Heraeus Pressemitteilung mit Logo

Werbung
Primärprävention der Parodontitis:
Aufrechterhaltung der gingivalen Gesundheit durch
effektive individuelle Plaquekontrolle
Regensburg, 5.8.2016 – Parodontitis ist eine chronische, nicht
übertragbare Erkrankung, die eine Belastung für das öffentliche
Gesundheitswesen darstellt. An ihrer schweren Form leiden weltweit
über 11 Prozent der Erwachsenen. Sie gilt als Hauptursache für
Zahnverlust mit negativen Auswirkungen auf die Kaufunktion, Sprache,
Ästhetik, Lebensqualität sowie das Selbstwertgefühl und ist mit
mehreren systemischen chronisch-entzündlichen Erkrankungen
unabhängig assoziiert. Für die Deutsche Gesellschaft für
Parodontologie (DG PARO) sowie die europäische Gesellschaft für
Parodontologie (European Federation of Periodontology, EFP) ist diese
Problematik von hohem wissenschaftlichem Interesse. „Wirksame
Prävention von parodontalen und periimplantären Erkrankungen“ war
etwa Gegenstand des 11. European Workshop of Periodontology. Eine
von vier Arbeitsgruppen konzentrierte sich dabei auf Primärprävention.
Die Wissenschaftler bewerteten die Wirksamkeit von Maßnahmen zur
Plaque- und Gingivitisreduktion im Rahmen parodontaler
Präventionsprogramme. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden
inzwischen von der EFP und DG PARO für unterschiedliche Zielgruppen
- Zahnärzte, Fachpersonal und auch für Patienten – aufbereitet und
stehen für den Praxiseinsatz als Leitfäden zur Verfügung.
Obwohl nicht alle Patienten mit Gingivitis an einer Parodontitis erkranken werden, ist
die konsequente Behandlung der Gingivitis die wichtigste Maßnahme der
Primärprävention von Parodontitis, aber auch der Sekundärprävention, um einem
Rezidiv der Erkrankung bei erfolgreich therapierten Patienten vorzubeugen. Die
Plaqueentfernung und -kontrolle ist daher eine Schlüsselkomponente bei
parodontalen Präventionsprogrammen. Ein weiterer veränderbarer Risikofaktor, der
die Ausprägung von Parodontitis beeinflusst, ist das Rauchen. Deshalb ist es wichtig,
durch Verhaltensänderungen hohe Standards bei der täglichen Plaqueentfernung
lebenslang aufrechtzuerhalten und Risikofaktoren des Lebensstils zu reduzieren bzw.
möglichst zu eliminieren.
Prävention der Parodontitis durch Prävention einer Gingivitis
Der zweite EFP Präventions-Workshop unter Leitung von Prof. Iain Chapple
fokussierte sich auf das Thema Primärprävention von Parodontitis durch Management
der Gingivitis. Ziel der Arbeitsgruppe war die Bewertung der Wirksamkeit von vier
unterschiedlichen Maßnahmen: Zähneputzen, Interdentalraumreinigung, chemische
1
Plaquekontrolle sowie die lokale oder systemische Gabe von antiinflammatorischen
Substanzen (NSAIDs). Die kritische Überprüfung vorliegender Daten hat ergeben,
dass die individuell durchgeführte mechanische Zahnreinigung Plaque signifikant
verringert und den Entzündungsgrad der Gingiva verbessert. Dabei zeigen
wiederaufladbare, elektrische Zahnbürsten Vorteile gegenüber Handzahnbürsten. Für
die Reinigung der Zahnzwischenräume sind Interdentalraumbürsten das Mittel der
Wahl. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die professionelle Remotivation einen
zusätzlichen Nutzen für die individuelle Mundhygiene bringt. Die verfügbare
wissenschaftliche Evidenz reicht nicht aus, um die Anwendung
entzündungshemmender Substanzen zur Behandlung von Gingivitis zu empfehlen.
Optimale Plaquekontrolle setzt professionelle Mundhygieneinstruktion voraus
Die tägliche mechanische Entfernung von Plaque ist eine Grundlage der Behandlung
von Gingivitis und der Vermeidung eines parodontalen Rezidivs nach erfolgreicher
Parodontalbehandlung. Wenn sie korrekt durchgeführt wird, ist sie effektiv in der
Reduktion von Plaque und Gingivitis. Die professionelle Mundhygieneinstruktion
(MHI), die individuell den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Patienten angepasst
wird, ist unerlässlich, um den Patienten die Chance zu geben, das für ihn notwendige
Niveau an Zahnreinigung erreichen zu können. Geeignete Mundhygienetechniken
sollten mithilfe entsprechender Hilfsmittel am besten direkt im Mund des Patienten
demonstriert und die Umsetzung vor dem Verlassen der Praxis kontrolliert werden.
Zahnärztinnen und Zahnärzte sollten dieser entscheidenden Phase der Prävention
ausreichend Zeit einräumen und Patienten davon abhalten, eine Eigenbehandlung mit
oralen Pflegeprodukten ohne Diagnose und fachliche Beratung durchzuführen.
Patienten sollten verstehen, dass parodontale Prävention einen lebenslangen Einsatz
erfordert und dass der Weg zum Erfolg in der Zusammenarbeit mit dem
zahnärztlichen Team liegt.
Manuell oder elektrisch: Regelmäßige Zahnreinigung ist entscheidend
Für die Reduktion von Plaque und Gingivitis sind sowohl Handzahnbürsten als auch
elektrische Zahnbürsten effektiv. Gegenüber Handzahnbürsten können
wiederaufladbare elektrische Zahnbürsten Plaque noch wirksamer reduzieren. Bei der
Gestaltung der Bürstenköpfe gibt es jedoch momentan keine ausreichende Evidenz
für die Überlegenheit eines bestimmten Bürstendesigns. Textur und Anordnung der
Borsten sollten künftig systematisch bewertet werden, um ihre Wirkung, aber auch
mögliche negative Effekte zu beleuchten. Auch das Risiko gingivaler Rezessionen im
Zusammenhang mit Zähneputzen muss weiter untersucht werden. Empfehlungen an
Patienten sollten finanzielle Aspekte, aber auch ihre Geschicklichkeit und ihre
individuellen Bedürfnisse berücksichtigen. Bezüglich der Dauer unterstützen die
Experten die allgemein gültige Empfehlung, die Zähne zweimal täglich für je zwei
Minuten mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta zu putzen. Diese Maßnahme gilt in der
Primärprävention von Parodontitis bei Patienten mit niedrigem Risiko als wirksam, für
Patienten mit einem hohen Risiko oder in der Sekundärprävention reicht diese Zeit
meist nicht aus.
2
Interdentalraumbürsten sind bei der Zahnzwischenraumpflege Mittel der Wahl
Die tägliche Reinigung der Zahnzwischenräume ist unerlässlich für die
Gesunderhaltung der interdentalen Gingiva. Sie kann mit verschiedenen Hilfsmitteln
vorgenommen werden. Es gibt nur wenig Evidenz, um die Anwendung von Zahnseide
zur Reinigung der Interdentalräume zu empfehlen. Ihr Gebrauch sollte daher auf
Stellen beschränkt bleiben, an denen Hilfsmittel nicht eingesetzt werden können.
Interdentalraumbürsten sind wesentlich effektiver und an Stellen, die eine
atraumatische Verwendung zulassen, derzeit das Mittel der Wahl. An gesunden
Stellen ohne Attachmentverlust ist beim Gebrauch von Interdentalraumbürsten
allerdings Vorsicht geboten. Um einen optimalen Effekt zu erzielen und eine
Verletzung zu vermeiden, muss die Anwendung von Hilfsmitteln zur Reinigung der
Zahnzwischenräume vorab professionell und auf die individuelle Situation des
Patienten angepasst demonstriert und mit dem Patienten geübt werden.
Chemische Hilfsmittel unterstützen die mechanische Plaqueentfernung
Mit der ergänzenden Anwendung von chemischen Antiplaque-Wirkstoffen in einer
Mundspüllösung oder als Zusatz in fluoridierter Zahnpasta erzielt man zusätzlich zur
mechanischen Plaqueentfernung eine kurzzeitige Verbesserung bei der Behandlung
von Gingivitis und bei der Prävention von Plaque. Allerdings sollten die Kosten,
Umweltaspekte, mögliche Nebenwirkungen und der zusätzliche Aufwand für den
Patienten bei der Anwendung einer Mundspüllösung bei solchen Empfehlungen nicht
außer Acht gelassen werden.
Mangelnde Evidenz für die Wirkung antientzündlicher Mittel auf Gingivitis
Hinsichtlich einer möglichen positiven Wirkung systemisch verabreichter
nichtsteroidaler Entzündungshemmer (NSAIDs) auf Gingivitis liegt nur schwache
Evidenz vor. Für einen positiven Einfluss lokal applizierter NSAIDs gibt es keine
Nachweise. Aufgrund dieser Ergebnisse und den mit ihrer Einnahme verbundenen
Nebenwirkungen kann aus Sicht der Experten der Einsatz sowohl systemisch als
auch lokal wirksamer NSAIDs zur Kontrolle gingivaler Entzündungen derzeit nicht
empfohlen werden.
Die EFP Workshop-Arbeitsgruppe um Prof. Iain Chapple hat eine Reihe von
Empfehlungen auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und der
Expertenmeinung der Arbeitsgruppenteilnehmer entwickelt.
Mundgesundheitsexperten und Vertreter des Gesundheitswesens sollten diese auf
individueller und Bevölkerungsebene umsetzen.
Die daraus abgeleiteten Leitfäden findet man auf der Website der DG PARO.
Leitfaden für die wirksame Prävention von Parodontalerkrankungen – Allgemeine
Empfehlungen
http://mitglieder.dgparo.de/media/download-5697ba3029b6d
Leitfaden für die wirksame Prävention von Parodontalerkrankungen – Empfehlungen
für Zahnärztinnen/Zahnärzte
3
http://mitglieder.dgparo.de/media/download-5697ba30a55e2
Leitfaden für die wirksame Prävention von Parodontalerkrankungen – Empfehlungen
für Dentalhygienikerinnen/Dentalhygieniker
http://mitglieder.dgparo.de/media/download-5697ba3135415
Leitfaden für die wirksame Prävention von Parodontalerkrankungen – Empfehlungen
für Patienten/die Öffentlichkeit
http://mitglieder.dgparo.de/media/download-5697ba31b6265
Quelle:
Chapple ILC et al.: Primary prevention of periodontitis: managing gingivitis. J Clin
Periodontol 2015; 42 (Suppl. 16): S71-S76.
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jcpe.12366/full
Zur Gesellschaft:
Die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DG PARO) nimmt
wissenschaftliche und fachliche Aufgaben auf dem Gebiet der Zahn-, Mund- und
Kieferheilkunde, insbesondere der Parodontologie wahr. Für ihre über 4.800
Mitglieder sowie zahnärztliche Organisationen ist sie seit über 90 Jahren beratend
und unterstützend in parodontologischen Fragen tätig. Zu den Aufgaben der DG
PARO gehört u.a. die Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Parodontologie
sowie die Auswertung, Verbreitung und Vertretung der wissenschaftlichen
Erkenntnisse. Wesentliche Tätigkeitsschwerpunkte neben der Durchführung von
wissenschaftlichen Tagungen, sind die Fort- und Weiterbildung auf dem Gebiet der
Parodontologie sowie die Ausrichtung entsprechender Veranstaltungen. Zudem
vergibt die Gesellschaft jährlich Wissenschaftspreise wie den Eugen-Fröhlich-Preis.
Die DG PARO arbeitet, auch interdisziplinär, intensiv mit wissenschaftlichen
Gesellschaften, Arbeitsgemeinschaften und Institutionen des In- und Auslandes
zusammen. Sie verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke.
Pressekontakt:
Gesellschaft:
Agentur:
Deutsche Gesellschaft für
Parodontologie e.V.
Neufferstraße 1
93055 Regensburg
Tel.: +49 (0) 941/942799–0
[email protected]
www.dgparo.de
Sieglinde Schneider
Accente Communication GmbH
Aarstraße 67
65195 Wiesbaden
Tel.: +49 (0) 611/40 80-610
[email protected]
4
Herunterladen