Universität Hamburg Fachbereich Erziehungswissenschaft Institut für ästhetische Erziehung Arbeitsbereich Musikpädagogik Hans Jünger Hauptseminar Lernbereich Musik IIb: „Spielen und Hören im Grundschulmusikunterricht“ Veranstaltungsnummer: 64.204 Sommersemester 2005 Unterrichtssequenz „Hören“: Kirstin Lippelt 08.07.05 Entwurf einer Unterrichtsepisode zum Themenbereich der Folkloremusik: Der Weg von Tschajkowskijs 6. Sinfonie zur irischen Ballade „John O’ Dreams“ 1.) Bedingungsanalyse 1.1) Lernvoraussetzungen Das Material ist in der hier präsentierten Form für den Unterricht in einer fünften oder sechsten Klasse geeignet. Für die vergleichende Arbeit mit der Ballade „John O’Dreams“ und dem 1. Satz der 6. Sinfonie von Tschajkowsikij sollten die Schüler den Parameter „Tonhöhe“ kennen. Außerdem sollten sie schon Erfahrungen im aufmerksamen Hören von Musikstücken gesammelt haben. Da „John O’Dreams“ eine eher ungewöhnliche Entstehungsweise hat, sollten die Schüler auch wissen, dass Volksliedermotive in klassischen und romantischen Sinfonien früher häufig verwendet wurden, damit sie den Unterschied zwischen diesem und anderen Volksliedern verstehen können. 1.2) Fachliche Vorgaben Das Lied „John O’Dreams“ zählt in Irland seit über 20 Jahren zu einer der berühmtesten Balladen dieses Landes. Der Sänger Christy Moore machte dieses Schlaflied so populär, dass häufig die Meinung vorherrscht, er hätte dieses Lied geschrieben. Im Original stammt es jedoch von dem englischen Folksänger Bill Caddick. Dieser schrieb wiederum den Text des Liedes, entlieh die Melodie jedoch aus dem ersten Satz von Tschajkowskijs 6. Sinfonie („Páthetique“). Dass ein Volkslied einen solchen Anfang nimmt, ist eher ungewöhnlich. Häufiger wurden Motive aus Volksliedern in klassischen Sinfonien verwendet (z.B. „Bruder Jakob“ in der ersten Sinfonie von Mahler). Dass sinfonische Themen in Volksliedern Verwendung finden, kommt zwar auch vor, ist jedoch viel seltener. Ansonsten hat das Lied eine „typische“ Volksliedentwicklung genommen, denn es existieren inzwischen viele unterschiedliche Versionen des gleichen Liedes. Die Stimmung der Melodie des Sinfoniebeginns kommt der Stimmung typischer irischer Balladen sehr nahe. Der Ballade liegt zwar das Thema des ersten Satzes der Sinfonie Nr. 6 zugrunde, jedoch ist das Lied in der hier vorliegenden Form von Christy Moore bezüglich des Melodieverlaufs (z.B. Tonhöhe und Notenwerte) etwas abgewandelt. Des Weiteren unterscheiden sich die Stücke bezüglich der Tonart und in der Gesamtkomposition, da hier ein einstimmiges Gitarrenstück einer vielstimmigen Sinfonie gegenüber steht. 2.) Didaktische Strukturierung 2.1) Lehrziele Die Schüler sollen anhand der beiden Hörbeispiele erkennen, dass die Melodie der Ballade „John O’ Dreams“ auf dem Thema des ersten Satzes der Sinfonie Nr. 6 von Tschajkowskij basiert. Dieses sollen sie zunächst hörend erkennen. Des Weiteren sollen sie anhand des Parameters der Tonhöhe den Melodieverlauf beider Stücke verfolgen können. Dieser Erkenntnisprozess soll auf visueller Basis vollzogen werden. Beim visuellen Vergleich der Stücke können die Schüler feststellen, dass die Stücke, obwohl sie ähnlich klingen, sich bezüglich der Tonhöhen unterscheiden. Die Schüler sollen erfahren, dass Musikstücke aufeinander aufbauen können und sich in neue musikalische Richtungen entwickeln, z. B. von einem klassischen Stück zur irischen Ballade. Zusätzlich soll deutlich werden, dass Musik bestimmte Stimmungen vermitteln kann. Die Schüler sollen die Freude am Hören von klassischer Musik und Folkmusik haben. 2.2) Begründungszusammenhang von Ziel-, Inhalts- und Methodenentscheidungen Zunächst präsentiere ich die Ballade und gebe den Schülern die Höraufgabe, auf die Stimmung zu achten, die das Lied vermittelt, um sie auf die Stunde einzustimmen. Das zweite Hörbeispiel folgt im Anschluss. Hier sollen die Schüler sowohl die durch die Ballade vermittelte Stimmung wieder erkennen, als auch die Melodie. Die Schüler sollen die Melodiebögen zunächst dem Sinfonieausschnitt zuordnen, weil diese die Vorlage für die Ballade war. Anschließend arbeiten sie mit der „neuen Version“ des Stückes und erkennen, dass hier viele Ähnlichkeiten und auch minimale Unterschiede vorliegen, welche jedoch nachrangig sind. An dieser Stelle soll zunächst nicht näher auf weitere Unterschiede, wie beispielsweise die unterschiedlichen Tonarten der Stücke eingegangen werden, weil dieses eine hohe Anforderung an die Schüler stellt, da sie hier über vertiefte Noten- und Tonartenkenntnisse verfügen müssen. Die Schüler können jedoch erkennen, dass sich Musikstücke im Laufe der Zeit ihren Charakter verändern können. Dazu ist eventuell ein ergänzender Lehrervortrag sinnvoll. Die Partnerarbeit soll den Schülern erleichtern, sich über die Ergebnisse auszutauschen, bevor diese im Plenum präsentiert werden. Im Dialog fällt diese Arbeit leichter. Es gäbe viele weitere Möglichkeiten, die Unterschiede der beiden Stücke heraus zu arbeiten (Instrumenteneinsatz in den Stücken, Arbeit am Text der Ballade, etc.). Der Schwerpunkt der Unterrichtsepisode legt jedoch auf der Ähnlichkeit der Melodie beider Stücke. Deshalb habe ich mich entschieden, den Vergleich auf den Melodieverlauf anhand der Tonhöhe zu beschränken, weil hier am deutlichsten die Parallelen beider Stücke herausgestellt werden können. Außerdem können auch Schüler mit wenig Erfahrung im Lesen von Noten diese Ähnlichkeiten erkennen. Die visuelle Vertiefung halte ich für notwendig, damit der auditive Eindruck der melodischen Ähnlichkeit beider Stücke bestätigt wird. Zudem hören vielleicht nicht alle Kinder, dass die beiden Stücke eine ähnliche Melodie haben. Deshalb wird auch auf der visuellen Ebene gearbeitet. 3.) Geplanter Verlauf der Stunde: 3.1 Lehreraktivitäten 3.2 Medieneinsatz Kurze Information über die Herkunft des ersten Musikstücks. L. bittet S., beim Hörbeispiel 1 CD mit Hbsp. 1: (John O’Dreams) auf die „John Stimmung zu achten, die das O’Dreams“ Lied vermittelt. L. tauscht sich mit S. über die Stimmung des Liedes aus. L. präsentiert Hbsp. 2 Lehrervortrag über Entstehungsgeschichte der Ballade L. teilt AB 1 und Melodiebögen auf Folie aus und erklärt Aufgabe am OHP Ergebnisvergleich am OHP L. präsentiert zur Kontrolle nochmals Hbsp. 2 L. teilt AB 2 aus L. leitet die Phase der Ergebnissicherung, evtl. Vortrag über die Gründe, warum die sich Stücke etwas unterscheiden 3.3 Schüleraktivitäten 3.4 Sozialform Frontalunterricht S. hören aufmerksam zu S. äußern, dass das Lied eine ruhige Stimmung vermittelt (Schlaflied) CD mit Hbsp. 2: S. hören aufmerksam zu 6.Sinfonie,1. und erkennen die Melodie Satz (Ausschnitt) von Hbsp. 1 wieder von Tschajkowskij Klassenunterricht OHP, AB 1 (Noten mit Melodieteilen aus der 6. Sinfonie), Melodiebögen auf Folie OHP und Folie Partnerarbeit S. ordnen die Melodiebögen den entsprechenden Melodieteilen des Sinfonieausschnitts zu Frontalunterricht S. kontrollieren die Klassenunterricht Ergebnisse CD (Hbsp. 2) Ein S. zeigt den Melodieverlauf parallel zur Musik AB 2 (Noten der S. suchen die Partnerarbeit Gesangsstimme Melodiebögen bei der der Ballade), Ballade, vergleichen mit Foliendem Sinfonieausschnitt Melodiebögen und finden Unterschiede und Parallelen OHP, Folie mit S. tragen Ergebnisse vor: Klassenunterricht beiden Stücken, Die Stücke unterscheiden Melodiebögen sich in der Tönhöhe und minimal in der Melodie 4.) Literatur: Musik in der Grundschule. Ausgabe 3/02. Meinhard Ansohn: „John O’ Dreams: Von russischer Romantik zur irischen Ballade“. Braunschweig 2002, S. 26-32