Modernisieren: Gesamterneuerung oder neubau?

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Bestehende Gebäude: Unterhalt, Sanierung, Ertüchtigung, Erneuerung, Modernisierung, Ersatz
Modernisieren: Gesamterneuerung oder Neubau?
Wie man gute Gebäude neu baut und ausrüstet, das wissen wir heute. Die Herausforderung der Gegenwart ist
der Gebäude­bestand: wie soll er innert nützlicher Frist zukunftstauglich gemacht werden?
Peter Warthmann
Wegen zu geringer Investitionen
für die Erneuerung bestehender
Gebäude erleiden diese einen
schleichenden Wertzerfall, und
das erkannte Potenzial zur Stei­
gerung der Energieeffizienz im
Gebäudebereich kann nicht aus­
geschöpft werden.
Wieso wird nicht mehr investiert
in Gebäudeerneuerungen? Mass­
nahmen zur Energieeffizienz­
steigerung sind bei den heutigen
Energiepreisen selten schon
«wirtschaftlich». Wir wissen
zwar, dass die Energiepreise stei­
gen werden. Aber niemand weiss,
wann genau, wie konstant und
wie rasant.
Bei gleichbleibenden Energie­
preisen würden die wenigsten
Erneuerungsmassnahmen finan­
ziell rentieren. Man kann Teil­
massnahmen miteinander ver­
gleichen, indem man die spezi­
fischen
Investitionskosten
berechnet pro jährlich eingespar­
te Kilowattstunde Energie (Fr./
–1 kWh/a). Zusätzlich kann man
mit der Lebensdauer des erneu­
erten Bauteils multiplizieren, das
ergibt dann Investitionskosten
pro über die Jahre eingesparte
Kilowattstunde Energie (Fr./
kWh). Diese Zahlen sind dann
eben oft ernüchternd, wenn man
mit den aktuellen Energiepreisen
vergleicht. Aber sie sind beim
Abklären von mehreren mögli­
chen Massnahmen immerhin
hilfreich beim Setzen von Priori­
täten.
Trotz nicht gegebener kurzfristi­
ger Wirtschaftlichkeit bezüglich
Energiekosten gibt es gute Grün­
de, in ein bestehendes Gebäude
zu investieren. Nämlich, wenn
ein gesteigerter Nutzen erreicht
werden kann.
Mit einer Nutzungsstrategie, die
klare Vorteile bringt für Eigentü­
mer und Nutzer, fällt der Ent­
scheid für eine Gebäudemoder­
nisierung leichter. Entsprechen­
de Nutzungsüberlegungen und
damit Gründe für eine Moderni­
sierung können sein:
•• Behaglichkeit/Komfort
•• andere Raumbedürfnisse
•• Generationenhaus
•• alt werden im Haus
•• Energieeffizienz/Klimaschutz
•• Liegenschaftswert erhalten
•• Sinnvolle Kapitalanlage
•• Vermietbarkeit
•• Fördergelder
Künftige Energiekosteneinspa­
rungen sind im Moment ein an­
genehmer Nebeneffekt und be­
ruhigen bei Gedanken an die Zu­
kunft.
Gebäudemodernisierung
nur mit Gesamtkonzept
Wirklich elegante und raffinierte
Wärmetechnik ist nur in einem
gut gedämmten Gebäude mög­
lich. Deshalb erfolgt vor der Er­
neuerung des Heizsystems im
Idealfall eine energetische Gebäu­
demodernisierung. Das Aussehen
eines Gebäudes wird dadurch in
der Regel stark verändert.
Da die Gebäudehülle, im Gegen­
satz zur Heizungsmodernisie­
rung, mehrere Arbeitsgattungen
umfasst, steigen die Kosten und
die Komplexität einer Gebäude­
hüllenmodernisierung um ein
Vielfaches.
Um Fehlinvestitionen auszu­
schliessen, ist ein umfassendes
und fundiertes Modernisierungs­
konzept von entscheidender Be­
deutung. Das Modernisierungs­
konzept besteht aus:
•• Analyse von Gebäude und Ge­
bäudetechnik: Zustand, verblei­
bende Lebensdauern, bestehen­
de Probleme und spezielle
Randbedingungen
•• Nutzungsstrategie festlegen
(siehe oben, z. B. Anbau/Auf­
stockung)
•• Beschrieb der vorgesehenen
Massnahmen
4 HK-Gebäudetechnik 3-10
Beispiel Modernisierung: Wohnhaus in Rupperswil, Gebäudemodernisierung in Etappen über 7 Jahre. (Fotos: Setz Architektur)
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Beispiel Ersatzneubau: Wohnhaus in Staufen. Das alte Haus wurde abgerissen. Auf dem bestehenden Kellergeschoss wurde ein neues Minergie-Haus
erstellt. (Fotos: Setz Architektur)
•• Haustechnik-Konzept mit Skiz-
zen
•• wichtige Detailskizzen
•• erste Hinweise für Ausführung
•• verschiedene Varianten: Teil­
erneuerung, Gesamtmodernisierung, Ersatzneubau
•• Reihenfolge der Massnahmen
•• möglich Etappierung
•• detaillierter Kostenvoranschlag
für Gebäudehülle, Gebäudetechnik, Innenausbauten,
Raum­ergänzungen
•• Wirtschaftlichkeitsüberlegungen
•• Finanzierungsmöglichkeiten
(Förderbeiträge, Steueroptimierung)
Das Modernisierungskonzept
bewahrt die Bauherrschaft vor
Fehlentscheidungen, Fehlinvestitionen und dem Verpassen von
Fördergeldern.
Es lohnt sich, das Gesamtkonzept von Fachleuten erstellen zu
lassen und diese auch für die folgende Ausführungsplanung beizuziehen. So können wichtige
Ausführungsdetails korrekt festgelegt werden und etwa bauphysikalische Probleme (Kondensat,
Schimmel) zuverlässig vermieden werden.
Gesamterneuerung oder
Ersatzneubau?
Heute wissen wir, wie man gute
Gebäude neu baut und ausrüstet.
Mit einer Modernisierung eines
bestehenden Gebäudes bleiben
immer gewisse Nachteile, wenn
man mit einem modernen Neubau vergleicht.
Deshalb muss in einem sehr frühen Zeitpunkt der Planung von
Erneurungsmassnahmen auch
die Variante «Ersatzneubau» seriös abgeklärt werden, sodass
sich der Bauherr anschliessend
bei klarer Faktenlage gegen oder
für einen Neubau entscheiden
kann.
Ein Neubau kann im Vergleich
zu einem modernisierten Altbau
unter anderem folgende Mehrleistungen bieten:
•• tieferer Energieverbrauch
•• höherer Komfort
•• modernes Raumkonzept ohne
Einschränkungen
•• alle Gebäudeteile, Leitungssysteme und Apparate sind neu
(100% Lebensdauer)
•• bessere Erdbebensicherheit
•• dichteres Kellergeschoss: keine
Feuchte- oder Radon-Probleme
Diese Vorteile müssen den allfälligen Mehrkosten für den Neubau gegenübergestellt werden.
Erschwerend für die Variante
Neubau kann je nach Situation
die Notwendigkeit einer Ersatzwohnung für einige Monate sein.
Das ergibt auch entsprechende
Zusatzkosten für die Variante Ersatzneubau, neben Kosten für
Abbruch und Entsorgung, höheren Baugebühren usw.
Der Entscheid für einen Ersatzneubau kann aus verschiedenen
Gründen schwerfallen (bereits
getätigte Investitionen, Erinne-
rungen). Oder wegen der schwierigen Frage: welcher Zeithorizont ist im konkreten Fall sinnvoll für solche Überlegungen?
Der Entscheid gegen den Ersatzneubau sollte aber erst nach genügender Abklärung und ganz
bewusst gefällt werden.
Komplexe Aufgabe
Die baulichen, technischen, finanziellen und oft auch rechtlichen Randbedingungen sind bei
jedem bestehenden Gebäude unterschiedlich. Ein Gebäude selber ist auch schon komplex.
Umso mehr gilt: keine Gebäudemodernisierung ohne Gesamt-
konzept, erstellt durch erfahrene
Fachleute!
Die vielen, teilweise noch ungeordneten Stichworte auf Seite 6
verstärken den Eindruck: Eine
Gesamterneuerung betrifft viele
Bereiche und Details . . .
Auf unserer Website findet man
nützliche Internetadressen zum
Thema «Gebäudemodernisierung»:
www.hk-gebaeudetechnik.ch
> Dossiers.
n
Verwendete Quelle:
www.modernisieren.ch
Gebäude erneuern – Energieverbrauch
halbieren
• Gebäudeerneuerung umfassend planen, mit Gesamtkonzept
• Erhebung des Energieverbrauchs (Heizung, Warmwasser, Elektrizität)
• Realisierung auch in mehreren Etappen möglich
• Fenster:
– Gute Verglasung mit Ug-Wert von 0.7 W/m² K oder besser wählen
–E
in geringer Rahmenanteil verbessert den Wärmeschutz
– Leibungen und Rollladenkästen dämmen und abdichten
• Empfohlene Dämmstärke für die Aussenwanddämmung: mind.
16–20 cm
• Wärmebrücken beachten
• Estrichbodendämmung: kostengünstige Massnahme mit hohem
Nutzen
• Empfohlene Dämmstärke für den Estrichboden 14–20 cm
• Empfohlene Dämmstärke für Schräg- und Flachdächer mind. 20 cm
• Dacherneuerung für den Einbau einer Solaranlage nutzen
(Quelle: www.bau-schlau.ch)
3-10 HK-Gebäudetechnik 5
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