ludwig rasser Gernot Weyss bernhard hynek Gernot Weyss wolfgang schöner wolfgang schöner wissenschaft Unter Beobachtung Der Alpenraum hat sich doppelt so stark erwärmt wie die übrige Welt. Die Ursachen wollen Forscher am 125 Jahre alten Sonnblick-Observatorium klären – dem ältesten meteorologischen Hochgebirgslabor. D endzeitstimmung Der deutlich sichtbare Eintrag von Staub aus der Sahara beschleunigte die Schmelze Messgerät für die einstrahlung der sonne Die Analysen am Sonnblick belegen eine Zunahme der Sonnenscheindauer Von Robert Buchacher er Fußweg auf den 3105 Meter hohen Sonnblick ist nur geübten Wanderern zu empfehlen. Er führt über steile, ­schmale Pfade und das so genannte Goldbergkees – jene Schotterablagerung, die der Sonnblick-Gletscher auf seinem Rückzug hinterlassen hat. Bis zu sechs Stunden muss man für die Überwindung der 1500 Höhenmeter von Kolm Saigurn, dem Talschluss des ­Salzburger Rauris, auf den in Salzburg gelegenen Gipfel veranschlagen. Am ersten September-Wochenende wird es dort geführte Wanderungen zum Gipfelhaus des Alpenvereins und zur 125-Jahr-Feier des Sonnblick-Observatoriums geben – der ältesten Hochgebirgsbeobachtungsstation der Welt.*) Zum Vergleich: Das Observatorium auf der bayrischen Zugspitze existiert erst seit dem Jahr 1901 und die Beobachtungsstation auf dem schweizerischen Jungfrauenjoch seit 1930. Das seit 1886 im *) Anlässlich des 125. Jahrestages des Sonnblick-­Observatoriums finden in Salzburg und Kärnten mehrere Veranstaltungen, Symposien und Themenwanderungen statt. Nähere Informationen dazu unter: www.zamg.ac.at/veranstaltungen/125jahresonnblick/­index.php Eisformation im Gletscher Staub- und Rußpartikel haben eindeutigen Einfluss auf den Rückzug der Gletscher Arbeiten auf der Messplattform Das Gebirgslabor hat einen unvergleichlichen Datensatz über eine Vielzahl von Klimafaktoren messplattform Klimaforscher Schöner (2. v. li.) erklärt einer Studentengruppe die Funktion der Strahlungsmessgeräte des Observatoriums Sommer wie im Winter rund um die Uhr besetzte Sonnblick-Observatorium verfügt über die längsten in einer Hochgebirgsregion gesammelten Wetter- und Klimaaufzeichnungen der Welt. Diese Einzigartigkeit unter den meteorologischen Stationen veranlasste die Wissenschaftshistorikerin Deborah R. Coen von der Columbia University in New York, über das Sonnblick-Observatorium eine eigene Publikation zu verfassen („The Storm Lab: Meteorology in the Austrian Alps“, Cambridge University Press, 2009). Einzigartig ist das Hochgebirgslabor aber nicht nur aufgrund seines unvergleichlichen Datensatzes über Temperatur, Luftdruck, Niederschlag, Wind, Schneedecke und Atmosphärenchemie. Es hat in den vergangenen Jahrzehnten noch zusätzlich an Bedeutung gewonnen: Die Forscher der Wiener Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik gehen dort unter anderem der Frage nach, warum sich der Alpenraum seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert im Durchschnitt doppelt so stark erwärmt hat wie der übrige Erdball, nämlich um zwei Grad Celsius gegenüber nur rund einem Grad weltweit. Noch haben die Wissenschafter darauf keine schlüssige Antwort – wohl aber einen Verdacht: Es könnte – neben der durch Messungen belegten Zu- Gernot Weyss Feldforschung Analysen im Schnee und Eis geben auch Aufschluss über den Grad der Luftverschmutzung observatorium am Gipfel Seit dem Jahr 1886 ist der Sonnblick im Sommer wie im Winter rund um die Uhr besetzt Viele Zusammenhänge, zum Beispiel Wolkenbildung und die Rolle des stärksten Treibhausgases Wasserdampf, verstehen die Klimaforscher noch zu wenig. Wärmerer Alpenraum Die Grafik zeigt die unterschiedliche Temperaturentwicklung in Österreich und global. 1,0 °C 0,5 0,0 global –0,5 –1,0 Österreich –1,5 1768 1850 1930 2010 Quelle: ZAMG-HISTALP, CRU (Climate Research Unit) profilinfografik•noa Mehr Wasserdampf Die Kurve zeigt den Anstieg des Dampfdrucks in der Luft am Sonnblick. 4.2 4.0 3.8 3.6 Dampfdruck in hPa 1886 1934 1976 3.4 2010 Quelle: ZAMG profilinfografik•noa 84 profi l 34 • 22. August 2011 nahme der sonnenscheindauer – an der wolkenbildung und am vermehrten wasserdampf liegen, dem stärksten treibhausgas überhaupt. Ohne wasserdampf in der atmosphäre wäre die erde unbewohnbar, wir würden schlicht erfrieren. wolkenbildung und wasserdampf gehören aber neben den Meeresströmungen zu den schwierigsten, weil komplexesten und derzeit noch am wenigsten verstandenen Kapiteln der Klimaforschung. würden die wissenschafter die genauen Zusammenhänge von Ozeanzirkulationen, wolkenbildung, wasserdampf und temperaturverlauf verstehen, könnten sie vermutlich die erderwärmung und die abweichung im alpenraum schlüssig erklären. ins allgemeine Bewusstsein gedrungen ist allenfalls die erkenntnis, dass der erwärmungstrend in den höhenlagen stärker ausgefallen ist als in den tallagen. aber das stimmt nicht. Denn, so erklärt der am sonnblick forschende Klimatologe wolfgang schöner von der wiener Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: „wenn man die temperaturentwicklung auf dem sonnblick, im inn- und salzachtal, im alpenvorland bis hinunter in die Po-ebene vergleicht, zeigt sich, dass der temperaturanstieg unten wie oben eigentlich gleich ist, es gibt keine Unterschiede.“ Den Unterschied sieht man laut schöner erst, wenn man den temperaturverlauf im alpenraum mit der entwicklung in größeren erdregionen wie der nordhemisphäre oder mit dem globalen trend vergleicht. Da sich der alpenraum samt ausläufern und Vorland über einen beträchtlichen teil Zentraleuropas erstreckt, folgt daraus auch, dass der zentraleuropäische Raum generell eine stärkere Klimaerwärmung verzeichnet als der übrige erdball. Zumindest für den gegenwärtigen Zeitraum gelte dies, so schöner. Denn während die temperaturentwicklung in Zentraleuropa in den vergangenen 150 bis 200 Jahren über mehrere Zeitabschnitte parallel mit der globalen entwicklung verlaufen ist, hat sich dieses Bild seit etwa 1980 deutlich gewandelt. noch in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war der temperaturanstieg in Zentraleuropa gleich oder sogar etwas geringer als auf globaler ebene, aber seit den achtziger Jahren doppelt so hoch. Das belegen zahlreiche Messungen im gesamten alpenraum wie auch außerhalb. Das Observatorium auf dem sonnblick konnte dazu zusätzliche Daten liefern. Die hochgebirgsstation ist heute nicht nur sta- WWW.sebastianreich.coM fÜr Profil wissenschaft Wolfgang schöner, 48, ist Klimaforscher an der zentralanstalt für meteorologie und geodynamik in Wien und mitverfasser des buchs „labor über den Wolken – die geschichte des sonnblickobservatoriums“ (Wien 2011). tisch abgesichert, sondern durch abdichtung des Untergrunds und ein verbessertes abwassermanagement auch vor frostschäden geschützt und außerdem technisch aufgerüstet. Überdies verfügt das „Labor über den wolken“ auch über eine stromversorgung. Dadurch wurde es möglich, mit elektrischem strom statt mit holz oder Kohle zu heizen, was bis dahin jede Messung der Luftchemie oder der schneeverschmutzung ad absurdum geführt hatte. erst ohne selbst verursachte Kontamination der Luft hatte es sinn, chemische Bestandteile der atmosphäre wie Kohlendioxid (cO2) oder diverse aerosole zu analysieren. Dabei zeigte sich, dass der anstieg der cO2-Konzentration der atmosphäre überall auf der welt gleich ist – egal ob man sie in der Beobachtungsstation Mauna Kea auf hawaii oder auf dem sonnblick misst. anfang der achtziger Jahre begann vor allem in Deutschland und in Österreich die Diskussion um das so genannte waldsterben. in etlichen Regionen Deutsch- „Wo Ötzi starb, gab es kein Eis“ Der Wiener Klimaforscher Wolfgang Schöner über die Gletscherschmelze, Umweltbelastungen und Überraschungen der Klimaforschung. p rofil: Wenn die Gletscher immer kleiner werden, besteht dann die Gefahr, dass unsere Flüsse austrocknen? Schöner: Nur bei extremer Erwärmung. Im sehr heißen und sehr trockenen Sommer 2003 zum Beispiel haben die Gletscher mit einem erheblichen Teil ihres Abflusses die Salzach und den Inn gespeist. In normalen Jahren ist ihr Beitrag aber eher gering. profil: Sind die Gletscher seit 2003 wieder ein wenig gewachsen? Schöner: Nein, sie sind weiter im Rückzug. Selbst wenn das Klima gleich bliebe, würde die Pasterze im unteren Teil verschwinden. Eine so große Eismasse reagiert träge, sie braucht einfach lang, um sich an die geänderten klimatischen Bedingungen anzupassen. profil: Lässt sich beziffern, um wie viel die Pasterze seit 1850 geschrumpft ist? Schöner: Vom Volumen her etwa um die Hälfte. profil: Wenn das so weitergeht, wird die Pasterze im Jahr 2050 verschwunden sein? Schöner: Sie wird nicht zur Gänze verschwunden sein, aber nur noch als sehr kleiner Gletscher wahrnehmbar sein. profil: Mit welcher Geschwindigkeit zieht sich die Zunge zurück? Schöner: Das ist von Jahr zu Jahr verschieden. Im Extremfall sind es an ein- lands und der Alpenrepublik war eine deutliche Braunverfärbung oder krankhafte Ausdünnung der Wipfel von Nadelbäumen erkennbar. Verursacht wurden diese Schäden vor allem durch weiträumige Verfrachtung von Abgasen aus Kohlekraftwerken in Polen, der Tschechoslowakei, in Slowenien und Österreich. Das dabei transportierte Schwefeldioxid wird in der Atmosphäre in Sulfat umgewandelt und durch den so genannten sauren Regen ausgewaschen. Aus chemischen Analysen von Eisbohrkernen war bekannt, dass der Gipfel der Sulfatverschmutzung bereits Ende der zelnen Stellen 100 Meter, im Mittel etwa 15 Meter pro Jahr. profil: Haben Sie bei Ihren Forschungen auf dem Sonnblick feststellen können, welche Rolle beim Gletscherschwund Aerosole wie etwa Staub- und Rußpartikeln spielen? Schöner: Es gibt eindeutige Hinweise ­darauf, dass das eine Rolle spielt, aber wirklich quantifizieren lässt sich das nicht. Im Jahr 2003 zum Beispiel war der Rückgang deswegen so massiv, weil es im November 2002 einen starken Eintrag an Saharastaub gab. profil: Wie wirkt sich das aus? Schöner: Zuerst verschwand der Sahara­ staub unter der Schneedecke. Aber irgendwann kam er an die Oberfläche, sodass die Schneedecke dunkler war, und das beschleunigt die Abschmelzung. profil: Weiß man, warum es den Sahara­ staub gab? Schöner: Es kommt immer wieder vor, dass durch eine sehr massive Südströmung Saharasand bis zu den Alpen transportiert wird. Es gibt sogar Verfrachtungen von Saharastaub, die über die Alpen hinweggehen, da bleibt lokal relativ wenig liegen. Aber 2003 ist sehr viel Saharastaub auf dem Gletscher liegen geblieben. profil: Der mittlerweile emeritierte Innsbrucker Gletscherforscher Gernot Patzelt hat immer wieder gesagt, der Gletscherschwund irritiere ihn nicht, solange er sich im Rahmen der Ausmaße der siebziger, Anfang der achtziger Jahre überschritten worden war. Die seit 1983 auf dem Sonnblick durchgeführten Sulfatmessungen in der Schneedecke zeigen den Rückgang deutlich. Denn in den ausgehenden siebziger Jahren begannen umfangreiche Luftreinhaltemaßnahmen – etwa die Rauchgaswäsche in Industrie und Kraftwerken – zu greifen. Dazu kam in der Folge die Einführung des Katalysators, wodurch sich die Abgase aus dem Autoverkehr spürbar verringerten. Autoabgase wie etwa Stickoxide setzen sich in der Schneedecke in Form von Nitrat ab. Doch die auf dem Sonnblick ge- vergangenen 10.000 Jahre bewege. Hat der Gletscherschwund diesen Rahmen schon verlassen? Schöner: Nein, sicher nicht. Es gibt ja aus der Pasterze ausgeaperte Baumstämme, die zeigen, dass die Baumgrenze schon einmal höher war und dass es daher wärmer gewesen sein muss. profil: Wie alt sind diese Baumstämme? Schöner: Etwa aus der Zeit des Ötzi, einige aber auch älter. Das ist ein Beleg dafür, dass es damals dort kein Eis gab, wo der „Eismann“ marschiert und zu Tode gekommen ist. profil: Gibt es eine Erklärung dafür, dass es damals auch ohne vom Menschen erzeugte Treibhausgase offenbar wärmer war als heute? Schöner: Nein, die einzige Erklärung ist, dass die natürliche Schwankungsbreite des Klimas sehr groß ist. Aber die jetzige Erwärmungsphase geht zu einem beträchtlichen Teil auf das Konto der vom Menschen verursachten Treibhausgase. profil: Es gibt auch durchaus seriöse Klimaforscher und Meteorologen, die in Gesprächen immer wieder sagen, sie wären nicht überrascht, wenn man irgendwann auf etwas draufkommt, was uns sagt, dass die Dinge anders sind, als der Mainstream derzeit denkt. Schöner: Das würde mich auch nicht überraschen. Denn vieles, wie etwa die Wolkenbildung oder die Rolle des stärksten Treibhausgases Wasserdampf, verstehen wir einfach noch zu wenig. Ausgerechnet Luftschadstoffe wie Schwefelpartikel hatten lange Zeit eine dämpfende Wirkung auf die Erderwärmung. 22. August 2011 • profil 34 85 wissenschaft Wetterrückschau Das oberösterreichische Benedik­ tinerstift ­Kremsmünster verfügt über die längste meteo­rologische Messreihe Europas. D as im Jahr 777 von Bayernherzog Tassilo III. gegründete Benediktinerstift Kremsmünster im oberösterreichischen Bezirk Kirchdorf an der Krems ist nicht nur ein architektonisches Juwel mit Säulengängen von Jakob Prandtauer, sondern auch einer der bedeutendsten Orte des Wissens in Österreich. Mit 65 Meter Länge und 160.000 Bänden besitzt das Klos­ ter eine der größten Bibliotheken der ­Alpenrepublik mit zahlreichen Handschriften und Inkunabeln. Das Stift ist aber auch einer der wichtigsten historischen Orte der Astronomie und Meteorologie in Europa. In den Jahren 1748 bis 1759 wurde dort mit 50 Meter Höhe das erste Hochhaus Europas errichtet, der so genannte „Mathematische Turm“, der ­neben einer Sternwarte auch die älteste Wetterstation Europas beherbergt. Seit dem Jahr 1767 sammeln die Benediktinermönche dort tägliche Wetterdaten. Damit verfügt das Stift Kremsmünster über die längste ununterbrochene meteorologische Messreihe Europas. Das Datenwerk wird von Meteorologen und Klimaforschern bis heute als wichtige Vergleichsbasis für aktuell ermittelte Wetter- und Klimadaten herangezogen. Während das Sonnblick-Observatorium weltweit über die längste Messreihe im Hochgebirge verfügt, besitzt das Stift Kremsmünster die weltweit älteste und längste Messreihe im Tal. messenen Nitratwerte weisen in den vergangenen Jahrzehnten nur eine geringe Abnahme auf. Die Erklärung dafür ist, dass die Einführung des Katalysators zwar eine Reduktion der Autoabgase brachte, zugleich aber die Zahl der Fahrzeuge und die Kubatur der Motoren – etwa aufgrund der Geländefahrzeuge – erheblich zunahm, sodass unterm Strich die Verringerung der Nitratbelastung aus dem Straßenverkehr nur gering ausfiel. Dennoch: Insgesamt zeigen die auf dem Sonnblick gewonnenen Daten einen deutlichen Rückgang der Luftverschmutzung und parallel dazu einen Anstieg der gemessenen Temperaturen. Sie bestätigen damit die Theorie, dass Luftschadstoffe wie Schwefelpartikeln lange Zeit eine dämpfende Wirkung auf die Erderwärmung hatten. Diese wirkten wie ein Vorhang, der verhinderte, dass die Sonnenstrahlen ungehindert auf die Erdoberfläche trafen. Sobald dieser Vorhang durch wirksame Luftreinhaltemaßnahmen schwand, konnte der Erwärmungstrend erst mit voller Wirkung einsetzen. Weil sich Schwefelpartikeln im Gegensatz zu CO2 nicht allzu lange in der Atmosphäre halten, entfalten sie in erster Linie regionale Wirksamkeit. Das bedeutet, dass der Dämpfungseffekt in stark industrialisierten Regionen mit hoher Konzentration an Dreckschleudern am höchsten war – und umgekehrt, dass der Wegfall solcher Umweltverschmutzer im Erwärmungstrend besonders deutlich spürbar wurde. In den Hochgebirgsregionen führt die starke Erwärmung zu einem stetigen Rückzug der Gletscher – eines der zentralen Forschungsgebiete des Sonnblick-Observatoriums. Im Gegensatz zur lange geltenden Annahme, dass für den Gletscherschwund die klimatischen Bedingungen im Winter ausschlaggebend sind, zeigen die auf dem Sonnblick gewonnenen Daten über die Kryosphäre (Schneedecke, Eis, Permafrost), dass es die Erwärmung in den Sommermonaten ist, die den Rückzug der Gletscher nachhaltig vorantreibt. Dazu kommt, dass auf dem Sonnblick heute bei Weitem nicht mehr diese Schneehöhen gemessen werden wie noch in den vierziger und fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, wo in manchen Wintern Neuschneemengen bis zu zwölf Metern registriert wurden. Heute ist es kaum mehr als die Hälfte davon. Eigentlich müsste vermehrter Wasserdampf in der Atmosphäre auch zu mehr Niederschlägen führen, aber der Erwärmungstrend wirkt offenbar dagegen. Dass es in der Atmosphäre mehr Wasserdampf gibt, könnte eine Rückkoppelung des Erwärmungstrends sein. Denn wärmere Luft ist in der Lage, mehr Feuchtigkeit aufzunehmen. Es häufen sich die Anzeichen dafür, dass das tatsächlich so ist. Das zeigen nicht nur Messungen in der Schweiz, sondern auch auf dem Sonnblick, die verdeutlichen, dass der Dampfdruck, ein Teil des Luftdrucks, leicht steigende Tendenz aufweist. Auch GPS-Satellitendaten deuten darauf hin. Das Sonnblick-Observatorium ist nämlich auch eine GPS-Basisstation. Die vom Satelliten ausgesendeten Wellen sind imstande, auch die Zusammensetzung der Atmosphäre zu messen. Zwar sind diese Datenreihen noch relativ kurz, aber sie zeigen schon Anzeichen von vermehrtem Wasserdampf. Sollten sich diese Hinweise in den kommenden Jahren erhärten, könnte Klimatologe Schöner mit seiner These Recht behalten, dass dies einer der Schlüsselfaktoren für die stärkere Erwärmung im Alpenraum ist. ■