Biotechnologie / Life Sciences in Baden

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Grüne Kohle aus
21.05.2013
Biotechnologie & Bioökonomie
Bioenergie in BadenWürttemberg
Grüne Kohle aus Pflanzen - CO2-neutral und
unerschöpflich
Es ist eine Frage der Zeit, bis Kohle und Erdöl zur Neige gehen. Als Alternative
lassen sich Pflanzen in fossile Energieträger umwandeln ­ mit dem Vorteil, dass
bei der Verbrennung im Schnitt nur so viel CO2 frei wird, wie die Pflanze aus der
Atmosphäre aufgenommen hat. Die Hohenheimer Professorin Andrea Kruse
entwickelt Verfahren, wie sich grüne Pflanzen möglichst komplett industriell
verwerten lassen.
Als junges Mädchen in Darmstadt fand Kruse
Chemie immer schrecklich. Sie kann sich noch genau
erinnern, wie ihr Vater - ein Chemiker - sie mit
seinem Fachwissen überschüttete, sobald sie es
nur wagte, irgendetwas in diesem Bereich zu
fragen. Dafür wollte die gebürtige Braunschweigerin
irgendetwas mit Physik machen. Das schien ihr viel
interessanter zu sein. Doch es sollte anders
kommen, dank eines guten Chemie-Lehrers, der in
der damaligen Abiturientin das Feuer für die Welt
Prof. Andrea Kruse erklärt, wie
der Moleküle entfachte. Kruse studierte in
aus Biomasse künstliche Kohle
Heidelberg Chemie und spezialisierte sich zunächst wird. (© H. Braitmaier)
auf physikalische Chemie, und später auf die
anwendungsorientiertere technische Chemie. In der Nutzung von Biomasse fand sie
letztendlich ihre persönliche Herausforderung. „Biomasse ist kein Reinstoff, selbst
Standort und Wetterbedingungen haben einen Einfluss auf die Inhaltsstoffe", erklärt
die 48­Jährige, „und daraus soll ein möglichst einheitliches Produkt entstehen".
Der Fachbegriff, der Kruses Forschung treffend zusammenfasst, heißt Bioraffinerie.
„Wir möchten die ganze Pflanze nutzen, um viele hochwertige Produkte zu
erzeugen", erklärt Kruse und fügt hinzu: „Das schaffen wir nicht zu 100 Prozent,
dann stellen wir eben noch ein paar weniger hochwertige Produkte her." Aus
nachwachsenden grünen Pflanzen will das Team um Kruse in nur wenigen Stunden
künstliche Kohle herstellen, wofür die Natur normalerweise Millionen von Jahren
benötigt. Aber auch Öl, das zu Kraftstoffen veredelt werden kann, Wasserstoff für
Brennstoffzellen und chemische Synthesen oder Basischemikalien für Kunststoffe
lassen sich daraus erzeugen, die normalerweise aus Erdöl hergestellt werden.
Alchemie im Dampfkochtopf
Biokohle sieht aus und
verhält sich ähnlich wie
natürliche Braunkohle.
(© Roland Fritz/
Christina Ceccarelli)
Biotechnologie &
Bioökonomie
Die meisten bisherigen Verfahren sind auf trockene
Biomasse wie Heu, Stroh oder Holz beschränkt, die nicht
mehr als zehn Prozent Wasser enthalten darf. Kruses Team
hingegen will auch grüne Pflanzen mit einem Wassergehalt
von 80 bis 90 Prozent nutzen. Das Prinzip dahinter, die
"hydrothermale Karbonisierung", klingt einfach: „Sie geben
die breiige nasse Biomasse in etwas, das aussieht wie ein
Dampfkochtopf, und lassen die Masse bei 200 Grad Celsius
und einem Druck von circa 20 bar für vier Stunden kochen",
erklärt die Chemikerin. Heraus kommt schwarze Kohle in
wässriger Lösung, die noch etwa 80 Prozent des
ursprünglichen Kohlenstoffgehalts und damit Energie des
Ausgangsmaterials enthält. Aus dem schwarzen Brei muss
schließlich noch das Wasser herausgepresst werden. Bei
höheren Temperaturen und Drücken entstehen letztendlich
Öle und Wasserstoff.
Die „Biokohle" sieht nicht nur aus wie natürliche Braunkohle, sie hat auch den
gleichen Heizwert und ließe sich problemlos in Kraftwerken zu Strom oder Heizwärme
verfeuern - und das klimaneutral. Noch ist es deutlich teurer Biokohle herzustellen,
als Braunkohle abzubauen. „Der eigentliche Charme besteht darin, dass man das
Verfahren zum Beispiel mit Biogasanlagen kombinieren könnte, indem man den
Gärrest daraus weiter karbonisiert", sagt Kruse. Auch Nahrungsmittelreste, die sonst
vielleicht weggeworfen werden, lassen sich karbonisieren, beispielsweise die Blätter
von Zuckerrüben, Biertreber oder Abfälle bei der Saftherstellung. „Im Prinzip gehen
alle grünen Pflanzen", erklärt Kruse. Die ersten Firmen stehen schon in den
Startlöchern, um Biokohle kommerziell herzustellen.
Kohle für Ofen und Boden
Auf kargen Böden aufgebracht, könnte die Biokohle auch Nährstoffe und Wasser
binden. Dieses alte Wissen eines Amazonas­Volkes wäre in Zukunft auch für
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Glossierung an
Deutschland interessant, meint die Chemikerin: „Wenn es wegen des Klimawandels
weniger regnet, ist eine Wasser-Speicherung sinnvoll." In dem nachwachsenden
Rohstoff Pflanze steckt noch viel Potenzial, das Kruse zu nutzen gedenkt. Momentan
teilt sie ihre Arbeitszeit auf zwischen dem Lehrstuhl an der Universität Hohenheim
und einer Forschungsgruppe am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die
Biomasse-Expertise in Hohenheim und das ingenieurwissenschaftlich-chemische
Wissen am KIT sind eine gute Kombination, um den ganzen Weg von der Pflanze zum
Produkt zu gehen, findet Kruse.
Trotz der zeitraubenden Pendelei zwischen ihrem Wohnort in Bruchsal und den
beiden Arbeitsstätten sowie einer ausklingenden Erkältung wirkt die gelockte Frau
mit der Brille stets fröhlich. Ausgleich findet sie inmitten von zahlreichen
Hortensientöpfen auf ihrem Balkon. „Ich habe meine Hortensien aber noch nie
karbonisiert", sagt sie lachend, „ginge jedoch".
hb - 21.05.2013
© BIOPRO Baden­Württemberg GmbH
Ein Beitrag von:
Weitere Informationen zum Beitrag:
Prof. Dr. Andrea Kruse
Institut für Agrartechnik/
Fg. Konversionstechnologie und Systembewertung nachwachsender Rohstoffe
Universität Hohenheim
Garbenstr. 9
70599 Stuttgart
Tel.: 0711/ 459 - 24700
E-Mail: Andrea_Kruse(at)uni-hohenheim.de
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