Biblis: Erdbebensicherheit und Sicherstellung der Reaktorkühlung bei Störungen der Stromversorgung Erdbebensicherheit Bereits bei der Errichtung von Kernkraftwerken wurde auf eine dem Standort entsprechende Erdbebensicherheit der Anlagen geachtet. Das gilt auch für die beiden Blöcke des Kernkraftwerks in Biblis. Im Jahre 2000 wurde die ursprünglich für die Errichtungsphase geltende Auslegung gegen Erdbeben verschärft. Für den Standort Biblis wurde ein vom ÖKO-Institut vorgegebenes Erdbeben mit einer Intensität, die einer horizontalen Feldbeschleunigung von bis zu 2m/s2 entspricht, angenommen. Biblis hat damit, neben dem Kernkraftwerk in Philippsburg, die für deutsche Anlagen höchsten Erdbebenansprüche zu erfüllen. Die statistische Häufigkeit, dass so ein Ereignis eintritt, wird allerdings als sehr gering eingestuft. Für die Erdbebenertüchtigung beider Bibliser Blöcke wurde bisher ein hoher dreistelliger Millionen Eurobetrag investiert. Dadurch wurden zum Beispiel die Notspeisewassersysteme, die Notstromdiesel aber auch die Decken der Warte weiter ertüchtigt. Die Arbeiten zur Umsetzung des neuen Auslegungserdbebens sind weit fortgeschritten und stehen kurz vor dem Abschluss. Dieser kontinuierliche Prozess wird auch in Zukunft weitergeführt, wenn sich weitere Erkenntnisse abzeichnen, die eine erkennbare Sicherheitserhöhung in Bezug auf die Erdbebensicherheit des Kraftwerks bedeuten. Sicherstellung der Reaktorkühlung bei Störungen der Stromversorgung Das Kraftwerk Biblis hat vielfältige Einspeisemöglichkeiten im Bereich der Stromversorgung Normalnetz 220 kV Normalnetz 380 kV Reservenetz 220 kV Lastabwurf auf Eigenbedarf (Inselbetrieb) Notstrom (2 x 4 Diesel à 3 MW) Querverbindung zum jeweiligen Nachbarblock EWR Einspeisung über Erdkabel (20 kV) Unterbrechungslose Stromversorgung durch Batterien (24 V und 220 V) Für Biblis existiert ein gestaffeltes Konzept, um die Schutzziele einzuhalten, falls es zu einem so genannten Station Blackout kommt: Für den Fall, dass die gesamte Stromversorgung aus dem Stromnetz ausfällt und der Lastabwurf auf Eigenbedarf nicht erfolgt, stehen zunächst jeweils vier Notstromdiesel je Block bereit, um den Strombedarf für die Kühlung des Reaktors zu gewährleisten. Stehen auch die Notstromdiesel nicht zur Verfügung, wird die unterbrechungslose Stromversorgung der Notstandsarmaturen und der Leittechnik durch Batterien (24 V und 220 V) für mindestens 2,5 Stunden sichergestellt. Man geht davon aus, dass in dieser Zeit eine externe Einspeisung wieder hergestellt werden kann. Aber auch ohne Stromversorgung ist die Wärmeabfuhr längerfristig sichergestellt. So erfolgt die Kernkühlung primär über eine autarke und automatische, erdbebensichere Dampferzeugerbespeisung durch das dieselgetriebene zusätzliche Sekundäreinspeisesystem RZ (2 dieselgetriebene Pumpen) zur Nachwärmeabfuhr. Sollte dieses nicht möglich sein, besteht die Möglichkeit einer sekundärseitigen Druckentlastung und eines Bespeisen gemäß Notfallhandbuch: Passive Bespeisung der Dampferzeuger aus dem Speisewasserbehälter (Druck 10 bar, Inventar ca. 300 m³) und Hochdruck-Vorwärmstraßen (auch ohne Stromversorgung für längere Zeit möglich, gemäß NHB 04.03) Bespeisung der Dampferzeuger über mobile motorgetriebene Feuerlöschpumpen (Werkfeuerwehr) aus dem Kraftschlussbecken bzw. mit Flusswasser aus dem Rhein. Wir müssen auch nicht direkt in den Reaktor einspeisen, um die Wärmeabfuhr der Brennelemente sicherzustellen. Damit ist die Wärmeabfuhr in allen oben genannten Fällen auch ohne Stromversorgung längerfristig sichergestellt.