Mehrwert Natur Osterzgebirge Ökosystemdienstleistungen erkennen, bewerten und kommunizieren Herausgeber: Olaf Bastian, Ralf-Uwe Syrbe Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. Weberplatz 1 01217 Dresden www.ioer.de in Zusammenarbeit mit J. E. Purkynĕ-Universität Ústí nad Labem Autoren: Olaf Bastian Astrid Berens Birgit Kochan Nils Kochan Kristýna Rybová Jan Slavík Sylke Stutzriemer Ralf-Uwe Syrbe Ondřej Vojáček Inhaltsverzeichnis Grußwort..........................................................................3 Naturkapital Osterzgebirge..............................................4 Die Natur – unser grünes Kapital....................................5 Was sind Ökosystemdienstleistungen?...........................7 Wie kann man die Leistungen der Natur erfassen und bewerten?.................................................................9 Erfassung von Ökosystemdienstleistungen: international – national – regional.................................10 Zwei Länder, eine Landschaft: das Osterzgebirge........11 Land der Bergwiesen und Steinrücken – wertvolle Ökosysteme im Osterzgebirge......................................13 Leistungen der Natur im Osterzgebirge – eine Auswahl.................................................................19 Auswahlexperiment und Zahlungsbereitschaft..............30 Leistungen der Natur dauerhaft erhalten!......................35 Erscheinungsjahr: 2014 Gestaltung: Astrid Berens Wer beeinflusst die Leistungsfähigkeit der Ökosysteme?..........................................................37 Birgit Kochan Instrumente und Handlungsmöglichkeiten....................38 Druck: Bildung und Kommunikation – auch für den Schutz der Natur unverzichtbar!....................................39 Manufaktur für Gestaltung, Dresden Literatur.........................................................................41 Abbildungsnachweise....................................................44 Grußwort In den oberen Lagen des Osterzgebirges blieb eine vom Menschen geprägte, relativ kleingliedrige und vielfältige Landschaft erhalten, die heute zu den Gebieten mit einer länderübergreifend hohen Bedeutung für den Naturschutz zählt. Vor allem das bereits seit Jahrhunderten bewirtschaftete Offenland mit vielfältigen, heute überregional gefährdeten Lebensräumen wie Berg- und Feuchtwiesen, Magerrasen, Niedermooren und Steinrücken prägt den Landschaftsraum Osterzgebirge mit seinem reichhaltigen Natur- und Kulturerbe. Dazu kommen Reste ursprünglicher Natur in Form von artenreichen Laub- und Nadelmischwäldern, Fließgewässern und Mooren. Verbunden mit der Bewirtschaftung der Landschaft durch den Menschen haben seit Beginn der Besiedlung und der Bergbautätigkeit im Mittelalter ständig wachsende starke Eingriffe in den Naturhaushalt stattgefunden. Die Phase der starken Intensivierung der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung seit Mitte des 20. Jahrhunderts war (und ist) im besonderen Maße mit einem Rückgang der Artenvielfalt verknüpft. Hinzu kamen teils extreme Umweltschäden wie das „Waldsterben“ im Kammgebiet des Erzgebirges. Die lang andauernden Naturschutzbemühungen im Osterzgebirge erzielen bereits seit längerer Zeit Erfolge durch die Ausweisung von Schutzgebieten und eine naturschutzgerechte Nutzung, gestützt durch Aktivitäten ehrenamtlicher und privater Naturschützer. In den 1990er Jahren gelang es, das bundesweit geförderte Naturschutzgroßprojekt „Bergwiesen im Osterzgebirge“ zu etablieren, das sich besonders der Offenlandschaft mit ihren vielfältigen, blütenbunten Wiesen und der abwechslungsreichen Steinrückenlandschaft widmet. Dieses Projekt liefert wertvolle Impulse für die Ausweisung mehrerer großer Naturschutzgebiete und eine großflächige naturschutzgerechte Bewirtschaftung der Offenlandschaft im oberen Osterzgebirge. Die heutigen Herausforderungen für die Erhaltung der herausragenden Naturausstattung ergeben sich teilweise aus externen Einflussfaktoren wie Nährstoffeinträgen aus der Luft, Auswirkungen der Klimaveränderungen oder extremen Hochwasserereignissen. Andererseits ist es in den Zeiten der industriellen Landwirtschaft schwer geworden, nachhaltige Nutzungsformen für die Erhaltung jener Ökosysteme zu finden, die von einer Bewirtschaftung durch den Menschen abhängig sind, z. B. Bergwiesen und Steinrücken. Dies kann auf Dauer nur gelingen, wenn die Naturschutzziele an eine nachhaltige Bewirtschaftung geknüpft werden. Das Erkennen, Bewerten, Kommunizieren und Fördern der vielfältigen Ökosystemdienstleistungen kann dazu entscheidend beitragen. Dabei kommt es einerseits darauf an, Formen der regionalen und überregionalen Vermarktung der Produkte aus der naturschutzgerechten Land- und Forstwirtschaft zu finden, die diese Nutzungen dauerhaft rentabel und konkurrenzfähig machen. Andererseits trägt die hohe Bedeutung für den Naturschutz dazu bei, dass am Rand des Ballungsgebietes Großraum Dresden die naturverträgliche Erholung eine immer größere Rolle spielt und zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor werden kann. Auch für die Bereitstellung von Ressourcen wie sauberes Trinkwasser sowie für den Hochwasserund Klimaschutz ist eine Förderung der naturschutzgerechten Entwicklung wichtig. Dr. Bernard Hachmöller, Referatsleiter Naturschutz im Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 3 Naturkapital Osterzgebirge Das Projekt „Mehrwert Natur Osterzgebirge“ Das international hochaktuelle Konzept der Ökosystemdienstleistungen (ÖSD) zielt darauf ab, den Nutzen der biologischen Vielfalt und intakter Ökosysteme aufzuzeigen und in marktwirtschaftlich orientierte Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Dadurch besteht die Chance, dass die ökologischen Leistungen bzw. Gratis-Naturkräfte erhalten bleiben und der Verschlechterung der Umwelt durch Überbeanspruchung entgegen gewirkt wird. Das Konzept vermag Entscheidungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft maßgeblich zu verbessern, indem die Leistungen der Ökosysteme für Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit vermittelt werden. Die Attraktivität des ÖSD-Ansatzes fußt auf seinem integrativen, interdisziplinären Charakter sowie auf der Verbindung von Umwelt- und sozio-ökonomischen Konzepten. Ökosystemdienstleistungen bilden die Schnittstelle zwischen Ökosystemen und menschlichem Wohlbefinden. 1. Erfassung und Bewertung ausgewählter Ökosystemdienstleistungen im Osterzgebirge. 2. Ökonomische und institutionelle Bewertung umweltpolitischer Steuerungsinstrumente sowie des Managements von Ökosystemen. 3. Zielgruppenorientierte Aufbereitung der Ergebnisse, Öffentlichkeitsarbeit/Umweltbildung – unter Einbeziehung neuer Medien. Am wissenschaftlichen Projekt beteiligt waren das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) in Dresden und die J. E. Purkynĕ-Universität Ústí nad Labem. Das von der Europäischen Union sowie Sachsen und Tschechien im Rahmen des Europäischen Fond für regionale Entwicklung (Ziel 3) geförderte Projekt „Mehrwert Natur Osterzgebirge. Ökosystemdienstleistungen erkennen, bewerten und kommunizieren.“ hatte zum Ziel, das ÖSD-Konzept exemplarisch für ein länderübergreifendes regionales Untersuchungsgebiet zu demonstrieren und anzuwenden. Gewählt wurde ein Ausschnitt des Osterzgebirges beiderseits der deutsch-tschechischen Grenze von 365 km² Größe, und zwar die Territorien der Städte und Gemeinden Altenberg, Hermsdorf, Osek, Háj u Duchcova, Moldava, Mikulov, Košťany, Dubi, Krupka und Petrovice. Im Projektzeitraum von Juli 2012 bis Dezember 2014 wurden folgende Schwerpunkte bearbeitet: 4 Blick vom Geisingberg (Osterzgebirge) Diese Broschüre richtet sich an Wirtschaft, Politik und Behörden, Bildungseinrichtungen, Vereine und Verbände sowie an die breite Öffentlichkeit und informiert über: - den theoretischen Hintergrund, - das Projektgebiet und seine typischen Biotope, - die Bewertung einzelner Ökosystemdienstleistungen, - Handlungsoptionen und praktische Anwendungen. Die Natur – unser grünes Kapital Selbst die kühnsten wissenschaftlichen Entdeckungen und raffiniertesten technischen Neuerungen ändern nichts an der Tatsache, dass wir Menschen auf die Natur angewiesen sind. Sie ist eine Grundvoraussetzung für materiellen Wohlstand, persönliches Wohlergehen und Glück. Insofern stellt die Natur mit ihren Pflanzen- und Tierarten sowie ganzen Ökosystemen unser grünes Kapital dar. Der Wert der Natur (und ihre Leistungen) bleibt uns allerdings häufig verborgen. Das verleitet uns zu der Fehleinschätzung, dieses Naturkapital sei unerschöpflich und könne zum Nulltarif, ohne Gegenleistung und ohne sich weiter darum zu kümmern, in Anspruch genommen werden. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Natur in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen, aber auch im alltäglichen Verhalten jedes einzelnen Bürgers kaum Berücksichtigung findet. Hauptursache dafür ist die Tatsache, dass Natur und Landschaft, Ökosysteme und biologische Vielfalt (Biodiversität) überwiegend kollektiv genutzte Leistungen und Güter hervorbringen, zu denen freier Zugang besteht und die kaum auf Märkten gehandelt werden (können). Daher existiert für sie kein Marktpreis. In ökonomischen Bilanzen wird das Naturkapital deswegen häufig gar nicht berücksichtigt. Dies führt oft dazu, dass die Gesellschaft zwar von den Gütern und Leistungen der Natur profitiert – solange sie da sind –, es jedoch an genügend Anreizen für ihre Erhaltung und schonende und nachhaltige Nutzung mangelt. Da bestimmte Nutzungen der natürlichen Umwelt nicht über Märkte geregelt sind, erscheint es nach wirtschaftlicher Logik sogar sinnvoll, Gratis-Leistungen der Umwelt in möglichst großem Umfang in Anspruch zu nehmen. Dabei werden diese kostenlosen Naturgüter und -leistungen weder von Produzenten noch von Konsumenten in angemessener Weise wahrgenommen, vielmehr gelten sie weiten Teilen der Bevölke- So gelten nach Aussage der internationalen Studie Millenium Ecosystem Assessment1 inzwischen zwei Drittel aller Ökosysteme weltweit als geschädigt und in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Damit verbunden sind teils dramatische Folgen für die Bevölkerung, zum Beispiel die Verringerung des verfügbaren Trinkwassers in vielen Teilen der Welt, Schäden an den Böden und Verlust der landwirtschaftlichen Produktivität, erhöhter Hitzestress in Städten oder die steigende Gefahr von Extremereignissen (Dürren, Überflutungen usw.). Die Abholzung der Wälder erhöht den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase (insbesondere CO2), stört den regionalen Wasserhaushalt und führt zum Verlust von biologischer Vielfalt. Derzeit gilt ein Drittel aller Fischbestände der Welt als überfischt, mehr als die Hälfte als vollständig ausgeschöpft. Naturnaher Wald am Hemmschuh Doch auch auf nationaler Ebene gibt es – trotz einiger Erfolge wie zum Beispiel bei der Gewässerqualität oder beim Aufbau von Schutzgebieten – weiterhin einen schleichenden Verlust an biologischer Vielfalt und Leistungen der Natur. Sorgen bereiten die anhaltenden Belastungen der Böden, der Grund- und Oberflächengewässer durch Schadstoffe und Düngemittel, die ungebremste Verbrennung fossiler Energiequellen, die Industrialisierung der Landwirtschaft, die zunehmende Landschaftszerschneidung und Flächenversiegelung durch Siedlung und Verkehr. Die Verbauung der Fließgewässer beeinträchtigt die natürliche Hochwasserrückhaltefunktion der Auen dauerhaft und verschärft Schadensereignisse bei Hochwasser. rung als selbstverständlich verfügbar. Doch diese Situation ist auf Dauer nicht tragbar, da die Folgen unseres Handelns in Gestalt zunehmender Umweltprobleme und -zerstörungen weltweit immer deutlicher zu Tage treten und unsere natürliche Lebensgrundlage bedrohen. Knapp drei Viertel der insgesamt 690 in Deutschland vorkommenden Biotoptypen werden nach der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft2 – gut ein Drittel aller in Deutschland lebenden Wirbeltierarten gilt als „aktuell gefährdet“, „verschollen“ oder „ausgestorben“.3 Ein erheblicher Teil der sächsischen und tschechischen Flora und Fauna gilt als gefährdet (siehe Abbildung S. 6). 5 Gefährdungssituation in Deutschland und Tschechien am Beispiel der Säugetiere, Brutvögel, Kriechtiere sowie Gefäßpflanzen (bei unterschiedlichen Erfassungs- und Bewertungsmethoden und Zeitschnitten 4, 5, 6) 100 % Deutschland (2009) Tschechien (2003) Deutschland (2009) Tschechien (2003) Deutschland (2009) Tschechien (2003) 6 Deutschland (1996) Anteil der nicht gefährdeten Arten Tschechien (2001) Anteil der gefährdeten Arten Was sind Ökosystemdienstleistungen? Im Laufe der 1990er Jahre etablierte sich das Konzept der Ökosystemdienstleistungen (auch Ökosystemleistungen, engl.: ecosystem services) in der internationalen Umweltdiskussion, um den vielfachen gesellschaftlichen Nutzen aufzuzeigen, der mit dem Erhalt der biologischen Vielfalt und intakter Ökosysteme einhergeht. Damit soll erreicht werden, dass ökologische Leistungen beziehungsweise sogenannte Gratis-Naturkräfte besser in marktwirtschaftlich orientierten Systemen berücksichtigt werden. Mithilfe des Ökosystemdienstleistungskonzepts kann aufgezeigt werden, wie Wirtschaft und menschliches Wohlergehen von der Natur abhängen, wie sich menschliche Konsum- und Investitionsentscheidungen auf die Natur auswirken und welche Konsequenzen mit der Nichtbeachtung dieser Abhängigkeiten verbunden sind. Ökosystemdienstleistungen sind Leistungen, die von der Natur erbracht und vom Menschen genutzt werden. Das heißt nicht, dass diese nur in der unberührten Natur vorkommen, sie können auch vom Menschen begünstigt sein, z. B. durch veränderte Ökosysteme, wie sie in den Kulturlandschaften Mitteleuropas vorherrschen. Ökosystemdienstleistungen bilden die Schnittstelle zwischen Ökosystemen und menschlichen Bedürfnissen. Indem sie die Verbindungen zwischen den Ökosystemen in der Landschaft und den wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten bzw. Prozessen beleuchten, bieten sie einen Rahmen für nachhaltige Landnutzung und dauerhaft umweltgerechte Entwicklung. Heilpflanzen (Arnika) Trinkwasser Ästhetik (Feuer-Lilie) Beispiele für die Vielfalt der Leistungen der Ökosysteme Willdfrüchte (Preiselbeeren) Rohstoff Holz Ökosystemdienstleistungen werden in Versorgungsleistungen, Regulationsleistungen und sozio-kulturelle Leistungen unterteilt, passfähig zum Konzept der Nachhaltigkeit mit seinen etablierten ökologischen, ökonomischen und sozialen Entwicklungskategorien.7, 8, 9, 10 Versorgung mit Futter-/Lebensmitteln Künstlerische Inspiration Bestäubung 7 Versorgungsleistungen bieten dem Menschen nutzbare Güter wie etwa Nahrung, Wasser, Bau- und Brennholz, pflanzliche Rohstoffe, Energie sowie medizinische und genetische Ressourcen. So ist zum Beispiel die Landwirtschaft zwar auf den Einsatz von menschlicher Arbeitskraft, Technik, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln angewiesen, aber ohne die grundlegenden ökologischen Prozesse nicht denkbar. Die Leistungen naturnaher Ökosysteme ermöglichen beträchtliche Kostenersparnisse. So ist Trinkwasser aus naturnahen Quellgebieten durch die dort erbrachten Filterleistungen einfacher aufzubereiten. Gesunder Wald im Einzugsgebiet, natürliche Überschwemmungsgebiete und Retentionsräume (lat. retenire = zurückhalten) unverbauter Täler dienen dem Hochwasserschutz und vermindern das Schadenspotenzial entlang von Flüssen. Die Natur besitzt ein beachtliches Innovationspotenzial, sie liefert eine Vielzahl an Vorbildern und Ausgangsstoffen für Technik, Medizin, Pharmakologie und Nahrungsmittelproduktion. Sie ist damit Gegenstand von Forschung und Basis neuer Erkenntnisse und Erzeugnisse. Sozio-kulturelle Leistungen der Natur sind für das individuelle Wohlergehen, für Leistungsfähigkeit und persönliches Glück unverzichtbar. Die Holzproduktion ist die wichtigste Versorgungsleistung des Waldes. Regulationsleistungen wirken positiv auf den Naturhaushalt ein. Beispiele sind die Unterstützung landwirtschaftlicher Produktion durch Bestäubung oder die Neubildung von Böden, die Erhaltung der Fruchtbarkeit durch Bodenorganismen, die Verringerung der Bodenerosion durch Bewuchs oder die regulierende Wirkung natürlicher Fressfeinde auf Schadorganismen in Land- und Forstwirtschaft. Unerlässlich für die menschliche Sicherheit und Gesundheit sind die Reinigung des Wassers durch den Boden, die Zerlegung von Abfallprodukten und ihre Rückführung in den Nährstoffkreislauf, die Minderung von Hochwassergefahren durch den Wasserrückhalt in natürlichen Flussauen und die Bindung klimaschädlicher Treibhausgase durch Böden, Gewässer und Vegetation. 8 Steinrücken bremsen den Wasserabfluss nach Regen­ fällen. Sozio-kulturelle Leistungen bereichern uns geistig und umfassen unter anderem Ästhetik, Erholung und Bildung beziehungsweise Informationen. Wir erfreuen uns an der Natur bei einem Ausflug „ins Grüne“, beim Beobachten wildlebender Tiere, beim Sammeln von Beeren und Pilzen oder beim Verfolgen des jahreszeitlichen Werdens und Vergehens. Insbesondere naturbelassene Ökosysteme bieten vielfältige Möglichkeiten zur Erbauung und Inspiration, zur naturverbundenen Erholung und zu ästhetischem Genuss. Naturnahe Landschaften vermitteln kulturelle Identität und Wissen und geben uns ein Heimatgefühl. Die Natur bietet vielfältige Möglichkeiten für Erholungsakti­ vitäten. Wie kann man die Leistungen der Natur erfassen und bewerten? Grundsätzlich gilt: Einen absoluten, einheitlichen „Wert“ von Natur und Landschaft gibt es nicht. Werte beruhen letztlich auf der individuellen Wertschätzung eines jeden Einzelnen. Sie entstehen, indem Menschen etwas wertschätzen, das ihnen wichtig ist. Das können materielle Dinge (z. B. Nahrungsmittel, Trinkwasser), aber auch immaterielle Sachverhalte (z. B. die Schönheit einer Landschaft, ethische Haltungen gegenüber der Natur) sein. Je nach materiellen, moralischen, spirituellen, ästhetischen oder anderen Interessen bzw. Einstellungen gegenüber der Natur ergeben sich für jeden Einzelnen unterschiedliche, meist stark subjektiv geprägte Werte. Es gibt eine Vielzahl von Methoden und Techniken, um Ökosystemleistungen zu bewerten. Am einfachsten gestaltet sich die Bewertung von Gütern, die auf Märkten gehandelt und mit einem Preis zum Ausdruck gebracht werden können. Das trifft für viele Versorgungsleistungen zu. Bei Regulations- und sozio-kulturellen Leistungen ist dies weitaus schwieriger, da diese häufig öffentliche Güter darstellen, für die keine Märkte und somit keine Verkaufspreise bestehen. Hier bilden die Erfassung und Einschätzung natürlicher Strukturen und Prozesse wie der Energie-, Stoff- und Wasserflüsse eine wichtige Grundlage. Ein anderer Ansatz ist, zu prüfen, welche Kosten entstehen würden, wenn eine Ökosystemleistung (z. B. Hochwasserschutz im Wald) durch eine technische Lösung (z. B. Hochwasserrückhaltebecken) ersetzt werden müsste. Der Wert des Waldes für den Hochwasserschutz entspräche in diesem Fall den vermiedenen Baukosten. Man kann aber auch fragen, welche Schäden ohne natürlichen oder technischen Hochwasserschutz zu erwarten sind. Die vermiedenen Schadenskosten wären dann Richtschnur für den Wert der Hochwasserschutzleistung. Analysen zur Zahlungsbereitschaft für bestimmte Werte oder Leistungen der Natur, häufig in Form von Befragungen, können ebenfalls Auskunft geben. Für die ökonomische Bewertung von Ökosystemleistungen stellt das Konzept des „Ökonomischen Gesamtwertes“ (Total Economic Value, TEV) eine derzeit gängige methodische Basis dar. Dieses Konzept versucht, den Nutzen der Natur und alle ihre Leistungen für den Menschen, d. h. auch indirekte und immaterielle Vorteile, zu erfassen und aufzuzeigen. So werden auch Werte wie das bloße Wissen um eine unberührte Wildnis oder die Sicherung der langfristigen Existenz von Arten für einen einzelnen Menschen berücksichtigt („Existenzwert“). Der „Optionswert“ bringt zum Ausdruck, dass Menschen bereit sind, nutzbare Dinge für die Zukunft zu erhalten, unabhängig davon, ob eine spätere Nutzung tatsächlich stattfindet. Der „Vermächtniswert“ steht für den Willen der heute lebenden Bevölkerung, Schätze des natürlichen und kulturellen Erbes für künftige Generationen zu sichern. An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Natur- und Landschaftsbewertungen keinesfalls auf direkte materielle oder monetär erfassbare Werte beschränkt sind. Die Umwelt hauptsächlich nach ihrem wirtschaftlichen Nutzen zu beurteilen, geht fehl. Selbst wenn für bestimmte Ökosystemleistungen Geldbeträge ermittelbar sind, so bedeutet das nicht zwangsläufig, dass die entsprechende Leistung so einfach „erkauft“ werden könnte. Den gesamten Naturbestand im Sinne einer Inventur zu taxieren, ist ohnehin utopisch. Die Natur ist lebensnotwendig, nicht ersetz- und bezahlbar und kann damit in ihrer Gesamtheit nicht ökonomisch bewertet werden. Man stelle sich vor, die von den Ökosystemen der Erde hervorgebrachten Leistungen würden komplett ausfallen: Dies würde den Totalverlust unserer Lebensgrundlage bedeuten. In diesem Sinn müsste man den Wert von Ökosystemleistungen mit „unendlich“ beziffern. Wie bemisst man den Wert einer Blindschleiche? Oft muss man sehr genau hinschauen, bevor sich einem der Wert erschließt. 9 Erfassung von Ökosystemdienstleistungen: international – national – regional International macht gegenwärtig der sogenannte TEEB-Prozess (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) von sich reden10. Dieser soll den Zusammenhang zwischen den Leistungen der Natur, der Wertschöpfung der Wirtschaft und dem menschlichen Wohlergehen stärker ins Bewusstsein rücken. Der TEEB-Prozess verdeutlicht, dass es wichtig ist, die Leistungen und Werte der Natur noch genauer zu erfassen und sichtbarer zu machen. Er soll Möglichkeiten untersuchen und Vorschläge entwickeln, um Naturkapital besser in private und öffentliche Entscheidungsprozesse einzubeziehen, damit langfristig die natürlichen Lebensgrundlagen und die biologische Vielfalt erhalten bleiben. Auf nationaler Ebene finden in zahlreichen Ländern entsprechende Bemühungen statt, so auch in Deutschland und Tschechien. Unter Federführung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Halle/Leipzig werden im Rahmen der Studie „Naturkapital Deutschland – TEEB DE“ in den Jahren 2012 bis 2015 vier umfangreiche Berichte zu den Schwerpunkten Klimapolitik und Naturkapital, Ökosystemdienstleistungen ländlicher Räume, Naturleistungen in der Stadt sowie zu Handlungsoptionen erstellt. In der Tschechischen Republik wurde in den Jahren 2010 und 2011 eine Pilotstudie zu Ökosystemdienstleistungen des Grünlandes durch das Umweltzentrum an der Karlsuniversität in Prag (COZP) in Kooperation mit der staatlichen Naturschutzagentur AOPK erarbeitet, um verschiedene Bewertungsverfahren von Ökosystemdienstleistungen zu testen und Nutzungsmöglichkeiten des Ökosystemdienstleistungskonzeptes im Naturschutz allgemein zu beurteilen. Das gestiegene Bewusstsein gegenüber den Leistungen der Ökosysteme zeigt sich insbesondere in internationalen, europäischen und nationalen Abkommen und Strategien wie der Biodiversitätskonvention der Vereinten Nationen. Im Jahre 2011 wurde von der 10 EU-Kommission eine europäische Biodiversitätsstrategie vorgelegt. Die Biodiversitätsstrategie hat zum Ziel, Ökosysteme und deren Leistungen bis zum Jahr 2020 besser zu sichern. Um den Verpflichtungen der Strategie nachzukommen, wird in vielen EU-Mitgliedsstaaten zurzeit die Durchführung eines Nationalen Ökosystem-Assessments, also eine flächendeckende Erfassung und Bewertung von Ökosystemdienstleistungen diskutiert oder wurde bereits in Angriff genommen. und nährstoffarme Bergwiesen erreichen zwar eine hohe Artenvielfalt, jedoch ist die Menge des produzierten Futters eher gering. Bergwiesen schneiden somit im Vergleich zu anderen Wiesen in der Bereitstellung von Futterpflanzen schlechter ab. Dafür erbringen sie aber sozio-kulturelle Ökosystemdienstleistungen wie ästhetische und ethische Werte. Doch nicht nur Überblicksdarstellungen von Naturkapital und Ökosystemdienstleistungen für ganze Länder und große Regionen sind wertvoll, sondern auch Kenntnisse der konkreten Situation in kleineren Gebieten oder auch für bestimmte Landschaften, in unserem Falle für das Osterzgebirge. Besonders interessant ist hierbei, dass sich diese Mittelgebirgslandschaft über zwei Länder erstreckt, und zwar Deutschland (Sachsen) und Tschechien (Böhmen). Im Rahmen des Projektes „Mehrwert Natur Osterzgebirge“ wurden einige Ökosystemdienstleistungen charakteristischer Biotoptypen des Osterzgebirges (vor allem Bergwiesen, Steinrücken, Moore, naturnahe Fließgewässer und Wälder) beiderseits der deutsch-tschechischen Grenze exemplarisch erfasst und deren Wert für die Gesellschaft ermittelt. Durch die Betrachtung der Ökosystemdienstleistungen dieser fünf besonders sensiblen Biotoptypen wurden die Artenvielfalt und damit Naturschutzaspekte in den Vordergrund gestellt. Versorgungsleistungen wie die Holzproduktion oder die Futterpflanzengewinnung hängen nur von wenigen dominanten Arten ab, die Artenvielfalt spielt daher meist eine untergeordnete Rolle. Zum Beispiel ist der Anteil der Pflanzen, die auf Bergwiesen wachsen und als Futtermittel geeignet sind, gewollt gering. Magere Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata), wunder­ schöne einheimische Orchideenart auf einer Bergwiese im Osterzgebirge Zwei Länder, eine Landschaft: das Osterzgebirge Beim Erzgebirge handelt es sich um eine südseitig angehobene Pultscholle. Eine Pultscholle ist eine tektonische Bruchscholle, die auf einer Seite relativ flach und auf der anderen bruchartig stark abfällt. Schematische Darstellung einer Pultscholle Von dem zwischen 800 und 1200 m ü. NN überwiegend auf tschechischer Seite gelegenen Kamm erstreckt sich deren Nordabdachung über 30 bis 45 km weit nach Sachsen hinein. Der gebirgige Charakter wird mehr durch die tiefe Zertalung, als durch markante Einzelerhebungen hervorgerufen. Im Gegensatz dazu fällt das Erzgebirge auf der Südseite bis zum Egergraben (Oherský rift) über kurze Distanz zum Teil sehr steil ab. Zu den höchsten Erhebungen des Osterzgebirges zählen Loučná (Wieselstein, 956 m), Kahleberg (909 m) und Pramenač (Bornhauberg, 905 m). Als Grundgesteine überwiegen großflächig Graugneise. Hinzu kommen Quarzporphyr, Granitporphyr sowie basaltische Zufuhrschlote oder Deckenreste tertiären Ursprungs, die markante Bergkulissen wie z. B. den Geisingberg (824 m) hervorbrachten. Die Bodenbildung aus nährstoffarmen, sauren Gesteinsverwitterungsdecken ergibt sandig-lehmige Böden mit mittleren Nährstoffgehalten, die seit dem 13. Jahrhundert bis in die oberen Lagen landwirtschaftlich genutzt werden.11 ein ausgesprochen raues Klima mit Jahresmitteltemperaturen von 5 bis 5,5 °C (Zinnwald bzw. Cínovec nur 4,3 °C) aufweisen, ist von Mittelwerten zwischen 7 und 7,5 °C auszugehen. Typisch für die montanen Lagen des Erzgebirges sind Wollreitgras-Fichten-Buchenwälder und Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)Buchenwälder, vereinzelt vertreten in den Kammlagen sind auch Wollreitgras-Fichtenwälder.11 Die linken Nebenflüsse der Elbe aus dem Osterzgebirge wie Bahra, Seidewitz, Gottleuba, Müglitz und Weißeritz sind für ihre Hochwasserereignisse bekannt. Als Hauptursachen dafür gelten Starkniederschläge bei sogenannten Vb-Wetterlagen, der (auf deutscher Seite) bis in die oberen Lagen betriebene Ackerbau, relativ geringe Waldanteile sowie die engen Talstrecken mit fehlenden natürlichen Ausbreitungsflächen. Während Frühjahrshochwässer selten sind (geringe Schneerücklagen), konzentrieren sich die Schadereignisse auf den Sommerzeitraum (Juli und August): Zu katastrophalen Hochwässern kam es besonders in den Jahren 1897, 1927, 1957, 2002 und 2013. Das Osterzgebirge war auch von starken Waldschäden durch schwefelhaltige Immissionen betroffen. Im gesamten Kammgebiet erinnern noch heute uneinheitliche Waldbilder mit Sekundärvegetation (u. a. Eberesche) und vermeintlich rauchharten Nadelbäumen wie der Blaufichte an die Mitte der 1980er Jahre völlig entblößten Forstflächen. Erst nach Rückgang der SO2-Einwirkungen nach 1990 konnte sich der Wald erholen und mit einem zielgerichteten Waldumbau begonnen werden. Dank der überdurchschnittlich wertvollen Naturausstattung, die entlang des gesamten Erzgebirgskammes beiderseits der Grenze zwischen Sachsen und Nordböhmen anzutreffen ist, befindet sich hier auch ein räumlicher Schwerpunkt von europäisch bedeutsamen Natura-2000-Gebieten. Teilweise grenzen diese unmittelbar aneinander oder gehen ineinander über, wodurch große zusammenhängende Schutzgebietskomplexe entstanden sind. Die Pultscholle des Erzgebirges im Luftbild Klimatisch ist das Osterzgebirge kontinental beeinflusst. Die Niederschlagsmengen betragen 750 bis 900 mm. Außerhalb der Hoch- und Kammlagen, die 11 12 Land der Bergwiesen und Steinrücken – wertvolle Ökosysteme im Osterzgebirge Für das obere Erzgebirge charakteristische und besonders wertvolle Ökosysteme (Biotope) sind vor allem die unter dem Einfluss des Menschen entstandenen Bergwiesen mit ihrer Vielzahl an buntblühenden, würzigen Kräutern, die an Feldrainen und Flurgrenzen entstandenen Steinrücken (Lesesteinwälle) und die Hochmoore und Moorwälder, welche noch kleinflächig den Eindruck ursprünglicher Natur vermitteln. Andere bemerkenswerte Ökosysteme sind Reste naturnaher Bergwälder sowie naturnahe Fließgewässer.11 Fläche in ha 4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 Bergwiese Naturwald Deutschland Moor Tschechien Anteil flächenhafter Biotope im Projektgebiet Länge in km Insgesamt sind im Projektgebiet durch die Naturschutzbehörden 8.500 ha flächenhafte Biotope erfasst worden (Karte, S. 12), davon 2.750 ha Bergwiesen, 350 300 250 200 150 100 50 0 Steinrücken Bach Deutschland Tschechien Anteil linienhafter Biotope im Projektgebiet 1.550 ha Moor und 4.200 ha relativ natürliche Bergwälder. Hinzu kommen Bergbäche mit einer Gesamtlänge von 330 km und etwa 194 km Steinrücken. Diese fünf Biotoptypen werden im Folgenden genauer erklärt. sowie zahlreiche Spezialisten unter den Laufkäfern, Spinnen, Heuschrecken und Zikaden. Bergwiesen Ein besonderer Anziehungspunkt des Osterzgebirges sind seine artenreichen, bunt blühenden Bergwiesen, welche die erzgebirgische Kulturlandschaft maßgeblich prägen. Entstanden sind sie durch regelmäßiges Mähen (1- bis 2- mal jährlich) und Beräumen des Mähgutes, vorzugsweise als Heu. Durch den jährlichen Nährstoffentzug wurden viele wuchsschwache Pflanzenarten, so genannte Hungerkünstler, gefördert. Diese stehen heute im Blickpunkt des Naturschutzes. Bergwiesen kommen auf mäßig trockenen bis mäßig feuchten Standorten in Höhenlage ab ca. 500 m vor. Zu sehen sind unter anderem Goldhafer-Wiesen, Bärwurz-Rotschwingel-Wiesen und Trollblumen-Kohldistel-Wiesen. Je nach Bodenbeschaffenheit, Lage bzw. Exposition und Wasserversorgung bilden die Bergwiesen Übergangsformen zu Borstgrasrasen, Feuchtwiesen und Trockenrasen aus. Kennzeichnende Pflanzenarten der Bergwiesen sind u. a.: Goldhafer, Wald-Storchschnabel, Bärwurz, Perücken-Flockenblume, Verschiedenblättrige Kratzdistel, Großes Zittergras, Berg-Platterbse und Arnika. An feuchten Standorten wachsen auch Pflanzen wie Wiesen-Knöterich oder Behaarter Kälberkropf. Einige seltene Pflanzen­ arten der Bergwiesen treten nirgendwo in Sachsen so häufig auf wie im Osterzgebirge, z. B. Kopfige Teufelskralle, Trollblume oder Busch-Nelke. Als typische Bewohner der Bergwiesen unter den Vögeln gelten Braunkehlchen, Wiesenpieper, Wachtel und Wachtelkönig. Ein charakteristischer Vertreter der Reptilien ist die Kreuzotter. Die Bedeutung der Bergwiesen für die Insektenwelt verdeutlichen etwa 50 Tagfalterarten Eine Bergwiese mit Wiesen-Knöterich und Bärwurz (vorn rechts) Blühende Wiesen üben eine große Anziehungskraft aus und sind ein lohnendes Ausflugsziel wie zum Beispiel die Geisingbergwiesen bei Altenberg. Artenreiche Bergwiesen bieten Erholungsmöglichkeiten, vermitteln einzigartige ästhetische Eindrücke und geben Gelegenheiten zu Naturbeobachtungen. Der Kräuterreichtum von Bergwiesen stellt eine wertvolle Genressource dar, z. B. in Bezug auf Heilkräuter und Gewürzpflanzen oder zur Gewinnung gebietsheimischen Saatgutes. Die größten Bergwiesenkomplexe auf der deutschen Seite des Projektgebiet befinden sich am Geisingberg, im Kammbereich zwischen Zinnwald und Fürstenau, bei Schellerhau (u. a. NSG Weißeritzwiesen), im Gimmlitztal bei Hermsdorf, bei Rehefeld sowie in der Gestalt der pflanzengeographisch höchst bemerkenswerten Sattelbergwiesen um Oelsen. Auf der tschechischen Seite sind Bergwiesen im Kammgebiet bei Adolfov-Krasný Les bis hin nach Petrovice konzentriert (Černa louka, Špičak u. a.), zwischen Cinovec und Fojtovice, bei Moldava sowie auf der Rodungsinsel Nové Město. 13 plan. Größere Bäume blieben als „Überhälter“ stehen und wurden als Schnittholz verwendet. Blühende Geisingbergwiese Die Bergwiesenmahd ist anspruchsvoll und wird je nach Be­ schaffenheit der Wiesen per Hand oder mit kleinen Maschi­ nen erledigt. Naturschutzgroßprojekt „Bergwiesen im Osterzgebirge“ Steinrücken Bergwiesen bedürfen einer pfleglichen Nutzung (regelmäßige Mahd, wenig Düngung) und sind durch Nutzungsintensivierung oder Nutzungsaufgabe gefährdet. Da das obere Osterzgebirge über das größte zusammenhängende Gebiet intakter Bergwiesen in deutschen Mittelgebirgen verfügt, zählt es nach den Kriterien des Bundesamtes für Naturschutz als schutzwürdiges „Gebiet von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung“. Für dessen Erhalt, Schutz und Entwicklung wurde das Naturschutzgroßprojekt „Bergwiesen im Osterzgebirge“ ins Leben gerufen. Die 1. Phase des Projektes lief von 2000 bis 2008, die 2. Phase dauert von 2010 bis 2015. Das Projektgebiet umfasst Wiesen der Orte Altenberg, Geising, Fürstenau und Fürstenwalde. Die Maßnahmen finden in einem Gebiet von 2.700 ha statt, davon 1.670 ha Kerngebiete (Phase 1 und 2). (http://www.bergwiesen-osterzgebirge.de/projekt/). Eine weitere Besonderheit des Erzgebirges sind die vielen Steinrücken, die hier in einer für Deutschland einmaligen Dichte existieren und eine kulturhistorisch eindrucksvolle Landschaft prägen. Die Steinrücken sind seit dem 12. und 13. Jahrhundert im Zuge der bäuerlichen Erschließung entstanden, indem Steine von Äckern aufgelesen und am Rande der Felder bzw. an den Flurstücksgrenzen linienförmig oder flächig zu Steinhaufen aufgereiht wurden. Daher werden Steinrücken auch Lesesteinwälle genannt. Auf ihnen stellte sich oft spontan eine spezielle Vegetation mit verschiedenen Kräutern, Sträuchern und Baumarten ein. Teilweise sind sie aber auch vegetationsfrei oder nur spärlich bewachsen. Die Steinrücken wurden von den Bauern genutzt, indem sie die Steinrückengehölze häufig abschnittsweise auf Stock setzten. Beim Fällen der Bäume beließen sie die Stubben, aus denen die Gehölze wieder austrieben (Stockausschläge). Das anfallende Holz fand als Brennholz Verwendung; Haselnüsse und Heidelbeeren bereicherten den Speise- 14 Wie der bisweilen unsensible Umgang mit Steinrücken – auch in der Gegenwart – zeigt, sind vielen Menschen deren zahlreiche Funktionen nicht bewusst. Steinrücken mindern die Windgeschwindigkeit, erhöhen die Niederschlagsmenge (durch Festhalten des Regens, Auskämmen des Nebels, Anhäufung von Schnee), beschatten den Boden und schwächen die Wärmestrahlung ab. An Hängen schützen Steinrücken aufgrund ihrer dichten Durchwurzelung den Boden vor Erosion. Die Gehölzvegetation der Steinrücken filtert wiederum Staub aus der Luft. Eine Steinrücke hätte hier durchaus das Abschwemmen von Boden verhindern können. Durch ihre Geschichte erinnern diese kulturhistorischen Landschaftselemente an traditionelle Wirtschaftsweisen. Sie gliedern die Landschaft und tragen mit ihrer reichhaltigen Naturausstattung und ihrem kulturhistorischen Wert erheblich zur Schönheit und Einmaligkeit des Osterzgebirges bei. Steinrücken gehören zu den pflanzenartenreichsten Lebensräumen der Kulturlandschaft. Ihre Vegetation in unteren und mittleren Lagen setzt sich aus zahlreichen Gehölzar- ten zusammen wie zum Beispiel Berg-Ahorn, Esche, Vogel-Kirsche, Trauben-Eiche, Berg-Ulme oder SpitzAhorn. Auch viele Sträucher sind anzutreffen, vor allem Weißdorn, Schlehe, Schneeball, Him- und Brombeere, Eberesche, Wildrose sowie Schwarzer und Roter Holunder. Im oberen Osterzgebirge wird die Baumschicht der Steinrücken fast ausschließlich durch Ebereschen, Roten Holunder und verschiedene Pionierbaumarten wie Sal-Weide, Hänge-, Karpaten- und Moor-Birke sowie Zitter-Pappel bestimmt. Im Geising- und Sattelberggebiet bereichern Alpen-Johannisbeere und Schwarze Heckenkirsche als floristische Besonderheiten das Vegetationsgefüge. Durch ihre Lage in der Agrarflur stellen die Steinrücken Rückzugsgebiete und Wanderkorridore für viele Tiere dar, insgesamt wurden über 1.500 Arten registriert. Eine besondere Bedeutung haben die Früchte der Eberesche für die Herbst- sowie Frühjahrsdurchzügler und Wintergäste, z. B. Wacholder- und Misteldrossel. Steinrücken werden als Brutstätte genutzt, so von Heckenbrütern wie Neuntöter und Dorngrasmücke, oder als Ansitz zur Balz und Jagd (Mäusebussard, Braunkehlchen und Waldohreule). Eine große Bedeutung besitzen sie als Äsungs- und Deckungsplatz für das vom Aussterben bedrohte Birkhuhn. Erdkröte und Grasfrosch, Kreuzotter und Waldeidechse, Igel und mehrere Spitzmausarten sowie eine Vielzahl von Insekten, darunter bestimmte Raubfliegen, Wanzen, Ameisen, Laufkäfer, Kurzflügler und Spinnen finden hier ihren Lebensraum.12 Auf den Steinrücken des Osterzgebirges konnten bisher insgesamt 48 gefährdete Gefäßpflanzenarten nachgewiesen werden, aber auch viele Flechten und Moose in offenen, unbeschatteten Bereichen. Auf deutscher Seite erstrecken sich relativ großflächige Steinrückengebiete zwischen Altenberg über den Geisingberg bis nach Lauenstein/Bärenstein, um Schellerhau, um Fürstenau bzw. Fürstenwalde sowie bei Falkenhain. Busch-Nelke und Feuer-Lilie siedeln im Osterzgebirge hauptsächlich auf Steinrücken. Weitere Beispiele für seltene, geschützte Arten sind Seidelbast, Berg-Platterbse, Türkenbund-Lilie und Breitblättrige Glockenblume. Auf tschechischer Seite befinden sich die größten Steinrückengebiete bei Petrovice und Adolfov, insbesondere nordwestlich von Adolfov, u. a. in den Schwarzen Wiesen/Černa louka, nordwestlich von Krásný Les und östlich von Cinovec (Přední Cinovec). Naturnahe Wälder Busch-Nelke Eberesche, auch als Vogelbeere bekannt, bei Zinnwald- Ge­ orgenfeld Naturnahe Wälder entsprechen in ihrer Baumartenzusammensetzung und Bestandsstruktur weitgehend der potenziellen natürlichen Vegetation und zeichnen sich durch eine – im Vergleich zu Forsten – geringere Nutzungsintensität aus. Häufig enthalten sie höhlenreiche Einzelbäume oder Altholzinseln. Im Erzgebirge sind das vor allem Bergmischwälder mit vorherrschen15 der Rot-Buche, Steilhang- und Schluchtwälder sowie – in den obersten Kammlagen – Berg-Fichtenwälder. Die Verteilung der natürlichen Waldgesellschaften im Osterzgebirge hängt deutlich von der Höhenstufe ab und wird durch Gesteins- und Bodeneigenschaften sowie klimatische Besonderheiten weiter differenziert. Die größten und in der Gegend höchst gelegenen Fichten-(Tannen-)Buchen-Bergwälder findet man am „Hemmschuh“ (846 m), einem Bergrücken südwestlich von Rehefeld (ca. 440 ha). Nördlich von Altenberg wartet der Weicholdswald mit großflächigen Buchenbeständen (ca. 40 ha) auf. Neben Rot-Buche kommen auch Berg-Ahorn und Weiß-Tanne in der Baumschicht vor. Als Pflanzen des Berglandes gelten Quirlblättrige Weißwurz und Purpur-Hasenlattich. Etwa 45 Brutvogelarten fühlen sich im Weicholdswald heimisch, darunter typische Vertreter montaner Buchenwälder wie Hohltaube, Tannenhäher und Waldlaubsänger. Hinzu kommen sieben Fledermausarten, darunter die seltenen Arten Große Bartfledermaus und Nordfledermaus. In den osterzgebirgischen Tälern wachsen kleinteilig gegliederte Hangwälder bis in die Hochlagen, z. B. an Wilder und Roter Weißeritz, am Pöbelbach und an der Müglitz. Lokale Besonderheiten stellen die Fichten- und Ebereschen-Blockwälder im Kammgebiet dar. An der Nordwestseite des Berges Bouřnak (Stürmer, 869 m) steht ein von Wind, Schnee und Eis deformierter Buchenbestand (3 ha) unter Naturschutz, die so genannten „Geisterbuchen am Stürmer“ (Buky na Bouřňáku). Insbesondere bei Nebel vermitteln die knorrigen Baumgestalten einen gespenstischen Eindruck und lassen Platz für Fantasie und Inspiration. Naturnahe Fließgewässer Als naturnahe Fließgewässer bezeichnet man nicht oder gering ausgebaute und kaum begradigte Bäche und kleine Flüsse. Erkennungsmerkmale sind eine vielfältige Wasser- und Ufervegetation, wechselnde Fließgeschwindigkeiten, vielfältige Bett- und Uferstrukturen mit seichten und tiefen Stellen, Steil- und Flachuferabschnitten und Uferabbrüchen. Naturnahe Fließgewässer, die genug Raum zur Verfügung haben, erfüllen vielfältige Ökosystemleistungen. Sie leisten wertvolle Dienste zur Grund- und Trinkwasserbildung und zur Dämpfung von Hochwasserspitzen. Durch die Selbstreinigungskraft helfen sie auch Schadstoffe zu filtern. Außerdem sind sie beliebte Erholungsziele zum Baden, Wandern oder Angeln. Auf deutscher Seite sind Müglitz, Wilde und Rote Weißeritz die wichtigsten Fließgewässer. Sie und ihre Nebenbäche vermitteln stellenweise einen naturnahen Eindruck. Auf tschechischer Seite sind kleine, oftmals steile Bachläufe zu erwähnen, so die Bystřice bei Cinovec. Die Quellgebiete einiger nach Sachsen fließender Flüsse (Müglitz, Freiberger Mulde, Wilde Weiße- Wald am Bouřňák (Stürmer, 869 m) Auf deutscher Seite finden sich bemerkenswert natur­ nahe Wälder, so bei Bärenfels (NSG „Hofehübel“ sowie am Geisingberg (NSG) und im Müglitztal. Purpur-Hasenlattich, von Schwebfliege besucht 16 Auf tschechischer Seite ist der gesamte steile Südhang des Erzgebirges von naturnahen Waldflächen mosaikartig durchsetzt, so nordwestlich von Osek (um Burg Osek und den Berg Stropnik), um Mikulov (nach Nordwesten bis Moldava, nach Südosten bis Dubi), zwischen Dubi und Telnice, südwestlich von Krasný Les bis nordöstlich von Zadni Telnice und Adolfov. Die Gimmlitz, ein Nebenfluss der Freiberger Mulde ritz) befinden sich im Kammgebiet auf Hochflächen im tschechischen Teil des Osterzgebirges. Moore Moore sind vom Regen- oder Mineralbodenwasser abhängige natürliche oder naturnahe Ökosysteme. Charakteristisch ist die Torfauflage, die dadurch entsteht, dass abgestorbene Pflanzenteile unter ständigem Wassereinfluss unvollständig zersetzt werden. Die für das Erzgebirge typischen Hochmoore werden vom Regenwasser gespeist. Hochmoorstandorte zeichnen sich durch extreme Nährstoffarmut, pH-Werte von unter 4 (sehr sauer), über 100 Nebeltage im Jahr, Jahresniederschläge von über 1000 mm und Durchschnittstemperaturen, die deutlich unter denen ihrer Umgebung liegen, aus. Nur speziell angepasste Pflanzenarten sind fähig unter diesen extremen Umweltbedingungen zu gedeihen. Im naturnahen Zustand sind Hochmoore im Kern meist baumfrei mit wassergefüllten Schlenken und torfmoosreichen Bulten. In den Randbereichen und nach Entwässerungsmaßnahmen siedeln sich Moorwälder an, vor allem der Bergkiefern-Moorwald. Im Osterzgebirge existieren weniger Moore als im restlichen Erzgebirge. Diese sind isoliert und kleinflächig. Das Georgenfelder Hochmoor ist das einzige relativ gut erhaltene Hochmoor im sächsischen Ost­ erzgebirge und dank seines besucherfreundlichen Lehrpfades auch das bekannteste. Jedoch ist nur noch eine 0,4 ha große Fläche als lebendes Hochmoor übrig. Zur Vegetation gehören Torfmoospolster, Rundblättriger Sonnentau, Moosbeere und Wollgräser. Aus degenerierten Torfmoosbulten haben sich Zwerg­strauchgesellschaften mit Rausch-, Preisel- und Heidelbeeren und vereinzelt Sumpf-Porst entwickelt. Moorkiefern-Wälder kommen ebenfalls vor. Die Randlagen und das ehemalige Torfstichgelände am nördlichen Moorrand zeigen zwischenmoorartige Vegetation mit Schmalblättrigem Wollgras, Schnabel-Segge, Torfmoosen (insbesondere Sphagnum fallax) und Pfeifengras. Hier brüten Raubwürger und Alpen-Birkenzeisig, In den ehemaligen Torfstichen – die Mächtigkeit der Torfschicht beträgt heute noch an einigen Stellen bis zu 6 m – wachsen teils alte und knorrige Karpaten-Birken. Besonders eng an das Hochmoor gebunden ist der Hochmoor-Gelbling, seine Raupe ernährt sich von den Blättern der Rausch- oder Trunkelbeere.13 Die Fürstenauer Heide wurde zur Gänze abgetorft; sekundär haben Karpaten-Birken auf den Moor-Regene- Georgenfelder Hochmoor mit Wollgras im Vordergrund ab und an auch die Bekassine. Unter den Wirbellosen sind Alpen-Smaragdlibelle, Kleine Moosjungfer, Torf-Mosaikjungfer und die Schmetterlingsart Heidelbeeren-Silbereule hervorzuheben. Moorcharakter (Zwischenmoor) haben aber auch Flächen im Naturschutzgebiet „Weißeritzwiesen Schellerhau“ und „Gimmlitztal“. Zu den interessantesten heute noch existierenden Hochmooren des Osterzgebirges zählt die im Quellgebiet eines Flöha-Seitentälchens bei Nové Mĕsto (Neustadt) gelegene Grünwalder Heide (Grünwaldské vřesovištĕ). Neben einem urwaldartigen Bestand von Moorkiefern bietet diese noch eine große Vielfalt an Hochmoorpflanzen, so vor allem Schwarze Krähenbeere, Trunkelbeere, Wollgras sowie diverse Seggen und Binsen. Besonders bemerkenswert sind die Eiszeitrelikte Rosmarin-Heide und Sumpf-Porst. Rundblättriger Sonnentau im Georgenfelder Hochmoor 17 auch vielen Menschen nicht immer bewusst. Im dicht besiedelten Mitteleuropa vermitteln Moore den Eindruck letzter Oasen einer relativ unberührten Natur und ziehen interessierte Besucher an. Dort, wo sie für den Besucherverkehr erschlossen und mit Naturlehrpfaden ausgestattet sind, so wie das unmittelbar an der deutsch-tschechischen Grenze gelegene Georgenfelder Hochmoor, kommt ihnen eine Bildungsfunktion zu, indem sie z. B. zur Landschaftsgeschichte und zur Pflanzen- und Tierwelt informieren. Fürstenauer Heide rationsflächen Fuß gefasst, wodurch das bedeutendste Karpatenbirken-Hochmoor in Sachsen entstand. Die besondere Rolle von Mooren für den Wasserhaushalt einer Landschaft, für den Ausgleich des Mikroklimas und als Lebensraum einer bemerkenswerten Pflanzen- und Tierwelt ist durchaus bekannt, wenn 18 Lehrpfad durch das Georgenfelder Hochmoor Auf tschechischer Seite befinden sich größere Moorflächen zwischen der Grenze bei Holzhau (südlich der Steinkuppe) und der Flaje-Talsperre. Bei Cinovec liegen Moore anschließend an das Georgenfelder Hochmoor auf der Hochfläche bis hin zum Berg Pramenáč (Bornhauberg), so die Seeheide (U Jezera), in dem sich noch ein großer gehölzfreier Moorkern verbirgt. Hinzu kommen eine Fläche bei Adolfov (im Waldgebiet nahe der Grenze) sowie kleine Flächen südöstlich von Krásný Les. Leistungen der Natur im Osterzgebirge – eine Auswahl Nachfolgend werden ausgewählte Ökosystemdienstleistungen des Osterzgebirges aufgezeigt und soweit möglich berechnet, wobei die fünf ausgewählten Biotoptypen Bergwiese, Steinrücke, naturnaher Wald, naturnahes Fließgewässer und Moor besondere Berücksichtigung finden. Nicht immer sind genaue Zahlen oder gar Preise darstellbar, da oftmals die erforderlichen Daten nicht zur Verfügung stehen. In diesen Fällen wurde teilweise auf allgemeine oder aus anderen Gebieten vorliegende Informationen zurückgegriffen. Versorgungsleistungen Bereitstellung von Nahrungs- und Futterpflanzen Während Äcker im oberen Osterzgebirge kaum noch vorhanden sind, spielt Grünland eine Schlüsselrolle in der landwirtschaftlichen Produktion. Allerdings sind die blumenbunten, eher ertragsarmen Bergwiesen für Landwirte weniger von Interesse. Ein Großteil der Bergwiesen im Osterzgebirge wird zur Gewinnung von Viehfutter genutzt (Heu, Silage, gelegentlich Nachbeweidung im Spätsommer), für das Futter sind feste Abnehmer vorhanden. Allerdings besteht im Bergland ein Grünmasseüberschuss von 30 %, es fällt also mehr Grünmasse an, als verwertet werden kann. Dieser Überschuss wird meist gemulcht oder als Gründünger auf Äckern ausgebracht. Das heißt, das Angebot dieser Ökosystemdienstleistung ist höher als die Nachfrage. Die erschwerte Verwendung überschüssiger Grünmasse führt auch zur Nutzungsaufgabe und zum Brachfallen von Parzellen. Dies betrifft natürlich insbesondere schwierig und nur unter hohen Kosten zu bewirtschaftende Bereiche mit steilen Hängen, feuchten Stellen sowie abgelegene Kleinflächen. Genau dies sind oft die Voraussetzungen für die artenreichsten und wert- vollsten Bergwiesentypen. Die Bewirtschaftung ist von den Landwirten nicht rentabel zu bewältigen. Nur über dauerhafte finanzielle Anreize (Agrarförderung) sind die hohen Aufwendungen, z. B. für das Mähen per Hand, ausgleichbar. Von den 2,750 ha Bergwiesen im Projektgebiet können bei extensiver Wiesennutzung und unter Berücksichtigung der Naturschutz-Anforderungen jährlich ca. 175.000 dt Heu geworben werden (63,3 dt/ha Ertragsschätzung als Mischkalkulation aus den auf- tretenden Wiesentypen). Im Falle einer erfolgreichen Vermarktung der 45.000 dt Wiesenheu allein auf deutscher Seite ist etwa ein Erlös von 450.000 Euro möglich.14 Dem stehen Kosten für die Wiesenpflege von ca. 300.000 € gegenüber. Es bliebe somit ein Gewinn von 150.000 €. Diese Rechnung geht allerdings nur auf, wenn Verluste der Flächen mit besonderen Nutzungserschwernissen durch Gewinne von ertragreicheren Flächen kompensiert oder Fördermittel in Höhe der Pflegekosten in Anspruch genommen werden können. Staatliche Agrar- und Naturschutz-Förderung im Vergleich In der Förderperiode 2007-2013 diente in Sachsen die Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft zur Förderung von flächenbezogenen Agrarumweltmaßnahmen und der ökologischen Waldmehrung im Freistaat Sachsen (AuW) zur Finanzierung der umweltgerechten Landwirtschaft. Die Fördersummen lagen im Jahr 2009 zwischen 190 €/ha für naturschutzgerechte Beweidung und 536 €/ha für die Mahd von Brachflächen und Brachestreifen. Die Pflege geschützter Biotope und Lebensräume gefährdeter Pflanzen- und Tierarten wurde parallel zum Vertragsnaturschutzprogramm durch spezielle Förderprogramme unterstützt. Dazu gehörte die Richtlinie „Natürliches Erbe“, die unterschiedliche Pflegeverfahren berücksichtigte und Erschwerniszuschläge entsprechend Hangneigung, Vernässung, anfallender Biomasse, Bewirtschaftungshindernisse, Parzellengröße und Anfahrtsweg zahlte. Die Fördersätze betrugen je nach Aufwand zwischen 274 €/ha für einfache Traktorenmahd ohne Erschwernisse und bis zu 2.930 €/ha für kleinflächige Handmahd. Die tschechische Landschaftspflege wurde ebenfalls vor allem über Agrarumweltmaßnahmen gefördert. Diese unterstützten zwar einen gewissen Grad an Bergwiesenpflege, konnten aber nicht dem hohen Anspruch der naturschutzgerechten Pflege entsprechen. Die Förderung war vor allem für große Flächen ausgelegt. Dabei war die Wiesenpflege an eine gleichzeitige Tierhaltung gebunden. Zudem verfolgten die Maßnahmen keine tatsächlichen Naturschutzziele (Zielbiotope). Für eine beweidete Fläche gab es mehr Fördermittel als für eine für die Mahd ausgewiesene Fläche. Flächen unter 5 ha wurden gar nicht berücksichtigt. Gerade dies sind aber meist die naturschutzfachlich interessanteren Bergwiesen. Hier konnte über das nationale PPK-Programm (Programm für Landschaftspflege) finanzielle Unterstützung beantragt werden. Allerdings gab es bei diesem Programm keine finanzielle Unterstützung für höhere Aufwendungen. Dadurch wurde bei kleinen, pflegeaufwändigen Flächen häufig die Pflege aufgegeben. Viele der Pflegeflächen wurden nicht vom Mähgut beräumt, sondern gemulcht. Im Unterschied zu Sachsen gibt es neben den Landwirten kaum ambitionierte Akteure (Vereine, Verbände, Einzelpersonen), die die aufwendige Pflege auf kleineren, schwer zugänglichen Bergwiesen durchführen.15 19 Wildfrüchte Wildfrüchte, Heilpflanzen, jagdbares Wild und Wildfische werden nicht angebaut oder gezüchtet, sondern unmittelbar aus der Natur entnommen, meist im Rahmen von Freizeit- und Erholungsaktivitäten. Ein typisch osterzgebirgisches Beispiel ist der in seiner Existenz gefährdete Wildapfel (Malus sylvestris), die einzige wild vorkommende Apfelart Mitteleuropas. Um den Erhalt des Wildapfels im Osterzgebirge zu unterstützen, wurde 2007 ein Modell- und Demonstrationsvorhaben ins Leben gerufen, das auf die langfristige Nutzung dieser Wildobstart zielte. Im Mittelpunkt standen dabei die Herstellung von Tee, Gelee und Obstbrand, die Nutzung des Holzes sowie die Verwendung von Wildapfel-Bäumen als Landschaftsgehölz und Baumschulware. Im Rahmen des Projektes wurden ebenfalls genetische Untersuchungen zur Sicherung des Erbgutes durchgeführt. Dabei konnte beim Wildapfel eine besondere Widerstandsfähigkeit gegenüber Feuerbrand nachgewiesen werden.16 Ist eine Obstanlage mit der Feuer- brandkrankheit befallen, muss sie meist komplett gerodet werden. Die Isolierung des entsprechenden Gens aus dem Erbgut des Wildapfels bietet neue Möglichkeiten für die Züchtung feuerbrandresistenter Apfelsorten. Für den Obstanbau hätte das einen großen Wert. Laut Landwirtschaftsministerium der Tschechischen Republik sammelt jeder Haushalt im Lande durchschnittlich jährlich 5,8 kg Pilze, hochgerechnet für das ganze Land wären das insgesamt 21,9 Millionen kg im Jahr, was einem Wert von etwa 71,9 Millionen € entspricht.17 Spezielle Angaben für das Osterzgebirge fehlen allerdings. Ertrag Wildfrüchte in Tonnen Pilze 2012 Durchschnitt 1994-2012 32.800 21.900 Heidelbeeren 6.800 9.100 Himbeeren 3.400 3.100 Brombeeren 3.200 2.000 Preiselbeeren Holunderbeeren Gesamt: 300 800 2.200 2.000 48.800 38.900 Durchschnittliche Menge an Wildfrüchten, die in Tschechien alljährlich gesammelt werden Wildbret Wildapfel während der Blüte 20 Anhand der Abschusszahlen und Preise für Wildbret kann dessen ökonomischer Wert differenziert nach Wildart je 100 ha Waldfläche pro Jahr ermittelt werden. So sind im Jahre 2012 im Verwaltungsjagdbezirk von Altenberg 179 Stück (1.880 kg) Rehwild und 82 Stück (4.133 kg) Rotwild18 sowie (2008/2009) 87 Stück (6.090 kg) Schwarzwild geschossen worden. Aus dem Verkauf wurde ein Gesamterlös von ca. 43.000 € erzielt.19 Steinpilz Der Wildbestand im Ústecký kraj (Bezirk Ústí n.L.) betrug 2013: Rehwild 16.519, Schwarzwild 5.222, Hasen 11.946 Stück. Die Jagdstrecke belief sich im Jahre 2012 auf 5.594 Stücken Rehwild, 19.044 Stücken Schwarzwild und 1.200 Hasen.20 Der Nutzen der Jagd bemisst sich nicht allein am Wildbret. Hinzu kommen die Vermeidung von Wildschäden im Wald und auf Agrarflächen, die Ausgaben der Jäger für Waffen und Jagdutensilien. Auch die positiven Effekte auf die Gesundheit durch den Aufenthalt, die Bewegung und Erholung in der Natur sollten nicht unterschätzt werden. Viele Jäger engagieren sich zudem für den Naturschutz, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Wildfisch Das Angeln hat weit größere Auswirkungen als die bloße Erbeutung von Speisefisch. Angler suchen und finden Entschleunigung, Erholung und Entspannung; sie genießen die Natur und geben ihr Wissen über den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen weiter. Viele engagieren sich ehrenamtlich im Anglerverein, was wiederum für die Gesellschaft insgesamt von Nutzen ist. In den Jahren 1991 bis 2003 gab jeder Angler in Tschechien jährlich ca. 40 € pro Jahr für Angellizenzen aus (3 bis 5 € pro Angeltag).21 Die Zahl der im Jahr 2002 in Deutschland wohnenden (aktiven und inaktiven) Angler ab 14 Jahren wird auf 3,8 Millionen geschätzt, das entspricht einem Anteil von rund 5 % der Gesamtbevölkerung. Die direkten jährlichen Ausgaben pro Angler betragen etwa 920 € (direkte + indirekte Ausgaben 1.590 € pro Angler und Jahr).22 In den Fließgewässern um Altenberg und Hermsdorf werden hauptsächlich Bachforellen gefangen. Dort hat der Anglerverband 30 Mitglieder, die allerdings auch auswärts angeln gehen, während umgekehrt auch Angelgäste das Osterzgebirge aufsuchen. Im Jahr 2012 wurden im Osterzgebirge 318 Angeltage, sprich Gewässerbesuche von Mitgliedern des Anglerverbandes, vermerkt. Jedes Mitglied leistet jährlich mindestens 5-8 ehrenamtliche Arbeitsstunden am Wasser im Sinne des Naturschutzes.23 Der Nutzen naturnaher und fischreicher Gewässer beschränkt sich nicht allein auf monetäre Werte. Vielen Anglern ist ihre Passion mehr wert, als durch die finanziellen Ausgaben ausgedrückt wird; viele wären bereit, weitaus mehr Geld als notwendig aufzuwenden, um die Gewässer nutzen zu können. Holz Holz ist eine vielseitige, wirtschaftlich sehr bedeutsame und begehrte Ressource. Ein sparsamer Umgang mit dieser Ressource ist deshalb von großer Bedeutung. In Deutschland wurden zwischen 2002 und 2008 in etwa 60 % des Holzzuwachses genutzt.24 Sachsen ist heute zu knapp einem Drittel bewaldet. Das entspricht in etwa 126 Millionen m3 Holz. Umgerechnet auf jeden Einwohner Sachsens wäre das ein Holzwürfel mit einer Kantenlänge von über 3 m.25 in den ersten vier Jahren jeweils Erträge von 68.920 €, ab dem fünften Jahr 14.860 €.27 Innerhalb des Projektgebietes existieren 4.214 ha naturnaher Wald. Im Osten des Projektgebietes liegt der stark auf Naturschutzziele orientierter Forstbetrieb des „Landesvereins Sächsischer Heimatschutz“, einer im Jahre 1908 gegründeten Naturschutzvereinigung. Hier rechnet man mit jährlichen Hiebsätzen von nur 4,5 m³/ha. Wird dieser Ertrag auf die gesamte Naturwaldfläche angewandt, ergibt dies eine Summe von 18.963 m³ im Jahr. Die Einnahmeüberschüsse des genannten Forstbetriebes belaufen sich auf 5 €/ha.26 Das entspräche für die Naturwälder des Projektgebietes einem Deckungsbeitrag von 21.000 €. Weltweit haben Heilpflanzen eine immense wirtschaftliche Bedeutung: Jährlich werden etwa 400.000 t medizinisch verwertbare Pflanzen (ca. 50.000 bis 70.000 Arten) im Wert von ca. 60 bis 80 Mrd. US-Dollar vermarktet. Von den ca. 440 in Deutschland heimischen Arzneipflanzen werden hier ca. 75 Arten angebaut. Die Anbaufläche hat sich zwischen 2001 und 2011 von knapp 5.000 ha auf 10.000 ha verdoppelt. In Tschechien dagegen reduzierte sich die Anbaufläche. Wurden im Jahr 2003 noch auf 5.162 ha Heilpflanzen kultiviert, so waren es im Jahr 2013 nur noch 3.397 ha.10 Heilpflanzen Durch den anwachsenden Brennholzbedarf werden die Holzernte und Pflege der Steinrücken attraktiv, die in der Vergangenheit fast zum Erliegen gekommen waren. Die Holzentnahme ist hier aus Naturschutzsicht zu empfehlen, da die charakteristischen und wertvollen Arten lichtliebend sind und von der Entnahme profitieren, z. B. Moose und Flechten, Feuer-Lilie, Busch-Nelke, Kreuzotter und Mauswiesel. Der Tourismus profitiert von gepflegten Steinrücken durch bessere Sichtbeziehungen und die Bewahrung der landschaftlichen Vielfalt. Bei der über mehrere Jahre dauernden „Ersteinrichtung“ einer Wiederaufnahme der Steinrückenpflege im Projektgebiet würden vom Gesamtbestand der Steinrücken vier Jahre lang 3.446 Schüttraummeter (srm) Holz anfallen, ab dem fünften Jahr dann 620 srm jährlich durch den regelmäßigen Schnitt der nachwachsenden Stockausschläge (bei einer angenommenen Breite von 2 m x 3,5 m der beernteten Streifen). Bei einem Holzpreis von 20 €/rm für Feuerholz ergäbe das Die Echte Goldrute wird als Heilpflanze u. a. bei Blasenund Nierenbeschwerden eingesetzt. 21 Produkte mit Wildkräutern wie Kosmetika und Heilmittel erfreuen sich derzeit stark zunehmender Beliebtheit. Produktionsfirmen melden bis zu zweistellige Umsatzzuwächse bei Naturprodukten auf Kräuterbasis. In Baden-Württemberg beispielsweise hat sich die Arbeit des Wildkräutersammlers als eigenständiges Berufsbild etabliert. Mit der Besiedlung der Mittelgebirgsregion entstanden Grünlandflächen, auf denen sich auch heilkräftige Pflanzenarten ausbreiteten. Diese Standorte wurden über Jahrhunderte zum Sammeln von Heil- und Würzkräutern genutzt. Zu den privaten Kräutersammlern kamen im Westerzgebirge in späterer Zeit auch professionelle hinzu, die das Sammelgut als Ware anboten. Auf den Flächen des Naturschutzgroßprojektes „Bergwiesen im Osterzgebirge“ wachsen 60 Pflanzen- Arnika auf einer Bergwiese 22 arten, die als Arznei- und Gewürzpflanzen bekannt sind. Darunter finden sich Arten wie Arnika, Bärwurz und Blutwurz. Arnika zählt zu den bekanntesten heimischen Heilpflanzen. In der heilkundlichen Literatur wird sie erstmals im Jahre 1561 erwähnt. Der gelbblühende Korbblütler ist unter vielen Namen bekannt, z. B. als Bergwohlverleih, welcher bereits auf die wohltuende Wirkung der Pflanze schließen lässt. Im Erzgebirge galt die Pflanze lange als Allheilmittel und wurde – eingelegt in Alkohol – in Form von Aufgüssen, Tinkturen, Ölen oder Salben für die verschiedensten Krankheiten und Verletzungen verwendet. Bei lokaler Anwendung wirkt Arnika entzündungshemmend, schmerzlindernd und keimbekämpfend. Arnika steht heute als stark gefährdete Art in Sachsen auf der Roten Liste (Kategorie 2), deutschlandweit gilt sie als gefährdet (Kategorie 3). Als Art des Anhanges V der FFH-Richtlinie ist Arnika eine Art von „gemeinschaftlichem Interesse, deren Entnahme aus der Natur und Nutzung Gegenstand von Verwaltungsmaßnahmen sein“ kann. Das heißt, dass es theoretisch möglich ist, Pflanzen oder Teile davon zu entnehmen, falls ein günstiger Erhaltungszustand beibehalten werden kann und die Überwachung gewährleistet ist. Im Erzgebirge ist dies jedoch nicht der Fall und die Pflanze darf nicht aus der Natur entnommen werden. Günstiger ist die Situation bei der Bärwurz, einer im Osterzgebirge häufigen Grünlandart. Bärwurz bietet neben der pharmazeutischen Anwendung auch eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten als Genuss- Trinkwasser pflanze. Im erzgebirgischen Volksmund wird der stark duftende Doldenblütler als „Köppernickel“ bezeichnet. Im Osterzgebirge ist die Art auf mageren Bergwiesen oft bestandsprägend. Verwendung findet die Pflanze traditionell in der erzgebirgischen „Köppernickelsuppe“, ein Gericht auf Basis von Kartoffeln, das seine Würze durch das intensive Kraut erhält. Das Bärwurzkraut ist auch sehr gut zur Herstellung von Kräuterquark, Käse oder Pesto geeignet. In der Vergangenheit wurde Bärwurz zur Behandlung von Harnwegserkrankungen und Verdauungsbeschwerden genutzt. Heute noch bekannt ist die Pflanze durch die Medizin der Hildegard von Bingen. Auf Grund der Tatsache, dass die Art weder nach FFH-Richtlinie noch nach Bundesnaturschutzgesetz unter Schutz steht, ist die Idee einer Vermarktung durchaus realistisch. Besonders auf lokalen Märkten und in Restaurants könnte die Art an Bekanntheit gewinnen und so zu einer lokalen Spezialität werden. Eine andere im Erzgebirge weit verbreitete Pflanze ist die Blutwurz, eine zierliche, gelb blühende Heilpflanze mit langer Tradition, um die sich Legenden ranken. Volkstümliche Namen sind vielfach auf das Wort tormentilla zurückzuführen (lateinisch tormentum für Leibschmerz). Der deutsche Name Blutwurz orientiert sich an der roten Färbung der Wurzel, weswegen Blutwurz in der Vergangenheit für alle Erkrankungen des Blutes einsetzte. Heute wird die Wurzel in der Naturheilkunde innerlich als Antidiarrhoikum und äußerlich gegen Angina und Entzündungen im Mund- und Rachenbereich angewandt. Zudem werden Bärwurz wie Blutwurz in einigen Regionen bei der Herstellung von Magenbitter-Likören verwendet. Die Quelle „Kalter Brunnen“ im Erdbachtal Jeder Einwohner Deutschlands verbraucht im Schnitt täglich 121 l Trinkwasser (2010).29 In Sachsen betrug der Pro-Kopf-Verbrauch weniger, nämlich 84 l.30 In der Tschechischen Republik lag der Verbrauch im Jahre 2009 bei täglich 92,5 l 31 und sank bis 2011 auf 83 l pro Einwohner.32 In der Region Usti nad Labem werden 85 l (2009) verbraucht. Bärwurz im Gimmlitztal Blutwurz ist in Sachsen und Deutschland ungefährdet, ein Schutz nach FFH-Richtlinie und Bundesnaturschutzgesetz besteht nicht. Allerdings ist die Nutzung eher schwierig, da nur die Wurzeln gebraucht werden. Dennoch sollte das Potenzial der Art nicht unbeachtet bleiben.28 Legt man diese Zahlen zugrunde, so benötigen die 37.000 Einwohner des Projektgebietes (9.153 Einwohner in den beiden deutschen und 27.875 Einwohner in den fünf beteiligten tschechischen Gemeinden) demnach statistisch gesehen 1.125 Mio. m3 Trinkwasser im Jahr. Um so eine große Menge sauberes Rohwasser in ausreichender Qualität zu gewinnen, sind intakte Böden, Gewässer, Wälder und Feuchtgebiete erforderlich, die dies durch Grundwasserneubildung, natürliche Wasserreinigung und -speicherung sowie andere Regulations­leistungen gewährleisten können.33 23 Regulationsleistungen Kohlenstofffixierung – Reduktion von Treibhausgasen Angesichts der aktuellen Diskussionen um den vom Menschen verstärkten Klimawandel rücken klimaschützende Leistungen der Ökosysteme wie die Treibhausgasbindung immer stärker ins öffentliche Bewusstsein. Eines der mengenmäßig bedeutendsten Klimagase ist Kohlendioxid (CO2). Die von uns betrachteten Biotoptypen Wälder, Moore und Berwiesen binden größere Mengen dieses Gases durch den Einbau des darin enthaltenen Kohlenstoffes in Vegetation und Böden. Wenn Moore entwässert oder Bergwiesen zu Ackerland umgebrochen werden, entweicht CO2 wieder. aktiv wachsen.37 Durch die Absenkung des Moorwasserspiegels gelingt Sauerstoff an die Torfsubstanz. Dies führt zu deren Oxydation, da der vorher über lange Zeiträume gespeicherte Kohlenstoff als CO2 freigesetzt wird. Durch die Mineralisation der Hochmoortorfe liegt der CO2-Ausstoß annähernd bei 15 t pro ha und Jahr.38 Umgekehrt mindert die Wiedervernässung von Moorstandorten Treibhausgas-Emissionen. Renaturierte, wiedervernässte Moore können sich auf Dauer wieder zu den klimaneutralen Standorten entwickeln, die sie einmal waren. Aktive Hochmoore können pro Jahr 1012 t CO2 pro Hektar aufzunehmen.39 Geht man davon aus, dass 1 ha naturnaher Wald ca. 420 t Kohlenstoff speichert, dann sind in den 42 km² Naturwald des Projektgebietes 1,8 Mio. t Kohlenstoff gebunden.34 Ein Umbruch von artenreichen Bergwiesen zu anderen Nutzungen zur Freisetzung von durchschnittlich 914 Tonnen CO2 pro Hektar führen. Ähnlich sieht es bei der intensiven Acker- und Grünlandnutzung aus. Jährlich werden beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern im Schnitt 24 t CO2 pro Hektar emittiert. Die dadurch verursachten externen Kosten liegen zwei Drittel höher als die Einnahmen der Fleisch- und Milchproduktion. Je nach Bundesland, der regionalen Agrarstruktur und der Nutzungsart variieren die Vermeidungs- und Schadenskosten.36 Intakte Moore wachsen ca. 0,8 mm pro Jahr. Im Durchschnitt liegt das Torfwachstum allerdings weit darunter, da viele Moore in keinem guten Zustand sind und infolge von Entwässerung und Austrocknung nicht (mehr) 24 Mooren ist jedoch nicht nur aktiver Klimaschutz, sondern auch ein Beitrag zur Erhaltung der Arten- und Biotopvielfalt. Wasserregulation / Hochwasserschutz 2010 lag der weltweite finanzielle Schaden durch Hochwasserereignisse bei rund 36 Mrd. €. Im Jahre 2002 entstanden allein in Deutschland, insbesondere durch das Elbehochwasser, finanzielle Schäden von 9 bis 15 Mrd. €; mehrere Menschen kamen ums Leben. Im tschechischen Kreis Teplice kam es 2002 zu Hochwasserschäden am Gemeindeeigentum in Höhe von 1,73 Mio. € und am Privateigentum von 1,04 Mio. €. Die Gemeinde Petrovice (Kreis Ústí n.L.) erlitt Schäden in Höhe von 0,87 Mio. € an Brücken, Verkehrswegen und Gemeindegrundstücken. Das Schadenspotenzial ist in den letzten Jahrzehnten infolge der zunehmenden Bebauung der hochwassergefährdeten Lagen deutlich angestiegen. Eine reiche Ausstattung der Landschaft mit naturnahen Ökosystemen wie Wäldern, Mooren, Feuchtgebieten, Hecken Wert der Kohlenstoffspeicherung deutscher und tschechi­ scher Hochmoore Aufgrund der wenigen aktiven Hochmoore im deutschen Teil des Untersuchungsgebietes (ca. 48 ha) ist die Kohlenstoffspeicherung relativ gering. Durch die Renaturierung von Böden, auf denen sich Hochmoore entwickeln könnten (ca. 860 ha), ließe sich der Anteil erheblich erhöhen und könnte somit zur Verbesserung des Klimas beitragen. Die Ökosystemdienstleistung der Kohlenstoffbindung dieser potenziellen Moorflächen würde einem Geldwert in Höhe von ca. 10 Mio. € entsprechen.40 Die Erhaltung oder Renaturierung von Hochwasserschäden im Osterzgebirge nach der Flut 2002 Erosionsschutz Durch die Nutzung der Böden als Ackerflächen gehen in Deutschland pro Hektar und Jahr etwa 20 t fruchtbaren Bodens durch Wind- und Wassererosion verloren. Dies geschieht bei unsachgemäßer Landnutzung, z. B. durch die Entfernung schützender Vegetation. Dem Bodenabtrag steht auf Gesteinsverwitterungsböden eine jährliche Neubildungsrate von maximal 1 t/ha gegenüber.10 Lössböden sind überhaupt nicht regenerierbar. Vermehrte Düngung kann die natürlichen Bodenfunktionen nicht ersetzen, zudem verbraucht sie viel Energie und erzeugt zusätzliche Treibhausgasmengen. Hecken, Feldgehölze und Feld­raine können den Bodenabtrag von Ackerflächen mindern. Insbesondere in naturnahen Wäldern, Mooren und extensiv bewirtschaftetem Grünland (Bergwiesen) kommt es kaum zu Bodenerosion. Wälder geben dem Wasser Raum und verzögern den Abfluss. und andere Kleinstrukturen verzögert den Abfluss von Niederschlagswasser und verringert dadurch das Ausmaß von Hochwasserwellen und Überschwemmungsschäden. Im Schnitt reduziert 1 km² Wald bei einem 100-jährigen Hochwasser die Abflussspitze im Osterzgebirge um ca. 0,44 m³/s. 41 Die Kosten des geplanten Hochwasserrückhalte­ beckens Glashütte (1 Mio. m³ Fassungsvermögen) werden mit 2,5 Mio. € veranschlagt. Die ca. 42 km² umfassenden naturnahen Wälder des Projektgebietes halten über einen Zeitraum von 8 Stunden 0,5 Mio. m³ Wasser zurück. Wollte man diese Speicherfunktion auf technischem Wege realisieren, so müssten Kosten in Höhe von etwa 1,25 Mio. € gedeckt werden.42 Wasserreinigung Im Hinblick auf die Bergwiesen ist interessant, dass eine extensive, mit möglichst geringen Düngemengen auskommende Grünlandnutzung im Vergleich zur intensiven Nutzung die Stickstoff-Fracht (N) im Sickerwasser um bis zu 20 kg/ha verringert. Ein Verzicht auf die sonst übliche Narbenerneuerung spart N-Frachten von 40 bis 50 kg/ha. Im Vergleich zur Ackernutzung werden bei extensiver Grünlandnutzung 30 bis 70 kg/ha weniger Stickstoff ausgewaschen.33 Durch diesen Rückhalt ist das weitergegebene Wasser, z. B. durch Versickern, sauberer. Und je sauberer dieses Wasser infolge des natürlichen Selbstreinigungsvermögens von Gewässern und der Filterleistung der Böden ist, desto geringer fallen die technischen Reinigungs- und Aufbereitungskosten aus, um gesundes Trinkwasser anzubieten. Starke Niederschläge verursachen Bodenabtrag und Ver­ schlämmung auf dieser landwirtschaftlich genutzten Fläche. Bodenerosion zieht eine Reihe von Kosten nach sich: Der Ersatz der Nährstoffe und des abgetragenen 25 Oberbodens (On-site-Kosten) und die Beseitigung der Schäden an der Infrastruktur wie Straßen, Schienen, Gebäude, Rohrleitungen oder Rückhalte­becken (Off-site-Kosten). Eine Beispielberechnung aus dem unteren Osterzgebirge bei Dippoldiswalde ergab Ersatzkosten pro 1 t Bodenverlust in Höhe von 58,48 € on-site und 15,83 € off-site pro Jahr.43 Schädlings- und Krankheitsregulation Naturnahe Ökosysteme bieten Lebensräume bzw. Refugien für eine Vielzahl an Organismenarten wie Spinnen, Vögel, Bakterien oder Pilze, die als natürliche Feinde von Schaderregern an Kulturpflanzen wirken. Der Ausfall ihrer kostenlosen Leistungen hat Ertragsminderungen zur Folge, die allenfalls durch erhöhte Ausgaben für Pestizide kompensiert werden können, was jedoch häufig mit negativen Umweltwirkungen (z. B. für Bienen) verbunden ist. Kleinstrukturen wie Gehölze und größere naturnahe Biotope dienen den „Nützlingen“ als Refugien. Bestäubung Die Bestäubung von Blüten durch Insekten ist ein wesentlicher Bestandteil der geschlechtlichen Reproduktion bei 90 % aller Arten von Blütenpflanzen. Die restlichen Arten, darunter viele Bäume und Gräser einschließlich Getreide, werden durch Wind bestäubt, nur wenige Arten durch andere Überträger wie Wasser oder Vögel. Viele Obst-, Gemüse-, Gewürz-, Öl- und Genusspflanzen sind auf den Blütenbesuch durch Bienen, aber auch andere Bestäuberinsekten wie Fliegen, Käfer und Schmetterlinge, angewiesen. Auf jeden Fall erhöhen Insektenbesuche den Ertrag einer Ernte. Von den rund 260 wichtigsten in der EU landwirtschaftlich genutzten Pflanzenarten sind 84 % von der Insektenbestäubung abhängig. Dieser hohe Prozentsatz verdeutlicht die immense Bedeutung die26 ser Ökosystemdienstleistung für die Nahrungsmittelproduktion.44 Bienen, als größte Gruppe unter den Bestäubern – weltweit gibt es 20.000 Bienenarten –, sorgen für 80 % der gesamten Insektenbestäubung. Der ökonomische Wert der Bestäubungsleistung von Honigbienen übersteigt den Wert der Produktion von Honig und Wachs um das 10- bis 15-fache.10 Der ökonomische Wert der Bestäubung weltweit beträgt etwa 70 bis 150 Mrd. € und deutschlandweit 2,5 Mrd. €.45 Erhaltung der biologischen Vielfalt Die Vielfalt an Lebewesen und Ökosystemen stellt eine Grundvoraussetzung für die Bereitstellung vieler Ökosystemdienstleistungen dar. Eine Möglichkeit, biologische Vielfalt zu bewerten, ist die Ermittlung der Zahlungsbereitschaft für Schutzmaßnahmen. Nach einer Untersuchung des Bundesamtes für Naturschutz aus dem Jahre 2009 wäre jeder Haushalt in Deutschland im Schnitt bereit, jährlich für ein bundesweites Naturschutzprogramm 192 € aufzuwenden.46 Ein weiterer Ansatz ist die Kalkulation des entgangenen Gewinns, z. B. bei Waldbeständen ohne forstliche Bewirtschaftung, die als Naturwaldzellen für die biologische Vielfalt und ihre ungestörte Entwicklung unverzichtbar sind. Aus den betrieblichen Daten des Forstbetriebes des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz ergibt sich ein durchschnittlicher jährlicher Deckungsbeitrag von 34 €/ha (2008-2011). In die Berechnung eingegangen sind dabei Erlöse aus dem Holzverkauf sowie Kosten für Holzernte (inkl. Rückung), Kultur-, Jungwuchs- und Jungbestandspflege, Waldverjüngung (Flächenvorbereitung, Pflanzung, Zaunbau), Wegeinstandhaltung, Waldschutz, Verkehrssicherung, Verwaltung und Betreuung. Die aus der momentanen Ein Lilagold-Feuerfalter auf Geflecktem Knabenkraut. Er gilt als empfindlicher Bioindikator für ungestörte Wiesen und als stark gefährdet. Nutzung ausgenommenen Waldbestände (56,7 ha) gelten als schwer bewirtschaftbare Standorte und zählen meist zur Leistungsklasse „sehr gering“. Nur bei günstiger Holzmarktlage könnten diese Waldbestände kostendeckend bewirtschaftet werden. Der Nutzungsverzicht auf diesen Flächen hätte somit keine oder höchstens sehr geringe Einnahmeverluste zur Folge. Gleichzeitig sind aber gerade diese Flächen aus Sicht des Naturschutzes besonders wertvoll (Vorkommen seltener und gefährdeter Arten) und besitzen meist eine hohe Bedeutung für den Erosionsschutz (Bodenschutzwald laut Waldfunktionskartierung).47 Um die biologische Vielfalt in Wäldern zu erhöhen, werden auch Biotop- und Totholzbäume zurückgelassen. Für diese Naturschutzmaßnahme kann der Waldbesitzer Fördermittel beanspruchen. Je nach Durchmesser und Baumart beläuft sich dieser Betrag einmalig auf 13-181 € pro Stück für Biotopbäume bzw. 7-30 € pro Stück für Totholz bei einem Mindestdurchmesser von 40 cm und einer Zweckbindungsfrist von 10 Jahren. Wird auf die Nutzung vorhandener Biotopbäume und Totholz in den naturnahen Buchenaltbeständen des Forstbetriebes Landesverein Sächsischer Heimatschutz vollständig verzichtet, so betragen die ermittelten Kosten des Nutzungsverzichts jährlich 141 €/ha.47 Bei gezielter Anreicherung der Waldbestände mit Altund Totholz und bei Verzicht auf 5-10 % der möglichen Nutzungsmenge, würde sich ein Einnahmeverlust in Höhe von insgesamt 950-1.900 € pro Jahr ergeben. Werden nur Bäume mit geringer Holzqualität von der Nutzung ausgenommen, verringert sich der Einnahmeverlust auf ca. 630-1.270 € pro Jahr. Diese Zahlen sind ein Äquivalent für die Kosten, die mit der Bewahrung der biologischen Vielfalt verbunden sind. Über den Wert der Biodiversität als solches sagen sie allerdings nichts aus.47 Sozio-kulturelle Leistungen Viele Menschen lieben die Natur. Natur, damit ist meist unbewusst ein weites Spektrum, also eine große Vielfalt von Arten und Lebensräumen gemeint. Denn eine große Vielfalt empfinden wir als ästhetisch ansprechend. Es sind also nicht nur ökonomische und ökologische Gründe, die uns biologische Vielfalt schützen lassen. Es geht dabei in hohem Maße um ethische und ästhetische Werte. Birkhahn bei der Balz. Das Birkhuhn bevorzugt dazu offene Flächen. Ethische Werte Ethische Werte beinhalten unter anderem die Verantwortung des Menschen für die Natur und für die Bewahrung der Vielfalt von Arten und Ökosystemen. Im Erzgebirge trifft dies etwa auf das vom Aussterben bedrohte Birkhuhn zu. Im Erzgebirge, insbesondere auf der tschechischen Seite, lebt die größte mitteleuropäische Birkhuhnpopulation außerhalb der Alpen. Die Population in Sachsen wurde im Jahr 2010 auf 50 Tiere geschätzt; auf tschechischer Seite ist deren Zahl weitaus höher.48 Die Erhaltung und Sicherung des Lebenraumes des Birkhuhnes ist nicht nur im re- gionalen, sondern auch im europäischen Maßstab von Interesse. Viele Menschen kennen das Konzept der Ökosystemdienstleistungen zwar nicht, wissen die Natur und ihre vielfältigen Leistungen aber natürlich trotzdem zu schätzen. Eine Befragung des BMU/BfN zeigte deutlich, dass die Natur so genutzt werden sollte, dass sie in vollem Maße für zukünftige Generationen erhalten bleibt (93 % der Befragten), dass die Vielfalt der Pflanzen, Tiere und Lebensräume bewahrt wird (93 %), ebenso wie die Schönheit und Eigenart der Landschaft (92 %).49 27 Identifikation Das spezifische Antlitz von Natur und Landschaft stiftet Identität. Viele Menschen fühlen sich mit ihrer jeweiligen Heimat und der dortigen Natur und Landschaft besonders verbunden, auch wenn sie von dort weg­ ziehen. Das können die ganz kleinen Dinge sein wie ein Bach, an dem man als Kind Staudämme gebaut hat, oder aber auch ein ganzes Land, ein Dorf oder eine ganze Region wie das Erzgebirge. Mit der Natur und bestimmten Landschaftsmerkmalen können sich Erinnerungen an die Vergangenheit verbinden und Anregungen für heute und die Zukunft gewonnen werden. Die Verbundenheit mit den Besonderheiten einer Landschaft äußert sich zum Beispiel in der regionalen Literatur, in Sagen und im Liedgut. Ein berühmtes Beispiel aus der Erzgebirgsregion ist das Volkslied vom Vogelbeerbaum bzw. der Eberesche, das in erzgebirgischer Mundart den Charakterbaum der Steinrücken und Wegränder, besingt. „Dar Vugelbärbaam“ ist ein vermutlich 1887 entstandenes erzgebirgisches Volksund Heimatlied, das auch überregional bekannt wurde. Den Text schrieb der sächsische Förster und Mundartdichter Max Schreyer. Seine Naturverbundenheit inspirierte ihn immer wieder zu Gedichten und Liedern über das Erzgebirge. Noten des bekannten Volksliedes „Dar Vugelbärbaam“ von Max Schreyer 28 Die Früchte der Eberesche machen den Baum, der typisch für die Steinrückenlandschaft ist, unverkennbar. Ästhetischer Wert und naturverbundene Erholung Naturerlebnisse und der Kontakt mit der Natur allgemein sind für uns Menschen äußerst wichtig, um uns zu erholen. Auch viele gesundheitsfördernde sportliche Aktivitäten wie Wandern oder Rad fahren finden in Natur und Landschaft statt. Neben der Bewegung spielt auch hier das Erleben der Natur eine große Rolle. Wie kaum ein anderer Wirtschaftssektor ist der Tourismus auf eine intakte Natur und Umwelt angewiesen – gerade auch in strukturschwachen ländlichen Räumen. Für 57 % der Deutschen sind einer Umfrage des BfN zufolge Naturerlebnisse als Reisemotiv besonders wichtig.50 Um die Reisemotive und die Wertschätzung von Landschaftselementen sowie Ökosystemdienstleistungen zu ermitteln, wurden während der Projektlaufzeit Befragungen von Tourismusunternehmen, Touristen und Einwohnern im Osterzgebirge durchgeführt, u. a. im Schloss Lauenstein, in der Osterzgebirgsgale- rie im Schloss Dippoldiswalde, im Lohgerber-Museum Dippoldiswalde sowie an Wanderwegen. Dabei zeigte sich, dass die befragten Besucher die Fließgewässer, Bergwiesen und Mischwälder des Osterzgebirges am meisten schätzen. Nadelwälder schnitten im Vergleich nicht so gut ab (Abbildung links). leben (85 %), Ruhe und Erholung zu erfahren (70 %) oder sportlich aktiv zu sein (40 %). Auf negative Landschaftsveränderungen wie einen Rückgang der Artenvielfalt, zunehmende Bebauung, Windkraftanlagen oder die Zerstörung von Bergwiesen würden viele Befragte mit einem veränderten Reiseund Freizeitverhalten reagieren und das Osterzgebirge eventuell nicht mehr besuchen (Abbildung unten). Ein Großteil der Touristen hatte das Osterzgebirge als Ausflugsziel gewählt, um die Natur zu er- Bewaldung oder Aufforstung Bau von Hochwasserrückhaltebecken Solarparks und Windkraftanlagen Großflächige Landwirtschaft 5 4,5 Zusätzliche Wintersportanlagen (Lifte) 4 3,5 3 Zunehmende Bebauung 2,5 2 1,5 1 Verlust von Arten und Ökosystemen Fließgewässer Mischwälder Hecken/Steinrücken Nadelwälder Bergwiesen Moore Weidetierhaltung Attraktivität der typischen Landschaftselemente des Osterzgebirges für Besucher, Skala von 1 (wenig attraktiv) bis 5 (sehr attraktiv) 0% Begrüße ich Neutral 10% 20% 30% 40% Stört mich, besuche das Gebiet aber weiterhin 50% 60% 70% 80% 90% 100% Stört mich, dann komme ich nicht wieder Beurteilung von möglichen Landschaftsveränderungen im Osterzgebirge 29 Auswahlexperiment und Zahlungsbereitschaft Wer natürliche Gebirgsbäche und buntblühende Berg­ wiesen mag, wer den Blick auf Steinrücken genießt oder die Moore bewundert, der hat sich bestimmt die Frage gestellt, welchen Wert (wenn auch keinen finanziellen) diese Ökosysteme für ihn bzw. für die ganze Gesellschaft haben und wie schade es wäre, wenn sie zugrunde gingen. Dieser Aspekt spielt im Naturschutz eine äußerst wichtige Rolle. Der Staat, aber auch Bezirke, Kreise und Kommunen, entscheiden im Rahmen ihrer Finanzplanungen über das Budget von Landschaftspflege und Naturschutz. Da die verfügbaren Mittel begrenzt sind, ist es wichtig zu wissen, was die potenziellen Nutzer dieser Ökosysteme (lokale Bewohner, Landwirte oder Touristen) für wichtig – und schützenswert – erachten. Mit ökonomischen Verfahren kann festgestellt werden, wie viel die Nutzer freiwillig für den Erhalt einer Landschaft und ihrer Ökosysteme spenden oder bezahlen würden (beispielsweise in Form von Steuerzahlungen). Hierzu führten die Projektbearbeiter im Sommer 2013 und 2014 Untersuchungen im Osterzgebirge durch. Sie befragten 322 Besucher in Komáří Vížka, Lesná und Altenberg per Fragebogen, um deren subjektive Wahrnehmung des Wertes örtlicher Ökosysteme darzustellen. Die Untersuchung wurde mit zwei Methoden durchgeführt, dem Auswahlexperiment und der kontingenten Bewertung, mit der geäußerte Vorzüge ökonomisch in Wert gesetzt werden. Auf diese Weise sollte festgestellt werden, welche Form der untersuchten Naturelemente, die im Osterzgebirge u. a. typisch sind, von Besuchern bevorzugt wird und wie viel sie für einen Wochenendausflug zu einem dieser Orte bezahlen würden. Folgende Landschaftselemente wurden betrachtet: • Steinrücken – bewachsen oder gehölzfrei • Fließgewässer – naturnah oder technisch ausgebaut • Bergwiesen – blühend oder blütenarm bzw. brachgefallen und verbuscht 30 Im Auswahlexperiment bekamen die Befragten schrittweise verschiedene Abbildungen zu sehen, auf denen die Landschaftselemente in unterschiedlichen Ausprägungen und Kombinationen abgebildet waren, jeweils drei auf einer Karte. Gleichzeitig verzeichnete jede Karte einen Geldbetrag, den der Besucher hypothetisch für einen Wochenendausflug für Anreise und Unterkunft bezahlen würde. Die Befragten sollten von zwei ähnlichen Karten diejenige auswählen, die ihnen besser gefiel (siehe Abbildung). Im Rahmen der kontingenten Bewertung wurden die Besucher befragt, wie hoch der einmalige Jahresbetrag ist, den sie bereit wären zum Erhalt der Landschaftselemente beizusteuern. Es zeigte sich, dass die Besucher zwischen den Landschaftselementen deutlich differenzierten und diejenigen bevorzugten, die einen relativ guten Pflegezustand vermitteln. So favorisierten die Besucher blühende, unverbuschte Bergwiesen ohne Weidetiere. Sie schätzten naturnahe Fließgewässer, sowohl ursprüngliche als auch renaturierte. Die Stein­ rücken wiederum sollten nicht beseitigt werden oder mit Gehölzen zuwachsen, sondern erhalten und regelmäßig gepflegt werden, um in der Landschaft sichtbar zu bleiben. Die Touristen beider Länder sind bereit, im Mittel 14 € bis 23 € höhere Reisekosten in Kauf zu nehmen, um blühende Bergwiesen zu sehen, die nicht mit Gehölzen überwachsen sind und übrigens auch nicht beweidet werden. Dabei akzeptieren Tschechen eher noch eine Beweidung und die Deutschen eher einen Bewuchs. Noch wertvoller, nämlich zwischen 23 € (Tschechen) und 44 € (Deutsche) sind den Touristen naturnahe Bäche. Unterschiede bestehen bei den Steinrücken: Deutsche sehen sie lieber mit Gehölzen bestanden, während unsere Nachbarn für ein Reisegebiet mit unbewachsenen Steinrücken höhere Aufwendungen in Kauf nehmen würden. Beispielhafte Darstellung zweier Kartenvorlagen zum Auswahlexperiment. Die Angebote enthielten entweder die vernach­ lässigten überwachsenen Steinrücken zum Preis von 35 € oder die gepflegten, unbewachsenen Steinrücken für 50 €. Die Frage nach der Wichtigkeit von Ökosystemdienstleistungen ergab, dass neben dem Erholungswert und den Versorgungsleistungen Trinkwasser und Luft vor allem das Angebot an Lebensräumen für Tiere und Pflanzen als wichtig angesehen wird (Abbildung). Nach Berechnungen im Rahmen der sächsischen Landschaftspflegestrategie wären jährlich 5,8 Mio. € für die Pflege aller wertvollen Biotope sowie für Artenschutz- und Restrukturierungsmaßnahmen im Land- durchschnittlich 2,94 € pro Person und Tag für eine attraktive Natur und Landschaft zu bezahlen. Im Jahr 2011 zählte die Verwaltungsgemeinschaft Altenberg 415.844 Übernachtungen.52 Hochgerechnet auf alle Gäste könnten, in Form einer Naturtaxe, ca. 602.733 € eingenommen und somit die anfallenden Kosten für Naturschutz und Landschaftspflege mehr als gedeckt werden. Die ermittelte Zahlungsbereitschaft bringt Präferenzen der Bevölkerung zum Ausdruck und kann als Aufforderung an die Politik verstanden werden, Steu- 75 50 Inspirationsquelle Energieerzeugung Futter und Nahrung Schutzfunktion Kohlenstoffbindung Bestäubung Tiere und Pflanzen Saubere Luft 0 Trinkwasser 25 Schönheit und Ruhe Zustimmung in % 100 Bedeutung von Ökosystemdienstleistungen im Ost­erzgebirge für die Befragten (Mehrfachnennungen möglich) kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, in welchem die Stadt Altenberg liegt, nötig (35,07 €/ha/a).51 Auf das Territorium von Altenberg (165,9 km²) selbst entfielen mindestens 582.000 € jährlich. Befragungen vor Ort ergaben, dass 49,3 % der Besucher bereit wären ergelder so umzuverteilen, dass Schutz und Pflege der Landschaft, auch im Sinne einer wirtschaftlichen Förderung des Osterzgebirges, gesichert wären. Bildungs- und Erziehungswerte Archiv der Landschaftsgeschichte Die Bildungsfunktion von Ökosystemen spiegelt sich zum Beispiel durch ihre Behandlung im Schulunterricht wider oder anhand erlebnispädagogischer bzw. umweltbildender Angebote in der Region, so in Form von Naturlehrpfaden. Den Wert eines Gebietes für die Wissenschaft zu bestimmen ist allerdings schwierig. Eine Möglichkeit besteht darin, die Anzahl einschlägiger wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu messen. Ein weiterer Aspekt ist der Erkenntnisgewinn bezüglich der Landschaftsgeschichte: Unsere heutige Kulturlandschaft ist das Ergebnis eines Jahrtausende langen Entwicklungsprozesses, in dessen Verlauf der Mensch seine natürliche Umwelt veränderte und umgestaltete. Kulturlandschaften stellen somit das Ergebnis der Wechselwirkung zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und menschlicher Einflussnahme im Laufe der Geschichte dar.53 Aus früherer Zeit blieben hier und da Strukturen und Elemente als Relikte erhalten. Diese historischen Kulturlandschaftselemente künden von der Geschichte und prägen bisweilen die Eigenart, Vielfalt und Schönheit ganzer Landstriche. Sie sind Zeugnisse des Lebens, Wirtschaftens und Fortbewegens der Menschen in der Landschaft, die aufgrund der veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in dieser ursprünglichen Form nicht mehr entstehen oder geschaffen werden, sich aber bis heute rein zufällig oder durch besondere Schutzbestimmungen erhalten haben. Hierzu zählen die Bergwiesen und Steinrücken. Historische Kulturlandschaftselemente • sind wertvolle landschaftsgeschichtliche Quellen zur Entwicklung unserer Gesellschaft und ihrer Wirtschaftstätigkeit, 31 • tragen maßgeblich zur Eigenart einer Landschaft bei, • sind Lebensstätten für Pflanzen und Tiere und oftmals letzter Rückzugsort für seltene und gefährdete Arten und • erhöhen die Attraktivität eines Gebietes für den Tourismus. Die Osterzgebirgsgalerie im Schloss Dippoldiswalde besitzt ca. 1.200 Arbeiten von 180 Malern, Zeichnern und Grafikern, die zwischen 1890 und 1990 entstanden sind und sich mit der Region beschäftigten.56 Neben der künstlerischen Bedeutung haben diese auch einen großen volkskundlichen Wert. Sie zeigen, wie vergangene Generationen die Natur nutzten und spiegeln die Veränderungen in der Landschaft wider. Auch heute wählen immer noch viele Künstler das Osterzgebirge als Wohn- und Arbeitsstätte und selbst Laien lassen sich von der Natur vor der Haustür inspirieren. Mitglieder des Malzirkels Geising (Stadt Altenberg) interpretierten beispielsweise auf ihren Bildern typische Bergwiesen, Steinrücken, Wälder, Gewässer und Moore des Osterzgebirges. Im Rahmen des Projektes wurden Bilder des Malzirkels bei Veranstaltungen ausgestellt. Moore geben Aufschluss über die Landschaftsgeschichte, da sie, durch ihre über Tausende von Jahren gewachsenen Torfschichten, als Archive der Erdentwicklungsgeschichte fungieren. Neben Pflanzenresten werden auch aus der Umgebung eingewehte Partikel wie Pollen, Sporen oder Asche im Torf eingelagert. So ergibt sich im Laufe der Zeit eine Art Tagebuch der umwelt- und kulturgeschichtlichen Gegebenheiten. Durch Pollenanalysen können Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der im jeweiligen Zeitraum vorhandenen Vegetation gezogen und Vegetationsveränderungen erfasst werden.54 Entsprechende Forschungen fanden schon in den 1920er Jahren in der Moorforschungsstation Sebastiansberg (Hora Sv. Šebestiana) zu den böhmischen Hochmooren statt. Ab den 1930er Jahren widmeten sich umfangreiche Untersuchungen mittels Pollenanalyse der Entwicklungsgeschichte der sächsischen Moore und Wälder seit der letzten Eiszeit.55 Ausstellung der Bilder des Malzirkels Geising im LeibnizInstitut für ökologische Raumentwicklung in Dresden Künstlerische Inspiration Indikation von Umweltzuständen Seit jeher fühlen sich Menschen von der Schönheit der Natur des Osterzgebirges wie auch von in der Region verwurzelten Legenden und Mythen angezogen und künstlerisch inspiriert. Das Osterzgebirge stand sowohl früher als auch heute in der Gunst zahlreicher Künstler. Wie sauber ist die Luft? Wie verschmutzt sind fließende und stehende Gewässer? Welche verkehrsbedingten Belastungen liegen vor? Welchen Einfluss hat der Abbau von Rohstoffen? Bei der Beantwortung dieser und weiterer Fragen über den Zustand der Umwelt können sogenannte Indikatoren helfen. Indikatoren 32 „Knabenkraut am Geisingberg“ von Martina Meißner vom Malzirkel Geising (2013) sind relativ leicht erfassbar und besitzen zugleich überdurchschnittlichen Erklärungsgehalt in Bezug auf das zugrunde gelegte Problem.57 Hierzu zählen auch die Bioindikatoren: Das sind Organismen, deren Lebensfunktionen sich mit bestimmten Umweltfaktoren so eng korrelieren lassen, dass sie als Zeiger dafür verwendet werden können.58 Amphibien zeigen ein charakteristisches Wanderverhalten zwischen Laichgewässer, Sommer-Landlebensraum und Überwinterungsplatz, sie benötigen also ein dichtes Netz verschiedenster Lebensräume. Zudem sind sie wegen ihrer empfindlichen Haut gegenüber Umwelteinflüssen und -veränderungen sehr anfällig. Ihr Vorkommen oder Nicht(mehr)vorkommen geben so auch Auskunft über den Zustand der Ökosysteme.62 Der selten gewordene Grasfrosch hält sich gerne auf Wiesen und Weiden auf und begibt sich nur zum Laichen in stehende oder fließende Gewässer. Rück- Der Grasfrosch wird bis zu 8 cm groß und verbringt die meiste Zeit auf Wiesen. Der Wachtelkönig bevorzugt langgrasige Wiesen wie die Bergwiesen des Osterzgebirges. gangserscheinungen dieser geschützten Art haben ihre Ursache in der Intensivierung der Landwirtschaft und dem damit verbundenen Pestizid- und Düngemitteleinsatz, der Fragmentierung und Zerstörung der Lebensräume, z. B. durch Straßen und andere Baumaßnahmen, und der Versauerung der Gewässer, was zum Absterben des Laiches führt.63, 64 die nicht zu dicht sind für einen ungehinderten Anflug an den Brutbaum. Von der Bautätigkeit des Schwarzspechtes profitieren wiederum andere Tierarten: Vögel wie der Rauhfußkauz, verschiedene Fledermausarten und Eichhörnchen sind Nachmieter seiner Höhlen. Infolge der kürzeren Umtriebszeiten im Forst verringert sich das Angebot an Altbäumen.60 Vögel zählen zu den wichtigsten Indikatorarten, denn Vögel und ihre Lebensraumansprüche sind sehr gut erforscht. Das Fehlen bestimmter Arten in potenziell geeigneten Lebensräumen ist meist ein Signal für Störungen oder strukturelle Mängel in diesen Räumen.59 Der Wachtelkönig (bzw. die Wiesenralle) bevorzugt als Bodenbrüter ausgedehnte langgrasige Wiesen und Feuchtgrünland mit dichtem Gras. Entscheidend sind ausreichende Deckung von oben und gute Durchdringbarkeit am Boden. Auch lineare Strukturen wie Staudensäume sind wichtig, wie z. B. die Steinrücken im Untersuchungsgebiet. Als Probleme für den Wachtelkönig erweisen sich die Intensivierung der Landwirtschaft mit Grünflächenumbruch und zu frühe Mahd.61 Wertgebend für die Wälder im Erzgebirge ist der Schwarzspecht. Er ist ein Indikator für Naturnähe, da er seine Höhlen in hochstämmigen, gesunden und starken Bäumen anlegt. Dabei bevorzugt er Wälder, 33 Säugetiere erfreuen sich eines hohen Bekanntheitsgrades, sie besiedeln nahezu alle Lebensräume. Einige sind in besonderem Maße als Bioindikatoren geeignet, denn sie sind mobil und benötigen große Räume mit komplexer Habitatausstattung.65 So benötigen Fledermäuse als flugfähige und somit sehr mobile Säugetiere verschiedenste Lebensräume: Sommer-, Wochenstuben-, Übergangs- und Winterquartiere sowie Jagdhabitate, außerdem oft linienförmige Landschaftselemente als Leitlinien zwischen den Lebensräumen. Alle europäischen Arten sind Insektenfresser. Ihr Vorkommen signalisiert vielfältige ungestörte Landschaft und Insektenreichtum. Durch den Verlust und die Störung ihrer Quartiere sowie des Vergiftens der Nahrung durch Pestizide zählen sie zu den am stärksten bedrohten Säugetieren.66, 67, 68 kommt Arnika nur noch sehr selten wild wachsend im Erzgebirge vor.68 Jede Pflanze weist eigene, sogenannte ökologische Potenzen auf – jede Art hat spezifische Ansprüche an ihren Standort. Dadurch macht das Vorkommen einer bestimmten Pflanzenart Aussagen über den jeweiligen Standort und die dort herrschenden Bedingungen. Beispielsweise können klimatische Veränderungen und die Folgen einer veränderten Landnutzung bewertet werden. Arnika z. B. zeigt frische, bodensaure sowie stickstoffarme bis -ärmste Standorte an. Die lichtliebende Pflanze fühlt sich vor allem auf mageren Bergwiesen wohl. In Folge nutzungsbedingter Veränderungen der Wiesen und Böden Schon im vorigen Jahrhundert wurden Flechten als Bioindikatoren erkannt. Eine Flechte ist eine Symbiose, also eine Lebensgemeinschaft, eines Pilzes und einer oder mehrerer Algen. Durch diesen Zusammenschluss können Flechten auf fast allen Untergründen und Materialien wachsen. Da ihnen wirksame Schutzschichten wie eine Wachsschicht und Spaltöffnungen fehlen, erfolgt die Stoffaufnahme meist über die gesamte Oberfläche. Dies macht sie sehr empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen, vor allem lufthygienischen Belastungen. So lässt das Vorkommen rindenbewohnender Flechten Aussagen über Intensität und auch flächenmäßige Ausdehnung von Immissionen zu, denn diese Flechtenarten reagieren besonders sensibel gegenüber säurebildenden Schadgasen. Einige Arten sind überdies eng an gefährdete Lebensgemeinschaften gebunden und gelten somit auch als ein Gradmesser für deren Schutzwürdigkeit.69, 70 In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts starben viele Flechten in der Nähe industrialisierter Städte aufgrund der erhöhten Schwefeldioxidwerte in der Luft. Die Öffentlichkeit bekam das erst viel später durch das Waldsterben und den sauren Regen mit. Seit Schwefelfilter in Fabriken und Katalysatoren in Fahrzeuge eingebaut wurden, ist die Immissionsbelastung im Erzgebirge zurückgegangen, wodurch sich die Luft verbesserte und die Flechtenflora wieder artenreicher wurde. Bartflechte am Kahleberg im Osterzgebirge 34 Flechten können für das passive oder aktive Monitoring verwendet werden. Beim passiven Monitoring werden durch Kartierungen Verbreitung und Häufigkeit einer Art beobachtet. Beim aktiven Monitoring werden Flechten an einem belasteten Standort ausgebracht, um dann Reaktionen oder gegebenenfalls das Absterben zu verfolgen. Leistungen der Natur dauerhaft erhalten! Die Natur ist unsere Lebensgrundlage: Unsere Existenz hängt von ihr ab, wir sind selbst ein Teil von ihr. Investitionen in den Naturschutz machen sich aus ökonomischer Sicht bezahlt, denn die Bewahrung der vorhandenen Ökosysteme und ihrer Leistungsfähigkeit ist allemal preiswerter als der Versuch, zerstörte Ökosysteme wiederherzustellen oder Naturressourcen zu ersetzen – sofern dies überhaupt möglich ist. und tierischen Rohstoffen umfasst in allen Branchen weltweit 500 bis 800 Mrd. Dollar.10 Natur birgt auch viele bislang noch weitgehend ungenutzte genetische Ressourcen (Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen), sowie Prozesse und Baupläne (Bionik), die sich der Mensch zunutze machen könnte. Als Beispiel sei der Klettverschluss genannt, dessen Haft-Struktursystem von der Klette inspiriert wurde. Immer mehr bricht sich die Erkenntnis Bahn, dass die Verknappung natürlicher Ressourcen, der Rückgang der biologischen Vielfalt und die Verschlechterung von Ökosystemdienstleistungen für die Wirtschaft in zunehmendem Maße Risiken von erheblicher finanzieller Bedeutung darstellen. Investitionen in das Naturkapital können Arbeitsplätze schaffen oder sichern und die Wirtschaftsentwicklung stützen. Das ist aus zahlreichen Untersuchungen weltweit, aus Europa, aber auch aus Deutschland und Tschechien bekannt.10 Der Tourismus zählt zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige im Erzgebirge und gerade die naturnahe Erholung spielt eine besondere Rolle. Ein verändertes Reiseverhalten hätte einschneidende finanzielle Einbußen für die Tourismuswirtschaft in der Region zur Folge. Naturschutz kann somit auch als Wirtschaftsförderung verstanden werden. Ein stärkeres Bewusstsein für die Bedeutung unseres Naturkapitals ist Voraussetzung dafür, dessen Wert künftig stärker in privaten, unternehmerischen und politischen Entscheidungen zu berücksichtigen. Warum aber werden Entscheidungen häufig zu Lasten der Natur getroffen? Die Kosten von Projekten, wie z. B. Investitionen in den Straßenbau, und die unmittelbaren wirtschaftlichen Effekte, wie zusätzliche Einkommen und Arbeitsplätze, lassen sich meist einfach kalkulieren. Sehr schwer oder unmöglich abzuschätzen sind hingegen die möglichen negativen Nebenwirkungen auf die Gesellschaft in Gestalt verminderter Regulationsleistungen (z. B. Selbstreinigungskraft von Gewässern, Bestäubungsleistungen der Insekten) und sozio-kultureller Ökosystemdienstleistungen (z. B. Verlust der Schönheit der Landschaft und Lebensqualität). Bei konventionellen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen, bei der herkömmlichen Messung von Wirtschaftswachstum und nationalem Wohlstand durch das Bruttoinlandsprodukt oder die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung bleiben Ökosystemdienstleistungen deshalb meist unbeachtet. Für die rund 100.000 weltweit existierenden staatlichen Schutzgebiete werden jährlich etwa 10-12 Mrd. Dollar ausgegeben. Um in diesen Schutzgebieten effektiven Naturschutz zu betreiben, müssten wir jährlich 40 Mrd. US-Dollar investieren. Das ist nicht sehr viel, denn als Resultat erbringen diese Ökosysteme Leistungen im Wert von insgesamt fünf Billionen Dollar jährlich – mehr als die Automobil-, Stahl- und IT-Industrie weltweit erwirtschaften. Naturschutz ist somit „Big Business“. Allein die Naturprodukte, für die es einen Markt gibt, stehen für eine hohe ökonomische Wertschöpfung. Der Markt für Produkte aus pflanzlichen Nehmen wir z. B. die vielen Leistungen eines in unseren Landschaften häufigen Typs von Ökosystemen, des Grünlandes: Das in Tschechien vorhandene Grünland kann 950.000 Milchkühe ernähren. Der durch Erosionsschutz bewirkte Nutzen beträgt 258 Mio. €. Das Grünland absorbiert jährlich 550.000 t Kohlenstoff, das entspricht einem Wert von 47 Mio. €. Die Verbes- serung des Erholungswertes der Landschaft wird mit 54 Mio. € bemessen. Der Wert des tschechischen Grünlandes ist somit viel höher als die Kosten, die für seine Erhaltung aufzubringen sind.71 Die systematische Einbeziehung von Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen ergäbe ein realistischeres Bild unserer Wirtschaft und Gesellschaft; sie kann zu deutlichen Kostensenkungen führen, neue Einkommensmöglichkeiten erschließen und die Reputation von Unternehmen verbessern. Um am Gemeinwohl orientierte Entscheidungen treffen zu können, muss interessen- und bereichsübergreifend geplant und entschieden werden und nicht zugunsten starker, am kurzfristigen individuellen Nutzen orientierter Einzelinteressen. Das Ökosystemdienstleistungskonzept liefert Argumente für den Wert von Natur und Landschaft, die ethisch, ökologisch und ökonomisch auf wissenschaftlich zuverlässiger Basis stehen und von den verschiedenen Akteuren und Interessenträgern in der Gesellschaft akzeptiert werden (können). Es vermag die vielfältigen, insbesondere auch sozialen Werte und Nutzen der Ökosysteme transparent für Politiker und andere Entscheidungsträger darzustellen und ihre Beiträge zu Lebensqualität, Gesundheit, Wirtschaft und Biodiversität zu vermitteln. Für die Wirtschaft interessant an diesem Konzept ist, dass sie die Folgen des eigenen Handelns besser beobachten, abschätzen und somit den Schutz der biologischen Vielfalt in betriebliche Managementsysteme integrieren kann. Sie wird so aus eigenem Interesse heraus zu einer umweltgerechteren Wirtschaftsweise veranlasst. Dies stellt eine zusätzliche Option zur ordnungspolitischen Regulation der Wirtschaft dar.72 Dennoch muss nochmals betont werden, dass eine alleinige Orientierung auf Geldwerte nicht im Sinne 35 des Ökosystemdienstleistungskonzeptes liegt. Der Versuch, die Komplexität der natürlichen Umwelt, auf einen Geldbetrag reduzieren zu wollen, ist eine Illusion und führt auf den Holzweg! Unter ökonomischem Gesichtspunkt lassen sich die Ströme der Ökosystemdienstleistungen als „Dividende“ auffassen, die der Gesellschaft aus dem Naturkapital zufließt. Die Erhaltung des natürlichen Kapitalstocks, zu dem in unserem konkreten Fall die Bergwiesen, Steinrücken, naturnahen Wälder, Fließgewässer und Moore des Osterzgebirges gehören, ermöglicht, diese Leistungen auch künftig dauerhaft bereitzustellen und somit zu anhaltendem menschlichen Wohlergehen beizutragen. Die Beeinträchtigung von Ökosystemen durch Verschmutzung und Belastung von Böden, Luft, Gewässern und biologischen Ressourcen, die Reduzierung der biologischen Vielfalt und andere Umweltschäden manifestieren sich hingegen in externen Kosten, die der heutigen Gesellschaft und auch den künftigen Generationen aufgebürdet werden. Die Frage, mit der wir heute konfrontiert sind, lautet: Wie können wir erreichen, dass die Natur ihre Leistungsfähigkeit behält? Diese Frage zu ignorieren und die Pfade von Wachstum und Entwicklung unbekümmert weiter zu verfolgen, ist gefährlich. Die Erhaltung unseres natürlichen Kapitals und die dauerhafte Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen erfordern vielmehr einen Bewusstseinswandel und darauf aufbauend große Anstrengungen der gesamten Gesellschaft auf vielen Gebieten, die über die bisherigen Naturschutzmaßnahmen hinausgehen. Blühende Orchideenwiese bei Altenberg. Was des Wanderers Herz erfreut und Teil der Vielfältigkeit der Natur ist, lässt sich in materiellen Werten schlecht ausdrücken. 36 Wer beeinflusst die Leistungsfähigkeit der Ökosysteme? Die Natur, das natürliche Kapital und Ökosystemdienstleistungen generell unterliegen vielfältigen Einflüssen der menschlichen Gesellschaft. Um die hierfür maßgeblichen Rahmenbedingungen, gesetzlichen Regelungen und wechselseitig handelnden Menschen zu erfassen, kann die Methodik der institutionellen Analyse (Institutional Analysis and Development Frame­ work, abgekürzt: IAD-Framework) eingesetzt werden. Diese wurde von der amerikanischen Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom und ihren Kollegen erarbeitet und findet seit den 1970er Jahren verbreitet Anwendung. Die einheitliche Struktur der IAD-Methode ermöglicht es, internationale Fallstudien miteinander zu vergleichen. und das Gimmlitztal. Die Daten wurden aus vorhandenen Dokumenten und durch Interviews mit wichtigen Akteuren im Gebiet (z. B. mit Bürgermeistern, Vertretern von Naturschutzvereinigungen) erhoben. Untersuchungsgegenstand sind unterschiedliche Akteure wie der staatliche Naturschutz, Gemeindevertreter, Nichtregierungsorganisationen oder auch die Öffentlichkeit, bestehend aus Touristen und Anwohnern. Ziel der institutionellen Analyse im Osterzgebirge war es, folgende Fragen zu beantworten: 2. Im Rahmen des Schutzes der Ökosysteme ist es zweckmäßig, die Zusammenarbeit auf lokaler • Wie kann das Bewusstsein über den Wert der Ökosysteme bei Nutznießern der Natur erhöht werden? • Wie können die Bemühungen des staatlichen Naturschutzes und der gemeinnützigen (lokalen) Initiativen besser verknüpft werden, um die Qualität der Ökosystemdienstleistungen zu erhöhen? • Wie kann eine einvernehmliche, nachhaltige Entwicklung der Region erreicht werden, z. B. durch Abstimmungen zwischen dem Naturschutz und der Tourismusentwicklung? Insgesamt wurden vier Fallstudien bearbeitet: Auf der tschechischen Seite die Schutzgebiete „Černá Louka“ (Schwarze Wiese) und Špičák (Sattelberg) bei Krásný Les sowie auf der deutschen Seite der Geisingberg Die Ergebnisse der Analyse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: 1. Es ist notwendig, die Öffentlichkeit besser über die ökologischen, wie auch die ästhetischen Werte und Leistungen der Natur und ihrer Ökosysteme im Osterzgebirge zu informieren. Dies trifft gerade auf die tschechische Seite des Osterzgebirges zu. Ebene (Bewohner, Nichtregierungssektor, Naturschutzbehörden) zu unterstützen und besser auszugestalten, wobei sich der Schutz des Kulturerbes und der Naturwerte oft miteinander verknüpfen lässt. 3. Es ist sinnvoll auch auf Vereine im Gebiet zu achten, die ohne große Subventionen vom Staat nachhaltig Naturschutz­interessen verfolgen, und diese zu unterstützen. Das heißt, dass neben dem Staat Möglichkeiten eröffnet werden sollten, dass auch private Vereine effektiv Naturschutz betreiben können. Dies sollte auch rechtlich verankert werden. Auf deutscher Seite wird dies bereits praktiziert. Wandern mit mobiler Technik (s. S. 39): Moderner Ansatz der Wissensvermittlung 37 Instrumente und Handlungsmöglichkeiten Biologische Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen müssen bei allen wichtigen Entscheidungen ausreichend und in einem ihrer Bedeutung angemessenen Umfang berücksichtigt werden. In vielen Ländern, darunter in Deutschland und Tschechien, ist dies bereits heute über eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen und Planungsinstrumente vorgeschrieben, ohne dabei den Begriff Ökosystemdienstleistungen explizit zu verwenden. Gegenwärtig wird die Frage diskutiert, ob und wie das Ökosystemdienstleistungskonzept in die Planungspraxis überführt werden kann. Als eine Möglichkeit kommt dafür die kommunale Landschaftsplanung in Betracht. Dies ist das in Deutschland gültige Planungsinstrument zur flächigen Darstellung der Naturschutzbelange im Geltungsbereich von Kommunen. In Tschechien werden die kommunalen Belange durch Gebietspläne geregelt. Die Landschaftsplanung bietet hier ebenfalls Möglichkeiten, das Ökosystemdienstleistungskonzept zu etablieren, z. B. in der obligatorischen Form durch Rechtsnormen geregelt, bedingt obligatorischen Form durch Raumplanung und Grundstücksregelungen oder fakultativen Form durch Revitalisierung und ökologische Optimierung. Neben den ordnungsrechtlichen und planerischen Ansätzen gibt es auch ökonomische (marktbasierte oder marktorientierte) Instrumente, mit denen biologische Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen besser bei Entscheidungen berücksichtigt werden können. Dies sind z. B. finanzielle Anreize durch Abgaben und Lizenzen, Steuererleichterungen oder durch gezielte staatliche Förderung wie Agrarumweltmaßnahmen. Die Einführung von Zertifizierungen oder Labels und die Schaffung neuer Märkte für nachhaltig erzeugte Güter und Ökosystemdienstleistungen können genauso Anreize sein wie der Abbau umweltschädlicher Subventionen in Bereichen wie Landwirtschaft, Verkehr und Energiewirtschaft. 38 Von großer Bedeutung sind auch Aufklärung und Bewusstseinsförderung über die Wichtigkeit von Natur, biologischer Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen, so durch gezielte Bildung und Öffentlichkeitsarbeit. Diese Broschüre ist auch aus dem Grund entstanden, um über das Ökosystemdienstleistungskonzept zu informieren. Letztlich kommt es auch darauf an, was jeder einzelne Bürger zur Bewahrung der Natur beiträgt, sowohl im beruflichen wie auch im privaten Leben. So kann sich der Landwirt der naturschutzgerechten Wiesennutzung annehmen und zum Beispiel breite Randstreifen an Waldrändern und Hecken oder Steinrücken belassen, um Tieren ein Rückzugsgebiet zu schaffen und Stoffeinträge in Gewässer zu vermindern. Forstleute können sich die Erhaltung naturnaher Waldbereiche auf die Fahne schreiben und den naturnahen Waldumbau voranbringen, in dem Totholz, Altbäume, Höhlen und Kleinbiotope erhalten werden. Investoren können Eingriffe – wenn nicht gar vermeiden – zumindest großzügig ausgleichen oder Flächen für den Naturschutz aufwerten. Touristen sollten beim Aufent- halt in der Natur Wegegebote in Schutzgebieten beherzigen und Pflanzen und Tiere schonen. Selbst der Hobby­gärtner kann sich Gedanken machen, welche Blumen für Insekten anziehend sind und sich fragen, ob es immer die kurzgeschorene, artenarme Rasenfläche sein muss. Jeder von uns kann seine Artenkenntnisse verbessern und sich über Zusammenhänge in der Natur informieren, sich in seiner Freizeit für bedrohte Arten engagieren, im ehrenamtlichen Naturschutz oder in Naturschutzvereinigungen mitarbeiten, erzieherische Einflussnahme im Familien- und Bekanntenkreis ausüben, Schutzgebiete oder Biotope betreuen, sich an Pflegeeinsätzen beteiligen und ökologisch erzeugte Lebensmittel und regionale Produkte konsumieren.73 Es gibt viele Möglichkeiten sich zu beteiligen und dafür zu sorgen, dass auch die nächsten Generationen noch von den Ökosystemdienstleistungen profitieren können. Landschaftspflege im Osterzgebirge, organisiert von der Grünen Liga Osterzgebirge e. V. Bildung und Kommunikation – auch für den Schutz der Natur unverzichtbar! Um eine breite Akzeptanz für Maßnahmen zum Erhalt der Natur und ihrer Leistungen zu erreichen, müssen die Ökosystemdienstleistungen transparent aufgezeigt und verständlich kommuniziert werden. Schwierigkeiten dabei sind der unterschiedliche Wissensstand sowie die verschiedenen Bedürfnisse der beteiligten Gruppen, die jeweils aus Entscheidungsträgern, betroffenen Akteuren und der Öffentlichkeit bestehen. Hierbei ist der Einsatz innovativer Technologien und der neuer Medien sehr vielversprechend. bolischer Führer durch das Bildungsprogramm dient das vom Aussterben bedrohte Birkhuhn, Charaktervogelart des Erzgebirges. e-learning NAVIGACE Titulní stránka Moje stránka Hlavní nabídka Můj profil Kurzy NASTAVENÍ Nastavení titulní stránky Wissensvermittlung per E-Learning Um die Projektergebnisse zu kommunizieren, ist ein E-Learning-Programm (elektronisches Lernen) vorgesehen. Zur Zielgruppe zählen insbesondere Studierende von Universitäten und Hochschulen, aber auch eine breite, an den Ökosystemen des Osterzgebirges interessierte Öffentlichkeit. E-Learning bietet einige Vorteile: Stärkere Nutzbarkeit der Informations- und Kommunikationstechnologien sowie zeitliche Flexibilität, um das Studium nach eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu gestalten. Gleichzeitig werden die Instrumente und Hilfsmittel so gestaltet, dass der Bildungsteilnehmer alle diese Vorteile bei seinem persönlichen Besuch der typischen Ökosysteme des Osterzgebirges nutzen kann. Das E-Learning-Bildungsprogramm ist als Kombination von Fachtexten und Präsentationen konzipiert. Autoren sind vor allem die Mitglieder des Projektteams. Es kommen auch verschiedene Spiele inklusive Geländespiele mit GPS-Navigation, Tablet-PC und Smartphones, Quizze, virtuelle Lehrpfade und Videos zum Einsatz. Als sym- Nastavení mého profilu Správa stránek Ekosystémové služby: 1 pojem a praktický význam Typologie ekosystémových služeb a jejich využití 2 pro ochranu životního prostředí a regionální rozvoj Ekonomické hodnocení přírodních statků: Institucionální analýza Podpůrné učební nástroje Testy 4 metodologická východiska a metody 5 ekosystémových služeb s využitím IAD Framework – jak zprostředkovat výsledky výzkumu tvůrcům environmentálních politik? Mapování ekosystémových služeb 3 Platby za ekosystémové služby a jejich využití 6 v environmentální politice Certifikát E-Learning Portal: http://elearning.esom-project.org/ Wissenswege und Geländespiel – unter Einsatz mobiler Technik Digitale Medien für Bildungszwecke zu nutzen, gewinnt seit den 1990er Jahren zunehmend an Bedeutung. Damals ging es bereits um die Entwicklung und den Einsatz sogenannter „computergestützter Lernmedien“.74 Während nach 2000 noch heftig das Pro und Contra für den Einsatz des Internets in Schulen diskutiert wurde75, ist eine Schule – und der Alltag – ohne Internet heute kaum noch denkbar. Der Computer und das Internet sind heute Standard. Für die Bildung ist der Umgang mit digitalen (Geo-) Medien ein wichtiger Baustein geworden. Besonders die große Informationsvielfalt, die inzwischen auf transportablen Empfängern, wie Smartphones, schnell abgerufen werden kann, bietet bedeutende Vorteile. Für die Umweltbildung schaffen zudem die vielfach zu beobachtende positive Wirkung auf Motivation und Lernbereitschaft, die Förderung der Selbständigkeit, Eigenverantwortung und Multilinearität (Individualisierbarkeit der Lernprozesse) sowie Teamfähigkeit und Sozialkompetenz gute Voraussetzungen zur Vermittlung werteorientierter Themen.76 SPRÁVA KURZŮ Insbesondere moderne Geoinformationstechnologien eröffnen vielfältige Einsatzmöglichkeiten, die besonders im touristischen Bereich und zunehmend für Umweltbildungszwecke genutzt werden. Beispiele der Nutzung sind mobile Navigation und Tourenplanungen (Gpsies.com, Komoot.de, osmand, Locus pro), Museums-, und Stadtführer, Bestimmen von Arten und Kartieren (iKosmos, Vögel Europas, NABU Vogelführer, OffeneNaturfuehrer.de, Ambrosia App) und Spielen (geocaching, tourality).77 Im Erzgebirge gibt es einige mobile Anwendungen, um vor Ort spezielle Informationen ­zur Natur und den geologischen Besonderheiten abzurufen oder Touren zu planen: Naturführer Osterzgebirge, Informationssystem FIS Boden und der virtuelle Lehrpfad Rübenau-Kalek. Besonders für die Einrichtung von Lehrpfaden ergeben sich neue Möglichkeiten. Statt der bisher vor Ort angebrachten Lehrtafeln können virtuelle Stationen angeboten werden. Die Informationen werden über das Smartphone abgerufen. So lassen sich neue Qualitäten der Informationsvermittlung realisieren. Zum einen können vielfältige technische Lösungen zum Einsatz kommen wie Animationen und zum anderen können die Angebote für spezielle Nutzergruppen oder Ziele aufbereitet werden. Die Informationen lassen sich bequem aktualisieren und beispielsweise auch den Jahreszeiten anpassen. Auf der Grundlage der bereits vorhandenen Geoinformationstechnologien wurden drei virtuelle Lehrpfade 39 Für die Wegpunkte wurden drei Symbole entwickelt. Jeder Wissensweg hat eine eigene Farbe (blau, grün oder gelb), die von den Symbole ebenfalls wiederaufgenommen wird. Informationen zu Regulations- und Versorgungsleistungen Informationen zu sozio-kulturellen Leistungen Allgemeine Informationen Symbole für die Wegpunkte, hier in blau für den Wissensweg „Langer Teich“ Um möglichst vielen Nutzern den Zugang zu den Wissenswegen zu ermöglichen, wurden die Inhalte für verschiedene Techniken und Plattformen aufbereitet. Die Wissenswege sind verfügbar als web-app. Die Darstellung funktioniert auch offline, Darstellung mit Text und Bildern. 40 © IÖR 2014, Daten: OSM (ODbL 1.0), CORINE L C (EEA) (Wissenswege) im deutsch-tschechischen Projektgebiet realisiert, eine deutsche, eine tschechische und eine deutsch-tschechische Route. Es handelt sich um reale Wandertouren mit jeweils ca. 12 virtuellen Stationen, in denen über das Smartphone Informationen zu den Leistungen der im Osterzgebirge typischen Biotope (Bergwiesen, Steinrücken, Moore, naturnahe Fließgewässer und Wälder) abgerufen werden können. Betrachtet werden die Regulations-, Versorgungs- und sozio-kulturellen Leistungen. In der Regel zeigt jede Station dem Nutzer einen so genannten „Mehrwert“ der Natur des Osterzgebirges, und zwar jeweils am Beispiel des konkret an diesem Punkt vorliegenden Naturkapitals. Wissensweg Geisingberg Lauenstein DE Schellerhau Altenberg Löwenhain Geising 170 Fürstenau ZinnwaldGeorgenfeld RehefeldZaunhaus Cínovec Wissensweg Langer Teich b Moldava Wissensweg Moldava-Zinnwald 1km CZ Übersicht der Routen der Wissenswege wikitude Augmented reality-Browser. Nur online, aber verlinkt zur web-App und mit Karte und WOW-Effekt. der Natur erkennen und „erobern“. Über mobile Geräte werden den Mitspielern Fragen zu ausgewählten Leistungen der Natur gestellt, z. B. „Wo ist die Kohlenstofffixierung am größten?“ Auf einer Karte können mögliche Orte abgelesen werden, die es aufzusuchen und einzuschätzen gilt. Es ist der eine Ort (Punkt) zu finden, der die erfragte Ökosystemdienstleistung am besten erbringt. Der identifizierte Ort muss auf dem mobilen Gerät über einen Antwort-Button markiert werden. Das Geländespiel kann einzeln oder in Gruppen gespielt werden. Das GPS-Geländespiel ist mit den im Rahmen dieses Projektes entwickelten virtuellen Lehrpfaden verknüpft und stellt den Spielern damit entsprechende Hintergrundinformationen zur Verfügung. Das Spiel ist als online-App verfügbar. Die Anwendungen wurden in 13 naturkundlichen Wanderungen und Geländespielen im Projektgebiet erprobt. Informationen und Downloads zum GPS-Geländespiel gibt es auf http://spiel.ioer.info. gpx-Datei. Zur Darstellung auf allen möglichen Geräten, offline und ohne Bilder. Alle Informationen und Anleitungen zu den Online- und Offlineanwendungen, Karten und Downloads stehen unter http://wissenswege.ioer.info zur Verfügung. Um den Wert der Natur erlebbar zu machen und sich aktiv mit dem Thema Ökosystemdienstleistungen auseinanderzusetzen, wurde außerdem ein Geländespiel mit Nutzung mobiler Geräte (Smartphones) entwickelt. Dabei bewegen sich die Spieler aktiv im Gelände und müssen bestimmte Ökosystemdienstleistungen Einweihung der Wissenswege mit Wissenschaftlern des IÖR und UJEP sowie Presse und Öffentlichkeit Literatur 1 MEA – Millennium Ecosystem Assessment (2005): Ecosystems and human well-being: synthesis. Island Press, Washington (DC). 2 BMU – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2009): Bericht der Bundesregierung zur Lage der Natur für die 16. Legislaturperiode. Drucksache 16/12032 vom 12.2.2009. Internet: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/120/1612032. pdf (Zuletzt gelesen am 21.08.2014). 8 Neßhöver, K. et al. (2007): Das Millennium Ecosystem Assessment – eine deutsche Perspektive. Natur und Landschaft 82(6): 262-266.7 Naturkapital DE 2007. 9 Grunewald, K; Bastian, O. (Hrsg.) (2013): Ökosystemdienstleistungen – Konzept, Methoden, Fallbeispiele. Springer-Spektrum: Heidelberg, Berlin. Internet: http://www.springer-spektrum.de/978-38274-2986-5 (Zuletzt gelesen am 30.10.2014). 3 Haupt, H.; Ludwig, G.; Gruttke, H.; BinotHafke, M.; Otto, C.; Pauly, A. (RED.) (2009): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere. Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg. 10 Naturkapital Deutschland – TEEB DE (2012): Der Wert der Natur für Wirtschaft und Gesellschaft – Eine Einführung. München, Ifuplan; Leipzig, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ; Bonn – Bundesamt für Naturschutz. 4 BfN – Bundesamt für Naturschutz (2014): Gefährdungssituation in den einzelnen Wirbeltiergruppen, aufgeteilt nach dem Anteil der Taxa in den jeweiligen Rote-Liste-Kategorien (n = 478). Internet: http://www. bfn.de/0322_daten-gefaehrungssituation.html (Zuletzt gelesen am 26.05.2014). 11 Mannsfeld, K.; Bastian, O. (2012): Sächsische Landschaften. Sächs. Naturschutzfonds, Edition Leipzig. 5 BfN – Bundesamt für Naturschutz (1996/2006): Rote Listen gefährdeter Pflanzen. Internet: http:// www.bfn.de/0322_pflanzen.html (Zuletzt gelesen am 26.05.2014). 6 Moravec, J. (2014): Zusammenfassungen aus den Roten Listen der Tschechischen Republik und der Schwarzen Liste der Gefäßpflanzen der Tschechischen Republik. 7 Burkhardt, B.; de Groot, R.; Costanza, R.; Seppelt, R.; Jørgensen, S.E.; Potschin, M. (2012): Solutions for sustaining natural capital and ecosystem services. Ecological Indicators 21: S. 1-6. 12 Freistaat Sachsen, Staatliches Umweltfachamt Radebeul (o. J.): Geschützte Biotope im Ost­ erzgebirge – Steinrücken. Radebeul, 12 S. 13 Grüne Liga (Hrsg.) (2007): Naturkundliche Wanderungen im Ost-Erzgebirge. Sandsteinverlag Dresden. 14 Proplanta.de, Stand 2013. 15 Rihová, J. (2013): Vergleichende Analyse der Bergwiesen des deutschen und tschechischen Osterzgebirges. Unveröffentlichte Masterarbeit. 16 Sächsische Zeitung (2014): Dresdner finden Abwehr gegen Feuerbrand. Printausgabe vom 17.03.2014. 17 Zpráva o stavu lesa a lesního hospodářství ČR 2012 / Bericht zum Stand des Waldes und der Waldwirtschaft in der Tschechischen Republik im Jahr 2012, Seite 43, http://eagri.cz/public/web/mze/lesy/ publikace-a-dokumenty/lesnictvi/ (Zuletzt gelesen am 30.10.2014). 18 Herold, D., Staatsbetrieb Sachsenforst, Forstbezirk Bärenfels/Forstrevier Bärenfels, E-Mail am 22.3.2013. 19 Syrbe, R.-U.; Bouhaka, T. (2014): Mapping of ecosystem services. Manuskript für e-learning-Portal. 20 Ćeský statistický úřad. Internet: http://www. czso.cz/x/krajedata.nsf/oblast2/lesnictvi-xu und http:// www.czso.cz/x/krajedata.nsf/oblast2/lesnictvi-xu/ ULK_5_lesnictvi.xlsx (Zuletzt besucht am 29.10.2014). 21http://www.beijer.kva.se/valuebase.htm (Zuletzt gelesen am 30.10.2014). 22 Arlinghaus, R. (2006): Der unterschätzte Angler: Zukunftsperspektiven für die Angelfischerei in Deutschland. S. 26 ff. 23 Angelverband „Elbflorenz“ Dresden e. V.: Auskunft per E-Mail vom 03.06.2014. 24 Stiftung Wald: Holz – Ein Naturprodukt mit wachsendem Potential. Internet: http://www.wald. de/holz-ein-naturprodukt-mit-wachsendem-potential/ #more-1122 (Zuletzt gelesen am 21.08.2014). 25 Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (2014): Bauen mit Holz in Sachsen – modern und klimafreundlich. 78 S. 41 26 Walczak, C.; Wilhelm, E-G. (2009): Abschlussbericht: Darstellung bestehender wirtschaftlicher Strukturen und Vernetzungen am Beispiel von im Besitz des Landesvereins befindlicher Natura 2000-Flächen, bei besonderer Berücksichtigung folgender Bereiche: Offenland, Wald, Übergreifend (Erholungsnutzung, Tourismus, Umweltbildung). Forschungsbericht im Rahmen des Projektes „Grünes Netzwerk Erzgebirge“. Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung; Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden. 27 Bittner, M. (o. J.): Erarbeitung eines Konzeptes für die Ermittlung von Dendromassepotenzialen aus naturschutzfachlicher Nutzung von Steinrücken bzw. Lesesteinhäufen. unveröffentlichte Semesterarbeit, TU Dresden. 28 Eisersdorf, K. (2014): Studie zur Nutzbarkeit ausgewählter Pflanzenarten der montanen und submontanen Grünländer im Osterzgebirge. Bachelor-Arbeit, Hochschule für Technik und Wirtschaft, Dresden. 29 Umweltbundesamt: Wasserverbrauch der privaten Haushalte. Internet: http://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/wasserverbrauch-der-privaten-haushalte (Zuletzt gelesen am 28.10.2014). 32 Severoceske vodovody a kanalizace. Internet: http://www.scvk.cz/spotreba-vody.html (Zuletzt gelesen am 28.10.2014). entwicklung, der Hochschule Anhalt (Anhalt Univ. Of Applied Sciences) und der Jan Evangelista Purkyně University, Ústí Nad Labem. 33 Reutter, M.; Matzdorf, B. (2013): 6.2.4 Leistungen artenreichen Grünlandes. In: Grunewald, K.; Bastian, O. (Hrsg.): Ökosystemdienstleistungen – Konzept, Methoden, Fallbeispiele. Springer-Spektrum: Heidelberg, Berlin. S. 216-224. 41 Deutscher Forstwirtschaftsrat (2008): Buchenwälder, vielfältig, einmalig, nachhaltig. Internet: http:// www.dfwr.de/download/DFWR_Buchenwaelder_RGB. pdf (Zuletzt gelesen am 28.10.2014). 34 Jacob, M. et al. (2013): Significance of Over-Mature and Decaying Trees for Carbon Stocks in a Central European Natural Spruce Forest. Ecosystems. Ecosystems (2013) 16: 336-346. 35 UBA – Umweltbundesamt (2012): Ökonomische Bewertung von Umweltschäden. Methodenkonvention zur Schätzung von Umweltkosten. Umweltbundeamt Dessau-Roßlau. 36 Schäfer, A. (2009): Moore und Euros – die vergessenen Millionen. Archiv für Forstwesen und Landschaftsökologie 43, 4. 37 UKNEA – UK National Ecosystem Assessment (2011): The UK National Ecosystem Assessment: synthesis of key findings. UNEP-WCMC, Cambridge. 42 Slabá, Z.; Egerland, St.; Badelt, O. (2014): Flood retention of near-natural habitats in the East-Ore Mountains. Studentenarbeit. Kooperationsprojekt des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung, der Hochschule Anhalt (Anhalt Univ. Of Applied Sciences) und der Jan Evangelista Purkyně University, Ústí Nad Labem. 43 Grünwald, A.; Wende, W. (2013): 5.3 Integration des ÖSD-Konzepts in die Landschaftsplanung. In: Grunewald, K.; Bastian, O. (Hrsg.): Ökosystemdienstleistungen – Konzept, Methoden, Fallbeispiele. Springer-Spektrum: Heidelberg, Berlin. S. 177-185. 44 EASAC – European Academies of Science Advisory Council (2009): Ecosystem services and biodiversity in Europe. European Academies of Science Advisory Council. The Royal Society, London. 30 Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2012): Öffentliche Wasserver- und Abwasserentsorgung in Sachsen. Ausgabe 2012. Internet: http://www.statistik.sachsen.de/download/300_ Voe-Faltblatt/FB_Wasser_Abwasser2012.pdf (Zuletzt gelesen am 28.10.2014). 38 Drösler, M. (2009): Was haben Moore mit dem Klima zu tun? In: Laufener Spezialbeiträge 2/09: S. 60-68. 39 Siuda, C. (2011): Renaturierungsplanung Georgenfelder Hochmoor. Im Auftrag des Staats­ betriebes Sachsenforst, Forstbezirk Bärenfels. 45 Ten Brink, P. et al. (2011): Estimating the overall economic value of the benefits provided by the Natura 2000 Network. Final Report to the European Commission, DG Environment on Contract ENV.B.2/ SER/2008/0038. Institute for European Environmental Policy / GHK / Ecologic, Brussels. 31 CENIA, česká informační agentura životního prostředí. Internet: http://www.cenia.cz/web/www/ web-pub2.nsf/$pid/CENAXG4NILTD/$FILE/%C3%9Asteck%C3%BD.pdf (Zuletzt gelesen am 29.10.2014). 40 Majchrzak, J.; Krahn, L.; Schöndube, S.; Kozakovič, M (2014): Storage ability of Carbon of peat bogs in the east ore mountains. Studentenarbeit. Kooperationsprojekt des Leibniz-Instituts für ökologische Raum­ 46 Schweppe-Kraft, B. (2009): Natural Capital in Germany – State and Valuation; with special reference to Biodiversity. In: Döring, R. (Hrsg.): Sustainability, natural capital and nature conservation, Marburg. 42 47 Wilhelm, E.-G., Hilpert, S. (2012): Ökonomische Untersuchungen zu Ökosystemdienstleistungen von Waldbeständen ohne forstliche Maßnahmen im Eigentum des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz.- Forschungsbericht im Rahmen des Projektes „Grünes Netzwerk Erzgebirge“. Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung; Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden. 48 Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (2010): Birkhuhn / Tetrao tetrix. Biologische Vielfalt in Sachsen, Broschüre, 24 S. 49 BMU – Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2012): Naturbewusstsein 2011. Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, ECOLOG-Institute, Hannover. 50 Job, H.; Harrer, B.; Metzler, D.; Hajizadeh-Alamdary, D. (2006): Ökonomische Effekte von Großschutzgebieten. Untersuchung der Bedeutung von Großschutzgebieten für den Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung der Region. BfN-Skripten 135. 51 Grunewald, K.; Syrbe, R.-U. (2013): Aufgaben und Kostenbilanzierung der Biotoppflege. Methodik und Ergebnisse am Beispiel des Freistaats Sachsen. Natur und Landschaft 89(5): S. 193-199. 52 http://www.regionalstatistik.de (Zuletzt gelesen am 30.10.2014) 53 Unterausschuss Denkmalpflege der Kultus­ ministerkonferenz in Görlitz (2003). 54 DGMT — Deutsche Gesellschaft für Moorund Torfkunde e. V. (2013): Warum sind Moore als Archive bedeutsam? Internet: http://www.dgmtev.de/ downloads/DGMT_Flyer_2013.pdf (Zuletzt gelesen am 28.10.2014). 55 Hempel, W. (2009): Die Pflanzenwelt Sachsens von der Späteiszeit bis zur Gegenwart. 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