Krim-Krise: Wie sicher ist unsere

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Krim-Krise: Wie sicher ist unsere Erdgasversorgung?
KEYFACTS
- Lieferengpässe sind nicht zu erwarten
- Deutschland auf Erdgasimport angewiesen
- Abhängigkeit von Importen reduzieren
Deutschland ist auf den Import von Erdgas angewiesen. Gazprom liefert davon ein gutes Drittel.
Was passiert, wenn die Belieferung Deutschlands mit russischem Erdgas stocken sollte? Ich
denke, die Krim-Krise ist ein guter Anlass, erneut über die Reduzierung der Abhängigkeit von
Erdgas-Importen nachzudenken.
Die deutsche Wirtschaft fürchtet wegen der Krim-Krise ums gute Geschäft. Insbesondere
Energieunternehmen und Automobilkonzerne sind in Russland aktiv.
Müssen wir uns Sorgen machen?
Die Frage nach der Sicherheit der Erdgasversorgung stelle ich weniger aus
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energiewirtschaftlichen Gründen. Sondern deswegen, weil sie in derartigen politischen Krisen
immer wieder aufkommt. Zu Recht?
Etliche Erdgas-Leitungen laufen durch die Ukraine. Nach Deutschland wird etwa ein Sechstel
unseres Gesamtbedarfs über die Ukraine geleitet.
Ein Engpass ist in zwei Szenarien denkbar: Entweder die Durchleitung des Gases durch die
auf ukrainischem Boden laufenden Pipelines wird behindert – aus welchen Gründen auch
immer. Oder aber, so die Befürchtung vieler Deutschen, die Gazprom wird durch politische
Kräfte gezwungen, die Belieferung zu drosseln oder einzustellen.
Es lässt sich kaum beurteilen, ob tatsächlich jemand so einen Engpass provoziert. Die
Interessenlagen und Kräfteverhältnisse in der Ukraine sind gegenwärtig sehr unübersichtlich.
Der Westen würde indes durch eine Störung der Belieferung weiter in die
Auseinandersetzungen involviert.
Russland ist verletzlicher als man denkt
Die neuen Pipelines nach China sind noch nicht gebaut. Die Einnahmen aus Europa sind
wichtig für das Land. Die russische Wirtschaft wird stark von den gewaltigen
Rohstoffvorkommen des Landes dominiert.
Zwar täte eine Diversifikation der russischen Wirtschaft gut. Doch das Kapital hierfür liegt bei
den Oligarchen, die sich eher auf die Rohstoffwirtschaft konzentrieren, da in diesem Bereich am
einfachsten schnell viel Geld zu machen ist. Der wirtschaftliche Erfolg Russlands bleibt also
weiterhin von seinen Rohstoff-Exporten abhängig.
17 %
unseres Gesamtbedarfs an Erdgas wird über die
Ukraine geleitet.
Die Route durch die Ukraine hat infolge der Fertigstellung der Ostseepipeline an
Bedeutung verloren.
Alternative Versorgungswege verringern das Risiko, vom Verhalten eines Transitlands in
Osteuropa abhängig zu sein. Weitere Alternativen sind außerdem die im Bau befindliche South
Stream, oder die bereits bestehende, wenngleich noch nicht fertig ausgebaute Nord-StreamLeitung, die durch die Ostsee führt.
Das ist ein guter Ansatz, aber es löst nicht alle Probleme. Die Importe benötigen wir ja weiter.
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Bei Öl haben wir ähnliche Probleme, wenn die Lieferländer politisch instabil werden.
Das Ziel muss sein, generell den Bedarf an Gas und Öl zu senken.
Wir müssen uns nach anderen Energiequellen umsehen und versuchen, die Menge an
importierten Energieträgern zu reduzieren. Die Verringerung der Abhängigkeiten ist auch ein
implizites Ziel der Energiewende.
Ansätze gibt es viele: Erdwärme, vermehrter Einsatz erneuerbarer Energien zur Substitution
von Erdgas als Brennstoff im Kraftwerk, Biogas, schließlich das Elektroauto.
Manche argumentieren, dass sich durch die Energiewende die Abhängigkeit von
Importen erhöht statt reduziert.
Das stimmt so nicht.
Tendenziell gibt es in Deutschland derzeit ein Überangebot an Erdgas. Da etliche
konventionelle Kraftwerke im Moment eher weniger als mehr laufen, ist eine Erhöhung der
Importe an Erdgas, Erdöl, Kohle und Uran nicht zu erwarten. Dass diese Kraftwerke nicht
laufen, hängt im Übrigen auch mit dem Erdgaspreis zusammen.
Die Energieversorgungsunternehmen warten ab
Falls sich die Situation tatsächlich zuspitzen sollte, verfügt Deutschland über große
Erdgasmengen als Reserve in den Speichern. Außerdem bestehen andere
Bezugsmöglichkeiten – aus Norwegen oder den Niederlanden.
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Michael Salcher
Head of Energy & Natural Ressources
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ZUSAMMENGEFASST
»Wir müssen uns nach anderen Energiequellen umsehen und
versuchen, die Menge an importierten Energieträgern zu reduzieren.
Die Verringerung der Abhängigkeiten ist auch ein implizites Ziel der
Energiewende.«
Ein Engpass ist in zwei Szenarien denkbar: Entweder die Durchleitung des Gases durch die auf
ukrainischem Boden laufenden Pipelines wird behindert – aus welchen Gründen auch immer. Oder aber
die Gazprom wird durch politische Kräfte gezwungen, die Belieferung zu drosseln oder einzustellen. Wir
müssen uns nach anderen Energiequellen umsehen und versuchen, die Menge an importierten
Energieträgern zu reduzieren. Die Verringerung der Abhängigkeiten ist auch ein implizites Ziel der
Energiewende.
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