Das Klima der letzten beiden Jahrhunderte in Flattach

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Das Klima der letzten beiden Jahrhunderte in Flattach
Reinhard Böhm, Ingeborg Auer, Eva Korus
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Wien
Der Großraum Alpen, vom Rhonetal bis zur ungarischen Tiefebene und von der
Cote d’Azur bis zu den Vogesen, der schwäbischen Alp und dem Böhmerwald, ist
das Gebiet mit weltweit den meisten langen Klimazeitreihen. In mehr als
10jähriger Zusammenarbeit mit den vielen Daten Erzeugern wie Wetterdiensten,
Hydrographischen Ämtern, aber auch Universitäten der Region konnte die
HISTALP-Datenbank
aufgebaut
werden.
Sie
enthält
mehr
als
500
qualitätsgeprüfte monatliche Klimazeitreihen, deren ältere Teile an den Standort,
die Instrumente, die Beobachtungszeiten, die Umgebung und andere
Einflussfaktoren der aktuellen Stationen angepasst wurden. Diese aufwendige
Arbeit nennt man „homogenisieren“, - erst dadurch zeigen Klimazeitreihen das
tatsächliche Klima und nicht z.B. lediglich die Übersiedlungen der Messstation
Klagenfurt vom „Herbert Stöckl“ am St.Veiter Ring über das Landesmuseum zum
schlussendlich heutigen Standort am Flughafen Annabichl, oder die Verlegung
der klassischen Kärntner Bergstation vom Hochobir auf den Dobratsch. Die
HISTALP-Datenbank der ZAMG (erreichbar auch über http://www.zamg.ac.at/atale-of-two-valleys) enthält eine Fülle von Material über die Klimaschwankungen
der letzten 150 bis 250 Jahre, aus dem hier eine kurze Übersicht gegeben wird.
Erstmals kann nun das Klima sauber getrennt nach verschiedenen Kenngrößen
wie Temperatur, Sonnenschein, Niederschlag, Luftdruck, Bewölkung und Feuchte
erforscht und dargestellt werden.
Die Karte des Großraums Alpen in Abbildung 1 zeigt zunächst seine Unterteilung
in unterschiedliche Hauptklimazonen. Die dünnen Linien sind das Ergebnis einer
mathematischen
Methode
(Hauptkomponentenanalyse),
die
ähnliche
Klimagebiete für die verschiedenen Klimagrößen zusammenfasst. Die dicken
Linien stellen die Hauptklimagrenzen im Alpenraum dar. Die eher waagrechte
dicke Linie trennt das Mittelmeerklima vom gemäßigten Klima der Westwindzone,
die etwa senkrecht verlaufende Linie trennt den eher atlantischen
(ausgeglichenen) Bereich im Nordwesten vom eher kontinentalen Nordosten
(kältere Winter, heißere Sommer). Der mediterrane Süden des Alpenraums wird
im Sommer vom „Subtropenhoch“ aufgesucht, zeigt aber in den
Übergangsjahreszeiten, deutlich höhere Niederschläge als der Norden des
Alpenraums. Im atlantischen Bereich ist die Niederschlagskurve über das Jahr
eher ausgeglichen, in den nördlichen Zentralalpen gibt es den meisten
Niederschlag im Sommer. Die Gemeinde Flattach befindet sich ziemlich genau
am Kreuzungspunkt von vier Europäischen Hauptklimazonen, und reicht mit
seinen hohen Gebirgszügen außerdem noch in eine vertikale Klimazone hinein,
die sich auf Talniveau erst wieder in der Arktis findet – das Schareck hat etwa die
gleiche Jahresmitteltemperatur wie Longyearbyen auf Spitzbergen.
1
NW
NE
SW
SE
Abbildung 1: Die vier Klimaregionen des Großraums Alpen. Dünne Linien zeigen die
Klimagrenzen für die Temperatur (T01), den Niederschlag (R01), den Luftdruck (P01),
den Sonnenschein (SU1) und die Bewölkung (N01). Die dicken Linien sind der
„Kompromiss“ für das Klima insgesamt.
…2-Täler Gebiet
Abbildung 2: Das hochalpine Observatorium auf dem Sonnblick. Seit 1886 liefert es
Klimainformation aus der 3000er Region, direkt vom Alpenhauptkamm
Foto: Ludwig Rasser
2
In Flattach selbst gibt es keine langjährigen Klimabeobachtungen. Nur das
Sonnblick-Observatorium liefert mit seinen 120 jährigen Klimareihen aus der
3000er-Region wichtige Information direkt vom Alpenhauptkamm und besitzt
damit wissenschaftliche Weltgeltung. Kürzere Klimareihen gibt es für Flattach
zwischen 1901 und 1921, Kleindorf und Innerfragant aus aktuelleren
Zeiträumen, etwas längere aus Obervellach und Döllach. Lange Zeitreihen der
HISTALP-Datenbank liegen aus der südlichen Hohe Tauern Region aus
Heiligenblut, Kals, Lienz, Millstatt und Radenthein vor.
Wir haben die regionalen Klimareihen der HISTALP-Datenbank (Auer et al.,
2006) mit den lokalen Messreihen der 2-Täler-Region „verschnitten“ und so zwei
volle Jahrhunderte instrumenteller lokaler Klimareihen erzeugt, die im Tal den
Zeitraum 1800 bis 2005 überdecken, für die höheren Gebirgslagen beginnen die
Klimareihen im Jahr 1818. Alle monatlichen, jahreszeitlichen und Jahresreihen
von Lufttemperatur, Sonnenscheindauer und Niederschlag (getrennt nach
Schnee- und Regen) für Flattach, den Sonnblick sowie für Seehöhen von 1500m,
2000m und 2500m können von der 2-Täler Homepage herunter geladen werden
(http://www.zamg.ac.at/a-tale-of-two-valleys). Die folgenden Abschnitte zeigen
und beschreiben eine kleine Auswahl davon. Klimareihen auf Tagesbasis werden
gerade erarbeitet und in einer späteren Phase des Projekts vorgestellt, die sich
mit extremen Wetter- und Klimaereignissen befassen wird.
JAHRES-TEMPERATUR ÖSTERREICH-MITTEL 1768-2005
Einzeljahre (dünn, schwarz) und 20-jährig geglättet (dick, schwarz)
dick, grau: MITTEL der NORDHEMISPHÄRE 1857-2004
2.5
2.0
1994
1.5
1.0
0.5
0.0
-0.5
-1.0
2005
-1.5
2000
1980
1960
1940
1920
1880
1860
1840
1820
1800
1780
1900
1829
-2.0
1760
Abweichungen vom Mittel 1901-2000 (Grad C)
Die mittleren Temperaturkurven Österreichs (berechnet aus 45 Einzelreihen,
schwarz) und der Nordhalbkugel (ca. 2000 Einzelreihen, grau) zeigen den
großräumigen Rahmen, in dem die in der Folge gezeigten und besprochenen
regionalen und lokalen Klimakurven der südlichen Hohen Tauern, von Flattach bis
zu Pasterze, Mölltaler Gletscher und Sonnblick zu verstehen sind.
Datenquellen: HISTALP-Datenbank
der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Wien
Climatic Research Unit, University of East Anglia, Norwich
3
Temperatur 1800-2005
Die „Klassiker“ aller
Klimakurven sind wohl die der Jahresmittel der
Lufttemperatur. Beginnen wir deshalb unsere Reise durch die letzten beiden
Jahrhunderte des Flattacher Klimas mit ihnen. Abbildung 3 zeigt die einzelnen
Jahresmittel und einen geglätteten Verlauf für das Tal in 735m und für zwei
Höhenlagen (2000m und 3100m). Abgesehen davon, dass die Temperaturen mit
der Seehöhe abnehmen (Sonnblick im Schnitt rund 14o kälter als Flattach), fällt
auf, dass der geglättete Verlauf in den verschiedenen Höhenstufen sehr ähnlich
ist. Gegenüber einer Kälteperiode im 19. Jahrhundert hat die Temperatur im Tal
um ca. 1.8o zugenommen, am Berg um 1.7o – das ist etwa doppelt so viel wie die
Temperaturzunahme in Mittel der ganzen Erde (herunter zuladen z.B. über die
Homepage der Climatic Research Unit der Universität von East Anglia in Norwich:
http://www.cru.uea.ac.uk. Die Erwärmung erfolgte nicht stetig, sondern in zwei
Hauptschüben: der erste von 1890 bis 1950, dann eine leichte Abkühlung bis in
die 1970er Jahre und schließlich unser aktueller Wärmeschub in den 1980er und
1990er Jahren. Der heutige Stand der Klimaforschung schreibt den ersten
Wärmeschub natürlichen Ursachen zu, den zweiten zumindest zum Teil dem
menschlich verursachten (anthropogenen) Treibhauseffekt. Ein Blick an den
Anfang der Kurven zeigt, dass um 1800 ebenfalls wärmere Zeiten herrschten,
erst ab den 1810er Jahren die letzte Phase der „Kleinen Eiszeit“ für einen letzten
Kältetiefpunkt sorgte, der zu den kältesten der letzten 10.000 Jahre gehörte, wie
wir aus den indirekten Klimazeugen (Proxidaten) der Klima-Vorvergangenheit
wissen.
TEMPERATUR HÖHENLAGEN 1818-2005
3
2
1
0
JAHRESMITTEL 2000m
JAHRESMITTEL 3100m (Sonnblick)
-2
TEMPERATUR TAL 1800-2005
-3
11
-4
10
-5
9
JAHRESMITTEL FLATTACH (735m)
2000
1980
1960
1940
1920
1900
1880
1860
1840
2000
1980
1960
1940
1920
1900
1880
1860
6
1840
-8
1820
7
1800
-7
1820
o
+1.7
o
+1.8
8
1800
-6
Grad C
Grad C
-1
Abbildung 3: Jahresmittel der Lufttemperatur in Flattach (schwarz) und in den Hohen
Tauern in 2000m und in 3100m (Sonnblick). Die dünnen Linien zeigen die Einzeljahre,
die dicken sind 30-jährig geglättet (Gauß’scher Tiefpassfilter)
Ein Blick auf die dünnen Linien der Einzeljahre zeigt allerdings, dass diese
wesentlich stärkere Schwankungen von Jahr zu Jahr besitzen als der langjährig
geglättete Verlauf. Die beiden kältesten Jahre seit 1800 in Flattach (1871 und
1879: 6.9oC) war z.B. um 3.5 Grad kälter als die beiden wärmsten (2002:
4
10.4oC). Diese starke kurzfristige Variabilität von Jahr zu Jahr (Jahreszeit zu
Jahreszeit, Monat zu Monat, Tag zu Tag) im Verhältnis zu den geringeren
langfristigen Trends ist es, die zu vielen Missverständnissen in der Klimadebatte
führt. Sie wird von uns viel eher wahrgenommen, als der Langfristtrend – gerade
er ist es jedoch um den sich unsere Sorgen um das Klima der Zukunft drehen.
Der einzelne heiße Sommer 2003 sagt genauso wenig aus über Langfristtrends
wie der wieder recht kalte Winter 2005/06. Der in den letzten 10-Jahren spürbar
gewordene
Kurzfristtrend
zu
wieder kälteren
Wintern
nördlich
des
Alpenhauptkamms ist hier im Süden Österreichs weniger stark ausgeprägt.
Die Jahreszeitenkurven der Temperaturentwicklung zeigt Abbildung 4. Zunächst
fällt die viel stärkere Unruhe der Winterkurve auf. Zwischen dem kältesten
Winter 1962/63 (-5.6°C im Mittel über 3 Monate) und dem wärmsten (1973/74,
+2.7°C) liegen mehr als 8°. Im Frühling, Sommer und Herbst ist die Streuung
der Einzeljahre um den geglätteten Langzeitverlauf (die dicken Kurven) nur etwa
halb so groß. Eine generelle langfristige Erwärmung erkennt man in allen
Jahreszeiten im 20. Jahrhundert. Die beiden extremsten „Ausreißer“ waren der
Sommer 2003 (nach oben) und der Herbst 1911 (nach unten). Beide waren um
1.5° wärmer bzw. kälter als alle anderen der 206 gemessenen Jahre.
23
-7
1940
1920
2000
4
2000
-6
1980
5
1980
-5
1960
6
1960
-4
2000
7
1980
-3
1960
8
1940
-2
1920
9
1900
-1
1880
10
1860
0
1840
11
1820
1
1800
12
oC
WINTER (DJF)
1940
2
HERBST (SON)
1920
C
1900
1800
3
o
1900
13
1880
4
1860
14
1880
5
1860
15
SOMMER (JJA)
1840
6
2000
16
1980
7
1960
17
1940
8
1920
18
1900
9
1880
19
1860
10
1840
20
1820
11
1800
21
13
C
1840
FRÜHLING (MAM)
12
14
o
22
1820
C
1820
o
13
1800
14
Abbildung 4: Jahreszeitenmittel der Lufttemperatur in Flattach 1800-2005. Die dünnen
Linien zeigen die Einzeljahre, die dicken sind 30-jährig geglättet (Gauß’scher
Tiefpassfilter)
5
Alles in allem finden wir in den lokalen Klimakurven des Mölltales und seiner
Berge eine generelle Erwärmung, etwa doppelt so stark wie im globalen Mittel
und vor allem im 20. Jahrhundert. Der Blick zurück bis 1800 zeigt allerdings,
dass die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts eine besonders kalte letzte Phase der
„Kleinen Eiszeit“ war, und die darauf folgende Erwärmung zum Teil eine
natürliche „Erholung“ zu „normalen“ Verhältnissen. Die letzten 25 Jahre
allerdings entsprechen ungefähr dem, was die Klimamodelle auch für den
globalen Trend im 21. Jahrhundert erwarten lassen. In den lokalen Klimakurven
steckt allerdings immer auch ein „Zirkulationssignal“. Je nachdem ob die Luft
eher vom Atlantik ins Gebiet strömt gibt es milde Winter oder kühle Sommer,
Luft vom Eurasischen Kontinent verursacht kalte Winter, heiße Sommer werden
durch das Subtropenhoch erzeugt. Ob die kälteren Winter der letzten Jahre
lediglich eine kontinentale Episode sind, wird sich noch entscheiden.
Dass das regionale und lokale Klima von den Luftströmungen stark beeinflusst
wird und das im Lauf der Zeit recht unterschiedlich, zeigen die Zeitreihen der
„Kontinentalität“ in Abbildung 5.
KONTINENTALITÄT DES KLIMAS 1800-2005
(Temperaturdifferenz Sommer minus Winter)
oC
735m (Flattach)
24
22
20
18
16
14
12
10
3100m (Sonnblick)
2000
1980
1960
1940
1920
1900
1880
1860
1840
1820
1800
8
Abbildung 5: Zeitreihen der Temperaturdifferenzen Sommer minus Winter – ein Maß für
die Kontinentalität des Klimas
Das Klima der Kontinente zeigt wesentlich stärkere Temperaturunterschiede
zwischen Tag und Nacht und auch zwischen Sommer und Winter, als das viel
ausgeglichenere der Ozeane. Ein einfaches Maß für die „Kontinentalität“ des
Klimas ist deshalb die Temperaturdifferenz zwischen Sommer und Winter. Die
Kontinentalitätskurven für die Tal- und die Höhenlagen unserer Region der
Abbildung 5 zeigen zunächst, dass die Gipfelregion der Hohen Tauern deutlich
„maritimeres Klima“ hat, als die Tallagen. Auf dem Sonnblick beträgt der
Temperaturunterschied Sommer minus Winter nur 12-14 Grad, gegenüber 18-20
Grad im Mölltal – der Sonnblick ist also um etwa 30% „ozeanischer“ als das Tal.
Dieses ozeanische Hochgebirgsklima ist erklärbar durch die engere Anbindung
der Berggipfel der Alpen an den Atlantik durch die viel stärkeren, meist
westlichen Höhenwinde gegenüber den Tal- und Beckenlagen, in denen die Luft
oft stagniert, und die sich somit öfter ihr eigenes, und zwar ein kontinentales,
6
Klima machen. Generell war das Flattacher Klima im 19.Jahrhundert etwas
kontinentaler als im 20. Am Anfang des 20.Jahrhunderts gab es eine ozeanische
Klimaperiode, die am Berg deutlicher auffällt, als im Mölltal. Wir werden diese
maritimen 1910er Jahre später auch noch als sehr niederschlagsreich kennen
lernen. Ein Rückblick auf Abbildung 4 zeigt die damals überwiegend milden
Winter und kühlen Sommer, also ein typisch englisches Klima, das übrigens den
Alpengletschern sehr behagte. Bis zu 75% stießen in den 1910er Jahren vor. Die
Alpengletscher haben einen ganz anderen „Wettergeschmack“ als Touristen – sie
lieben kalte, verregnete oder verschneite Sommer. Die Winterwitterung ist ihnen
relativ egal, milde Winter machen ihnen nichts aus. Das Wurtenkees allerdings
verhielt sich auch damals nicht so wie die Mehrzahl der andern Gletscher, es
machte den Vorstoß nicht mit.
% von 1850
Gletscherflächen 1850-2003:
die 3 Hauptgletscher
100
100
90
90
80
80
70
70
60
60
50
50
Goldbergkees
40
30
40
30
Kleinfleißkees
20
20
Wurtenkees
10
10
2020
2000
1980
1960
1940
1920
1900
1880
1860
0
1840
0
Abbildung 6: Zeitreihen der Flächen der Hauptgletscher der Goldberggruppe. Das
Wurtenkees zeigt einen regelmäßigen Flächenverlust seit dem Gletscherhochstand um
1850. Die beiden anderen, Kleinfleißkees und Goldbergkees machen die auch für die
Mehrzahl der anderen Alpengletscher typischen beiden „Erholungsphasen vor 1920 und
vor 1980 mit
7
Sonnenschein 1880-2005
Sonnenschein und Bewölkung sind diejenigen Klimaelemente, die am nächsten
dem entsprechen, was man landläufig unter Schönwetter oder Schlechtwetter
versteht. Deshalb kommt diesen Klimaelementen eine hohe Bedeutung für den
Tourismus in der Region zu, da dieser hier hauptsächlich von Freiluftaktivitäten
lebt.
Im Rahmen des Standard-Wetterbeobachtungsprogramms wird die Bewölkung
von den Wetterbeobachtern nur geschätzt, direkt gemessen wird die
Sonnenscheindauer. Die Messgeräte zur Erfassung der Sonnenscheindauer
wurden am spätesten von allen meteorologischen Geräten erfunden. In den
1850er Jahren hatte John Francis Campbell in England die Idee, im Brennpunkt
einer Kristallkugel einen Papierstreifen anzubringen, in den die Sonne – wenn sie
scheint – im Lauf des Tages ihre Spur einbrennt. Erst in den 1870er Jahren
brachte George Gabriel Stokes diese Idee zur Einsatzreife. Der Campbell-Stokes
Sonnenscheinautograph ist wohl eines der bekanntesten meteorologischen
Messgeräte und wurde erst in den letzten Jahrzehnten durch opto-elekronische
Messfühler ersetzt. Sie ersparen den personalintensiven Vorgang der händischen
Auswertung der Messstreifen und speisen die Information „Sonnenschein oder
nicht“ direkt in den Computer ein. Der Übergang vom alten „Campbell“ zu seinen
elektronischen Nachfolgern verursachte natürlich markante Sprünge in den
Zeitreihen, da die grundlegend unterschiedlichen Messprinzipien die Grenze
zwischen Sonnenschein und Bewölkung nicht ganz gleich auslegen. Diese
Inhomogenitäten - typisch für die seit den 1980er Jahren durchgeführte
Automatisierung der meteorologischen Messnetze - konnten durch mehr als
zehnjährige Parallelmessungen beseitigt werden.
Abbildung 7: Der Campbell-Stokes Sonnenschein-Autograph, der auf dem Sonnblick seit
1886 im Einsatz ist.
Foto R. Böhm
8
Die Jahressummen der Sonnenscheindauer haben in den letzten 120 Jahren in
der Region sowohl im Tal (um gut 200 Stunden) und stärker noch in den
Höhenlagen (um etwa 270 Stunden) zugenommen. Generell am meisten
Sonnenschein gibt es in den mittleren Höhenlagen um 2000m, für die in den
letzten Jahren bereits Jahressummen von mehr als 2000 Stunden typisch
geworden sind, im Ausnahmejahr 2003 waren es sogar 2460 Stunden. Sie haben
gegenüber dem Tal bereits einen weitgehend ungestörten Horizont, werden aber
noch nicht durch die vor allem im Frühling und Sommer häufige Quell- und
Staubewölkung am Alpenhauptkamm beeinträchtigt, die den Sonnblick
gegenüber seinen niedrigeren südlichen Nachbarn im Schnitt gut 250 Stunden
Sonnenschein „kostet“. Auffällig ist die hochgradige Ähnlichkeit der
Sonnenscheinkurven in Abbildung 8 mit denen der Lufttemperatur in
Abbildung 3. Die geglätteten Trends gehen beinahe parallel, beide zeigen die
warmen und sonnigen Jahre um 1950, den Abkühlungstrend danach und auch
die letzten beiden Jahrzehnte waren nicht nur die wärmsten, sondern auch die
sonnenscheinreichsten. Die Ähnlichkeit weist auf die Ursache der stärkeren
Erwärmung der Region gegenüber dem globalen Mittel hin. Es steckt
offensichtlich sowohl ein globaler Anteil als auch ein regionaler in der Erwärmung
in den Hohen Tauern, die etwa gleich hoch sein dürften.
SONNENSCHEIN TAL 1886-2005
2200
JAHRESSUMMEN
2100
Flattach 735m
2000
2000
1900
1800
Stunden
1700
1600
1500
1900
1800
1700
1600
1400
3100m
(Sonnblick)
1300
+210
1500
2000
1980
1960
1940
1920
2000
1980
1960
1940
1920
1900
1880
1900
1400
1200
1880
Stunden
SONNENSCHEIN HÖHENLAGEN 1887-2005
2500
JAHRESSUMMEN
2400
Seehöhe
2300
2000m
2200
+270
2100
Abbildung 8: Jahressummen der Sonnenscheindauer von den 1880er Jahren bis 2005 für
Flattach (735m, rechts), Höhenlagen um 2000m und Sonnblick (3100m) im linken
Diagramm. Einzeljahre und 30-jährig geglättet
Das touristische Potential des alpinen Schönwetters und seine recht starken
Kurz- und Langzeitänderungen zeigen die Sommer- (links) und die Herbstkurven
(rechts) der 2000er und der 3000er Region der Abbildung 9. Sie sind sehr
unterschiedlich verlaufen. Mit den legendären Bergsteigersommern der frühen
Nachkriegsjahre war es ziemlich abrupt ab dem Jahr 1953 für längere Zeit vorbei
- beinahe 30 Jahre lang. Besonders arg wurde der Sommertourismus in der
Region (und auch anderswo im Alpenraum) in den 1950er und 1970er Jahren
durch – vornehm ausgedrückt – unstabile Witterung heimgesucht. Auch die
9
Gletscher
reagierten
auf
den
Strahlungsschutz,
den
ihnen
die
Schlechtwetterwolken gewährten, und begannen in den Jahren vor 1980 mit
einem neuerlichen Vorstoß. Ungefähr 75% der Alpengletscher waren damals im
Vormarsch, nur der Flattacher Hausgletscher, Wurtenkees, zerfiel gerade damals
in zwei Teile und setzte seinen Verfall verstärkt fort. Die Bergherbste allerdings
konnten in dieser Zeit für die „schlechten“ Sommer entschädigen – der
„Altweibersommer“ hatte Hochkonjunktur und wurde, trotz der meist schon
geschlossenen Schutzhütten und der bereits beendeten Schulferien, zur beliebten
Jahreszeit der Bergwanderer. In den 1980er Jahren allerdings kehrten sich
sowohl die Sommer- als auch die Herbsttrends völlig um. Die Sommer wurden
schlagartig sonniger und heißer, während es mit der stabilen Herbstwitterung
vorbei war. Typisch war vor allem in den 1990er Jahren nun ein erstes
Einschneien der Gletscher der Hohen Tauern nach einem heißen Sommer so um
den 1. September, und ein darauf folgender wechselhafter Herbst. Das rechte
Diagramm der Abbildung 9 zeigt den Effekt deutlich.
SONNENSCHEIN HÖHENLAGEN 1887-2005
800
Seehöhe
SOMMER (JJA)
2000m
700
SONNENSCHEIN HÖHENLAGEN 1887-2005
800
HERBST (SON)
700
Seehöhe
2000m
600
Stunden
500
400
500
400
300
300
3100m
(Sonnblick)
3100m
(Sonnblick)
200
2000
1980
1940
1920
1900
1880
2000
1980
1960
1940
1920
1900
1880
200
1960
Stunden
600
Abbildung 9: Sommerliche und herbstliche Summen der Sonnenscheindauer von den
1880er Jahren bis 2005 für Höhenlagen um 2000m und Sonnblick (3100m). Einzeljahre
und 30-jährig geglättet
Dieser Effekt würde in das Schema einer leichten „Mediterranisierung“ des
Alpenklimas passen – das nördliche Mittelmeerklima ist bekannt für heiße, stabile
Sommer
und
sehr
niederschlagsreiche
Herbste.
Vor
den
großen
Niederschlagsmengen wird die südliche Hohe Tauern Region zwar durch die
Karnischen Alpen meist geschützt, aber mit den heißen Sommern und den
unstabilen Herbsten „klopft“ sozusagen die Adria auch in den südlichen Hohen
Tauern an. Dass sich daraus für die Tourismusplanung der nahe liegende Schluss
ergibt, den Sommertourismus mit Freizeitaktivitäten in der Region zu fördern,
liegt auf der Hand. Die Trends der Vergangenheit passen auch gut zu den
Erwartungen der Zukunft.
Die
am
Schluss
des
Projekts
geplante
genauere
Diskussion
der
Zukunftsaussichten vorweg genommen, kann festgestellt werden: Wenn es
10
irgendeinen Vorteil durch die zu erwartende Klimaänderung gibt, dann zweifellos
die Gewinner-Position, in welche die Alpen im Sommer kommen werden.
Einerseits wird die thermische Belastung in den Flachlandgebieten stärker, die
Erwärmung lässt Alpentäler wie zum Beispiel die Fragant, aber auch das Mölltal
noch immer in der klimatischen Komfortzone verbleiben, und die Sommer sollten
den Trend zu viel Sonnenschein zumindest halten. Ob im Erfolgsfall eines
entsprechenden Tourismus-Marketings die Alpen ökologisch dem Run
standhalten werden können, steht auf einem anderen Blatt und muss sorgfältig
erwogen werden.
Abbildung 10: Tourismus und Sonne, zwei untrennbar verbundene „Siamesische
Zwillinge“. Das Bild vom Mölltaler Gletscherschigebiet zeigt, dass das auch im Winter
seine Gültigkeit hat.
Bildquelle http://www.skifidelity.at/moelltaler-gletscher
11
Gesamtniederschlag 1800-2005
Niederschlag ist zwar bei den Touristen nie, in der Landwirtschaft manchmal
unbeliebt (wenn es gilt, die Ernte einzubringen), sein ausreichendes Vorkommen
ist jedoch ein in seiner Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzender Vorteil
unseres Klimas. Speziell im Nord- und Zentralalpenbereich ist das
Niederschlagsangebot das ganze Jahr über vorhanden, es bedarf keiner
künstlichen Bewässerung in der Landwirtschaft, und der Abfluss der
Gebirgsbäche und –flüsse stellt eine wertvolle regenerierbare Energiequelle dar,
deren maßvoller Einsatz im Hinblick auf die Probleme, die die fossilen
Energiequellen für den Treibhauseffekt darstellen, gleichwertig neben Solar-,
Wind- und Bio-Energiequellen zu stellen ist.
SONNBLICK - 3100m
1100
1000
900
größte
Monatssummen
1800-2005
Kanaltal - 13°55'E, 46°25'N
800
700
700
600
600
500
500
mm pro Monat
400
Mittel 1800-2005
300
Maxima
1800-2005
400
300
200
200
100
100
Mittel
Minima
Minima
DEZ
OKT
NOV
SEP
AUG
JUL
JUN
400
Mittel
100
DEZ
NOV
SEP
AUG
JUL
JUN
MAI
0
APR
DEZ
OKT
NOV
SEP
AUG
MAI
APR
MAR
FEB
JAN
JUL
Minima
0
200
MAR
100
300
JAN
Mittel
200
Maxima
1800-2005
FEB
mm pro Monat
Maxima
1800-2005
JUN
mm pro Monat
MAI
Flattach - 735m
400
300
APR
FEB
RAURIS - 1000m
MAR
JAN
DEZ
NOV
OKT
SEP
AUG
JUL
0
JUN
MAI
APR
MAR
FEB
JAN
0
OKT
mm pro Monat
800
Abbildung 11: Jahresgang der Monatssummen des Niederschlages in Flattach, auf dem
Sonnblick, in Rauris und zu Vergleich im Kanaltal, das bereits die typisch mediterranen
Herbstniederschläge zeigt. Mittlere, größte und kleinste Monatssummen in den 206
Jahren 1800-2005
12
Abbildung 11 zeigt den Jahresgang des Niederschlages in Flattach und auf dem
Sonnblick, im langjährigen Mittel als auch die extremsten Monatssummen der
206 Jahre von 1800 bis 2005. Zum Vergleich sind auch die Jahresgänge des
nordalpinen Rauris und des bereits typisch nord-mediterranen Kanaltals
dargestellt. Zur Erklärung: die Niederschlagssummen werden in der Meteorologie
meist als „Niederschlagshöhen“ in mm angegeben, ein mm Niederschlag
entspricht einem Liter pro m2. Im Raurisertal gibt es den für alle Alpentäler
nördlich des Alpenhauptkamms typischen Verlauf mit den höchsten
Niederschlagssummen im Sommer, den geringsten im Winter. In den
Hochgebirgslagen des Alpenhauptkamms fällt mehr als doppelt so viel
Niederschlag wie im Tal, und er ist auch viel regelmäßiger über das Jahr verteilt.
Wie schon bei der Temperatur (Abbildung 5) erkennen wir hier wieder die
stärkere ozeanische Prägung der Hochalpen gegenüber den Tälern. Am
deutlichsten wird der Unterschied bei den extremsten Monaten. Diese werden auf
dem Alpenhauptkamm im Winter erreicht, wenn, selten aber doch, die
Winterniederschläge des südwestlichen Mittelmeeres bis hierher gelangen und zu
exorbitanten Starkschneefällen führen, wie etwa in den Wintern 1950/51 oder
1916/17. Diese extremen Niederschläge von 800 bis mehr als 1000mm pro
Monat werden im Südstau des Alpenhauptkamms noch verstärkt, haben damit
jedoch ihre „Kraft“ verloren und erreichen das Mölltal selten, Rauriser Tal nie.
Im Mölltal finden wir bereits zwei schwach ausgeprägte aber merkbare Einflüsse
des Mittelmeeres: Die Sommerniederschläge sind geringer als im unmittelbar
benachbarten Rauris, dafür erkennt man schon eine Tendenz zu den für die Adria
so
typischen
Herbstniederschlägen,
vor
allem
bei
den
maximalen
Niederschlagsmonaten. Das typische Nord-Adriaklima ist im Diagramm eines
HISTALP-Gitterpunkts im Kanaltal zu sehen. Hier, nicht weit entfernt vom Mölltal,
ist das Sommermaximum wieder ein Stück flacher geworden und die Adria
schickt generell mehr Feuchtigkeit, als weiter nördlich in den Alpen. Am
häufigsten und intensivsten tut sie das im Herbst, wenn vom noch relativ
warmen Meer viel Feuchtigkeit verdunstet und die Mittelmeertiefs diese hier
entladen.
Abbildung 12: Der Lago del Predil im Kanaltal. Hier wurden im Oktober 1889 and der
damaligen KK. Bergwerksstation Raibl mehr als 1.000mm Niederschlag gemessen
Bildquelle: http://www.bigmarlin.it
13
JAHRESSUMMEN
2000
1980
1920
1900
1880
1860
1840
1820
Seehöhe
2000m
1960
3100m
(Sonnblick)
1940
4200
4000
3800
3600
3400
3200
3000
2800
2600
2400
2200
2000
1800
1600
1400
1200
1000
1800
mm
GESAMTNIEDERSCHLAG HÖHENLAGEN 1800-2005
2000
1980
1960
1940
1920
1900
1880
1860
1840
1820
Flattach 735m
1800
mm
GESAMTNIEDERSCHLAG TAL 1800-2005
1400
1300
1200
1100
1000
900
800
700
600
500
400
Abbildung 12: Jahressummen des Niederschlags 1800-2005: oben für die Hochlagen von
2000m und 3100m (Sonnblick), unten für das Mölltal (Flattach, 735m). Einzeljahre und
30-jährig geglättet
Wie der Verlauf der Jahresniederschlagssummen in der Region in den beiden
letzten Jahrhunderten war, zeigt Abbildung 12. Neben den bereits besprochenen
viel höheren Niederschlägen in den Höhenlagen, die in der Dreitausender-Region
um 2600 bis 2800mm schwanken, in der 2000er Zone um 1800mm, im Tal um
900mm, erkennen wir in manchen Perioden einige stärkere Abweichungen von
diesen Langzeitmittelwerten. Nach feuchten Jahrzehnten zu Beginn des
19.Jahrunderts, gab es um 1850 einen plötzlichen Rückgang des Niederschlages
sowohl im Tal wie auch auf dem Berg. Diese Umstellung des
Niederschlagsangebots um 1850 hilft mit, die ebenfalls um die Jahrhundertmitte
ganz plötzlich zu Ende gehende Zeit der hohen Gletscherstände zu verstehen.
Die Temperatur allein kann das nicht erklären.
Die beiden extrem trockenen Jahrzehnte nach 1850 wurden überall im Großraum
Alpen beobachtet, weit im Osten z.B. trocknete damals der Neusiedlersee zur
14
Gänze aus, etwas, das seit damals nie mehr wieder vorgekommen ist. Danach
ging
der
Niederschlagstrend
in
den
Hochlagen
und
nördlich
des
Alpenhauptkamms (vergleiche die Klimageschichte von Rauris des 2-TälerProjekts) wieder steil bergauf und erreichte in den maritimen 1910er Jahren sein
Hauptmaximum der letzten 200 Jahre. Auf dem Sonnblick fielen damals im
Schnitt etwa 600mm mehr Niederschlag als in den trockenen 1860ern. Seit den
feuchten 1910ern geht der Niederschlagstrend dann vor allem in der 3000er
Region generell wieder bergab. Auf dem Sonnblick werden nun wieder
durchschnittlich 2600mm gemessen Das Mölltal hingegen zeigte den
Aufwärtstrend des späten 19.Jahrhunderts kaum, die 1910er Jahre erreichten
nicht mehr die Niederschlagsmengen der 1840er. Generell ist der für die
gesamten letzten zwei Jahrhunderte vorhandene leicht abnehmende
Niederschlagstrend der Tallagen des Mölltals ähnlich der gesamten Adria- und
Balkanregion, die ebenfalls Austrocknungstendenzen zeigt. Dieser Trend ist in
scharfem Gegensatz zu den nördlichen Westalpen der Schweiz und Frankreich,
wo überall eine Langzeittendenz zu mehr Niederschlag vorherrscht, während das
Mölltal und der gesamte Südosten Österreichs eher an den Adria- und
Balkanraum gekoppelt ist.
Abbildung 13 zeigt diese großräumigen
Niederschlagskurven, die über ca. 100 Einzelreihen von Nancy, Basel und
Strasbourg bis nach Udine, Zagreb und Sarajewo gemittelt worden sind.
2000
1980
1960
1940
60
1920
60
1900
70
1880
70
1860
80
1820
80
2000
90
1980
90
1960
100
1940
100
1920
110
1900
110
1880
120
1860
120
1840
130
1820
130
1800
Grossraum Alpen - Südost
%
140
1840
Grossraum Alpen - Nordwest
1800
%
140
Abbildung 13: Jahressummen des Niederschlages 1800-2003 in den beiden Regionen
nordwestlich und südöstlich der Alpen, gemittelt über die beiden Großregionen NW und
SE aus Abbildung 1. Einzeljahre und 10-jährig geglättet, in Prozent des Mittels über das
20. Jahrhundert
Quelle: ZAMG-HISTALP Datenbank
Wenn man von den Jahressummen des Niederschlages ins Detail geht, fallen in
den Monatsreihen der Region Hohe Tauern Süd - Mölltal weniger die
Langzeittrends auf, sondern drei einzelne Großereignisse in den Monaten Jänner
und August. Gerade in Flattach noch in Erinnerung sind die Hochwasserereignisse
der Jahre von Oktober 1964 bis November 1966, von denen das vom August
1966 in der Region das katastrophalste war. Die Niederschlagsreihen der
Abbildung 14 machen deutlich, dass dieser August 1966 wirklich ein
herausragendes Ereignis war. Die beinahe 300mm Monatsniederschlag in
Flattach sind etwa 100mm höher als die zweithöchsten Niederschläge von 1800
bis 2006. Was damals aber wirklich in die Möll, aber auch in die Drau und andere
Flüsse der Region geflossen ist, zeigt erst die Kurve für das Quellgebiet der Möll
15
im oberen Teil der Abbildung. Hier in den Höhenlagen fielen 600mm und mehr,
auch hier ein herausragendes Ereignis mit nichts auch nur annähernd
vergleichbarem in den Jahren seit 1800. Die Folgen waren dramatisch, in
Flattach erinnert noch der Ortsteil „Kurierdorf“ an eine Spendenaktion für die
zerstörten Häuser, und der Schreiber dieser Zeilen konnte aus erster Hand von
den Hochwasserschäden in Oberkärnten erfahren, als er damals in einer
Pionierkompanie in Stockerau seinen Präsenzdienst leistete.
1000
900
Pasterze AUG
800
700
Aug.1966
675mm
500
400
300
300
Aug.1966
293mm
Flattach AUG
200
mm
200
100
100
2000
1980
1960
1940
1920
1900
1880
1860
1840
1820
0
1800
2000
1980
1960
1940
1920
1900
1880
1860
1840
1820
0
1800
mm
600
Abbildung 14: Langzeitkurve des Niederschlages im Monat August von 1800 bis 2005,
Einzelwerte und 30-jährig geglättet. Links: Quellgebiet der Möll im Pasterzengebiet,
rechts unten: Mölltal bei Flattach. Foto: Hochwasser Drautal (Quelle: H. Posautz)
Die beiden anderen Katastrophen in der Region Hohe Tauern Süd – Karnische
Alpen – Dolomiten findet man in den Zeitreihen des Monats Jänner. Im
berüchtigten Weltkriegswinter 1916/17 gab es allein im Jänner 1917 in der
Dreitausender Region über 1000mm Niederschlag, im Jänner 1951 über 800mm.
In beiden Fälle stauten sich vom Süden her gewaltige mediterrane
Feuchtemassen und bauten enorme, labile Schneedecken im Hochgebirge auf.
Tausende Lawinentote an der militärischen Front in den Karnischen Alpen und
den Dolomiten waren die Folge im Kriegswinter 1916/17, als die Kaiserjäger und
die Alpini den sinnlosen und mörderischen Befehl der militärischen Führungen
hatten, die Hochgebirgsfront auch im Winter aufrecht zu erhalten. Aber auch im
Jänner 1951 war, trotz Friedenszeiten die Lage dramatisch. Der Sonnblick war
vom Tal abgeschnitten und wurde durch Lebensmittel-Abwürfe von Flugzeugen
der US-Air Force versorgt. Es gab viele Todesopfer in der Region, vor allem in
Heiligenblut, als in der zweiten Jännerhälfte die Lawinen bis ins bewohnte Gebiet
hinein zuschlugen. Beide Ereignisse sind statistische Ausreißer aus dem
durchschnittlichen Klima, die zeigen, welche bösartigen Überraschungen die
Natur auf Lager hat, wenn seltene aber nicht unmögliche Einzelfaktoren sich zu
einem Großereignis aufschaukeln.
16
1100
Sonnblick JAN
1000
900
Jan.1917
1058mm
800
Jan.1951
846mm
700
mm
600
500
400
300
300
Flattach JAN
200
mm
Jan.1917
177mm
100
Jan.1951
134mm
200
100
2000
1980
1960
1940
1920
1900
1880
1860
1840
1820
0
1800
2000
1980
1960
1940
1920
1900
1880
1860
1840
1820
1800
0
Abbildung 15: Lawinenmonate Jänner 1917 und 1951
Die hier gegebenen Hinweise auf extreme Wetterereignisse der Vergangenheit
werden im weiteren Verlauf des Projekts noch genauer bearbeitet. Sie sollten nur
als Beispiele dienen, dass nicht nur Klima-Trends, sondern auch und vor allem
die Kurzfrist-Variabilität der Wetters und Klimas von enormer Bedeutung für das
Leben
in
den
Alpen
ist.
Außerdem
liegt
die
Gefährlichkeit
des
Winterniederschlages ja in erster Linie darin, dass er hier im Gebirge
überwiegend in Form von Schnee fällt. Damit werden wir uns im folgenden
Abschnitt beschäftigen.
17
Schneefall 1800-2005
Abbildung 16: Herrliche verschneite Schneelandschaft in der Gletscherregion der
Goldberggruppe im April 2005. Fotos W. Schöner
Schnee gehört in einem Alpental im „Normalfall“ zur Routine des Jahresablaufs.
Anders als in den Städten des Flachlandes kann hier in jedem Winter mit einer
längeren Zeitspanne gerechnet werden, in der die Landschaft von einer
geschlossenen Schneedecke bedeckt ist. Das hat seinen ästhetischen Wert, hat
seine Vorteile als Speicher von Wasser in den Bergen, das dann im Frühjahr und
Sommer als Schmelzwasser genutzt werden kann, und ist seit mehreren
Jahrzehnten in hohem Maß die Basis für das wirtschaftliche Auskommen der
Bewohner der Alpentäler durch den Winterskitourismus. Ohne ihn gäbe es eine
18
starke Abwanderung aus den Tälern, die ohne die starke Wertschöpfung gerade
aus dem Wintertourismus nicht ihre derzeitigen Bevölkerungszahlen aufrecht
erhalten könnten. Dass sich diese „Wertschöpfung“ aus der Sicht des
Wintertouristen natürlich anders darstellt, wenn er in manchen der großen
Wintersportzentren nicht selten unmäßig zur Kasse gebeten wird, sei jedoch
nicht vergessen, genauer wird auf diese Problematik im wirtschaftlichen Teil des
Zwei-Täler-Projekts eingegangen werden.
Wenn es ein Klimaelement gibt, über das man sich in den Alpen spezielle Sorgen
für die Zukunft machen muss, ist das in erster Linie der Schnee. Sowohl sein
übermäßiges Auftreten in Extremjahren, als auch sein Ausbleiben in trockenen
oder milden Wintern oder seine mögliche Reduktion in den „Treibhausjahren“ der
Zukunft schafft Probleme, denen man sich stellen muss. Gerade die
Kompliziertheit des Klimaelements Schnee im Gebirge, seine Entstehung, seine
Verwehung, die unregelmäßige Ablagerung und auch Abschmelzung an oft
unmittelbar benachbarten Stellen, machen jedermann klar, warum es so wenig
gesicherte Tatsachen über den Schnee gibt. Wir werden uns in weiterer Folge des
Projekts sehr stark der Schneeproblematik widmen, hier, bei der 200-jährigen
Klimageschichte müssen wir vorerst auf eine indirekte Methode zurückgreifen,
die aber wahrscheinlich die besten Resultate über langfristige Schneetrends
liefert, und später auch bei der Behandlung der Klimazukunft Erfolg versprechend
ist.
Man darf aber auch nicht die Augen davor verschließen, dass ein Teil der bereits
jetzt bestehenden Schneeprobleme auf den Skipisten auf deren starker
Frequentierung beruhen. Die immer leistungsfähiger werdenden Aufstiegshilfen
entlassen immer mehr Schifahrer auf die Pisten, wodurch schon dadurch die
Schneedecke in Mitleidenschaft gezogen wird – künstliche Schneeerzeugung und
„Schneemanagement“ durch Pistengeräte sind nicht nur durch ein verändertes
Angebot an natürlichem Schnee bedingt. Der Beitrag, den wir Klimatologen
liefern, bezieht sich zunächst auf das natürliche Vorkommen des
„Naturraumpotentials“ Schnee. Da die künstliche Schneeerzeugung auf das
Vorhandensein entsprechend niedriger Lufttemperaturen angewiesen ist, können
in weiterer Folge auch diese Aspekte behandelt werden.
Doch nun zurück zur Veränderlichkeit, zu Trends und Extremwerten des
Schneeanteils am Gesamtniederschlag in den letzten 2 Jahrhunderten in Rauris
und seinen Bergen. Im österreichischen Klimabeobachtungsnetz wird nicht nur
die Niederschlagsgesamtsumme gemessen, sondern jeweils angegeben, ob es
sich um „flüssigen, festen oder gemischten“ Niederschlag gehandelt hat. Dadurch
konnte der Zusammenhang zwischen den Monatsmitteln der Lufttemperatur und
dem Anteil des Schneeniederschlags am Gesamtniederschlag für 84
österreichische Klimastationen in einem Zeitraum von 30 Jahren (der
Klimanormalperiode 1961-1990) analysiert werden. Der Zusammengang stellte
sich als sehr eng heraus, er ist aber nicht linear. Die beiden Beispiele in
Abbildung 17 zeigen, dass die Umstellung von Regen auf Schnee nicht plötzlich
bei
Null
Grad
erfolgt.
100%
Schneeniederschlag
ist
erst
bei
Monatsmitteltemperaturen deutlich unter -5 Grad gegeben, dann erfolgt mit
steigender Temperatur ein sehr regelmäßiger Übergang zu immer mehr Regen,
der mathematisch gut durch eine tangens-hyperbolicus-Funktion (tanh)
beschreibbar ist. Erst bei Monatsmitteltemperaturen von etwa +10 Grad besteht
in der Regel der Niederschlag zur Gänze aus Regen. Die geringen Abweichungen
in den beiden Diagrammen der Einzelpunkte (die gemessen wurden) von der
19
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
MÄRZ
-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20
o
Temperatur ( C)
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Schneeanteil (%)
Schneeanteil (%)
(berechneten) tanh-Kurve zeigt die Genauigkeit des Rechenmodells. Es gibt die
wahren Verhältnisse gut wieder.
NOVEMBER
-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20
o
Temperatur ( C)
Abbildung 17: Zwei Beispiele für den engen Zusammenhang zwischen dem Monatsmittel
der Lufttemperatur und dem Anteil des Schnees am Gesamtniederschlag für März und
November in den Ostalpen. (Einzelwerte für 84 Österreichische Klimastationen aus der
Klimanormalperiode 1961-1990 und die daraus berechneten tanh-Funktionen)
Wir können somit die genau geprüften homogenisierten und langjährigen
Monatszeitreihen der Temperatur und des Gesamtniederschlages mit den
errechneten tanh-Funktionen in Zeitreihen des festen und des flüssigen
Niederschlages zerlegen. Diese Zeitreihen des festen Niederschlages (streng
genommen nicht nur Schnee sondern auch Hagel, Graupel, Griesel, deshalb auch
im Sommer im Tal in sehr niedrigen Prozentsätzen vorhanden) stehen also mit
hoher Genauigkeit für den „Wasserwert“ oder den Prozentanteil des Schnees am
Gesamtniederschlag. Die Qualität, die die Temperatur- und Niederschlagsreihen
haben, lässt erwarten, dass diese „synthetischen“ Schneereihen genauer (und
deutlich länger) sind, als direkt gemessene Schneehöhen mit all ihren
Fehlermöglichkeiten, ihrer großen räumlichen Veränderlichkeit und damit
Zufälligkeit. Schon ein neuer Zaun in der Umgebung einer Schneemessstelle
kann eine Messreihe empfindlich stören, hat aber keinen Einfluss auf unsere
indirekte Methode. Die in der Folge gezeigten Reihen geben Auskunft über das
Angebot an fallendem Schnee, das die Natur den Hohen Tauern Süd im Bereich
der Goldberggruppe liefert, vom Mölltal bei Flattach in rund 700m Höhe bis
hinauf zum Alpenhauptkamm mit dem Schareck und dem SonnblickObservatorium in 3100m.
Die Klimavergangenheit des Schneefalls in den letzten 200 Jahren im Mölltal hat
sich in den verschiedenen Seehöhen, und auch in den verschiedenen
Jahreszeiten sehr unterschiedlich abgespielt. Die vier Jahreszeiten-Diagramme
der Abbildung 18 zeigen jeweils die Zeitreihen des Prozentanteils des Schnees
am Gesamtniederschlag für das Mölltal bei Flatach (in schwarz) und für die
Seehöhen 1500m, 2000m (niedrigster Punkt Gletscherschigebiet), 2500m
(Gletscherzunge
Wurtenkees)
und
3100m
(Schareck,
Gipfelstation
Gletscherschigebiet).
20
10
10
0
0
1980
1960
2000
2000
20
1980
20
1860
30
1840
30
1820
40
1960
1800
40
2000
60
%
50
1980
60
%
50
1960
70
1940
70
1920
80
1900
80
1880
90
1860
90
1840
100
1820
100
1800
3100m 2500m 2000m
1500m Mölltal-735m
WINTER
1800
3100m 2500m 2000m
1500m Mölltal-735m
HERBST
1940
0
1940
0
1920
10
1920
10
1900
20
1860
20
1840
30
2000
30
1980
40
1960
40
1940
60
%
50
1920
60
%
50
1900
70
1880
70
1860
80
1840
80
1820
90
1800
90
1820
100
1900
3100m 2500m 2000m
1500m Mölltal-735m
SOMMER
1880
100
1880
3100m 2500m 2000m
1500m Mölltal-735m
FRÜHLING
Abbildung 18: Zeitreihen des Prozentanteils des Schnees am Gesamtniederschlag im
Frühling, Sommer, Herbst und Winter in Flattach (unten, schwarz) und in Höhenlagen
von 1500m bis 3100m (oben, bunt) von 1800 bis 2005 (Einzelwerte und 30-jährig
geglättet)
Man erkennt die unterschiedliche Reaktion der verschiedenen Höhenstufen auf
die Veränderungen der Lufttemperatur (Abbildungen 3 und 4), die ja im Tal und
auf dem Berg sehr ähnlich verlaufen sind. Im Winter gibt es kaum eine
Veränderung des Schneeangebots in der Dreitausender-Region, weder in den
21
letzten 200 Jahren, noch in den letzten Jahrzehnten. Der Schneeanteil liegt stabil
in der Nähe von 100%. Im Tal hingegen hat der Schneeanteil gerade im Winter
am empfindlichsten auf die Erwärmung reagiert, von den strengen Wintern um
1890 bis zu den 1990ern gab es einen beinahe 20%igen Rückgang von rund
65% auf jetzt nur noch 45%. Es gab allerdings auch schon in den milden Wintern
um 1920 einen Zeitabschnitt in dem der Schneeanteil im Winter im Mölltal bei
nur 50% lag. Auch in den mittleren Höhenlagen von 1500 und von 2000m gab es
bereits einen spürbaren Langzeit-Rückgang des Winterschnees um etwa 10 bis
15%, aber auch eine merkliche Wieder-Zunahme in den letzten Jahren. Erst in
der Gletscherregion ab 2500m blieb das natürliche Winterschneeangebot
langjährig stabil.
Genau umgekehrt ist die Situation im Sommer: naturgemäß kaum eine Änderung
im Tal, wo fast nie Schnee, höchstens Schneekörner, Graupeln oder Hagel bei
labiler Luftschichtung für einige wenige Prozente an festem Niederschlag sorgen.
Mit ansteigender Seehöhe jedoch wird der Sommerschnee sehr empfindlich auf
den langfristigen Temperaturanstieg. Seit den kühlen Sommern der 1910er Jahre
(siehe Abbildung 4) ist der Schneeanteil oberhalb 2500m um 15 bis 20%
zurückgegangen, in 2000m um 10%. Praktische Bedeutung besitzt der starke
Schnee-Rückgang im Sommer in der Gletscherregion. Sommerliche Schneefälle
schützen die Gletscher vor der Einwirkung der Sonnenstrahlung, da eine weiße
Schneedecke bis zu 90% der Sonnenstrahlung reflektiert, das apere Eis nur 20
bis 30%. Dieser Effekt ist viel wichtiger, als die direkte „Ernährung“ der Gletscher
mit Sommerschnee.
In den Zwischenjahreszeiten reagieren die mittleren Höhenlagen um 1500m bis
2000m am stärksten. Auch hier ist die Situation in der Dreitausenderregion noch
völlig stabil, die 2500er Höhenstufe reagiert bereits leicht. Im Herbst jedoch fand
in den Höhenlagen eine bemerkenswerte Trendumkehr zu wieder mehr Schnee in
den späteren 1980er Jahren statt, die man im Tal nicht findet.
Die abschließende Tabelle 1 gibt die entsprechenden Zahlenwerte, sowohl für
den Prozentanteil des Schnees (rechte Tabelle), als für die Veränderungen des
absoluten Schneeangebots in mm Wasserwert (das ist die Höhe des
Wasserspiegels in einem Messglas, wenn man den gefallenen Schnee zur Gänze
geschmolzen hat) in der linken Tabelle. Es kann ja, wenn insgesamt mehr
Niederschlag fällt, absolut mehr Schnee fallen, auch wenn der Prozentanteil des
Schnees zurückgeht. Die Tabellen vergleichen einen Zeitabschnitt von 100
„garantiert natürlichen“ Klimajahren (1826-1925) mit den letzten 25 Jahren
(1981-2005), von denen man vermutet, dass sie bereits von uns stark
beeinflusst sind. Die Tabellen liefern Zahlenwerte, mit denen man auch in der
Praxis etwas anfangen kann. Sie bestätigen das, was wir von den Abbildungen
zuvor bereits kennen. Übers Jahr gesehen gab es den stärksten Rückgang des
Prozentanteils des Schnees in den mittleren Höhenlagen mit 8%, sowohl im
Gipfelniveau als auch im Tal war er mit 4% geringer. Den stärksten prozentuellen
Rückgang gab es im Sommer in der Dreitausenderregion mit -10%. Im Winter
ging der Schneeanteil mit -8 bis -9% am stärksten im Tal bis hinauf zu 1500m
zurück, im Gipfelniveau praktisch keine Änderung, nach wie vor beinahe 100%
Schneeanteil. Im Herbst verloren die Höhenstufen um 1500 bis 2000m am
stärksten (-10%) im Frühling die Zone um 1500m (-9%).
Im Unterschied zum nördlichen Raurisertal, wo es durch steigende
Gesamtniederschlagstrends fallweise absoluten Schneezuwachs trotz sinkender
22
Prozentanteile gab, traten hier im Süden generell Verluste an absoluten
Schneemengen auf. Über das Jahr aufsummiert, fiel in der Gletscherregion
(2500-3000m) rund 200mm Schnee weniger, das sind 200 Liter/m2 oder, auf das
gesamte Schigebiet von etwa einem km2 hochgerechnet, 200.000 m3 Wasser in
Form von Schnee. Die Verluste sind recht gleichmäßig über die Jahreszeiten
Frühling, Herbst und Winter aufgeteilt, nur der Sommer zeigt in der
Gletscherregion etwa doppelt so hohe Schneeverluste.
Tabelle 1: Vergleich des Schneefalls im Mittel der 100 „natürlichen“ Jahre 1826-1925 mit
den letzten 25 Jahren 1981-2005.
Gesamtjahr (oben) und die 4 Jahreszeiten (unten) vom Mölltal bei Flattach (735m) bis in
die Gipfelregion von Schareck und Sonnblick (3100m)
Links: Schneeniederschlag absolut (in mm Wasserwert)
rechts: Schneeanteil am
Gesamtniederschlag in %
ÄNDERUNG DES SCHNEENIEDERSCHLAGES
aktuelle 25 Jahre gegenüber den 100 Jahren 1826-1925
ABSOLUT - WASSERWERT IN MM
mittlere Höhen
Flattach
Schareck
735m 1500m 2000m 2500m 3100m
JAHR
1826-1925
144
598
1031 1635 2397 mm
1981-2005
97
460
840
1413 2203 mm
Änderung
-46
-137
-190
-222
-195 mm
1826-1925
1981-2005
Änderung
1826-1925
1981-2005
Änderung
1826-1925
1981-2005
Änderung
1826-1925
1981-2005
Änderung
mittlere Höhen
Flattach
Schareck
735m 1500m 2000m 2500m 3100m
JAHRESZEITEN
FRL
FRL
FRL
FRL
FRL
29
190
348
505
702 mm
17
152
303
461
675 mm
-12
-38
-46
-44
-27 mm
SOM SOM SOM SOM SOM
3
38
117
278
507 mm
2
24
81
210
430 mm
-1
-14
-36
-69
-78 mm
HER
HER
HER
HER
HER
39
165
257
418
550 mm
25
126
210
378
505 mm
-13
-39
-47
-40
-45 mm
WIN
WIN
WIN
WIN
WIN
72
205
308
434
640 mm
52
161
250
370
598 mm
-20
-44
-58
-64
-42 mm
ÄNDERUNG DES SCHNEENIEDERSCHLAGES
aktuelle 25 Jahre gegenüber den 100 Jahren 1826-1925
% DES SCHNEES AM GESAMTNIEDERSCHLAG
mittlere Höhen
Flattach
Schareck
735m 1500m 2000m 2500m 3100m
JAHR
1826-1925
16
42
57
75
90 %
1981-2005
12
34
49
69
86 %
Änderung
-4
-8
-8
-6
-4
%
1826-1925
1981-2005
Änderung
1826-1925
1981-2005
Änderung
1826-1925
1981-2005
Änderung
1826-1925
1981-2005
Änderung
mittlere Höhen
Flattach
Schareck
735m 1500m 2000m 2500m 3100m
JAHRESZEITEN
FRL
FRL
FRL
FRL
FRL
16
56
78
91
98 %
10
47
71
88
97 %
-6
-9
-6
-3
-1
%
SOM SOM SOM SOM SOM
1
8
21
42
69 %
1
5
15
32
59 %
0
-3
-6
-10
-10 %
HER
HER
HER
HER
HER
14
45
59
83
96 %
10
34
49
76
94 %
-4
-10
-10
-7
-2
%
WIN
WIN
WIN
WIN
WIN
56
79
86
95
99 %
48
70
79
92
98 %
-8
-9
-7
-3
-1
%
23
Quellenverzeichnis:
Auer I, Böhm R, Jurkovic A, Lipa W, Orlik A, Potzmann R, Schöner W, Ungersböck M,
Matulla C, Briffa K, Jones PD, Efthymiadis D, Brunetti M, Nanni T, Maugeri M, Mercalli L,
Mestre O, Moisselin J-M, Begert M, Müller-Westermeier G, Kveton V, Bochnicek O,
Stastny P, Lapin M, Szalai S, Szentimrey T, Cegnar T, Dolinar M, Gajic-Capka M,
Zaninovic K, Majstorovic Z, Nieplova E. 2006. HISTALP – Historical instrumental
climatological surface time series of the greater Alpine region 1760-2003. International
Journal of Climatology 26. im Druck
Böhm, R, 2004: Systematische Rekonstruktion von zweieinhalb Jahrhunderten
instrumentellem Klima in der größeren Alpenregion – ein Statusbericht. In: Gamerith,
W., Messerli, P., Meusburger, P., Wanner, H. (Hrsg.) (2004). Alpenwelt – Gebirgswelten.
Inseln, Brücken, Grenzen. Tagungsbericht und wissenschaftliche Abhandlungen. 54.
Deutscher Geographentag, Bern 2003. 28.9. bis 4.10.2003. – Heidelberg, Bern. 121-131
Kontaktadresse
Dr. Reinhard Böhm
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
Hohe Warte 38
1190 Wien
Tel: 01 36026 2203
Fax: 01 36026 72
email: [email protected]
http://www.zamg.ac.at/a-tale-of-two-valleys
http://www.zamg.ac.at/ALP-IMP
http://www.cru.uea.ac.uk
Die vorliegende Studie wurde im Rahmen des Projektes „A Tale of Two Valleys“ des
bm:bwk Programmes proVision erstellt.
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