anstatt kaltem Beton

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8703 Erlenbach ZH
Auflage 52 x jährlich 17'759
1080109 / 232.7 / 61'557 mm2 / Farben: 3
Seite 1
29.11.2007
Sihlbogen mit Holzwänden
anstatt kaltem Beton
Die Verantwortlichen des
Projekts «Sihlbo gen» sind
die Bücher gegangen
tig sind, um die hochgesteckten Ziele
im Klimaschutz zu erreichen, wurde
in den Vorträgen der verschiedenen
Referenten deutlich.
und präsentieren nun ein
Gratis-Abo für ÖV
noch ökologischeres
Projekt. Es ist in der
Nachdem das Verkehrskonzept der
Baumusterzentrale an der
Taistrasse zu besichtigen.
Marcus Weiss
Gedrängt voll war der Vortragssaal
der Baumuster-Centrale an der Talstrasse in Zürichs City, als die Referenten des Seminars «Bauen für die
2000-Watt-Gesellschaft» das Wort er-
griffen. linergiesparendes Bauen interessiert in einer Zeit, in der die Folgen des exzessiven Verbrauchs von
Ressourcen tagtäglich in Form von
Umweltkatastrophen sichtbar wer-
den. Die an der ETH Zürich entwickelte Vision, in den nächsten Jahr-
zehnten zu einer 2000-Watt-Gesellschaft zurückzukehren, in der jeder
und jede nur noch ein Drittel der heu-
Siedlung nochmals erläutert wurde,
das unter anderem vorsieht, allen
Haushalten des «Sihlbogens» ein
Gratis-Abonnement für den öffentlichen Verkehr zur Verfügung zu stel-
len und die Bewohner im Gegenzug
zu verpflichten, auf den Besitz eines
eigenen Autos zu verzichten, ergriff
Architekt Roberto Pelizzari von der
Planungsfirma Dachtler Partner Architekten das Wort. Zuerst ging er auf
den Gedanken der Nachhaltigkeit ein,
der das Bestreben beinhalte, die Bedürfnisse der heutigen Generationen
zu decken, ohne die Möglichkeiten
künftiger Generationen zu verbauen.
Es folgten die Kriterien, die tiachhaltiges Bauen erst möglich machen: «Je
grösser und kompakter ein Gebäude,
desto besser der Energiehaushalt»,
betonte Pelizzari und brachte damit
den wichtigsten Leitsatz der Archi-
tigen Energiemenge konsumiert, erfordert auch neue Bautechnologien.
Bereits heute sind im Wohnungsbau
tekten in diesem Bereich uf den
daher Lösungen gefragt, die sich vom
schaft der Sihl passten, ergebe sich
aus der industriellen Vergangenheit
des Ortes, erläuterte der Architekt.
Gewohnten abwenden und ganz andere Wege beschreiten. Dieser Herausforderung möchte sich auch die
Baugenossenschaft Zurlinden stellen.
Ihr Projekt Sihlbogen in Leimbach ist
als Pionierprojekt des nachhaltigen
Bauens gedacht, es wird aber wegen
der geplanten grossvolurnigen Bauweise von Teilen der Bevölkerung kri-
tisiert. Dass genau diese Massen nö-
Punkt. Dass solche grossvolumigen
Bauten auch in die sensible Flussiand-
«Die Gebäude verstehen sich als Reminiszenz an die grossmassstäblichen
Industriebauten der Vergangenheit»,
gab er zu verstehen und verwies dabei auch auf die erfolgreichen Projekte
Hürlimann-Areal und Sihlcity, denen
ähnliche Überlegungen zugrunde la-
gen, sowie auf die aktuelle Planung
für das Areal Manegg.
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«Graue Energie» vemeiden
Ein weiterer wichtiger Punkt beim
Einsparen von sogenannter «grauer
Energie», damit wird der Energiebedarf bezeichnet, der für Herstellung
und Entsorgung von Materialien anfällt, ist gemäss den Architekten die
Minimierung von Untergeschossflächen. Dies, weil solche mit einem
grossen Betonbedarf einhergehen,
besonders in Zonen von Grundwasser und in Flussnähe. Auch diesem
Aspekt werde im «Sihlbogen» Rechnung getragen, als Konsequenz daraus seien beispielsweise die Waschküchen und teilweise auch die Kellerabteile in den Erd- und Obergeschossen der Wohnhäuser eingeplant. Der
Verzicht auf eine Tiefgarage entlastet
gemäss dem Verkehrsplaner Stefan
Schneider voim Planungsbüro Jud zudem die Finanzen von Bauherrschaft
und Mietern,, schlägt doch der Bau
eines Tiefgaragenpiatzes im Grundwasser mit durchschnittlich 40000
Franken zu Buche.
Holz- ansteUe von Btonwänden
Die erstaunlichste Tatsache allerdings
zeigte sich erst in der Ausstellung zur
«2000-Watt-Gesellschaft» im Erdgeschoss, die den Seminarteilnehmern
im Anschluss an die Vorträge präsentiert wurde und die der Bevölkerung
nun zwei Monate lang offen steht: Ent-
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mann Blumer, dessen «Haus der Zukunft» bereits im Dezember 2001 in
der Architelkturzeitschrift «tec2 1»
vorgestellt v iird Die' so'genannte
«Top Wall», dlieflutl 'm Sihlbogen zur
Anwendung kommen soll, besteht aus
20 Zentimeter breiten und 10 Zentimeter dicken Bohlen aus massivem
einheimischen Nadelhol2. Diese Boh-
len werden industriell vorgefertigt
und auf der Baustelle mit Nut und Feder verbunden. Nur die Zwischende-
cken in den Gebäuden werden weiterhin aus Beton bestehen. Dies mag
angesichts der zu tragenden Lasten
erstaUnen, doch haben Versuche an
der. Berner Fachhochschule «Architektur, Holz und Bau» ergeben, dass
solche Konstruktionen die 5-fachen
Stabilitätswerte einer konventionellen
Backsteinwand aufweisen. «Knack-
punkte waren nur noch die Verbindungen zwischen den Wänden und
den Betondecken, doch auch diese
Schwierigkeiten konnten wir nun lösen», erklärte der Architekt Oliver
Strebel vor der aufgebauten Modellwand.
Mit Blick auf ein am Boden liegen-
des Stück Vorhängefassade ergänzte
er, dass das modifizierte Aussehen der
Fassade, das sich aus dem Verzicht
auf Betonwände ergebe, der Bevölke-
rung bald mittels eines Turms mit
Fassadenbeispielen kommuniziert
werde. )berraschungen wie bei der
gegen der ursprünglichen Planung
werden die Wände der siebengeschossigen Wohnbauten nun aus einer Holzkonstruktion bestehen, was
einer weiteren Schonung der Res-
prägten, sollten also ausgeschlossen
sein.
sourcen dient. Das neue Konzept basiert auf einer Erfin1ung des appen-
Ausstellung in der Baumuster-Centrale
Zurich, Taistrasse 9, offen Mo—Fr 10-
zellischen Ökohaus-Pioniers Her-
Siedlung Vista Verde, bei der statt der
erwarteten weissen Fassade plötzlich
dunkelgraue Schieferpiatten das Bild
18.30h, Sa 9—13 Uhr, noch bis 12.1.2008.
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Auf einfache Art Energie sparen: Anstatt Beton soli. beim «Sihlbogen»
BiId:Is.
einheimisches Nadelholz als Wände dienen.
Ein Teil des Planungsteams von Dachtt.er Partner Architekten: Michael
Wili, Micha 'Vogt, Lukas Scheck (Projektleiter Sihlbogen bei Dachtler)
BiId:mw.
und Oliver Strebe (v.l.).
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