12 MALLORCA Mallorca Zeitung – Nr. 600 – 3. November 2011 Freundin mit heißem Wachs übergossen Die Nationalpolizei hat am Samstag (29.10.) einen Deutschen in Palma festgenommen, dem schwere Misshandlungen vorgeworfen werden. Am Vorabend soll der 23-Jährige seine Freundin mit heißem Kerzenwachs übergossen haben, ihr brutal ein Handy in den Mund gesteckt und sie geschlagen haben. Die 25-jährige Deutsche sagte aus, dass ihr Freund sie zudem in der Wohnung eingesperrt habe. Erst am Tag darauf habe sie sich befreien können. Wie sich herausstellte, wurde der Mann bereits mit europäischem Haftbefehl gesucht, es liegen Anzeigen gegen ihn wegen Körperverletzung vor. Keine Konsequenzen für Deiàs Bürgermeister ■ Ausnahmsweise keine freie Sicht: Das neue Teleskop der Universität Hamburg wird von den Wissenschaftlern in Augenschein genommen. FOTOS: FELDMEIER Von Frank Feldmeier Die Kuppel öffnet sich sachte und gibt den Blick auf den Himmel über Costitx frei. Von den Sternen ist allerdings nichts zu sehen: Die Dämmerung hat gerade erst eingesetzt, ohnehin bedecken dicke Regenwolken den Himmel. Aber an diesem Freitag (28.10.) geht es ausnahmsweise nicht um den Blick ins Weltall, sondern um das Beobachtungsinstrument selbst. Ein neues Teleskop wird eingeweiht, das die Universität Hamburg finanziert hat und das Studenten in Deutschland und die Sternwarte in Costitx gemeinsam nutzen werden – sei es ferngesteuert oder vor Ort. So herrscht bei dem Feierakt ein buntes Sprachgemisch aus Spanisch, Mallorquinisch, Deutsch und Englisch – neben einer Delegation aus Hamburg sind auch Forscher von der britischen Open University angereist, die ebenfalls ein Teleskop in Costitx betreiben. Zusammen mit dem Präsidenten des Balearen- Parlaments, Pere Rotger (Volkspartei, PP), nehmen der Vizepräsident der Hamburger Universität, Holger Fischer, und die anderen ausländischen Besucher ihre Investitionen in Augenschein, erklimmen die vom Regen glitschigen Treppen zu den beiden Kuppeln und schießen jede Menge Fotos. Zustande kam die Kooperation durch die Vermittlung von Vadim Burwitz, der die Entwicklung des Observatorio Astronómico de Mallorca (OAM) von Anfang an begleitet hat und heute am MaxPlanck-Institut für extraterrestrische Physik in München arbeitet. „Wir hatten keine guten Beobachtungsmöglichkeiten“, sagt Professor Jürgen Schmitt, Koordinator des Projekts an der Universität Hamburg. „Die Wetterbedingungen bei uns sind beschränkt, zwei oder drei Monate ging da oft gar nichts.“ Gerade für Abschlussarbeiten im Bachelor-Studiengang, für die nur drei Monate zur Verfügung stehen, sei das ein gewaltiges Problem. Jetzt können die Studen- Ein Stück Inselhimmel für Hamburg Die Sternwarte in Costitx hat ein neues Teleskop. Es ist für Studenten in Deutschland gedacht. Weil dort das Wetter so schlecht ist ■ Der Direktor der Sternwarte, Sálvador Sánchez (3.v.re.), mit Besuch aus Deutschland: Burwitz, Schmitt, Fischer, Pfannkuche, Merkt (v.li.). ten eigenverantwortlich und aus der Ferne in den Himmel schauen. Das neue Lehr- und Ausbildungs teleskop mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern hat sich die Unversität 170.000 Euro kosten lassen, finanziert wurde es aus Studiengebühren. Teleskop und Kuppel lassen sich mit Computern von Hamburg aus steuern, in einem eigens eingerichteten Beobachterraum auf dem Gelände der Sternwarte in Bergedorf. Dort können die Studenten die Bilder vom Nachthimmel über Mallorca per Internet empfangen. Wartung und Reparaturarbeiten übernimmt das OAM in Costitx. Im Gegenzug kann das Teleskop von Forschern auf der Insel knapp ein Drittel der Zeit genutzt werden – der Direktor der Sternwarte, Salvador Sánchez, will es auch Studenten der Balearen-Universität zur Verfügung stellen. Die Sternwarte gewinne zudem Ressourcen, um ihren Teil zu neuen Entdeckungen beizusteuern. Sánchez verweist stolz auf die schon jetzt international beachtete Identifizierung von Asteroiden und die immer häufigere Erwähnung in wissenschaftlichen Publikationen. Welche Möglichkeiten sich mit den beiden neuen Teleskopen eröffnen, hat die Arbeit von Ulrich Kolb an der Open University gezeigt. Er ist Leiter von „Pirate“ (kurz für: Physics Innovations Robotic Astronomical Telescope Explorer), wie das zweite, bereits gestartete Kooperationsprojekt heißt. Das Teleskop der britischen Fernuniversität ist seit vergangenem Jahr in Betrieb, ein Protoyp war bereits 2008 erprobt worden. „Fernstudenten und ein ferngesteuertes Teleskop sind eine ideale Kombination“, so Kolb. Die Studenten nutzen inzwischen das Instrument in mehreren Arbeitsgruppen, auch vor Ort auf Mallorca. Neben der Lehre ist „Pirate“ in der Forschung von Nutzen. Unter anderem helfe das Teleskop bei der Identifizierung neuer Planeten. Im August dieses Jahres sammelten Kolb und seine Kollegen zudem wichtige Daten einer Supernova, also einer Sternexplosion, in einer Spiralgalaxie im Sternbild Großer Bär. Sie ereignete sich praktisch vor der Haustür – in 21 Millionen Lichtjahren Entfernung – und ist deswegen besonders spannend. Als sogenannte Typ1a-Supernova verrät sie durch die Veränderung des Lichts, wie stark sich ein explodierender Stern wegbewegt und somit das Universum ausdehnt. Auch Rückschlüsse auf dunkle Energie sind möglich. Eine vergleichbare Beobachtung habe es seit 40 Jahren nicht mehr gegeben, sagt Kolb. Die Daten seines Teams halfen, den genauen Zeitpunkt der Explosion einzugrenzen. „Das war eine Zufallsleistung. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die richtige Galaxie abgebildet.“ In Hamburg sollen sich die Studenten vor allem mit Planeten beschäftigen, die außerhalb unseres Sonnensystems an ihrem Zentralstern vorüberziehen. Zu den Forschungsaufgaben gehören außerdem Quellen von Röntgenstrahlen wie Systeme aus zwei sich umkreisenden Sternen. Exkursionen nach Mallorca nach dem Vorbild der Open University seien derzeit allerdings nicht geplant, sagt Schmitt. Dafür stünden keine Mittel zur Verfügung – und eigentlich sei es angesichts der Möglichkeiten der Fernsteuerung auch nicht zu rechtfertigen. Wie unkompliziert das klappt, demonstriert Burwitz beim anschließenden Abendessen im Kreis der Wissenschaftler. Die Wolkendecke ist am späten Abend wieder aufgerissen. Burwitz klappt seinen Laptop auf und stellt die Verbindung zum neuen Teleskop her. Dann nimmt er mit ein paar Mausklicks Bilder vom Ringnebel im Sternbild Leier auf. Ein mit Steuergeldern bezahltes Essen von PP-Stadträten und ihren Familien in Deià hat keine Konsequenzen für Bürgermeister Jaume Crespí. Die Volkspartei will keine Schritte gegen den PP-Sprecher im Inselrat und Stellvertreter von Parteichef José Ramón Bauzá unternehmen und unterläuft damit ihre vor den Wahlen auferlegte ethische Selbstverpflichtung. Crespí verteidigte sich mit dem Argument, das Essen sei ein protokollarischer Akt, den es immer schon gegeben habe. Aufgedeckt hatte die Geldverschwendung die Oppositionspartei PSM. Vorwurf des Amtsmissbrauchs Der Bürgermeister von Alaró, Joan Simonet (PP), sowie sein Vorgänger Miquel Deyà (PSOE) müssen sich vor Gericht wegen Amtsmissbrauch verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, die Bebauung von 11,7 Quadratmetern öffentlichem Grund zugelassen und später auf unrechtmäßige Weise legalisiert zu haben. Beschuldigt sind neben den Bürgermeistern auch der Leiter des Bauamts, Joan Josep Torrens, und der Bauunternehmer Mateo Pizà. Sein Unternehmen war im Jahr 2002 vom Bauplan abgewichen. Ein anderer Unternehmer zeigte die Gemeinde deswegen 2005 an. Bergrettung rückte bereits 82 Mal aus Die Einsätze der Bergrettung auf Mallorca sind deutlich gestiegen. Während die entsprechende Abteilung der InselFeuerwehr in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres 68 Mal ausrückte, suchte sie im gleichen Zeitraum des laufenden Jahres bereits 82 Mal nach verunglückten Wanderern in den Bergen. Bei ihren Rettungsaktionen werden die Feuerwehrleute meist von der Bergrettungseinheit der Guardia Civil und dem Rettungshubschrauber des Katastrophenschutzes der Landesregierung unterstützt. Oftmals helfen sie dabei deutschen Urlaubern.