Energieeffizienz von Gebäuden Gütesiegel durch Blower-Door und Thermografie 3 R GmbH Inhalt Mess- und Ortungstechnik Schadensmanagement 1. Allgemeine Vorbemerkungen 2. Das Blower-Door-Verfahren 3. Thermografie als visuelle Diagnostik 4. Gesetzliche Anforderungen an die Luftdichtheit von Gebäuden 4.1 Anforderungen an die Luftdichtheit nach DIN 4108-7 und EnEV 4.2 Anforderungen an die Luftdichtheit nach DIN EN 13829 4.3 Luftdichtheit im Baurecht 4.4 Bestimmung der Luftdichtheit von Gebäuden nach DIN EN 13829 bei Wasserschäden Allgemeine Vorbemerkungen Nicht erst die aktuelle Berichterstattung zum Thema Energieversorgung führt zu immer mehr Klimaschutzdiskussionen in Politik und Wirtschaft. Eine ressourcen- und umweltschonende Energienutzung kann nur durch die Gesamtheit aller zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sichergestellt werden. Zwar ist die Reglementierung durch Verordnungen und Gesetze sicherlich nicht im Sinne eines freiheitlichen Entscheidungsspektrums des einzelnen Bürgers. Jedoch sind Grundlagen für die Reproduzierbarkeit energetischer Einschätzungen notwendig. Im Zusammenspiel verschiedener Faktoren (Energieberatung, Energiepass) sollten messtechnische Untersuchungen die Grundlage zur Feststellung und Beurteilung von Ist- und Sollzuständen eines Gebäudes sein. Baufehler können sehr gesundheitsschädlich sein (z.B. durch daraus entstehenden Schimmel, Schwämme, usw.). Energieverluste, welche durch Wärmebrücken und Undichtigkeiten entstehen, sind zwar bei den ständig ansteigenden Energiepreisen bares Geld, was verloren geht, aber das geringere Übel. Baudiagnostik macht Sinn, um Nachbesserungen bei eventuellen Mängeln ohne großen Aufwand noch während der Bauphase vornehmen zu können. Die Tatsache allein, dass eine Untersuchung baubegleitend durchgeführt wird, lässt die ausführenden Gewerke bzw. Handwerker von Beginn an sorgfältiger arbeiten. Es nützt eher wenig, wenn Mängel erst nach Fertigstellung des Hauses oder nach Bezug festgestellt werden, diese aber nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand zu beheben wären (z.B. nach Fertigstellung der Fassade). Bei Neu- bzw. Umbau ist es empfehlenswert 2 Messtermine (Blower-Door und Thermografie) einzuplanen, eine Prüfung baubegleitend und eine Prüfung nach Fertigstellung bzw. vor Bauabnahme des Hauses. Diese Kombination hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen und wird bereits durch viele Ingenieure, Architekten, Bauträger, Baufirmen und private Bauherren genutzt. Die abschließende Untersuchung dient zur Überprüfung von Nachbesserungen und soll die Sicherheit geben, für gutes Geld auch gute Qualität zu erhalten. Baufehler entpuppen sich meist erst nach etlichen Jahren als sehr zeit- und kostenintensive Sanierungsmaßnahmen. Die folgenden Informationen dienen der Übersicht der gemäß dem Stand der Technik möglichen Verfahren. 2. Das Blower-Door-Verfahren Mit dem Blower-Door-Test wird die Luftdichtheit eines Gebäudes gemessen. Die offizielle deutsche Bezeichnung ist Differenzdruck-Meßverfahren. Der Test wird noch zu wenig durchgeführt, die meisten Betroffenen (Bauherren und Auftragnehmern) glauben noch, daß er nicht notwendig sei. Bei den Erbauern von Niedrigenergiehäusern ist das Wissen schon weiter verbreitet, daß damit die Qualität der Gebäudehülle bewiesen werden kann und evtl. vorhandene Fehlstellen gefunden werden können. Ein Gebäude muss gelüftet werden (z.B. zur Feuchtigkeitsabfuhr) - aber nur über die vorgesehenen Lüftungsmöglichkeiten. Strömt Raumluft (die immer feucht ist) durch Mängel in der Bauausführung (ungewollte Fugen, Schlitze usw.) ins Freie, kann es zu Tauwasseranfall kommen und so sind fast immer Bauschäden (Schimmel usw.) vorprogammiert. Fehlstellen müssen rechtzeitig erkannt und beseitigt werden. Dazu dient unter anderem der Blower-DoorTest. Durch einen Ventilator wird Luft in das zu untersuchende Gebäude gedrückt oder herausgesaugt. Der Volumenstrom wird so eingestellt, dass sich vorgegebene Druckdifferenzen zum Umgebungsdruck ergeben. Druckdifferenzen entstehen in der Natur durch Winddruck. Bei der Blower-Door-Prüfung werden also bestimmte Wettersituationen simuliert. Bei der Messung geht es um zwei Ziele. Erstens darf die Luftmenge, die der Ventilator fördert und die durch unvermeidliche Fugen usw. entweicht eine bestimmte Luftwechselrate (Vorgabe durch die deutsche Energieeinsparungsverordnung - EnEV) nicht übersteigen und zweitens sollte derjenige, der die Messung durchführt, auch die Fehlstellen orten, damit diese beseitigt werden können. Diese Forderung ist zwar nicht im Gesetz verankert, gehört jedoch zu den allgemeinen anerkannten Regeln der Technik, auf deren Einhaltung z. B. ein Bauherr auch ohne besondere Vereinbarung Anspruch hat. Phasen Der Blower Door Test gliedert sich in drei Phasen, in der ersten Phase wird ein konstanter Unterdruck von 50 hPa oder etwas höher erzeugt und aufrechterhalten. Während dieser Phase wird die Gebäudehüllfläche nach Leckagen (undichte Stellen) abgesucht, wo Luft ungewünscht hereinströmt. Bei Nutzung des Gebäudes entweicht an diesen Stellen Luft und damit Wärme. Die Leckagen werden je nach Jahreszeit und örtlichen Gegebenheiten mittels spezieller Messtechnik (Rauchgas, Thermoanemometer, Thermografie etc.) geortet. In der zweiten Phase wird ein Unterdruck aufgebaut, wobei mit kleinem Unterdruck (20 hPa) begonnen wird und schrittweise (10 hPa-Schritte) bis auf den Enddruck (80 hPa) erhöht wird. Bei jedem Schritt wird der jeweilige Luftvolumenstrom protokolliert. In der dritten Phase wird ein Überdruck erzeugt und die Messungen werden analog zur Unterdruckmessung durchgeführt. Aus den gesamten Ergebnissen und dem Luftvolumen des Gebäudes wird die Luftwechselrate n50 errechnet. Mittelwert der gemessenen Volumenströme N50 (Luftwechselrate pro Stunde) = ---------------------------------------------------------Raumvolumen des geprüften Gebäudes. Dieser Wert kann man nun mit anderen Gebäuden und Normen vergleichen. 3. Thermografie als visuelle Diagnostik Die Gebäude-Thermografie ist ein Messverfahren, daß die unsichtbare thermische Strahlung, welche ein Objekt aussendet, in eine sichtbare Abbildung, das Thermogramm, umwandelt. Thermografische Untersuchungen sind heute fester Bestandteil in der Qualitätssicherung und bei diagnostischen Untersuchungen in der Medizintechnik (z.B. Auffinden von Entzündungsherden an Sprunggelenken von Pferden; zum Nachweis von Durchblutungsstörungen; Nachweis tragender Tiere in der Mastzucht etc.) Industrie (z.B. zur vorbeugenden Instandhaltung an Maschinen und Anlagen, Schaltschränken, Schmelzöfen etc.) Energieversorgung (z.B. Nachweis defekter Isolatoren im Hochspannungsbau; Feststellung von Lastzuständen etc.) An dieser Stelle soll jedoch die Thermografie zur Feststellung und zum Nachweis energetischer Zustände an Gebäuden aufgezeigt werden. Die Bauthermografie ermöglicht die berührungslose Erfassung von Oberflächentemperatur und -verteilung und gestattet die Beurteilung wärmetechnischer Eigenschaften. Mängel in der Wärmedämmung, wie z.B. Wärmebrücken, Luftundichtheiten, aber auch fehlerhafte Baukörperanschlüsse (Decken-, Wand-, Fensteranschlüsse) können so erfasst werden. Weiter kann das Transmissionsverhalten verschiedener Heizungssysteme (Radiatoren, Fußboden- und Wandheizung) transparent gemacht und - falls erforderlich - optimiert werden. Die unterschiedlichen Oberflächentemperaturen sind im Thermogramm durch verschiedene Farben dargestellt. Bei einer Temperaturdifferenz zwischen innen und außen werden Bauteile in Abhängigkeit ihrer Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte) sowie ihrer Luftdurchlässigkeit abgekühlt. Die Sichtbarmachung der Dämmwirkung trägt somit in entscheidender Weise zur Beurteilung des Energiehaushaltes eines Gebäudes bei. Auch Problemzonen, bei denen unter bestimmten Wettersituationen Kondensatbildung stattfindet lassen sich zuverlässig orten. Energieberatungen und Energiepässe sind leider nur theoretische Berechnungen auf dem Papier und basieren auf Baupläne, Zeichnungen oder Statiken. Bei vorhandenem Bestand kann ggfs. noch der Energieverbrauch als Kontrollwert für die errechneten Daten herangezogen werden. Leider ist es wie so häufig im Leben, der Beweis fehlt. Erst mit einer vorausgehenden messtechnischen Untersuchung mittels Blower-Door oder Thermografie lassen sich Schwachstellen ausreichend beurteilen. Mit Wärmebildern werden auch Mängel visualisiert, die bei der Herstellung des Hauses oder des Materials entstanden sind oder entstehen werden. Thermografie ist ein berührungloses Messverfahren und absolut unschädlich. Es sind keine Eingriffe in die Baukonstruktion notwendig und es fällt kein Schmutz an. Eine thermografische Untersuchung lohnt sich, im Alt- und Neubau!!! 4. Gesetzliche Anforderungen an die Luftdichtheit von Gebäuden 4.1 Anforderungen nach DIN 4108-7 Nach DIN 4108-7 (August 2001) und EnEV (Dezember 2004) gilt für Gebäude mit natürlicher Lüftung (Fensterlüftung) n50 <= 3,0 [h-1] Gebäude mit raumlufttechnischen Anlagen (auch Abluftanlagen) n50 <= 1,5 [h-1] Insbesondere bei Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ist eine deutliche Unterschreitung des oben angegebenen Grenzwertes sinnvoll (DIN 4108-7). Anzustreben auf Grund energetischer Gesichtspunkte: n50 <= 1,0 [h-1]. Nach den Kriterien des Passivhausinstituts Darmstadt, Dr. Wolfgang Feist gilt für Passivhäuser n50 <= 0,6 [h-1] 4.2 Anforderungen nach DIN EN 13829 Werden Messungen der Luftdichtheit von Gebäuden oder Gebäudeteilen durchgeführt, so darf der nach DIN EN 13829:2001-02, Verfahren A, gemessene Luftvolumenstrom bei einer Druckdifferenz zwischen innen und außen von 50 Pa bei Gebäuden ohne raumlufttechnische Anlagen: bezogen auf das Raumluftvolumen 3 h-1 nicht überschreiten oder bezogen auf die Nettogrundfläche 7,8 m³/(m²h) nicht überschreiten bei Gebäuden mit raumlufttechnischen Anlagen (auch Abluftanlagen) bezogen auf das Raumluftvolumen 1,5 h-1 nicht überschreiten oder bezogen auf die Nettogrundfläche 3,9 m³/(m²h) nicht überschreiten Die volumenbezogene Anforderung gilt allgemein. Bei Gebäuden oder Gebäudeteilen, deren lichte Geschosshöhe 2,6 m oder weniger beträgt, darf alternativ die nettogrundflächenbezogene Anforderungsgröße benutzt werden. Die Einhaltung der Anforderungen an die Luftdichtheit schließt lokale Fehlstellen, die zu Feuchteschäden infolge von Konvektion führen können, nicht aus. Insbesondere bei Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ist eine deutliche Unterschreitung des oben angegebenen Grenzwertes sinnvoll. Zur Beurteilung der Gebäudehülle kann zusätzlich der hüllenflächenbezogene Leckagestrom q50 herangezogen werden, der einen Wert von 3,0 m³/(m²h) nicht überschreiten darf. 4.3 Luftdichtheit im Baurecht Luftdichtheit ist seit DIN V 4108-7 (11/1996) Stand der Technik und nach deren Veröffentlichung im Bundesanzeiger Nr. 140 vom 31.7.1998 anerkannte Regel der Technik zur WSVO ´95. Die unaufgeforderte Ausführung der Luftdichtheit durch Verarbeiter und Bauleiter wird demnach vorausgesetzt; der Bauherr hat das Recht auf ein luftdichtes Gebäude. Wenn er eine BlowerDoor-Messung durchführen lässt, müssen die Grenzwerte eingehalten werden. Die allgemein anerkannten Regeln der Baukunst setzen sich zusammen aus anerkannten wissenschaftlichen, technischen und wirklichen Erfahrungen im Bauwesen. Für einzelne Gewerke sind technische Anforderungen in sog. Regelwerken oder DIN-Normen festgelegt. Abweichungen der Werkleistung von den allgemein anerkannten Regeln der Baukunst / Technik begründen grundsätzlich deren Mangelhaftigkeit und damit gleichzeitig Gewährleistungsansprüche des Bauherrn. Ändern sich die Regeln der Baukunst während der Bauausführung, schuldet der Unternehmer den zum Zeitpunkt der Abnahme geltenden Standard, kann hierfür jedoch u. U. auch eine zusätzliche Vergütung verlangen. Mangelhafte Luftdichtung kann als verdeckter Mangel beurteilt werden, für den im Fall von Organisationsverschulden unabhängig von den vereinbarten Gewährleistungsfristen gehaftet werden muss. 4.4 Bestimmung der Luftdichtheit von Gebäuden nach DIN EN 13829 DIN EN 13829 : 2001-02 Deutsche Norm Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden Differenzdruckverfahren (ISO 9972:1996, modifiziert) Deutsche Fassung DIN EN 13829:2000 Das Differenzdruckverfahren dient dazu, die Luftdichtheit der Hülle von Gebäuden oder Gebäudeteilen zu charakterisieren. Es kann benutzt werden, um die Luftdurchlässigkeit eines Gebäudes oder Gebäudeteils zu messen, um eine Luftdichtheitsanforderung zu erfüllen, die relative Luftdurchlässigkeit verschiedener ähnlicher Gebäude oder Gebäudeteile zu vergleichen, die Undichtheiten zu finden und die Verringerung der Luftdurchlässigkeit zu bestimmen, die durch einzelne, nacheinander ausgeführte Verbesserungsmaßnahmen an einem bestehenden Gebäude oder Gebäudeteil erreicht wurde. Es werden Luftströme von außen nach innen durch die Gebäudehülle oder umgekehrt erfasst. Diese Norm dient der Luftdurchlässigkeitsmessung der Hülle von Gebäuden oder Gebäudeteilen vor Ort. Sie beschreibt die Anwendung von Über- oder Unterdruck und die Messung der resultierenden Luftvolumenströme in Abhängigkeit von verschiedenen statischen Druckdifferenzen zwischen innen und außen. Die BlowerDoor-Messung erfolgt nach DIN EN 13829.