Steile Hänge, malerische Dörfer, klirrende Winter und warme

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architekturalpin
die schotten dicht
macht die „Zwillingshütte“
auf der Witterungsseite. Das
Holzdach legt sich hier wie
ein schützendes Schild über
die Bruchsteinmauern, nur
wenige gezielt gesetzte Durch­
brüche gewähren Ausblicke
auf die Schneelandschaft
Der Berg ruft!
Steile Hänge, malerische Dörfer, klirrende Winter und warme Stuben, die
schon von außen ein heißes Thema sind. Denn alpines Bauen steht mehr denn
je im Spannungsfeld zwischen ländlicher Tradition und Fortschritt. Bereits der
österreichische Stararchitekt Adolf Loos versuchte mit seinem Diktum „Baue
nicht malerisch, überlasse diese Wirkung den Mauern, den Bergen und der
Sonne! “ einen Verbindungsweg zu finden. Allgemeingültige Regeln
gibt es aber bis heute nicht. Dafür immer mehr schöne Häuser,
die extremen Höhen- und Wetterlagen trotzen
Text astrid höretzeder fotos NILS PETTER DALE, Sigurgeir Sigurjónsson, CHRISTOPH ASCHER, CRISTOBAL PALMA,
PHILIP LUTZ, ANDREAS FUHRIMANN, GABRIELLE HÄCHLER, ALBRECHT SCHNABEL, BEAT BÜHLER, THOMAS JANTSCHER
118 H.O.M.E.
H.O.M.E. 119
architekturalpin
lass die sonne rein!
Auf der wettergeschützten Seite des
Doppelhauses öffnet sich die Fassade mit
großzügigen Verglasungen, um möglichst
viel Sonnenlicht und Wärme einzufangen
umweltfreundlich
Für den Bau wurde verwendet, was sein Umfeld zu bieten hatte:
unbehandeltes Zedernholz, das mit der Zeit natürlich verwittert,
für die Fassade, alte Basaltstützen für die Pflasterung der Wege und
Erdwärme für die Energieversorgung im Innenraum
das ferienhaus mit recyclingeffekt
Architekt: Studio Granda, www.studiogranda.is Ort: Hofsós,
Island Gebirge: Barnadalsfjall Erbaut: 2007
schneegarten
Die zwei Hütten sind rund um
einen geschützten Innenhof,
den Schneegarten, arrangiert.
Auch hier wurde der Eingriff
in die Natur minimiert, die
riesigen Felsbrocken vor
Ort sind in das Gesamt­
ensemble integriert
wind- und wetterfest:
die zwillingshütte
Architekt: Jarmund/Vigsnæs Architek­
ten, www.jva.no Ort: Ringebu, Norwe­
gen Gebirge: Storfjellet Erbaut: 2006
Auf einer Felsbank inmitten unberührter
Natur liegt diese idyllische „Zwillingsberghütte“ der norwegischen Architekten
Jarmund/Vigsnæs. Hier kann man fern
vom Alltagstrubel die Seele baumeln
lassen und den fantastischen Ausblick
auf das Gudbrandstal und weiter über
das ganze Fylke Oppland, das wohl
bekannteste norwegische Skigebiet nahe
Lillehammer, genießen. Die zwei Häuser
schmiegen sich an einen Bergrücken,
als würden sie Zuflucht vor den starken Winden und Schneeverwehungen
suchen. Fast wehrhaft zeigt sich das
Gebäudeensemble zur exponierten Wetterseite hin. Hier lehnt sich ein riesiges
Holzdach wie ein schützendes Schild
weit über die massiven Steinmauern, die
nur an wenigen Stellen durchbrochen
sind, um fokussiert Ein- und Ausblicke
zu gewähren. Leicht und transparent
wirkt es dagegen im windgeschützten,
zentralen Innenhof – dem sogenannten
Schneegarten, um den sich alle Zimmer
entlang eines verglasten Erschließungsweges anordnen. Die Räume folgen der
abfallenden Kontur des Geländes, während das Dach seine Position beibehält.
Dadurch ergibt sich eine spannende
Abfolge an hierarchisch organisierten
höheren und niedrigeren Bereichen.
Trotz des massiven Erscheinungsbildes
der beiden Gebäude besteht ihre Grundstruktur doch aus einem zarten Holzskelett, das beidseitig mit Bruchstein und
naturbelassenen Holzpaneelen beplankt
wurde. Die kantigen, schroffen Formen
der „Zwillingshütte“ spiegeln perfekt den
Charakter ihres natürlichen Um­feldes
wider. Ein stimmungsvoller Ort, der
Beschaulichkeit verspricht.
Unweit des Polarkreises bettet sich das „Hof Haus“ in die atemberaubende isländische Landschaft des Skakafjördur-Fjord. Für
Studio Granda aus Reykjavík gebot die Abgeschiedenheit und
Unberührtheit des Ortes eine besondere Sensitivität im Entwurfs­
prozess. Leicht versetzt vom ehemaligen Anwesen positioniert
sich der Neubau auf einer kleinen Anhöhe, um das spektakuläre
Panorama bestmöglich einzufangen. Er besteht aus einer Reihe
überlappender, vor- und zurückspringender Zedernholzkörper,
die windgeschützte Außenräume ausbilden und in ihrer Form
den sanften Hügeln folgen. Schützend
legt sich eine artifiziell auf- und abgefaltete Landschaft aus Torf und Stein
um das Ensemble, die freie Zugänge zu
den Terrassen und zum Eingangsbereich gewährt. Stimmungsvoll inszeniert
sich das Innere: Alle Räume sind von
der umgebenden Landschaft erfüllt und
bewusst gesetzte Oberlichten orches­
trieren das Tageslicht immer wieder
neu. Fantasievoll recycelt finden sich
die Überreste des Altbestandes im Neubau wieder: Der Telegrafenmast wurde
zum Sonnenschutz umfunktioniert, die
Basaltstützen kehren als Pflasterung und
Steinboden wieder und der Grasteppich
gedeiht am Dach weiter. Dicke Betonwände, beheizte Steinböden und eine balancierte Befenste­rung, die viel Sonnenlicht
im Süden einfängt, sorgen kombiniert mit
einer Erdwärmeheizung auch an eisigen
Tagen für ein behagliches Raumklima. Alle
elektrischen Quellen wurden auf ein Minimum reduziert, der verbleibende Strom
wird aus reiner Wasserkraft gewonnen.
Ein Haus, das mit Ehrfurcht und Respekt
seine natürlichen Ressourcen nutzt, ohne
sie auszubeuten.
heimeliges
wohngefühl
Die Außenmaterialien
finden auch im
Innenbereich ihre
Fortsetzung: ein
Materialmix aus
kaltem Bruch­
stein und warmen
Holz­tönen, der
dennoch Gemüt­
lichkeit ausstrahlt
weit und frei
So präsentiert sich die hügelige
Landschaft im Norden Islands. Das
kleine Häuschen erscheint darin wie
Architektur gewordene Landschaft
120 H.O.M.E.
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architekturalpin
tektonisch gefaltet:
das visionäre holzhaus
Architekt: Plasma Studio,
www.plasmastudio.com Ort: Sexten,
Südtirol Gebirge: Sextner Sonnenuhr
Erbaut: 2008
Im historischen Dorfverband der Süd­
tiroler Alpengemeinde Sexten erntet das
futuristische „Cube Haus“ immer wieder
erstaunte Blicke. Seine Erfinder, das britisch-italienische Architektenteam Plasma
Studio, fanden in ihrem Design einen zeitgemäßen Ausdruck für Tradition, indem
sie die alpenländische Gebäudetypologie
zwar veränderten, das Haus aber in ein
vertrautes Kleid aus Holz hüllten und
eng mit dem landschaftlichen Kontext
verbanden. Die äußere Erscheinung des
Gebäudes resultiert aus seiner Hanglage,
der Dichte des Dorfgefüges und dem
gesetzlich limitierten Volumen. In den
Hang eingegraben erschließt es sich von
der Straßenseite über eine schmale Treppe, die hinter dem überdachten Parkplatz
zur Wohnebene im Obergeschoß führt.
Aufgrund der minimierten Geschoßfläche
musste der Erschließungsraum möglichst
platzsparend und effizient gestaltet werden. Küche, Ess- und Wohnraum ordnen
sich deshalb fließend um den zentralen
Erschließungskern, der in einem raumbegrenzenden Möbel auch Stauraum
und Ofen verbirgt. Die Schlafzimmer
im zweiten Stock sind ebenfalls über
kürzeste Wege miteinander verbunden.
Um die kleinen Innenräume optisch zu
vergrößern, öffneten die Architekten die
Fassade nach Süden hin zum herrlichen
Ausblick auf die Dolomiten und setzten
einen umlaufenden Terrassenbereich vor
die Wohnräume. Wie eine zweite Haut
legt sich eine Holzfassade über das
gesamte Volumen, um die großflächigen
Verglasungen und Balkone vor störenden
Einblicken von der Straße zu schützen.
Das „Cube Haus“ zeigt mutig, wie ein
sensibler Umgang mit Tradition nicht
immer mit Anpassung und Zurückhaltung
einhergehen muss.
harmonischer
kontrast
In der tra­
ditionellen
­Verwendung von
Holz finden im
Dorfkern von
Sexten alte und
neue Baukultur
zueinander
revolutionär
Die dynamische Form des Hauses
resultiert aus seinem landschaftlichen
Kontext, der Enge des Dorfes und der
Abstraktion konventioneller
Bauformen
ein hölzerner vorhang
legt sich beim „Cube Haus“ wie ein Mantel
um die äußere Hülle des Gebäudes. Dahinter
verbirgt sich eine vor Einblicken geschützte,
rund um den Wohnkern verlaufende Terrasse
122 H.O.M.E.
H.O.M.E. 123
architekturalpin
raue schale …
… weicher Kern. Die dunklen Faserzementplatten
verleihen dem kubischen Baukörper ein stein­artig
skulpturales Aussehen. Seine freundliche Seite
zeigt das Gebäude erst im Inneren, mit warmen
Farben und allseitigen Weitblicken
der bergzwerg
Architekt: Bechter Zaffignani Architek­
ten, www.bzzt.at Ort: Wörgl, Österreich
Gebirge: Hennersberg Erbaut: 2009
Das von den Vorarlberger Architekten
Bechter Zaffignani für ein kunstliebendes
Ehepaar kreierte Haus versteckt sich nahe
Wörgl mitten im Wald. Auf einer Hangkante erbaut, blickt es dennoch erhaben
über das ganze Inntal zu seinen Füßen.
Während sich der in an­thrazitfarbene
Faserzementtafeln gehüllte monolithische
Baukörper nach außen hin ungeschliffen, kantig und düster – ähnlich seinem
gebirgigen Umfeld – gibt, vermittelt sein
Inneres, das neutrale Grautöne mit warmem Braun für die Fußböden kombiniert,
eine helle und freundliche Atmosphäre.
­Raumhohe Verglasungen locken hier die
Natur direkt ins Wohnzimmer, wobei die
Umwelt selbst zu einem Teil des Wohn­
erlebnisses wird. Der nach außen hin
einfach und kompakt gestaltete Kubus
schafft durch geschickte Modellierung
fließende Übergänge zwischen Innen- und
Außenraum, ohne seinen klaren ­Charakter
zu verlieren. Ganz in Grasgrün sind die
vorgelagerten Loggien nach Westen
und Nordosten hin gehalten. Durch ein
differenziertes Spiel von geschlossenen
und offenen Elementen bilden sie einen
intimen und wettergeschützten Außenraum, der die schönsten Ausblicke ins
Tal festhält und dem dunklen Kubus von
innen heraus einen grünen, strahlenden
Schimmer verleiht. Auch in der Bauweise
wurde auf Naturverbundenheit geachtet.
Das ganze Gebäude ist als oa.sysHolzständerbau mit Brettstapel­decken
ausgeführt und eine Wärmepumpe sorgt
für eine ökologische Energieversorgung.
Ein zurückhaltendes Haus, das sich
durch seine raue, stein­artige Materialität
so perfekt in seine natürliche Umgebung
einfügt, dass es sich in der Dämmerung
darin fast ­auf­zulösen scheint.
versteckt
und geschützt
­inmitten des Waldes
und doch leichtfüßig
über dem Inntal
schwebend – ein per­
fekter Ort für Muße
und Erholung
es grünt so grün …
Boden, Wände und Decke, sogar die Sitzmöbel der Loggia
sind mit einem künstlichen Gras­teppich versehen. Die
­Uniformität des Raums lenkt den Blick auf das fantastische
Bergpanorama, das vom Guckfenster eingerahmt wird
124 H.O.M.E.
architekturalpin
Eine vertraute Silhouette
zeichnet das Landhaus in der Ferne, erst bei
näherer Betrachtung zeigt es seine ­modernen
Facetten. An heißen Tagen kann man von
der Veranda direkt einen Sprung in den
groß­zügigen Swimmingpool wagen, der den
­markanten Abschluss der sonst schlicht
gehaltenen Außenanlagen bildet
tradition mit
energie-mehrwert
Architekt: Philip Lutz, www.philip­­lutz.at Ort: Allgäu, Deutschland
Gebirge: Hochgrat Erbaut: 2006
„Speziell in den Bergen besteht eine
Erwartung nach robusten und vertrauten
Konstruktionen, die man nicht enttäuschen sollte. Wenn sich dann im Detail
etwas Modernes zeigt, kann es in einen
Dialog mit dem vertrauten Bild treten,
dieses weiterentwickeln“, unterstreicht
der Vorarlberger Architekt Philip Lutz die
Bedeutung traditionsbewussten Bauens
im alpinen Raum. Beim Entwurf des Landhauses im Allgäu sollten laut Bauvorschrift
Lage und Volumen des Neubaus exakt
dem Umriss des bislang bestehenden
Bauernhauses entsprechen. Der Architekt
gut durchdacht
Die überdachte vorgelagerte
­Terrasse verhindert eine Über­
hitzung des verglasten Wohn­
bereichs und bietet auch bei Regen
einen geschützten Wohnfreiraum
126 H.O.M.E.
erhielt den traditionellen Charme des
Bauernhauses, verlieh dem Gebäude
aber dennoch ein ganz neues Aussehen,
indem er die Grundform reduzierte, auf
Dachvorsprünge verzichtete und es in
einen „Holzmantel“ aus sägerauen Tannenbrettern hüllte. Teils transparent, teils
geschlossen ermöglicht er immer neue
Wahrnehmungsbilder und Blickwinkel. Die
Wohnebene macht sich komplett verglast
als markanter Negativraum im Volumen
sichtbar. Der fließende Innenraum, der
Essen, Kochen und Wohnen vereint,
öffnet sich allseitig zum Alpenpanorama,
Wohn- und Naturerlebnis verschmelzen
miteinander. Direkt über der Wohnebene
finden die Schlafräume der Eltern und
ihrer zwei Kinder, die jeweils über ein
großes Zimmer mit Bad und kleiner Terrasse verfügen, ihren Platz. Die kühleren,
entlang der Hangkante angeordneten
flieSSend
geht der Wohn- in den
Küchen- und Essbereich
über. Das Voralpenpano­rama ist dabei stets
spür- und erlebbar
Räume werden als Büro-, Medien- und
Kreativräume genützt. Viel Privatsphäre
bietet die Einliegerwohnung im Dachraum mit windgeschütztem Balkon nach
Osten. Das Allgäuer Landhaus fügt sich
nicht nur harmonisch in die Landschaft,
es nutzt auch optimal seine naturgegebenen Ressourcen. Die ganze Südseite
des Dachs ist mit Solar­zellen gespickt,
die Pufferspeicher und Schwimmbad
versorgen, während Fotovoltaikelemente
das regionale Stromnetz und die Wärme­
pumpe speisen. Innovativ: der riesige
Massenspeicher unter der Bodenplatte,
der durch Erdkollektoren erschlossene
überschüssige Energie im Sommer aufnimmt, um diese an kalten Tagen wieder
an die Wärmepumpe abzugeben.
Ein zukunftsweisendes Haus, das ­seinem
natürlichen Umfeld mehr zurückgibt, als
es ihm abverlangt.
architekturalpin
einen musealen
charakter
vermittelt der zweige­
schoßige Wohnraum
durch die geschickte
Inszenierung von Holz
und Beton, die span­
nende räumliche Ver­
schränkung mit dem
Obergeschoß und das
geheimnisvolle Spiel
von Licht und Schatten
der freie blick Durch die weit herausragende Beton­platte
verschwinden die unterhalb des Wohnhauses liegenden Nach­
bargebäude im Wohnraum aus dem Blickfeld. Dadurch wird
die Bergwelt im Inneren besser spür- und erlebbar
eine expressive skulptur
aus holz & beton
Architekt: AFGH Architekten, www.afgh.ch Ort: Engelberg,
Schweiz Gebirge: Titlis Erbaut: 2009
An einer einzigen Kante scheint sich das kristalline Wohnhaus in
der Zentralschweiz an den steilen Hang zu docken, eine vorkragende Betonplatte lehnt sich waghalsig über den Abgrund. Kalter
Beton trifft auf warmes Holz, scharfe Kanten auf asymmetrische
Linien. Die Schweizer afgh Architekten lieben das Spiel der
Kontraste, das sie in diesem Entwurf auf die Spitze treiben. Das
als Elementbau vorfabrizierte polygonale Holzhaus wurde im
Spannungsfeld von Tradition und Moderne entwickelt, wobei die
ausladende Terrasse mit ihren kräftigen Betonunterzügen an die
Moderne anknüpft, während die raue, bewegte Oberfläche der
Holzschalung, die an alte Holzschuppen erinnert, klassischen mit
modernem Holzbau verbindet. Von der Auskragung geschützt,
betritt man das Gebäude im Untergeschoß, das den Sockel des
Hauses mit eigenem Wellnessbereich bildet. Von dieser Basis
schraubt sich eine spiralförmige Treppenskulptur aus Beton über
alle drei Geschoße hinauf ans Tageslicht, das durch ein großes
Oberlicht im Dach fällt. Den spektakulären Kern bildet der Wohnraum. Tektonisch gefaltete Wände und Decken aus Holz oder
Beton, wechselnde Lichtstimmungen und Perspektiven verleihen dem zweigeschoßigen Raum einen mystischen ­Charakter.
Zusätzlich dramatisiert wird die Überhöhung durch einen raumhohen Betonkamin und eine offene Galerie, die Wohn- und
Schlaf­ebene optisch miteinander verbindet. Der weit vorspringende ­Balkon vergrößert den Wohnbereich in den Außenraum und
fokussiert den Ausblick auf das beeindruckende Bergpanorama.
Ungeschliffen, rau und kantig: Architektur wie aus dem
Berg gemeißelt!
reminiszenzen
Die massiven Betonunterzüge
erinnern an die klassische
Moderne, die ungleichmäßige
Stulpschalung aus sägerauem Holz interpretiert
die althergebrachte
ländliche Bauweise
AEG ProClean Geschirrspüler echte Platzwunder -
Neue Sprühtechnik, flexibles Ablagesystem und 10 l mehr Volumen
Foto: Miele
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Tellerhalter und Tassenablagen für
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architekturalpin
monolithisch
Im Gegensatz zum ­gängigen Bild
der archaisch-organi­schen
­Lehmarchitektur gelang es dem Archi­
tekten-Künstler-Team hier, diesem
Material eine scharfkantige, klare
­Formensprache zu verleihen
zurück zum ursprung: das lehmhaus
Architekt: Planungsgemeinschaft Roger Boltshauser und
Martin Rauch, www.boltshauser.info, www.lehmtonerde.at
Ort: Schlins, Österreich Gebirge: Nordhang des Walgaus
Erbaut: 2008
„Lehm ist kein Baumaterial, sondern eine Weltanschauung und
seine Zauberkraft wird immer dann beschworen, wenn die Not
groß ist“, meinte der österreichische Architekt Josef Frank einmal.
Heute lässt eher die ökologische Krise den Ruf nach dem wohl
umweltfreundlichsten Baumaterial unserer Zeit wieder laut werden. Im Vorarlberger Schlins verwirklichte der Künstler und Lehmbaumeister Martin Rauch in Zusammenarbeit mit den Schweizer
Boltshauser Architekten seinen ganz persönlichen Wohntraum
– ein Stampflehmhaus aus rein ökologischen Materialien. In bauliche Substanz wurde umgesetzt, was das Grundstück selbst zu
bieten hatte: Unmengen an Erdaushub, der zuerst gesiebt und
dann zur Weiterverarbeitung sortiert wurde, um später als Wand,
Boden, Ofen, Waschbecken, Drainage oder Decke zurückzukehren. Mit den eigenen Händen wurde daraufhin gestampft,
gepresst, gebrannt und gegossen. „Die Bauzeit war am schönsten. Der Prozess, wie das Haus einzig und allein in Handarbeit
förmlich aus der Erde herausgedrückt
wurde, war faszinierend“, erzählt das Ehepaar Rauch in einem Interview. Die Gestalt
des Gebäudes resultiert aus der steilen
Südhanglage der schmalen Parzelle und
ihrem landschaftlichen Kontext. Einzig
durch zwei Einkerbungen durchbrochen,
verkeilt sich der monolithische Block
nach hinten optisch mit dem Steilhang
und bildet zum Tal hin eine einladende
Geste aus. Der Lehmbau erschließt sich
in einem offenen Raumfluss, wobei sich
seine Materialität unterirdisch noch rau
und grobporig manifestiert, um über der
Erde eine immer feinere, geschliffenere
Erscheinung anzunehmen. Ein echtes
Erlebnis stellt auch der mystisch anmutende ovale Treppenturm dar, der von einer
Lehmkuppel gekrönt wird. Darin sind kleine Glasbausteine eingelassen, die an den
grobkörnigen Wänden ein faszinierendes
Spiel von Licht und Schatten inszenieren.
Der große Küchen- und Essbereich dient
spürbare materialität
Zwischen den Lehmschichten einge­lassene
schmale Ziegel­leisten unterstreichen die
Horizontalität des Gebäudes und verstärken
durch das mannigfaltige Licht- und
Schattenspiel der unterschiedlichen
Texturen seine haptische Wirkung
130 H.O.M.E.
als Kern des Erdgeschoßes. Von hier
gelangt man sowohl auf die in den Hang
eingeschnittene Terrasse, auf den Balkon
mit seinem einzigartigen Landschaftspanorama, ins zweigeschoßige Atelier
im Norden als auch in den leicht niveauversetzten Wohnraum. Im Obergeschoß
reihen sich Schlaf-, Arbeits- und Sanitärräume fließend aneinander. Auch das
Energiekonzept nützt die von der Natur
zur Verfügung gestellten Quellen. Der
800-Liter-Warmwasser- und 200-LiterBrauchwasser-Speicher wird von Solar­
kollektoren gespeist und die Pellets-,
­Zentral- und Wandheizung, der Kamin und
die Feuerstelle sorgen für ein wohnliches
Raumklima selbst an frostigen Tagen.
Das Lehmhaus in Schlins zeigt auf, wie
man aus der rohen Kraft der Erde mit
guter handwerklicher Qualität, menschlichem Erfindungsgeist und Know-how
beeindruckende zeitgemäße Architektur
schaffen kann.
sakral
wirkt der von einer
Glassteinkuppel
belichtete ovale
Treppenturm. Darin
schweben die zarten
geschliffenen Lehm­
stufen förmlich dem
Licht entgegen
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