17 Schweizer Betonforum_BauPortal 24.09.14 13:12 Seite 2 Schweizer Betonforum Bauen in Beton – nachhaltig und energiegerecht Das 8. Schweizer Betonforum wurde von der Betonsuisse Marketing AG, Bern, in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich (Institut für Technologie in der Architektur ITA) im Juni 2014 an der ETH Zürich Zentral mit zahlreichen Teilnehmern auch aus dem Ausland durchgeführt. Die diesjährige Fachtagung für Architekten, Ingenieure und die Bauwirtschaft befasste sich mit dem Thema „Bauen in Beton – nachhaltig und energiegerecht“. Berichtet wurde über Nachhaltigkeit, Verdichtung und Energieeffizienz; weiter wurden Planungsinstrumente und deren Bedeutung für nachhaltiges Bauen mit Beton vorgestellt. Architekten und Ingenieure erhielten zahlreiche Anregungen für ihre Arbeit. Nach Eröffnung der Fachtagung durch den Tagungsleiter Prof. Dr. Joseph Schwartz (ETH Zürich, ITA) erläuterte Jörg Berli (Betonsuisse Marketing AG) die ZieIe seiner Gesellschaft als Plattform für Wissentransfer und Erfahrungsaustausch rund um den Baustoff Beton das alljährliche Schweizer Betonforum [1–7] zu etablieren. Die Organisation Betonsuisse wird durch die Schweizerische Cementindustrie (cemsuisse) und die Fachverbände der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie (KSKB), Schweizer Betonprodukte (SwissBeton) und Schweizerische Hersteller von Betonzusatzmitteln (FSHBZ) getragen. Nachhaltig und energiegerecht Zeitgenössische Architektur setzt auf Nachhaltigkeit. Dabei steht der wirkungsvolle und bewusste Umgang mit natürlichen Ressourcen im Mittelpunkt. Bei der Bewertung der Umweltverträglichkeit muss ein Baustoff in seiner Wirkungsweise aIs Teil eines Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden, wie Errichtung des Bauwerks, seine Nutzung und Entsorgung. Umweltschonend soll nicht nur das Herstellen des Baumaterials sein, sondern die Bauweise selbst. In einer derartigen Gesamtbetrachtung ist Beton ein nachhaltiger Baustoff, in vielen Bereichen mit klaren Vorteilen gegenüber anderen Baustoffen. So liegen die Stärken des Betonbaus in seiner Dauerhaftigkeit, seiner Nutzungsvielfalt, den geringen Betriebs- und Unterhaltungskosten sowie seinen Weiterverwendungsmöglichkeiten. Eine nachhaltige Entwicklung verlangt nach einer Verdichtung der Bausubstanz, die sich wegen der hohen statischen Anforderungen und der Brandsicherheit oft nur mit Beton verwirklichen Iässt. Der größte Energieverbrauch eines Gebäudes entfällt auf die Heizung und Wassererwärmung. Beim Verringern des Energieverbrauchs kann Beton mittels Aktivierung seiner Speichermasse eine hervorragende Rolle spielen: im Sommer können massive Gebäude gekühlt und im Winter kann die benötigte Heizleistung aus dem Speicher bezogen werden. rien für die Zukunft, wie starke Konzentration der Verdichtung in den Städten, Höhenfreigabe und Ausschöpfung des Investitionswillens dabei vorausgesetzt. Das nachhaltige und energetische Bauen mit Beton wurde im Berechnungsmodell SIA 380/1 klar ersichtlich und an praktischen Beispielen gezeigt, dass Beton als Speichermasse größere GIasflächen in der Fassade ermöglicht sowie weniger Haustechnik und Wärmedämmung erfordert. Deshalb sollten vermehrt energetische Berechnungen durchgeführt werden. Das wurde auch an „Beton im Spannungsfeld unterschiedlicher Anforderungen am Praxisbeispiel Hochschulzentrum von Roll, Bern“ hinsichtlich des Baustoffs (Schutz gegen Feuchtigkeit, Vorfabrikation, hohe Festigkeit, schnelle Bauweise, SchaII- und Brandschutz und Wiederverwendbarkeit) und des Gebäudes (Nutzungsflexibilität, Minergie-P-Eco, 51 % RC-Beton) erläutert. Wohnbedürfnisse und Raumentwicklung Begonnen wurde mit Ausführungen über zukünftige Wohnbedürfnisse und Raumentwicklung mit Einzelheiten über Entwicklung von Demographie und Wohnungsbau, unterschiedlichen Wohnbedürfnissen je nach Raumtyp und SzenaAbb. 3: Innovatives und nachhaltiges Fassaden- und Energiekonzept Abb. 1: Verdichtung im Bestand 54 Abb. 2: Verdichtung in den Städten – wessen Chancen? www.baumaschine.de/Betontechnik – BauPortal 10/2014 17 Schweizer Betonforum_BauPortal 24.09.14 13:12 Seite 3 Abb. 4: Hochschulzentrum von Roll – Gebäude zur Hälfte unter GOK, Baukörper geteilt durch Lichthöfe und abgestützt auf Brückenträgern, großzügige Erschließungsbereiche Neue Standards Um die drei Dimensionen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt gleichermaßen und möglichst umfassend in Planung, Bau und Betrieb einzubeziehen und zu beurteilen, wurden in den letzten Jahren Standards, wie z.B. der neue Standard „Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) und 2000 Watt-Gesellschaft, und Labels (Gütesiegel), wie MINERGIE usw, geschaffen. Im Beitrag „Der Baustoff Beton im Kontext von Labels und Planungshilfen“ wurde an Praxisbeispielen gezeigt, wie auch mit dem Einsatz von Beton diese Zielsetzung erreicht werden, Beton also als nachhaltiger Baustoff bezeichnet werden kann. Außerdem wurden die neuesten Erkenntnisse hinsichtlich des Neuen Standards „Nachhaltiges Bauen Schweiz“ erläutert, der im Auftrag des Bundesamtes für Energie (BFE) im Rahmen des Programms Energie Schweiz entwickelt wurde. Danach folgten Berichte über das „Netzwerk nachhaltiges Bauen – Schweiz (NNBS), ein neuer Partner für die Schweizer Bauwirtschaft“ und „AQUATIKON“, ein ausgewähltes Praxisbeispiel für den Standard „Nachhaltiges Bauen Schweiz“ und eines der ersten Gebäude in der Schweiz mit • Verdunstungskühlung (mittels Saline und Regenwasser) zur Kühlung der Umwelt um 5–7° C, • Verringerung des Energieverbrauchs um 25 %, • Lichtlenkung (50 % Erhöhung der Raumtiefen-Ausleuchtung), • Flächenflexibilität (durch 1,35 m Achsraster), • rd. 100 % recyclingfähige Baustoffe, • eine bis zu 72 % Ressourcen optimierte Energieherkunft (Nutzung der internen Ressourcen, wie Photovoltaik, Erdspeicher und Saline). Die abschließende Podiumsdiskussion ergab zum Teil unterschiedliche Erfahrungen und Erkenntnisse. Das 9. Schweizer Betonforum wird im Juni 2015 wieder in Zürich stattfinden. Literatur [1] 1. Schweizer Betonforum: Selbstverdichtender Beton, der Baustoff für das 3. Millenium. www.beton-suisse.ch [2] 2. Schweizer Betonforum: Sichtbeton – ästhetisch und funktionell. TIEFBAU 10/2008, S. 637 [3] 3. Schweizer Betonforum: Beton und Energie. www.beton-suisse.ch [4] 4. Schweizer Betonforum: Wirtschaftliches Bauen mit Beton. BauPortal 11/2010, S. 673 [5] 5. Schweizer Betonforum: Architektur- und Energiekonzepte mit Beton. BauPortaI 9/2011, S. 14 [6] 6. Schweizer Betonforum: Herausforderung Sichtbeton. BauPortal 8/2012, S. 40 [7] 7. Schweizer Betonforum: Farbbeton im Trend. BauPortaI 8/2013, S. 48 Dipl.-Ing. Gunther Brux Freier Baufachjournalist Abb. 5: MINERGIE-ECO – Standards zur Zertifizierung von gesunden und ökologischen Bauweisen BauPortal 10/2014 – www.baumaschine.de/Betontechnik Abb. 6: Beton im Kontext des SNBS 55