35 2 Grundlagen des Wärmeschutzes 2.1 Grundbegriffe 2.1.1 Rohdichte Als Rohdichte U eines Stoffes wird der Quotient aus der Masse m und dem von dieser Masse eingenommenen Volumen V bezeichnet. U m V (2.1-1) Bauphysikalisch ist die Rohdichte beispielsweise für die wärme- und schalldämmenden Eigenschaften eines Stoffes von Bedeutung. Eine hohe Rohdichte führt im Allgemeinen zu schlechteren wärmedämmenden Eigenschaften, jedoch zu einer besseren Dämmwirkung gegenüber Luftschall. Die Ermittlung der Rohdichte beispielsweise für Dämmstoffe erfolgt gemäß DIN EN 1602. 2.1.2 Wärmeleitfähigkeit Die Wärmeleitfähigkeit O gibt an, welche Wärmemenge Q innerhalb einer Stunde bei einer Temperaturdifferenz von 1 Kelvin durch eine 1 m dicke Schicht eines Stoffes über eine Fläche von 1 m2 übertragen wird. Primärer Einflussfaktor für die Größe der Wärmeleitfähigkeit eines Stoffes ist seine Rohdichte (siehe Bild 2.1-1). Bild 2.1-1 Abhängigkeit zwischen Wärmeleitfähigkeit und Rohdichte (schematisch, siehe auch [1],[2]) K. Schild, W. M. Willems, Wärmeschutz, Detailwissen Bauphysik, DOI 10.1007/978-3-658-02571-7_2, © Springer Fachmedien Wiesbaden 2013 36 2 Grundlagen des Wärmeschutzes Je größer die Rohdichte eines Stoffes ist, desto größer ist auch seine Wärmeleitfähigkeit (Wärmeleitung über den Feststoffanteil). Bei sehr geringen Rohdichten ist bei vielen Stoffen ebenfalls mit einer Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit zu rechnen (Erhöhter Wärmetransport durch Konvektion und Strahlung im Porenraum). Das Optimum hinsichtlich der Wärmeleitfähigkeit üblicher Materialien (z.B. nicht bei Vakuumdämmungen) liegt bei Rohdichten zwischen 20 kg/m3 und 100 kg/m3. Bei geschäumten Dämmstoffen mit geschlossener Zellstruktur sind bei gleich bleibend niedriger Wärmeleitfähigkeit ggf. auch geringere Rohdichten möglich. Die Wärmeleitfähigkeit eines Stoffes hängt u.a. auch von der Temperatur (siehe Bild 2.1-2) und von dessen Feuchtegehalt ab. Nach [21] ist für Leichtbeton beispielsweise mit einer 4ௗ%-igen Zunahme der Wärmeleitfähigkeit pro Masseprozent Feuchtezunahme zu rechnen, bei Kalksandstein mit einer 8ௗ%-igen Zunahme, bei Ziegeln mit einer 16ௗ%-igen Zunahme. Bild 2.1-2 Abhängigkeit zwischen Wärmeleitfähigkeit und Temperatur bei verschiedenen Dämmstoffen (nach [27]) Die Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit eines Stoffes geschieht i.d.R. mit einem Plattengerät oder einem Wärmestrommessplatten-Gerät. Abhängig von der Probekörpergeometrie und den zu erwartenden physikalischen Eigenschaften erfolgt die Bestimmung gemäß DIN EN 12664, DIN EN 12667 oder DIN EN 12939. Alternativ kann die Wärmeleitfähigkeit auch mit dem kalibrierten oder geregelten Heizkasten nach DIN EN ISO 8990 ermittelt werden. 2.1.3 Wärmetransport Liegen innerhalb eines Systems Bereiche mit unterschiedlichem Temperaturniveau vor, so ist das System stets bestrebt, dieses Temperaturgefälle auszugleichen. Der Wärmetransport erfolgt dabei immer entlang des Potentialgefälles, also von warm nach kalt. Der Wärmetransport kann durch unterschiedliche Mechanismen erfolgen. In Feststoffen wird Energie durch Wärmeleitung transportiert, in Flüssigkeiten und Gasen darüber hinaus durch Konvektion. Zwischen zwei unterschiedlich temperierten Oberflächen wird Wärmeenergie zusätzlich durch elektromagnetische Strahlung ausgetauscht. Wärmeleitung In einem festen Stoff erfolgt der Energietransport über Wärmeleitung. Hierbei wird die thermische Energie durch Impulsübertragung als Bewegungsenergie zwischen benachbarten Atomen weitergegeben. Die Eigenschaft eines Stoffes Wärme zu leiten, wird vereinfachend durch die Wärmeleitfähigkeit charakterisiert. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass auch in einem festen 2.1 Grundbegriffe 37 Stoff in der Regel sowohl ein Porenraum als auch ein Feststoffanteil vorliegt. Daher treten in einem festen Stoff Wärmeleitung, Konvektion und Strahlung gemeinsam auf. Die Wärmeleitfähigkeit eines Stoffes ist somit die Summe der Einzelanteile infolge: x x x x Wärmeleitung im Feststoffgerüst: OL,F Wärmeleitung im gasgefüllten Porenraum: OL,G Strahlungsaustausch zwischen den Porenwandungen: OS Konvektion innerhalb der Poren: OK (in der Regel vernachlässigbar) Um die Wärmeleitung im Feststoffgerüst zu minimieren, muss der Feststoffanteil reduziert werden. Polystyrol besitzt beispielsweise nur einen Feststoffanteil von etwa 2 %, Porenbeton mit einer Rohdichte von 400 kg/m² kommt auf etwa 20 % Feststoffanteil. Die Wärmeleitung im gasgefüllten Porenraum kann reduziert werden, wenn die Luft (OLuft = 26 mW/(mK)) durch ein anderes Gas mit geringerer Wärmeleitfähigkeit ausgetauscht wird (z. B. Pentan mit (OLuft = 13 mW/(mK)). Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Porenraum zu evakuieren (Vakuumdämmung), wodurch eine Leitung im Porenraum nahezu unterbunden wird. Bild 2.1-3 Die vier Wege des Wärmetransports in einem porösen Material Konvektion Die Wärmeübertragung durch Konvektion resultiert aus der Strömung eines Fluides (Gase, Flüssigkeiten). Die Strömungsbewegung kann zwei Ursachen haben: x x Freie Konvektion Strömungsbewegung, die durch Dichteunterschiede aufgrund unterschiedlicher Temperaturen im Fluid hervorgerufen wird Erzwungene Konvektion Strömungsbewegung, die entstehen, wenn z. B. durch den Einsatz von Gebläsen, Pumpen etc. Druckunterschiede in einem Fluid erzeugt werden 38 2 Grundlagen des Wärmeschutzes In beiden Fällen wird die Wärme in Richtung des strömenden Fluides mitgeführt. Erfolgt die Strömungsbewegung entlang einer angrenzenden Oberfläche, so findet ein Wärmeaustausch zwischen Fluid und Oberfläche statt. Der Wärmeaustausch im Bereich einer Oberfläche wird als Wärmeübergang bezeichnet. Welche Energiemenge transportiert wird, ist unter anderem abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit, der Temperatur sowie von Art, Beschaffenheit und Geometrie der Oberfläche. Da eine detaillierte Berücksichtigung der verschiedenen Einflussgrößen sehr aufwändig ist, wird zur Berücksichtigung des Wärmeübergangs bei praktischen Berechnungen vereinfachend ein Wärmeübergangskoeffizient (hc, siehe Abschnitt 2.3) eingeführt. Strahlung Im Gegensatz zu den anderen Wärmetransportmechanismen ist der Energietransport durch Strahlung nicht an Materie gebunden. Die Wärmestrahlung ist dabei mit dem sichtbaren Licht vergleichbar, da feste Materie für beide im Allgemeinen undurchlässig ist. Trifft Wärmestrahlung auf Materie, wird diese Strahlung reflektiert, absorbiert und/oder hindurch gelassen. Der Wärmestrom infolge Strahlungsaustausch zwischen zwei gleich großen ebenen und parallelen Oberflächen, deren Abstand im Verhältnis zur Fläche eher klein ist, wird mit Gl. 2.1-2 beschrieben. Für andere Geometrien, Lagewinkel etc. ergeben sich komplexere Zusammenhänge, die hier nicht näher betrachtet werden sollen. ) ª§ T ·4 § T ·4 º 5,67 A «¨ 1 ¸ ¨ 2 ¸ » 1 1 100 ¹ © 100 ¹ » 1 ¬«© ¼ H1 (2.1-2) H2 Darin ist: A = Fläche der Oberflächen in m2 H1, H2 = Emissionsgrade der Oberflächen T1,T2 = Temperaturen der Oberflächen in K Um die komplexen Zusammenhänge für eine praktische Berechnung zu vereinfachen, wird der Strahlungsaustausch in der Regel vereinfachend dem Wärmeübergang hinzugerechnet und ebenfalls durch einen Wärmeübergangskoeffizienten (hr, siehe Abschnitt 2.3) beschrieben. 2.1.4 Spezifische Wärmekapazität Mit der spezifischen Wärmekapazität c wird diejenige Wärmemenge Q beschrieben, die benötigt wird, um 1 kg eines Stoffes um 1 K zu erwärmen. Sie dient als Maß dafür, wie viel Wärme ein Stoff speichern kann. Je größer die spezifische Wärmekapazität eines Stoffes ist, desto langsamer erfolgt der Erwärmungsvorgang. In Tabelle 2.1-1 sind Werte für die spezifische Wärmekapazität von Baustoffen gegeben. Bezüglich weiterer Werte für handelsübliche Dämmstoffe wird auf [44] oder Abschnitt 2.3 verwiesen. 2.1.5 Temperaturleitzahl Unter der Temperaturleitzahl a wird der Quotient aus dem Wärmedämmvermögen eines Stoffes und seiner Wärmespeicherfähigkeit verstanden. 2.1 Grundbegriffe a 39 O cU (2.1-3) Aus niedrigen Werten für a folgt ein langsames Fortschreiten einer Temperaturwelle in einem Stoff. Für die zeitliche Verzögerung eines solchen Temperaturdurchganges eignen sich daher Stoffe mit geringer Wärmeleitfähigkeit bei gleichzeitig großer spezifischer Wärmekapazität und hoher Rohdichte. Anhaltswerte für die Temperaturleitzahl verschiedener Baustoffe sind in Tabelle 2.1-1 zusammengestellt. Tabelle 2.1-1 Spezifische Wärmekapazität c, Temperaturleitzahl a und Wärmeeindringkoeffizient b von ausgewählten Baustoffen (Anhaltswerte) 1 1 2 3 4 Baustoff spez. Wärmekapazität c in J/(kgāK) bzw. Wh/(kgāK) Temperaturleitzahl a Wärmeeindringkoeffizient b 6 2 in 10 ām /s 2 in J/(m āKās 2 Beton 1000 bzw. 0,278 1 2300 3 Glas 750 bzw. 0,209 0,9 1500 4 Holz 1600 bzw. 0,445 0,15 300 5 Holzfaserdämmplatten 2000 bzw. 0,556 0,2 100 6 Kalksandstein 1000 bzw. 0,278 0,6 1100 7 Mineralwolle (Glaswolle, Steinwolle) 1030 bzw. 0,286 0,8 35 8 Polystyrol-Hartschaum (EPS, XPS) 1450 bzw. 0,403 1,2 35 9 Porenbeton 1000 bzw. 0,278 0,4 250 10 Stahl 450 bzw. 0,125 14 13000 11 Vollziegel 1000 bzw. 0,278 0,4 1100 12 Zellulosefasern 1600 bzw. 0,445 0,5 50 1/2 ) 2.1.6 Wärmeeindringkoeffizient Wie die Temperaturleitzahl a, so dient auch der Wärmeeindringkoeffizient b zur Beurteilung des wärmetechnischen Verhaltens eines Stoffes unter instationären Temperaturrandbedingungen. b O c U (2.1-4) Anhaltswerte des Wärmeeindringkoeffizienten können Tabelle 2.1-1 entnommen werden. Je größer der Wärmeeindringkoeffizient eines Stoffes ist, desto schneller kann Wärme an der Oberfläche aufgenommen und in das Material abgeleitet werden. Von Bedeutung ist dies beispielsweise für die Wirksamkeit interner Speichermassen. Stoffe mit großem Wärmeeindringkoeffizient sind berührungskalt. Stoffe mit einem geringen Wärmeeindringkoeffizient können (bei auch sonstiger materialtechnischer Eignung) daher beispielsweise gut als FußbodenObermaterial eingesetzt werden, da sich die Oberfläche bedingt durch die geringe Wärmeableitung schnell erwärmt. 40 2 Grundlagen des Wärmeschutzes 2.1.7 Wärmestrom Der Wärmestrom ĭ (auch: Q ) beschreibt diejenige Wärmemenge Q, die pro Zeiteinheit t transportiert wird. Wärmeströme stellen sich stets entlang eines Temperaturgefälles ein. Hierbei wird Wärmeenergie vom höheren Potential (höhere Temperatur) zum niedrigeren Potential (niedrigere Temperatur) abgeführt. ) Q Q t (2.1-5) 2.1.8 Wärmestromdichte Die Wärmestromdichte q gibt an, welcher Wärmestrom ĭ durch eine Bauteilfläche A fließt. q ) (2.1-6) A Für eine Schicht der Dicke d eines isotropen Materials ohne innere Wärmequellen berechnet sich bei konstanten Oberflächentemperaturen ș1 und ș2 die Wärmestromdichte gemäß Gl. 2.1-7 mit dem Wärmedurchlasswiderstand R gemäß Abschnitt 2.4. q O d T1 T 2 1 T1 T 2 R (2.1-7) Sind in einem Bauteil keine inneren Wärmequellen oder -senken vorhanden und findet keine zeitliche Veränderung der anliegenden Temperaturen (stationärer Zustand) statt, dann ist die Wärmestromdichte q in jeder Schicht dieses Bauteils konstant. Dementsprechend ergeben sich zu Gl. 2.1-7 äquivalente Formulierungen für den Bereich des inneren bzw. äußeren Wärmeübergangs (Gl. 2.1-8) und für das gesamte Bauteil (Gl. 2.1-9) q hi( e ) T1 T2 (2.1-8) q U Ti T e (2.1-9) 2.2 Wärmedämmstoffe 2.2.1 Allgemeines Im Rahmen der technischen Harmonisierung innerhalb des europäischen Binnenmarktes wurden im Verlauf der letzten etwa 20 Jahre die normativen Grundlagen (einheitliche Produkt- und Prüfnormen) für eine einheitliche Zertifizierung und Kennzeichnung von Dämmstoffen geschaffen. Nach einer Übergangsphase, in der nationale und europäische Regeln nebeneinander Gültigkeit besaßen, verloren die nationalen Produktnormen, für die nun europäische Äquivalente vorlagen, zum 01.01.2004 ihre Gültigkeit. Dämmstoffe, für die zurzeit europäische Produktnormen vorliegen, sind: x x x x x x Mineralwolle expandiertes Polystyrol extrudiertes Polystyrol Polyurethan-Hartschaum Phenolharz-Hartschaum Schaumglas nach DIN EN 13162 nach DIN EN 13163 nach DIN EN 13164 nach DIN EN 13165 nach DIN EN 13166 nach DIN EN 13167 2.2 Wärmedämmstoffe x x x x Holzwolle-Platten Platten aus Blähperlit expandierter Kork Holzfasern 41 nach DIN EN 13168 nach DIN EN 13169 nach DIN EN 13170 nach DIN EN 13171 Für alle anderen Produkte muss als Grundlage für die Anwendbarkeit im Bauwesen eine Allgemeine Bauaufsichtliche Zulassung (ABZ) durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt, Sitz in Berlin) oder eine europäische technische Zulassung (ETA) durch die Organisation europäischer Zulassungsstellen (EOTA, Sitz in Brüssel) erteilt werden. Jedes Bauprodukt (und damit auch jeder Dämmstoff), für welches harmonisierte Bestimmungen vorliegen und welches innerhalb des EU-Binnenmarktes in Verkehr gebracht werden soll, muss eine CE-Kennzeichnung tragen. Diese CE-Kennzeichnung hat mindestens die Angaben zu enthalten, die in der jeweiligen Produktnorm in Anhang ZA festgelegt sind. Insbesondere sind demnach Angaben zum Nennwert ȜD der Wärmeleitfähigkeit (auf die Unterschiede zwischen ȜD gemäß CE-Kennzeichnung, Ȝgrenz gemäß ABZ und dem Bemessungswert Ȝ gemäß DIN 4108-4 wird im weiteren Verlauf dieses Abschnittes eingegangen) bzw. zum Nennwert des Wärmedurchlasswiderstandes RD, zum Brandverhalten (nach DIN EN 13501) und zu ggf. gefährlichen Inhaltsstoffen zu machen. Des Weiteren ist ein Bezeichnungsschlüssel Bestandteil der CE-Kennzeichnung, der verschiedene Produkteigenschaften spezifiziert. Die CEKennzeichnung als solche sagt nichts darüber aus, ob ein Produkt für einen bestimmten Einsatzzweck geeignet ist. Hierzu wurde in Deutschland die DIN 4108-10 erarbeitet. In dieser Norm werden Anwendungsgebiete und zugehörige Produkt-Mindestanforderungen definiert. Anhand des Bezeichnungsschlüssels gemäß CE-Kennzeichnung lässt sich nun ermitteln, ob das Produkt für den spezifischen Anwendungsfall geeignet ist. In der Regel werden Dämmstoffe zusätzlich zur CE-Kennzeichnung mit dem Ü-Zeichen versehen. Diese zusätzliche Kennzeichnung darf erfolgen, wenn der Hersteller für das Produkt eine Allgemeine Bauaufsichtliche Zulassung erteilt bekommen, mit einer anerkannten Überwachungsstelle eine regelmäßige Fremdüberwachung vereinbart und nach erfolgreicher Erstprüfung ein Übereinstimmungszertifikat erhalten hat. Im Zuge dieser zusätzlichen Kennzeichnung mit dem Ü-Zeichen sind die Nummer der ABZ anzugeben und Angaben zum Anwendungsgebiet gemäß DIN 4108-10 sowie zum Brandverhalten gemäß DIN 4102-1 (nach bauaufsichtlicher Einführung der Normenreihe der DIN EN 13501 dann entsprechend dem europäischen Klassifizierungssystem) zu machen. Darüber hinaus wird statt des Nennwertes ȜD der Wärmeleitfähigkeit der Bemessungswert Ȝ der Wärmeleitfähigkeit angegeben. In diesem Zusammenhang sei hier einmal näher auf die unterschiedlichen Bezeichnungen für die Wärmeleitfähigkeit eingegangen. Zu unterscheiden ist zwischen drei verschiedenen Kenngrößen: x ȜD x Ȝgrenz x Ȝ ĺ Nennwert der Wärmeleitfähigkeit, der im Rahmen der CE-Kennzeichnung auf der Grundlage der harmonisierten Produkt- und Prüfnormen bestimmt wird ĺ Grenzwert der Wärmeleitfähigkeit, der im Rahmen einer ABZ festgestellt wird ĺ Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit gemäß DIN 4108-4 42 2 Grundlagen des Wärmeschutzes Dämmstoffe, für die ausschließlich der Nennwert ȜD bestimmt wurde, werden gemäß DIN 4108-4 in die so genannte Kategorie I eingeordnet. Der Bemessungswert ergibt sich dann durch Beaufschlagung des Nennwertes mit einem Sicherheitsfaktor von 1,2 (Ȝ = 1,2 · ȜD). Wird im Rahmen der ABZ der Grenzwert Ȝgrenz bestimmt, so ist ein reduzierter Sicherheitsfaktor von 1,05 anzusetzen (Ȝ = 1,05 · Ȝgrenz) und das Produkt ist gemäß DIN 4108-4 in Kategorie II einzuordnen. 2.2.2 Anwendungstypen / -gebiete Hinsichtlich der Anwendungsgebiete von Dämmstoffen treten nach wie vor sowohl die „alten“ Bezeichnungen auf, die in Tabelle 2.2-1 zusammengestellt sind, als auch die „neuen“ Bezeichnungen für Produkte nach harmonisierten Regeln gemäß DIN 4108-10. Diese werden mit den zugehörigen Kurzzeichen in Tabelle 2.2-2 dargestellt. Tabelle 2.2-1 Anwendungstypen von Dämmstoffen nach „alter“ Klassifikation und zugeordnete Einsatzgebiete Anwendungstyp Erläuterung Einsatzgebiete W Wärmedämmstoff, nicht druckbelastbar Leichte Trennwände, Holzbalkendecken, abgehängte Decken, hinterlüftete Fassaden, Zwischensparrendämmung, Untersparrendämmung, Kerndämmung WL Wärmedämmstoff, nicht druckbelastbar Abgehängte Decken, hinterlüftete Fassaden, Zwischensparrendämmung WD Wärmedämmstoff, druckbelastbar Aufsparrendämmung, Flachdächer, Wärmedämmverbundsysteme WDS Wärmedämmstoff, Perimeterdämmung, Industrieböden mit besonderer Druckbelastbarkeit WDH Wärmedämmstoff, mit erhöhter Druckbelastbarkeit unter druckver- Lastabtragende Dämmung unter Gründungsplatten teilenden Böden WS Wärmedämmstoff, mit erhöhter Parkdecks, Aufsparrendämmung, Flachdach, Belastbarkeit für SondereinsatzgePerimeterdämmung biete WV Wärmedämmstoff, beanspruchbar Kerndämmung, Wärmedämmverbundsysteme, auf Abreißen (Querzugfestigkeit) hinterlüftete Fassaden, Unterdeckendämmung WB Wärmedämmstoff, beanspruchbar Bekleidung von windbelasteten Fachwerk- und auf Biegung Ständerkonstruktionen T TK Trittschalldämmstoff, für Decken mit Anforderungen an den Luftund Trittschallschutz nach DIN 4109 Wärme- und Trittschalldämmung unter schwimmend verlegten Estrichen Trittschalldämmung, für Decken mit Anforderungen an den Luft- und Wärme- und Trittschalldämmung unter höher Trittschallschutz nach DIN 4109, belasteten schwimmend verlegten Estrichen und auch verwendbar bei geforderter Trockenestrichen geringerer Zusammendrückbarkeit 2.2 Wärmedämmstoffe 43 Tabelle 2.2-2 Anwendungsgebiete und Anwendungsbeispiele von Dämmstoffen nach harmonisierten Regeln gemäß DIN 4108-10 AnwendungsKurzzeichen Anwendungsbeispiele gebiet Decke, Dach DAD Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Deckungen DAA Außendämmung von Dach oder Decke, vor Bewitterung geschützt, Dämmung unter Abdichtungen DUK Außendämmung des Daches, der Bewitterung ausgesetzt (Umkehrdach) DZ Zwischensparrendämmung, zweischaliges Dach, nicht begehbare, aber zugängliche oberste Geschossdecken DI Innendämmung der Decke (unterseitig) oder des Daches, Dämmung unter den Sparren/Tragkonstruktion, abgehängte Decke usw. DEO Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich ohne Schallschutzanforderungen DES Innendämmung der Decke oder Bodenplatte (oberseitig) unter Estrich mit Schallschutzanforderungen PW Außen liegende Wärmedämmung von Wänden gegen Erdreich (außerhalb der Abdichtung) PB Außen liegende Wärmedämmung unter der Bodenplatte gegen Erdreich (außerhalb der Abdichtung) Perimeter WAB Außendämmung der Wand hinter Bekleidung WAA Außendämmung der Wand hinter Abdichtung WAP Außendämmung der Wand unter Putz WZ Dämmung von zweischaligen Wänden, Kerndämmung WH Dämmung von Holzrahmen- und Holztafelbauweise WI Innendämmung der Wand Wand WTH Dämmung zwischen Haustrennwänden mit Schallschutzanforderungen WTR Dämmung von Raumtrennwänden 44 2 Grundlagen des Wärmeschutzes Tabelle 2.2-3 Differenzierungen von bestimmten Produkteigenschaften gemäß DIN 4108-10 Produkteigenschaft KurzBeschreibung zeichen Beispiele dk Keine Druckbelastbarkeit Hohlraumdämmung, Zwischensparrendämmung dg Geringe Druckbelastbarkeit Wohn- und Bürobereich unter Estrich dm Mittlere Druckbelastbarkeit Nicht genutztes Dach mit Abdichtung dh Hohe Druckbelastbarkeit Genutzte Dachflächen, Terrassen ds Sehr hohe Druckbelastbarkeit Industrieböden, Parkdeck dx Extrem hohe Druckbelastbarkeit Hoch belastete Industrieböden, Parkdeck wk Keine Anforderungen an die Wasseraufnahme Innendämmung im Wohn- und Bürobereich wf Wasseraufnahme durch flüssiges Wasser Außendämmung von Außenwänden und Dächern wd Wasseraufnahme durch flüssiges Wasser und/oder Diffusion Perimeterdämmung, Umkehrdach zk Keine Anforderungen an ZugfesHohlraumdämmung, Zwischensparrendämmung tigkeit zg Geringe Zugfestigkeit Außendämmung der Wand hinter Bekleidung zh Hohe Zugfestigkeit Außendämmung der Wand unter Putz, Dach mit verklebter Abdichtung sk Keine Anforderungen an schall- Alle Anwendungen ohne schalltechnische Anfortechnische Eigenschaften derungen sh Trittschalldämmung erhöhte Zusammendrückbarkeit sm Mittlere Zusammendrückbarkeit Schwimmender Estrich, Haustrennwände sg Trittschalldämmung, geringe Zusammendrückbarkeit tk Keine Anforderungen an die Verformung Innendämmung tf Dimensionsstabilität unter Feuchte und Temperatur Außendämmung der Wand unter Putz, Dach mit Abdichtung tl Verformung unter Last und Temperatur Dach mit Abdichtung Druckbelastbarkeit Wasseraufnahme Zugfestigkeit Schalltechnische Eigenschaften Verformung http://www.springer.com/978-3-658-02570-0