Plötzlich zu Dritt

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Plötzlich zu Dritt
Ein Beitrag aus der
Babysprechstunde
der KJPD St. Gallen
Dr. med. Daniel Bindernagel
«Die heilige Familie» Rembrandt 1633
Überblick
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90 Familien pro Jahr (0-3) aus SG/AR/AI
2004 – 2013: 317 DC: 0-3R (von total 470)
171 Jungen und 134 Mädchen
50 % aller Väter wurden einbezogen
Team „Babysprechstunde“
Bindernagel
8.11.2013 Tagung Triemli
Klinische Arbeit, Ausbildung, Netzwerken, Outcome
2
Diagnosen (Achse 1 DC: 0-3R)
Keine Diagnose: 54"
Regulationsstörungen: 49
Anpassungsstörung: 37
"
Schlafverhaltensstörung: 23
"
Affektstörungen: 17
"
Posstraumatische Belastungsstörung: 13
"
Essverhaltensstörung: 7 "
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Tiefgreifende Entwicklungsstörung: 6
Sonstige Störung: 3
N = 209
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Bindernagel
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8.11.2013 Tagung Triemli
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3
Globaleeinschätzung
Eltern-Kind-Beziehung (Achse 2, PIRGAS)
50
51-60:
distressed
45
71-80:
perturbed
40
N = 180
61-70:
significantly
perturbed
35
30
41-50:
disturbed
25
81-90:
adapted
20
15
31-40:
disordered
10
91-100:
well adapted
21-30:
severely
disordered
5
11-20:
grossly
impaired
0
Bindernagel
8.11.2013 Tagung Triemli
4
Alter
N = 256
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Bindernagel
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5
Zuweiser
Selbst: 115
Arzt: 103
Mütter- und Väterberatung: 28
Andere: 10
KESB/Gericht: 7
N = 263
0
Bindernagel
20
40
60
80
8.11.2013 Tagung Triemli
100
120
140
6
Anzahl Konsultationen
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Mittelwert: 4,1
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Bindernagel
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Das schreiende Baby ist oft Ausdruck einer
erschwerten Regulation
Bindernagel
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Selbstregulation und Co-Regulation
biologisch und interaktiv bestimmte Verhaltens- und Affektzustände
Bereiche:
Wach- und Schlafphasen - Umstellsituationen - Essverhalten
Aufmerksamkeit - Gefühlsausdruck - Motorisches Verhalten
Selbstregulation
Eltern
Bindernagel
Co-Regulation
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Selbstregulation
Kind
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Die 2. Kernbotschaft:
Es ist ein
Wechselspiel !
Bindernagel
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eine Geburt:
4 neue
Herausforderungen!
Kind
Elternkindbeziehung
Triangulierung
Elternschaft
Familie
Modell von
Bindernagel und Mögel
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Lausanner Trialog Play (LTP)
Spiel zu Dritt ohne Therapeut mit Video
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5 Minuten ein Elternteil spielt mit Kind
5 Minuten anderer Elternteil spielt mit Kind
5 Minuten beide Eltern spielen mit Kind
5 Minuten beide Eltern sprechen miteinander, Kind ist für
sich
Bindernagel
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Familieninteraktionen «zu Dritt»
Aus Trianguläre Kommunikation,
E. Fivaz-Depeursinge,
Familiendynamik, Heft 2/2009
Allianzen für einen Dritten
und Ko-Elternschaft mit «Kind-im Zentrum»
fördern Triadische Kapazität und damit
prosoziale Entwicklungen
Bindernagel
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Interventionen in der Babysprechstunde
•  Diagnostisch-therapeutischer Abklärungsprozess
•  Regulationshilfen für Kind (Beratung der Eltern)
•  Entwicklungspsychologische Aufklärung (Beratung der
Eltern)
•  Entlastung der Beziehung von Ängsten/Stress
(therapeutische Arbeit mit den Eltern)
•  Eltern-Kind-Psychotherapie (interaktionsbasiert, z.B. mit
Video)
•  heilpädagogische, logopädische Förderung initieren
•  Beratung anderer Fachpersonen
•  Kindesschutz?
Bindernagel
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Fallbeispiel mit 2 Behandlungsphasen
Erste Anmeldung wegen Einschlafschwierigkeiten im Alter von 7 Monaten.
•  Diagnose: gut entwickelter, dysphorischer Säugling aufgrund von
Übermüdung durch Einschlafschwierigkeiten - Zunächst dysfunktionale
verstrickte, dann entspannte Mutter-Kind-Interaktion mit durch eigenen
Schlafmangel erschöpfter KM - In der Elternschaft verunsicherte Kindseltern
•  Behandlung: Therapeutische Elternarbeit mit Entwicklungsberatung und
modizifiertem Schlaftraining in insgesamt 4 Sitzungen
Zweite Anmeldung wegen erneuter Schlafprobleme, aber nun auch starker
Wutanfälle und extremes Trotzen im Alter von 2 Jahren
•  Anliegen KE: beide kommen an ihre Grenzen mit ihrer Tochter, sind
verunsichert und suchen Hilfe
•  Behandlung: Therapeutische Elternarbeit v.a. zur Stärkung der
mütterlichen Identität und Selbstvertrauens und triangulärer Kommunikation
in insgesamt 4 Sitzungen
Bindernagel
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Fazit der Videointervention
und weiteren Behandlung
•  Mütterliches Selbstvertrauen und Identität kann gestärkt werden
•  Ängste können in Fürsorge gewandelt werden (Vater und Mutter)
•  Elterliche Kooperation und triadische Kommunikation kann gestärkt
werden, dadurch weniger Ausschluss des Dritten
•  Probleme können auf der Paarebene lokalisiert werden, Kind wird
dadurch entlastet
•  Symptome des Kindes (Schlaf, Wutanfälle, Trotzen) gehen zurück
Bindernagel
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Literatur
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Berger M et. al. (2007) Leitlinien. Regulationsstörungen, psychische und psychosomatische
Störungen im Säuglings- und frühen Kleinkindalter, in: Cierpka M, Windaus E (Hrsg.)
Psychoanalytische Säuglings-Kleinkind-Eltern-Psychotherapie, Brandes & Apsel, Frankfurt
a.M.
Diagnostische Klassifikation : 0-3 Seelische Gesundheit und entwicklungsbedingte Störungen
bei Säuglingen und Kleinkindern, Zero to Three (1999) XIV, 130 S., Softcover ISBN:
978-3-211-83175-5, Revised Edition (2005) in englisch, ISBN-13: 978-0-943657-90-5
Fivaz-Depeursinge E (2009) Trianguläre Kommunikation, Familiendynamik, Heft 2/2009
Leitfaden Regulationsstörungen im Internet; AWMF online: Leitlinien der Deutschen
Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und – psychotherapie,
http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/11/028-028.htm
Möhler E, Resch F (2008) ADHS im Frühbereich. undkinder, Nr. 82/Dezember 2008, S. 41 - 47
Papousek M, Schieche M, Wurmser H (2004) Regulationsstörungen der frühen Kindheit,
Huber Bern
Von Klitzing K (1998) «Wenn aus zwei drei werden…» Ergebnisse aus einer prospektiven
Studie zur Entsteheung der Eltern-Kind-Beziehung, in: Bürgin D (Hrsg.): Triangulierung. Der
Übergang zur Erlternschaft. Schattauer Stuttgart
Von Klitzing K , Stadelmann S (2011) Das Kind in der triadischen Beziehungswelt, Psyche – Z
Psychoanal , S. 953 – 971
Von Wyl A, Bindernagel D, Mögel M, Zollinger R (2010) Schreibabies - Zur Behandlung von
Regulationsstörungen im Säuglingsalter, Schweiz Med Forum 10(6): 108 - 1010
Bindernagel
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