Lehrveranstaltung: Jugendkulturen und Jugendbewegungen © Universal Music Bernhard Heinzlmaier © Universal Music © Universal Music Institut für Jugendkulturforschung, Alserbachstraße 18/7. OG, 1090 Wien Medialer Wandel: Fernsehprogramm 10. April 1962 • Es gibt einen TV-Kanal • Sendebeginn unter der Woche: 19 Uhr 30; Sendeschluss: 22 Uhr Hauptabendprogramm ist ein „deutsches Fernsehspiel“ Fernsehspiel = Hörspiel im Form eines Theaters, das für die Wiedergabe im TV bestimmt ist. Das Paradies von Pont L´Eveque (Johannes Hendrich) "Zugluft pfeift durch jede Ritze diesen hier reisst es vom Sitze. Jener aber macht ihm klar, dass das gar nicht nötig war. TESA-Moll ins Fenster kleben und behaglich weiterleben." (Kurzfilmmosaik) • • • • Wandel Kommunikation: Sprachgebrauch April 1962 • Austria Wien stellt einen neuen Stürmer vor: Jacare kommt aus Brasilien • Der dunkelhäutige Brasilianer wird in verschiedenen Zeitungsartikel ohne Scheu als „Neger“ bezeichnet. • Heute wird in sprach- und kulturwissenschaftlichen Aufsätzen das Wort selbst dann nicht mehr verwendet, wenn es lediglich Gegenstand der wissenschaftlichen Reflexion ist. Um es zu vermeiden, verwendet man den Platzhalter „das N-Wort“. Einführung in das soziologische Denken Was ist Aufklärung? „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung einer anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ei so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen, dennoch gern zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen.“ Immanuel Kant (* 22. April 1724 in Königsberg, Preußen; † 12. Februar 1804 ebenda) war ein deutscher Philosoph der Aufklärung. Kritische und aufklärende Funktion der Soziologie „Die erste Stufe der Weisheit in der Soziologie ist, dass die Dinge nicht sind, was sie scheinen“ Peter Ludwig Berger (* 17. März 1929 in Wien) ist ein US-amerikanischer Soziologe. Alltagswissen und Alltagsverständnis „Herr Schmidt ist ja Alkoholiker, die 12jährige Tina flirtet mit einem Punker, was offensichtlich in der Familie liegt, denn die Mutter hat ja seinerzeit auch schon früh angefangen. Der Hausmeister hat eine unsoziale Einstellung, weil er die Kinder nicht im Rasen spielen lässt. Für Frau Schmidt ist die die Ehe sicher eine einzige Tortur, denn man weiß ja, dass Alkoholiker sehr labil sind, sich nicht beherrschen können und sich so ihr Schicksaal selber zuzuschreiben haben. Man weiß auch, dass bei Frühreifen die Triebhaftigkeit im Blut liegt, was man durch geeignete Erziehungsmaßnahmen sicherlich in den Griff bekommen kann. Und der Hausmeister mag keine Kinder. Er ist ja schließlich im ganzen Viertel als Kinderschreck bekannt.“ Hans Peter Henecka, auch HP Henecka, (* 3. April 1941 in Karlsruhe) ist ein deutscher Soziologe. Aus der Perspektive der Soziologie betrachtet „Alkoholismus ist weniger ein individuelles als ein gesellschaftliches Problem, insofern er besonders häufig in Gesellschaften vorkommt, die den Alkoholkonsum als Zeichen der Männlichkeit und Lebensfreude ansehen oder auch als Seelentröster und Konfliktlöser empfehlen.“ Persönlichkeitseigenschaften und bestimmte Ausdrucksformen des Protests (z.B. Aggression), bilden sich eigentlich erst im Anschluss an ganz bestimmte Erfahrungen und Erlebnisse im zwischenmenschlichen Beziehungsfeldern. Der unsoziale Hausmeister könnte auch nur Symbol und Folge von einer mangelhafte Wohnungspolitik für Familien oder kinderfeindliche Leitbilder von Architekten, Baugesellschaften und Raumplanern sein. Hans Peter Henecka, auch HP Henecka, (* 3. April 1941 in Karlsruhe) ist ein deutscher Soziologe. Das „Wesen“ der Soziologie „Während aber der Philosoph nach dem „Wesen“ des Menschen fragt, der Theologe den Menschen im Zusammenhang mit einem letzten Prinzip (Gott) zu verstehen versucht oder der Psychologe sich auf die Bewusstseinsstrukturen des Menschen konzentriert, interessiert sich der Soziologe für das „Zwischenmenschliche“, für das soziale Beziehungsgefüge und wechselseitige Orientierungsmuster, das ganz verschiedene Individuen ziel- und zweckgerichtet miteinander handeln lässt.“ Hans Peter Henecka, auch HP Henecka, (* 3. April 1941 in Karlsruhe) ist ein deutscher Soziologe. Strukturen soziologischen Denkens und Forschens Soziologie ist die Wissenschaft vom sozialen Handeln und zwischenmenschlichen Verhalten Soziologie ist die Wissenschaft von den sozialen Institutionen und Organisationen Soziologie ist die Wissenschaft von der Gesamtgesellschaft und deren Stabilität und Wandel Soziologie ist die Wissenschaft von den Ideen über die Gesellschaft und der Sozialkritik Hans Peter Henecka, auch HP Henecka, (* 3. April 1941 in Karlsruhe) ist ein deutscher Soziologe. Austauschprozesse des „sozialen Wesens“ Mensch Mesoebene: Einfluss von sozialen Organisationen (Kirche, Parteien, Verbände) Makroebene: Einfluss der Gesellschaft und der Kultur (Milieus, Klassen, Schichten) Mikroebene: Einfluss von Kleingruppen (Peer Group, Familie etc.) Mensch als soziales Wesen Hans Peter Henecka, auch HP Henecka, (* 3. April 1941 in Karlsruhe) ist ein deutscher Soziologe. Metaebene: Einfluss von Gesellschaft und Kultur konstituierende Ideen (Liberalismus, Sozialismus) Strukturen Soziologischen Denkens und Forschens Mikrosoziologie: Grundbedingungen und Grundformen sozialen Handelns und Verhaltens; Aneignung und Auseinandersetzung des Individuums mit Kultur, gesellschaftlichen Rollen und Normen (Behaviorismus, Verstehende Soziologie) Mesosoziologie: Zweckorientierte und planmäßige Strukturen und Prozesse in Organisationen und informelle Dynamiken (Kirche, Parteien Verbände, Unternehmen) Makrosoziologie: Analyse großer sozialer Einheiten und umfassender sozialer Prozesse; Gesellschaftssysteme; Stände, Kasten, Klassen, Schichten, Milieus (z.B. marxistische Soziologie, Systemtheorie) Soziologische Meta-Ebene: Normen und Werte; ideologischer Überbau ( z.B. Wissenssoziologie) Hans Peter Henecka, auch HP Henecka, (* 3. April 1941 in Karlsruhe) ist ein deutscher Soziologe. Typen des sozialen Handelns Zweckrationales Handeln: Zweck des Handelns wird gegenüber den Mitteln vernunftmäßig abgewogen Wertrationales Handeln: Handeln wird von einem irrational gesetzten Wert bestimmt Affektuelles Handeln: Ziel und Verlauf des Handelns sind von Gefühlen und Stimmungen abhängig Traditionelles Handeln: Handeln beruht auf Gewohnheiten und irrationalen Überlieferungen Gesinnungs- und Verantwortungsethik. Orientierung am Ergebnis und dessen Verantwortbarkeit oder an Motiv und Absicht – Ziel ist gute Balance Maximilian Carl Emil Weber (* 21. April 1864 in Erfurt; † 14. Juni 1920 in München) war ein deutscher Soziologe, Jurist, National- und Sozialökonom. Margaret Mead: Sozialisation und Kulturrelativismus Was für natürlich gehalten wird, ist oft kulturelle Prägung, d.h. durch Sozialisation bestimmt Ethnologische Untersuchungen unter Stämmen auf Neuguinea: Tchambuli: Rollen von Mann und Frau vertauscht. Frauen sind aktiv, sachlich, planend und „herrisch“, ernähren die Familie; Männer: Kostüme, Malerei, Tanz, Gestaltung von Festlichkeiten Arapesh: Männer und Frauen haben sanfte Persönlichkeitsstruktur (altruistisch) Mundugumor: rücksichtslos, egoistisch, ehrgeizig, gewalttätig, aggressiv Grund: Unterschiedliche Sozialisation: Arapeh-Kinder erfahren freundliche, bejahende Umwelt, für die Kinder der Mundugur ist die Umwelt ein permanenter Kampfplatz Margaret Mead (* 16. Dezember 1901 in Philadelphia, Pennsylvania; † 15. November 1978 in New York) war eine US-amerikanische Ethnologin. Gemeinschaft und Gesellschaft Gemeinschaft: gefühlsmäßige Zusammengehörigkeit: Mitglieder einer Gemeinschaft sind füreinander da, bedeuten einander etwas, helfen einander in der Not. Ursprüngliche Form des menschlichen Zusammenlebens; kleine überschaubare Einheiten wie Familie, Nachbarschaft, Dorf Gesellschaft: Verbindung, um in egoistischer Absicht gewisse Ziele zu verfolgen, bestimmte Tauschinteressen möglichst vorteilhaft durchzusetzen. „Keiner wird für den anderen etwas tun oder leisten, keiner dem anderen etwas gönnen und geben wollen, es sei denn um einer Gegenleistung oder Gegengabe illen, welche er seinem Gegebenen wenigstens gleich achtet.“ Gesellschaft repräsentiert Lebensbedingungen in industriellen und postindustriellen Kontexten: Großstadt, Betriebe, Organisationen, moderner Staat Ferdinand Tönnies (* 26. Juli 1855 bei Oldenswort; † 9. April 1936 in Kiel) war Soziologe, Nationalökonom und Philosoph. Posttraditionale Formen der Vergemeinschaftung "Der individualisierte Mensch bevorzugt schwache Bindungen.“ •Individualistische Identität mit dem Eingehen „starke Bindungen“ häufig unvereinbar •Bindungslose Flexibilität (Richard Sennett) •Schwache Bindungen: Herausbildung von so genannten „Posttraditionellen Formen der Vergemeinschaftung“ •Vergemeinschaftung als ästhetisches Prinzip? Ronald Hitzler (* 4. März 1950 in Königsbronn in BadenWürttemberg) ist ein deutscher Soziologe. Ronald Hitzler, Thomas Bucher, Arne Niederbacher: Leben in Szenen. Formen jugendlicher Vergemeinschaftung heute. VS Verlag für Sozialwissenschaften (Wiesbaden) 2005. 2., aktualisierte Auflage. Jugendszenen als schwach gebundene Netzwerke Die Jugend bevorzugt schwache Bindungen • Individualismus mit starken Bindungen schwer zu vereinbaren • „Bindungslose Flexibilität“ (Sennett) • Posttraditionelle Formen der Vergemeinschaftung • Thematische Netzwerke mit kollektiver Form der Stilbildung • Geht es in den Szenen vor allem um Äußerlichkeiten? Ronald Hitzler (* 4. März 1950 in Königsbronn in BadenWürttemberg) ist ein deutscher Soziologe. Definition Jugendszenen Szenen sind thematisch fokussierte Netzwerke von Personen, die bestimmte materielle und/oder mentale Formen der kollektiven Stilisierung teilen und Gemeinsamkeiten an typischen Orten und zu typischen Zeiten interaktiv stilisieren und weiterentwickeln Ronald Hitzler (* 4. März 1950 in Königsbronn in BadenWürttemberg) ist ein deutscher Soziologe. Angesagte Jugendszenen Szenenlandschaft Österreichin Österreich: 2010 Jugendszenen in Österreich Welche der folgenden Szenen ist in Österreich gerade angesagt? Angaben in Prozent Fitness Beachvolleyball Fußball Com puterszene House Mountainbike HipHop Skateboard Ökos/Alternative Techno Snow board Metal/Rocker Em o-Szene Inline-Skater Krocha/Styler 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Jugendstudie „timescout“ Österreich 2010, n=900, Altersgruppe: 11 bis 29 Jahre Szenenlandschaft Österreich Jugendszenen in Österreich Welchen der folgenden Szenen fühlst Du Dich zugehörig? Angaben in Prozent Fitness Computerszene Fußball House Mountainbike Beachvolleyball Ökos/Alternative Snowboard HipHop Inline-Skater 0 5 10 15 20 25 Jugendstudie „timescout“ Österreich 2010, n=900, Altersgruppe: 11 bis 29 Jahre Szenenlandschaft Österreich Jugendszenen in Österreich Welchen der folgenden Szenen fühlst Du Dich zugehörig? Angaben in Prozent Weiblich Männlich Fitness Computerszene Fußball House Mountainbike Beachvolleyball Ökos/Alternative Snowboard HipHop Inline-Skater 0 5 10 15 20 25 30 Jugendstudie „timescout“ Österreich 2010, n=900, Altersgruppe: 11 bis 29 Jahre Tecktoniks: Neuer „Prolo-Stolz“ Style: Schirmkappen (Neonfarben ohne Logos; Van Dutch; Ed Hardy); Marken: Lacoste, Adidas (Schuhe), Dolce & Gabbana, Palitücher, De Puta Madre; T-ShirtAufdrucke: „cock of the year“, „italian boy; Solariumsbräune Sprachcode: „Kroch ma eine in die Schicht!“, „Bam oida“, „Patienten“ (Nachschichtgänger) Musik: Schranz (Tektonics distanzieren sich von Gabba-Techno); Tanzstil: Jumpstyle (http://www.youtube.com/watch?v=wlALUel5e6w, http://www.youtube.com/watch?v=TxQAgZIo-Ds) mehr auf youtube & www.krocha.at Die Hierarchien der Styler „Wenn man die Musik hört wird man einfach zu dem – zumindest war‘s bei mir so“. Millennium Club Culture „Von der Politik halten wir nicht viel: weil da geht ja gar nichts weiter ...“ Nachtwerk „Die Ausländer sind im Nachtwerk. Die nennen sich Styler.“ Die Emos: Teenager der Mittelschicht Dresscode: schwarz gefärbter Pony, Seitenscheitel, Röhrenjeans, enge T-Shirts, Schweißbänder, Buttons, Sportschuhe, dunkel geschminkte Augen, Nietengürtel. Farben: schwarz kombiniert mit rot und pink. Karomuster. Mix von niedlichen Dingen (z.B. Hello Kitty-Accessoirs) und Düsterem (Totenköpfe) Marken: Converse, Vans (Schuhe) Musikstil: „emotional Hardcore“ – Wechsel im Gesang (Clean und Schreien), im Tempo und der Lautstärke; melodiöse und komplizierte Gitarren-Riffs; emotionale Texte, in denen es um Liebe, Trauer, Verzweiflung aber auch oft andere Alltagsprobleme geht; weniger politisch als andere mit Punk assoziierte Genres. Acts: Sleepytime Tria, Senses Fail, boysetfire Der Mensch als des Menschen Wolf: „Why I am Leaving Goldman Sachs“ Die Diktatur der „äußeren Güter“ in der Warengesellschaft • Alasdair MacIntyre unterscheidet zwischen äußeren • • • • Gütern und inhärenten Gütern Man kann Schach spielen, um äußerliche Güter zu erreichen (Geld, Ansehen etc.) oder wegen Gütern, die aus dem Schachspiel selbst erwachsen (analytisches Geschick, strategische Vorstellungskraft etc.) Inhärente Güter sind nur zu erreichen, wenn es uns um die Sache selbst geht…. … und wenn wir uns in Gemeinschaften (nicht zweckrationale Interessensgemeinschaften) einordnen und uns den Gemeinschaftsmitgliedern gegenüber moralisch (ehrlich, gerecht) verhalten. Orientierung auf äußere Güter befördern Betrug und Korruption Alasdair MacIntyre (geb. 1929): Schottisch- amerikanischer Philosoph, Tugendethiker „Homo homini lupus“ „Und in jeder Gesellschaft, die nur äußere Güter kennt, wäre Konkurrenz das beherrschende und sogar ausschließliche Merkmal. Wir besitzen eine bestechende Schilderung einer solchen Gesellschaft in Hobbes´ Darstellung des Zustandes der Natur (…).“ (Alasdair MacIntyre: Der Verlust der Tugend) „Es ist unleugbar, daß Krieg der natürliche Zustand der Menschen war, bevor die Gesellschaft gebildet wurde, und zwar nicht einfach der Krieg, sondern der Krieg aller gegen alle.“ (Thomas Hobbes) Alasdair MacIntyre (geb. 1929): schottisch-amerikanischer Philosoph, Tugendethiker Thomas Hobbes (1588 – 1879): Philosoph und Staatstheoretiker Why I Am Leaving Goldman Sachs • Greg Smith, zwölf Jahre lang Geldhändler bei • • • • • Goldman Sachs veröffentlicht sein Kündigungsschreiben in der „New York Times“. Kunden heißen dort intern „Muppets“ – kauzig, weich und manipulierbar. Man rühmt sich intern, wer schlichten Gemütern Hochrisikoprodukte aufschatzt, wer den Kollegen an Ruchlosigkeit übertrifft. Firma spekuliert gegen die Produkte, die sie ihren Kunden empfiehlt. Smith beschreibt eine Firma, in der statt einer Kultur der Verantwortung nur noch kriminelle Energie honoriert wird. „How did we get here? The firm changed the way it thought about leadership. Leadership used to be about ideas, setting an example and doing the right thing. Today, if you make enough money for the firm (and are not currently an ax murderer) you will be promoted into a position of influence.“ Greg Smith is resigning today (March 14, 2012) as a Goldman Sachs executive director and head of the firm’s United States equity derivatives business in Europe, the Middle East and Africa. Die Jugend: Definition und ihr Einfluss auf die Geselslchaft Definition der Zielgruppe „Jugend“ „Die Jugendphase dehnt sich aus. Es gibt immer mehr Menschen, die von jugendkulturellen Stilistiken beeinflusst sind.“ • Die Jugendphase beginnt früher (Verschwinden der Kindheit) und endet immer später (Juvenilisierung / Infantilisierung der Gesellschaft). • Phasen: Frühe Jugend, Adoleszent, Postadoleszenz (Zeitspanne: 10 bis 35 Jahre) • Entstrukturierung der Jugendphase: Es gibt keine vorgegebenen Muster, keine Vorbilder mehr. Die (post-)moderne Jugend ist ein buntes Gemisch an Lebensentwürfen, Lebenswelten und Lebenslagen. Juvenilisierung der Alltagskultur „Die jungen Zielgruppen verfügen über die kulturelle (symbolische) Meinungsführerschaft “ • Präfigurative Kultur: „Die Wege, die uns in die • Gegenwart geführt haben, sind nicht mehr gangbar und werden nie mehr begehbar sein.“ In einer solchen Kultur lernen die Alten von den Jungen. Die Jungen kommt die Aufgabe zu, die Älteren bei der Hand nehmen und ihnen den Weg ins Unbekannte weisen. Margaret Mead (1901 – 1978), amerikanische Anthropologin und Ethnologin: Der Konflikt der Generationen. Jugend ohne Vorbild. Postmoderne: Jugend als eigenständige Existenzform • 1950er und 1960er Jahre: Integratives • • Paradigma (Eisenstadt) – Altershomogene Beziehungen als systemfunktionale Notwendigkeit 1960er bis 1980er Jahre: Paradigma der Gegenkultur (Cultural Studies) – Jugendliche machen sich in ihren Milieus nicht fit für den Einstieg sondern für den Ausstieg 1990er Jahre bis zur Gegenwart: Eigenständige Existenzform, die sich nicht gegen andere Existenzformen richtet – Langfristige Existenzform: jugendliche im Habitus und erwachsen im Geltungsanspruch Gerhard Schulze (* 1944): Deutscher Soziologe. Autor der „Erlebnisgesellschaft“ Das 40igste Lebensjahr: Grenzen der Juvenilität • Vierzigstes Lebensjahr als Grenzzone zwischen • • • • den Altersgruppen Werte der Jugendlichkeit: Erlebnishunger, Abwechslungsbedürfnis, Offenheit für unerwartete Situationen, Expressivität Kognitive Entwicklung: immer unausweichlicher wird die Erkenntnis, das die subjektive Zukunft kürzer sind wird, als die subjektive Vergangenheit Physiologische Entwicklung: Erscheinungsbild evidenter Jugendlichkeit geht verloren „Der Spielraum sozialer Definitionen von „jünger“ und „älter“ hat in den Jahren um die Lebensmitte eine Obergrenze. Es ist ein sozialhistorisch neues Faktum, dass dieser Spielraum tatsächlich bis zur Grenze ausgenutzt wird.“ (Erlebnisgesellschaft/ 371) Gerhard Schulze (* 1944): Deutscher Soziologe. Autor der „Erlebnisgesellschaft“ Die Weisheit des Alters – ein Irrtum? „Allgemein neigen Tiere zum kumulativen Lernen durch Erfahrung. Der alte Elephant ist der weiseste der Herde. Dieser Selektionsprozeß funktioniert beim Menschen nicht immer. Manchmal ist Weisheit in der Tat eine Eigenschaft des Alters, öfter jedoch ist dieses über das durchschnittliche Maß hinaus voll von Aberglauben, falschen Vorstellungen und unvernünftigen Dogmen. Man möchte die Vermutung wagen, dass beim Menschen irrige Identifizierungen in Worte konserviert werden, wodurch sie – anders als es bei Katzen und Elephanten der Fall ist –der ständigen Anpassungskontrolle durch die Umgebung entzogen sind ….“ (Stuart Chase: The Tyranny of Words) Jugendkulturen Die Szenen und Milieus der Jugend © Universal Music Bernhard Heinzlmaier © Universal Music © Universal Music Institut für Jugendkulturforschung, Alserbachstraße 18/7. OG, 1090 Wien Gesellschaftliches Sein und Bewusstsein • sozioökonomische Lebensbedingungen (Einkommen, Bildung etc.) werden in der Alltagswelt der modernen Gesellschaft in sehr unterschiedlichen ästhetisch-stilistischen Inszenierungen wirksam, sichtbar und erfahrbar. • Gleiche sozioökonomische Lebensbedingungen können ungleiche Lebensstile produzieren • Alltagshandeln nicht nur von demographischen Merkmalen, sondern auch von kulturellen Bedingungen und milieuspezifischen Werthaltungen geprägt • Soziale Milieus = Zusammenfassung von Menschen mit ähnlichen Lebensauffassungen und Lebensweisen Was sind die Sinus Milieus? • Menschen und Verbrauchersegmente mit ähnlichen Auffassungen, Lebens-, Konsum- und Arbeitsweisen • Gruppierung nach Werten (Familie, Politik, Religion etc.), Lebensstil, Geschmack, Kommunikation, Wohnen und Arbeiten • Werden seit den 1980er Jahren regelmäßig durchgeführt • Je höher ein Milieu angesiedelt ist, desto gehobener sind Bildung, Einkommen und Stellung in der Berufshierarchie • Je weiter rechts ein Milieu positioniert ist, desto moderner ist die Grundorientierung und Werthaltung Sinus-Milieus 2011 – Relative Autonomie der Werte Österreicher werden meist in Alte und Junge, Arme und Reiche, sowie Männer und Frauen in Zielgruppen unterteilt. Die internationale Sinus MilieuForschung geht einige Schritte weiter und zeichnet ein Bild der Gesellschaft nach ihren Wertorientierungen und Lebenseinstellungen. Die aktuellen Ergebnisse für Österreich zeigen, dass sich die Gruppen seit der letzten Befragung im Jahr 2001 deutlich verändert haben. Sinus-Milieus 2011 Der ehemals dominierenden Gruppe der bürgerlichen Mitte gehören aktuell nur noch 15 Prozent bzw. 1,1 Millionen Österreicher an. Damit ist die Gruppe des leistungs- und anpassungsbereiten Mainstreams seit der letzten Erhebung im Jahr 2001 um ein Fünftel geschrumpft. Das Milieu hat mehr Ängste und Sorgen als früher und fühlen sich vom sozialen Abstieg bedroht. Am aufsteigenden Ast sind die "digitalen Individualisten", die bereits 6 Prozent ausmacht. Durch den Internet-Boom wird die Gruppe mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren auch in Zukunft weiter rasant anwachsen. Sinus-Milieus 2011 Wie die digitalen Individualisten sind die Performer fest in der digitalen Welt verankert, die eine leistungsorientierte Elite bilden und neun Prozent der Bevölkerung ausmachen. Auf der anderen Seite gehen die konservativere Gruppen zusehends zurück, obwohl das "traditionelle Milieu" mit 15 Prozent noch stark vertreten ist, ist das "Ländliche Milieu", das 2001 noch sieben Prozent ausmachte, beispielsweise heute kaum noch anzutreffen. Jugend - Sinus-Milieus 2012 Abgrenzung der gesellschaftlichen Mitte nach unten Nicht lange rumtrödeln, flexibel sein und den richtigen Zeitpunkt für die Familienplanung erwischen (Beschleunigung,Konventionalismus) Subjektiver Optimismus – „Ich werde erreichen was ich mir vornehme (Ausnahme: die Prekären) Expeditive und Experimentalisten – starke Orientierung an Selbstverwirklichung (Autonomie) Sozialökologische und KonservativBürgerliche – Verantwortung und Gemeinwohlorientierung (Heteronomie) Jugend - Sinus-Milieus 2012 Die Prekären schämen sich oft für die soziale Stellung ihrer Eltern. Nehmen sich als ausgegrenzt und benachteiligt war Ihnen fehlt das Geld, um mangelnde Teilhabe durch Konsum zu kompensieren. Das Leben ein ständiger Kampf unter ungerechten Bedingungen Sozialer Aufstieg wird über Bildungsinstitutionen nicht erwartet Freizeitorientierung und „Spannungsschema“, gleichzeitig aber auch Passivität und Lethargie (vgl. die Arbeitslosen von Marienthal) Politisch Desillusioniert Jugend - Sinus-Milieus 2012 Die materialistischen Hedonisten setzen vor allem auf Konsum und wollen sich nicht kontrollieren lassen. Sie wollen keine Autoritäten akzeptieren (Rebellentum) und streben nach einem "gechillten Leben". Oper, Theater, klassische Musik - die Hochkultur insgesamt lehnen sie ab. "Geld macht jeden glücklich“, lautet ihr Lebensmotto. (Materialismus) Ausgeprägte Freizeitorientierung mit markenbewussten Konsumwünschen Traditionelle Rollenbilder, traditionelle Familienkonzepte (Konventionalismus) Politisch stark an rechts-populistischen Konzeptionen ausgerichtet Orientierung am „Spannungsschema“ Jugend - Sinus-Milieus 2012 Die experimentalistischen Hedonisten wollen ihr Leben einfach genießen und möglichst kreativ gestalten. Sie distanzieren sich vom Mainstream, sie sind die Reserve der Subkultur. Lebensmotto: "Ich lasse mir von niemandem sagen, wie ich mein Leben leben soll, bisher hat es auch ganz gut geklappt." Freizeitorientierung, Spannungsschema aber posttradtionelle Werte und Vergemeinschaftungspraxen Politik: Wenig Interesse Jugend - Sinus-Milieus 2012 Die Adaptiv-Pragmatischen sind so etwas wie die angepassten Neo-Spießer. Sie orientieren sich am Machbaren, planen voraus, und streben nach dem Wohlstand im Kleinen (Haus, Auto, Urlaub etc.) Eher am Status Quo ausgerichtet. Alles soll am besten so bleiben wie es ist – Veränderungen machen Angst. Statusbewusst: Auf andere, die weniger leistungsbereit und erfolgreich sind, schauen sie gerne herab. Problem: Den sozialen Status der Eltern halten Politik: Traditionelle Parteien der politischen Mitte Jugend - Sinus-Milieus 2012 Die Sozialökologischen sind die, die sich am ehesten engagieren und andere von ihren Ansichten überzeugen wollen Materialismus und Konsum sehen sie kritisch. "Ohne Geld würde unsere Welt viel schöner aussehen", sagen Jugendliche dieser Gruppe häufig Postmaterialistische Werthaltung: Ideen zählen mehr als Geld Handeln auf Gemeinschaft und Gesellschaft gerichtet. Im Zweifelsfall Heteronomie statt Autonomie Politik: Eindeutig Grüne Jugend - Sinus-Milieus 2012 Die Konservativ-Bürgerlichen finden Selbstdisziplin wichtiger als Selbstentfaltung Es sind die Frühvergreisten unter den Jugendlichen. Auch sie wollen, dass sich möglichst wenig ändert Es geht ihnen darum, einen Platz in der Erwachsenenwelt zu finden - der Traum ist die "Normalbiografie„ Traditionsorientierung – die Biographie der Eltern soll wiederholt werden. Kein Rebellentum. Traditionelle Geschlechterrollen und Lebensstile, hohe Anpassungsbereitschaft Elitenbewusstsein Zunehmende Mitleidslosigkeit und Intoleranz. (vgl. Heitmeyer 2010) Politik: ÖVP und FPÖ Jugend - Sinus-Milieus 2012 Die Expeditiven wollen flexibel, mobil und pragmatisch sein Es sind die Hipster unter den Jugendlichen, d.h. es ist für sie wichtig die neuesten Trends zu kennen und aufzunehmen. Der Massengeschmack wird verabscheut Sie wollen etwas leisten und sich gleichzeitig selbst verwirklichen. Wichtig in Allem: sich von der Masse abheben (Snobismus) Politik: Unkonventionelle Aktionen und Thematiken Materialistische und experimentalistische Hedonisten Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit