2 Grundlagen des Wärmeschutzes

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2 Grundlagen des Wärmeschutzes
2.1 Grundbegriffe
2.1.1 Rohdichte
Als Rohdichte U eines Stoffes wird der Quotient aus der Masse m und dem von dieser Masse
eingenommenen Volumen V bezeichnet.
U
m
V
(2.1-1)
Bauphysikalisch ist die Rohdichte beispielsweise für die wärme- und schalldämmenden Eigenschaften eines Stoffes von Bedeutung. Eine hohe Rohdichte führt im Allgemeinen zu schlechteren wärmedämmenden Eigenschaften, jedoch zu einer besseren Dämmwirkung gegenüber
Luftschall.
Die Ermittlung der Rohdichte beispielsweise für Dämmstoffe erfolgt gemäß DIN EN 1602.
2.1.2 Wärmeleitfähigkeit
Die Wärmeleitfähigkeit O gibt an, welche Wärmemenge Q innerhalb einer Stunde bei einer
Temperaturdifferenz von 1 Kelvin durch eine 1 m dicke Schicht eines Stoffes über eine Fläche
von 1 m2 übertragen wird.
Primärer Einflussfaktor für die Größe der Wärmeleitfähigkeit eines Stoffes ist seine Rohdichte
(siehe Bild 2.1-1).
Bild 2.1-1 Abhängigkeit zwischen Wärmeleitfähigkeit und Rohdichte (schematisch, siehe auch
[1],[2])
K. Schild, W. M. Willems, Wärmeschutz, Detailwissen Bauphysik,
DOI 10.1007/978-3-658-02571-7_2, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
36
2 Grundlagen des Wärmeschutzes
Je größer die Rohdichte eines Stoffes ist, desto größer ist auch seine Wärmeleitfähigkeit
(Wärmeleitung über den Feststoffanteil). Bei sehr geringen Rohdichten ist bei vielen Stoffen
ebenfalls mit einer Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit zu rechnen (Erhöhter Wärmetransport
durch Konvektion und Strahlung im Porenraum). Das Optimum hinsichtlich der Wärmeleitfähigkeit üblicher Materialien (z.B. nicht bei Vakuumdämmungen) liegt bei Rohdichten zwischen 20 kg/m3 und 100 kg/m3. Bei geschäumten Dämmstoffen mit geschlossener Zellstruktur
sind bei gleich bleibend niedriger Wärmeleitfähigkeit ggf. auch geringere Rohdichten möglich.
Die Wärmeleitfähigkeit eines Stoffes hängt u.a. auch von der Temperatur (siehe Bild 2.1-2)
und von dessen Feuchtegehalt ab. Nach [21] ist für Leichtbeton beispielsweise mit einer
4ௗ%-igen Zunahme der Wärmeleitfähigkeit pro Masseprozent Feuchtezunahme zu rechnen, bei
Kalksandstein mit einer 8ௗ%-igen Zunahme, bei Ziegeln mit einer 16ௗ%-igen Zunahme.
Bild 2.1-2 Abhängigkeit zwischen Wärmeleitfähigkeit und Temperatur bei verschiedenen
Dämmstoffen (nach [27])
Die Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit eines Stoffes geschieht i.d.R. mit einem Plattengerät
oder einem Wärmestrommessplatten-Gerät. Abhängig von der Probekörpergeometrie und den
zu erwartenden physikalischen Eigenschaften erfolgt die Bestimmung gemäß DIN EN 12664,
DIN EN 12667 oder DIN EN 12939. Alternativ kann die Wärmeleitfähigkeit auch mit dem
kalibrierten oder geregelten Heizkasten nach DIN EN ISO 8990 ermittelt werden.
2.1.3 Wärmetransport
Liegen innerhalb eines Systems Bereiche mit unterschiedlichem Temperaturniveau vor, so ist
das System stets bestrebt, dieses Temperaturgefälle auszugleichen. Der Wärmetransport erfolgt
dabei immer entlang des Potentialgefälles, also von warm nach kalt. Der Wärmetransport kann
durch unterschiedliche Mechanismen erfolgen. In Feststoffen wird Energie durch Wärmeleitung transportiert, in Flüssigkeiten und Gasen darüber hinaus durch Konvektion. Zwischen
zwei unterschiedlich temperierten Oberflächen wird Wärmeenergie zusätzlich durch elektromagnetische Strahlung ausgetauscht.
Wärmeleitung
In einem festen Stoff erfolgt der Energietransport über Wärmeleitung. Hierbei wird die thermische Energie durch Impulsübertragung als Bewegungsenergie zwischen benachbarten Atomen
weitergegeben. Die Eigenschaft eines Stoffes Wärme zu leiten, wird vereinfachend durch die
Wärmeleitfähigkeit charakterisiert. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass auch in einem festen
2.1 Grundbegriffe
37
Stoff in der Regel sowohl ein Porenraum als auch ein Feststoffanteil vorliegt. Daher treten in
einem festen Stoff Wärmeleitung, Konvektion und Strahlung gemeinsam auf. Die Wärmeleitfähigkeit eines Stoffes ist somit die Summe der Einzelanteile infolge:
x
x
x
x
Wärmeleitung im Feststoffgerüst: OL,F
Wärmeleitung im gasgefüllten Porenraum: OL,G
Strahlungsaustausch zwischen den Porenwandungen: OS
Konvektion innerhalb der Poren: OK
(in der Regel vernachlässigbar)
Um die Wärmeleitung im Feststoffgerüst zu minimieren, muss der Feststoffanteil reduziert
werden. Polystyrol besitzt beispielsweise nur einen Feststoffanteil von etwa 2 %, Porenbeton
mit einer Rohdichte von 400 kg/m² kommt auf etwa 20 % Feststoffanteil.
Die Wärmeleitung im gasgefüllten Porenraum kann reduziert werden, wenn die Luft (OLuft =
26 mW/(mK)) durch ein anderes Gas mit geringerer Wärmeleitfähigkeit ausgetauscht wird
(z. B. Pentan mit (OLuft = 13 mW/(mK)). Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Porenraum
zu evakuieren (Vakuumdämmung), wodurch eine Leitung im Porenraum nahezu unterbunden
wird.
Bild 2.1-3 Die vier Wege des Wärmetransports in einem porösen Material
Konvektion
Die Wärmeübertragung durch Konvektion resultiert aus der Strömung eines Fluides (Gase,
Flüssigkeiten). Die Strömungsbewegung kann zwei Ursachen haben:
x
x
Freie Konvektion
Strömungsbewegung, die durch Dichteunterschiede aufgrund unterschiedlicher
Temperaturen im Fluid hervorgerufen wird
Erzwungene Konvektion
Strömungsbewegung, die entstehen, wenn z. B. durch den Einsatz von Gebläsen,
Pumpen etc. Druckunterschiede in einem Fluid erzeugt werden
38
2 Grundlagen des Wärmeschutzes
In beiden Fällen wird die Wärme in Richtung des strömenden Fluides mitgeführt. Erfolgt die
Strömungsbewegung entlang einer angrenzenden Oberfläche, so findet ein Wärmeaustausch
zwischen Fluid und Oberfläche statt. Der Wärmeaustausch im Bereich einer Oberfläche wird
als Wärmeübergang bezeichnet. Welche Energiemenge transportiert wird, ist unter anderem
abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit, der Temperatur sowie von Art, Beschaffenheit
und Geometrie der Oberfläche. Da eine detaillierte Berücksichtigung der verschiedenen Einflussgrößen sehr aufwändig ist, wird zur Berücksichtigung des Wärmeübergangs bei praktischen Berechnungen vereinfachend ein Wärmeübergangskoeffizient (hc, siehe Abschnitt 2.3)
eingeführt.
Strahlung
Im Gegensatz zu den anderen Wärmetransportmechanismen ist der Energietransport durch
Strahlung nicht an Materie gebunden. Die Wärmestrahlung ist dabei mit dem sichtbaren Licht
vergleichbar, da feste Materie für beide im Allgemeinen undurchlässig ist. Trifft Wärmestrahlung auf Materie, wird diese Strahlung reflektiert, absorbiert und/oder hindurch gelassen.
Der Wärmestrom infolge Strahlungsaustausch zwischen zwei gleich großen ebenen und parallelen Oberflächen, deren Abstand im Verhältnis zur Fläche eher klein ist, wird mit Gl. 2.1-2
beschrieben. Für andere Geometrien, Lagewinkel etc. ergeben sich komplexere Zusammenhänge, die hier nicht näher betrachtet werden sollen.
)
ª§ T ·4 § T ·4 º
5,67
˜ A ˜ «¨ 1 ¸ ¨ 2 ¸ »
1 1
100 ¹ © 100 ¹ »
1
¬«©
¼
H1
(2.1-2)
H2
Darin ist:
A
= Fläche der Oberflächen in m2
H1, H2
= Emissionsgrade der Oberflächen
T1,T2
= Temperaturen der Oberflächen in K
Um die komplexen Zusammenhänge für eine praktische Berechnung zu vereinfachen, wird der
Strahlungsaustausch in der Regel vereinfachend dem Wärmeübergang hinzugerechnet und
ebenfalls durch einen Wärmeübergangskoeffizienten (hr, siehe Abschnitt 2.3) beschrieben.
2.1.4 Spezifische Wärmekapazität
Mit der spezifischen Wärmekapazität c wird diejenige Wärmemenge Q beschrieben, die benötigt wird, um 1 kg eines Stoffes um 1 K zu erwärmen. Sie dient als Maß dafür, wie viel Wärme
ein Stoff speichern kann. Je größer die spezifische Wärmekapazität eines Stoffes ist, desto
langsamer erfolgt der Erwärmungsvorgang. In Tabelle 2.1-1 sind Werte für die spezifische
Wärmekapazität von Baustoffen gegeben. Bezüglich weiterer Werte für handelsübliche
Dämmstoffe wird auf [44] oder Abschnitt 2.3 verwiesen.
2.1.5 Temperaturleitzahl
Unter der Temperaturleitzahl a wird der Quotient aus dem Wärmedämmvermögen eines Stoffes und seiner Wärmespeicherfähigkeit verstanden.
2.1 Grundbegriffe
a
39
O
c˜U
(2.1-3)
Aus niedrigen Werten für a folgt ein langsames Fortschreiten einer Temperaturwelle in einem
Stoff. Für die zeitliche Verzögerung eines solchen Temperaturdurchganges eignen sich daher
Stoffe mit geringer Wärmeleitfähigkeit bei gleichzeitig großer spezifischer Wärmekapazität
und hoher Rohdichte. Anhaltswerte für die Temperaturleitzahl verschiedener Baustoffe sind in
Tabelle 2.1-1 zusammengestellt.
Tabelle 2.1-1 Spezifische Wärmekapazität c, Temperaturleitzahl a und Wärmeeindringkoeffizient b von ausgewählten Baustoffen (Anhaltswerte)
1
1
2
3
4
Baustoff
spez. Wärmekapazität
c
in J/(kgāK)
bzw. Wh/(kgāK)
Temperaturleitzahl
a
Wärmeeindringkoeffizient
b
6
2
in 10 ām /s
2
in J/(m āKās
2
Beton
1000 bzw. 0,278
1
2300
3
Glas
750 bzw. 0,209
0,9
1500
4
Holz
1600 bzw. 0,445
0,15
300
5
Holzfaserdämmplatten
2000 bzw. 0,556
0,2
100
6
Kalksandstein
1000 bzw. 0,278
0,6
1100
7
Mineralwolle (Glaswolle, Steinwolle)
1030 bzw. 0,286
0,8
35
8
Polystyrol-Hartschaum (EPS, XPS)
1450 bzw. 0,403
1,2
35
9
Porenbeton
1000 bzw. 0,278
0,4
250
10
Stahl
450 bzw. 0,125
14
13000
11
Vollziegel
1000 bzw. 0,278
0,4
1100
12
Zellulosefasern
1600 bzw. 0,445
0,5
50
1/2
)
2.1.6 Wärmeeindringkoeffizient
Wie die Temperaturleitzahl a, so dient auch der Wärmeeindringkoeffizient b zur Beurteilung
des wärmetechnischen Verhaltens eines Stoffes unter instationären Temperaturrandbedingungen.
b
O ˜c˜ U
(2.1-4)
Anhaltswerte des Wärmeeindringkoeffizienten können Tabelle 2.1-1 entnommen werden. Je
größer der Wärmeeindringkoeffizient eines Stoffes ist, desto schneller kann Wärme an der
Oberfläche aufgenommen und in das Material abgeleitet werden. Von Bedeutung ist dies beispielsweise für die Wirksamkeit interner Speichermassen. Stoffe mit großem Wärmeeindringkoeffizient sind berührungskalt. Stoffe mit einem geringen Wärmeeindringkoeffizient können
(bei auch sonstiger materialtechnischer Eignung) daher beispielsweise gut als FußbodenObermaterial eingesetzt werden, da sich die Oberfläche bedingt durch die geringe Wärmeableitung schnell erwärmt.
40
2 Grundlagen des Wärmeschutzes
2.1.7 Wärmestrom
Der Wärmestrom ĭ (auch: Q ) beschreibt diejenige Wärmemenge Q, die pro Zeiteinheit t
transportiert wird. Wärmeströme stellen sich stets entlang eines Temperaturgefälles ein. Hierbei wird Wärmeenergie vom höheren Potential (höhere Temperatur) zum niedrigeren Potential
(niedrigere Temperatur) abgeführt.
)
Q
Q
t
(2.1-5)
2.1.8 Wärmestromdichte
Die Wärmestromdichte q gibt an, welcher Wärmestrom ĭ durch eine Bauteilfläche A fließt.
q
)
(2.1-6)
A
Für eine Schicht der Dicke d eines isotropen Materials ohne innere Wärmequellen berechnet
sich bei konstanten Oberflächentemperaturen ș1 und ș2 die Wärmestromdichte gemäß Gl. 2.1-7
mit dem Wärmedurchlasswiderstand R gemäß Abschnitt 2.4.
q
O
d
˜ T1 T 2 1
˜ T1 T 2 R
(2.1-7)
Sind in einem Bauteil keine inneren Wärmequellen oder -senken vorhanden und findet keine
zeitliche Veränderung der anliegenden Temperaturen (stationärer Zustand) statt, dann ist die
Wärmestromdichte q in jeder Schicht dieses Bauteils konstant. Dementsprechend ergeben sich
zu Gl. 2.1-7 äquivalente Formulierungen für den Bereich des inneren bzw. äußeren Wärmeübergangs (Gl. 2.1-8) und für das gesamte Bauteil (Gl. 2.1-9)
q
hi( e ) ˜ T1 T2 (2.1-8)
q U ˜ Ti T e (2.1-9)
2.2 Wärmedämmstoffe
2.2.1 Allgemeines
Im Rahmen der technischen Harmonisierung innerhalb des europäischen Binnenmarktes wurden im Verlauf der letzten etwa 20 Jahre die normativen Grundlagen (einheitliche Produkt- und
Prüfnormen) für eine einheitliche Zertifizierung und Kennzeichnung von Dämmstoffen geschaffen. Nach einer Übergangsphase, in der nationale und europäische Regeln nebeneinander
Gültigkeit besaßen, verloren die nationalen Produktnormen, für die nun europäische Äquivalente vorlagen, zum 01.01.2004 ihre Gültigkeit. Dämmstoffe, für die zurzeit europäische Produktnormen vorliegen, sind:
x
x
x
x
x
x
Mineralwolle
expandiertes Polystyrol
extrudiertes Polystyrol
Polyurethan-Hartschaum
Phenolharz-Hartschaum
Schaumglas
nach DIN EN 13162
nach DIN EN 13163
nach DIN EN 13164
nach DIN EN 13165
nach DIN EN 13166
nach DIN EN 13167
2.2 Wärmedämmstoffe
x
x
x
x
Holzwolle-Platten
Platten aus Blähperlit
expandierter Kork
Holzfasern
41
nach DIN EN 13168
nach DIN EN 13169
nach DIN EN 13170
nach DIN EN 13171
Für alle anderen Produkte muss als Grundlage für die Anwendbarkeit im Bauwesen eine Allgemeine Bauaufsichtliche Zulassung (ABZ) durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt,
Sitz in Berlin) oder eine europäische technische Zulassung (ETA) durch die Organisation europäischer Zulassungsstellen (EOTA, Sitz in Brüssel) erteilt werden.
Jedes Bauprodukt (und damit auch jeder Dämmstoff), für welches harmonisierte Bestimmungen vorliegen und welches innerhalb des EU-Binnenmarktes in Verkehr gebracht werden soll,
muss eine CE-Kennzeichnung tragen. Diese CE-Kennzeichnung hat mindestens die Angaben
zu enthalten, die in der jeweiligen Produktnorm in Anhang ZA festgelegt sind. Insbesondere
sind demnach Angaben zum Nennwert ȜD der Wärmeleitfähigkeit (auf die Unterschiede zwischen ȜD gemäß CE-Kennzeichnung, Ȝgrenz gemäß ABZ und dem Bemessungswert Ȝ gemäß
DIN 4108-4 wird im weiteren Verlauf dieses Abschnittes eingegangen) bzw. zum Nennwert
des Wärmedurchlasswiderstandes RD, zum Brandverhalten (nach DIN EN 13501) und zu ggf.
gefährlichen Inhaltsstoffen zu machen. Des Weiteren ist ein Bezeichnungsschlüssel Bestandteil
der CE-Kennzeichnung, der verschiedene Produkteigenschaften spezifiziert. Die CEKennzeichnung als solche sagt nichts darüber aus, ob ein Produkt für einen bestimmten Einsatzzweck geeignet ist.
Hierzu wurde in Deutschland die DIN 4108-10 erarbeitet. In dieser Norm werden Anwendungsgebiete und zugehörige Produkt-Mindestanforderungen definiert. Anhand des Bezeichnungsschlüssels gemäß CE-Kennzeichnung lässt sich nun ermitteln, ob das Produkt für den
spezifischen Anwendungsfall geeignet ist.
In der Regel werden Dämmstoffe zusätzlich zur CE-Kennzeichnung mit dem Ü-Zeichen versehen. Diese zusätzliche Kennzeichnung darf erfolgen, wenn der Hersteller für das Produkt eine
Allgemeine Bauaufsichtliche Zulassung erteilt bekommen, mit einer anerkannten Überwachungsstelle eine regelmäßige Fremdüberwachung vereinbart und nach erfolgreicher Erstprüfung ein Übereinstimmungszertifikat erhalten hat. Im Zuge dieser zusätzlichen Kennzeichnung
mit dem Ü-Zeichen sind die Nummer der ABZ anzugeben und Angaben zum Anwendungsgebiet gemäß DIN 4108-10 sowie zum Brandverhalten gemäß DIN 4102-1 (nach bauaufsichtlicher Einführung der Normenreihe der DIN EN 13501 dann entsprechend dem europäischen
Klassifizierungssystem) zu machen. Darüber hinaus wird statt des Nennwertes ȜD der Wärmeleitfähigkeit der Bemessungswert Ȝ der Wärmeleitfähigkeit angegeben.
In diesem Zusammenhang sei hier einmal näher auf die unterschiedlichen Bezeichnungen für
die Wärmeleitfähigkeit eingegangen. Zu unterscheiden ist zwischen drei verschiedenen Kenngrößen:
x
ȜD
x
Ȝgrenz
x
Ȝ
ĺ Nennwert der Wärmeleitfähigkeit, der im Rahmen der CE-Kennzeichnung auf der Grundlage der harmonisierten Produkt- und Prüfnormen bestimmt wird
ĺ Grenzwert der Wärmeleitfähigkeit, der im Rahmen einer ABZ festgestellt
wird
ĺ Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit gemäß DIN 4108-4
42
2 Grundlagen des Wärmeschutzes
Dämmstoffe, für die ausschließlich der Nennwert ȜD bestimmt wurde, werden gemäß
DIN 4108-4 in die so genannte Kategorie I eingeordnet. Der Bemessungswert ergibt sich dann
durch Beaufschlagung des Nennwertes mit einem Sicherheitsfaktor von 1,2 (Ȝ = 1,2 · ȜD). Wird
im Rahmen der ABZ der Grenzwert Ȝgrenz bestimmt, so ist ein reduzierter Sicherheitsfaktor von
1,05 anzusetzen (Ȝ = 1,05 · Ȝgrenz) und das Produkt ist gemäß DIN 4108-4 in Kategorie II einzuordnen.
2.2.2 Anwendungstypen / -gebiete
Hinsichtlich der Anwendungsgebiete von Dämmstoffen treten nach wie vor sowohl die „alten“
Bezeichnungen auf, die in Tabelle 2.2-1 zusammengestellt sind, als auch die „neuen“ Bezeichnungen für Produkte nach harmonisierten Regeln gemäß DIN 4108-10. Diese werden mit den
zugehörigen Kurzzeichen in Tabelle 2.2-2 dargestellt.
Tabelle 2.2-1 Anwendungstypen von Dämmstoffen nach „alter“ Klassifikation und zugeordnete
Einsatzgebiete
Anwendungstyp
Erläuterung
Einsatzgebiete
W
Wärmedämmstoff,
nicht druckbelastbar
Leichte Trennwände, Holzbalkendecken, abgehängte Decken, hinterlüftete Fassaden, Zwischensparrendämmung, Untersparrendämmung, Kerndämmung
WL
Wärmedämmstoff,
nicht druckbelastbar
Abgehängte Decken, hinterlüftete Fassaden, Zwischensparrendämmung
WD
Wärmedämmstoff,
druckbelastbar
Aufsparrendämmung, Flachdächer, Wärmedämmverbundsysteme
WDS
Wärmedämmstoff,
Perimeterdämmung, Industrieböden
mit besonderer Druckbelastbarkeit
WDH
Wärmedämmstoff, mit erhöhter
Druckbelastbarkeit unter druckver- Lastabtragende Dämmung unter Gründungsplatten
teilenden Böden
WS
Wärmedämmstoff, mit erhöhter
Parkdecks, Aufsparrendämmung, Flachdach,
Belastbarkeit für SondereinsatzgePerimeterdämmung
biete
WV
Wärmedämmstoff, beanspruchbar Kerndämmung, Wärmedämmverbundsysteme,
auf Abreißen (Querzugfestigkeit)
hinterlüftete Fassaden, Unterdeckendämmung
WB
Wärmedämmstoff, beanspruchbar Bekleidung von windbelasteten Fachwerk- und
auf Biegung
Ständerkonstruktionen
T
TK
Trittschalldämmstoff, für Decken
mit Anforderungen an den Luftund Trittschallschutz nach DIN
4109
Wärme- und Trittschalldämmung unter schwimmend verlegten Estrichen
Trittschalldämmung, für Decken mit
Anforderungen an den Luft- und
Wärme- und Trittschalldämmung unter höher
Trittschallschutz nach DIN 4109,
belasteten schwimmend verlegten Estrichen und
auch verwendbar bei geforderter
Trockenestrichen
geringerer Zusammendrückbarkeit
2.2 Wärmedämmstoffe
43
Tabelle 2.2-2 Anwendungsgebiete und Anwendungsbeispiele von Dämmstoffen nach harmonisierten Regeln gemäß DIN 4108-10
AnwendungsKurzzeichen Anwendungsbeispiele
gebiet
Decke, Dach
DAD
Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Deckungen
DAA
Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Abdichtungen
DUK
Außendämmung des Daches, der Bewitterung ausgesetzt (Umkehrdach)
DZ
Zwischensparrendämmung, zweischaliges Dach, nicht begehbare, aber
zugängliche oberste Geschossdecken
DI
Innendämmung der Decke (unterseitig) oder des Daches, Dämmung unter
den Sparren/Tragkonstruktion, abgehängte Decke usw.
DEO
Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich ohne
Schallschutzanforderungen
DES
Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich mit
Schallschutzanforderungen
PW
Außen liegende Wärmedämmung von Wänden gegen Erdreich (außerhalb
der Abdichtung)
PB
Außen liegende Wärmedämmung unter der Bodenplatte gegen Erdreich
(außerhalb der Abdichtung)
Perimeter
WAB
Außendämmung der Wand hinter Bekleidung
WAA
Außendämmung der Wand hinter Abdichtung
WAP
Außendämmung der Wand unter Putz
WZ
Dämmung von zweischaligen Wänden, Kerndämmung
WH
Dämmung von Holzrahmen- und Holztafelbauweise
WI
Innendämmung der Wand
Wand
WTH
Dämmung zwischen Haustrennwänden mit Schallschutzanforderungen
WTR
Dämmung von Raumtrennwänden
44
2 Grundlagen des Wärmeschutzes
Tabelle 2.2-3 Differenzierungen von bestimmten Produkteigenschaften gemäß DIN 4108-10
Produkteigenschaft
KurzBeschreibung
zeichen
Beispiele
dk
Keine Druckbelastbarkeit
Hohlraumdämmung, Zwischensparrendämmung
dg
Geringe Druckbelastbarkeit
Wohn- und Bürobereich unter Estrich
dm
Mittlere Druckbelastbarkeit
Nicht genutztes Dach mit Abdichtung
dh
Hohe Druckbelastbarkeit
Genutzte Dachflächen, Terrassen
ds
Sehr hohe Druckbelastbarkeit
Industrieböden, Parkdeck
dx
Extrem hohe Druckbelastbarkeit Hoch belastete Industrieböden, Parkdeck
wk
Keine Anforderungen an die
Wasseraufnahme
Innendämmung im Wohn- und Bürobereich
wf
Wasseraufnahme durch flüssiges Wasser
Außendämmung von Außenwänden
und Dächern
wd
Wasseraufnahme durch flüssiges Wasser und/oder Diffusion
Perimeterdämmung, Umkehrdach
zk
Keine Anforderungen an ZugfesHohlraumdämmung, Zwischensparrendämmung
tigkeit
zg
Geringe Zugfestigkeit
Außendämmung der Wand hinter Bekleidung
zh
Hohe Zugfestigkeit
Außendämmung der Wand unter Putz, Dach mit
verklebter Abdichtung
sk
Keine Anforderungen an schall- Alle Anwendungen ohne schalltechnische Anfortechnische Eigenschaften
derungen
sh
Trittschalldämmung erhöhte
Zusammendrückbarkeit
sm
Mittlere Zusammendrückbarkeit Schwimmender Estrich, Haustrennwände
sg
Trittschalldämmung, geringe
Zusammendrückbarkeit
tk
Keine Anforderungen an die
Verformung
Innendämmung
tf
Dimensionsstabilität unter
Feuchte und Temperatur
Außendämmung der Wand unter Putz, Dach mit
Abdichtung
tl
Verformung unter Last und
Temperatur
Dach mit Abdichtung
Druckbelastbarkeit
Wasseraufnahme
Zugfestigkeit
Schalltechnische
Eigenschaften
Verformung
http://www.springer.com/978-3-658-02570-0
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