"Fair Trade"? - Rainer Wermelt

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Nachhaltigkeit durch
"Fair Trade"?
Das Beispiel Rio Sixaola in Costa Rica
Abendgymnasium der Stadt Münster
WS 2011/12
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S4
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EK-Leistungskurs
Klausur Nr.: 1
Rainer Wermelt
Klausur
Aufgaben:
1. Einleitung: Lokalisieren und beschreiben Sie kurz den Naturraum Costa Ricas. (Klima,
Vegetation, Böden)
2. Beschreiben Sie den Anbau von "Cash Crops" in Costa Rica
3. Bewerten Sie die Möglichkeiten einer nachhaltigen Landnutzung durch Ausweitung des
"fairen" Handels.
Material:
1. M1 | Klimadiagramm von Puerto Limon | Quelle: Klimadiagramme.de
2. M2 | Bananenanbau in Costa Rica - Produktion (in Tonnen) und Erlöse (Exporterlöse in
3.
4.
5.
6.
7.
1.000 US $) | Quelle: FAO (food and agriculture organisation of the United Nations)
M3 | Entwicklung der "Bananenwirtschaft" Costa Ricas | Quelle: www.wikipedia.de
M4 | Entwicklung des Düngemittelverbrauchs (gesamte Landwirtschaft) und der
Herktarerträge (nur Bananenproduktion) Costa Ricas | Quelle: FAO (food and agriculture
organisation of the United Nations)
M5 | Umweltzerstörung in Costa Rica | Auszug aus Diercke Weltatlas, 3. Auflage 1992
M6 | Rio Sixaola und TRANSFAIR - Beispielhafte Zusammenarbeit im fairen Handel |
Quelle: Materialien für den Sekundarunterricht II, Geographie: Entwicklungsländer,
Schroedel Schulbuchverlag 2001
M7 | Text zur Rio Sixaola und Aufstellung der Preise und Auszeichnungen | Quelle: -keine
Angabe(nach
Internetrecherche
am
2011-11-16:
http://www.b-am.de/Tresor/sixaola_die_faire_banane_mit_internationalem_...)
Inhalt
• Klausur: Nachhaltigkeit durch "Fair Trade"?
• Aufgaben
• Material
• Inhalt
• 1. Costa Rica
• 1.1. Lokalisierung
• 1.2. Das Klima in Costa Rica
• 1.2.1. Niederschläge
• 1.2.2. Temperaturen
• 1.2.3. Jahreswerte
• 1.3. Vegetation
• 1.4. Böden
• 2. Der Anbau von "Cash Crops"
• 2.1. "Cash Crops" - historische Entwicklungen
• 2.2. Produktion auf Kosten der Natur
• 2.2.1. Gründe
• 2.2.2. Bevölkerungszunahme
• 3. Bewertung der Möglichkeiten einer nachhaltigen Landnutzung durch die
Ausweitung des "fairen Handels"
• 3.1. Ökonomie
• 3.2. Ökologie
• 3.3. Soziales
• 3.4. Bedeutung des "fairen" Handel
• 3.5. Fazit
• Ergänzungen
Nachhaltigkeit durch "Fair Trade"?
Das Beispiel Rio Sixaola in Costa Rica
1. Costa Rica
1.1. Lokalisierung
Costa Rica ist ein lateinamerikanischer Staat in Mittelamerika. Östlich grenzt er an das Karibische
Meer, im Westen hingegen an den Pazifischen Ozean. Im Norden grenzt Costa Rica an Nicaragua
wo der Fluß San Juan und der Nicaraguasee eine natürliche Grenze bilden. Die andere Grenze im
Südwesten ist die zu Panama. Hier verläuft die Staatsgrenze durch den Höhenzug der "Cordillera
de Talmanuca".
Costa Rica hat eine Ost-West-Ausdehnung von ca. 400 km. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt
hingegen nur etwa 300 km.
Das Zentrum Costa Ricas liegt bei 10°N und bei etwa 85°W (N=nördliche Breite; W=westliche
Länge). Costa Rica liegt somit in den immerfeuchten Tropen.
Die Hauptstadt ist San Jose.
Costa Rica wird von Nord-West nach Süd-Ost von einer Gebirgskette durchzogen. Die "Cordillera
de Talmanuca" ragen mit einzelnen Gipfeln über 3000 m heraus. Aber auch im Norden hat z.B. der
Miravalles noch 2048 m über NN. Diese Gebirgskette "teilt" das Land quasi in eine "pazifische"
und eine "karibische" Seite. Aus diesem Höhenzug fließen zahlreiche Flüsse in das karibische Meer
sowie in den Pazifik.
Costa Rica wird von der Pan Americana von Nord nach Sür durchzogen. Von Ost nach West führt
ebenfalls eine Fernstraße sowie eine Eisenbahnlinie von Puntarenas nach Limon. Diese verbinden
die wichtigen Häfen auf der jeweiligen Landesseite.
Für diese Lokalisierung stand das Material M5 sowie der Atlas zur Verfügung.
1.2. Das Klima in Costa Rica
Zur Beschreibung des Klimas steht das Material M1 sowie der Atlas zur Verfügung. Das Klima wird
hier an Hand des Klimadiagrammes für Puerto Limon (10°N / 83°W) exemplarisch beschrieben.
Die Station liegt auf 5 Höhenmetern.
1.2.1. Niederschläge
Das Klima in Puerto Limon ist voll humid. Die Niederschläge liegen im Durchschnitt in allen
Monaten über 1000 mm. Auffallend sind zwei ausgeprägte Regenzeiten. Die eine von April bis
August mit einer auffälligen Spitze im Juni in der über 400 mm im langjährigen Durchschnitt
niedergehen.
Eine zweite Regenzeit dauert von Oktober bis Januar. Der im Durchschnitt Niederschlagsreichster
Monat ist hier der Dezember mit durchschnittlich ebenfalls über 400 mm. Der im langjährigen
Mittel "trockenste" Monat ist der September mit im Durchschnitt 143 mm, der "feuchteste" im
langjährigen Mittel ist der Dezember mit im Durchschnitt 455 mm Niederschlag.
Die tägliche Niederschlagsmenge ist laut Karte (2) im Atlas auf Seite 202, sehr unterschiedlich und
reicht von keinem bis zu ca. 120 mm am Tag.
1.2.2. Temperaturen
Die durchschnittliche Tagestemperatur liegt das ganze Jahr über annähernd konstant zwischen
24°C und 26°C. Somit liegt hier ein Tageszeitenklima vor. Der im Durchschnitt "kälteste" Monat ist
der Januar mit einem Mittelwert von 24,3°C, der "wärmste" Monat hingegen ist der Mai mit 26,1°C
im Mittel.
1.2.3. Jahreswerte
Die Jahresmittel-Temperatur beträgt 25,3°C. Die durchschnittliche Jahresniederschlagssumme
3518 mm.
1.3. Vegetation
In Costa Rica gibt es laut Atlas (S. 203 (4)) drei größere Vegetationsregionen. Im Norden und
Süden befinden sich regenreiche, heiße Tieflandgebiete. Im Westen befindet sich ein
wechselfeuchtes, heißes Tiefland. Das Gebiet der "Cordillera de Talmanuca" bildet hingegen eine
höhere, kühlere Region.
Insbesondere diese Höhenregion ist ursprünglich mit tropischen bzw. subtropischen Regenwald
bewachsen. Die niedriger gelegenen Gebiete sind laut Atlas (S. 202 (1)) Weide, Grassteppe oder
z.T. Buschwald.
Die natürliche Vegetation ist in den letzten 70 Jahren stark zurückgedrängt worden und kommt
heute nur noch in wenigen, kleinen biologischen Reservaten und Nationalparks vor (siehe Atlas S.
202 (2)).
1.4. Böden
Gemät dem Atlas (S. 224, Karte (1)) handelt es sich um lateritische Böden, typisch für einen
tropischen Regenwald. Eine genauere Beschreibung kann aufgrund mangelnden Materials hierzu
nicht gegeben werden.
2. Der Anbau von "Cash Crops"
Aus dem Atlas geht hervor, dass in Costa Rica vornehmlisch Kaffee, Bananen, Baumwolle und
Ölpalmen angebaut werden. Diese "Cash Crops" dienen dem Verkauf auf dem Weltmarkt.
Nachfolgend
soll
insbesonders
auf
die
Banane
eingegangen
werden.
Zunächst aber ein paar allgemeine Betrachtungen.
2.1. "Cash Crops" - historische Entwicklungen
Vom Anfang der 1960er Jahre bis in die späten 1980er Jahre hinein konnte Costa Rica laut M4 die
jährlichen Bananen-Erträge pro Hektar (mit größeren Schwankungen in der zweiten Hälfte der
970er Jahre) mehr oder weniger stetig steigern und erreichte 1989 einen Spitzenwert von ca. 60
Tonnen/ha. Dieser Wert konnte im Betrachtungszeitraum (1961-2001) nie wieder erreicht werden.
Bis 1995 sanken die Bananenerträge pro ha auf ca 40 Tonnen. Dieser "Einbruch" konnte bis 1988
nur z.T. wett gemacht werden. In den letzten Jahren des Betrachtungszeitraumes pendelte sich das
Niveau etwa bei 50 Tonnen Bananen pro Hektar ein.
Auffällig an dem Diagramm aus M4 ist, dass von 1995 bis 2000 deutlich mehr Düngemittel
eingesetzt wurden, als dies nach den Steigerungen von 1961 bis 1995 (die eher linear verliefen) zu
erwarten gewesen wäre.
Diese Beobachtung geht einher mit einem zweiten "Phänomen" das sich aus M2 ergibt: Seit 1996
sinken die Exporterlöse, die sich in den Jahren zuvor stets steigerten. Und dies bei
gleichbleibender Produktionsmenge in den Jahren 1995 und 1997.
Hier liegt die Vermutung nahe, das dier versucht wurde, die fallenden Erlöse durch mehr
Produktion wieder aufzufangen. Dabei spielt die Banane selbst in Costa Rica eine immer geringere
Rolle für den Export des Landes. Dem Material M3 zur Folge lag er im Jahre 1960 noch bei 41%
und im Jahre 2000 nur noch bei 4%. Die Bedeutung des Bananenexportes für Costa Rica hat sich
somit (grundlegend) gewandelt.
2.2. Produktion auf Kosten der Natur
Dem Material M5 gemäß hat Costa Rica mit einer ganzen Reihe von Umweltproblemen zu
kämpfen. Erosion, Brände und Umweltverschmutzung sind hier insbesondere neben dem
"Raubbau an der Natur" durch Abholzung der Mangroven und der enorme Rückgang an Flächen
mit naturnahem Wald zu nennen.
2.2.1. Gründe
Ein Hauptgrund hierfür liegt in der Form des Anbaus: Bananen, Baumwolle, Kaffee und Ölpalmen
werden in Plantagen produziert. Monokulturen sind jedoch nicht umweltschonend da sie Pilz- und
Schädlingsbefall ebenso begünstigen wie starke Bodenerosion.
2.2.2. Bevölkerungszunahme
Auch die Bevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Dieser Trend hält laut Atlas S.
202 (2) unvermindert an. Dies verursacht einen entsprechenden sozialen Druck.
3. Bewertung der Möglichkeiten einer nachhaltigen Landnutzung durch die
Ausweitung des "fairen Handels"
Zur Bewertung der Frage müssen die drei Gesichtspunkte der Nachhaltígkeit zunächst einzeln
betrachtet werden.
3.1. Ökonomie
Der Export von Bananen ist für Costa Rica vergleichsweise unbedeutend (siehe M3). Daneben
gingen insbesondere die Erlöse aus dem Export zurück. Die Menge der nach Deutschland
verschifften Bananes ist im Vergleich zur Gesamtproduktion verschwindend gering (siehe M7 und
M2). Es ist nicht zu erwarten, dass siech diese Werte in den mächsten Jahren dramatisch
verändern.
3.2. Ökologie
Die "Rio Sixaola"-Plantage ist die einzige und zugleich auch eine sehr kleine Plantage. Im
Gesamtbild ist die Plantage kaum von Bedeutung auch wenn hier hohe Umweltstandarts
herrschen. Dadurch das diese Plantage die einzige ist, wird deutlich, wie ungleich schlechter die
ökologischen Bedingungen auf den Übrigen Plantagen sind.
Weitaus größere Flächen werden für den Anbau von Baumwolle und Kaffee "verbraucht". Für den
Bananenanbau fallen auch hier die Mengen kaum ins Gewicht. Die ökologischen Probleme Costa
Ricas sind weitaus komplizierter, vielschichtiger und tiefgreifender, als dass sie durch die
Ausweitung von fair gehandelten Früchten auch nur ansatzweise in den Griff zu bekommen wären.
3.3. Soziales
Die 50 Angestellten der Plantage sind eine nur sehr kleine Anzahl von Beschäftigten im Vergleich
zu denen die in der vonventionellen Landwirtschaft tätig sein müssen. Die besseren
Arbeitsbedingungen kommen nur einem sehr, sehr kleinen Teil der Gesamtbevölkerung zu gute
(M7).
Auch hier hat Costa Rica andere Probleme. Laut M5 gibt es weite Bereiche des Landes in denen
durch landlose Bauern brachliegende Flächen besetzt werden. Auch die Karte 2 auf Seite 202 des
Atlases gibt an, dass es immer wieder zu Konflikten zwischen Landbesitzern und Landlosen
kommt. Hier ist von immensen sozialen Spannungen im Land auszugehen.
3.4. Bedeutung des "fairen" Handel
Die Rio Sixaola-Plantage ist die einzige mit derart hohen Nachhaltigkeitstandarts. Dies macht sie
aber auch zu einem "Leuchtturm" für eine alternative Landwirtschaft. Gerade in einem Land wie
Costa Rica, in dem die konventionelle Landwirtschaft und der Raubbau an der Natur so verbreitet
sind, tut es dringend Not, Zeichen zu setzen.
Es ist wichtig zu zeigen das es wirksame und funktionierende Alternativen zum bisherigen Handeln
gibt um somit ein Umdenken in Gang setzen zu können. Die zahlreichen Auszeichnungen und
Ehrungen (M7) sind ein deutliches Zeichen dafür, dass die Wichtigkeit eines neuen Bewußtseins
erkannt wurde. Sie bieten ein adäquates Mittel, auf solche Alternativen hinzuweisen.
3.5. Fazit
Die Möglichkeiten durch "fairen" Handel die Landnutzung in Costa Rica nachhaltig zu gestalten
sind sehr begrenzt. Dennoch ist es wichtig, solche Projekte zu fördern. Sie zeigen Alternativen zur
herkömmlichen Landwirtschaft auf und können unter Umständen ein Umdenken herbeiführen.
Durch solche Projekte wie der "Rio Sixaola"-Plantage verändert man nicht die Landwirtschft in
Costa Rica, vielleicht aber das Bewußtsein und das Denken in den Köpfen der Menschen.
Hier liegt der eigentliche Wert des "fairen" Handels.
Rainer Wermelt - Münster 2011-11-08
Ergänzungen
Weitere Informationen und Quellen:
• http://pdf.wri.org/bell/tn_1-56973-161-6_teaching_note_english.pdf
• http://www.freitag.de/1999/27/99270801.htm
Veröffentlicht auf: rainerwermelt.de (http://www.rainerwermelt.de)
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