Rekombinante Wirkstoffe - Goethe

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Rekombinante Wirkstoffe!
9. Vorlesung!
Prof. Dr. Theo Dingermann Ins2tut für Pharmazeu2sche Biologie Goethe-­‐Universität Frankfurt [email protected]­‐frankfurt.de 2. Indikationen!
für Alpha-Interferone!
Hepatitiden als Hauptindikation für rekombinante Alfa-Interferone:
Die Hauptindikation der rekombinanten Alfa-Interferon-Präparate ist
zwischenzeitlich ganz eindeutig die Behandlung der chronischen Hepatitis C. AlfaInterferone haben die Behandlung dieser schweren Infektionskrankheit
revolutioniert.
Aber auch bei chronischer Hepatitis B sind Alfa-Interferon-Präparate indiziert.
2. Indikationen!
für Alpha-Interferone!
Hepatitis B
Die Hepatitis B gehört weltweit zu den häufigsten ansteckenden Krankheiten.
Weltweit haben etwa 2 Milliarden Menschen eine HBV-Infektion durchgemacht und
5 bis 7% der Weltbevölkerung (ca. 350 Millionen Menschen) sind chronisch mit
HBV infiziert.
Jedes Jahr treten ca. 4 Millionen akute klinische Hepatitis-B-Fälle auf und jedes
Jahr sterben ca. 1 Million Menschen an einer chronischen Hepatitis, Leberzirrhose
oder Leberkarzinom.
In der Bundesrepublik Deutschland ist bei 7 % der Gesamtbevölkerung anti-HBc
als Merkmal einer durchgemachten HBV-Infektion nachweisbar. Davon sind 0,6 %
(95% Vertrauensbereich 0,3 – 0,8%) chronische HBsAg-Träger. Dies entspricht
300.000 bis 650.000 Personen.
Die Hepatitis B steht in Deutschland an zweiter Stelle (30 %) bei den viral
bedingten Leberentzündungen.
2. Indikationen!
für Alpha-Interferone!
Hepatitis B
Die Hepatitis B wird durch das Hepatitis-B-Virus (HBV) verursacht, von dem
mittlerweile acht verschiedene Genotypen (A – H) und acht HBsAg-Subtypen
bekannt sind. HBV gehört zu den Hepatitis-DNA-Viren (Hepadnaviren) mit einem
zirkulären und teilweise doppelsträngigen DNA-Genom und einer Lipidhülle und ist
somit nicht mit HAV verwandt.
Der größte Leserahmen codiert für die
Polymerase, die als Reverse Transkriptase und
RNaseH fungiert und außerdem am N-Terminus
die Sequenzen des terminalen Proteins trägt,
das kovalent mit dem 5’-Ende des
Minusstranges verknüpft wird. Der zweitgrößte
Leserahmen codiert für die verschiedenen
Formen des Oberflächenproteins HBsAg. Die
anderen beiden Leserahmen codieren für das
Capsid-Protein HBcAg und das sezernierte
Protein HBeAg sowie für das so genannte XProtein (HBx).
2. Indikationen!
für Alpha-Interferone!
Hepatitis B
Zwischen einer Infektion mit HBV und der Erkrankung kann ein Monat, aber auch
mehr als ein halbes Jahr liegen (im Durchschnitt etwa 60 – 90 Tage).
Die akute Erkrankung verläuft in etwa der Hälfte bis zwei Drittel der Fälle ohne
auffällige Beschwerden.
Ein schwerer Verlauf mit Leberversagen tritt nur selten auf.
Eine akut unauffällige Hepatitis geht häufiger in eine chronische Form über.
Ebenfalls gilt: Je jünger der Infizierte ist, desto eher verläuft die Hepatitis B
chronisch, z.B. bei Neugeborenen.
Die Chronifizierungsrate liegt bei Erwachsenen bei 5 bis 10 %, bei Kindern bei 25
bis 50 % und bis zu 90 % bei Neugeborenen!
2. Indikationen!
für Alpha-Interferone!
Hepatitis B
In der Akutphase wird die Hepatitis B nur symptomatisch behandelt.
Seit einiger Zeit ist in Deutschland die Therapie mit Lamivudin zugelassen (Zeffix®;
der in der HIV-Therapie eingesetzte Wirkstoff ist unter dem Handelsnamen Epivir®
zugelassen).
Für die chronische Hepatitis B kann Interferon alpha eingesetzt werden.
Die Therapie mit Interferon alpha dauert meist 6 Monate und führt bei ca. 40 % der
Patienten zu einer anhaltenden Remission.
Ein Fortschreiten der Erkrankung und ein Übergang in eine Leberzirrhose wird
somit verhindert.
Pegyliertes Interferon ist leider für die Behandlung der chronischen Hepatitis B
noch nicht zugelassen. Es laufen jedoch zur Zeit Studien, die auch hier zur
Zulassung führen könnten.
Alternativ kann die chronische Hepatitis B mit auch mit Lamivudin oder aber
Adefovir behandelt werden.
2. Indikationen!
für Alpha-Interferone!
Hepatitis B
Auch bei der Hepatitis B bietet eine Impfung den besten Schutz vor einer Infektion.
Geimpft wird mit einem gentechnisch hergestellten Impfstoff, der keine Infektion
hervorrufen kann.
Der Impferfolg liegt bei fast 100 %, lediglich eine Immunschwäche verschlechtert
das Ergebnis.
Bei einer möglichen Ansteckung kann nur innerhalb der ersten Stunden danach mit
einer passiven Immunisierung durch Immunglobuline die Gefahr einer Infektion
verringert werden. Die Behandlung sollte aber immer in Kombination mit einer
aktiven Impfung erfolgen.
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für Alpha-Interferone!
Hepatitis C
Die chronische Hepatitis C ist ein großes Gesundheitsproblem, auch deshalb weil
die Infektion bei etwa 75 % der Infizierten ohne auffällige klinische Symptome oder
nur mit unspezifischen, grippeähnlichen Krankheitsbildern verläuft.
Bei 25 % kommt es zu einer akuten, häufig milderen Hepatitis mit meist nur mäßig
erhöhten Transaminasewerten.
Die Diagnose "chronische Hepatitis C" ist oft nur ein Zufallsbefund.
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für Alpha-Interferone!
Hepatitis C
Die Zahl der mit HCV-Infizierten wird weltweit auf 170 Millionen geschätzt. Das
sind immerhin 3 % der Weltbevölkerung.
In Deutschland leben ca. 400.000 bis 500.000 Hepatitis-C-Infizierte.
Die meisten wissen nichts von ihrer Erkrankung und können so immer weitere
Personen mit HCV anstecken. Das Robert-Koch-Institut in Berlin geht von jährlich
mehr als 5.000 Neuinfektionen aus
Das Virus wird vor allem durch Blut und
Blutprodukte übertragen. Eine Infektion ist z.B.
möglich durch Nadelstichverletzungen (ca. 2 – 3
%, zum Vergleich: HIV ca. 0,4 %, HBV: ca. 6 – 30
%) oder Wunden (z.B. Abszesse, Schnittwunden,
Hautschürfungen), die mit infiziertem Blut in
Kontakt kommen.
Das Risiko einer sexuellen Übertragung ist
ebenfalls möglich, aber geringer (ca. 5 %) als bei
HBV (ca. 30 %) oder HIV (10 – 15 %).
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für Alpha-Interferone!
Hepatitis C
HCV ist ein umhülltes Virus, von dem mittlerweile 7 verschiedene Genotypen und
84 Subtypen bekannt sind.
Das Hepatitis-C-Virus gehört zur Gruppe der Flaviviridae und besitzt ein
einzelsträngiges Plusstrang-RNA-Genom mit einer Länge von ca. 9.500
Nukleotiden. Auf diesem Genom sind verschiedene Gene und Kontrollregionen
kodiert.
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für Alpha-Interferone!
Hepatitis C
C, E1 und E2 sind Strukturproteine, wobei C das Capsid bildet und E1 sowie E2
glycosylierte Membranproteine sind. P7, NS2, NS3, NS4 und NS5 sind
Nichtstrukturproteine, die als Enzyme oder Cofaktoren an der Replikation des
Virusgenoms beteiligt sind. NS4 und NS5 werden jeweils noch in einen A- und
einen B-Teil gespalten.
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für Alpha-Interferone!
Hepatitis C
Bis heute wurden 7 HCV-Hauptgenotypen identifiziert
Genotyp
Subtyp (19 bestätigte und 65 unbestätigte)
1
a, b, c, und 10 unbestätigte
2
a, b, c, k und 14 unbestätigte
3
a, b, k und 7 unbestätigte
4
a und 20 unbestätigte
5
a
6
a, b, d, g, h, k und 14 unbestätigte
7
a
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für Alpha-Interferone!
Hepatitis C
Diese Genotypisierung ist aus medizinisch/pharmazeutischer Sicht deshalb von
Bedeutung, weil die verschiedenen HCV-Genotypen abhängig von der Viruslast
unterschiedlich gut auf die Therapie ansprechen:
•  Eine Hepatitis C, verursacht durch den Genotyp 1 lässt sich – vorausgesetzt die
„Patientencompliance" stimmt – mit bis zu 63 %iger Wahrscheinlichkeit heilen.
•  Sind Patienten mit den Genotypen 2 oder 3 infiziert, kann abhängig von der
Viruslast in 86 bis 100 % aller Fälle eine „anhaltende Viruselimination“ erzielt
werden.
•  Selbst so genannte „schwierige Fälle“, die früher kaum Aussicht auf Erfolg hatten
(Genotyp 1 mit hoher Viruslast), können durch die neue Kombinationstherapie –
immer vorausgesetzt, man hält sich als Patient zuverlässig an die
Therapierichtlinien – mit 54 % Wahrscheinlichkeit geheilt werden.
Diese „anhaltende Viruselimination“ ist erreicht, wenn nach einem halben Jahr
nach Beendigung der Therapie kein Virus mehr nachzuweisen ist.
2. Indikationen!
für Alpha-Interferone!
Hepatitis C
Zwischen einer Infektion und der Erkrankung bzw. Serokonversion können 2 bis 24
Wochen liegen (in der Regel 6 – 9 Wochen)! Die akute Infektion verläuft meist
unproblematisch mit milden Symptomen. Eine Gelbsucht ist selten. Viele Infizierte
bemerken somit nicht, dass sie sich infiziert haben.
Hepatitis
Inkubationszeit
Chronischer Verlauf
Hepatitis A (HAV)
15 – 50 Tage
Nein, nur akute HA
Hepatitis B (HBV)
1 – 6 Monate
5 – 10 % einer akuten HB
Hepatitis C (HCV)
20 Tage bis 6 Monate
50 – 85 %
Hepatitis D (HDV)
1 – 6 Monate
Inf. zeitgleich mit HBV: 10 %
Inf. bei bestehender HB: 90 %
Hepatitis E (HEV)
2 – 8 Wochen
Nein
Hepatitis G (HGV)
unklar
Ja, Häufigkeit unbekannt
2. Indikationen!
für Alpha-Interferone!
Hepatitis C
HCV befällt nicht nur die Leberzellen, sondern auch andere Körperzellen.
Somit kann sich die Erkrankung auch an anderen Organen zeigen.
Die Folgen davon können ein Versiegen des Speichelflusses, eine Schädigung der
Schilddrüse oder eine Entzündung der Nieren sein.
Weitere Beschwerden sind stoffwechselbedingte Hautveränderungen und eine so
genannte Kryoglobulinbildung, bei der es bei Kälte zu einem Zusammenklumpen
von Eiweißen im Blut kommt. Die Folgen sind Durchblutungsstörungen in Fingern
und Zehen sowie Gelenkschmerzen.
5. An2infek2va (Rekombinante Alfa-­‐Interferone) Interferon-­‐alfa-­‐2a (Lys–23; His–34) Roferon A®/Roche E. coli Peginterferon-­‐alfa-­‐2a Pegasys® Basal/Roche E. coli Interferon-­‐alfa-­‐2b (Arg–23; His–34) Intron A®/SP Europe E. coli Peginterferon-­‐alfa-­‐2b (Arg–23; His–34) PegIntron®, ViraferonPeg® und Vitron®/SP Europe E. coli Peg-Interferone alfa
Indikation:
1. Chronische Hepatitis B:
•  Pegasys® ist indiziert zur
Behandlung der HBeAg-positiven
und HBeAg-negativen chronischen
Hepatitis B bei erwachsenen
Patienten mit kompensierter
Lebererkrankung, mit Nachweis
viraler Replikation, erhöhten GPTWerten und histologisch verifizierter
Leberentzündung und/oder –fibrose.
Peginterferon-­‐alfa-­‐2a (Lys–23; His–34)
Peginterferon-­‐alfa-­‐2b (Arg–23; His–34)
Peg-Interferone alfa
Indikation:
2. Chronische Hepatitis C:
•  Pegasys® ist indiziert zur
Behandlung erwachsener Patienten
mit chronischer Hepatitis C, deren
Serum HCV-RNA-positiv ist,
einschließlich Patienten mit
kompensierter Zirrhose und/oder mit
einer klinisch stabilen HIVBegleitinfektion.
Peginterferon-­‐alfa-­‐2a (Lys–23; His–34)
Peginterferon-­‐alfa-­‐2b (Arg–23; His–34)
Peg-Interferone alfa
Indikation:
2. Chronische Hepatitis C:
•  Pegasys® wird bei Patienten mit
chronischer Hepatitis C am besten in
Kombination mit Ribavirin
angewendet. Diese Kombination ist
sowohl bei nicht vorbehandelten
Patienten indiziert als auch bei
Patienten, die vorher auf eine
Therapie mit Interferon alfa
angesprochen und nach Absetzen
der Therapie einen Rückfall erlitten
haben.
•  Die Monotherapie ist hauptsächlich
bei einer Intoleranz oder
Kontraindikationen gegen Ribavirin
indiziert
Peginterferon-­‐alfa-­‐2a (Lys–23; His–34)
Peginterferon-­‐alfa-­‐2b (Arg–23; His–34)
Peg-Interferon alfa-2a
Pegasys®
Pegasys® enthält Peginterferon-alfa-2a, ein mit bis-[MonomethoxyPolyethylenglykol] (PEG) kovalent verknüpftes, gentechnisch hergestelltes Derivat
des natürlichen Interferon-alpha-2a.
Peginterferon-alfa-2a unterscheidet sich von dem humanen Interferon alpha-2a
durch ein zusätzliches Methionin am N-Terminus und durch die fehlende
Glycosylierung. Das N-terminale Methionin, das auf dem Expressionsplasmid
codiert ist, wird zu einem großen Anteil während der Produktion wieder entfernt, so
dass der größte Teil des Wirkstoffs hinsichtlich der Aminosäuresequenz mit dem
humanen Interferon alpha-2a identisch ist und dann aus 165 Aminosäuren besteht.
Peg-Interferon alfa-2a
Pegasys®
Pegasys® enthält Peginterferon-alfa-2a, ein mit bis-[MonomethoxyPolyethylenglykol] (PEG) kovalent verknüpftes, gentechnisch hergestelltes Derivat
des natürlichen Interferon-alpha-2a.
Pegasys® ist an α- and εAminogruppen von
Lysinresten mit ca. 40 kDa
großen, verzweigten PEGKetten modifiziert.
Peg-Interferon alfa-2a
Pegasys®
Parameter
Standard IFN
Alfa
Linear PEG
(5 kD) IFN
Alfa-2a
Linear PEG
(12 kD) IFN
Alfa-2b
Verzweigte
PEG-Kette
IFN Alfa-2a
(40 kD)
tmax [h]
7,3 – 12
20
20
80
t1/2abs [h]
2,3
Ähnlich wie
IFN
20
50
Verknüpfung
am IFN
UrethanAmid-Bindung
Bindung, meist meist an Lysin
an Histidin
Vd [L]
31 – 73
Ähnlich wie
IFN
Ähnlich wie
IFN
8 – 12
CL [L/h]
6,6 – 29,2
2,5 – 5,0
0,725
0,06 – 0,10
t1/2β [h]
3–8
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