt ausgeschlossen werden. Dagegen konnte bezüglich p53 eine Aktivierung ermittelt werden, was in bisherigen Studien zu einer Regression von Tumoren geführt hat (Kastan et al. 2007). Dieses Tumorsuppressorprotein ist auch Teil der Signalkaskaden der Cannabinoide, was für einen Zusammenhang der beiden Substanzgruppen spricht. Betrachtet man die Komplexität des Netzwerkes von molekularen Signalwegen, wird deutlich, dass zahlreiche weitere Mechanismen in Betracht kommen, die für den antineoplastischen Effekt von Cannabinoiden und nicht-nukleosidischen RTI gleichermaßen verantwortlich sind. So konnte eine Studie beobachten, dass in Kolonkarzinomzelllinien die Aktivierung der Rezeptoren CB1 und CB2 über eine Induktion des TNF zur vermehrten Ceramid-de-novo Synthese führte, was den apoptotischen Zelltod der Tumorzellen bewirkte (Cianchi et al. 2008). Bezüglich der Ceramide hat sich gezeigt, dass sie die Hochregulierung der Gene p8, ARF-4 und TRB3 verursachen, welche zu einem Absterben von maligne entarteten Zellen führen. In der Regel wird ARF-4 durch Stress auf das Endoplasmatische Retikulum 62 (ER-Stress) aktiviert, um mittels TRB3 die Apoptose von Tumorzellen zu induzieren. Wie es scheint, wird dieser Signalweg durch die Cannabinoide mithilfe der Ceramide beeinflusst. Dass das pro-apoptotische Sphingolipid Ceramid als second messenger der Cannabinoide fungiert, konnte in mehreren menschlichen Tumorerkrankungen wie Gliomen, Lymphomen und Pankreaskarzinomen in vitro und in vivo nachgewiesen werden (Carracedo et al. 2006, Sanchez et al. 2000, Malfitano et al. 2011). Dass Efavirenz in der Lage ist, ER-Stress zu induzieren, wurde in einer spanischen Studie anhand der Leberkarzinomzelllinie Hep3B ERStress entdeckt (Apostolova et al. 2013). Ein weiterer denkbarer Signalweg ist die CB1-Rezeptor/G-Protein abhängige Hemmung der Adenylatcyclase, sodass die Spiegel von zyklischem Adenosinmonophosphat (cAMP) und folglich auch von der Proteinkinase A (PKA) sinken. Dies führt über Einflüsse auf spannungsabhängige Kalium-Kanäle und die vermehrte Gen-Transkription des Cdk-Inhibitors p27 zu einer Induktion der Apoptose (Guzman et al. 2003, Howlett et al. 2010, Hermanson et al. 2011). Auch eine CB1 Rezeptor vermittelte Herunterregulierung und Deaktivierung des angiogenetisch wirkenden EGFR konnte demonstriert werden (Casanova et al. 2003). In diesem Zusammenhang wurden G1-Arrest sowie Zelltod in verschiedenen Prostatakarzinomzelllinien beobachtet (Malfitano et al. 2011, Flygare et al. 2008). Ein weiterer Weg zur Apoptose-Induktion beeinflusst die Mitochondrien. So konnte demonstriert werden, dass CB-Agonisten durch Freisetzung von Cytochrom C eine Depolarisation der Mitochondrien und schließlich Apoptose induzierten (Hermanson et al. 2011). Studien zeigten, dass Cannabinoide als mitochondriale Inhibitoren zu einer Abnahme des mitochondrialen Membranpotenzials und des Sauerstoffverbrauchs bei gleichzeitiger Steigerung der mitochondrialen Hydrogen Peroxid Produktion führten, was schließlich den apoptotischen Zelltod bewirkte (Pisanti et al. 2009, Ellert-Miklaszewska et al. 2005). In diesem Zusammenhang berichteten Apostolova et al., dass der tumortoxische Effekt von EFV auf mitochondrialer Dysfunktion und oxidativem Stress zu beruhen schien, was sich ebenfalls in einem verminderten mitochondrialen Membranpotenzial sowie einer erhöhten Superoxidproduktion äußerte (Apostolova et al. 2010). Darüber gibt es antineoplastische Mechanismen der Cannabinoide, die unabhängig von CB1 und CB2 Rezeptoren agieren. Dazu gehört die Beobachtung, dass eine Überexpression der Cyclooxygenase 2 (COX-2), die normalerweise die Synthese von Prostaglandinen aus Arachidonsäure katalysiert, in verschiedenen Tumorzellarten nachgewiesen wurde. Dort führte die COX-2 zur Bildung von speziellen pro-apoptotischen Prostaglandinen aus dem endogenen Cannabinoid 63 Anandamid, welche zytotoxisch auf die Tumorzellen wirkten (van Dross et al. 2013, Malfitano et al. 2011, Pisanti et al. 2009, Hermanson et al. 2011). Schließlich sind noch die Lipid Rafts zu erwähnen. Dabei handelt es sich um dynamische Domänen der Zellmembran, die mit Cholesterol, Sphingolipiden und verschiedenen Signalproteinen angereichert sind. Die Konzentration und Kontrolle dieser Signalmoleküle ermöglicht die Weiterleitung zytotoxischer Signale der Cannabinoide (van Dross et al. 2013). Alles in allem bietet das Signalnetzwerk des Cannabinoidsystems zahlreiche molekulare Wege, die sich in der Apoptose als dem gemeinsamen Endpunkt vereinen. Durch die vorliegende Arbeit konnte nachgewiesen werden, dass die Nicht-nukleosidischen Reverse Transkriptase Inhibitoren zu einem Absterben von Tumorzellen führen. Da ein Zusammenhang zwischen Cannabinoiden und den Nicht-nukleosidischen Reverse Transkriptase Inhibitoren aufgrund der zahlreichen oben genannten Gemeinsamkeiten möglich ist, wurden die Signalwege der Wachstumsfaktoren Erk und Akt untersucht. Wie sich zeigte, konnte eine Beteiligung dieser Cannabinoidsystem Mediatoren eine ausgeschossen Vielzahl weiterer werden, doch Übertragungswege, bietet welche das in Zusammenhang mit der antineoplastischen Wirkung der NNRTI stehen. Dies sollte weiterhin Gegenstand zukünftiger Forschung sein, da Efavirenz aufgrund seines starken tumortoxischen Effekts in Zukunft eine vielversprechende Option in der Chemotherapie von Tumorerkrankungen sein könnte. 64 7 Anhang 7.1 Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung AIDS Acquired Immune Deficiency Syndrome An Annexin-V-APC ARF-4 ADP-ribosylation factor 4 BCA Bicinchoninic acid Bcl-2 B-cell lymphoma 2 BSA Bovine Serum Albumin C Cytosin CA Colony Area cAMP Cyclisches Adenosinmonophosphat Cdk Cyclin-dependent Protein Kinase CER Cytoplasmic extraction reagent COX-2 Cyclooxygenase-2 DLV Delavirdin DMEM Dulbecco's Modified Eagle Medium DMSO Dimethylsulfoxid EBV Ebstein-Barr-Virus EGFR Epidermal Growth Factor Receptor ETR Etravirin Erk Extracellular signal regulated kinase EFV Efavirenz FBS fetal bovine serum G Guanin GPR55 G protein-coupled receptor 55 HAART Highly Active Antiretroviral Therapy HHV 8 Humanes Herpesvirus 8 HIV Human Immunodeficiency Virus HPV Humanes Papillomavirus HRP Horseradish Peroxidase LSV Lersivirin MAPK Mitogen-activated protein kinases MDM2 Murine double minute-2 NER Nuclear extraction reagent 65 NVP Nevirapin NNRTI Nicht-nukleosidischer Reverse Transkriptase-Inhibitor NRTI Nukleosidischer Reverse Transkriptase-Inhibitor NtRTI Nukleotidischer Reverse Transkriptase-Inhibitor PBS Phosphate Buffered Saline PCP Pneumocystis carinii Pneumonie PI3 Phosphoinositid-3 P38MAPK p38 Mitogen-activated protein kinase PMSF Phenylmethylsulfonylfluorid PKA Proteinkinase A PTEN Phosphatase and tensin homolog PVDF Polyvenylidenfluorid Ras Rat sarcoma RCC regulator of chromosome condensation RIPA radio immunoprecipitation assay RT Reverse Transkriptase SDS Natriumdodecylsulfat Ser Serin SF Survival Fraction TBS Tris-buffered saline TBST Tris-buffered saline with Tween THC Tetrahydrocannabinol Thr Threonin TNF Tumornekrosefaktor TRB3 Tribbles homolog 3 Tween Polyoxyethylene Sorbitan Monolaurat Tyr Tyrosin 7A 7AAD 66 7.2 Lösungen 7.2.1 Zellkulturen Tabelle 6: Medium der Pankreastumorzellen BxPC-3 Substanz Volumen Medium RPMI 500ml FBS superior 50ml (=10%) L-Glutamin 10ml (=2%) Penicillin/Streptomycin 5ml (=1%) Tabelle 7: Medium der Glioblastomzellen T98G Substanz Volumen Medium DMEM 500ml FBS superior 50ml (=10%) Penicillin/Streptomycin 5ml (=1%) 7.2.2 Proteinisolierung Tabelle 8: Zusammensetzung RIPA Substanz Menge Tris 3,0275g NaCl 4,383g Deoxycholat 2,5g NP40 5ml SDS 0,5g Destilliertes Wasser auf 500ml auffüllen Tabelle 9: Protease- und Phosphataseinhibitoren des RIPA-Lysepuffers Substanz Konzentration Volumen auf 10ml RIPA Leupeptin 1g/ml 10l Pepstatin 1g/ml 10l Aprotinin 1g/ml 10l PMSF 1mmol 100l Natriumfluoride 50mmol 500l Natriumorthovanadate 1mmol 20l 67 Tabelle 10: Ansetzen der Standardkonzentrationen zur Proteinquantifizierung BSA RIPA Konzentration 1 75l 0 2000g/ml 2 93l 31l 1500g/ml 3 81l 81l 1000g/ml 4 43l von 2 43l 750g/ml 5 81l von 3 81l 500g/ml 6 81l von 5 81l 250g/ml 7 81l von 6 81l 125g/ml 8 25l von 7 100l 25g/ml Tabelle 11: Volumina der Extraktionsreagenzien für verschieden große Pellets Zellvolumen (l) CER I (l) CER II (l) NER (l) 10 50 5,5 50 20 100 11 100 50 250 27,5 250 100 500 55 500 Tabelle 12: Zusammensetzung von CER I Substanzen in l CER I 100 250 375 500 Leupeptin 0,2 0,5 0,75 1 Pepstatin 0,2 0,5 0,75 1 Aprotinin 0,2 0,5 0,75 1 PMSF 0,75 1,875 2,8125 3,75 Natrium- 0,2 0,5 0,75 1 Orthovanadate 68 Tabelle 13: Zusammensetzung von NER Substanzen in l NER 100 125 187,5 250 Leupeptin 0,2 0,25 0,375 0,5 Pepstatin 0,2 0,25 0,375 0,5 Aprotinin 0,2 0,25 0,375 0,5 PMSF 2 2,5 3,75 5 Natrium- 0,2 0,25 0,375 0,5 Orthovanadate 7.2.3 Western Blot Tabelle 14: Trenngel mit 10-prozentiger Totalacrylamidkonzentration und mit einem Vernetzungsgrad von 3,5% Auftragsgel mit 3-prozentiger Totalacrylamidkonzentration und mit einem Vernetzungsgrad von 3,5% Angaben für 1 Gel: Substanz Trenngel Auftragsgel Acrylamid (ml) 1,69 0,36 Bisacrylamid (ml) 1,23 0,26 (4x) 1,5M Tris/HCl pH 8,7 1,75 (ml) (4x) 1,5M Tris/HCl pH 6,8 1,25 (ml) H2O (ml) 2,23 3,05 10% SDS (l) 53 50 TEMED (l) 4 5 10% APS (l) 46 25 Gesamt (ml) 7,0 5.0 69 8 Literaturverzeichnis 1. 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Ich bin überaus dankbar für das mir entgegengebrachte Vertrauen, für die hervorragende Zusammenarbeit und für die Korrektur dieser Dissertation. Herzlichen Dank will ich Frau Doris Mehler, Frau Elisabeth Müller sowie Frau Renate Sieber aussprechen, die mir in angenehmer Arbeitsatmosphäre und fortwährender Hilfsbereitschaft die praktischen Fähigkeiten zur Durchführung des experimentellen Teils dieser Dissertation vermittelten. An dieser Stelle möchte ich auch allen Mitarbeitern des strahlenbiologischen Labors danken, die meinen Fragen allezeit fachkundig begegneten. Abschließend danke ich mich meinem Ehemann Johannes und bei meinen Eltern für die bedingungslose Unterstützung und fortwährende Motivation während meines Studiums und der Promotionsphase. 83 10 Lebenslauf PERSÖNLICHE DATEN Name Sonja Eva-Maria Ries, geb. Erber Geburtsdatum 04. Januar 1989 Geburtsort Schrobenhausen Staatsangehörigkeit deutsch SCHULAUSBILDUNG 1995 - 1999 Grundschule Schrobenhausen 1999 - 2008 Gymnasium Schrobenhausen, allgemeine Hochschulreife 06/2008 HOCHSCHULAUSBILDUNG 10/2008-04/2009 Studium der Mathematik und Chemie für das Lehramt, LMU München 04/2009-05/2015 Studium der Humanmedizin, FAU Erlangen-Nürnberg 04/2011 Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung nach ÄAppO 2002 04/2014 Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung 05/2015 Dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung mit Erlangung der ärztlichen Approbation BERUF Seit 08/2015 Assistenzärztin für Nephrologie, Universitätsklinikum Erlangen/ Klinikum Nürnberg